Dienstag, 15. Mai 2012

Wahrheitsgetreu und Erschreckend jedoch Realität

Laetitia`s Bericht von der Strasse
Die Nacht senkt sich über die Landeshauptstadt. Kühnen Schrittes und hocherhobenen Hauptes sieht man einen Schatten gen Altstadt streben: Es ist Laetitia, die stadtbekannte junge Strichtranse.
"Laetitias Bericht von der Strasse" ist ein schonungslos ehrlicher, nervenaufreibender und herzzerfetzender Report aus dem prallen Leben.
Die erste Nacht:
Die erste Nacht war eine fatale Nacht. Eigentlich waren die ganzen ersten Monate fatal, bis es mir endlich gelang, ein Mindestmaß an Routine und Professionalität zu entwickeln. Aber die aller erste Nacht war besonders fatal. Ich war blutige 18 Jahre jung. Es war eine warme Septembernacht, ein Freitag oder Samstag (die Erinnerung mag mich trügen, es ist allzu lange her - mindestens zwei Wochen - trotzdem mein Auge gerne mit nostalgischem Blick auf jene guten alten Tage zurückblickt). An einem glutvoll schönen Septemberabend also - die Dunkelheit hatte sich soeben über die Altstadt gesenkt - lief ich junges naives Schulmädchen zagenden Schrittes übers Pflaster.
Eine unheimliche Transenbekanntschaft hatte mich eingeweiht, wo man zu stehen habe.


Ach Gott, was hatte ich doch für eine behütete Kindheit; ich kannte wohl die Gegend doch hätte ich je geahnt, was dort getrieben wurde? Da stand ich nun also, mit nichts bewaffnet, als einigen Kondomen und undeutlichen Ratschlägen - nicht den Preis drücken lassen - drücken lassen? Qu`est-ce que c`est ? - und nicht mit in die Wohnung gehen - und aufpassen ! - war dort und blickte mutigen Auges dem sozialen Abstieg entgegen, während ich mich in einer ungünstigen Strasse in ungünstiger Position darstellte.
Ich trug, da ich von Prostitution nichts kannte außer ihrem Klischee, einen Minirock, Strapse und hohe Schuhe und war grell geschminkt.
Und, der Leser darf gespannt sein, meine erste Begegnung.... war.... die Polizei. Erschreckt und hysterisch huschte ich um die Ecke und war schwer atmend und verstört - schwupps - in einem Hauseingang verschwunden, als die Streife vorbeifuhr.

So ging es eine ganze Weile - doch ich will den Leser damit nicht langweilen - bis sich endlich das Interesse eines Mannes herauskristallisierte und - wie gerne hielt ich mich jetzt an mein psychologischen Verdrängungsmechanismen und erzählte von dem Mann, der mit dem BMW hielt und mich für 200 Mark mitnahm, doch dies war mein zweiter Kunde und davon später - da war doch tatsächlich mein erster Freier ein älterer, etwas schmutziger Mann, der seine Dirne zu Fuß suchen musste, weil an seinen uralten, verbeulten Wagen keine, die noch ein Fünkchen Anstand hatte, herangetreten wäre.
Nicht gerade ehrenhaft: ich ließ mich auf 50 Mark ein, ich hatte ja keine Ahnung; doch dies ist ein Geheimnis, das ich nur hier meinem geneigten Leser anvertraue; von meinen Kolleginnen würde ich mit Schirmen und Handtaschen verprügelt. Für 50 Mark mitgehen, Tss. Jedenfalls stieg ich in sein schmuddeliges Auto (die Bezeichnung "Auto" trifft es nicht ganz, kommt aber seinem Gefährt noch am nächsten, es fehlen in meinem Wortschatz Begriffe dafür) und wir fuhren auf der Suche nach einer geeigneten Örtlichkeit so lange durch die Strassen, bis ich die Geduld verlor, und wir uns schlicht in einer ruhigen Seitengasse hinstellten. Seine fleischige Hand strich dabei unentwegt über mein Knie und ließ mich erstarren.
Ich erhielt mein Geld, 50 Mark, was für mich Naive damals wie ein Fest war. Und während ich den Schein in meiner Tasche versteckte und ein Kondom herausfischte, war dieser alte Kerl doch tatsächlich dabei, sich völlig auszuziehen, hatte die Hosen schon aus und knöpfte sich gerade das Hemd auf. Unwillkürlich griff ich mir an die Stirn und schüttelte seufzend den Kopf. Was war bloß aus dem Menschen geworden, der Krone der Schöpfung ?
Er rieb seinen fetten Hintern auf dem Sitz hin und her und führte stöhnend meine Hand ihrer Bestimmung entgegen. Sein Teil fand ich nicht gleich, nur das Paar der dicksten, größten und prallsten Eier, das ich jemals gesehen hatte und auch später nie wieder sehen sollte.
Mit spitzen Fingern und gerunzelter Stirn hielt ich schließlich etwas in der Hand, das buchstäblich genauso lang wie dick war.
Was ich nicht wissen konnte: ich hatte einen der älteren Vertreter der Klientel vor mir, die uns Huren üblicherweise nicht allzu lang aufhalten, weil sie sehr früh kommen... Sehr früh? Als ich mit der freien Hand und den Zähnen gerade das Kondom aufreißen wollte, spürte ich plötzlich einem warmen, dicklich-klebrigen Saft über die Finger meiner oszillierenden Linken rinnen, begleitet von heftigen, gutturalen Grunzlauten...

Ekel brandete meine Kehle hinauf, der Schweiß rann mir aus sämtlichen Poren und Schwindel umnebelte mein Gehirn. In letzter Sekunde riss ich die Autotüre auf und spie in hohem Bogen über ein Gartentor.
Die Welt drehte sich, wogte in Wirbeln und Kreisen; aber mein dicklicher Freier half mir in die Realität zurück, er rief mit gedämpfter Stimme zu mir herüber:" Darf ich noch mal?"
Tja, dies war also die erste Nacht. Ich weiß nicht, wie ich nach Hause kam. Es bedurfte einer Woche der physischen und psychischen Rekonvaleszenz, bevor ich anfangen konnte, mein erstes Erlebnis langsam aufzuarbeiten. Diesen Text schreibe ich im Bett nieder, mit einer Wärmflasche an den Füssen und einer Kanne Kamillentee auf dem Nachttisch.
Ort und Zeit sind nicht frei erfunden, die Personen authentisch und die Namen nicht geändert. Sollten Sie sich in einer Schilderung wiederfinden, muss das kein Zufall sein. Mein Name ist Laetitia, ich bin Transe und gehe auf den Strich.
Laetitia`s Bericht von der Strasse (2)
Die zweite Nacht war nicht wesentlich angenehmer, versöhnte mein schwankendes Herz zwar mit dem Grauen der ersten, zeigte mir aber dafür andere, ebenso furchtbare Greuel auf. Dabei fing es eigentlich ganz gut an...
Es waren viele Tage ins Land gegangen, bevor mich erste vorsichtige Schritte wieder in jenen brodelnden Hexenkessel führen sollten, der sich Strich nennt. Auch mein Outfit war diesmal etwas vorsichtiger, weniger bunt, dafür mit mehr Stoff versehen.
Als ich denn so dahinschritt, die etlichen Straßenecken von der S-Bahnhaltestelle bis zu meinem neuen lieu de travail, begann ich, mir selbst neuen Mut zu zusprechen.
Mehr als ein frommes Gebet floss mir über die bis dato keuschen Lippen. Ich fühlte mich jung und frisch, dankte fröhlich mich bekreuzigend dem Schöpfer und wandelte wacker endlich über die rote Meile neuen Abenteuern entgegen.
Und, siehe da, es hielt gleich ein fescher BMW.
Und siehe, das Fenster wurde heruntergelassen.
Und siehe, Schreck lass nach, es sprach ein kleiner, alter, fetter Sack!

Er bot mir 200 Mark für französische Dienste und ich stieg ein.
Müssen denn alle fetten alten Affen unangenehme Freier sein ?
Es war ok. und beglückt und beschwingt fand ich mich eine 3/4-Stunde später wieder auf dem Strich ein.

Ich stand keine 30 Sekunden, zupfte noch Rock und Frisur zurecht, da hörte ich eiliges und bedrohliches Stöckelschuhgeklapper die Straße hinunter auf mich zukommen, begleitet von scharfem aber unterdrücktem Fluchen. Ich drehte mich um und direkt vor mir überragte mich ein schreckliches, blond-perrücktes Monster um Haupteslänge.
Das Ungetüm trug eine schwarze transparente Bluse, einen roten Minirock, schwarze Strapse, high-heels, hatte 5cm-lange Plastikfingernägel, sowie dreifarbig abgestuft-geschminkte Augen und ebensolche Lippen, funkelte mich mit ersteren böse an und fauchte durch letztere: "Bist du mit meinem Stammfreier weggewesen?"
Überwältigt von dieser Erscheinung stammelte ich nur ein "hä?"
"Wie viel hast du genommen, du Schlampe??"
"Äh, 200."
"Waaas, du dreckiges Aas!"

Ihre Stimme überschlug sich und während sie mich weiter hysterisch beschimpfte legten sich plötzlich ihre starken Transenpranken um meinen Hals und begannen, mich arme Schreckensstarre zu schütteln...
Ich hätte sicherlich als Märtyrerin ein jähes schreckliches Ende gefunden (selig und heilig gesprochen würde ich fortan als Santa Laetitia, die Schutzheilige der Dirnen angerufen)- hätte sich nicht im letzten Augenblick eine Kollegin schlichtend zwischen uns geschoben.
"Was ist denn los? hallo, hallo, was ist denn los, Yvette?"
Sie schob die schwer atmende Barbarin einige Meter von mir weg. Den folgenden Dialog der beiden bekam ich nicht mehr mit...
Ich schwankte, erschauderte.

Begleitet von heftigem Zittern fuhr meine Seele, die, schon drei Meter weiter oben schwebend sich bereits von diesem Leben verabschieden wollte, wieder in meinen Körper zurück.
Sei es ob dieser einschneidenden Todeserfahrung oder wegen des dritten Tellers Sauerkraut am Abend, auf ein mal stürzte ich unter einen nahen Baum und übergab mich voller Inbrunst röchelnd und würgend.

Währenddessen war das dramatische Rettungsmanöver jenes Erzengels der Gosse erfolgreich fortgeführt worden; mit einer letzten hingespuckten Warnung, ich solle mich auf dieser Straße nie mehr von ihr erwischen lassen, verschwand der blutrünstige Drache Yvette und gab mir so Gelegenheit, meiner edlen Heldin zu danken.
Sie tat das Versprechen, sie von nun an in meine Gebete mit einzuschließen großzügig ab und erklärte mir stattdessen, warum jene Mördertranse dermaßen ausgeflippt war:
Sie habe einen finanziellen Engpass zu durchschreiten und dieser Stammfreier zahle ihr normalerweise 500 Mark und sie befürchte eben, dass ich ihn ihr abspenstig gemacht habe...

In jener Nacht schaffte ich es nur mühsam, mich in ein Taxi und zu Hause ins Bett zu schleppen, das ich nun drei Wochen lang nicht mehr verlassen sollte.
Ich litt unter Wahnvorstellungen, Paranoia und Alpträumen. Diesen Text niederzuschreiben gelingt mir nur unter höheren Dosen einschlägiger Psychopharmaka

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