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Bearbeitet von Nikita Noemi
Rothenbächer 2012
Androcur -
Wundermittel oder Teufelszeug?
In jedem Fall ist es immer besser eine Ärztliche-Betreuung!
Aus aktuellem Anlass, will ich heute einmal ein paar Sätze
über Androcur verlieren.
Kaum ein anderes Präparat, das in der
Hormonersatztherapie eingesetzt wird, polarisiert so stark wie dieses
Antiandrogen. Die einen loben es als Wundermittel, die anderen verdammen es als
Teufelszeug. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte.
Androcur enthält Cyproteronacetat, das die Androgen
Rezeptoren an der Prostata blockiert und somit die Wirkung des Androgens
Testosteron aufhebt.
Die meisten Transfrauen wünschen sich zu Beginn der
Hormonersatztherapie eine Unterdrückung des männlichen Geschlechtstriebs und
eine schnelle Verweiblichung.
In dieser Hinsicht leistet Androcur gute Arbeit.
Leider wird es oft überdosiert.
Eine Tablette in der üblichen Darreichungsform
enthält 50 mg Cyproteronacetat. Das ist meiner Ansicht nach als Tagesdosis eindeutig
zu viel. Ich habe mir deshalb zu Beginn meiner Hormonersatztherapie einen
Tablettenteiler aus der Apotheke besorgt und habe damit die Tabletten
geviertelt, sodass ich auf eine Tagesdosis von 12,5 mg Cyproteronacetat kam,
was völlig ausreichend war.
Zwar werden für die chemische Kastration von
Triebtätern vom Hersteller bis zu dreimal täglich zwei Tabletten empfohlen (300
mg Cyproteronacetat), aber das ist meiner Meinung nach reine
Körperverletzung.
Die Einnahme vom
Cyproteronacetat über einen längeren Zeitraum in höheren Dosen kann zu
Depressionen führen.
Wegen dieser Nebenwirkung ist Androcur in den USA
inzwischen verboten.
Wer die Packungsbeilage liest, gruselt sich sowieso, denn
die Liste der Nebenwirkungen reicht von Gewichtszunahme, Antriebsminderung,
zeitweise Unruhe, Müdigkeit, Gelbsucht, Leberentzündung, Leberinsuffizienz über
depressive Verstimmungen, Hautausschläge, Kurzatmigkeit bis hin zu
thromboembolische Reaktionen (Bildung von Blutgerinnseln in den Gefäßen) und
Lebertumoren.
Allerdings sind diese Nebenwirkungen vor allem bei der laut
Packungsbeilage üblichen Dosierung von zweimal einer Tablette täglich oder mehr
zu befürchten.
Eine Vierteltablette wird in der Regel gut vertragen. Ich
habe Androcur fast ein halbes Jahr lang eingenommen und keine Nebenwirkungen
verspürt.
Allerdings verzichte ich seit Beginn der Hormonersatztherapie
konsequent auf Alkohol, um die Leber zu schonen, die durch das Androcur schon
nicht unerheblich beansprucht wird (außerdem lebt es sich mit einem klaren Kopf
viel besser).
Mein Endokrinologe setzt Androcur nur im äußersten
Ausnahmefall ein, wenn der Körper partout keine Östrogen-Rezeptoren bilden
will, und dann auch nur kurzzeitig für maximal drei Monate.
Ich hatte mir das
Androcur selbst besorgt, aber mein Endo hatte mir gleich beim ersten Termin
empfohlen, es abzusetzen.
Das Estradiol, das ich meinem Körper in Form von
Estrva-Gel transdermal zuführe, reiche in entsprechender Dosierung (z.B. bei
mir 4 mg/Tag) völlig aus, um das Testo und damit das Eigenleben unten in Schach
zu halten, erläuterte mir der Endo. Wenn man also einem genetisch männlichen
Körper Estradiol zuführt, reduziert das automatisch die Testosteronproduktion.
Die Furcht, nach Absetzen des Androcurs könne die Entwicklung wieder rückwärts
verlaufen und der männliche Geschlechtstrieb könne wieder erwachen, ist somit
weitgehend unbegründet.
Außerdem kann Androcur eine unschöne Nebenwirkung haben, die
auch ich zu spüren bekam. In der 22. Woche merkte ich plötzlich, dass mein bis
dahin extrem niedriger Testosteronspiegel offenbar wieder angestiegen ist.
Unruhe, Nervosität und ein Spannungsgefühl im Genitalbereich waren deutliche
Hinweise darauf, dass das Androcur nicht mehr so wirkt, wie es soll.
Ich setzte
das Androcur ab, und nach 24 Stunden waren die Symptome verschwunden. Hätte ich
nicht auf die Alarmsignale reagiert und das Androcur nicht sofort abgesetzt,
hätte ich mir über kurz oder lang die Östrogen-Rezeptoren nachhaltig blockieren
können.
Wie kann es passieren, dass sich die Wirkung des Cyproteronacetat
nach Monaten plötzlich ins Gegenteil verkehrt? Nachdem die
Testosteron-Rezeptoren über längere Zeit blockiert worden sind, kann es zu
einem Kulminationseffekt kommen. Die blockierten Rezeptoren melden, dass zu
wenig Testosteron bei ihnen ankommt, und der Körper reagiert, indem er immer
mehr von diesem Androgen ausschüttet.
Schlimmstenfalls kann diese plötzliche
Testosteronproduktion die Östrogen-Rezeptoren blockieren, denn es handelt sich
um einen geschlossenen Regelkreis, der sowohl vom jeweils primären Sexualhormon
als auch vom jeweils gegengeschlechtlichen Hormon gesteuert wird.
Das Ganze ist hier etwas laienhaft formuliert, aber dies ist
ja auch kein Medizin-Blog. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass Androcur
in der Anfangsphase der Hormonersatztherapie durchaus sinnvoll ist, aber nach
spätestens einem halben Jahr abgesetzt werden sollte. Hat sich der
Östrogenwerte erst einmal im weiblichen Normbereich eingependelt, ist die
Zufuhr von Cyproteronacetat ohnehin überflüssig und schadet eher als dass sie
nützt.
Wie bekomme ich einen Busen? Und was ist im Gesicht? Gibt es
Nebenwirkungen?
Frauen werden setzt als erstes Mal die Entscheidung für oder
gegen gewisse Tatsachen voraus. Denn: einmal erreichte Verweiblichung ist irreversibel!
Und welcher Mann läuft schon gerne mit einem Busen herum? Du hast dich
entschieden?
Dieses einmal vorausgesetzt, dann ist das Gefühl, endlich
auch äußerlich Frau zu werden einfach grandios, führt aber zu gewissen
Problemen, zB beim Sport oder im Schwimmbad, der Sauna.....
Stellen wir weiterhin das Postulat auf, du hast etwas Zeit.
Nun, du denkst jetzt vielleicht: je schneller desto besser, ich weiß. Aber so
ein bis drei Jahre wirst du dir schon nehmen müssen.
Möglichkeit Nr.1 - Hormone
Dabei sollte Dir klar sein, dass das Schlucken
gegengeschlechtlicher Sexualhormone unter Umständen zu völligem Potenzverlust
führen kann. Abgeschreckt? Das wird noch besser. Es besteht eine erhöhte
Thrombosegefahr, sicher ein wichtiger Punkt für die Raucherin.
Bei hoher Dosierung kann es dir passieren, dass du nach
einiger Zeit total entkräftet keine Treppe mehr hochkommst. Vom Sport ganz zu
schweigen. Leistungssport wird eine Weile noch gehen, aber plötzlich brichst du
ein. Dies kann eine ganze Weile dauern und kommt völlig überraschend.
Was, das ist dir egal? Mir aber nicht. Frausein ist nicht
unbedingt bewegungsloses Mäuschen. Also, nicht überdosieren! Du musst nicht
unbedingt sofort alles Männliche in dir abtöten um Frau zu sein. Denn auch wir
haben männliche Anteile. Lass also der Pracht Zeit sich zu entwickeln. Bei
Bio-Frauen dauert allein das Brustwachstum 5-8 Jahre. Wenn außerdem die Form
deines Busens schön sein soll und du nicht unbedingt mit Silikon (Möglichkeit
Nr.2) nachhelfen willst, dann geht das Ganze nicht in drei Monaten. Und daran
ändert auch eine hohe Dosierung nichts.
Der Körper muss erst die Rezeptoren für das Östrogen bilden.
Dies bedeutet, dass sich anfangs fast überhaupt nichts tut. Sind die Rezeptoren
aber einmal gebildet -so nach ein bis zwei Jahren- geht es recht schnell voran.
Du siehst die Veränderung dann auch deutlich im Gesicht.
Positiver Nebeneffekt der Hormoneinnahme ist eine stark
verminderte Neigung zur Prostatavergrösserung. Weiterhin wachsen die Haare auf
dem Kopf viel besser als vorher, während sich der Bartwuchs etwas verlangsamt.
Auch bei der Stimme kannst du nach längerer Einnahmezeit eine leichte Erhöhung
feststellen, aber wirklich nur eine leichte!
Zu den Medikamenten:
Gute Erfahrungen habe ich persönlich mit Progynova gemacht.
Ein Präparat, das Frauen im Klimakterium nehmen. Dabei kommt noch etwas Wichtiges
hinzu: es wirkt leicht antidepressiv. Es ist als Tablette oder Tropfen
erhältlich. Kombiniert mit einem Gestagen als 2-Phasen Präparat ist es auch als
Cycloprogynova erhältlich. Das Gestagen beschleunigt das Brustwachstum
erheblich, hat aber auf Psyche und Sexualempfinden eine eher dämpfende Wirkung.
Diane 35 ist das Standartpräparat für uns Mädels. Ich
persönlich mag es nicht so gerne, da es wegen seines Anteils an
Cyproteronacetat (ein Gestagen) eher schlapp macht. Manche schwören allerdings
darauf und kombinieren es manchmal noch mit Androcur. Dieses Medikament ist als
reines Cyproteronacetat in 10 oder 50mg Tabletten erhältlich und führt rasch zu
einer deutlichen Verweiblichung, auch im Gesicht. Aber Vorsicht wegen der
Leber!
Oestofeminal besteht aus einer Mischung von verschiedenen
Hormonen. Dieses Präparat ist relativ niedrig dosiert und hat kaum
Nebenwirkungen. Wenn schon Tabletten, dann sind diese sicher geeignet.
Estraderm Pflaster sind kreisrunde Pads zum aufkleben. Diese
werden in verschiedenen Dosierungen angeboten und sind sehr gut verträglich.
Die Leber wird wegen Wegfalls der ersten Leberpassage geschont.
Nachteil: Man verliert sie beim Sport oder auch in der
Badewanne.
Noch besser ist daher:
Sisare Gel oder Gyn-Polar. Hierbei handelt es sich um kleine
Päckchen
mit je einem Gramm Gel. In jedem Gramm sind 1mg
Estradiol-Hemihydrat
gelöst. Frau trägt das Gel einmal täglich auf Oberschenkel
oder Bauch
auf und lässt es 10 Minuten einziehen. Das wars. An sonsten
hat dieses
Präparat alle Vorteile wie ein Hormonpflaster.
Trisequens ist ein Dreiphasenprärarat. Die ersten 10
Tabletten enthalten 2mg Estradiol-Hemihydrat. Die zweiten 12 Tabletten
ebenfalls 2mg Estradiol-Hemihydrat, sowie 1mg Norethisteronacetat (ein
Gestagen). Die letzten 6 Tabletten enthalten dann wieder nur
Estradiol-Hemihydrat und zwar 1mg.Bei der Einnahme kam es bei mir und auch bei
einer Bekannten zu starken Stimmungsschwankungen. Wir sind daher nach kurzer
Zeit auf Estrifam 1mg umgestiegen. Dieses enthält nur Estradiol-Hemihydrat und
ist besser verträglich.
Progynon C Tabletten sind eher niedrig dosiert und enthalten
kein Antiandrogen. Sie sind gut verträglich. Allerdings haben nach mehrwöchiger
Einnahme die Ärzte bei mir sehr hohe Leberwerte festgestellt, so dass ich das
Präparat wechseln musste.
Progynon 100Depot wurde lange Jahre als optimal zur Abgabe
an Transsexuelle angesehen. Hierbei wird 17b-Estradiol in öliger Lösung als
Depot in den Po gespritzt. Vorteil: keine tägliche Einnahme, frau konnte die
Sache einfach vergessen. Nachteil: durch die Anreicherung von Östrogen im Blut
kann es bei nicht ausreichender Kontrolle zur Überdosierung kommen. Ich persönlich
habe mit diesem Präparat zwiespältige Erfahrungen, da es einerseits stark
Verweiblicht (gut!), andererseits ist es bei mir
leider zur Überdosierung gekommen und ich hatte wochenlang
Übelkeit, Schwindel und ein Ohrgeräusch. Progynon 100Depot ist im Handel nur
noch schwer erhältlich, da die
Fa. Schering die Produktion eingestellt hat. Die eine oder
andere
internationale Apotheke hat aber noch Vorräte.
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