Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle
Rechte vorbehalten!
Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013
Bitte kopiert den Link und gebt
diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Geschlechsdifferenzierung beim Menschen mal Ausführlich geschildert!
Unter
Geschlechtsdetermination werden jene Abläufe verstanden, die in der
Embryogenese zur Festlegung des somatischen Geschlechts führen und schließlich
eine sozial wirkende Einteilung von Individuen in männlich oder weiblich
erlauben.
Für
die Festlegung des Geschlechts sind zwei verschiedene Mechanismen bekannt.
Die
genetische oder chromosomale Geschlechtsdetermination, die auf den genetischen
Unterschieden der Geschlechter basiert.
Die
modifikatorische Geschlechtsdetermination, welche von äußeren Faktoren (z. B.
Temperatur) abhängt.
Erstere
führt u. a. bei den Säugetieren, letztere u. a. bei vielen Reptilien zu einer
somatischen Geschlechtsfestlegung.
Nicht bei
allen Arten treten zwei Geschlechter auf. Hermaphroditen vereinigen männliche
und weibliche Merkmale in einem Individuum. Einige Fisch-, Eidechsen- und
Insektenarten sind allesamt weiblich und reproduzieren sich durch
Parthenogenese. Bei einigen Arthropoden wird das weibliche Geschlecht durch die
Infektion mit Bakterien der Gattung Wolbachia erzwungen. Bei bestimmten
Ameisenarten (Pogonomyrmex barbatus und P. rugosus) wird vermutet, dass sie
drei Geschlechter haben.
Genetische
Determinationssysteme
Von
genetischem oder chromosomalem Geschlecht wird gesprochen, wenn die
Geschlechtsbestimmung auf der Art oder Anzahl der vorhandenen Chromosomen
beruht.
Geschlechtsdetermination
durch Geschlechtschromosomen
Hauptartikel:
Geschlechtschromosom
Wenn
Weibchen und Männchen gleich viele Chromosomen haben, sich aber mindestens eins
der Chromosomen bei Weibchen und Männchen unterscheidet, spricht man von
Geschlechtschromosomen (Gonosomen). Beispielsweise haben bei Säugern Weibchen
zwei X-Chromosomen, sie sind also bezüglich der Geschlechtschromosomen
homozygot. Männchen haben ein X- und ein Y-Chromosom und somit unterschiedliche
Geschlechtschromosomen, sie sind hemizygot (XX/XY-System). Das Y-Chromosom
enthält das SRY-Gen, welches für die Ausprägung des männlichen Geschlechts
erforderlich ist. Ohne dieses entsteht ein weiblicher Organismus. Ein
ZW/ZZ-System kommt beispielsweise bei Vögeln vor. Hier sind die Weibchen
hemizygot (ein W- und ein Z-Chromosom) und die Männchen homozygot (ZZ). Bei
einigen Gruppen der Reptilien kommen ebenfalls Geschlechtschromosomen vor. Bei
Fischen und Amphibien fehlen Geschlechtschromosomen meist.
Auch bei
getrenntgeschlechtlichen Pflanzenarten (Zweihäusigkeit, siehe diözisch) gibt es
unterscheidbare Geschlechtschromosomen. Die evolutionär sehr jungen
zweihäusigen Pflanzenarten stellen eher Ausnahmen dar. Hierunter fallen aus den
Reihen der Bedecktsamer (Angiospermen) z.B. die Lichtnelke (Silene latifolia),
die Große Brennnessel (Urtica dioica, mit Hinweis auf die Diözie im Artnamen),
Hanf (Cannabis sativa), die Papaya (Carica papaya) oder auch der Ginkgo (Ginkgo
biloba), als ein Vertreter der Nacktsamer (Gymnospermen).
Haplodiploidie
Hauptartikel:
Haplodiploidie
Haplodiploidie
ist eine Form des genetischen Geschlechts, bei der ein Geschlecht nur einen
Chromosomensatz trägt (haploid) und das andere Geschlecht den doppelten
Chromosomensatz (diploid). Üblicherweise ist das männliche Geschlecht haploid.
Bekannteste Beispiele sind Bienen und Ameisen.
Die
Milbenart Brevipalpus phoenicis, ein Schädling tropischer Nutzpflanzen, besteht
nur aus haploiden Weibchen, die sich parthenogenetisch vermehren. Einer
Untersuchung zu Folge handelt es sich eigentlich um genetische Männchen, die
durch eine Infektion mit Bakterien zu Weibchen verändert werden[6].
Verweiblichung durch Bakterieninfektion ist auch bei anderen Gliederfüßern
bekannt, meist durch Wolbachia.
Temperaturabhängige
Geschlechtsdetermination bei Reptilien
Bei
Krokodilen hängt das Geschlecht von der Temperatur der Eier ab: bis etwa 30°C
entstehen Weibchen, ab 34°C entstehen nur noch Männchen. Bei Temperaturen
dazwischen schlüpfen Krokodile beiderlei Geschlechts. Bei Schildkröten ist es
umgekehrt. Warme Umweltbedingungen führen zu weiblichen Nachkommen, kühlere
Temperaturen zu männlichen.
Hermaphroditen und
sequenzielle Hermaphroditen
Manche
Tierarten sind Hermaphroditen und haben sowohl männliche als auch weibliche
Geschlechtsorgane, andere sind sequenzielle Hermaphroditen. So sind
Anemonenfische und manche Würmer (Anneliden) als junge Tiere männlich und
erwachsene Tiere weiblich. Hier ist das Geschlecht von der Größe des
Individuums abhängig.
Die große
Mehrzahl der Pflanzenarten ist hermaphroditisch. Die hermaphroditischen
Pflanzen werden weiter unterteilt in zwittrige, nämlich solche mit zwittrigen
Blüten, und einhäusige (monözische), solche mit getrennten männlichen und
weiblichen Blüten an einer Pflanze. Im Gegensatz dazu haben zweihäusige
(diözische) Pflanzenarten weibliche und männliche Individuen. Hier gibt es
unterscheidbare Geschlechtschromosomen (siehe oben) Es wird angenommen, dass
bei Pflanzen die Getrenntgeschlechtlichkeit evolutionär jünger ist als die
Hermaphroditie.
Gonadale
Geschlechtsdeterminierung
Als
gonadales Geschlecht wird die Zuordnung zum weiblichen oder männlichen
Geschlecht anhand des Geschlechtsmerkmals „Keimdrüse“ (Eierstock oder Hoden)
bezeichnet. Aufgrund der Hormonproduktion durch die Keimdrüsen wird das gonadale
Geschlecht deshalb auch als hormonales oder endokrines Geschlecht bezeichnet.
Bestimmt wird das gonadale Geschlecht beim Menschen durch das chromosomale oder
genetische Geschlecht: Ist der Hoden-determinierende Faktor vorhanden,
entwickelt sich aus den zunächst indifferenten Gonadenanlagen die Hoden,
ansonsten die Eierstöcke.
Das gonadale
Geschlecht führt in der ungestörten weiteren Embryonalentwicklung mit der
Produktion der entsprechenden Sexualhormone zur Ausbildung eines männlichen
oder weiblichen Phänotyps - dem genoduktalen Geschlecht, zu dessen Bestimmung
die inneren Geschlechtsorgane herangezogen werden, und dem genitalen
Geschlecht, das anhand der äußeren Geschlechtsorgane definiert wird.
Schematische Darstellung der Genitalentwicklung bei Säugetieren
Die gonadale
Geschlechtsdeterminierung durch das XY-System wurde unabhängig voneinander
erstmals 1905 von Dr. Nettie Stevens und Edmund Beecher Wilson beschrieben.
Ausgangspunkt
für die Geschlechtsdifferenzierung bei Säugetieren ist die bipotente
Gonadenanlage. In Säugetieren induziert das Y-Chromosom die Entwicklung der
Hoden und damit die männliche Sexualentwicklung. In Abwesenheit des
Y-Chromosoms differenziert sich die bipotente Gonadenanlage zu Ovarien. Ein
beeindruckender Beweis für diese These stammt aus Versuchen mit Kaninchen. Jost
(1953) kastrierte embryonale Kaninchen in Utero in einem Entwicklungsstadium,
in dem die Differenzierung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane noch nicht
eingesetzt hat. Die Entnahme der Gonaden zu einem bestimmten Zeitpunkt während
der Embryonalentwicklung führte sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen
Kaninchen zur Ausbildung weiblicher Geschlechtsorgane. Diese Experimente
zeigten, dass die Anwesenheit der Hoden die Ausbildung der weiblichen
Geschlechtsorgane unterdrückt, während sie die Entwicklung des männlichen
Phänotyps fördern.
Die
Entwicklung der inneren Geschlechtsorgane wird durch die Wolffschen und
Müllerschen Gänge bestimmt. Aus den Wolffschen Gängen differenzieren sich die
Nebenhoden, die Samenleiter und die Samenblasen. Aus den Müllerschen Gängen
entwickeln sich der Uterus, die Eileiter und die oberen zwei Drittel der
Vagina. Im männlichen Embryo wird die Entwicklung der weiblichen
Geschlechtsorgane durch das Anti-Müller-Hormon (AMH) reprimiert, das in den
Sertolizellen des embryonalen Hodens produziert wird. Zeitgleich produzieren
die Leydigzellen des Hodens Testosteron, welches die Differenzierung der
Wolffschen Gänge fördert. In Abwesenheit vom AMH entwickeln sich im weiblichen
Embryo die Müllerschen Gänge zu Uterus, Eileiter und den oberen 2/3 der Vagina.
Fehlentwicklungen
bei der Geschlechtsdeterminierung
Das für die
Geschlechtsdetermination hauptverantwortliche Gen SRY verbleibt während der
väterlichen Keimzellreifung normalerweise auf dem Y-Chromosom. In seltenen
Fällen (Häufigkeit ca. 1:10000 Männer) kommt es zu einer Übertragung des Gens
auf das X-Chromsom. Dadurch entstehen Individuen mit weiblichem Genotyp (XX)
und männlichem Phänotyp. Sie haben männliche innere und äußere Genitale, jedoch
meist kleine Hoden und leiden an durch Azoospermie verursachter Infertilität.
Es wurden auch schon XX-Männer beschrieben, bei denen SRY nicht nachweisbar
war. In diesen Fällen übernehmen X-chromosomale oder autosomale Gene die
Funktion von SRY.
Darüber
hinaus gibt es auch XY-Frauen. Dieses durch den Endokrinologen G. Swyer in den
50er Jahren erstbeschriebene und nach ihm benannte Syndrom zeichnet sich durch
fehlende Hodenentwicklung und Genitalentwicklung trotz männlichen Genotyps aus.
Es tritt sehr selten auf (Häufigkeit ca. 1:100.000 Frauen). Die primären
Geschlechtsorgane Uterus, Clitoris, Vagina) sind normal "weiblich"
ausgeprägt, jedoch werden da XY-Chromosomal keine Ovarien ausgebildet - jedoch
sogenannte Stranggonaden, die mehr oder weniger hormonaktiv sein können. Bis
zur Pubertät verläuft die Entwicklung normal "weiblich" - es tritt
eine mehr oder minder ausgeprägte Virilisierung ein, eine "weibliche"
Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale (Brustentwicklung,
Schambehaarung, Menstruation) bleibt aus. Die genetische Ursache ist in 30% der
Fälle ein defektes oder fehlendes SRY-Gen. 70% der Fälle sind ungeklärt.
Intersexualität
Die Medizin
spricht von Intersexualität oder Sexualdifferenzierungsstörungen (engl.
disorders of sex differentiation, DSD), wenn ein Mensch genetisch (aufgrund
seiner Geschlechtschromosomen) und/oder anatomisch (aufgrund seiner
Geschlechtsorgane) und hormonell (aufgrund des Mengenverhältnisses der
Geschlechtshormone) nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen
Geschlecht zugeordnet werden kann. Betroffene Menschen lehnen zumeist den
pathologisierenden medizinischen Begriff der Störung ab und bezeichnen sich
selbst als intersexuelle Menschen, Intersex, intergeschlechtliche Menschen[2],
Hermaphroditen, Herms oder auch Zwitter. Etabliert hat sich auch die Schreibweise
Inter*, wobei das Sternchen (*) für die genannten und weitere mögliche Selbstbezeichnungen
steht.
Begriffsgeschichte
Den Begriff
Intersexualität prägte 1915 der Genetiker Richard Goldschmidt. Er verwies
damit auf geschlechtliche Erscheinungsformen, die er als Mischungen zwischen
einem idealtypischen männlichem und weiblichem Phänotyp betrachtete. Diese
erklärte er durch eine spezielle genetische Theorie, die von einer prekären
Balance zwischen Männlichkeits- und Weiblichkeitsbestimmern ausgeht.
Goldschmidts Theorie wurde bis in die 1950er Jahre hinein in der deutschen
medizinischen Literatur zitiert, wenn auch der Terminus Intersexualität in
unterschiedlicher Bedeutung Verwendung fand. Spätere medizinische
Intersex-Nomenklaturen vermischten eine Einteilung anhand der Chromosomen mit
der älteren Klassifikation anhand der Keimdrüsen, die auf drei Kategorien
beruhte: Hermaphroditismus, weiblicher und männlicher Pseudohermaphroditismus.
Im Oktober 2005 fand in Chicago, USA, eine Konsensuskonferenz der Lawson
Wilkins Pediatric Endocrine Society (LWPES) und der European Society for
Paediatric Endocrinology (ESPE) statt, auf der ein Consensus Statement on
management of intersex disorders verabschiedet wurde. Dieses empfiehlt,
anstelle der bisherigen Begriffe Intersexualität oder Hermaphroditismus die
Bezeichnung Störung der Geschlechtsentwicklung (Disorders of sex development,
DSD) zu verwenden.[9] Betroffenenorganisationen wie die Internationale
Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen (IVIM) (die deutsche Sektion des
weltweiten Netzwerks Organisation Intersex International (OII)) und der Verein
Intersexuelle Menschen e.V. kritisieren die Bezeichnung DSD als
pathologisierend und sexistisch.
Biologische
und medizinische Aspekte
Unterschied zu
Transgender und Transsexualität
Abzugrenzen
ist die Definition der Intersexualität von Transgender und Transsexualität:
Transgender
sind Menschen, die sich mit ihrem zugewiesenen Geschlecht falsch oder
unzureichend beschrieben fühlen oder auch jede Form der Geschlechtszuweisung
bzw. -kategorisierung grundsätzlich ablehnen. Manche intersexuelle Menschen
sind Transgender. Während in einigen Organisationen und Bündnissen Transgender
und intersexuelle Menschen zusammenarbeiten, da viele Gemeinsamkeiten gesehen
werden, lehnen andere intersexuelle Menschen jede Zusammenarbeit mit
Transgendern ab.
Transsexuelle
Menschen sind biologisch eindeutig einem Geschlecht zugeordnet, empfinden sich
selbst aber als dem anderen Geschlecht zugehörig. Für die medizinische Diagnose
„Transsexualität“ ist Intersexualität daher formal ein Ausschlusskriterium. Die
Diagnose „Intersexualität“ kann nur durch diverse Untersuchungen, unter anderem
eine Chromosomenanalyse, erfolgen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass
intersexuelle Menschen, welche die Geschlechtsrolle wechseln, gar nicht
erfahren, dass sie eigentlich intersexuell sind, und daher medizinisch und auch
juristisch (Transsexuellengesetz, kurz TSG) wie transsexuelle Menschen
behandelt werden.
Ursachen
Uneindeutigkeiten
des Körpergeschlechts können verschiedene Ursachen haben:
Chromosomale
Variationen: Statt der durchschnittlich am häufigsten vorfindlichen Karyotypen
46,XX (weiblich) und 46,XY (männlich) gibt es unter anderem auch die Varianten
45,X, bekannt als Turner-Syndrom mit einem weiblichen Phänotypus, und 47,XXY,
das Klinefelter-Syndrom mit männlichem Phänotypus, sowie Mosaike mos45,X/46,XX,
mos45,X/46,XY und den Chimärismus chi46,XX/46,XY. Das chromosomale Geschlecht
ist die Basis aller weiteren Geschlechtsausprägungen.
Gonadale
Variationen: fehlende Entwicklung (Agonadismus); Ausbildung ganz oder partiell
zu sog. Streifengonaden (nicht oder nur teilweise ausgebildete
(Gonadendysgenesien); ovarielle und testikuläre Gewebeanteile in entweder
denselben (Ovotestes) oder getrennten Keimdrüsen (echter
Hermaphroditismus/Hermaphroditismus verus).
Hormonelle
Variationen: Auffällige Serumspiegel bei Geschlechtshormonen und deren
Vorläufern, teils mit Folgen wie Gynäkomastie (Brustentwicklung bei Männern)
oder Hirsutismus (sehr starke Körperbehaarung) bei Frauen, teils aber auch die
sexuelle Differenzierung insgesamt betreffend. Diese kann unterschiedliche
Ursachen (chromosomale, gonadale und nephrologisch bedingte Varianten,
Enzymdefekte) haben.
Anatomische
Variationen: Von geschlechtlichen Besonderheiten mit unspezifischen Ursachen
bis zu eher kulturell bedingten Einschätzungen (Grundlage des sozialen
Geschlechts) wie „zu kleiner“ Penis oder „zu große“ Klitoris sind sehr viele
Variationen bekannt.
Viele
intersexuelle „Syndrome“ bestehen nicht nur aus einer einzigen nachweisbaren
Variation, sondern entstehen im Zusammenspiel mehrerer Faktoren, so zum
Beispiel beim Androgenrezeptor-Defekt (AIS, Androgenresistenz). Hier sind
komplette Androgenresistenz bzw. vollständiger AIS (CAIS, von complete AIS),
partielle Androgenresistenz bzw. partieller AIS (PAIS) und minimale
Androgenresistenz bzw. minimaler AIS (MAIS) zu unterscheiden. Bei kompletter
Androgenresistenz (CAIS) entwickeln sich zum Beispiel bei einem Fötus mit
XY-Chromosomen Hoden, die im Körper verbleiben können. Die Rezeptoren für
Testosteron fehlen jedoch, so dass sich ein „weiblich aussehendes“ äußeres
Genital (allerdings ohne weibliche innere Organe) entwickelt; das
Erziehungsgeschlecht ist dann meist weiblich. Intersexuelle Menschen mit CAIS
werden – anders als bei PAIS – oft erst in der Pubertät auffällig. Bei weniger
ausgeprägter Resistenz kommt es laut dem medizinischen Wörterbuch Pschyrembel
Wörterbuch Sexualität zu unterschiedlichen Ausbildungen der männlichen
Sexualorgane (Hypospadie, Kryptorchismus, Azoospermie) und körperlicher
Feminisierung (z. B. Gynäkomastie, siehe Reifenstein-Syndrom).
Bei einem
XY-chromosomalen Menschen mit Swyer-Syndrom mit Deletion des SRY sind auch
Vagina und Uterus ausgebildet, in Gewebeproben findet sich allerdings kein
Barrkörperchen, was bei jeder XX-chromosomalen Frau zu finden ist. Bei einem
XY-chromosomalen Swyer-Syndrom ist also von einer männlichen Vagina und einem
männlichen Uterus zu sprechen. Auch Menschen mit Swyer-Syndrom werden oft erst
in der Pubertät auffällig.
Bei Menschen
mit 5α-Reduktase-Mangel entwickelt der Körper erst ab der Pubertät ausreichende
Mengen an Dihydrotestosteron, um ein männliches Genital auszubilden und sich
zum fortpflanzungsfähigen Mann zu entwickeln.
Zu
berücksichtigen ist auch das Vorhandensein einer Prostata bei fast allen
XY-chromosomalen Menschen mit intersexuellen Syndromen.
Die
Häufigkeit von Intersexualität wird äußerst unterschiedlich geschätzt – von
1:100 bis 1:5000,[11] was auf Deutschland umgerechnet etwa 16.000 bis 800.000
Menschen wären. Andere Schätzungen – unter Einschluss von Klinefelter- und
Turner-Syndrom verweisen auf einen Anteil von 1,7 und 4 %. Um Intersexualität
auszuschließen, ist eine ausführliche körperliche Untersuchung einschließlich
Chromosomenanalyse notwendig.
Solche
biologischen Betrachtungen werden auch innerdisziplinär kritisiert. Es wird
darauf verwiesen, dass dermaßen viele Faktoren auf die Geschlechtsentwicklung
Einfluss nehmen, so dass sich Geschlecht individuell, vielgestaltig auspräge.
Solche Zuordnungen zu Intersexualität und neu „Disorders of Sex Development“
seien Pathologisierungen, die aus der Position normativer
Zweigeschlechterordnung erfolgten.[15] Zahlreiche Intersexuelle Menschen üben
überdies Kritik an biologischen Normierungen und Pathologisierungen und
medizinischer Zwangsbehandlungspraxis.
Medizinische
Geschlechtsangleichung/Festlegung
Die Theorie,
man könne Geschlecht medizinisch festlegen, führt heute noch vor allem zu
genitalangleichenden Operationen. Dazu gehören die Anlage einer Neovagina im
Kleinkindalter, die Beschneidung des Genitals auf eine eindeutige, meist
weibliche Größe (insbesondere Klitorisverkleinerung) oder die Kastration,
letztere in der Regel mit anschließender contra-chromosomaler
Hormonersatztherapie.
Eingriffe
erfordern meist langfristige Nachbehandlungen. Neben der Hormonersatztherapie
betrifft das auch die Anlage einer Neovagina im Kleinkindalter, da sie noch
mindestens bis zum Abschluss des körperlichen Wachstums gedehnt (bougiert)
werden muss. Medizinische Spätfolgen bei alten intersexuellen Menschen sind
bisher noch weitgehend unerforscht; so hat sich die Gerontologie beispielsweise
noch nicht mit der Pflege einer Neovagina oder mit der Dosierung und Anwendung
einer Hormonbehandlung contra- bzw. chromosomal auseinandergesetzt.
Die
Behauptung, man könne das Geschlecht eines Menschen durch medizinische
Eingriffe festlegen, führt, abgesehen von der kurzfristigen Schmerzhaftigkeit
dieser Eingriffe, auch mittel- und langfristig zu physischen und psychischen
Komplikationen und dauerhaften Schäden. Viele intersexuelle Menschen tragen
aufgrund der schmerzhaften Eingriffe körperliche Schäden davon– etwa wenn sie
aufgrund einer Verkleinerung die Sensibilität der Klitoris verlieren, wenn
vernarbte Stellen bei sexueller Erregung zu Schmerzen führen oder wenn schon
bei Kleinkindern die angelegte Neovagina – zum Teil bis ins hohe Alter –
bougiert werden muss. Auch werden durch die contra-chromosomale Hormontherapie
oft multiple Stoffwechselstörungen hervorgerufen. Erschwerend kommt die bisherige
Praxis hinzu, derzufolge die Betroffenen und deren Angehörige nicht über das
chromosomale Geschlecht informiert wurden; dadurch werden den Betroffenen
vielfach die Unterlagen (Aufbewahrungzeit 30 Jahre) vorenthalten. Dies kann
eine falsche medizinische Behandlung zur Folge haben (z. B. weibliche
Krankenkassenkarte trotz Kerngeschlecht xy-chromosomal). Zu den psychischen
Schäden gehören starke Traumatisierungen durch die Operationen und ihre Folgen.
Zudem sind die Reaktionen des auf eine angeblich mögliche Geschlechtsfestlegung
drängenden sozialen Umfeldes und die Tabuisierung für Intersexuelle oft
belastend (siehe soziale Aspekte).
Intersexuelle
Aktivisten kritisieren aus diesen Gründen die Zwangsfestlegung insbesondere im
Kindesalter und fordern, die Genitaloperationen erst dann durchzuführen, wenn
der intersexuelle Mensch die Operation aus eigenem Willen möchte und ihr
zustimmen kann. Einige Aktivisten setzen chirurgische Anpassungen im
Kindesalter mit der (von den Aktivisten abgelehnten) Beschneidung weiblicher
Genitalien gleich. Außerdem sei z. B. XY-chromosomalen intersexuellen Menschen
eine adäquate Testosteron-Hormonsubstitution auf Wunsch angedeihen zu lassen.
Aufgrund von
Protesten haben sich erste Anzeichen gezeigt, dass die Praxis der körperlichen
Eingriffe, die basierend auf Theorien von John Money angeblich geeignet wären,
das Geschlecht eines Menschen durch Operationen anzupassen, sich ändert. Bei
manchen Syndromen zeichnet sich eine Abkehr von der körperlichen
Zwangszuweisung und den damit verbundenen medizinischen Eingriffen ab.
Eine 2010
mit dem Deutschen Studienpreis geehrte Dissertation (siehe 'Literatur') kommt
zu dem Ergebnis, dass »geschlechtszuweisende Operationen« grundgesetzwidrig
sind und umgehend verboten werden müssten.
Soziale
Aspekte in westlichen Kulturen
In den
westlichen Kulturen der Neuzeit wurde (und wird teilweise noch heute) der
Umgang mit Intersexualität von zwei zentralen Annahmen geprägt: Zum einen wird
angenommen, dass es wissenschaftlich möglich sei, das „wirkliche“ Geschlecht
eines jeden Menschen zu bestimmen; aufgrund dieser Annahme wurde die
überwiegende Zahl der Intersexuellen zu Pseudohermaphroditen („Scheinzwittern“)
„hinwegerklärt“. Daneben bestand und besteht die Annahme, dass es im Interesse
des intersexuellen Menschen liege, seinen Körper einem „wirklichen“ Geschlecht
anzupassen; begründet wird das meist mit der geschlechtlichen Vereindeutigung
sowie sonst fehlender sozialer Akzeptanz. In der Praxis wird eine
Geschlechtsfestlegung auch in vielen Alltagssituationen (diverse Formulare für
Geschäftsabschlüsse, Mitgliedschaften usw.) oder aus bürokratischen Gründen
gefordert („standesamtliches Geschlecht“ auf dem Personalausweis).
Aufgrund der
von ihnen befürworteten Geschlechtsfestlegung üben Eltern auf ihre
intersexuellen Kinder – im Gegensatz zur Erziehung der meisten
nicht-intersexuellen Kinder – in der Regel bewusst besonders starken Druck aus,
sich dem zugewiesenen Geschlecht entsprechend zu verhalten. Die Diagnosen der
häufigen medizinischen Untersuchungen werden den Kindern oft routinemäßig
verschwiegen, aus Schamgründen zum Teil bis ins Erwachsenenalter hinein.
Viele
intersexuelle Menschen, Transgender sowie einige kritische Wissenschaftler
argumentieren hingegen, dass die westliche Vorstellung von genau zwei sauber
unterscheidbaren Geschlechtern (siehe Heteronormativität) falsch sei. Sie sind
der Ansicht, dass die Festlegung auf eines der beiden gegenpoligen Geschlechter
oft zweifelhaft sei und zu starken physischen und psychischen Beeinträchtigungen
führen könne. In der Regel handele es sich bei einer Festlegung um einen durch
sozialen Druck entstandenen Wunsch des Umfeldes und nicht um ein Bedürfnis der
Betroffenen selbst. Die Folgen für die Kindererziehung werden abgelehnt, da sie
bei den Kindern zu unmäßigem Druck führten und durch das Verschweigen der
Hintergründe die psychische Verwirrung noch verstärkten.
Kritisiert
wird auch die Entscheidungsfindung bei der Geschlechtsfestlegung. Da die
entsprechenden medizinischen Eingriffe (siehe oben) oft im Säuglings- und
Kleinkindalter vorgenommen würden, werde der für die Betreffenden wichtigste
Faktor, nämlich ihr psycho-emotionales „Identitätsgeschlecht“, nicht
berücksichtigt. Stattdessen reiche die Entscheidungsfindung, so die Kritiker,
oft von subjektiver Willkür (Eltern wünschten oft in selbst unplausibelsten
Fällen eine männliche Zuweisung, nur wegen des uneindeutigen Genitals wird
allerdings seit fünfzig Jahren meist weiblich zugewiesen) über medizinische
Machbarkeit (John P. Gearharts zynisches: „Es ist einfacher, ein Loch zu machen
als einen Pfahl zu bauen“ bis zu Ehrgeiz der Mediziner („Urologen basteln gerne
Jungen“). Beleg für den kulturhistorisch bedingten Einfluss bei der
Geschlechtsfestlegung sei, dass man von männlichen Zuweisungen in drei Viertel
aller Fälle in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert spricht.
Weiterhin
ist die Tabuisierung der Intersexualität kritisiert worden. Das Motto „Sage es
niemand anderem!“ übt auf die Betroffenen einen starken sozialen Druck aus.
Einige intersexuelle
Menschen nutzen in ihren Bemühungen um gesellschaftliche Akzeptanz die Begriffe
„Zwitter“ oder „Hermaphrodit“, um sich zu benennen, da der Begriff
„Intersexueller Mensch“ gesellschaftlich wenig bekannt sei, und für sie zudem
nur eine medizinische Kategorie darstelle, der sie äußerst kritisch gegenüber
stünden.
Juristische Aspekte
Der
staatliche Zwang, von Geburtsdokumenten an das Geschlecht als männlich oder
weiblich festzulegen, diskriminiert die Minderheit der Intersexuellen – mit oft
ernsten Folgen.
In
Deutschland können intersexuelle Menschen ihren Personenstand (und damit auch
den Vornamen) nach dem § 47 Personenstandsgesetz ändern, was in der Praxis
häufig mit Verweis auf das Transsexuellengesetz verweigert wird. Im Gegensatz
zur Regelung im TSG ist es nach dem PStG nicht möglich, nur den Vornamen zu
ändern und eine evtl. bestehende Ehe aufrechtzuerhalten.
Kulturelle Aspekte
Die Idee,
dass eine strikte Aufteilung aller Menschen in zwei Geschlechter (z.B. Adam und
Eva) den natürlich vorhandenen Gegebenheiten nicht gerecht werde, ist nicht
neu. In einigen Kulturen und Religionen werden Intersexuelle (oft zusammen mit
Transgender-Personen) als Angehörige eines dritten Geschlechts betrachtet, wie
die Two-Spirit vieler nordamerikanischer Indianerstämme, indische Hijras
(humsafar: Erklärung der Untergruppen (Englisch)), die Khanith Omans oder
thailändischen Katoys.
So nehmen
sie in vielen Stämmen der amerikanischen Ureinwohner wie auch bei den
Ureinwohnern rund um den nördlichen Polarkreis die Position eines Schamanen
ein. Weil sie beide Geschlechter in sich vereinigten, hätten sie eine direktere
Verbindung zum geschlechtslosen Göttlichen. Intersexuellen und transgender
Menschen wird etwa das Potenzial übernatürlicher Wahrnehmung zugeschrieben, sie
sind verantwortlich für Heilungen und Rituale. Die übernatürliche Wahrnehmung
dient vielfach der Ausgrenzung aus der „Normal-Gesellschaft“.
In der
altgriechischen Mythologie war der Seher Teiresias erst Mann, dann Frau und
dann wieder Mann.
Intersexuelle
Gottheiten finden sich unter anderem in den buddhistischen und hinduistischen
Hochkulturen. Die bekannteste ist Bodhisattva Avalokiteshvara, Gottheit des
Mitgefühls (japan. „Kannon“). Auch hier wird das Transzendieren der
Geschlechtergrenzen als spirituelle Überwindung der Dualität interpretiert.
In
christlichen, patriarchalisch geprägten Gesellschaften wird dagegen häufig auf
die Bibel verwiesen. Gott habe laut Schöpfungsgeschichte die Menschen
ausschließlich als Mann und Frau geschaffen. Daher wurden Intersexuelle gerade
hier immer wieder gezwungen, sich einem dieser beiden Geschlechter anzupassen.
1999 hat die intersexuelle Theologin Sally Gross in Bezug auf zwei Bibelstellen
(Gen 1,27 GNB und Num 5,3 GNB) darauf hingewiesen, dass – dem Buchstaben nach –
die Grammatik dieser Texte auf mehr als zwei Geschlechter hinweisen könnte.
Dabei berief sich Gross auch auf einige talmudische Glossen, die einen
anekdotischen Charakter haben.
Einige
Intersexuelle mit Wunsch nach spirituellem Wachstum haben – ebenso wie Schwule,
Lesben und Transgender – der christlichen Kultur aufgrund ihrer mangelnden
Akzeptanz den Rücken gekehrt. Seit der Etablierung undogmatischer spiritueller
Strömungen wie etwa der westlichen Satsang-Bewegung wenden sie sich dorthin, wo
sie willkommen sind. Lehrer wie Samarpan oder Gangaji etwa legen großen Wert
darauf, den Bewertungen des westlich geprägten Verstandes bezüglich Sexualität
keinen Raum zu geben.
Historische Aspekte
Die
Bandbreite des historisch belegten Umgangs mit intersexuellen Menschen bis in
die Frühe Neuzeit reicht von Verehrung bis Ermordung.
Die
Assimilierung von Hermaphroditen oder Zwittern, wie intersexuelle Menschen vor
der Einführung dieses Begriffes meist genannt wurden, in die beiden
Geschlechter „Mann“ und „Frau“ erhielt mit der modernen Medizin eine völlig
neue Qualität. So stellte in Preußen das Allgemeine Landrecht Hermaphroditen
noch frei, sich ab dem vollendeten 18. Lebensjahr entweder für das männliche
oder für das weibliche Geschlecht zu entscheiden. Bis dahin hatten die Eltern
dieses Recht. Ein Dritter konnte jedoch, wenn seine Rechte vom Geschlecht eines
"vermeintlichen Zwitters" abhängig waren, die Begutachtung durch
einen Sachverständigen beantragen, der auch gegen die Wahl des Zwitters oder
seiner Eltern entscheiden konnte. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
nahmen Mediziner jedoch zunehmend für sich in Anspruch, anhand willkürlicher
und sich über die Zeit hinweg verändernder Kriterien das „wahre“ Geschlecht von
„Pseudo“-Hermaphroditen unabhängig von deren Willen zu bestimmen; mit oft
traumatischen Folgen für diejenigen, die plötzlich aus ihrem angestammten Leben
gerissen und einem ihnen fremden Geschlecht zugewiesen wurden. Dies lässt sich
unter anderem an der Autobiographie (Anfang des 19. Jahrhunderts) und dem
Selbstmord von Herculine Barbin ablesen. In anderen "Fällen" nahmen
allerdings auch zahlreiche Mediziner Abstand davon, ein anhand von Keimdrüsen
"erkanntes" Geschlecht zuzuweisen; auch wurde oftmals keine Operation
vorgenommen um im Körperinneren vermutetes Keimdrüsengewebe zu bestimmen, da
solche Operationen gefährlich waren; zudem nahmen auch Patienten Einfluss auf
die Diagnose.
Anfang des
20. Jahrhunderts wurden „Pseudo“-Hermaphroditen darüber hinaus als
„missgebildet“ und „krank“ klassifiziert. Ihre Genitalien wurden nicht selten
von Ärzten abfotografiert und öffentlich zur Schau gestellt. Doch erst in den 1950er
Jahren war die Medizin so weit, ihr Heilungsinteresse auch praktisch geltend zu
machen. Zu diesem Zeitpunkt begann der amerikanische Arzt und Psychiater John
Money, mit frühkindlichen Operationen an Intersexuellen zu experimentieren. Das
Ziel war es, die fehlende Geschlechtseindeutigkeit spätestens bis zum zweiten
Lebensjahr durch massive chirurgische und hormonelle Eingriffe zu beheben. Die
Empfehlung Moneys, das künftige Geschlecht des Kindes einfach nach Machbarkeit
auszuwählen, setzte sich schließlich 40 Jahre lang als internationaler Standard
durch, wird jedoch seit Mitte der 1990er Jahre sowohl durch die Proteste von
intersexuellen Menschen als auch durch die Kritik von renommierten Medizinern
wie Milton Diamond zunehmend in Frage gestellt (vergleiche auch David Reimer).
2008 und
2010 hat eine nationale Nichtregierungsorganisation die Nichterfüllung
ratifizierter Rechte intersexueller Menschen in Schattenberichten bei den
Vereinten Nationen in den Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der
Frau (CEDAW) und den Ausschuss über wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Rechte (CESCR) zur Verhandlung gebracht. Seit 2010 beschäftigt sich auch der
Deutsche Ethikrat mit dem Umgang mit intersexuellen Menschen.
Intersexualität
– Begriffe und Syndrome
M = männlich
/ W = weiblich / IS = Intersexuell / ( ) = wird wahrgenommen als
Fachbegriff Geschl. Erklärung Wirkung
„Normalität“
Gesamthäufigkeit
versus Intersexualität ca. 50 : 1
wahrgenommene
Häufigkeit ca. 1000 : 1
W
M
IS Abweichung von normierten
Geschlechtsmerkmalen und/oder Geschlechtseigenschaften und dem typischen
Körperbau Weiblich: Genotyp 46,XX;
Brustwachstum; Vulva, Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, Menstruation und
gebärfähig; Fettverteilung, Hauteigenschaften, Behaarung weich und gering am
Körper, typisches Kopfhaar, typische Schambehaarung.
Männlich:
Genotyp 46,XY; Bartwachstum, Stimmbruch; Penis, Hoden, Prostata, Samenleiter,
Samenblase, Ejakulation und zeugungsfähig; typische Körperbehaarung,
Glatzenbildung und Geheimratsecken.
Jede
Abweichung im Phänotyp (Erscheinungsbild) oder Genotyp kann im weitesten Sinn
der Intersexualität zugerechnet werden.
Turner-Syndrom
Häufigkeit
ca. 1 : 12 500
IS
W Das Geschlechtschromosomenpaar enthält
nur ein X, also 45,X0 oder als Mosaik 45,X0 46,XX Die äußeren und inneren Geschlechtsorgane werden weiblich
ausgebildet, die Geschlechtsreife tritt jedoch nicht ein;
überwiegend
Kleinwuchs und die Gefahr weiterer körperlicher Entwicklungsstörungen ohne med.
Behandlung
Klinefelter-Syndrom
Häufigkeit
ca. 1 : 590 IS
M
(W) Beim Trennungsvorgang der Chromosomen
während der Teilungsphase entsteht ein dreifach gepaartes Geschlechtschromosom
vom Typ 47,XXY Das äußere und innere
Erscheinungsbild ist überwiegend männlich, durch verringerte
Testosteronproduktion kommt es aber in der Pubertät nicht zu den typisch
männlichen Ausprägungen, die Spermienproduktion ist meist erheblich vermindert.
Pseudohermaphroditismus
= „Scheinzwitter“ IS
M/W
Ein
Sammelname für viele der bisher aufgeführten Syndrome
Hermaphroditismus
verus = „echte“ Zwitter IS Gleichzeitige Entwicklung der inneren
und äußeren weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmale Gebärfähigkeit kann erreicht werden; eine
Eigenbesamung ist nicht möglich, denn die Hoden produzieren zwar ausreichend
Hormone, aber die Spermienreifung ist gestört.
Es sind aber
auch Einzelfälle von männlich lebenden Hermaphroditen bekannt, die erfolgreich
Kinder gezeugt haben.
Syndrome mit
geschlechtsuntypischen Auswirkungen
Die
folgenden Begriffe sind nur im erweiterten Sinne IS zuzuordnen, was auch aus
der Geschlechtsangabe ersichtlich ist.
Weibliche
Scheinzwitter W Verschiedene angeborene
Mangelerscheinungen oder Gen-Defekte führen zur Verhinderung der
Sexualentwicklung oder Vermännlichung;
z.B.
Aromatasemangel
3β-HSD
ein Enzym,
das die Bildung von Estrogenen fördert; es kommt zu Mangel an Estrogenen und
erhöhter Testosteronproduktion.
Das Enzym
fördert die Bildung von Sexualhormonen, bei Mangel kommt es zu einer leichten Vermännlichung.
Männliche
Scheinzwitter M Verschiedene angeborene
Mangelerscheinungen oder Gen-Defekte führen zur Verhinderung der
Sexualentwicklung oder Verweiblichung;
z.B.
17β-HSD-Mangel
5α-Reduktase-Mangel
Androstendion
kann nicht in Testosteron umgewandelt werden, und es fehlt bei der Entwicklung
in der Schwangerschaft der androgene Einfluss, es kommt zur Zuordnung weiblich
trotz 46,XY und Hoden, in der Pubertät jedoch leichte Vermännlichung.
Das im Hoden
neben Testosteron gebildete Estradiol führt in der Pubertät zu einem weiblichen
Brustwachstum, wenn das Enzym nicht ausreichend vorhanden ist.
Sexualhormone
produzierende Tumoren
bei
männlichen und weiblichen Scheinzwittern
M/W Diese Tumoren sind meist gutartig und können
schon vor der Pubertät entstehen, ohne dass sie erkannt werden oder selbst
Beschwerden hervorrufen. Je nach
„Wirt“, Art, Zeitpunkt und Menge der Hormonausschüttung kommt es zu
geschlechtsuntypischen Entwicklungen oder zu Beschleunigung oder Hemmung
geschlechtstypischer Entwicklungen.
Die Tumoren
treten in der Nebennierenrinde auf, in den Eierstöcken oder Hoden, selten im
Bereich der Hypophyse.
Neurologische
Syndrome, welche manchmal eingeordnet werden
Hirnorganische
Intersexualität = „Transsexualität“ „Transidentität“ oder „Transgender“
besser
Transmann, Transfrau
Häufigkeit
ca. 1 : 200 [23]
(auch Harry
Benjamin Syndrom)
W
M Die Geschlechtsprägung im Gehirn ist
bipolar.
Es ist zu
vermuten, dass die Geschlechtskodierung im Gehirn von der Geschlechtszuweisung
abweicht. Es entstehen psychosomatische Störungen (sekundär) der
Geschlechtsidentität bei eindeutigem Phänotyp und Genotyp.
Verhältnis
m/w ca. 1 : 1
Die
psychisch/seelische Entwicklung und das natürliche Rollenverhalten des
heranwachsenden Kindes stehen im Widerspruch zu den biologischen Vorgaben und
den Erwartungen des Umfeldes. Die Identifikation mit dem bei der Geburt
aufgrund der biologischen Vorgaben zugewiesenen Geschlecht gelingt nicht.
Transvestismus
(obwohl
völlig unerforscht, halten sich in der Literatur Thesen aus dem frühen 20.
Jahrhundert – die hier nicht wiedergegeben werden)
W
M Annahme des typischen
Geschlechtsrollenverhaltens des Gegengeschlechtes (aus individuell
verschiedensten Gründen); vgl. auch Cross-Dressing. Weiblicher Transvestismus bleibt meist unbehelligt, von
Ausnahmen bei restriktiver Erziehung abgesehen; vergl. Drag King.
Männlicher
Transvestismus wird als „pervers“ oder sexuelle „Entgleisung“ betrachtet oder
in Form von Travestie, auf der Bühne oder in der Öffentlichkeit akzeptiert,
nicht jedoch im Alltag.
Psychoneurologische
Intersexualität M/W Annahme des Sexualverhaltens des Gegengeschlechtes (weitgehend
unerforscht). Es handelt sich um die Geschlechtsorientierung. Wenn Phänotyp und Genotyp eindeutig und
erkennbar sind, sprechen wir von Homosexualität, lesbisch oder schwul. Bei
einer gleichzeitig vorliegenden (biologischen) Intersexualität kann der
Eindruck von Heterosexualität entstehen.
Dieser
Eindruck entsteht auch bei gleichzeitig vorliegender „Transsexualität“, wenn im
zugewiesenen Geschlecht gelebt wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen