Donnerstag, 14. August 2014

"Die meisten Stricher kommen aus Osteuropa"

Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle Rechte vorbehalten!
Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2014
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                       In Zusammenarbeit mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
"Die meisten Stricher kommen aus Osteuropa"
Damit bleiben eigentlich nur die Industriegebiete übrig. Zu weit weg von der Szene. Da trifft man sich dann doch in den einschlägigen Lokalen - und zieht sich zum Vollzug in die Wohnung des Freiers zurück. Dabei riskieren beide Seiten viel: Wer weiß schon, wer einen da aufs Zimmer begleitet?
Einmal, vor sechs Jahren, ist René an seine Grenzen geraten. Aufhören wollte er, Schluss machen, den ganzen Stress hinter sich lassen. Ein Freier, angeblich ein berühmter Hamburger Journalist, hatte ihn gefesselt und so massiv gewürgt, dass er ins Krankenhaus eingewiesen werden musste. Sechs Monate pflegte René seine Wunden, die äußeren und die inneren.

Dann machte er sich wieder an die Arbeit. Der Grund: klar, das Geld. "Wegen dem Spaß bestimmt nicht", sagt der 33-Jährige und lacht bitter. Der Zynismus in seiner Stimme ist nicht zu überhören.

Die meisten Freier würden ihn allerdings gut behandeln, einmal hat er sich bei der Arbeit sogar verliebt. "Sechs Monate waren wir ein Paar", erinnert sich René. Dann musste der Freund ins Gefängnis. Dennoch sei es wichtig, zwischen beruflichem und privatem Sex zu trennen: "Anders könnte ich den Job nicht überstehen."

Der Wirt in der schummrigen Kneipe kennt René seit zehn Jahren, auch ihm ist aufgefallen, dass der junge Tscheche in dieser Zeit "härter und reifer" geworden ist. "Aber zu dem Job wird ja niemand gezwungen." Während der 15 Jahre, in denen er die Kneipe im Glockenbachviertel führt, habe sich die Szene sehr verändert: Früher gingen hauptsächlich türkische und deutsche Männer auf die Straße, um nebenher was zu verdienen. Von irgendetwas mussten sie ihre Drogen ja bezahlen.

Bei den osteuropäischen Strichern von heute aber gehe es um die Aussicht auf ein besseres Leben, um eine Perspektive, um eine Chance - um Werte also, die sie in ihren Heimatländern kaum finden.

Einmal pro Woche kommt Wolfgang Zeilnhofer-Rath in die Kneipe. Der 49-Jährige ist Sozialpädagoge und arbeitet für Marikas, eine Münchner Beratungsstelle für anschaffende Männer. Dem Streetworker geht es vor allem um die Gesundheitsprävention: Er und seine Mitarbeiter verteilen Flyer und Kondome und stehen für Fragen zur Verfügung. "Wenn wir in die Kneipen kommen, schauen wir uns erstmal in Ruhe um und beobachten die Lage", sagt er.

Mittlerweile erkennt er schnell, mit wem er es zu tun hat: bei den Ü-50- oder Ü-60-Männern mit Freiern, bei den Jungs zwischen 18 und Ende 20 mit ihren Strichern. Außerdem ist da noch die Nationalität: "Die meisten Freier sind Deutsche, die meisten Stricher kommen aus Osteuropa."

Das war jedoch nicht immer so: Nach der Wende und dann noch einmal nach der EU-Osterweiterung kamen immer mehr junge Männer, zuerst aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Polen und den Baltischen Staaten, inzwischen vor allem aus Bulgarien und Rumänien, nach Deutschland, um hier anzuschaffen. Gerade die Bulgaren und Rumänen hätten, so der Wirt, in der Schwulenszene jedoch keinen besonders guten Ruf: zu faul, zu langweilig im Bett und unsauber.

Zeilnhofer-Rath kennt die Szene sehr gut, mehrere Jahre hat er in ähnlichen Kneipen gearbeitet und früher selbst in homosexuellen Partnerschaften gelebt. Mittlerweile ist der Streetworker in den Kneipen so bekannt, dass die Stricher von sich aus auf ihn zukommen, wenn sie etwas wissen wollen: über Schlafmöglichkeiten, ihren Aufenthaltsstatus, legale Prostitution, Krankenversicherung - und über Ausstiegsmöglichkeiten.

"Je größer die Not, desto niedriger der Preis"

Dreimal in der Woche können die Männer auch direkt ins Dreimühlenviertel zur Beratungsstelle Marikas kommen. Die Stricher finden dort eine eigene Wohnung für sich: drei Zimmer, Küche, Bad.
Von halb sieben morgens bis vierzehn Uhr stehen ihnen dort sechs Schlafplätze zur Verfügung, Hochbetten, von der Bundeswehr aussortiert. Nach dem Essen stehen Wäschewaschen, Internet, Kicker- oder Brettspiele für nachmittags auf dem Programm - und bei Bedarf Gespräche mit den Sozialpädagogen.

"Teilweise bringen wir denen hier ganz grundlegende Dinge bei", sagt Carmen Jörg, die Marikas seit vier Jahren leitet. Wie man ein Kondom richtig benutzt, zum Beispiel, und dass man sich dadurch vor Aids und Geschlechtskrankheiten schützen kann. Die Sozialpädagogin wirkt wie eine Frau, die viel gesehen und erlebt hat. Wenn die 43-Jährige von den Strichern, den "Jungs", erzählt, klingt ihre Stimme hart.

Sie beschönigt nichts, redet frei über Sexpraktiken und die Probleme, die man als Frau bei der Arbeit mit männlichen Prostituierten hat: keinen Respekt, Scham, Unverständnis. "Die meisten Jungs, die wir hier kennen lernen, sind Familienväter zwischen 20 und 25 Jahren", sagt Jörg. Von den Gagen der Callboys, die auch für Besuche im Museum, der Oper oder Vernissagen bezahlt werden, können sie nur träumen.

"Es gibt Jungs, die machen 's für zehn, andere für 100 Euro." Einige der Stricher bezahlen mit ihrem Körper nur für ein warmes Essen, für eine Nacht mit Decke über dem Kopf - oder für ein Handy. Das Einzige, was man definitiv sagen kann: "Je größer die Not, desto niedriger der Preis."

Bei den Freiern handelt es sich laut Carmen Jörg größtenteils um ältere, allein stehende Männer, die keinen Partner finden. In der Schwulenszene kommt es immer noch mehr als in heterosexuellen Beziehungen auf Schönheit und Jugend an: ein Grund, warum vor allem die blutjungen Stricher so begehrt sind.

Einige wenige Freier würden aber auch in heterosexuellen Partnerschaften leben und sich nicht trauen, ihre Homosexualität offen auszuleben - und sich dann im Internet oder in Szenekneipen einen Stricher suchen.

"Meine Eltern würden die Wahrheit nicht überleben"
Die viele Stricher es genau in München gibt, ist unklar. Je nachdem, ob man bei der Polizei, in den Kneipen oder in der Beratungsstelle nachfragt, schwanken die Zahlen von 23 über 100 bis 700. Klar ist jedoch, dass sie alle hinter dem großen Geld her sind. Einige kaufen sich vor allem westliche Statussymbole, andere schicken den Großteil zu ihren Familien ins Ausland - und wieder andere planen damit ganz spießig für die Zukunft.

René, der junge Tscheche, ist einer von ihnen. Er hat neben Kleidung und "Schnickschnack" von seinem Verdienst schon eine 70 Quadratmeter große Eigentumswohnung in Tschechien gekauft. Den größten Teil des Geldes legt er aber auf die Seite, "für später", wie er sagt. Dann will René in seinem Heimatland eine Bar aufmachen, die Leute sollen zu ihm kommen und sich wohl fühlen.

Wohl fühlen? René wirkt jetzt nachdenklich, sein Fuß hört für einen kurzen Moment auf zu wippen, das Trommeln des Fingers lässt nach. "Ich habe hier meine besten Jahre verbracht", sagt er und schaut sich langsam in der dunklen, verrauchten Kneipe um. "Das hinterlässt natürlich Spuren in der Psyche."

Wirklich guten Freunden würde er deshalb auch nie zu diesem Job raten. "Ob ich glücklich bin?", fragt René ungläubig zurück. Er zuckt mit den Schultern und denkt kurz nach. "Ja, ich meine, glücklich sein ist doch subjektiv." Nach einem kurzen Zögern ergänzt er: "Ich bin nicht unglücklich."

Trotzdem treibt es ihn immer wieder heim, weg von München. Wenn er genügend Geld beisammen hat, fährt er zurück nach Tschechien. Dort behauptet er, "in der Gastronomie" zu arbeiten; nur die engsten Freunde wissen, womit er sein Geld tatsächlich verdient.

"Meine Eltern würden die Wahrheit nicht überleben", sagt er. Doch irgendwann wird das Geld wieder knapp. Dann packt René seine Sachen zusammen, verabschiedet sich von seinen Freunden und von der Familie. Macht sich wieder auf den Weg. Nach Deutschland, auf den Strich.



In Indien gibt es jetzt drei Geschlechter Historischer Erfolg für Transsexuelle: Im konservativen Indien werden sie fortan als dritte Geschlechtsgruppe anerkannt und erhalten wichtige Minderheitenrechte.

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In Indien gibt es jetzt drei Geschlechter Historischer Erfolg für Transsexuelle:Im konservativen Indien werden sie fortan als dritte Geschlechtsgruppe anerkannt und erhalten wichtige Minderheitenrechte.

Die Transgender-Gemeinde jubelt.
Von Sophie Mühlmann

Drittes Geschlecht in Indien offiziell anerkannt

In Indien gibt es künftig drei Geschlechter. Das hat nun der oberste Gerichtshof entschieden. Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich bezeichnen, sollen künftig als "drittes Geschlecht" gelten.
Sie werden verspottet, missachtet und missbraucht: Indiens "Hijra", die Männer in Frauenkleidern, die weiblichen Seelen im männlichen Körper. Ihr Brot verdienen die meisten von ihnen ohne Würde: mit Singen und Tanzen, mit Betteln oder dem Verkaufen ihres Körpers. Nun gaben die Richter den Transsexuellen Status und Selbstachtung zurück: sie schenkten ihnen eine eigene Identität.

Indien hat – nach Australien, Neuseeland und Nepal – nun offiziell drei Geschlechter. Der Oberste Gerichtshof des Landes hat am Dienstag in der Hauptstadt Neu-Delhi ein historisches Urteil gefällt: Gleiches Recht für alle: für Frauen, für Männer und für das sogenannte dritte Geschlecht.

Diese je nach Schätzung ein bis zwei Millionen Transsexuellen des südasiatischen Subkontinents fühlen sich weder als Männer noch als Frauen. Früher in Indiens Geschichte wurden die Hijra respektiert. Besonders in ihrer Glanzzeit, in den Jahren der muslimischen Moghulherrschaft, genossen sie als Hof- oder Haremseunuchen großes Ansehen. Nicht selten hatten sie wichtigen Posten inne.

400 Jahre ein fester Platz in der Geschichte

Sie galten als gesegnet, doch das ist lange vorbei. Inzwischen wurden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt und massiv diskriminiert – obwohl sie seit über 4000 Jahren einen festen Platz in der indischen Kultur und in den Geschichtsbüchern und Epen innehaben.


Bei einem Protestmarsch durch Mumbai demonstrierten diese Transexuellen für mehr Rechte – die sie jetzt eingeräumt bekommen

Gezwungen, sich zu verkaufen: Eine Prostituierte, transsexuell, bietet ihre Dienste an
Heute aber erklingen schrille Pfiffe und Beleidigungen, wenn ein Mann in Frauengewändern eine indische Straße überquert. Krankenhäuser lehnen es mitunter ab, einen Transsexuellen aufzunehmen.
Das alte Gesetz verweigerte Eunuchen, Hermaphroditen und Corssdressern bis vor einem Jahr noch das Recht zu wählen. Sie durften kein Eigentum besitzen, nicht heiraten oder ihre Identität mit einem Pass oder Führerschein belegen.

Stattdessen zwangen die Behörden sie, sich bei amtlichen Vorgängen für männlich oder weiblich zu entscheiden. In Ämtern und Bildungsstätten, selbst in Eisenbahnen und Bussen, nicht einmal in öffentlichen Toiletten (mit Ausnahme des Bundesstaates Tamil Nadu) gab es einen Ort für sie. Wo sie auch hinkamen, sie waren nicht willkommen – und sie fühlten sich fehl am Platz.

Transsexuelle sind auch Bürger Indiens

Das soll nun anders werden. Es sei "der Geist der Verfassung, allen Bürgern die gleichen Chancen einzuräumen, unabhängig von Kaste, Religion oder Geschlecht", erklärte das Gericht. "Transsexuelle sind auch Bürger Indiens", und man müsse ihnen "dieselben Möglichkeiten zu wachsen zur Verfügung stellen". Das Urteil legt nun schwarz auf weiß fest: "Es ist das Recht eines jeden menschlichen Wesens, sein Geschlecht selbst zu wählen".

Lakshmi Narayan Tripathi, ein Aktivist für die Rechte von Transsexuellen, freute sich gegenüber der "Times of India" über den Gerichtsbeschluss: "Der Fortschritt des Landes hängt von den Menschenrechten seiner Bevölkerung ab, und wir sind sehr glücklich über die Entscheidung, denn der Oberste Gerichtshof hat uns diese Rechte gegeben. Heute bin ich zum ersten Mal stolz, Inder zu sein." Tripathi war einer der Anführer der Bewegung gewesen, die den Stein 2012 durch eine landesweite Petition ins Rollen gebracht hatten.

Die hohen Herren auf der Richterbank haben die neue Kategorie klar definiert: Alle, die in das eine Geschlecht hineingeboren wurden, später aber durch Operation, Kleidung oder Make-up die äußerlichen Merkmale des anderen angenommen haben oder die schlicht das Leben des anderen Geschlechtes führen, gelten nun offiziell als "drittes Geschlecht" mit allen entsprechenden Rechten.

Rückfall bei Homosexualität

Homo- und Bisexuelle, stellten die Richter allerdings klar, fallen nicht unter diese neue Kategorie. Das gleiche Gericht hatte erst vor vier Monaten ein heftig kritisiertes Gesetz aus der britischen Kolonialzeit wieder neu installiert, das Geschlechtsverkehr zwischen Homosexuellen strafbar macht und für "widernatürlich" erklärt. Dabei war Homosexualität in Indien erst 2009 legalisiert worden.

Das dritte Geschlecht aber darf sich fortan ganz offiziell an Schulen und Universitäten einschreiben und um eine Arbeitsstelle bewerben. Quoten werden eingeführt, wie sie bereits für andere "sozial und wirtschaftlich rückständige" Minderheiten existieren. Auch sollen die Transsexuellen von nun an einen eigenen Platz innerhalb des Sozialsystems bekommen.

Das staatliche Gesundheitssystem soll sich offiziell mit ihren speziellen medizinischen Besonderheiten vertraut machen. Und eine landesweite Aufklärungskampagne soll außerdem das Stigma aus der Welt schaffen, das die Hijra bisher umgab. "Sie sind Teil der Gesellschaft", erklärte das Gericht, "und die Regierung muss Schritte einleiten, um sie dem gesellschaftlichen Mainstream zuzuführen".

Sie flüchten sich in Nischen

Leichter gesagt als getan. Transsexuelle haben es in Indiens traditioneller Gesellschaft schon innerhalb ihrer eigenen Familie so schwer, dass die meisten gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen. Sie flüchten sich in Nischen, wo sie mehr oder weniger geduldet werden.

Dem alten Brauch und Aberglaube nach können die Hijra Menschen segnen oder verfluchen. Man bezahlte sie, um sich durch sie das Pech vom Leib zu halten. So erscheinen sie bis heute gern bei Geburten und Hochzeiten, bei Firmengründungen und Einzügen in ein neues Zuhause. Sie betteln und provozieren: stimmt das Geld nicht, heben sie gern mal ihren Rock hoch, denn für fromme Hindus bedeutet der Anblick der kastrierten männlichen Genitalien einen Fluch, der sieben Jahre anhält.

Im Bundesstaat Bihar wurde seit 2006 gar der schlechte Ruf der Hijra ausgenutzt: Sie wurden für einen geringen Lohn offiziell als Steuereintreiber eingesetzt. Die bunten Vögel mussten vor dem Haus des Steuerhinterziehers so lange laut singen, bis es ihm so peinlich wurde, dass er bezahlte. Diese Methode erwies sich als die effektivste im ganzen Land.

Heldenhafter Eunuch im Film

Der Trend zu einer liberaleren Einstellung ist aber bereits seit einiger Zeit zu spüren, und es gibt immer mehr Ausnahmen aus den Kreisen der Transsexuellen, die es ins Rampenlicht schaffen und Respekt genießen. Indien hatte ein erstes transsexuelles Fotomodell und eine Hijra-Fernsehmoderatorin. In dem Bollywoodfilm "Jodhaa Akbar", einem historischen Epos aus dem Jahr 2008, hat eine Hijra nicht wie sonst üblich die komische Rolle inne, sondern stellt einen heldenhaften Eunuchen an der Seite der weiblichen Hauptrolle dar.

Die transsexuelle Kalki Subramanian hat 2009 die weltweit erste Online-Datingwebsite für ihresgleichen gegründet – mit großem Erfolg. Und im März 2000 zog im Bundesstaat Madhya Pradesh mit Shabnam "Mausi" ("Tante" Shabnam) sogar zum ersten Mal eine Hijra ins Parlament ein.

Mit dem historischen Urteil wird der gleichwertige Status der Hijra nun amtlich. Auf dem Papier klingt das neue Gesetz vielversprechend. Doch der Weg zu echter Gleichberechtigung wird lang und steinig. Indien ist eine zutiefst chauvinistische Gesellschaft. In einem Land, wo schon Frauen kaum Rechte haben, warnen Kritiker, wo junge Mädchen wie alte Weiber auf offener Straße vergewaltigt werden, wie kann man da erwarten, dass ein Mann in Frauenkleidern von heute auf morgen respektiert wird?


Anderssein darf sich sehen lassen Die Life-Ball-Plakate mit Transgender-Model Carmen Carrera haben nicht nur Bewunderer. 
Ja, dürfen sie denn das? Da meint man eine Frau mit perfekten Rundungen zu bestaunen, die dasteht, wie Gott sie schuf, mit vielleicht etwas zu straffem Busen, aber doch eindeutig weiblichen Geschlechts.
Und siehe da: Einen halben Meter weiter rechts ist dieselbe Nackte abgebildet, wieder mit gefälligem Dekolleté, aber da hängt noch ein Penis dran, der da sogar hingehört. Bei dem Modell für den Wiener Life Ball handelt es sich nämlich um Transgender-Woman Carmen Carrera, die heute zwar als Frau lebt, ihr männliches Geschlecht aber nicht entfernen ließ.
Es ist die programmierte Erregung:

Das Life-Ball-Plakat 2014, gestaltet von Starfotograf David LaChapelle, ist als "Ode an Toleranz und Akzeptanz" konzipiert – und als Provokation.

Die ist auch, zumindest zum Teil, gelungen. Obwohl sich der Organisator der Benefiz-Veranstaltung, Gery Keszler, einen lauteren Aufschrei erwartet hätte. Mehr als 100 Beschwerden gingen seit Beginn der Woche beim Werberat ein, einige Penisse auf den in Wien affichierten Plakaten wurden von Passanten übermalt. Am lautesten wird freilich in den sozialen Netzwerken getobt und gegeifert. Eine oft geäußerte Befürchtung auf Facebook und Twitter: Wie soll ich das bitte meinem Kind erklären?

Überforderung
Sandra Vélasquez ist Kinderpsychologin in Wien. Die Aufregung um das Life-Ball-Plakat ist bereits bis in ihre Praxis vorgedrungen. "Zwei verunsicherte Eltern haben nachgefragt, wie sie damit umgehen sollen. Dieses Thema geht ganz tief in die Glaubens- und Wertesysteme der Menschen", sagt Vélasquez. "Als Teenies haben wir nackte Menschen heimlich unter der Decke angeschaut, jetzt hängen Bilder von Nackten überall in der Stadt. Viele sind damit total überfordert."

Die Psychologin rät ihren Klienten zu einem ehrlichen, altersgerechten Umgang mit dem Thema "Anderssein". "Die Meinung der Kinder bitte zulassen." Es könne nämlich gut sein, dass Erwachsene schockiert reagieren, während Kinder die Plakate lustig finden, sagt Philipp Ikrath vom Institut für Jugendkulturforschung.

Einem kleinen Kind, das vor einem der Life-Ball-Plakate stehen bleibt, könnte man etwa sagen, dass es Männer gibt, die Frauen sein wollen, und umgekehrt, sagt Vélasquez. "Kinder verstehen, dass Transgender eine gesellschaftliche Realität ist."

Bei älteren Kindern und Jugendlichen könne man etwas konkreter werden und zum Beispiel antworten, dass der menschliche Körper eben vielfältig sei. Ikrath: "Das gibt es halt auch, selbst wenn es nicht allzu häufig vorkommt."

Wobei der Jugendforscher die Sorge um das Seelenheil der Kinder nur als vorgeschobenes Argument betrachtet. "Bei Dingen, die Erwachsenen Unbehagen bereiten, sind Kinder eine beliebte Projektionsfläche." Das schrille Image des Life Balls sei zwar mittlerweile allgemein akzeptiert, als ein Refugium für Menschen, die anders sind. Im Alltag wolle man mit diesem Treiben aber nicht konfrontiert werden.

Dabei ist die Botschaft des Plakates mehr eine Aufforderung zu mehr Toleranz als eine Kampfansage ans Establishment, erläutert Ikrath. Ganz im Sinne des diesjährigen Life-Ball-Stargastes Conchita Wurst: "Es gibt mehr als Schwarz und Weiß. Es klingt kitschig, aber am Ende sind wir alle gleich."


Dienstag, 5. August 2014

Sein halbes Reich versprach Roms Kaiser Heliogabal dem, der ihn in eine Frau verwandeln könne.

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Sein halbes Reich versprach Roms Kaiser Heliogabal dem, der ihn in eine Frau verwandeln könne.


Heliogabal (Herrschaftszeit: 218 bis 222) war offiziell mit einem männlichen Sklaven verheiratet und zeigte sich erfreut, wenn Untertanen ihn als Kaiserin ansprachen. Doch das Verlangen des feminin empfindenden Jünglings, auch die körperlichen Attribute der Weiblichkeit zu besitzen, blieb unbefriedigt: Niemand vermochte damals den ausgesetzten Preis zu erringen.

Heute könnten die Mediziner den Wunsch des Römerkaisers wohlfeil erfüllen. Gegen ein Honorar, das zwischen 8000 und 16 000 Mark liegt, verwandeln Chirurgen, unterstützt von Hormon-Spezialisten, nach Wunsch Männer in Frauen und - seltener - Frauen in Männer.

Daß solche Geschlechtsumwandlungen längst keine Einzelfälle oder gar medizinische Kuriositäten mehr sind, zeigt eine Untersuchung des amerikanischen Sexualforschers Harry Benjamin, die jetzt in New York erschien**.

Mehrere Hundert Patienten, so enthüllt Sexologe Benjamin in seiner Studie, haben sich während der letzten Jahre - vor allem in europäischen und marokkanischen Kliniken - dieser Behandlung unterzogen. Und der Forscher weist nach, daß derlei Eingriffe nicht etwa als Auswüchse sexueller Abirrung zu gelten haben. Vielmehr waren die meisten der Operationen vom medizinischen Standpunkt aus geboten, um jahrelangem psychischem Leiden abzuhelfen.

Von vielen Völkern und aus vielen Jahrhunderten sind Berichte über körperlich normale Männer und Frauen überliefert, die Gefallen daran fanden, nach den Gewohnheiten des anderen Geschlechts zu leben und vor allem dessen Kleidung anzulegen.

So erschien einst Frankreichs König Heinrich III. (Regierungszeit: 1574 bis 1589) mit langer Perlenkette und dekolletiertem Frauengewand zur Audienz. Und 150 Jahre später erregte ein Edelmann am Hof Ludwigs XV. Aufsehen. Der Höfling, Chevalier d'Eon de Beaumont, wurde in Frauenkleidung als angebliche Rivalin der Madame de Pompadour eingeführt und erledigte fortan diplomatische Missionen teils in männlicher, teils in weiblicher Rolle.

Mittlerweile fanden die männlichen Frauenkleider-Fans, 1925 von dem Berliner Sexualforscher Magnus Hirschfeld erstmals als "Transvestiten" klassifiziert***, in eigenen Treffpunkt-Lokalen Auslauf - im "Blackjack" in New York ebenso wie in dem Berliner Nachtlokal "Chez Nous" oder dem Hamburger Pendant "Bar-Celona". Allerdings: Nur den wenigsten von ihnen können die Mediziner, wie Forscher Benjamin ausführt, eine Sex-ändernde Operation anraten.

Die meisten Transvestiten, so schränkt der Wissenschaftler ein, empfinden zwar, wenn sie Männer sind, einen unwiderstehlichen Drang, sich gelegentlich wie eine Frau zu kleiden und zurechtzumachen oder wenigstens weibliche Unterwäsche zu tragen. Doch fühlen sie sich im Berufs- wie im Familienleben stets als Männer und sind, sofern sie ihrer Neigung nachgehen können, mit ihrem Los zufrieden.

Anders bei jener Gruppe von Transvestiten, die Benjamin als Anwärter für eine Geschlechtsumwandlung einstuft und die er als "Transsexuelle" bezeichnet. Transsexuellen Männern genügt es nicht, sich nur als Frauen zu verkleiden. Vielmehr haben sie von frühester Kindheit an den unbezähmbaren Wunsch, dem weiblichen Geschlecht anzugehören.

Die körperlichen Merkmale, die sie von Geburt eindeutig als männlich ausweisen, sind ihnen verhaßt; nicht selten versuchen sie sich ihrer durch selbstverstümmelnde Eingriffe zu entledigen. Dementsprechend wird von Patientinnen berichtet, die schon als Mädchen ihre Brüste zu amputieren suchten.

Der Drang, das Leben des anderen Geschlechts zu führen, stürzt die Transsexuellen nahezu unausweichlich in demütigende Situationen und Konflikte mit Gesetz und Umwelt - von Zweifeln über die richtige WC-Tür bis zu Verhaftungen wegen Homosexualität "Kaum sonst", notiert Sexologe Benjamin, "sind Menschen so unausgesetzt unglücklich und in Bedrängnis."

Vergebens versuchten Psychiater das Seelenleben der "geschlechtsgespaltenen Persönlichkeiten" (Benjamin) entsprechend ihrer körperlichen Beschaffenheit auszurichten. "Psychotherapie", stellt Benjamin fest, sei in solchen Fällen "ein nutzloses Unternehmen".

Hormonforschung und moderne chirurgische Technik indes vermöge Transsexuellen zur Harmonie zwischen seelischem und körperlichem Zustand zu verhelfen. Einer der ersten transsexuellen Patienten, der die Umwandlung zur Frau erlebte, war ein amerikanischer Photograph namens George Jorgensen.

Unter den geschickten Händen eines Ärzteteams in Kopenhagen wurde George Ende 1952 zur Christine. Kurz darauf wurde die blonde, langbeinige Christine Jorgensen als "Manhattans Glamour-Girl Nr. 1" ("Time") umworben.

Der aufsehenerregende Fall Jorgensen ermutigte zahlreiche Leidensgenossen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Benjamin berichtet in seinem Buch aus eigener Praxis von 51 ehemaligen Männern zwischen 20 und 58 Jahren sowie neun ehemaligen Frauen, die durch Hormone und Operationen erreichten, was sie ersehnt hatten. Der Weg dahin ist freilich meist langwierig, strapaziös und teuer.

Die Patienten, die sich zur Frau umwandeln lassen wollen, werden zunächst von Psychiatern beobachtet. Nur wenn die Diagnose eindeutig auf Transsexualismus lautet, wird die Behandlung eingeleitet.

Sie beginnt mit regelmäßigen Gaben weiblicher Geschlechtshormone (Östrogene). Alsbald beginnen Brüste hervorzutreten, die Hüften runden sich, und Körperhaare verschwinden von Stellen, die bei Frauen nicht behaart sind. Barthaare freilich widerstehen den Östrogenen.

Die eigentliche Operation allerdings empfiehlt Benjamin erst nach monate - oder jahrelanger Hormonbehandlung - deren Folgen noch rückgängig zu machen wären - und erst, wenn der Patient sich in der ihm neu erschlossenen Welt der Frau auch sozial etabliert hat.

In den Vereinigten Staaten scheuten sich die Ärzte bislang, die ungewöhnliche Operation vorzunehmen. Benjamins Patienten reisten nach Mexiko und Europa, nach Japan und Marokko. Die meisten gelangten in einer Frauenklinik am Stadtrand von Casablanca ans Ziel ihrer Wünsche.

Dort entwickelte ein französischer Chirurg, Dr. Georges Burou, ein Operationsverfahren, das nach Ansicht Benjamins die bisher besten Resultate ergibt. Nach Kastration und Amputation bildet Burou, indem er die Hautteile der amputierten Organe chirurgisch verwertet, die äußeren weiblichen Geschlechtsteile so kunstvoll nach, daß in einem Fall sogar ein Gynäkologe davon getäuscht wurde.

Nach dieser entscheidenden Operation ließen sich viele der Patienten durch weitere kosmetische Kunstgriffe noch weiblicher gestalten: Brüste wurden durch Kunststoff-Füllungen auf Jayne -Mansfield-Format vergrößert, Nasen verkleinert, Adamsapfel abgetragen und Barthaare elektrisch ausgebrannt.

Von den 51 umgewandelten Männern, die Sexologe Benjamin seit Jahren beobachtet, sind mittlerweile zwölf als Frauen glücklich verheiratet, einige von ihnen haben Kinder adoptiert. "Den Johnny, den ich kannte, mit der Joanna von heute zu vergleichen", so schreibt Benjamin über einen Patienten, der sich operieren ließ und vor sieben Jahren einen Geschäftsmann heiratete, "das ist, als vergleiche man einen regnerischen und nebligen Tag mit einem schönen Frühlingsmorgen oder einen Trauermarsch mit einer Siegesfanfare."

Auch die anderen ehemals männlichen Patienten fühlten sich - mit Ausnahme eines über 50jährigen, dem Benjamin von der Umwandlung abgeraten hatte - nach der Operation weit zufriedener als vorher.

Ähnlich günstig beurteilt Benjamin die Ergebnisse, die männliche Hormone und Umwandlungsoperationen bei transsexuellen Frauen bewirkten. Vier der neun früheren Frauen haben inzwischen als Männer geheiratet.

Um die Merkmale und Funktionen ihres ursprünglichen Geschlechts zu tilgen, ließen sich die Frauen die Brüste amputieren sowie Gebärmutter und Eierstöcke entfernen. Alle Versuche der Chirurgen indes, die neu erstandenen Männer auch mit einem männlichen Geschlechtsorgan zu versehen, blieben bisher Stückwerk. In einem Falle vermochten selbst 33 Operationen das Problem, wie Benjamin schreibt, "nicht zufriedenstellend zu lösen".

Die Qualität der von Chirurgenhand geschaffenen weiblichen Organe hingegen scheint außer Zweifel. Einer der Um-Operierten - Künstlername: Coccinelle - trat hernach als Schönheitstänzerin im Pariser "Maxim's" auf.
Und neun der in Frauen verwandelten Männer, so weiß Benjamin zu berichten, wurden Prostituierte.

Quelltext: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46414609.html

Das Menschliche

Die Kirchen, schweigen nicht aus Scharmützel über Missbrauch, nein haben Angst um die Glaubwürdigkeit!

Von oben gesehen sind wir alle Zwerge und von unten alle Riesen.... Wir müssen die horizontale Vision, die solidarische Vision zurückgewi...