Samstag, 28. Mai 2016

"Under Hitler, I would have come to the camp" /// "Unter Hitler wäre ich ins KZ gekommen"

Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle Rechte vorbehalten!
Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2016
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Heiko Maas beschäftigt sich mit dem § 175 StGB, er gab ein Gutachten in Auftrag, das Ergebnis nein es war nicht Berauschend im Gegenteil es klang sehr Niederschmetternd die Rede von Unmenschlichkeit und Menschenrechtsverletzungen!

Jetzt ist die Frage, wie will Herr Heiko Maas all diesem Gerecht werden?

Und schon sind die ersten Berichte da welche den § 175StGB angeblich entschuldigen, aber das wird nicht reichen!

Mit Einführung des § 175 des deutschen Strafgesetzbuchs am 1. Januar 1872 wurden sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts als “widernatürliche Unzucht” unter Strafe gestellt. Zehntausende Männer wurden aufgrund des § 175 verurteilt, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller Homosexuellen mit Füssen getreten.

Intergeschlechtlichkeit

Die Erinnerungen des_der intergeschlechtlichen Barbin zeigen eindrucksvoll, dass Menschen in einer Gesellschaft bereits aufgrund ihres vermeintlichen Geschlechts Chancen erhalten oder verlieren können und dass die Annahme, dass es nur das männliche und das weibliche Geschlecht gibt, keineswegs selbstverständlich ist.

Der Begriff „Intergeschlechtlichkeit“ bezeichnet die „nicht eindeutige Möglichkeit der Zuordnung eines Menschen“ zum männlichen oder weiblichen  Geschlecht.

Dies kann entweder aufgrund doppeldeutiger Sexualorgane bereits bei der Geburt der Fall sein oder im Laufe der Pubertät einsetzen, wenn die körperliche Entwicklung nicht zu dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht passt.

"Unter Hitler wäre ich ins KZ gekommen": Deutschland hat ein drittes Geschlecht

Das sind Überschriften welche durch Mark und Knochen gehen, wenn man darüber nachdenken möchte!

Quelltext: http://www.shortnews.de/id/1059038/unter-hitler-waere-ich-ins-kz-gekommen-deutschland-hat-ein-drittes-geschlecht

Umgang mit Intergeschlechtlichkeit im Frankreich des 19. Jahrhunderts

In der aktuellen Forschung wird davon ausgegangen, dass Intergeschlechtliche seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert als Menschen angesehen wurden, deren Genitalien sich nicht vollständig entwickelt hätten.
Aufgrund nicht eindeutig zuordenbarer männlicher oder weiblicher Geschlechtsmerkmale diagnostizierten ihnen Mediziner eine mangelhafte Reproduktionsfähigkeit, die im medizinischen Diskurs des 19. Jahrhunderts als Beweis ihrer physischen und psychischen Unterlegenheit angeführt wurde.

Als vermeintlich objektives Kriterium zur Definition von Geschlechterbildern, stand die sexuelle Reproduktion in jener Zeit ebenso für eine soziale Referenz, die rollenspezifische Erwartungen von Mann und Frau in sozialen Beziehungen re-naturalisiert.

So sollte die Frau als Mutter zur Stabilität der Familie beitragen, indem sie sich um die Kinder und den Haushalt kümmerte. Dementsprechend hätten politische oder berufliche Tätigkeiten einen Widerspruch zum natürlichen Geschlechterbild von „Mutter sein“ dargestellt.

Diese Aufgabenfelder oblagen allein dem Mann, der angesichts seiner natürlichen Eigenschaften von „Mann sein“ diesen besser entsprach. Manifestiert wurde diese Geschlechterbeziehung im Code civil von 1804, in dem die Bevormundung der Frau durch den Mann festgeschrieben wurde.
An diesem Beispiel lässt sich erkennen, dass das bipolare Geschlechtersystem und dichotome Geschlechterbilder im 19. Jahrhundert zu einer normgebenden Kategorie mit weitreichenden Folgen für die Organisation des gesellschaftlichen Lebens avancierten. Intersexualität, die angesichts ihrer ambiguen Erscheinung von dieser vermeidlich Natur gegebenen Geschlechterordnung nicht erfasst wurde, birgt dabei die Chance, die Wirkmächtigkeiten dieser Geschlechterordnung aufzuzeigen.

Die Memoiren des_der intergeschlechtlichen Barbin (1838-1868) stellen eine einzigartige Quellensammlung für die Forschung für Geschichte der Intergeschlechtlichkeit dar.

Im Vergleich zu einer Mehrzahl der Schriften über Intergeschlechtliche aus dem 19. Jahrhundert, die gewöhnlich keine Schriften von Intergeschlechtichen selbst sind, berichtet Barbin eigenmächtig über seine_ihre Erfahrungen als intergeschlechtlicher Mensch im Frankreich der 1860er Jahre.
Adelaide Herculine Barbin wurde 1838 in der Nähe von La Rochelle geboren. Bei der Geburt kam keine Unsicherheit bezüglich der geschlechtlichen Identität des Kindes auf, welches ohne besondere Konsultationen als Mädchen betrachtet wurde. Der Vater starb früh und die Mutter wurde Erzieherin bei einer adligen Familie, weswegen Barbin in einem Nonnenkloster erzogen wurde. Mit der Pubertät setzten starke, körperliche Schmerzen ein und Barbin war bezüglich der eigenen Sexualität verunsichert, was mit ihren_seinen sexuellen Gefühlen für Frauen einherging.

Nach einer Ausbildung als Lehrerin arbeitete Barbin an einer Mädchenschule, verliebte sich dort in Sara, die Tochter des Leiters der Schule, und begann mit ihr eine sexuelle Beziehung. Obwohl immer darauf bedacht, den eigenen Körper —ungewöhnlich stark behaart, ohne ausgeprägte Brüste und Hüften — zu verbergen, sah sich Barbin nach anhaltenden genitalen Schmerzen dazu gezwungen, einen Arzt zu konsultieren. Nachdem dieser an Barbins Körper männliche Geschlechtsmerkmale feststellte, wendete sich Barbin an den Bischof von La Rochelle, der weitere medizinische Untersuchungen einleitete. Als Ergebnis dieser Untersuchungen stellte der betreffende Arzt fest, dass Barbin Hermaphrodit sei mit überwiegend männlichen Geschlechtsmerkmalen.

Im Juni 1860 wurden daraufhin Barbins Geschlecht und Vorname juristisch geändert und entsprechend korrigierende Einträge in Barbins Geburtsurkunde vorgenommen. Somit wurde Barbin mit 22 Jahren zum Mann erklärt, aus Adelaide wurde Abel. Barbin war daraufhin gezwungen, Sara und die Stellung als Lehrerin aufzugeben.
Nach einem Umzug nach Paris beging Barbin dort nach erfolgloser Arbeitssuche Selbstmord. Neben den autobiographischen Lebenserinnerungen, die Barbin hinterließ, ergänzen Zeitungsartikel, ärztliche Gutachten und offizielle Dokumente die persönlichen Schilderungen.


Es ist demokratischer Konsens, dass wir nur im Wissen um die Gesamtheit der deutschen Vergangenheit zukunftsfähig sein werden.

 Darum ist es zwingend notwendig, alle Opfergruppen des NS-Terrors uneingeschränkt zu würdigen und ihre differenzierten Leidensgeschichten als Teil unseres Landes anzuerkennen. Doch wo wird an die Opfergeschichte von intersexuellen, transgender, trans- und bisexuellen sowie gleichgeschlechtlich liebenden oder queeren Menschen durch den NS-Terror gedacht?

Heute warten die Opfer noch immer auf Rehabilitierung und Entschädigung. Insgesamt wurden über 50.000 männliche Homo- und Bisexuelle im NS-Terror unter dem in der NS-Zeit verschärften §175 in Gefängnissen drangsaliert. Etwa 7.000 schwule und bisexuelle Männer wurden in den KZs ermordet. Von lesbischen oder bisexuellen Frauen ist wenig bekannt, sie wurden etwa als "Asoziale" in das KZ-System eingewiesen. Die Geschichte von Trans- und Intersexuellen ist noch nicht aufgeschrieben worden. Es bleibt zu vermuten, dass sie im NS-Eutanasieprogramm getötet wurden.

Zudem endete(n) die Repressions-, Diskriminierungs- und Verfolgungsgeschichte(n) nicht mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945, sondern wirkten ungebrochen weiter. Die strafgesetzliche Verfolgung schwuler und bisexueller Männer endete in letzter Konsequenz 1994. Bis 1973 galt der "Kuppeleiparagraph", der lesbische Wohngemeinschaften, Urlaube oder Kneipen kriminalisierte. Erst 2013 wurde Intersexualität gesetzlich zur Kenntnis genommen. Das Transsexuellengesetz pathologisiert bis heute



Who does not fit into the system of heterosexual bisexuality, is discarded. This person is a social Nobody // Wer nicht in das System der heterosexuellen Zweigeschlechtlichkeit passt, wird verworfen. Diese Person ist ein sozialer Niemand !

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Mutation ist Entwicklung. Mutation ist Evolution.
Wer nicht in das System der heterosexuellen Zweigeschlechtlichkeit passt, wird verworfen. Diese Person ist ein sozialer Niemand

Mehrgeschlechtlichkeit ist in unserer Gesellschaft juristisch, sprachlich und sozial nicht vorgesehen.

Und alleine ein Neues Gesetz reicht bei weitem nicht aus, denn was ist mit diesen Betroffenen welche durch vergangene Methoden verstümmelt und Lebenslang geschädigt wurden?
Große Frage keine Antworten von Politik weniger noch von Medizin und Wissenschaft, nun ja es ist ja eine Minderheit egal was wir überhören jegliche Forderungen!

Als selbst Betroffene ist Es ist kaum eine gravierendere Diskriminierung aufgrund von Geschlecht vorstellbar als jene, das Geschlecht erst gar nicht als solches anzuerkennen.

„Wir werden nicht als Frauen geboren, wir werden dazu gemacht“, dieser viel zitierte Satz der  berühmten Philosophin Simone de Beauvoir (1949) könnte für so viele Menschen, die mit  zweideutigem Geschlecht das Licht der Welt erblickten, nicht treffender sein.

Die Rede ist hier von Intersexualität, einer  als „Disorders of Sexual Development“, also als „Störung“ definierte geschlechtliche Entwicklung (Hinkle 2009), die bei einer unterschiedlich geschätzten Zahl von Neugeborenen vorkommt (z.B. zwischen 1:3000 und 1:5000 bei Bosinski oder 2:100 bei Blackless et al). Bis vor wenigen Jahren war es üblich, bereits Neugeborene, deren Geschlechtszugehörigkeit nicht eindeutig als „weiblich“ oder „männlich“ zu klassifizieren war, einer geschlechtsangleichenden Operation zu unterziehen.

Dabei fiel die Entscheidung in den meisten Fällen auf die Modellierung eines weiblichen Genitals, gemäß dem fragwürdigen Motto „It’s easier to make a hole than a pole“ – Es ist einfacher, ein Loch zu graben, als einen Pfahl zu errichten (z.B. Reiter 1997). Diese Praxis, die bereits Neugeborene ihrer geschlechtlichen Vielfalt beraubt und stattdessen eine Mono Geschlechtsidentität im wahrsten Sinne auf den Leib schneidert, wird nun zunehmend angegriffen.

So kritisieren Betroffene, Eltern und Wissenschaftler-Innen, dass genitalkorrigierende Operationen oftmals medizinisch nicht notwendig sind, sondern lediglich dazu dienen, den Körper optisch an eine gesellschaftlich akzeptierte Norm anzupassen.

Kinder würden so teilweise ohne medizinische Notwendigkeit in eine Geschlechterschablone gepresst, die sie nicht beeinflussen können und die sich dazu als falsch entpuppen kann (z.B. Klöppel 2010).
Der derzeitigen Behandlungspraxis liegt, wie beispielsweise Claudia Wiesemann und Susanne Ude-Koeller (2008) schreiben, die Überzeugung zugrunde, dass ein gesunder Mensch entweder dem weiblichen oder männlichen Geschlecht angehöre und jede Abweichung einen medizinisch, psychologisch und sozial unerwünschten Zustand darstelle (vgl. Wiesemann/Ude-Koeller 2008: 13f.).

Auch wehren sich Betroffene gegen die Tabuisierung und Pathologisierung von Intersexualität (dazu  z.B. Kromminga/Blaine/ Klöppel 2009, Hinkle 2009). Sozialwissenschaftliche Studien, die sich mit der Frage nach der Bedeutung des „Phänomens“ für die Betroffenen selbst und ihr Umfeld beschäftigen, gibt es allerdings bislang kaum (vgl. Jirsak 2008, Lang 2006). Jedoch wird das Thema derzeit immer häufiger medial aufgegriffen, beispielsweise in Filmen, Romanen und Reportagen, wie „XXY“ (2007), „Middlesex“ (2003), „Tintenfischalarm“ (2006), zuletzt sogar im „Tatort“ (2011). Jüngst äußerte sich nun auch der Deutsche Ethikrat in einer Stellungnahme zu Intersexualität (Deutscher Ethikrat).

Immer wieder thematisiert wird dabei auch der „Fall“ der Sportlerin Caster Semenya, die im Sommer 2009 bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft die Goldmedaille im 800-Meter-Lauf der Damen gewann. Wir von http://trans-weib.blogspot.de/ haben mehr mal s` darüber Berichtet!

Bei ihr führten Eigenschaften wie ein ungewöhnlicher Leistungszuwachs, ein maskulines Aussehen und die tiefe Stimme der Hochleistungssportlerin zu Spekulationen über ihre „wahre” Geschlechtszugehörigkeit, die in der Androhung der Aberkennung ihrer Medaille und einem Geschlechtstest, dessen Ergebnis jedoch nicht veröffentlicht wurde, gipfelten.

Es stellt sich hier aus soziologischer Sicht nun die Frage, warum eine uneindeutige Geschlechtszuordnung derartig heftige Reaktionen hervorruft und welche Bedeutung dies für die Betroffenen und für eine Gesamtgesellschaft hat. Um sich diesen Fragen zu nähern, soll hier die Bedeutung der Geschlechtszugehörigkeit in unserer Gesellschaft skizziert und im Kontext von Intersexualität hinterfragt werden.

Seit Inkrafttreten des Personenstandsänderungs-Gesetzes am 1. November 2013 wurde bis Januar 2016 in zwölf Fällen auf den Geschlechtseintrag im Geburtenregister verzichtet, weil das Geschlecht des Kindes nicht zweifelsfrei feststand. Dies teilte die Bundesregierung in ihrer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion (PDF) mit.

Allerdings seien die Daten unter Vorbehalt zu betrachten, da eine digitale Erfassung und Übermittlung des offengelassenen Geschlechtseintrages bis Ende 2015 in den Standesämtern nicht möglich gewesen sei. Die Daten beruhten deshalb auf einer händisch zu bearbeitenden Abfrage per Fragebogen bei den Standesämtern und seien deshalb fehleranfällig, so die Bundesregierung.

Die Änderung des Personenstandsgesetzes war 2013 einstimmig vom Bundestag beschlossen worden (http://trans-weib.blogspot.de/berichtete). Mit dem Gesetz wurde der Druck von Eltern und Ärzten genommen, unmittelbar nach der Geburt eines intersexuellen Kindes dessen Geschlecht festzulegen.

Uneindeutigkeiten des Körpergeschlechts können verschiedene Ursachen haben:

Chromosomale Variationen: Statt der durchschnittlich am häufigsten vorfindlichen Karyotypen 46,XX (weiblich) und 46,XY (männlich) gibt es unter anderem auch die Varianten 45,X, bekannt als Turner-Syndrom mit einem weiblichen Phänotypus, und 47,XXY, das Klinefelter-Syndrom mit männlichem Phänotypus, sowie Mosaike mos45,X/46,XX, mos45,X/46,XY und den Chimärismus chi46,XX/46,XY. Das chromosomale Geschlecht ist die Basis aller weiteren Geschlechtsausprägungen.
Gonadale Variationen: fehlende Entwicklung (Agonadismus); Ausbildung ganz oder partiell zu sog. Streifengonaden (nicht oder nur teilweise ausgebildete Gonadendysgenesien); ovarielle und testikuläre Gewebeanteile in entweder denselben (Ovotestes) oder getrennten Keimdrüsen (echter Hermaphroditismus/Hermaphroditismus verus).

Hormonelle Variationen: Auffällige Serumspiegel bei Geschlechtshormonen und deren Vorläufern, teils mit Folgen wie Gynäkomastie (Brustentwicklung bei Männern) oder Hirsutismus (sehr starke Körperbehaarung) bei Frauen, teils aber auch die sexuelle Differenzierung insgesamt betreffend. Diese kann unterschiedliche Ursachen (chromosomale, gonadale und nephrologisch bedingte Varianten, Enzymdefekte) haben.
Anatomische Variationen: Von geschlechtlichen Besonderheiten mit unspezifischen Ursachen bis zu eher kulturell bedingten Einschätzungen (Grundlage des sozialen Geschlechts) wie „zu kleiner“ Penis oder „zu große“ Klitoris sind sehr viele Variationen bekannt.

Viele intersexuelle „Syndrome“ bestehen nicht nur aus einer einzigen nachweisbaren Variation, sondern entstehen im Zusammenspiel mehrerer Faktoren, so zum Beispiel beim Androgenrezeptor-Defekt (AIS, Androgenresistenz). Hier sind komplette Androgenresistenz bzw. vollständiger AIS (CAIS, von complete AIS), partielle Androgenresistenz bzw. partieller AIS (PAIS) und minimale Androgenresistenz bzw. minimaler AIS (MAIS) zu unterscheiden. Bei kompletter Androgenresistenz (CAIS) entwickeln sich zum Beispiel bei einem Fötus mit XY-Chromosomen Hoden, die im Körper verbleiben können. Die Rezeptoren für Testosteron fehlen jedoch, so dass sich ein „weiblich aussehendes“ äußeres Genital (allerdings ohne weibliche innere Organe) entwickelt; das Erziehungsgeschlecht ist dann meist weiblich. Intersexuelle Menschen mit CAIS werden – anders als bei PAIS – oft erst in der Pubertät erkannt. Bei weniger ausgeprägter Resistenz kommt es laut dem medizinischen Wörterbuch Pschyrembel Wörterbuch Sexualitätzu unterschiedlichen Ausbildungen der männlichen Sexualorgane (Hypospadie, Kryptorchismus, Azoospermie) und körperlicher Feminisierung (z. B. Gynäkomastie, siehe Reifenstein-Syndrom).

Bei einem XY-chromosomalen Menschen mit Swyer-Syndrom aufgrund der Deletion des SRY-Gens sind auch Vagina und Uterus ausgebildet, in Gewebeproben findet sich allerdings kein Barrkörperchen, das bei jeder XX-chromosomalen Frau zu finden ist. Bei einem XY-chromosomalen Swyer-Syndrom ist also von einer männlichen Vagina und einem männlichen Uterus zu sprechen. Auch Menschen mit Swyer-Syndrom werden oft erst in der Pubertät auffällig.

Bei Menschen mit 5α-Reduktase-Mangel entwickelt der Körper erst ab der Pubertät ausreichende Mengen an Dihydrotestosteron, um ein männliches Genital auszubilden und sich zum fortpflanzungsfähigen Mann zu entwickeln.

Zu berücksichtigen ist auch das Vorhandensein einer Prostata bei fast allen XY-chromosomalen Menschen mit intersexuellen Syndromen.
An den biologischen Gegebenheiten, die zu Intersexualität führen, sieht man auch häufig, dass diese kein eigentliches eigenes Geschlecht im biologischen Sinne darstellen, da eben bestimmte Merkmale nicht ausgebildet werden und sich auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken.

Es handelt sich insoweit auch nicht in biologischer Hinsicht um ein „drittes Geschlecht“, da hier keine biologische Funktion innerhalb der Fortpflanzung hinzukommt. Das sich ein solches „echtes“ drittes Geschlecht entwickelt ist auch bereits deswegen unwahrscheinlich, weil die Kosten der sexuelle Fortpflanzung mit jedem weiteren Geschlecht zunehmen und daher eine Selektion dagegen besteht.


Prisoners have the right to gender reassignment /// Strafgefangene haben Recht auf Geschlechtsumwandlung

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Strafgefangene haben Recht auf Geschlechtsumwandlung

Ein Gerichtsspruch in Wien gibt einem Inhaftierten das Recht auf geschlechtsanpassende Behandlung. Das Justizministerium will dem über den Anlassfall hinaus Folge leisten Wien – In den USA wird über Transgenderpersonen erbittert gestritten. Die Frage, ob etwa ein als Frau lebender Mann aufs Frauenklo darf, spaltet das Land, seit die freie Toilettenwahl im Bundesstaat North Carolina verboten ist. In Österreich ist der Umgang mit Menschen, die in dem für sie falschen Geschlecht geboren wurden, von weniger Aufregung geprägt. Doch die Frage stellt sich auch hier zunehmend. Zwar gibt es kein statistisches Wissen, wie viele Transgenderpersonen es gibt. Aber öfter als früher wagen Betroffene, sich zu outen. In der Wiener Beratungsstelle Courage, der österreichweit einzigen Einrichtung mit einem spezifischen Angebot, suchten 2015 rund 300 Transgenderpersonen Hilfe. Mit Frauenkleidern im Männervollzug Diese Entwicklung sorgt für Regelungsbedarf in verschiedensten Bereichen. So etwa im Strafvollzug, wo Insassen unter direkter staatlicher Kontrolle leben. Wie etwa soll man in einem Männergefängnis mit einem Mann verfahren, der zur Frau werden möchte – und daher weibliche Kleidung tragen will? 

Wie ist mit Geschlechtsanpassungswünschen Gefangener umzugehen? Zu Fragen zum Beispiel der Kleiderordnung für Transgenderpersonen im Strafvollzug existiert im Justizministerium seit einem Jahr eine Arbeitsgruppe, die bis zum heurigen Herbst konkrete Regeln ausarbeiten will. 22-Jähriger wird behandelt - derstandard.at/2000037773440/Strafgefangene-haben-Recht-auf-Geschlechtsumwandlung
22-Jähriger wird behandelt  Zum Thema Geschlechtsumwandlung wiederum gibt es seit kurzem eine klare Antwort: In einem Beschluss vom 29.4.2016 hat das Landesgericht Wien der Strafvollzugsanstalt Mittersteig aufgetragen, einem 22-jährigen Gefangenen zu erlauben, in Haft die Behandlung zur Geschlechtsumwandlung einzuleiten.

 "Diese Entscheidung ist für uns über den Einzelfall hinaus bindend", sagte dazu im Justizministerium Abteilungsleiterin Andrea Moser-Riebniger dem Standard. "Das ist bahnbrechend", kommentiert Helmut Graupner, Präsident des Rechtskomitees Lambda und Anwalt des 22-Jährigen. Österreich trage damit einer Empfehlung des Europarat-Antifolterkomitees (CPT) von 2014 Rechnung, "transsexuellen Personen in Gefängnissen (und gegebenenfalls in anderen geschlossenen Anstalten) Zugang zur Beurteilung und Behandlung ihrer geschlechtlichen Identität" zu ermöglichen.

Nein wäre Menschenrechtsverstoß Graupners siegreicher Klient sitzt wegen Gewalt- und Körperverletzungsdelikten im Maßnahmenvollzug ein. Dort werden Täter über das Ende ihrer Haftstrafe hinaus angehalten, wenn ihre Prognose negativ ist.

Würde die Justiz dem 22-Jährigen die Geschlechtsanpassung verweigern, so wäre das ein Nein auf unbestimmte Zeit, erläutert Graupner. 

Und es käme – menschenrechtlich ein klarer Verstoß – der Verweigerung einer Krankheitsbehandlung gleich: "Transsexualismus" gilt laut internationaler Klassifikation ICD-10 als Krankheit - derstandard.at/2000037773440/Strafgefangene-haben-Recht-auf-Geschlechtsumwandlung


Our mutilated sex is a medical construct, ie theory. // Unser verstümmeltes Geschlecht ist ein medizinisches Konstrukt, also Theorie.

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„Unser verstümmeltes Geschlecht ist ein medizinisches Konstrukt, also Theorie.
So schob man uns von einem Nichts in das andere Nichts: Unser Geschlecht, wie es uns angeboren wurde, hat keine gesellschaftliche Existenz. ... Nun ist fraglich, welche psychischen Auswirkungen sich bei intersexuell Diagnostizierten, jedoch nicht Operierten, konstatieren lassen ... Vermutlich wären wir AUCH durch alle Kategorien durchgefallen.
Aber mit Sicherheit hätten wir etwas EIGENES entwickeln können, hätten z. B. unser sexuelles Potential entdeckt und unseren Körper kennengelernt“

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Anschauungen zunächst über die Beziehungen zwischen den Geschlechtern, sodann über die Geschlechter selbst erheblich gewandelt. Die Rechtsordnung vollzieht diesen Anschauungswandel nur zögerlich nach. War Homosexualität bis 1994 noch strafbar, gibt es heute die Lebenspartnerschaft als Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Diskutiert wird die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner. Diskutiert wird auch ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare.

Im Hinblick auf das Geschlecht selbst haben sich zunächst die mit der Zugehörigkeit zum „starken“ oder zum „schwachen Geschlecht“ verbundenen Rollenbilder und damit verbundenen Chancen in der Gesellschaft gewandelt. Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht determiniert nicht mehr zwangsläufig die Chancen des Einzelnen in der Gesellschaft.

Aber auch unser Bild von Geschlecht hat sich gewandelt.
Während es früher nur Männer und Frauen gab und die Zuordnung zu einem Geschlecht anhand der Geschlechtsmerkmale erfolgte, respektiert man heutzutage den Wunsch, das Geschlecht zu wechseln – sei es mit oder ohne Operation.

Die Gender-Forschung lehrt uns, dass Geschlecht nicht nur ein biologisches, sondern auch ein soziales Konstrukt ist. Lange Zeit war in der Öffentlichkeit kaum bekannt, dass die Geschlechtszuordnung anhand körperlicher Merkmale nach der Geburt manchmal nicht möglich ist und Menschen unter Inkaufnahme extremer Traumatisierungen durch Operationen, Hormonbehandlungen und Erziehung körperlich und seelisch in ein bestimmtes Geschlecht gepresst werden sollen. Breite öffentliche Aufmerksamkeit hat dieses Thema durch den 2012 erstmal ausgestrahlten Tatort „Skalpell“ erhalten.

 Seitdem dringt zunehmend in das Bewusstsein, dass es, unabhängig davon, ob ihnen aus medizinischer Sicht ein Geschlecht zugeordnet werden kann, viele Menschen gibt, die sich gar keinem Geschlecht zugehörig fühlen, sich als zwischen den Geschlechtern stehend oder als einem dritten Geschlecht zugehörig fühlen und psychisch erheblich daran leiden, dass sie einem Geschlecht zugeordnet werden.

Ihnen geht es nicht darum, das Geschlecht zu wechseln, sondern darum, gar keinem Geschlecht zugeordnet zu werden.

Seit 2006 gibt es das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Danach soll neben fünf anderen Merkmalen jegliche Benachteiligung aus Gründen der sexuellen Identität verhindert oder beseitigt werden. Ein ausdrückliches Diskriminierungsverbot wegen der sexuellen Identität in Art. 3 Grundgesetz hat bislang noch keine Mehrheit gefunden.

Diskriminierung, Benachteiligungen, verbale, psychische, physische und sexuali-sierte Gewalt gegen Menschen, die "anders" lieben und leben, finden immer noch statt. Homophobie und Transphobie sind unterschiedlichen Studien zufolge in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet. Jede 4. lesbische Frau hat bereits körperliche Angriffe und Bedrohungen erlebt, bei jungen schwulen und bisexuellen Schülern zwischen 18 und 25 Jahren hatte fast die Hälfte Gewalterfahrungen gemacht
Gewalt in der Familie, in Partnerschaften und Übergriffe in der Öffentlichkeit erleben Transgender und Transsexuelle, deren geschlechtliche Identität deutlicher als eine sexuelle Orientierung ersichtlich ist.
In unserer Gesellschaft ist das Zwei-Geschlechter-Modell das Maß aller Dinge. Wer von der normierten Vorstellung vom Menschen abweicht, löst oft Befremden aus. Ängste vor dem Anderssein führen oft zu Ablehnungen und Intoleranz. Es gibt vielfältige Erscheinungs- und Ausdrucksformen geschlechtlicher Identität. Dazu gehören auch Transgender und Transsexuelle.
Für die meisten Transsexuellen hingegen ist die Einteilung der Menschen in "männlich" und "weiblich" selbstverständlich. Sie empfinden sich nicht dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt aufgrund ihrer Körperlichkeit zugewiesen wurde, zugehörig, und wollen dies sichtbar leben. Viele wollen sich auch körperlich ihrer Geschlechtsidentität annähern und nehmen dafür Hormontherapien und aufwändige medizinisch-operative Angleichungen in Kauf.

Fachleuten zufolge kommen in Deutschland jedes Jahr rund 150 bis 340 Kinder auf die Welt, die schon als Babys nicht in das Geschlechtsraster passen. Laut Bundesregierung liegt die Anzahl der Betroffenen, die sich aufgrund ihrer körperlichen Konstitution weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen lassen, zwischen 8000 und 10.000 (Bundestagsdrucksache 16/4786).

Das sind Ihre Aussagen, ich bin jedoch davon Überzeugt dass man diese Zahlen mal 10 nehmen sollte, das würde der Realität wirklich näher kommen!

Die Bundesregierung war durch den UN-Ausschuss zur Überwachung des internationalen Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung aufgefordert worden, Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte von Intersexuellen zu ergreifen und in den Dialog mit ihnen zu treten. Deshalb hatten das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministerium für Gesundheit den Deutschen Ethikrat beauftragt, die Situation intersexueller Menschen und die damit einhergehenden Herausforderungen unter Einbeziehung der medizinischen, therapeutischen, ethischen, sozialwissenschaftlichen und juristischen Aspekte sowie der Sichtweisen von Betroffenen und deren Selbsthilfeorganisationen aufzuarbeiten.
Der Bericht des Deutschen Ethikrates liegt inzwischen vor. Auf Basis einer weitgefächerten Expertise betrachtet der Deutsche Ethikrat Intersexualität nicht nur als eine medizinische Kategorie, sondern auch als ein soziokulturelles Phänomen. Intersexuelle repräsentieren nicht nur ein körperliches und soziales Geschlecht, zumal körperliche Zwischengeschlechtlichkeit auch zu psychischer Zwischengeschlechtlichkeit führt.

Ich habe auch in meinem Blog „http://trans-weib.blogspot.de/ „  in den letzten Jahren immer wieder darauf aufmerksam, dass auch heute noch ohne Not prophylaktisches Entfernen und Verändern von Genitalorganen bei intersexuellen Kindern vorgenommen wird.

Das große Leid, das die Betroffenen ihr Leben lang begleitet, spiegelt der Bericht des Deutschen Ethikrates eindrücklich wider. Ein operativ und sozial verordnetes Geschlecht ist ein fundamentaler Eingriff in das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Persönlichkeitsrecht und in die Menschenrechte.
Der Deutsche Ethikrat vertritt die Auffassung, dass ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in das Persönlichkeitsrecht vorliegt, wenn Menschen, die physisch weder dem weiblichem noch dem männlichen Geschlecht zuzuordnen sind, rechtlich gezwungen werden, sich im Personenstandsregister einer der beiden Kategorien zuzuordnen.

Nun ja angenehmes Wochenende, habt Freude, Spaß, Gesundheit und Wohlbefinden wie immer
Mit freundlichen Grüßen

Nikita Noemi Rothenbächer

Freitag, 27. Mai 2016

Ex-Bundesverfassungsrichter: §175 war nicht rechtswidrig

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Es war Klar, das etwas kommen musste, jedoch ist die Aufarbeitung mehr eine Frage was denken die Betroffenen! Ist Kirche diese welche Gesetze besser gesagt hatte die Kirche diesen Einfluß auf Politik?

Debatte um Rehabilitierung
Ex-Bundesverfassungsrichter: §175 war nicht rechtswidrig

 
Everhardt Franßen rechtfertigt in der FAZ die Verfolgung schwuler Männer nach 1945 mit den damaligen "sittlichen Anschauungen des Volkes".

Die Vergangenheitsbewältigung der deutschen Nachkriegsjustiz und -politik stockt weiter, bevor sie überhaupt begonnen hat. In einem Gastbeitrag hat der frühere Bundesverfassungsrichter Dr. Everhardt Franßen am Mittwoch in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Bestätigung des Paragrafen 175, der einvernehmlichen Geschlechtsverkehr unter Männern unter Strafe stellte, durch das Bundesverfassungsgericht 1957 gerechtfertigt.

Er reagierte damit auf Äußerungen von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), der vor zwei Wochen einen Gesetzentwurf zur Rehabilitierung der Männer angekündigt hat, die aufgrund des Paragrafen 175 verurteilt wurden. Nur wenige Stunden zuvor hatte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein Gutachten vorgestellt, wonach diese Rehabilitierung, wie sei bei Verfolgten des Paragrafen aus der Nazi-Zeit bereits geschehen ist, rechtlich möglich und sogar geboten sei.

Maas teilte öffentlich mit, dass der Paragraf "von Anfang an verfassungswidrig" gewesen sei und die darauf gestützten Urteile "jeden Verurteilten zutiefst in seiner Menschenwürde" verletzte hätten. Auf diese Äußerungen stürzte sich nun der damals von der SPD ernannte Bundesverfassungsrichter.


Christliches Sittenempfinden als rechtmäßige Verfolgungsgrundlage


In Folge verteidigt Franßen, der von 1987 bis 1991 Richter in Karlsruhe und danach bis 2002 Präsident des Bundesverwaltungsgerichts war, das Bundesverfassungsgericht, das 1957 den Paragrafen bestätigt hatte.
Franßen wiederholt die damalige Abwägung Karlsruhes, wonach nach Artikel zwei, Absatz eins des Grundgesetzes das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit unter anderem durch das Sittengesetz eingeschränkt werde.

Franßen wiederholt in diesem Zusammenhang aus dem Urteil, dass "die öffentlichen Religionsgesellschaften, insbesondere die beiden großen christlichen Kirchen, aus deren Lehren große Teile des Volkes die Maßstäbe für ihr sittliches Verhalten entnehmen, die gleichgeschlechtliche Unzucht als unsittlich verurteilen". 


Der Staat könne sich zur Rechtfertigung der Bestrafung auf die "sittlichen Anschauungen des Volkes berufen".

Bonn schuld, nicht Karlsruhe 

In Deutschland sei Homosexualität "sittlich missbilligt" gewesen, so Franßen: "Dass das Bundesverfassungsgericht in Bezug auf die Homosexualität die im Jahre 1957 herrschenden Anschauungen und Wertungen korrekt wiedergegeben hat, wird man schwerlich bestreiten können.

" Das Gericht habe daher im Sinne des Grundgesetzes nicht anders urteilen können – zumal es nicht habe ahnen können, ob etwas, was heute "als unsittlich verworfen wird, morgen schon als sittlich und damit als besonders schützenswert angesehen werden kann".

Die Entscheidung könne aus heutiger Sicht ihre "Bindungswirkung verloren haben", so Franßen, sei deswegen aber kein Verstoß gegen die Verfassung gewesen. Er verweist auch darauf, dass der Gesetzgeber jederzeit die Strafbarkeit hätte aufheben können.

Der Ex-Verfassungsrichter erklärt weiter, dass man eine kollektive Aufhebung der Verurteilungen durchaus mit dem Argument rechtfertigen könne, dass diese "unter heutiger Bewertung einen rechtlich nicht mehr zulässigen, besonders intensiven Eingriff in den Kernbereich des Persönlichkeitsrechts der Betroffenen enthalten". Auch sei die Aufrechterhaltung "mit einer unverdienten Kränkung der Betroffenen verbunden".

Er schließt aber seine Ausführungen mit der Aussage: "Die weit darüber hinausgehende Argumentation des Bundesjustizministers ist dagegen nur geeignet, sowohl politischen wie auch rechtlichen Widerstand gegen eine solche Maßnahme hervorzurufen; sie kann damit im Blick auf das von ihm angestrebte Ziel nur kontraproduktiv wirken."

Vielleicht sind aber auch die Äußerungen Franßens kontraproduktiv: Wenn das derzeitige Grundgesetz nicht ausreicht, die Menschenwürde und Freiheit schwuler Männer dauerhaft zu sichern – Sittenansichten können sich schließlich ändern – wird darüber zu diskutieren sein, ob die entsprechende Passage in Artikel 2 einer Änderung bedarf oder ob die Merkmale "sexuelle Orientierung" und "sexuelle Identität" endlich in den Schutzbereich des Diskriminierungsschutzes aus Artikel 3 aufgenommen werden sollten.


Die SPD hatte das vor der letzten Bundestagswahl versprochen, Heiko Maas als neuer Justizminister dann aber als unnötig abgelehnt.



Shame, fear, disgust - factors in dealing with children with intersexuality? // Scham, Angst, Ekel – Einflussfaktoren im Umgang mit Kindern mit Intersexualität ?


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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2016

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Scham, Angst, Ekel – Einflussfaktoren im Umgang mit Kindern mit Intersexualität ? Eine medizinethische Überlegung.

Empfindungen wie Angst, Ekel oder Scham verbal oder nonverbal zum Ausdruck zu bringen ist etwas Alltägliches, etwas zu dem Menschen fähig sein können. Dabei beschränkt sich die Fähigkeit, etwas zum Ausdruck zu bringen nicht nur darauf, was gesagt und gezeigt wird. Vielmehr können für Forschende auch nicht verbalisierte, (mit Absicht) ausgelassene und nicht gezeigte Empfindungen von großer Bedeutung sein.

In diesem Vortrag soll es eben darum gehen – um Gesagtes und (bewusst) nicht Gesagtes. Meine Forschung beschäftigt sich mit der Frage, ob und inwieweit Kinder mit Inter* als moralische Akteure*innen in der medizinischen Behandlung wahrgenommen werden können, sollen oder müssen. Dabei geht es in erster Linie um eine ethische Analyse der Frage nach Kindern als moralisch (verantwortungsbewusst und reflektiert) handelnde Akteure*innen im Rahmen einer medizinischen Behandlung. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich qualitative Leitfadeninterviews mit Kindern mit Inter* im Altersspektrum von sechs bis sechszehn Jahren geführt. Im Rahmen der Interviews ergaben sich stets auch Gespräche mit Eltern, Geschwistern und den Kindern selbst abseits des Aufnahmegerätes. Dabei trat zu Tage, dass bestimmte Erzählmuster und Erfahrungen immer wieder thematisiert wurden: Angst in und vor bestimmten Situationen, Erleben von Ekel bei anderen und Schamempfinden.

Angst, Ekel und Scham sollen hier nicht als Trias verstanden werden, die immer miteinander in Verbindung auftreten bzw. ausnahmslos in Beziehung zueinander stehen. Vielmehr soll das Augenmerk darauf gerichtet werden, dass das Empfinden und Erleben von Gefühlen und Affekten etwas ist, was im Alltäglichen meist unbewusst/unreflektiert passiert. Doch wie erleben Eltern eines Kindes mit Inter* die Konfrontation mit Angst, Ekel und Scham in der medizinischen Behandlung, sowohl bei sich selbst als auch bei ihrem Gegenüber?

Im Folgenden möchte ich kurz und blitzlichtartig die drei Gefühle, Empfindungen und Affekte Angst, Scham und Ekel umreißen. Vorweg sei gesagt, dass es zu allen drei Themen diverse Forschungen und Theorien gibt, die ich nicht alle bedienen möchte und kann. Vielmehr habe ich für diesen Beitrag eine Art Schnittmenge zusammengefügt, die hoffentlich aussagekräftig umreißt, wie Ekel, Angst und Scham gesehen oder verstanden werden können. Zentral werden hier eher die Aussagen der Eltern sein, die sich den jeweiligen Empfindungen zuordnen lassen und so anschaulich das „praktische“ Erleben einer spezifischen Situation wiedergeben.

Im Anschluss daran werde ich mich der Frage zuwenden, wie Angst, Scham und Ekel in der Praxis, im Miteinander, der Interaktion zwischen Ärzten*innen, Angehörigen und Kindern mit Inter* möglichst gering gehalten werden können. Dabei soll der Aspekt der Aufklärung bzw. das aufklärende Gespräch eine Rolle spielen, die es den Angehörigen und Kindern ermöglicht, eine reflektierte, auf Wissen basierende Einwilligung (informed consent) geben zu können. Hierfür habe ich einige Beispiele zur Aufklärung rund um Inter* mitgebracht, die Hilfestellung für Eltern, Angehörige und medizinisches Personal bieten können.

Der Begriff ‚Scham‘ umschreibt ein Gefühl, eine oftmals kurzfristige Gefühlsregung (Affekt), die nicht selten mit körperlichen Erscheinungen wie Erröten oder Herzklopfen einhergeht. Würde ich hier vorne über ein Kabel stolpern und hinfallen, hätte das höchstwahrscheinlich zur Folge, dass ich mich für mein ungeschicktes Verhalten schäme und es mir peinlich ist. Vermutlich würde ich erröten und höchstwahrscheinlich auch den Faden verlieren, was weiter dazu beitrüge, tiefer in einem Schamgefühl zu versinken, da ich den an mich gerichteten Erwartungen einer souverän Vortragenden immer weniger gerecht würde. Es kann auch sein, dass bei einigen von Ihnen nun ebenfalls ein Gefühl des Mitschämens, neudeutsch ‚Fremdschämen‘, auftritt und Sie peinlich berührt wegschauen. Scham ist also etwas, was zwischen mindestens zwei Menschen stattfindet und gleichzeitig aber auch einen Prozess in mir selbst auslöst.

„Das Schamgefühl ist eine spezifische Erregung, eine Art von Angst, die sich automatisch und gewohnheitsmäßig bei bestimmten Anlässen in den Einzelnen reproduziert. Es ist, oberflächlich betrachtet, eine Angst vor der sozialen Degradierung

So umschreibt der Soziologe Norbert Elias in seinem Werk „Über den Prozeß der Zivilisation“ seine Vorstellung von Scham. Er definiert Scham als eine Form von Angst, die sich aus der sozialen Umgebung heraus ergibt und als eine Art Kontrollmechanismus verstanden werden kann, der es ermöglicht, sich innerhalb soziokultureller Normvorstellungen adäquat bewegen zu können. Diese Normvorstellungen können auch als eine Form von Schamsozialisation einer Gesellschaft verstanden werden, wodurch ‚sich schämen‘ erst erlernt wird.

Durch eine solche Sozialisation wird festgelegt, wie beispielsweise mit Nacktheit umgegangen wird, was als Intimbereich gilt und was nicht. Im Gegensatz zu Elias‘ Verständnis von Scham als erlerntem Affekt, geht der Ethnologe Hans Peter Duerr von einem angeborenen Schamvermögen aus, das jeweils durch soziokulturelle Einflüsse mehr oder weniger ausgeprägt werden kann. Die Fähigkeit, Scham zu empfinden und individuell eine persönliche Schamgrenze zu setzen, ist jedem Menschen gegeben. Dabei hat jeder Mensch einen Komfortbereich, den zu berühren oder zu sehen in Ordnung ist, aber auch einen Intimbereich, der für anderen Menschen weitestgehend als Tabu gesehen wird. So gelten hier Genitalbereich, Mund, Nase, Ohren nur unter Zustimmung als berührbar oder als der Ansicht ausgesetzt. Überhaupt umreißt die Körperscham nicht nur passive Areale des Körpers, sondern auch aktive Funktionen wie Verdauungs(geräusche) und Ausscheidungen jeglicher Art. Die Besonderheiten des Umgangs mit menschlichen Ausscheidungen, eigenen wie auch fremden, werde ich später bei der Auseinandersetzung mit Ekel noch einmal genauer ins Feld führen.

Wie ich eben bei meinem Stolperbeispiel schon kurz angerissen habe, kann ich nicht nur mich für mich selbst schämen, sondern Sie können sich auch als Betrachter*innen des Ganzen schämen. Sie empfinden möglicherweise Unbehagen ob meiner Ungeschicklichkeit und „können es nicht mit ansehen“, wie es so schön heißt. Man wird „in Verlegenheit gebracht“ durch das Verhalten eines anderen Menschen.[5] Nun können Sie natürlich auch aktiv dafür sorgen, dass ich mich schäme, indem Sie mir ein Bein stellen und ich deswegen stolpere oder mich anderweitig „beschämen“. Somit sorgen Sie dafür, dass ich durch Ihre Handlung in einen Zustand des Schämens versetzt werde. Scham wird erzeugt und kann gleichermaßen reproduziert werden, indem ich nun an eine beliebige Person weitergebe, dass während eines Vortrags zu stürzen etwas Peinliches sei.

Um nun den Bogen zu meinem Forschungsthema zurückzuschlagen, möchte ich Ihnen im Folgenden zwei Zitate vorlesen. Beide Zitate stammen aus meiner Feldforschung und unterstreichen die eben angeführte These, dass Scham produziert und auch reproduziert werden kann.

In einem Gespräch vor einem Interview mit einem Kind mit Inter* habe ich mich mit der Mutter über die Momente im Krankenhaus unterhalten, nachdem sie entbunden hatte und offensichtlich wurde, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Mutter schilderte mehrere Situationen, in denen sie von den behandelnden Ärzten*innen auf die vermeintlichen Besonderheiten ihres Kindes hingewiesen wurde. Dabei blieb der Mutter vor allem im Gedächtnis, dass immer wieder von ärztlicher Seite her betont wurde, nicht über den Zustand des Kindes zu sprechen.

„Die Ärztin sagte mir dann, das sollten Sie besser niemandem erzählen, Sie wissen schon, sonst wird’s peinlich für Sie und dann auch mal für das Kind.“

Im weiteren Verlauf sprach ich nun mit dem Kind im Rahmen eines Interviews. Hier wurde anhand der Aussagen des Kindes sichtbar, dass durch das antrainierte Verhalten der Eltern durch die Ärzte*innen des „nicht darüber Sprechens“ auf das Kind übertragen hatte.

„Mama und Papa haben immer gesagt, ich soll es niemandem zeigen oder was sagen. Nachher lachen noch alle über mich oder zeigen auf mich.“

Im weiteren Gespräch erzählten die Eltern, dass sie und ihr Kind sich seit Längerem in einem Lernprozess befänden, in Folge dessen sie zusammen nach einer Möglichkeit suchten, anders mit der ihnen anerzogenen Scham umzugehen. Dabei liegt hier die Betonung auf der aktiven Handlung des Wollens, da sich Eltern und Kind darüber klar geworden waren, dass sie das bisherige Verhalten für sich nicht länger als akzeptabel betrachteten.

Ekel wird ebenfalls zu den Affekten eines Menschen gezählt. Der Komparatist Winfried Menninghaus sieht Ekel als „[…] Alarm- und Ausnahmezustand, eine akute Krise der Selbstbehauptung gegen eine unassimilierbare Andersheit, […]“, die durch bestimmte Reize ausgelöst werden kann. Nicht selten wird Ekel in Zusammenhang mit Scham gesetzt. Auch bei Ekel wird eine Unterscheidung in „Eigen-“ und „Fremdekel“ vorgenommen. Der Eigenekel kann durch den eigenen Körper und seine Funktionen ausgelöst werden, wohingegen der Fremdekel sich auf andere Körper und deren Funktionen bezieht. Die dabei ausschlaggebenden Reize können visueller, olfaktorischer, gustatorischer, haptischer oder taktiler Natur sein.

Genau wie Scham wird davon ausgegangen, dass Menschen die Fähigkeit, Ekel zu empfinden von Geburt an mitbringen, vor allem aber durch soziokulturelle Prägung erlernen. Ekel vor Ausscheidungen, Lebensmitteln, Tieren, Gegenständen oder Gerüchen prägen sich durch negative Erfahrungen oder Training ein und werden als Abwehrreaktion und Schutzmechanismus in jeweiligen Situationen aktiviert. Ekel geht nicht selten mit einer kurzweiligen, heftigen physischen Reaktion einher. So überkommt einen z.B. ein Schütteln, der Ausruf „igitt“ oder ein Würgereiz, wenn der Körper und seine Sinne mit einem Ekelstimulus durch ein ‚Abjekt‘ konfrontiert werden.

Besonders der Umgang mit dem eigenen Körper und seinen Funktionen und Ausscheidungen unterliegen einer Art doppelten Bewertung. Im Grunde wissen wir, dass in unserem Körper bestimmte Prozesse vonstattengehen und wir Sekrete wie Schleim, Sputum, Urin etc. in uns tragen. Das wird erstmal als gegeben hingenommen und nicht weiter beachtet. Sobald jedoch ein Sekret den Körper verlässt, sichtbar wird und wir damit in Berührung kommen oder es riechen können, setzt ein Ekel davor ein. Dieser Ekel steigert sich zuweilen immer mehr, je länger das Objekt des Anstoßes sich außerhalb des Körpers befindet. Wie im vorherigen Absatz bereits angemerkt, kann Ekelempfinden auch dem Schutz dienen, um sich vor giftigen, verfaulten oder schädlichen Dingen zu schützen. Der Geruch von verfaulten Eiern oder verdorbenem Fleisch hindert meist daran, diese zu essen und somit eine Lebensmittelvergiftung zu umgehen.

Diese Schutzfunktion wird auch als präventive Maßnahme in der Erziehung von Kindern eingesetzt. Die Aussage „Lass das, das ist eklig“ wird nicht selten herangezogen, um Kinder daran zu hindern, sich etwas in den Mund zu stecken oder zu essen. Somit sollen die Kinder lernen, z.B. keinen Sand aus dem Sandkasten zu essen oder Speichel zu verschmieren.

Gerade im Bereich der Medizin gehört der Umgang mit Ekel zum Tagesgeschäft. Medizinisches Personal arbeitet eng mit Patienten*innen zusammen, man kommt sich im wahrsten Wort körperlich sehr nah. Deshalb gehört es zu jeder medizinischen Ausbildung dazu, sich mit Ekel, Scham und Angst auseinander zu setzen. So soll ein individueller Umgang damit gefunden werden, aber auch um zu lernen, den Patienten*innen Angst und Scham zu nehmen und ihnen das Gefühl zu geben, nicht „eklig“ zu sein. Doch gerade im Umgang mit Kindern mit Inter* ließ sich aus den Erzählungen der Eltern, mit denen ich gesprochen habe, heraushören, dass sie in der Vergangenheit damit konfrontiert wurden, dass ihr Kind ‚eklig‘ wäre.

Eine Mutter erzählte, dass die damalige behandelnde Ärztin direkt nach der Geburt den jungen Eltern in Bezug auf das gerade geborene Kind mit Inter* auf den Kopf zugesagt hätte: „Sowas ist ja nicht normal!“ Für die Mutter blieb aus dieser Unterhaltung im Gedächtnis, dass ihr Kind im Grund so eine Art Monster sein müsste, an dessen Körper groteske Verformungen zu finden wären. Erst im Laufe der Zeit und in Gesprächen mit anderen Ärzten*innen war sie in der Lage, ihr Kind nicht mit diesem Hintergedanken zu betrachten und als ‚normal‘ zu sehen.

Für eine andere Mutter blieb die Zeit nach der Geburt ebenfalls als sehr prägend im Gedächtnis, nachdem bei ihrem Kind eine Form von Inter* diagnostiziert wurde. Die Ärzte*innen empfahlen den Eltern nachdrücklich, das Kind möglichst schnell operieren zu lassen und optisch einem Geschlecht anzugleichen. Ansonsten bestünde die Gefahr aus Sicht der Ärzt*innen, dass die Eltern ihr Kind niemals richtig akzeptieren könnten. Dieser Mutter blieb vor allem der Gebrauch des Wortes „Missbildung“ im Kopf, der wiederholt von Ärzten*innen in Bezug auf den Genitalbereich des Kindes verwendet wurde.
Als Letztes möchte ich nun kurz auf Angst eingehen. Wie bereits bei Scham und Ekel gibt es zum Thema Angst diverse und mannigfaltige Theorien, wie zum Beispiel von Sigmund Freud oder Erwin Guthrie. Deswegen werde ich jetzt lediglich ganz basal Schnittmengen zusammenfassen, um ein verständliches Konzept von Angst zu generieren.

Angst empfinden zu können, gehört zu den menschlichen Gefühlen, die von Geburt an als Disposition vorhanden sind. Angst kann durch endogene oder exogene Faktoren hervorgerufen werden, die sich meist durch körperliche Reaktionen äußern. So sind in akuter Angst erhöhte Herzfrequenz, gesteigerter Muskeltonus und eine gehemmte Verdauung zu verzeichnen – kurz: der Körper ist in Alarmbereitschaft, im Schutzmodus. Das ist subjektiv spürbar, kann aber auch von außen, von anderen Menschen wahrgenommen werden. Angst tritt jedoch nicht nur akut auf, sondern kann auch unterschwellig ständig vorhanden sein. Angst kann als Verbindung aus spezifischen Hinweisreizen in Ereignissen und deren schädlichen Konsequenzen verstanden werden. Dabei kann sich Angst unter anderem durch Konditionierung (z.B. die Zwei-Faktoren-Theorie nach Orval H. Mowrer), Lernen am Modell oder durch Instruktion/Vorbereitung auf eine Angstsituation (z.B. die ‚preparedness‘-Theorie nach Seligmann) angeeignet oder ausgeprägt werden.

Im Fall der Konditionierung lerne ich durch eigene Erfahrung, kann mir die Höhe Angst einflößen und mich lähmen oder anderweitig körperlich beeinträchtigen. Wenn z.B. mein Vater auf eine Leiter klettert und Höhenangst erfährt und nicht mehr von der Leiter herunterkommt, lerne ich die Höhenangst an seinem Beispiel kennen (und kann sie mir auch selbst aneignen). Durch Instruktion erfahre ich, dass Leitern hoch sind und oben zu stehen gefährlich sein kann bzw. zu Stürzen führen kann.

Gerade in einem medizinischen Setting ist es nicht unüblich, Angst zu verspüren. Als Laie, als Patient*in bin ich mit mir unbekannten, oft genug unverständlichen Situationen konfrontiert und muss Entscheidungen treffen, die nicht selten eine gewisse Tragweite in sich bergen. Anders herum empfindet auch medizinisches Fachpersonal Angst – vor einem Notfall, einer unbekannten Situation, vor einem Gespräch mit Patienten*innen oder vor Ratlosigkeit, obwohl man es eigentlich wissen sollte.

In Gesprächen mit Eltern von Kindern mit Inter* wurde nicht selten eigene Angst vor dem Unbekannten oder vor Ungewissheit thematisiert. Eine Mutter schildert es folgendermaßen: „Ich wusste ja nichts. Mein Kind war ja weg. Der Arzt ist auch gleich weggegangen und hat nichts gesagt. Ich musste da sitzen und warten und bangen um mein Kind.“ Im Weiteren beschreibt die Mutter diesen damals empfundenen Zustand als eine Art Schweben im leeren Raum, einen lähmenden Zustand der Angst, der sie daran hinderte, von sich aus nach ihrem Kind zu suchen oder das Personal zur Rede zur stellen. Diesen lähmenden Zustand begründet sie damit, dass sie bereits im Kreißsaal nach der Entbindung die Angst und Unsicherheit ihres Arztes wahrgenommen hatte.

„Keiner hat was gesagt, zumindest nicht so richtig. Die haben alle nur geguckt, irgendwie so panisch. Wenn ich was fragen wollte, gab es nur ganz kurz sowas wie ‚Weiß ich nicht, kann ich nicht sagen‘ und dann war er wieder weg. Hat sich auch nie getraut, mir in die Augen zu sehen.“

Das Spüren der Angst und Unsicherheit der anderen führte bei der Mutter dazu, dass sie selbst Angst empfand, ohne selbst genau definieren zu können, warum. Diese Gefühl und die Zeit des Nichtwissens haben sich für die Mutter sehr stark eingeprägt. Sie bezeichnet es selbst so, dass sie sich im Grunde nur noch an diese Angst erinnern könne. Alles andere wäre komplett aus ihrem Gedächtnis gelöscht.
Den nächsten Teil des Vortrages möchte ich mit einem Zitat beginnen, das das eben Gesagte zu Scham, Ekel und Angst indirekt aufgreift und den Bogen zu Inter* schlägt. Nämlich mit der Frage, wie wir Angst, Ekel und Scham in der medizinischen Praxis, im Miteinander und der Interaktion zwischen Ärzten*innen, Angehörigen und Kindern mit Inter* möglichst gering halten können und nicht zu einem Hinderungsgrund werden lassen.

„References to shame abound in the critical and narrative material concerning intersex. And yet, shame has not been a sustained focus of analysis in this literature. This gap may be due to the fact that not only is it painful to think about shame, but that reflecting on shame on this context further requires that we consider the disgust that provokes it.

Ellen K. Feder bringt mit ihrer Aussage zur Sprache, dass es nicht nur wichtig ist, sich des Schames im Umgang mit Inter* bewusst zu sein, sondern sich auch zu fragen, woher dieses Verhalten und der Ekel vor Anderssein überhaupt kommt. Auf den letztgenannten Aspekt werde ich hier nicht weiter eingehen, sondern vielmehr mein Augenmerk auf das Verhalten im Umgang mit Intersexualität richten.

Dafür brauchen wir den Begriff der Kommunikation. Kommunikation, egal ob nonverbal oder verbal ist essentiell im menschlichen Miteinander. Gerade in einem spezifischen Setting wie dem eines Krankenhauses oder einer Arztpraxis ist eine befriedigende Kommunikation für alle Beteiligten von großer Bedeutung.

Dabei sind nicht nur Gestik und Mimik wichtig, sondern auch, sich gegenseitig verständlich auszudrücken. Gerade in einer von Fachsprache geprägten Disziplin wie Medizin ist es für Laien unabdingbar, dass ihnen Sachverhalte von Fachleuten verständlich erklärt werden. Dass der Umgang mit einer für alle verständlichen Sprache kein einfacher ist, habe ich selbst in meiner Forschung erfahren. Nicht selten bin ich an meine sprachlichen Grenzen gekommen in der Frage, wie führe ich Interviews mit Kindern, was kann ich fragen, in welcher Komplexität, wie drücke ich mich aus, dass mich die Kinder auch verstehen? Hilfreich waren hier Vor- und Nachgespräche mit den Eltern. Dort hatte ich die Möglichkeit, herauszufinden, wie Intersexualität-Sein in der Familie thematisiert wird, welche Worte und Bezeichnungen verwendet werden. Nicht selten wurde eine Art eigene familieninterne Sprache generiert, deren Vokabeln ich für die jeweiligen Interviews lernen musste.

Doch auch die Eltern berichteten immer wieder von „Übersetzungsschwierigkeiten“, wenn sie versuchten, dem eigenen Kind verständlich zu erklären, was die behandelnden Ärzte*innen den Eltern dargelegt hatten. Die Eltern sahen sich so in einer Art Übersetzerposition, nicht selten im doppelten Sinne. Zum einen mussten sie selbst herausarbeiten, was genau im Arztgespräch gezählt wurde und sich oftmals unbekannte medizinische Zusammenhänge über das Internet oder aus Büchern erschließen. Zum anderen mussten sie das Gelernte so verstehen und wiedergeben können, dass sie ihrem Kind entsprechende Erklärungen geben konnten. Hier zeigt sich die Wichtigkeit von verständlicher Aufklärung von Seiten der Mediziner*innen. Um einen ‚informed consent‘ der Patienten*innen oder Erziehungsberechtigten gewährleisten zu können, muss von ärztlicher Seite sichergestellt werden, dass auch alles Gesagte verstanden wurde.

Auf der anderen Seite kam in meinen Gesprächen mit Medizinern*innen zu Tage, dass Fachsprache sehr wohl ein bequemes und gerne genutztes Netz sein kann, in dem man sich komfortabel bewegen kann, ohne je die eigenen Schamgrenzen berühren zu müssen. Über bestimmte Themen zu sprechen, die die Intimsphäre eines Menschen berühren, geht mit neutraler Fachsprache oft einfacher, als einem persönlich unangenehme Dinge oder Ausdrücke in allgemeinverständlicher Sprache zu sagen. Für vieles gibt es bereits Arten von Anschauungsmaterial wie Bilderbücher, Videos oder Sachbücher. Im Bereich Inter* ist dies jedoch noch sehr spärlich gesät. Fachliteratur gibt es mannigfaltig, eine Art „Was ist Was“-Buch für Eltern, medizinische Personal oder Lehrer jedoch muss man suchen. Ich habe hier nun eine Auswahl der Bücher und Videos mitgebracht, die bisher frei zugänglich auf dem Markt/Internet vorhanden sind. Dabei habe ich einige deutsche wie auch internationale Beispiele mitgebracht, ohne dass die Liste eine lange geworden wäre. Dies zeigt leider nur sehr deutlich, welche Lücken in diesem Bereich noch klaffen und wieviel Potential es gleichzeitig birgt, unbefangen und angst-, ekel- und schamfrei mit dem Thema Intersexualität umzugehen.

Donnerstag, 26. Mai 2016

The molded sex Long regarded as certain that you can assign a gender intersex children, many were to "girl" or "boy" surgery - and suffer until today. Now the doctors seem to think differently. // Das geformte Geschlecht Lange galt als sicher, dass man intersexuellen Kindern ein Geschlecht zuteilen könne, viele wurden zu "Mädchen" oder "Jungen" operiert - und leiden bis heute. Nun scheinen die Ärzte umzudenken.

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Nun als selbst Betroffene von Intersexualität kann man annehmen alles was ich schreibe ist subjektiv, nein meine Damen und Herren, heute bin ich Aktivistin für die große Minderheit der Transgender im Allgemeinen!

Aber mit Sicherheit macht es mich total Wütend wenn ich tag täglich selbst Homophobie wie Diskriminierung erlebe, wenn man nun Selbstbewusst ist und genau auf diese Menschen zu geht Sie fragt, warum versuchst Du mich zu Diskriminieren oder zeigst diese Homophobie, ist es im ersten Moment so, dass die meisten Erstarren und wie in einer Schockschwebe fest hängen!

Wer hätte Erwartet dass ich offen und ehrlich auch schlicht einfach nachfrage?

Dann bekommt man wirklich Unglaubliche wie Blöde und Ungebildete waghalsige Antworten welche alles zeigen, ausser etwas Intelligenz und natürlich Anstand!

Unsere Gesellschaft ist in diesen Tagen ganz und insbesondere Aufgewiegelt durch Politik und unsere Landesinneren Problemen!

Man verspürt ganz deutlich Hass und Dummheit, der Spruch nun habe es Gehört ist Grund genug sich eine Meinung zu erlauben!

80 % der Berichte in diesem Blog sind von anderen Menschen geschrieben, so dass man mir nicht unterstellen kann ich wäre subjektiv, nein die Objektivität ist im Blog.

Was hier in Deutschland aber auch vielen anderen Ländern von Europa mit Intersexuellen gemacht wird, ist zum Schämen das zeit Jahrzehnte.

Selbst wenn man subjektiv erzählen würde, was man in fast 60 Jahren von Leben als Intersexuelles Wesen erfahren und durch leben musste, würden es die wenigsten Glauben, aber eines ist sicher man wir von Säugling an jeglicher Ehre –Würde wie auch Stolz enthoben, man muss es Erleben , das Wünsche ich keinem!

Wie immer mit freundlichen Grüßen
Nikita Noemi Rothenbächer 
Das geformte Geschlecht
Lange galt als sicher, dass man intersexuellen Kindern ein Geschlecht zuteilen könne, viele wurden zu "Mädchen" oder "Jungen" operiert - und leiden bis heute. Nun scheinen die Ärzte umzudenken.

Ab den 1950er Jahren wurden intersexuelle Kinder praktisch immer einem Geschlecht zugewiesen und entsprechend operiert. Ärzte glaubten, sie könnten ein solches Kind zum Mädchen oder Jungen "formen" - meist zum Mädchen, weil das chirurgisch einfacher war: Eine vergrößerte Klitoris oder im Bauch verborgene Hoden wurden entfernt. Eltern bekamen den Rat, ihr Kind konsequent in der entsprechenden Rolle zu erziehen. Oft wurde den Kindern sogar ihr ursprüngliches Geschlecht verschwiegen. Viele durchliefen eine jahrzehntelange Leidensgeschichte mit schmerzhaften OPs, Hormontherapien und dem Gefühl, im falschen Körper zu leben.

Seit den 1980er Jahren wurde die Kritik am Umgang der Medizin mit Intersexuellen lauter - bis hin zu einem Parallelbericht, den 2008 der Verein Intersexuelle Menschen dem UN-Anti-Diskriminierungsausschuss vorlegte. In dem Report werden Operationen und Hormontherapien Intersexueller als Menschenrechtsverletzungen kritisiert.

Nun wird Aufklärung propagiert

Allmählich scheint sich in der Medizin ein Umdenken anzubahnen: "Die Meinungen zu Operationen gehen bei Ärzten inzwischen auseinander", sagt die Hamburger Psychologin Hertha Richter-Appelt, eine der führenden Expertinnen zum Thema Intersexualität. Wird heute ein intersexuelles Kind geboren, setzt sich in Kliniken oft ein Team aus Kinderarzt, Chirurg und Psychologe mit den Eltern zusammen. Statt dem Kind seine Diagnose zu verheimlichen, propagieren Ärzte heute Aufklärung, einige fordern auch, Operationen aufzuschieben, bis das Kind selbst entscheiden kann, was es möchte.

Die deutsche Ärzte-Leitlinie stellt fest: "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung sind nicht per se aus rein kosmetischen Gründen korrekturbedürftig." Auch Rechtswissenschaftler sehen die Eingriffe kritisch: "Gerade unter jüngeren Juristen und Juristinnen sind inzwischen viele der Meinung: Wenn es nicht lebensnotwendig ist, darf auch nicht operiert werden", sagt Konstanze Plett, die sich als Juristin an der Universität Bremen schon lange mit Intersexualität befasst: "Wenn das Kind im Übrigen gesund ist, aber die Eltern an dem mehrdeutigen Geschlecht ihres Kindes leiden, brauchen sie Hilfe und ist nicht das Kind medizinisch zu behandeln."

Noch wird oft operiert

Operiert wird allerdings immer noch. Konkrete Zahlen dazu gibt es kaum. Ein Studie mit 439 Kindern und Erwachsenen aus dem deutschsprachigen Raum belegte vor einigen Jahren, dass auch Kinder und Jugendliche zu etwa 80 Prozent operiert wurden. Genetische Mädchen mit Adrenogenitalem Syndrom und vermännlichtem Geschlechtsteil werden oft chirurgisch ans weibliche Geschlecht angeglichen. Anderen Kindern werden früh die Geschlechtsdrüsen entfernt, weil die Organe bei manchen Formen von Intersexualität ein erhöhtes Krebsrisiko bergen können. Diese Praxis ist nicht unumstritten, weil es auch die Alternative einer engmaschigen Krebsfrüherkennung gäbe.

"Mein Eindruck ist: Es wird immer noch operiert, aber deutlich weniger und nicht mehr bei unklarer Diagnose", sagt Hertha Richter-Appelt. "Es bleibt aber das Problem, dass niemand bei einem Kind sicher vorhersagen kann, mit welcher Identität es als Erwachsener leben will. Es kann sein, dass ein solches Kind später fragt: Warum habt ihr mich operiert? Vielleicht aber auch: Warum habt ihr nichts unternommen?"


Geschlecht eindeutig uneindeutig

Während ihrer Schwangerschaft glaubt Maria Reuter, eine Tochter zu bekommen. Erst ein Ultraschall nach der Geburt zeigt, dass es mehr als ein Mädchen ist. Eine aufregende Zeit beginnt.

Maria Reuter hatte erwartet, ein Mädchen zu bekommen. "Es war eine ganz normale Schwangerschaft. Wir hatten bei der Frühdiagnostik schon gesagt bekommen: 'Es ist zu 99,9 Prozent ein Mädchen.' Der Arzt rühmte sich dafür, jemand zu sein, der das schon sehr früh erkennen kann." Die Geburt verlief dramatisch, das Kind hatte sich kurz vorher, nach einem Zahnarztbesuch der Mutter, gedreht. Als die Füßchen zuerst kamen, wurde das Baby in den Mutterleib zurückgeschoben und blitzschnell mit einem Kaiserschnitt entbunden. Maria Reuter, die eigentlich anders heißt, aber die Geschichte ihres Kindes zu dessen Schutz unter einem anderen Namen erzählen möchte, kann sich genau erinnern: "Unsere Hebamme hat es uns dann gezeigt: 'Sehen Sie, da ist was ein bisschen anders, aber das kann schon mal sein durch den Hormonschub.' Es hat mich noch nicht mal beeindruckt. Das war mehr so wie: Sehen Sie, hier ist ein größerer Leberfleck. Wir haben uns überhaupt keine Gedanken gemacht. Für uns war ganz klar, das ist ein Mädchen." Als kurz darauf Marias Freundin in den Kreißsaal kam, die sie auch bei der Geburt des ersten Kindes besucht hatte, weinte das Baby. "Sie hat so ein schluchzendes Weinen gehabt. Da hab ich noch gesagt: Guck mal, so weint ein Mädchen!", erzählt sie. Aber das stimmte nicht.

Was ist denn jetzt?

Bis zur Geburt ihres Kindes hatte Maria Reuter noch nie von Intersexualität gehört. Um die frisch operierte Mutter zu schonen, hatte der Kinderarzt des Provinzkrankenhauses, in dem sie entbunden hat, mit ihrem Ehemann gesprochen. "Dann kam mein Mann zu mir und sagte, dass das gar nicht so klar ist, dass es ein Mädchen ist. Der Arzt hatte ihm gesagt: 'Das Kind ist gesund, nicht behindert, aber da ist irgendwas mit dem Geschlecht nicht in Ordnung.'" Als mögliche Ursache hatte er von AGS gesprochen, dem Androgenitalen Syndrom, das als häufigste Ursache für Intersexualität gilt. Etwa eins von 10.000 Kindern kommt mit dieser Hormonstörung zur Welt. "Mein Mann hat das noch in der Nacht gegoogelt, darüber kamen wir erst auf Intersexualität", erzählt Reuter. "Am nächsten Tag marschierten mindestens sechs Personen in mein Zimmer. Da kam eine Garde in Weiß: Chefarzt, Facharzt, Oberärztin und das ganze Krankengeschwisterpersonal. Die standen vor mir und der Chefarzt fragte: 'Wie geht es Ihnen denn?' Ich habe geantwortet: 'Ich würde sagen den Umständen entsprechend gut. Aber ich würde doch gern wissen, ob mein Kind jetzt männlich oder weiblich ist.' Ich fand das eigentlich eine ganz gute Gesprächseröffnung. Daraufhin guckte er sich um, die anderen an, und dann verließen alle wortlos das Zimmer. Der wusste das gar nicht! Man hatte vergessen, ihn zu informieren!" Die Ärzte waren noch so sehr mit der schwierigen Geburt beschäftigt, dass die Intersexualität des Kindes hintenan stand.

Um auf AGS zu untersuchen, das mit Störungen im Salzhaushalt und Flüssigkeitsverlust einhergeht und schnell behandelt werden muss, wurde das Kind auf die Intensivstation eines Krankenhauses in der nächsten Großstadt verlegt, Maria Reuter ging mit. Auch zu diesem Zeitpunkt, sieht sie noch nicht klar. "Ich hab immer gedacht, die werden jetzt einfach nur feststellen, dass da irgendwas verwachsen ist und dann wird es schon wieder gut sein." Der Blick auf die inneren Organe des Kindes zeigt jedoch etwas anderes: "Beim Ultraschall war dann klar, dass da nicht einfach nur was verwachsen war. Da wurden auch im Bauchraum ganz klar weibliche und männliche Teile gefunden", sagt die Mutter. Viele intersexuelle Menschen tragen innerlich und äußerlich Merkmale von Mann und Frau. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass neben Eierstöcken und Gebärmutter auch Hoden gefunden werden.


Endlich Aufklärung


Am gleichen Tag haben die Eltern das erste Gespräch. Mehr als zwei Stunden nehmen sich die Chefärztin und der Oberarzt der Endokrinologie (Hormonforschung) sowie die Chefärztin der Pädiatrie (Kinderheilkunde) Zeit. AGS wurde ausgeschlossen und ein sogenanntes chromosomales Mosaik vermutet. Gleich zu Beginn formulierte eine Ärztin, was den Eltern möglicherweise bevorsteht: "Letzten Endes ist Ihr Kind nicht krank, es handelt sich eher um ein gesellschaftliches Problem", zitiert Maria Reuter sie. "Und trotzdem stand stets die Frage im Raum: Müssen wir operieren oder nicht? Also bei der Erkenntnis, dass es sich eher um ein gesellschaftliches Problem handelt, ist das doch erstaunlich!" Zwar sprachen die Ärzte auch von einem erhöhten Krebsrisiko, aber vor allem ging es um die Frage: Kann man einem Kind zumuten, uneindeutig in dieser Welt zu sein?

Maria Reuter haben die gesellschaftlichen Aspekte zu diesem Zeitpunkt überfordert: "Wir wussten nichts von Intersexualität bis dahin! Es war Stunde 48 nach der Geburt, als wir zum ersten Mal davon gehört hatten." Ganz offen erzählt sie, wie sie bei dem Gespräch versucht hat, sich ein Bild von ihrem Kind zu machen: "Ich hab da auch viel dummes Zeug gefragt, mein Mann lacht sich darüber heute noch tot. Ich habe etwa gefragt: 'Ist das dann wie bei Eunuchen?' Mir kam alles in den Sinn, was ich mal an Besonderheiten gehört hatte."
Die Ärzte haben sich bemüht, den Eltern unterschiedliche Wege aufzuzeigen. Klärten sie auf über die medizinischen Unterschiede von biologischem Geschlecht, Geschlechtsidentität, chromosomalem Geschlecht, über Phänotyp und Genotyp und dass das eine nicht das andere bedingt. Aber wie sollte es weitergehen? Das Krankenhaus war wie ein Schutzraum, zu dem nur Freunde und Familie Zutritt hatten. "Eigentlich wollte ich, dass wir schon auf der Heimfahrt wissen, was wir den Leuten sagen. Denn es konnte ja jeden Moment sein, dass wir irgendwo jemandem begegnen." Maria Reuter hätte gern einen Plan gehabt, was sie auf die Frage "Na, was ist es denn?" beim Blick eines Nachbarn, Bekannten oder Fremden in den Kinderwagen sagen wird.

Was sagen wir den anderen?

Kurz nach der Geburt erfahren die Reuters, dass sie ein intersexuelles Kind bekommen haben. Erste Fragen an die Ärzte sind kaum beantwortet, da folgen die Entlassung aus der Klinik und der Alltag.
Wenn Sie zum ersten Mal von der Familie Reuter lesen, also noch gar nicht wissen, dass die Reuters gar nicht Reuter heißen, dann klicken Sie hier und sehen, wie alles begann. Wenn Sie aber bereits auf die Fortsetzung der Geschichte gewartet haben, wie Maria Reuter den Schritt aus dem Schutzraum Krankenhaus in ihren Alltag geschafft hat, dann lesen Sie einfach weiter.

Es war rund eine Woche nach der dramatischen Entbindung, Not-Kaiserschnitt wegen Fußlage des Babys, Diagnose uneindeutiges Geschlecht, als Familie Reuter nach Hause fuhr und sich fragte: Was sagen wir? Engste Freunde und die Familie waren eingeweiht, dass statt des erwarteten Mädchens ein Kind mit nicht eindeutigem Geschlecht zur Welt gekommen war. Im Krankenhaus hatte eine zwar mitfühlende, aber letztlich sehr medizinische Aufklärung stattgefunden, bei der die Eltern zum ersten Mal mit der Tragweite des Befundes konfrontiert worden waren. Intersexuell, zwischengeschlechtlich, mehrdeutig: Das heiß ersehnte Mädchen hatte mehr mit auf die Welt gebracht, als alles, wovon die Eltern jemals gehört hatten.
Jetzt nichts Falsches sagen

Nun war also die Woche in der Klinik vorbei, die Begegnung mit dem Alltag stand an. Neben Freunden und Familie würden Fragen von Menschen kommen, die einfach im Vorbeigehen kurz in den Kinderwagen schauen und ein Baby angucken wollen. Und garantiert nach dem Geschlecht fragen, wenn die Kleidung nicht rosa oder hellblau ist. "Ich sehe uns noch hier ankommen und ich wollte, dass wir wissen, ob wir jetzt Junge oder Mädchen sagen", erzählt Maria Reuter von der Stunde ihrer Heimkehr. "Es ist uns niemand begegnet, wir konnten unbemerkt durch das Treppenhaus nach oben gelangen, aber dann war klar: Das ist jetzt das, was ansteht." Statt stolz das eigene Kind präsentieren zu können, muss eine Strategie her. "Das war der absolute Tiefpunkt", weiß Maria Reuter noch genau.

Die ersten Tage nach der Heimkehr aus dem Krankenhaus werden zur emotionalen Achterbahnfahrt. Das Dilemma mit der geschlechtlichen Uneindeutigkeit ist überwältigend, die eheliche Kommunikationsfähigkeit steht auf dem Prüfstand. Und ganz nebenbei sind das Baby und der große Bruder zu versorgen. Während die Mutter dem Problem aus dem Weg gehen möchte und zunächst darauf drängt, einfach zu sagen, es sei ein Mädchen, ist ihr Mann strikt dagegen. Irgendwann wird den Eltern die gesamte Dimension bewusst: "Wir hatten das Gefühl, was auch immer wir jetzt sagen, könnte falsch ausgelegt werden. Was machen wir, wenn es dann hinterher doch anders ist?" Die Eltern erkennen, mit wie viel Stigma ein Geschlechtswechsel behaftet ist: "Der Gedanke, dass das Geschlecht sich ändern kann, ist in dem Moment unheimlich erschreckend. Man denkt, da kommt man gleich in einen Topf mit Transvestiten und Transsexuellen und fragt sich: 'Mit wem werde ich da in eine Schublade gesteckt?' Das sind Leute, die bisher immer weit weg waren." Bald merken die beiden, dass dies genau die Art Vorurteil ist, vor dem sie sich selbst fürchten: "Ach so, die haben sich das auch nicht ausgedacht, um die Welt zu ärgern! Die wollen einfach nur sie selber sein."
Die Hamburger Psychotherapeutin Hertha Richter-Appelt, eine der führenden Expertinnen zum Thema Intersexualität, erklärt die Verunsicherung betroffener Eltern Kinder so: "Eltern haben Fantasien über ihre Kinder, das geht schon vor der Geburt los. Die Tatsache, dass es ein Kind ist, bei dem man nicht weiß, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, verunsichert erst mal. Man fragt sich, ob dieses Kind Partner haben wird, wie es im Beruf zurechtkommt et cetera. Eine sehr aufgeklärte Familie wird offen damit umgehen können, das erfordert jedoch starke Persönlichkeiten. Es gibt auch Familien, wo die Eltern nicht wollen, dass die Geschwister erfahren, was mit diesem Kind los ist. Auch heute noch."

Kind ohne Namen

Schließlich wird dem Paar klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Das Versteckspiel muss ein Ende haben, sie waren ja auch früher keine verschlossene Menschen gewesen. Es hilft nur Ehrlichkeit. Für Maria Reuter kommt es zur ersten Begegnung mit einem Fremden: "Es war ein Nachbar, der die Straße fegte. Ein älterer Herr, den ich nicht besonders gut kannte, und er fragte gleich: 'Was ist es denn?' Dann habe ich gesagt: 'Ich kann es Ihnen leider nicht sagen. Wir wüssten es auch gerne, aber das Kind ist mit uneindeutigem Geschlecht geboren und es werden noch weitere Tests gemacht.'" Nachdem es erst einmal raus war, ging die Mutter immer beherzter vor. "Ich habe sehr früh angefangen, die Leute zu ermutigen, und gesagt: 'Ich freue mich, dass Sie fragen!'" Und als eine gewisse Routine eingesetzt hatte, folgte der nächste Schritt und sie sagte: "Ihr könnt mich auch übermorgen wieder fragen, ob es schon was Neues gibt!" Sie hätte sonst das Gefühl gehabt, dass weiterhin Unsicherheit im Raum steht. Das Verrückte war: Kaum jemand fragte nach. "Sobald man das Kind kennt, verliert die Frage zum Geschlecht offenbar an Relevanz", schließt Maria Reuter heute daraus.

Natürlich gibt es auch kuriose Erlebnisse wie dieses: "Wir hatten eine Versicherungskarte, da stand drauf: Ohne Namen und dann der Nachname, also 'Ohne Namen Reuter', weil das Kind ja noch keinen Vornamen hatte. Mit dieser Versichertenkarte ging ich damals in die Apotheke bei uns um die Ecke, um die Augentropfen zu bekommen, die Babys am Anfang kriegen. Die Apothekerin guckt darauf und lacht sich kaputt. Das ist ja auch total lustig! Ich fand es schön, dass sie so natürlich reagiert hat. Am nächsten Tag kam ich zurück, um das Medikament abzuholen, da war ihr das hochnotpeinlich, dass sie so gelacht hatte! Sie war offenbar inzwischen aufgeklärt worden, was Sache ist. Ich glaube, das ganze Viertel wusste längst Bescheid, als wir noch darüber nachgedacht haben, 'Wem sagen wir was?'."

Auswahl an geschlechtsneutralen Namen wächst

Die Reuters beschließen, ihrem Kind einen weiblichen Vornamen sowie einen geschlechtsneutralen Mittelnamen zu geben. Letzteres wäre heute nicht mehr notwendig: "Das würde ich heute anders machen, denn der Rufname ist der Rufname, das ist das, was das Kind gewohnt ist und den wechselt man nicht einfach so. An seinem Namen hängt man ja, das bin ich, das ist ein Stück meiner Identität. Heute würde ich dem Kind sofort einen androgynen Namen geben." Sascha, Robin, Luca, Mika - die Auswahl an geschlechtsneutralen Namen nimmt zu. Ein Vorname muss heute nicht mehr geschlechtsspezifisch sein, spätestens seit 2010 auch nicht mehr durch einen eindeutigen zweiten Vornamen ergänzt werden, wie die Juristin Konstanze Plett von der Universität Bremen, die sich schon lange mit Intersexualität beschäftigt, im Gespräch mit stern.de erklärt.

Das Kind der Reuters geht inzwischen zur Schule und findet seinen Namen zum Glück prima. Nach der großen Anteilnahme in unseren Facebook-Kommentaren wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, was Maria Reuter ihrem Kind antwortete, als es zum ersten Mal gefragt hat: "Was bin ich denn jetzt?".




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