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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2017
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diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
Die islamische Welt
ist schwuler als du denkst
The Islamic world is more gay than you think
Wie homophob ist der Islam?
Falsche Frage. Die wahren Probleme sind Intoleranz und mangelnde Aufklärung.
In vielen islamischen Ländern werden Homosexuelle verfolgt, doch im Verborgenen gibt es eine aktive Szene.
Es begann
mal als schüchternes Angebot in einem Wasserpfeifen-Café, mal als offensive
Anmache am Taxi-Stand. Der eine sagte klar, was er wollte. Der andere
flüsterte: "Lass uns einfach schauen, was passiert." Die
Rede ist von Begegnungen mit Männern, die sich mit mir zum Sex verabreden
wollten. Aber nicht in Berlin oder New York, sondern in Aleppo, Kairo und
Amman. Nie habe ich so viele Angebote zum gleichgeschlechtlichen Sex bekommen
wie in islamischen Ländern. Nie habe ich Männerfreundschaften erlebt, die auch
körperlich innig sind, wie unter Muslimen.
Das ist die
eine Seite.
Die andere
Seite marschierte am Sonntag mit einem Sturmgewehr bewaffnet in einen queeren
Club im amerikanischen Orlando und erschoss 49 Menschen (bento). Im Iran hängen
die Körper von Homosexuellen an Baukränen, in Saudi-Arabien schlagen
Religionswächter Schwulen die Köpfe ab und in Syrien stürzt der selbsternannte
"Islamische Staat" Homosexuelle von Hochhäusern.
Der Islam
ist im Verständnis vieler eine homophobe Religion: Muslime mögen einfach keine
Schwulen. Aber auch wenn Islamisten heute Homosexualität verteufeln, war
gleichgeschlechtliche Liebe in der islamischen Welt jahrhundertelang
selbstverständlich. Und auch wenn Homophobie heute aus westlicher Sicht als
typisch islamisches, als "mittelalterliches" Problem gilt – in
Wahrheit ist es in der Region ein ziemlich modernes Phänomen.
Ein
Überblick:
Wie gingen
Muslime früher mit Schwulen um?
Körperliche
Liebe zwischen Männern war zwischen dem 8. und 18. Jahrhundert in der
islamischen Welt so selbstverständlich, dass es das Label "schwul"
eigentlich nicht gab. Die Einteilung von Liebe und Sex in eine
"homosexuelle" und eine "hetereosexuelle" Sphäre ist ein
ziemlich modernes Phänomen – auch im Westen.
Wie im
christlichen Europa entschied sich in der islamischen Welt jahrhundertelang die
Sexualmoral eher an einzelnen Sexpraktiken als an der sexuellen Identität der
Menschen. Und ähnlich wie heute gab es deshalb auch im Europa der Vormoderne
allerlei Klischees um das Thema Islam und Homosexualität.
Nur der
Unterschied zu heute könnte kaum größer sein: Massenhaft brachten europäische
Orientreisende Geschichten über sexuelle Lasterhaftigkeit mit zurück ins
christlich-verklemmte Abendland. Haremsgeschichten und -gemälde faszinierten
die Europäer. Muslime galten als freizügig und sexuell enthemmt. Ein Klischee
übrigens, das bis heute nachwirkt: Auch Böhmermanns Stereotyp vom türkischen
Ziegenficker geht zurück auf jene Tage.
Woran zeigte
sich der lockere Umgang mit Schwulen?
Wer wissen
will, wie unverklemmt Muslime einst mit der Liebe zum eigenen Geschlecht
umgingen, muss Gedichte lesen. Jahrhundertelang brachten muslimische Lyriker in
arabischer, persischer und osmanischer Sprache ihre homoerotischen Fantasien in
Versform. Wahrscheinlich dürfte keine andere Kultur eine solche Vielfalt an
homoerotischer Literatur hervorgebracht haben wie die islamische.
Die Verse
des berühmtestes persischen Dichters überhaupt, Hafiz, sind voller Homoerotik.
Über seine Zuneigung zu gut gebauten türkischen Sklaven schrieb er:
"Nähm
der Schirazer Türke mein Herz in seine Hand, Für’s Hindumal schenkt’ ich ihm
Buchara und Samarkand."
Und wenn
heutige Islamisten vorgeben, sich auf die Zeit der ersten islamische Kalifen zu
berufen, sollten sie vielleicht erst einmal Abu Nuwas lesen. Er gilt als
berühmtester Dichter der arabischen Welt und schwärmte im 9. Jahrhundert über
die Geschlechtsteile seiner Geschlechtsgenossen:
"Im
Bade wird dir das sonst durch die Hosen Verborgene sichtbar. Auf zum
Betrachten! Gucke mit nicht abgelenkten Augen!"
Aber im Koran wird
Homosexualität doch verurteilt?
Ja und Nein. Ein explizites Verbot von
Homosexualität findet sich nirgends im Koran. Heutige Homophobe
stützen sich vor allem auf eine Geschichte, die auch Bibelleser kennen: Sie
handelt vom Propheten Lot, der im sündigen Sodom für Ordnung sorgen soll. Die
Bewohner Sodoms – im Koran heißen sie "das Volk Lots" –
werden auch im Koran für ihr Verhalten von Gott vernichtet.
Wogegen sich der Groll Gottes richtete, haben
islamische Gelehrte allerdings zu unterschiedlichen Zeiten und an
unterschiedlichen Orten immer wieder anders bewertet: Für die
einen verurteilte Gott damit Männer, die miteinander Sex haben. Für die anderen
richtete sich sein Groll gegen Formen sexueller Gewalt. Die abwertende
arabische Bezeichnung "loti", umgangssprachlich für
"schwul", zeugt heute noch von dieser Geschichte.
Und was ist mit
Lesben?
Schwierige Frage. Das patriarchalische
Gesellschaftsverständnis der islamischen Welt hat leider dazu geführt, dass
über Liebesbeziehung zwischen Frauen weit weniger überliefert ist. Vieles
deutet allerdings daraufhin, dass es gerade die Männerfokussierung der
islamischen Welt war, die einander liebenden Frauen große Freiheiten
ermöglichte: Denn nicht nur Dichter, sondern auch Richter
interessierten sich kaum dafür, was Frauen untereinander trieben.
Die islamische Welt ist also ein Paradies für Schwule?
Nein. Die Zeiten, in denen männerliebende Europäer
vor Verfolgung der katholischen Kirche in den Orient flüchteten, sind lange
vorbei. Mit den europäischen Kolonialarmeen hielt im 19. Jahrhundert auch die
homophobe Sexualmoral des christlich-verklemmten Abendlandes Einzug in
die islamische Welt. Islamisten, die die liberalen
Gesellschaftsentwürfe vergangener Tage als Ursache für die eigene militärische
und politische Schwäche ausmachten, erledigten den Rest.
So selbstverständlich wie islamische Dichter einst
die Liebe zum eigenen Geschlecht zelebrierten, gehört Homophobie heute
leider zum Alltag in islamischen Gesellschaften. In fast allen
islamischen Ländern steht Homosexualität heute unter Strafe. Im Sudan,
Jemen, Iran, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten droht
Homosexuellen sogar der Tod. Von der sexuellen Vielfalt früherer Tage
sind die meisten Muslime heute ebenso entfremdet wie ihre westlichen
Gleichaltrigen.
Gibt es auch heute noch Freiräume für Schwule in der islamischen Welt?
Trotz der strengen Gesetze – es gibt Schwule und sie
führen auch Beziehungen miteinander. Auch heute verlaufen die Grenzen der
Sexualität in islamischen Gesellschaften immer noch etwas anders als im Westen.Kairo und Beirut kennen
"cruising areas", um die die Polizei einen Bogen macht, in Damaskus gibt
es inoffizielle Badehäuser für Schwule. Betritt man solch ein
Hammam, trifft man junge, kräftige Männer, Familienväter, schüchterne
Jünglinge. Per Zeichen verabreden sich die Männer für Dates, wer Lust hat,
zieht sich mit einem Freund in eine dunkle Ecke zurück ("Süddeutsche Zeitung").
Als eine ägyptische TV-Show im vergangenen Jahr eine
Razzia in einem vermeintlichen Schwulen-Hammam inszenierte, verklagte das
Gericht später die Moderatorin für die Zurschaustellung – die Männer blieben
unbehelligt (Al-Monitor).
Auch erste sexuelle Erfahrungen sammeln junge Männer
und Frauen häufig mit ihren Freunden: beim "Gruppenwichsen" oder
gegenseitigem Oralsex. Auch Händchenhalten unter Freunden oder gegenseitige
Massagen in Badehäusern, auch bei Männern, sind weit verbreitet. Für viele
Heranwachsende in islamischen Ländern ist das Normalität.
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