Samstag, 25. August 2012

Transsexualität


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Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2012

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Transsexualität

"Viele Leute machen einen klaren und manchmal sehr lautstarken Unterschied zwischen Intersexualität und Transsexualität. Der meiste Widerstand gegen die Verknüpfung dieser beiden Konzepte oder Kategorien kommt von von den intersexuellen Menschen, die annehmen ihre eigene Situation würde in den Augen der Öffentlichkeit durch diese Verknüpfung herabgewürdigt werden. Das ist bedauerlich. Beide geschlechtliche Minderheiten werden in der Gesellschaft stigmatisiert und ich denke, sie sollten nicht nur eher Verbündete in ihrem Kampf gegen Diskriminierung sein, sondern auch daran denken, dass sie Dinge gemeinsam haben. Ich behaupte, dass Transsexualität eine Form der Intersexualität ist. Ich schließe das aus meiner eigenen klinischen Erfahrung, meiner eigenen experimentelle Forschung und meinem Wissen über die Forschung von anderen. Ich akzeptiere, dass meine Gedanken zu diesem Thema die Ansicht einer Minderheit unter den Kollegen sowie Kolleginnen und Wissenschaftlern ist.
Ich glaube, dass Transsexuelle genauso intersexuell in ihren Gehirnen sind wie andere das vielleicht mehr offensichtlich so in ihren Gonaden, Genitalien, ihrem hormonellen Charakter, ihren Rezeptoren, enzymatischen oder chromosomalen Konstitution sind." 

"Das Problem ist sehr tief verwurzelt in den Zellen des Körpers. Ourwardly, haben Sie viele der Geschlechtsmerkmale des Mannes. Sie wurden bei der Geburt zu einem Jungen erklärt und Sie sind so sehr unglücklich geworden, in der Gestalt eines Mannes . Aber innerlich, ist es durchaus möglich, dass Sie eine Frau sind. Ihre Körperchemie und alle Ihre Körperzellen, einschließlich Ihrer Gehirnzellen, sind evtl. weiblich."
(Dr. Christian Hamburger zu Christine Jorgensen, 1950)


Definition

Als transsexuell bezeichnet man Menschen, die ihr rechtliches Geschlecht ändern wollen, weil sie wissen, dass sie diesem nicht angehören, bzw. Menschen deren genitales Geschlecht, auf Grund dessen sie bei der Geburt eingeordnet wurden, nicht ihrem eigentlichen Geschlecht entspricht.

Das Wort „Transsexualität“ wird abgeleitet von dem Wort „Transsexualismus“, das Magnus Hirschfeld zum ersten mal 1923 verwendete. Es setzt sich zusammen aus den Wörtern „trans = entgegengesetzt“[1] und „sexualis = geschlechtlich“.


Entstehung

"Sie SIND Ihr Gehirn!" (Manfred Spitzer, Hirnforscher)

Transsexualität ist angeboren. Dies sehen wir daran, dass Transsexualität in allen Kulturen dieser Erde vorkommt, in jedem Land und auf jeder noch so kleinen Insel. Transsexualität gab es schon immer, schon seit es Menschen gibt. Außerdem kann man transsexuelles Verhalten (wir können es ja nur aus der Beobachterperspektive sagen) auch im Tierreich beobachten.
Bei psychischen Störungen, wie den Persönlichkeitsstörungen, ist dies nicht der Fall. Ihre Häufigkeit zeigt klare Unterschiede in verschiedenen Kulturen, manche "Persönlichkeitsstörungen" gibt es in manchen Kulturen überhaupt nicht.

Zusätzlich gibt es sehr viele Forschungen zur Transsexualität, deren Ergebnisse alle zu folgender Aussage passen: Transsexualität ist angeboren. Mehr noch: Das Gehirngeschlecht entspricht nicht dem gonadalen Geschlecht, oder einfacher ausgedrückt: Transsexuelle Frauen zum Beispiel, sind Frauen mit einem weiblichen Gehirn und männlichen Gonaden (= Hoden). Wobei bereits hier klar wird, dass die Begriffe „männlich“ und „weiblich“ hier etwas schwierig zu gebrauchen sind.

Pathologisierung (ICD und DSM)

In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erfanden (vor allem psychoanalytisch orientierte) einflussreiche Psychologen und Psychiater das Wort „Geschlechtsidentitätsstörung (GIS)“. Die Erfindung dieses Begriffes basierte nicht auf wissenschaftlichen Daten, dennoch setzte er sich durch und steht z.B. im DSM-IV, dem Diagnostischen und statistischen Manual der psychischen Störungen (Ausgabe IV). Der Begriff „Transsexualismus“ wurde gestrichen. Man wollte statt dessen nun den Begriff „Geschlechtsidentitätsstörung“ (GIS) verwenden. Sprach das ICD noch von einem „Zwang“ dem „Gegengeschlecht an zu gehören“, so wurde daraus im DSM unter GIS ein „Wunsch“.

Transsexualismus wurde 1977 in den ICD (internationale Klassifikation der Krankheiten) und 1980 in den DSM als psychische Störung aufgenommen, obwohl es dafür keinerlei wissenschaftliche Grundlagen gab. Eine transsexuellenfeindliche Ideologie unter Ärzten und Therapeuten reichte damals als Begründung – und reicht bis heute, um Transsexualität als psychische Störung zu klassifizieren.

90 Jahre wissenschaftliche Forschung, angefangen bei Magnus Hirschfeld, werden vorallem von Psychoanalytikern bis heute ignoriert oder umgedeutet, da man mit Transsexualität, mit dem Leid transsexueller Menschen, viel Geld verdienen kann. Ein Psychotherapeut verdient etwa 80 bis 100 Euro die Stunde an einem nicht therapierbaren transsexuellen Menschen, und etwa 500 Euro die Stunde für ein Gutachten. Menschen für psychisch gestört zu erklären, die nicht therapierbar sind und einem deshalb lange treu bleiben scheint sich zu lohnen – noch dazu, wenn man die Psychotherapie zur Voraussetzung erklärt, damit ein transsexueller Mensch irgendwelche medizinischen Leistungen erhält.

Eine "Geschlechtsidentitätsstörung" sei, so steht es bis heute im DSM, eine Verhaltensabweichung von der anhand der Genitalien abzulesenden Norm-Geschlechtsrolle. Dieses "genderatypische" Verhalten sei laut Psychoanalyse therapierbar, wenn man nur früh genug eingreife. So macht man leider auch und gerade deswegen nicht vor Kindern halt. Für sie gibt es die Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörung (GIS) im Kindes- und Jugendalter“, die dann vergeben wird, wenn ein Kind mit dem "falschen" Spielzeug spielt, oder sich die "falschen" Spielfreunde sucht. Umpolungstherapien, also der Versuch Kinder zur Erfüllung der ursprünglich zugewiesenen Geschlechterrolle zu zwingen, werden von zahlreichen sogenannten "Sexualwissenschaftlern" in Deutschland immer noch propagiert.

Hinter der Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörung (GIS) im Kindes- und Jugendalter“ steckt die Vorstellung, man könne homosexuelle und transsexuelle Kinder (beide bekommen die Diagnose GIS) heilen[2]. Studien mit Kindern, die eine GIS diagnostiziert bekamen, zeigen, dass die Diagnose GIS kaum etwas mit Transsexualität zu tun hat (nur 5 bis 7% der Kinder wiesen tatsächlich etwas wie „Transsexualität“ auf). Mehrheitlich werden schwule Jungs therapiert (50 bis 70%). Doch, trotz Studien, wird auch dies offiziell in Deutschland geleugnet.


Anmerkungen

[1] Dass Magnus Hirschfeld das Wort „trans“ im Sinne von „entgegengesetzt“ verwendete, sorgt bis heute für Verwirrung. So basiert das häufigste Missverständnis der Bedeutung des Wortes „Transsexualismus“ in der „falschen“ (= nicht im Sinne des Schöpfers) Übersetzung des Wortes „trans“. Wir kennen vor allen Wörter, wie Transport, translation (engl.), Transamericana, Transit, etc., wo es meist die Bedeutung „von … nach ...“ hat. Die zweite häufige Fehlübersetzung betrifft das Wort „sexualismus“ mit „Geschlecht“. Doch das lateinische Wort für „Geschlecht“ ist „sex“, nicht „sexualis“. „Sexualis“ ist Neu-Latein und bedeutet „geschlechtlich“.

So ist die häufigste Fehlübersetzung von Transsexualismus, dass sich ein Mensch „Von weiblich (männlich) nach männlich (weiblich) sein Geschlecht wechsle“. Doch so war die Bedeutung nie gemeint. Transsexualismus in der Bedeutung von „entgegengesetzt geschlechtlich“ beschrieb einen Ist-Zustand, eine Beobachtung von Magnus Hirschfeld. So ist das Wort „Transsexualismus“ in seiner ursprünglichen Bedeutung nicht diskriminierend. Es wird wohl kaum jemand ernsthaft behaupten können, dass transsexuelle Menschen nichts „entgegengesetzt Geschlechtliches“ haben.
Vergleiche hierzu: Transvestitismus = „trans - entgegegesetzt“ + „vestare - sich kleiden“.

[2] Eine wichtige Rolle spielt hier der Psychoanalytiker Kenneth Zucker. Vergleiche dazu:
http://www.tsroadmap.com/info/kenneth-zucker.html
http://www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=90247842
http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/News/Drop%20the%20Barbie.htm

[3] Zhou, Jiang-Ning, Michel A. Hofman, Louis J. G. Gooren, Dick F. Swaab: "A sex difference in the human brain and its relation to transsexuality". Nature 378, 68 - 70 (02 November 1995); doi:10.1038/378068a0
Leider verwenden auch Zhou et al eine etwas transphobe Sprache, die ich abgemildert habe, ohne den Sinn zu verändern.

[4] Zitiert nach: Rudacile, Deborah: The Riddle of Gender. Pantheon, NY, 2005, S. 7. Übersetzung: "Das Problem ist tief in den Zellen deines Körpers zu suchen. Dein sichtbarer nach außen gewendeter Körper hat viele Geschlechtscharakteristiken eines Mannes. Bei der Geburt wurdest du deshalb zu einem Jungen erklärt und du bist so unglücklich in dem männlichen Gewand aufgewachsen. Aber es ist gut möglich, dass du innerlich eine Frau bist. Die chemische Eigenschaft deines Körpers und deine ganzen Körperzellen, eingeschlossen deiner Gehirnzellen, sind wahrscheinlich weiblich."

[5] Diamond, M. Intersexuality, http://www.hawaii.edu/PCSS/biblio/articles/2010to2014/2010-intersexuality.html, 8.12.2011.

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