Donnerstag, 31. Oktober 2013

Transgender (lat. trans „jenseitig“, „darüber hinaus“ und engl. gender „soziales Geschlecht“)


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Transgender (lat. trans „jenseitig“, „darüber hinaus“ und engl. gender „soziales Geschlecht“) 

Transgender (lat. trans „jenseitig“, „darüber hinaus“ und engl. gender „soziales Geschlecht“) ist ein Begriff für Abweichungen von der zugewiesenen sozialen Geschlechterrolle beziehungsweise den zugewiesenen sozialen Geschlechtsmerkmalen (Gender)
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Das Wort ist einerseits eine Bezeichnung für Menschen, die sich mit der Geschlechterrolle, die ihnen üblicherweise bei der Geburt, in der Regel anhand der äußeren Geschlechtsmerkmale, zugewiesen wurde, nur unzureichend oder gar nicht beschrieben fühlen, und andererseits eine Selbstbezeichnung für Menschen, die sich mit ihren primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen nicht oder nicht vollständig identifizieren können. Manche Transgender lehnen auch jede Form der Geschlechtszuweisung bzw. -kategorisierung grundsätzlich ab – vergleiche auch den wissenschaftlichen Begriff Gender Identity Disorder (deutsch: Geschlechtsidentitätsstörung). Transgender der Richtung Mann-zu-Frau werden häufig als Transfrau bezeichnet, Transgender der Richtung Frau-zu-Mann als Transmann.

Von den meisten Transgender-Aktivisten wird Transgender als ein Oberbegriff für all diejenigen Menschen verwendet, die sichtbar aus den klassischen Geschlechts-Rollenzuordnungen ausbrechen. Die bekanntesten damit verbundenen Termini sind die beiden für grundsätzlich unterschiedliche Zusammenhänge stehenden Begriffe Transsexualität und Transvestitismus. Doch auch noch einige andere nicht-transsexuelle Menschen, die ständig oder vorwiegend in einer anderen als der ursprünglich zugewiesenen Geschlechterrolle leben oder fühlen, sind Transgender: Dazu zählen auch Cross-Dresser, bewusst androgyne Menschen, Bigender, Drag Kings und Drag Queens, aber nur dann, wenn das Überschreiten der Geschlechterrolle für sie nicht nur als Travestie, einer öffentlich zur Schau gestellten Verkleidungskunst, anzusehen ist. Üblicherweise nicht eingeschlossen (obwohl im Einzelfall die Abgrenzung schwierig sein kann) ist transvestitischer Fetischismus, da der Geschlechterrollenwechsel hier nur zeitweise, und nur zur sexuellen Stimulation vollzogen wird.
Transgender können unter die herkömmlichen Definitionen eines der obengenannten Begriffe passen, müssen es jedoch nicht. Ob und in welchem Maße Transgender medizinische geschlechtsangleichende Maßnahmen anstreben, ist in jedem einzelnen Fall verschieden, dies gilt auch für die Änderung des Vornamens und gegebenenfalls des Personenstandes.

Da die obengenannten Begriffe bei aller teils grundlegenden Verschiedenheit dennoch nicht alle Variationsmöglichkeiten abdecken, werden gelegentlich auch „nur“ jene Menschen, welche unter die Definition von Transgender, jedoch nicht unter eine der „klassischen“ Definitionen von Geschlechtsidentitätsstörungen fallen (üblicherweise Cross-Dressing/Transvestitismus und Transsexualismus) als Transgender bezeichnet.

Das Gegenteil von Transgender wird manchmal als „Biomann“ und „Biofrau“ und von Sigusch[1] mit dem englischen[2] Wort Cisgender beziehungsweise Zissexuell (lat. cis- „diesseits“ und engl. gender „Geschlecht“) bezeichnet, meint also Menschen, deren Geschlechtsidentität mit ihrem körperlichen Geschlecht übereinstimmt; dies trifft auf die allermeisten Menschen zu.

Der Begriff „Transgender“

Obwohl heute fast ausschließlich als Oberbegriff benutzt, beziehungsweise als (Selbst-)Bezeichnung für Menschen, die sich nicht auf eine der oben genannten engeren Kategorien festlegen wollen, wurde der Begriff Transgender in den 1970er Jahren von Virginia Prince in den USA geprägt, um eine ganz bestimmte Gruppierung zu beschreiben, nämlich jene Menschen, welche zwar die soziale Geschlechtsrolle vollständig wechseln wollten, aber keine chirurgischen Eingriffe, und insbesondere keine genitalangleichenden Eingriffe anstrebten (und diese häufig auch generell ablehnten).

Da der Begriff Transgender seit den 1980er Jahren zunehmend als gender-politischer Oberbegriff gebraucht wurde – gleichzeitig und zusammenhängend mit der Ablösung von women’s studies (Frauenforschung) durch Gender Studies – setzte sich in den USA für die erste Gruppe der Begriff Transgenderist durch. Diese Gruppierung ist in Europa kaum bis gar nicht vertreten - hier hatte ein breiterer öffentlicher Transgender-Diskurs erst um 1995 begonnen. Der Gebrauch als spezifisch nicht-transsexuelle vollständige Geschlechtsrollenwechsler findet sich vor allem noch im Bereich der Medizin, die im DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) zwischen den formalen Diagnosen GID („Gender Identity Disorder“ für Transsexualität) und GIDNOS („Gender Identity Disorder Not Otherwise Specified“ für Transgender) unterscheidet, ist aber auch im nicht-medizinischen Bereich noch anzutreffen.

Allgemeines

Berichte über Personen oder Vorfälle, die Geschlechtsrollenwechsel beschreiben, finden sich in nahezu allen Kulturen dieser Welt. Unter Betrachtung historischer Personen oder Vorfälle, lässt sich äußerst selten eine Aussage darüber treffen, ob ein Verhalten seine Ursache darin hatte, dass eine Person transgender war, oder ob es sich lediglich um eine praktische Umgehung der Grenzen der jeweiligen Geschlechtsrolle handelte (zum Beispiel bei den relativ häufigen Fällen von Frauen, die als Männer verkleidet Soldaten wurden). Selbst wenn in einigen Fällen entsprechende Aussagen vorliegen, sind diese selbst im besten Falle von den kulturellen Gegebenheiten zu dieser Zeit geprägt, und natürlich davon, dass Begriffe wie Transgender, Transsexualität, oder auch Homosexualität gar nicht existierten. Häufig sind sie allerdings auch davon geprägt, dass sie oft im Zusammenhang mit einer strafrechtlichen oder religiösen Verfolgung zustande kamen, und viele Aussagen mit dem Ziel gemacht wurden, eine möglichst geringe Strafe zu erhalten.

Allerdings beruht nicht jedes Auftreten in einer anderen als der (aufgrund der eigenen Geschlechtsmerkmale) zugewiesenen Geschlechtsrolle auf einem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen Geschlecht. Dies kann auch rein praktische Ursachen haben. Bekannte Beispiele dafür dürften Frauen sein, die sich in Situationen, in denen sie eine Vergewaltigung befürchten (zum Beispiel im Krieg) als Männer verkleiden oder im umgekehrten Fall, Männer die sich als Frauen verkleiden, um zu überleben (zum Beispiel bei Massakern).

Außerdem kennen viele Kulturen rituelle Geschlechtswechsel, die meist nur zeitweilig sind. In westeuropäischen Kulturen findet sich solches nur noch im Männerballett zu Karneval und Ähnlichem.

Daneben haben etliche Kulturen spezifische soziale Rollen für einige oder alle Menschen, die sich ihrem Geburtsgeschlecht nicht zugehörig fühlen, etwa die Two-Spirit vieler nordamerikanischer Indianerstämme, indische Hijras, die Khanith Omans oder thailändischen Kathoeys.

Reaktionen und Sanktionen

Das Abweichen von den jeweilig vorgegebenen Geschlechtsrollen (die sich nicht in jeder Kultur auf nur zwei mögliche beschränken) wird üblicherweise sozial, häufig auch strafrechtlich oder religiös negativ sanktioniert. So wurde Jeanne d'Arc unter anderem deswegen verbrannt, weil sie sich weigerte, einen Eid abzulegen, niemals wieder Männerkleidung anzuziehen.

Während entsprechende Gesetze in Europa in den letzten Jahrzehnten abgeschafft wurden, oder nie bestanden, gibt es selbst in einigen Bundesstaaten der USA noch Gesetze, die das öffentliche Tragen von nicht zum eigenen Geschlecht zugehöriger Kleidung (siehe Cross-Dressing) unter Strafe stellen, allerdings werden diese mit zunehmender Liberalisierung immer seltener angewandt. Weiterhin gibt es in den meisten westlichen (Europa, Nordamerika) sowie einigen anderen Ländern (zum Beispiel Japan, Iran) mittlerweile Gesetze, welche die rechtlichen Aspekte eines Geschlechtsrollenwechsels regeln. In vielen nicht-westlichen Ländern allerdings wird entsprechendes Verhalten wesentlich härter bestraft, bis hin zur Todesstrafe (beispielsweise in vielen islamischen Ländern).

Gesellschaft

In der heutigen westlichen Gesellschaft sind sowohl rituelle als auch aus Not geborene Geschlechtsrollenwechsel äußerst selten geworden, so dass man nahezu immer davon ausgehen kann, dass wer dort Transgender-Verhalten zeigt, dies aus innerer Notwendigkeit tut. Denn eine von den üblichen Geschlechtsrollen abweichende Geschlechtsrollenpräsentation beruht üblicherweise nicht oder nur bedingt auf einer freiwilligen Entscheidung, sondern sie ist für einige Transgender eine innere Notwendigkeit, da sie die Präsentation in einer akzeptierten Geschlechtsrolle (Heteronormativität) sehr belastend, oder sogar als unlebbar empfinden. Viele Transgender bemühen sich, oft jahre- oder gar jahrzehntelang, darum, den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen, schaffen dies aber nie so, dass sie sich selber in dieser Rolle wohlfühlen. Viele schaffen es nicht einmal, andere Menschen von diesem Konflikt mit der, ihrem inneren Empfinden nicht entsprechenden Geschlechtsrollenpräsentation, zu überzeugen. Aus diesem Konflikt entstehen häufig psychische Probleme, psychische und psychosomatische Krankheiten, Suchtprobleme und Ähnliches.

Transgender und Sexualität

Grundsätzlich sind Transgender unabhängig von der sexuellen Orientierung und sexuellen Vorlieben; sämtliche sexuellen Variationen, die bei Cisgendern bekannt sind, gibt es auch bei Transgendern.

Die häufige Assoziation insbesondere von Transfrauen mit Prostitution (oder anderen Arbeiten in der Sex-Industrie) rührt daher, dass in vielen Gesellschaften Prostitution die einzige Möglichkeit für Transfrauen ist, Geld zu verdienen, oder die einzige gesellschaftlich anerkannte Rolle für Transfrauen.

Die ebenfalls häufige Assoziation mit Homosexualität hat zwei Ursachen; zum einen die Tatsache, dass lesbische oder schwule Kreise häufiger sowohl Raum als auch Vorbild für Menschen mit abweichender Geschlechtsrollenpräsentation boten. Zum anderen bevorzugen auch Transgender häufig Menschen mit einem anderen Geschlecht als Partner, und zwar mit einem anderen Identitätsgeschlecht. Dies führt häufig zu Beziehungen, die für Außenstehende homosexuell erscheinen. Die betreffenden Personen betrachten solche Beziehungen allerdings meist als heterosexuell.

Zwar wird die Behandlung oder Begutachtung von Transgendern häufig von Sexualwissenschaftlern vorgenommen, jedoch (anders als häufig angenommen) haben Geschlechtsidentität und Sexualität - zumindest bei Transgendern - nur wenig miteinander zu tun. So ist nicht etwa die Mehrheit der Transgender vor einem eventuellen Geschlechtsrollenwechsel schwul oder lesbisch, um dann hinterher heterosexuell zu leben, sondern im Gegenteil sind etwa die Hälfte der Transgender nach dem Wechsel lesbisch oder schwul, oder auch bi- oder pansexuell. Auch bei jenen Transgendern, die keinen vollständigen Wechsel der Geschlechtsrolle anstreben (Cross-Dresser und andere) ist die Mehrzahl ebenso oft heterosexuell (relativ zu ihrem Ausgangsgeschlecht) veranlagt wie der Durchschnittsmensch.

Quelltext: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1408068

Montag, 28. Oktober 2013

Transsexuelle muss mit maskulinen Zügen leben


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Transsexuelle muss mit maskulinen Zügen leben

Sie leide seelisch unter ihrem maskulinen Gesicht. Das war der Grund für die Klage einer Transsexuellen zu einer Entscheidung ihrer Krankenkasse. Die hatte eine Kostenübernahme für eine OP verwehrt.
Die männlichen Merkmale im Gesicht der Klägerin treten nach Ansicht der Richter nicht so stark in Erscheinung, dass eine chirurgische Korrektur auf Kosten der Krankenkasse zu rechtfertigen ist.

Mit dieser Begründung wies das Sozialgericht Heilbronn am Freitag die Klage einer Transsexuellen zurück, die gegen eine Entscheidung der AOK Baden-Württemberg prozessiert hatte.

Die Klägerin aus dem Raum Stuttgart empfand ihre Gesichtszüge als zu maskulin und wollte deshalb, dass die Krankenkasse ihr eine sogenannte Gesichtsprofil-Harmonisierung bezahlt. Eine Übernahme der Kosten von rund 4000 Euro für die operative Korrektur von Augenbrauen-, Nasen- und Kinnpartie hin zu einem weiblicheren Erscheinungsbild hatte die Krankenkasse abgelehnt.

"Ich möchte nicht schön sein", sagte die transsexuelle Klägerin während der Verhandlung. "Ich sehe es als Korrektur an, um ein normales Leben zu führen wie jede andere Frau auch." Durch ihre nach ihrer Ansicht zu maskulinen Gesichtszüge leide sie seelisch, sie wolle im Alltag nicht durch Merkmale geoutet werden können, die eine andere geschlechtliche Einordnung zulassen würden.

Übernahmepflicht ausgeschlossen

Das Gericht in Heilbronn schloss eine Übernahmepflicht der Kosten von Gesichtskorrekturen bei transsexuellen Menschen durch die Krankenkasse nicht grundsätzlich aus, es gehe immer um eine Beurteilung des Einzelfalles.

Im vorliegenden Fall kamen die Richter zu dem Ergebnis, dass Stirn-, Nasen- und Kinnpartie der Klägerin nicht so stark in Erscheinung treten würden, dass sie die Übernahme der Kosten des beantragten Eingriffs rechtfertigen würden.

Andere, bereits durchgeführte geschlechtsangleichende Maßnahmen wie eine Hormonbehandlung, eine Haarepilation und die Entfernung des Adamsapfels für insgesamt rund 50.000 Euro hatte die Krankenkasse der Frau bezahlt.

Sterbehilfe für Transsexuellen in Belgien: "Ich war das Mädchen, das keiner wollte"


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Sterbehilfe für Transsexuellen in Belgien: "Ich war das Mädchen, das keiner wollte"

Ein Belgier unterzog sich einer Geschlechtsumwandlung, war mit dem Ergebnis unglücklich - und wollte nicht weiterleben. Ärzte gewährten ihm nun aktive Sterbehilfe. Begründung: Der Mann habe "unerträgliche psychische Schmerzen" erlitten.

Brüssel - In Belgien ist ein transsexueller Mann gestorben, der aktive Sterbehilfe in Anspruch genommen hat. Dies berichten die belgischen Tageszeitungen "Het Laatste Nieuws" und die "Gazet Van Antwerpen". Demnach entschied sich der 44-Jährige zu dem Schritt, weil er mit seiner Geschlechtsumwandlung unzufrieden war. Unter ärztlicher Betreuung habe er am Montag im Universitätsklinikum in Brüssel Sterbehilfe erhalten, heißt es in den Berichten.

Er habe keinen anderen Ausweg mehr gesehen, zitiert "Het Laatste Nieuws" den Verstorbenen. "Ich war das Mädchen, das keiner wollte." 42 Jahre lang habe er im Körper einer Frau gelebt und Nancy geheißen. Doch seine Familie habe ihn nie anerkannt. "Während meine Brüder angehimmelt wurden, musste ich in einem Verschlag über der Garage schlafen." Seine Mutter habe ihn wissen lassen, dass sie sich einen Jungen wünschte. "Ich wurde toleriert, mehr nicht."
Schließlich habe er entdeckt, dass er sich als Mann wohler fühle. Mit mehreren Eingriffen habe er sich zu einem Mann umoperieren lassen, jedoch nicht mit dem gewünschten Ergebnis. Er habe sich vor sich selbst geekelt und kein Monster sein wollen.

Als eines der wenigen europäischen Länder erlaubt Belgien die aktive Sterbehilfe. Jeder Erwachsene, der seinen Todeswunsch freiwillig und wiederholt ausspricht, hat das Recht auf Euthanasie. Ärzte müssen bestätigen, dass der Patient aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls an dauerhaften und unerträglichen psychischen oder physischen Schmerzen leidet, die medizinisch nicht gelindert werden können.

"Unerträgliche Schmerzen"

Dies sahen die Mediziner in dem Fall des 44-Jährigen offenbar als erwiesen an. "Seine Entscheidung hatte nicht damit zu tun, dass er des Lebens überdrüssig war", sagte der behandelnde Arzt Wim Distelmans der "Gazet van Antwerpen". Sein Patient habe sich in einer "unheilbaren Situation" befunden, er habe an "unerträglichen Schmerzen" gelitten. Auch Schmerzen psychischer Natur fallen unter das Euthanasie-Gesetz. Aufgrund dieser Tatsachen habe sein Team beschlossen, dass der 44-Jährige die aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen könne.

Distelmans ist Krebsspezialist und Professor der Palliativmedizin an der Freien Universität Brüssel, er gilt als umstrittener Pionier in der Sterbehilfe. Anfang des Jahres hatte der Mediziner mit einem anderen Fall Kritik ausgelöst. Er hatte den tauben Zwillingen Marc und Eddy V., 45, aktive Sterbehilfe geleistet, weil sie zu erblinden drohten. Auch der Fall des 44-jährigen Transsexuellen sorgt nun für Schlagzeilen.

Belgien hat 2002 kurz nach den Niederlanden die Sterbehilfe legalisiert. Immer mehr Menschen machen davon Gebrauch: Im Jahr 2012 starben 1432 Menschen infolge aktiver Sterbehilfe, das sind rund 26 Prozent mehr als 2011, berichtet die "Ärztezeitung" unter Berufung auf die belgische Kontrollkommission. Rund drei Viertel der Patienten litten demzufolge an Krebs.

In anderen europäischen Ländern ist die aktive Sterbehilfe verboten. In der Schweiz und Deutschland ist Beihilfe zum Suizid grundsätzlich nicht strafbar, wenn der Helfer zwar das Mittel zur Selbsttötung bereitstellt, die Person, die sterben möchte, es aber selbst einnimmt.
In Belgien gibt es derweil Pläne, das Recht auf Sterbehilfe auf Minderjährige auszuweiten. Sozialisten und Liberale im Parlament streben die Ausweitung des Gesetzes für extreme Fälle an. Die Annahme der Vorschläge gilt als wahrscheinlich, da die Sozialisten von mehreren Parteien unterstützt werden.

In der Bevölkerung wird dieser Vorstoß verhalten positiv aufgenommen. Rund drei Viertel der Teilnehmer einer Meinungsumfrage sprachen sich für eine Sterbehilfe bei Minderjährigen aus. 38 Prozent erklärten sich "ganz und gar einverstanden", die Sterbehilfe gesetzlich zu erlauben, wenn die betroffenen Kinder unter einer unheilbaren Erkrankung leiden, berichten die Zeitung "La Libre" und der Rundfunk RTBF. Weitere 36 Prozent waren demnach "eher damit einverstanden", ein solches Gesetz zu verabschieden.

Freitag, 25. Oktober 2013

TRANSGENDER NEWS

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TRANSGENDER NEWS

Neues Gesetz in Kalifornien zum Schutz von Transgender-Schülern verabschiedet

Unter dem Begriff "Transgender" versteht man eine Person, die sich mit der Geschlechterrolle, die aufgrund der körperlichen Merkmale bestehen, nicht identifizieren können oder wollen. Jetzt hat der US-Bundesstaat Kalifornien als erster US-Staat ein Gesetz verabschiedet, dass die Rechte von Transgender-Schülern unterstützt.

So dürfen diese Schüler einmal frei wählen, welche Toilette sie aufsuchen und auch an welchem Sportunterricht sie teilnehmen wollen. Dies gilt für alle Jungen und Mädchen, die einen Kindergarten oder eine Schule bis zur zwölften Klasse besuchen.

Grund für dieses Gesetz ist, dass sich in der Vergangenheit viele Eltern darüber beklagt hatten, dass ihre betroffenen Kinder sich wegen ihres Verhaltens nicht mehr in die Schule trauten und sich diskriminiert fühlten, weil sie von einigen wichtigen Schulaktivitäten ausgeschlossen wurden. Das neue Gesetz wurde mit 21 zu 9 Stimmen verabschiedet und tritt ab dem 1. Januar 2014 in Kraft.

Das große Fest in Indien - Hijras und Homosexuelle treffen sich

Kuvagam ist ein Dorf im Süden Indiens, in dem alljährlich ein großes Fest für Hijras und Homosexuelle veranstaltet wird.
Als Hijras gelten Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig bestimmt werden kann. Aus diesem Grunde werden sie als "das dritte Geschlecht" bezeichnet. Zwei Tage lang dauert das Fest und zieht tausende Besucher an. Diverse Wettbewerbe und Seminare für die Hijras machen das Fest zu einem besonderen Erlebnis für die Besucher. Auf dem Fest sind aber auch Männer anzutreffen, die grundsätzlich ein ganz stilles und normales Hetero-Leben führen.

Bizarrer Fall von Transsexuellendiskriminierung in den USA vor Gericht

In den USA gibt es viele Jobs, die man in Europa vergeblich sucht. Einer dieser Jobs besteht darin, in einem medizinischen Zentrum im US-Bundesstaat New Jersey Männer auf der Toilette beim Urinieren zu überwachen. Ein Mann, der für diesen Job eingestellt werden sollte, heißt El´Jai Devoureau und ist 39 Jahre alt. Er bekam eine eintägige Einweisung.
Am nächsten Tag sollte der Dienst beginnen, aber ein Vorgesetzter fragte Devoureau, ob er sich zum Mann umoperiert haben lasse. Der verweigerte die Antwort und wurde gefeuert. Er hatte sich tatsächlich 2009 einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Nun hat allerdings New Jersey 2007 ein Gesetz verabschiedet, das die Diskriminierung Transsexueller auf allen Gesellschaftsebenen verbietet. Devoureau hat daher Anfang April Klage eingereicht. In Kürze wird der Fall entschieden.
Die juristische Frage lautet: Hat der Arbeitgeber bei diesem speziellen Job ein Recht auf einen nichtransexuellen männlichen Arbeitnehmer oder nicht? Es ist der erste Fall dieser Art in Amerika.

Östrogene steigern Schmerzempfinden

Das Klischee des wehleidigen Mannes gehört nun endgültig der Vergangenheit an. Gleich mehrere Studien haben bewiesen, dass das "starke Geschlecht" seinen Namen tatsächlich verdient hat. In Wahrheit seien die Frauen das schmerzempfindlichere Individuum, denn sie nehmen Schmerz intensiver wahr. Schuld daran sind die Geschlechtshormone: Das männliche Hormon Testosteron bewirkt eine Senkung des Schmerzempfindens, während das weibliche Geschlechtshormon Östrogen das Empfinden von Schmerz steigert.
Besonders deutlich wurde dies bei einer Studie im Zusammenhang mit Geschlechtsumwandlungen. Hier erhalten Männer das weibliche Hormon Östrogen und klagte in Relation mit der Einnahme häufiger über chronische Schmerzen. Frauen hingegen, die Testosteron einnehmen, berichten über eine Besserung der bestehenden Schmerzen.
Trotz dieser Erkenntnis kann der stereotypische Satz, dass Männer die Schmerzen einer Geburt nicht aushalten würden, bestehen bleiben. Dafür ist nämlich kein Hormon, sondern ein Endorphin verantwortlich. Es setzt bei Frauen, während der Geburt, eine schmerzstillende Substanz im Körper frei und senkt dadurch die Empfindsamkeit.

In Indien gibt es bald Toiletten für Transsexuelle

Der "Indian Express" berichtet, dass in der Stadt Chennai drei Toiletten errichtet werden, die ausschlielich von Transsexuellen genutzt werden sollen. Laut dem Stadtdezernenten Rajesh Lakhoni sollen die Toiletten zur Anerkennung der Minderheit beitragen.
In Indien leben rund eine halbe Million Transsexuelle. Doch die Reaktionen auf die neuen "stillen Örtchen" sind geteilt. So sind manche der Meinung, dass gerade dadurch eine Trennung der Transsexuellen vom Rest der Gesellschaft forciert wird, andere wiederum sehen darin ein hilfreiches Projekt.

Transgender-Student verklagt Uni, um in Männerwohnheim wohnen zu können

Ein Student an der Miami-Universität in Ohio hat Klage gegen den Dekan und den Fakultätsrat eingereicht. Der Grund: er darf nicht im Männerwohnheim wohnen. Er fühle sich als Mann und es fiele ihm schwer, in einem anderen Wohnheim zu wohnen.
Er wolle in der Nähe seiner Freunde leben, da es ihm schwer falle, ständig für seine Identität zu kämpfen, was er scheinbar tun müsse, wenn er nur unter Frauen sei. Die Uni wandte ein, dass er genau so gut in einem gemischten Wohnheim wohnen könne. Für den Studenten sei es nach eigenen Angaben frustrierend und belaste seine mentale Gesundheit. Noch steht offen, wo er dann endgültig wohnen wird.

Geschlecht - eine Frage der Gesellschaft

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Geschlecht - eine Frage der Gesellschaft

In der Gesellschaft erwartet man von Männern und Frauen ein spezifisches Verhalten. Was als typisch männlich oder weiblich gilt, ist also oft Ausdruck der gesellschaftlichen Rollenverteilung.

Unter der Geschlechterrolle versteht man Verhaltensweisen, die in der jeweiligen Gesellschaft oder Kultur als charakteristisch für das männliche oder weibliche Geschlecht gelten. Außerdem benutzt man die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau zur Zuweisung von unterschiedlichen Rollen. Dabei begnügt sich die Gesellschaft jedoch nicht mit den natürlichen Geschlechtsunterschieden, sondern nimmt auch soziale und kulturelle Unterschiede vor. Für Frauen bedeutet dies beispielsweise, dass sie sich auch feminin verhalten müssen, während Männer möglichst maskulin wirken sollen.

Zahlreiche Soziologen und Psychologen vertreten die Ansicht, dass die Verhaltensweisen, die als typisch männlich oder weiblich gelten, nicht durchweg naturgegeben sind, sondern vielmehr auf der Kultur und den Traditionen der jeweiligen Gesellschaft beruhen. So üben Männer und Frauen bereits so lange eine bestimmte Rollenverteilung aus, dass sie diese mittlerweile als wesensgemäß ansehen. Die Rollenverteilung der Geschlechter kann jedoch durchaus unterschiedlich sein. So gibt es Kulturen, in denen Frauen das vorherrschende Geschlecht sind und sogar körperlich schwere Aufgaben übernehmen, während die Männer sich um gefühlvolle Dinge kümmern.

In der Geschichte der Menschheit hat sich vor allem die patriarchalische Gesellschaftsnorm bei der Verteilung der Geschlechterrollen durchgesetzt. Im westlichen Kulturkreis wird diese Norm jedoch immer mehr in Frage gestellt, wodurch es bereits zu verschiedenen Veränderungen kam. Zu den Kritikpunkten an der traditionellen Rollenverteilung der Geschlechter gehört vor allem die Behauptung, dass die strikte Trennung der Geschlechterrollen naturgegeben sei. So gilt der Mann in einer patriarchalischen Gesellschaft als Ernährer und Oberhaupt der Familie, der stets rational, stark und sexuell aktiv zu sein hat. Dagegen sieht man die Frau als emotional, schwach, sexuell passiv und abhängig vom Mann an. Darüber hinaus ist sie für den familiären Teil der Familie zuständig.

Durch die politischen und sozialen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts kam es jedoch zu starken Veränderungen bei der Rollenverteilung der Geschlechter. Vor allem bei Frauen führte dies zu einer liberaleren Auslegung der Geschlechtsrolle. Frauen, die heutzutage ein naturwissenschaftliches Studium anstreben, erhalten dafür meist Akzeptanz und Verständnis. Probleme gibt es jedoch nach wie vor für Männer, die im Gegenzug die Rolle des Hausmanns ausüben, während ihre Frau den Part der Ernährerin übernimmt. So stoßen diese nicht nur bei vielen Männern, sondern auch bei zahlreichen Frauen auf Ablehnung.


Das Leben als Transgender

Junges Mädchen liegt traurig mit verweinten Augen auf dem Boden

Transgender-Personen verspüren das Bedürfnis ein Geschlecht anzunehmen, dass eigentlich nicht ihrem Körper entspricht. Man unterscheidet zwischen Transfrauen und Transmännern. Während Transfrauen Männer sind, die das weibliche Geschlecht annehmen, handelt es sich bei Transmännern um Frauen, die zum männlichen Geschlecht wechseln. Manche Transgender-Personen ziehen es jedoch vor, keiner Kategorie zugeordnet zu werden und bestehen auf die allgemeine Bezeichnung Transgender. Nicht zu den Transgendern gerechnet werden normalerweise Intersexuelle, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen.

Für viele Transgender beginnt ihre sexuelle Identität erst mit dem Prozess der Selbsterkenntnis. So ahnen manche bereits recht früh, dass sie lieber im anderen Geschlecht leben würden. In den meisten Fällen verspüren die Transgender-Personen jedoch erst ab der Pubertät den Wunsch, ein anderes Geschlecht zu haben. Manchmal dauert der Selbstfindungsprozess auch bis ins höhere Erwachsenenalter. Das innere Coming-Out als Transgender ist für viele Betroffene nicht leicht. Oft versuchen sie ihre Gefühle zu ignorieren oder kämpfen dagegen an, indem sie möglichst „normal“ wirken wollen, um nicht aufzufallen. Manche der Betroffenen hoffen durch Heirat und die Gründung einer Familie dem passenden Rollenbild zu entsprechen. In vielen Fällen führt dies mit der Zeit jedoch zu erheblichen inneren Konflikten. Kommt es schließlich zu dem befreienden Eingeständnis, dass man eine Transgender-Person ist, hat dies oft große Probleme mit dem Partner, der Familie oder den Freunden zur Folge. Die meisten Transgender benötigen viel Zeit, bis sie sich darüber klar werden, was sie sind. Während einige als Crossdresser leben, schlagen andere den transsexuellen Weg ein.

Oftmals wird angenommen, dass vor allem sexuelle Motive ausschlaggebend für ein Leben als Transgender sind. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Zwar gibt es durchaus Transgender-Personen, die im anderen Geschlecht ihre sexuellen Phantasien verwirklichen, genauso gibt es aber auch Transgender, für die Sexualität nur von untergeordneter Bedeutung ist und die sogar Jahrelang ohne sexuelle Kontakte leben. Für viele Transgender-Personen ist es zudem schwierig, einen Partner zu finden, der keine Vorurteile oder Berührungsängste hat. Dabei wünschen sich Transgender für ihr Leben dasselbe wie die meisten anderen Menschen auch: Partnerschaft, Liebe, Freundschaft, eine Familie, einen Arbeitsplatz sowie eine faire Behandlung.


Gefühl und GeschlechtGen für Transsexualität

Neben sozialen Faktoren spielt auch das Erbgut eine Rolle, wenn Männer sich als Frauen fühlen, berichten australische Forscher.
Mitunter denken Eltern, sie könnten es ihren Söhnen ausreden, wenn diese sich sehnlich wünschen, ein Mädchen zu sein.
Doch Sexualwissenschaftler vermuten längst, dass neben sozialen auch biologische Faktoren eine Rolle spielen, wenn kleine Jungen gerne die Unterwäsche ihrer Mutter anziehen, wenn sie in der Pubertät mit Neid auf die wachsenden Brüste der Mädchen blicken und wenn sie sich schließlich - oft nach einem langen Leidensweg - als Erwachsene für eine Umoperation zur Frau entscheiden.
Nun präsentieren Wissenschaftler aus Australien erstmals handfeste genetische Ursachen für Mann-zu-Frau-Transsexualität.
Die Forscher vom Prince Henry's Institute of Medical Research untersuchten die Gene von 112 weiblichen Transsexuellen, die als Mann geboren worden waren, sowie die von 258 gewöhnlichen Männern. In dieser bisher größten genetischen Studie zum Thema fanden sie heraus, dass die Transsexuellen häufig ein übermäßig langes Gen für den Androgenrezeptor besitzen - für ein Molekül also, das im Körper die Wirkung des männlichen Sexualhormons Testosteron vermittelt.

Ein langes Gen ist weniger tüchtig als ein kurzes. "Im Mutterleib könnten die Kinder daher weniger Testosteron ausgesetzt gewesen sein", vermuten die Forscher um Vincent Harley in der Fachzeitschrift Biological Psychiatry: Das Gehirn sei deshalb während der Fötal-Entwicklung feminisiert worden.
Dieser Interpretation stimmt auch Bernd Meyenburg von der Universität Frankfurt zu. Sie decke sich mit bisherigen Vermutungen. Der Experte für Transsexualität warnt allerdings davor, gleich zu Hormonkur und Skalpell zu greifen, sobald der Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung auftritt. Hintergrund seien auch nicht immer die Gene.

Wenn Jungen sich mit Mädchen identifizieren, liege das oft daran, dass ihre Mutter "emotional abwesend" sei - weil sie an Depressionen leidet zum Beispiel. "Die Transsexualität ist dann ein Ausdruck des Wunsches, die Nähe zur Mutter wiederherzustellen", sagt Meyenburg.


Donnerstag, 24. Oktober 2013

Transsexualität im Kindesalter

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 Transsexualität ist oft bei Kindern schon klar


Schon als kleine Kinder merken Transsexuelle, dass der eigene Körper nicht zu ihrem Empfinden passt. Die Gewissheit kommt meist in der Pubertät. Dann heißt es: Ich bin eigentlich ein Mädchen - oder ein Junge. Wie bei der 13-jährigen Inga, die als Junge geboren wurde. Schon als sie ganz klein war, hat Inga* gemerkt, dass etwas bei ihr anders ist. „Ich wusste nicht, was los ist“, erzählt das Mädchen, das vor 13 Jahren als ein Junge namens Ingo zur Welt kam. „Ich habe auch mit Autos gespielt, aber bei mir haben sich die Autos verliebt und geheiratet.“ Inga ist transsexuell und sagt von sich: „Ich habe mich immer schon als Mädchen gefühlt.“ Im Kindergarten gehörte sie noch zur Gruppe der Jungs, erzählt die Berliner Gymnasiastin. „Mit sechs in der ersten Klasse habe ich gesagt, dass mich alle Inga nennen sollen.“ Freunde und Lehrer wussten da schon Bescheid. „Die Lehrer haben mich das erste Jahr mit meinem Jungennamen angesprochen, aber ich bin auf die Mädchentoilette gegangen und habe mich mit den Mädchen umgezogen.“ Inga wurde mit kurzen Haaren eingeschult, heute fallen sie lang und glatt. Niemand, der sie so sieht, käme auf die Idee, dass sie kein Mädchen ist.


Es geht um Identität 


„Vom Wesen her war sie sehr weich, sehr zart“, erinnert sich Mutter Christiane*. „Ich dachte erst: Na gut, ein Softie.“ Sie hielt ihren Ingo für einen zurückhaltenden Jungen. Doch je weiblicher das Verhalten ihres Kindes wurde, umso ungehaltener wurde sie: „Ich habe gesagt: „Guck mal, wie die anderen Jungen das machen, warum machst du das nicht auch so?““ Dann fing Christiane an, ihren Sohn als Mädchen zu sehen und stellte fest: Das passt. „Aber ich dachte trotzdem nicht, dass mein Kind transsexuell ist.“ Korrekter ist heutzutage der Begriff Transidentität, erklärt Sandra Wißgott vom Verein Trans-Ident in Wolframs-Eschenbach. „Denn die Sexualität ist nur ein Aspekt von vielen, es geht aber vor allem um Identität.“ Dass der Körper nicht zum eigenen Gefühl passt, merkten die meisten schon in der frühen Kindheit, im Grundschulalter, spätestens aber mit Einsetzen der Pubertät. „Da ist das Empfinden sehr stabil und ändert sich nur noch selten.“

Geschlechtsangleichende Operation 


 Auch die Kanadierin Jenna Talackova wurde als Junge geboren, deshalb sollte sie zunächst von der Teilnahme an einer kanadischen Miss Wahl ausgeschlossen werden. Auch die Kanadierin Jenna Talackova wurde als Junge geboren, deshalb sollte sie zunächst von der Teilnahme an einer kanadischen Miss Wahl ausgeschlossen werden. Ein in der Öffentlichkeit bekanntes Mädchen ist die deutsche Sängerin Kim Petras, die als Tim zur Welt kam. Auch sie sagt: „Ich habe mich schon immer wie ein Mädchen gefühlt.“ Allerdings hätten ihre Eltern sie anders behandelt als die Geschwister. Bereits mit 16 Jahren lässt sie eine geschlechtsangleichende Operation machen - eine kleine Sensation in diesem Alter. „Natürlich hatte ich Angst vor den Schmerzen“, sagt Kim heute. „Aber hauptsächlich war ich erleichtert, dass ich die Operation überhaupt bekam.“ Diesen Schritt hat auch Inga fest eingeplant - wenn sie 18 Jahre alt ist. „Ich möchte mich als Frau entwickeln. Das gehört für mich dazu“, sagt sie selbstbewusst. Inga nimmt bereits Medikamente, die das Testosteron unterdrücken, damit zum Beispiel der Stimmbruch nicht einsetzt. Bald kommen weibliche Hormone.

Ein Gericht muss entscheiden 


Die gesetzliche Altersgrenze von 18 Jahren für die Operation habe das Bundesverfassungsgericht vor einigen Jahren gekippt, erläutert der Rechtsanwalt Rudolf Ratzel aus München. Theoretisch darf auch eine 15-Jährige eine Geschlechtsangleichung vornehmen lassen. Praktisch komme das aber nie vor. So gut wie alle Transsexuellen lassen sich erst operieren, wenn sie volljährig sind. Zwei Gutachten müssten die Notwendigkeit des Eingriffs bestätigen, und dann müsse ein Gericht darüber entscheiden, erklärt Ratzel, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Medizinrecht beim Deutschen Anwaltverein (DAV) ist. Dabei geht es um die Frage: Ist der Betroffene wirklich transsexuell? Wenn ja, zahlt die gesetzliche Krankenversicherung die Operation.

Angst, zum Außenseiter zu werden 


Balian Buschbaum war als Yvonne Buschbaum eine erfolgreiche Stabhochspringerin. Nach der Sportlerkarriere unterzog er sich mit 27 Jahren einer geschlechtsangleichenden Operation. Balian Buschbaum war als Yvonne Buschbaum eine erfolgreiche Stabhochspringerin. Nach der Sportlerkarriere unterzog er sich mit 27 Jahren einer geschlechtsangleichenden Operation. Die Medizin habe große Fortschritte gemacht, sagt Sandra Wißgott. „Die Geschlechtsangleichung ist ein relativ sicherer Weg, wenn sonst keine Erkrankungen da sind.“ Je jünger der Mensch aber sei, desto genauer würden Ärzte in die Begutachtung einsteigen. Außerdem sei es leichter, aus einem Mann eine Frau zu machen als andersherum. Der Leidensdruck der Kinder wächst meist, je länger sie im falschen Körper heranwachsen. „In der Pubertät, wenn sich die Geschlechtsteile verstärken, schämen sich die Mädchen für ihre Brüste und binden sich zum Beispiel ein Handtuch um den Oberkörper“, erzählt Wißgott. Und auch die Jungs hätten es schwer, wenn sie sich nicht typisch männlich verhalten. „Ein Junge wird dann einfach als 'schwul' bezeichnet, über so ein Schimpfwort denkt niemand nach.“ Dadurch entstehe Angst, zum Außenseiter zu werden, nicht anerkannt zu sein.

Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen


Die Jungs aus ihrer Klasse wüssten, dass sie transsexuell ist, erzählt Inga. Und klar interessiere sie sich für Jungs, sagt sie und wird dabei etwas rot. „Ich gehe auf die Leute zu und sage es ihnen ganz offen. Die finden das meist gar nicht schlimm und behandeln mich deswegen nicht anders.“ Es sei wichtig, dass Kinder Vertrauen zu ihren Eltern hätten und offen sprechen könnten, sagt Wißgott. „Aber Eltern haben schnell Angst, dass sie in der Erziehung versagt haben.“ Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen können professionelle Hilfe leisten. Inga und ihre Mutter Christiane sind zum Beispiel im Netzwerk Trans-Kind-Netz, über das Inga ein anderes Transmädchen in ihrem Alter kennengelernt hat - heute sind beide beste Freundinnen. Inga wünscht sich vor allem, dass Menschen wie ihnen Glauben geschenkt wird. „Wenn man missverstanden und ungerecht behandelt wird, ist das ein ganz schlimmes Gefühl.



Quelltext: http://www.fr-online.de/gesundheit/-als-maedchen-gefuehlt-transsexualitaet-ist-oft-bei-kindern-klar,3242120,23467660.html

Transsexualität ist zuallererst eine Selbstdiagnose.

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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013


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Transsexualität ist zuallererst eine Selbstdiagnose.


Wenn sich die Betroffenen sich mit ihrer Situation auseinandergesetzt und für einen entsprechenden Weg entschieden haben, werden sie in der Regel mit einer Fülle von psychologischen, sozialen, ökonomischen und vor allem medizinischen und juristischen Fragen konfrontiert, auf die sie eine ganz persönliche Antwort finden müssen.



Biologischer Faktor X + Sozialer Faktor Y = Homosexualität

Nur noch wenige Wissenschaftler glauben, dass es eine ganz bestimmte Ursache für Homosexualität gibt. Während Daniel Hamer mit seiner vermeintlichen Entdeckung des "Schwulen-Gens"ausschließlich auf die biologische Erklärungskraft setzte, sehen die Anhänger der Queer-Theorie das kulturelle und soziale Umfeld als alleinige Ursache. Indem sie zwischen biologischem (sex) und sozialem Geschlecht (gender) unterscheiden, lösen sie sich von der traditionellen Geschlechtereinteilung zwischen Mann und Frau. "Gender" - und damit die sexuelle Orientierung des Menschen - wird nach dieser Ansicht also getrennt vom biologischen Geschlecht betrachtet.

Die mehrheitliche Überzeugung ist jedoch, dass biologische, kulturelle und soziale Faktoren nicht getrennt voneinander zu betrachten sind.
Welche Voraussetzungen es genau sind, die Menschen homosexuell werden lassen, weiß man bis heute nicht.
Im Gegensatz zu früher ist aber immerhin klar, dass es sich dabei nicht um eine Krankheit handelt, die durch eine Therapie behoben werden kann.

http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/sexualitaet/homosexualitaet/theori... kopieren

Welche Faktoren beim Einzelnen zur Ausbildung einer bestimmten sexuellen Orientierung führen, ist ungeklärt.
Grundsätzlich können bei der Entstehung der sexuellen Orientierung zwei Hauptthesen unterschieden werden:

Die sexuelle Orientierung ist schon vor der Geburt festgelegt.

Die sexuelle Orientierung wird erst durch gewisse Identifikationsprozesse in der frühen Kindheit oder auch besondere Abläufe in der Pubertätsphase ausgeprägt.

Außerdem werden Theorien vertreten, die eine Kombination dieser beiden Thesen darstellen. Unter biologischen, evolutionären oder psychologischen Aspekten werden deshalb folgende Themen diskutiert:

Faktoren, die zu Homosexualität beim Menschen führen

Ist Homosexualität durch angeborenen Faktoren bedingt oder beeinflussen diese die Ausbildung der Homosexualität?

Ist Homosexualität auch oder teilweise eine Willensentscheidung?


Geht es bei Homosexualität um das Geschlecht des bevorzugten Partners, so geht es bei Transgender, wozu auch Transsexualität gehören kann, um das Empfinden der eigenen Geschlechtsidentität, die unabhängig von der sexuellen Orientierung ist.

Beide sind aber Teile der mehrschichtigen sexuellen Identität.

Beziehungen zu Personen gleichen Identitätsgeschlechts werden dabei als homosexuell empfunden, solche zu Personen eines anderen Identitätsgeschlechts als heterosexuell, wobei die Quote der homo- oder bisexuell empfindenden Transgender weit höher liegt als die von Nicht-Transgendern; je nach Schätzung sind dies mindestens ein Drittel. In älterer Fachliteratur findet sich noch der Gebrauch von Homo- bzw. Heterosexualität relativ zum ursprünglich zugewiesenen Geschlecht, also würde beispielsweise eine mit einem Mann verheiratete Transfrau als homosexuell beschrieben, konträr zu ihrem Empfinden, ein schwuler Transmann als heterosexuell. In der neueren Literatur nimmt diese Verwendung kontinuierlich ab, in hauptsächlich sozialwissenschaftlich geprägten Texten ist er nicht mehr zu finden.

Aufgrund der ursprünglichen, als abwertend empfundenen Verwendung und aufgrund der Schwierigkeiten, gleich und verschieden genau zu definieren, bevorzugen viele Transgender anstelle von homo- und heterosexuell schwul, lesbisch, queer etc. als Selbstbezeichnungen. Selten werden die, für den Begehrenden geschlechtsneutralen, Begriffe Gynäkophilie und Androphilie verwendet.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Homosexualität&oldid=11778194...

Transgender

Auf den ersten Blick scheint dieser Terminus hochaktuell zu sein, „en vogue“ und vor allem im Berliner Diskurs sehr verbreitet. Tatsächlich entstand er bereits Ende der 1970er Jahre durch die US-amerikanische Transfrau Virginia Prince, die die Begriffe „transgenderist“ und „transgenderism“ als Alternative zu „Transvestiten“ und „Transsexuelle“ entwickelte.

Heute hat er zwei Bedeutungen:

1. Transgender wird als Oberbegriff für alle Personen verstanden, für die das gelebte Geschlecht keine zwingende Folge des bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts ist.

2. Als Transgender bezeichnen sich außerdem Personen, die ihre Geschlechtsidentität jenseits der binären Geschlechterordnung leben und damit die Geschlechterdichotomie Frau/Mann in Frage stellen.

Für die meisten Menschen spielt das Geschlecht eine ganz zentrale Rolle in ihrem Selbstverständnis. Daher ist es für viele sicher recht schwierig, sich vorzustellen, dass jemand eindeutig die äußerlichen Merkmale des einen Geschlechts besitzt und sich trotzdem dem anderen Geschlecht zugehörig fühlt.

Diejenigen, die so etwas empfinden, nennt man transsexuell.

Ein häufiger Versuch, dieses Dilemma zu erklären ist: 'Stell' dir vor, du wachst eines morgens im Körper des anderen Geschlechts auf.' Es ist wohl kaum möglich, eine solche Erfahrung nachzuvollziehen, allerdings kann man erklären, wie es dazu kommt und wie man damit umgeht.

Theorien zur Entstehung von Transsexualität

Das körperliche Geschlecht wird im Kern durch die Geschlechtschromosomen festgelegt. Ob sich dann daraus körperlich ein Junge oder ein Mädchen entwickelt, hängt jedoch auch davon ab, welche Hormone das ungeborene Baby im Mutterleib beeinflussen. Nach einer weit verbreiteten Theorie gerät bei manchen Ungeborenen etwas mit dieser Hormonsdusche durcheinander. Sei es die Zusammensetzung oder der Zeitplan, offenbar kommt es zu einer Mischung des geistigen und körperlichen Geschlechts. Deshalb wird Transsexualität manchmal auch als eine Art Geburtsfehler angesehen.

Ob das nun stimmt oder nicht, zu sehen ist von alledem dummerweise überhaupt nichts.

Nur die betroffenen Personen haben oftmals schon zu Kindertagen das sichere Gefühl, dass etwas nicht zusammenpasst. Die Mitmenschen ihrerseits sind sich sicher, das es sich um eine ganz 'normale' Frau oder einen ganz 'normalen' Mann handelt. Da äußerlich nun rein gar nichts feststellbar ist, halten viele das ganze für eine 'Macke' oder geistige Störung, die mit etwas gutem Willen und einer Therapie wohl in den Griff zu bekommen sein sollte.

Doch das funktioniert leider nicht.


Wenn sie einem transsexuellen Menschen begegnen, dann treffen sie jemanden, der viele Jahre versucht hat, es allen recht zu machen. Jemand, der viel über sich und andere nachgedacht hat und sich dann im Abwägen aller möglichen Folgen entschieden hat, ein Leben ohne Lüge vor sich selbst und den anderen zu leben. Jemand der gelernt hat, sich selbst zu verstehen und zu lieben und demzufolge auch andere verstehen und lieben kann. Wie viele Menschen können das für sich in Anspruch nehmen?



Dienstag, 22. Oktober 2013

Transsexualität: Der dritte Weg


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Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013


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Transsexualität
Der dritte Weg

Mehr als 40 Jahre lebt Silke im Körper eines Mannes. Dann wird ihr klar: Sie ist schon immer eine Frau. Was folgt, ist ein zähes Ringen um die eigene Identität, das noch lange nicht abgeschlossen ist.
Klar hat sie ein Foto. Silke zückt ihr Handy und tippt darauf herum, bis sie das Bild von Sven findet. Es ist ein Bewerbungsfoto. Sven im blauen Jackett, mit weißem Hemd und Krawatte. Ein Mann Mitte vierzig, graues Haar, grauer Bart. Der Blick ernst, man könnte auch sagen: elend. Der ganze Ausdruck wirkt gequält. »Na freilich«, sagt Silke. »Das war ja auch ne arme Sau.« Sie muss es wissen. Denn Sven, das war sie.
Was immer einem beim Begriff »transsexuell« für Bilder durch den Kopf schießen mögen, Silke entspricht ihnen herzlich wenig. Sie ist eine kleine Frau, schlicht gekleidet in Jeans und violetter Bluse. Das braune Haar trägt sie im Nacken gebunden. Stimme und Gesichtszüge lassen noch Reste von Sven erahnen. Aber das wird schon. Die Hormontherapie, begonnnen vor sechs Monaten, schlägt erst langsam an.

Etwa 6000 transsexuelle Menschen gibt es in Deutschland. Vielleicht sind es auch 50 000, so genau weiß das niemand. Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Wie die Diskrepanz zwischen dem äußeren, biologischen und dem empfundenen Geschlecht entsteht, weiß bislang niemand. »Geschlechtsidentitätsstörung« lautet der Fachbegriff. Einige vermuten die Ursachen im Gehirn, andere machen die Hormone verantwortlich. Den Betroffenen selbst bringt die Suche nach den Gründen nur wenig. Sie sprechen auch lieber von »Transidentität«. Weil das Ganze nichts mit Sex zu tun hat, sondern mit dem Selbstbild.

Silke führt den Besuch ins Wohnzimmer. Sie lebt jetzt wieder in ihrem Elternhaus, zusammen mit der Mutter. Es ist ein brauner Klinkerbau aus den siebziger Jahren, helle Möbel, Wintergarten. Hier hat sie, damals noch Sven, ihre Kindheit verbracht. Keine idyllische Kindheit, der Stiefvater ist ein Despot, seine Meinung ist Gesetz. Ein Mensch ist für ihn ein Mann, besser: ein studierter Mann. Der Sohn, obwohl geschickt und der geborene Handwerker, soll Akademiker werden. Folgsam macht Sven sein Diplom als Betriebswirt, arbeitet mehr als zwanzig Jahre in einem ungeliebten Beruf.

Alles fühlt sich falsch an

Und Silke? Eigentlich war sie immer schon da. Ein Mädchen, das gerne mit anderen Mädchen spielt. Aber alle anderen sehen nur Sven. »Da war immer dieses Unbehagen«, sagt Silke heute.

Sie ist eine gute Schauspielerin. Sven trägt einen Schnurrbart, schafft sich einen Panzer aus Bauch. Als junger Mann zieht er mit Kumpels um die Häuser. Aber die Rituale der Partnersuche – das Schauen, das Flirten, das Abschleppen – bleiben ihm fremd. Ein bisschen Knutschen, mehr Nähe lässt er nicht zu. Lange Jahre bleibt er allein. 1991 trifft er schließlich eine alte Schulfreundin wieder, Eva, man war sich immer sympathisch. Wenn nicht die, wer dann? Die beiden heiraten, ziehen zusammen, bekommen zwei Kinder.

Hormontherapie

Die Hormontherapie im Rahmen einer Geschlechtsangleichung funktioniert zweifach: Die Betroffenen nehmen sowohl Sexualhormone des erwünschten Geschlechts ein als auch Mittel, die die körpereigene Produktion der Sexualhormone unterdrücken. Bei einer Mann-zu-Frau-Behandlung sind das Estrogene, Gestagene und Antiandrogene. Nach der geschlechtsangleichenden Operation produziert der Körper keine Androgene mehr. Diese werden dann häufig in niedrigen Dosen wieder zugeführt, um Antriebslosigkeit und psychischen Beschwerden entgegenzuwirken. Bei einer Frau-zu-Mann-Behandlung erhalten Betroffene einerseits das männliche Sexualhormon Testosteron, andererseits Antiestrogene.

Fotos der Kinder hängen heute über dem Wohnzimmertisch, daneben ein Hochzeitsbild. Sven, bullig, verlegen, steht auf einer Sommerwiese. Vor ihm im Gras, ganz in Weiß, Eva. Silke hat das Bild nicht abgenommen. Wie ist das, im falschen Körper zu stecken? »Seien Sie froh und danken Sie Ihrem Schöpfer oder wem auch immer, dass Sie es nicht nachempfinden können«, sagt Silke und blickt kurz auf. »Es ist kein Spaß«. Wie soll man so ein Leben beschreiben? Die vorherrschende Empfindung: Alles fühlt sich falsch an. Nur genau lokalisieren lässt sich das nicht.

Frauenkleider sind kein Fetisch

War sie denn glücklich in ihrer Ehe? Silke überlegt. Ja, es war so etwas Ähnliches wie Glück. Zumindest am Anfang. Aber es kommt viel zusammen. Das Leiden an der Arbeit, das Leiden am Selbst. Sven wird erst depressiv, dann cholerisch. Brüllt oft herum. Auf der Arbeit bricht er eines Tages zusammen, muss mehrere Monate pausieren. 2003 kehrt dann das alte »Unbehagen« zurück. Anzug und Krawatte werden Sven widerlich. Werden eigentlich Silke widerlich, denn sie ist wieder da, aufgetaucht aus der Versenkung. Es ist wie im Film: Sven kauft sich tagsüber Frauenkleider, die Silke nachts heimlich trägt. Mit Fetisch hat das nichts zu tun, sondern mit dem Gefühl: Das bin ich.

2009 geht schließlich gar nichts mehr. Silke zieht sich immer mehr zurück, sie hat kaum noch Kraft und sucht endlich einen Psychologen auf. Im Internet hat sie viel über Transsexualität gelesen, trotzdem hofft sie noch, das Ganze könnte ein Irrtum sein und »in ein paar Jahren nur noch eine merkwürdige Erinnerung«. Doch nach einem halben Jahr Therapie steht fest: Es stimmt wohl doch – sie ist transidentisch.

Im Prinzip, sagt sie heute, gab es von da an nur drei Möglichkeiten: Verdrängung, Suizid oder »Offenbarung«. Da die Verdrängung nicht mehr funktionierte und Selbstmord »richtig blöd« gewesen wäre, blieb ihr nur der dritte Weg. Aber es ist eher eine Odyssee. Eine, die gerade erst beginnt. Hormontherapie, alle vier Wochen eine Spritze Testosteronhemmer in den Bauch. Dann die Änderung des Vornamens. Zwei psychiatrische Gutachter müssen darüber entscheiden, ob Sven wirklich Silke ist. Der Antrag läuft. Ganz am Ende steht irgendwann das, woran Außenstehende meist als Erstes denken: Die »geschlechtsangleichende Operation«. Silke hat keine Angst davor, im Gegenteil. Sie kann es kaum erwarten.
Rund 6000 transsexuelle Menschen soll es in Deutsch­land geben. Doch die Dunkelziffer ist sehr hoch.

Bereits die Diagnose lässt 2009 eine Last von ihr abfallen. Im wahrsten Sinne des Wortes, sie verliert mehr als 15 Kilo. Sie weiht Freunde und Familie ein. Die Kinder nehmen die Erklärung »super auf«. Auch Silkes Schwester und Mutter akzeptieren nach dem ersten Schrecken ihre neue Identität. Die Brüder haben da schon eher ein Problem. »Toll finden sie es nicht«, sagt Silke trocken. Und Eva, die Ehefrau? Silke schaut auf ihre Hände. »Sie ist dem traditionellen Rollenbild sehr verhaftet.« Als die Wahrheit endlich heraus ist, wird schnell klar: Eva ist nicht bereit, Sven gegen Silke zu tauschen. Inzwischen läuft die Scheidung und beide versuchen, den Weg der anderen zu akzeptieren.

Probleme mit der Außenwelt

Ist sie denn glücklich, als Silke, hier im Einfamilienhaus, mit den Kindern am Wochenende? »Mit dem Glück ist es so eine Sache«, sagt Silke. Wenn du weißt, dass du mit der Lüge niemals glücklich werden kannst, ist die Offenbarung letztlich die einzige Möglichkeit. »Sie ist keine Garantie für Glückseligkeit. Aber die gibt es nirgendwo.«

Probleme mit der Außenwelt, ja, die gibt es schon. Letztes Jahr erst hat es eine Bekannte aus der Selbsthilfe erwischt. Sie wurde »verdroschen«, von einer Gruppe junger Männer. Silke selbst hat wenig Angst. Eher ärgert sie sich, über verständnislose Krankenkassenmitarbeiter zum Beispiel. Mühsam muss Silke ihnen immer wieder erläutern, warum bestimmte Behandlungen notwendig sind. Eine dauerhafte Entfernung der Gesichtshaare zum Beispiel. Dann heißt es: Rasieren Sie sich doch. Kompetente Ansprechpartner bei Ämtern und Kassen, das würde schon helfen.

Momentan freut Silke sich über kleine Dinge: Ihr Haar, das durch die Östrogene wieder üppig wächst und schon bis zu den Schultern reicht. Den Ansatz von Dekolleté. Neulich wollte die Kassiererin ihre EC-Karte nicht annehmen. »Die gehört wohl ihrem Mann.« Silke grinst. »Das geht runter wie Öl.« Aber sie ist realistisch. In der Stadt sieht sie junge Frauen in schönen Kleidern und weiß: »So werde ich nie aussehen.« Zu breit die Schultern, zu grob die Hände. Sie weiß auch: »Die Zeit gibt mir niemand zurück.« Vierzig Jahre lang war sie im Grunde nicht sie selbst. Nun kann sie es ausprobieren. Silke hat gekündigt, macht jetzt das, was ihr Freude macht. Mit einem Bekannten betreibt sie eine Werkstatt, baut Möbel, Uhren und Kunsthandwerk. Sie hat Talent, es hat sich bereits herumgesprochen. Die Schultern werden von der harten Arbeit nicht schmaler, aber das ist egal, die Freude an der Arbeit zählt.

Überhaupt: Der Mensch ist nicht nur Geschlecht. Der Wechsel ihrer Identität hat Silke viel Kraft gekostet, daneben soll der Alltag nicht verloren gehen. Ihre Freunde sind ihr wichtig, die gemeinsamen Hobbys und Feste. Und die Liebe? Silke lächelt verhalten. Irgendwann eine neue Beziehung, schön wäre das schon. Wie die denn aussehen könnte, das weiß sie noch nicht. Erst mal muss sie ganz Silke werden. Bis dahin ist ja auch noch Mutter Gitti da. Die beiden Frauen wohnen zusammen. Nein, es ist keine Flucht zurück in Mamas Nest, eher eine WG. »Zu zweit ist es einfach lustiger«, sagt Silke, und Gitti nickt bestätigend.

Gleich geht es los zur Geburtstagsfeier von Silkes Ältestem. Ab und zu rutscht Gitti noch ein »er« heraus, wenn es um die Tochter geht. Silke nimmt es ihr nicht übel. Momentan ist sie sowieso mit der Suche nach ihrer Tasche beschäftigt. »Kommst du?«, ruft Gitti und schüttelt den Kopf. »Dass Mädels immer so lange brauchen.

Das Menschliche

Die Kirchen, schweigen nicht aus Scharmützel über Missbrauch, nein haben Angst um die Glaubwürdigkeit!

Von oben gesehen sind wir alle Zwerge und von unten alle Riesen.... Wir müssen die horizontale Vision, die solidarische Vision zurückgewi...