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Bereits vor zehn Jahren setzte Argentinien einen weltweiten Meilenstein in Sachen trans Rechte. Sechs trans und nichtbinäre Menschen aus Buenos Aires erzählen, was das Selbstbestimmunggesetz für sie bedeutet.
Vor zehn Jahren hat Argentinien einen weltweiten Meilenstein in Sachen trans Rechte gesetzt. Mit der viel beachteten "ley de identidad de género" (Selbstbestimmungsgesetz) können trans Menschen ohne psychiatrische und medizinischn Untersuchungen ihren Geschlechtseintrag in Geburtsurkunde und Pass anpassen lassen.
Am 9. Mai 2012 hatte der argentinische Senat das Selbstbestimmungsgesetz mit fast absoluter Mehrheit (55 Ja-Stimmen, keine Nein-Stimme, eine Enthaltung) angenommen. Am 23. Mai 2012 ist das Gesetz in Kraft getreten. Es garantiert trans Menschen fundamentale Rechte und markiert einen historischen Wendepunkt. Erstmals gab es ein rechtliches Fundament, das trans Identitäten nicht mehr pathologisierte.
Artikel 1 des Selbstbestimmungsgesetzes hält fest, dass a) alle Personen das Recht auf Anerkennung ihrer Geschlechtsidentität haben, b) sich unabhängig ihrer Geschlechtsidentität frei entfalten können und c) Anspruch haben, dass ihre Geschlechtsidentität unabhängig vom bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht respektiert wird.
Sechs trans und nichtbinäre Menschen aus Buenos Aires und Umgebung haben uns im Gespräch erzählt, warum das Gesetz nicht nur auf legaler Ebene von großer Bedeutung ist.
Das argentinische Selbstbestimmungsgesetz garantiert argentinischen, aber auch allen ausländischen trans Menschen, die hier leben, ihre fundamentalen Rechte. Es ermöglicht allen Personen, ihren eigenen Namen zu wählen, ihren Geschlechtseintrag in Dokumenten anzupassen und gewährt Zugang zu medizinischen Behandlungen wie zum Beispiel Hormontherapie oder geschlechtsangleichende Operationen. Das Selbstbestimmungsgesetz war nicht nur für Argentinien und Lateinamerika ein Riesenschritt, sondern in dieser Form ein weltweites Novum. Der Beschluss ist auch auf symbolischer Ebene von großem Wert. Der Staat anerkennt, dass er gegenüber trans Menschen eine historische Schuld hat, und das Gesetz kann als teilweise Wiedergutmachung für das große Leid angesehen werden, das trans Menschen zugefügt wurde. Seit dem 18. Jahrhundert hatte die Polizei das Recht, trans Personen ohne Begründung abzuführen – von Überlebenden wissen wir, dass die Festgenommenen Unvorstellbares erlebt hatten. Diese staatliche Willkür war nicht nur in der Militärdiktatur Alltag, sondern bis in die 1990er Jahre.
Ich kann mich sehr gut an die damalige politische Mobilisierung erinnern. Marlene Wayar, Diana Sacayán (†) und Lohana Berkins (†) waren die ersten trans Frauen, die vor dem argentinischen Kongress mit großer Überzeugung und politischem Talent für ihre Rechte eingestanden sind. Sie sind die ikonischen Gesichter dieses Fortschritts und wichtige Referent*innen unserer Kultur. Ich war damals selbst auf der Strasse und habe demonstriert. Das war bewegend, weil es in mir auch sehr viel mobilisiert hat. Ich begann mich selbst besser zu verstehen und das mir zugewiesene Geschlecht bei der Geburt zu hinterfragen. Trans Identitäten waren erstmals viel sichtbarer und öffneten somit den Raum für andere. Trotz des enormen Fortschritts und aller positiven Entwicklungen, die wir politisch erreicht haben, gibt es noch vieles zu tun. Administrative Hürden, überforderte Beamt*innen, die mit alten und neuen Dokumenten nicht umgehen können oder schlichtweg die Geschlechtsidentität nicht anerkennen und weiterhin misgendern.
Das Gesetz markiert einen Wendepunkt. Endlich werden wir als Personen mit vollen politischen Rechten angesehen. Neben der Anerkennung fundamentaler Rechte hat das Gesetz auch den Weg für weitere wichtige Fortschritte geebnet, beispielsweise die Rechte für nichtbinäre Menschen, die ebenfalls zur trans Community gehören. In den meisten Ländern müssen trans Menschen vor den Behörden beweisen, dass sie eine "Störung" aufweisen, dass sie "krank" sind und darum ein Recht haben, ihren Geschlechtseintrag anzupassen. Diese bürokratischen und pathologisierenden Vorgänge sind äußerst gewaltvoll. Mit dem Gesetz werden trans Identitäten endlich nicht mehr pathologisiert. Feminismus wird in Argentinien seither intersektionaler und breiter gedacht, und zwar als trans Feminismus, der auch weitere Diskriminierungsformen berücksichtigt. Diskriminierung von behinderten Menschen und Menschen mit indigenen Wurzeln. Strukturelle Benachteiligungen werden sichtbar gemacht und politisch angegangen.
Durch das Selbstbestimmungsgesetz werden wir endlich als integraler Bestandteil der Gesellschaft anerkannt. Das Gesetz ist enorm wichtig, weil es trans Menschen Grundrechte zuspricht, so zu Beispiel das Recht, ein Dach über dem Kopf zu haben, das Recht auf Zugang zu medizinischen Behandlungen und ein Recht auf eine würdevolle Arbeit. Letzteres ist entscheidend, weil für viele trans Frauen Sexarbeit nach wie vor die einzige Option ist. Obwohl wir einiges erreicht haben, gibt es doch auch noch viel zu tun. Die Lebenserwartung von trans Menschen liegt bei nur 41 Jahren. Die 2021 beschlossene Quote (ein Prozent der öffentlichen Stellen sind für trans Menschen reserviert) müsste endlich umgesetzt werden. Heute werden weniger als 0,5 % der Stellen effektiv mit trans Menschen besetzt. Außerdem müssen wir weiter daran arbeiten, dass wir auch tatsächlich Zugang zur medizinischen Versorgung erhalten. Es fehlt an geschultem Personal in den Krankenhäusern, das sich auch effektiv mit der Gesundheit und den Bedürfnissen von trans Personen auskennt. Mit geeinten Kräften müssen wir für einen Ausbau der gesetzlichen Grundlage und unsere Rechte kämpfen.
Das Selbstbestimmungsgesetz ist eines der revolutionärsten Gesetze, das wir in Argentinien erstritten haben. Zwar war auch die Ehe für alle ein enormer Schritt für die LGBTI-Community, die "ley de identidad de género" greift aber nochmals tiefer. Es stellt die vom Staat etablierten und durchgesetzten Geschlechterkategorien in Frage. Der Staat gibt plötzlich seinen Bürger*innen die Autonomie, selbst über ihre Geschlechterkategorie nachzudenken und die Möglichkeit, diese gemäß eigener Geschlechtsidentität anzupassen. Bei aller Euphorie, wichtig wäre, dass auch ein Budget zur Umsetzung des Gesetzes eingesetzt würde. Das ist leider in Argentinien oft nicht der Fall. Wir haben zwar fortschrittliche Gesetze, doch es fehlt an den begleitenden Maßnahmen und leider vor allem auch an den Ressourcen zur konkreten Umsetzung. Nach wie vor ist die reale Situation von trans Menschen sehr schwierig, sie erfahren Gewalt, haben keinen Zugang zu Bildung oder Gesundheitsversorgung.
Als das Selbstbestimmungsgesetz umgesetzt wurde, war ich 14 Jahre alt, ich habe damals die Bedeutung dieses Schrittes noch nicht komplett verstanden. Ich wusste noch nicht über sexuelle Orientierung Bescheid, geschweige denn über geschlechtliche Vielfalt. Trans Personen waren plötzlich medial enorm präsent, als das Gesetz verabschiedet wurde, natürlich mit dem üblichen Backlash und hasserfüllten Kommentaren, die den Fortschritt durch Übertreibung ins Lächerliche zogen. Die üblichen Argumente, mit denen Faschist*innen ständig hantieren. Was es nun braucht, wäre eine konkrete Umsetzung der Quote für trans Menschen, wir sind viel mehr als ein Prozent, und es müssen endlich Perspektiven her, die nicht nur Sexarbeit sind. Außerdem wäre es aus meiner Sicht für die Gesellschaft als Ganzes ein enormer Gewinn, wenn wir endlich Zugang zu Räumen hätten, die uns historisch gesehen verwehrt blieben.
Als erstes lateinamerikanisches und zehntes Land weltweit hat Argentinien 2010 die Ehe für alle eingeführt. Auch bei den trans Rechten ist Argentinien Vorreiter. Seit 2012 ist das Gesetz zur Geschlechtsidentität in Kraft. Dieses erlaubt es trans Menschen, ihren Geschlechtseintrag ohne Hormontherapie, chirurgische Eingriffe oder psychologisches Gutachten zu ändern. 2021 wurde es durch eine Quote für trans Menschen im öffentlichen Dienst erweitert, außerdem wurde eine Identitätskarte für nichtbinäre Menschen eingeführt.