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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013
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Das Grundprinzip
aller Hormone ist das Schlüssel-Schloss Prinzip . Das Hormon ist der Schlüssel,
die „Schlösser“ sitzen in den Körperzellen, den sogenannten Rezeptoren.
Dockt ein Hormon am passenden Rezeptor an, dann löst dies
eine Reaktion der Körperzelle aus. Genauso wie man mit dem passenden Schlüssel
ein Schloss öffnet. Jedoch sind Hormone quasi „Einweg-Schlüssel“. Haben sie
einmal angedockt, werden sie von der Zelle nach einiger Zeit abgebaut, so dass
das Schloss (der Rezeptor) wieder frei ist.
In den Zellen eines gebürtigen Manns finden sich überwiegend
Rezeptoren für Testosteron , dem männlichen Geschlechtshormon. Aber auch ein
paar wenige Rezeptoren für Östrogene , denn auch die braucht eine biologisch
männliche Zelle für ihre Funktion. Es sind jedoch im Verhältnis zu den
Testosteron-Rezeptoren nur sehr wenige.
Führt man dem Körper nun von außen Östrogene zu, so besetzen
diese sehr schnell alle vorhandenen Östrogen-Rezeptoren. Dies merken die
Körperzellen und beginnen zusätzliche Östrogen-Rezeptoren zu bilden. Das
passiert allerdings nicht sofort, es dauert ca. 6 Monate, bis dies passiert
ist.
Führt man aber auf einmal dem Körper zu viel Östrogen zu,
dann werden die Zellen überschwemmt und bauen sogar Rezeptoren ab. Sind die
Rezeptoren erst einmal abgebaut dauert es lange, bis der Körper neue bildet.
Deshalb kann ich nur vor hohen Dosierungen warnen. Sie können genau das
Gegenteil bewirken.
Deshalb gilt hier: Viel hilft nicht viel!!!!
Gleichzeitig sinkt der Testosteronspiegel im Blut. Das liegt
daran, dass die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) permanent die Konzentration an
Sexualhormonen im Körper misst. Dabei kann sie aber nicht zwischen Testosteron
und Östrogen unterscheiden. Sie sieht nur die Gesamtsumme aus beiden.
Da von außen Östrogene zugeführt werden, muss das
Testosteron sinken, damit die natürliche Maximal-Konzentration nicht
überschritten wird. Es handelt sich also technisch betrachtet um einen
Regelkreis. Dieser Regelkreis wird durch das Luteinisierende Hormon (LH)
vermittelt. Die Konzentration dieses Hormons im Blut legt die Produktion an
Testosteron in den Hoden fest.
Stellt die Hirnanhangsdrüse also fest, dass genug
Gesamt-Hormon im Blut ist, sendet sie auch kein Signal mehr Testosteron zu
produzieren. Die Hoden laufen dann sozusagen auf Standgas.
Somit stellt sich ein relativ hoher Östrogenspiegel und ein
geringer Testosteronspiegel ein. Dabei konkurrieren natürlich Östrogen und
Testosteron im Körper. Die
Verweiblichung geht aber immer weiter voran.
Viele nehmen Östrogen in Form von Tabletten (oral). Der
Wirkstoff Estradiol wird dabei durch Magen- und Darmschleimhäute ins Blut
aufgenommen. Alles Blut, das vom Verdauungstrakt kommt, muss die Leber
passieren. Die sogenannte Leberpassage . Dabei werden über 99,9% des Hormons
direkt wieder abgebaut. Nur etwa 0,1% bleiben im Blut. Dies ist eine Schutzmaßnahme
des Körpers, damit man sich nicht mit fremden Hormonen vergiften kann. Die
Hormonkonzentrationen in Lebensmitteln sind so gering, dass diese während der
Leberpassage völlig abgebaut werden. In unserem Fall wollen wir jedoch dem
Körper gezielt Hormone zuführen.
Deshalb muss eine 1.000-fach zu hohe Konzentration zugeführt
werden, damit am Ende die nötige Konzentration an Östrogen übrig bleibt.
Deshalb belastet die orale Hormontherapie die Leber sehr stark. Daher ist es
unbedingt erforderlich regelmäßige Blutuntersuchungen durchführen zu lassen.
Die Alternativen zur Oralen Einnahme sind Gele, die auf die
Haut aufgetragen werden. Dabei werden nur einige wenige µg Östrogen verwendet.
Diese gelangen jedoch direkt ins Blut und werden von der Leber nicht so schnell
abgebaut. Daher ist diese Methode schonender für den Körper. Allerdings sind
diese Gele teurer als die Tabletten.
Dann gab es früher noch sogenannte Depotspritzen. Dabei
wurde Östrogen, gelöst in einem natürlichen Öl (z.B. Sesamöl), unter die Haut
gespritzt. Da der Körper das Öl langsam abbaut, wurde genauso langsam das
Östrogen in den Körper abgegeben. Diese Öle sind jedoch in Deutschland nicht
mehr erhältlich.
Damit komme ich zu den synthetischen Hormonen.
1. Das Ethinlyestradiol . Dies ist Östrogen, an dem
künstlich eine Ethingruppe angehängt wurde. Bei der Leberpassage erkennt die
Leber diese Ethingruppe als fremd und entfernt sie. Dabei bleibt das aktive
Estradiol übrig. Damit wird quasi die
Leberpassage ausgetrickst. Deshalb genügen auch nur sehr geringe Dosierungen um
eine Wirkung zu erzielen. In Anti-Baby Pillen wie der Diane 35 bzw. deren
Generika werden z.B. nur 35 µg Ethinylestradiol verwendet.
Die Kehrseite der Medaille ist auch hier wieder eine starke
Belastung der Leber. Ethinyl-Gruppen sind etwas ziemlich Fremdes in der Natur.
Deshalb hat die Leber auch größte Schwierigkeiten diesen Stoff abzubauen.
Aus Berichten von thailändischen Transsexuellen habe ich
entnommen, dass die Behandlung mit Ethinylestradiol zwar sehr schnell zu einer
Verweiblichung geführt hat, aber auch bei vielen zu Leberkrebs. Deshalb ist die
Einnahme von Ethinylestradiol-haltigen Medikamenten, die in manchen Ländern
frei verkäuflich sind, mit sehr großer Vorsicht zu behandeln! Davon mal
abgesehen wäre ein Import nach Deutschland illegal.
2. Cyproteron , welches meistens in Form des
Cyproteronacetats verabreicht wird. Es ist auch unter dem Handelsnamen
„Androcur“ bekannt.
Cyproteron ist ein synthetisches Gestagen, dass bei Männern
die Bildung von Testosteron, bei Frauen die Bildung von Östrogen unterdrückt.
Es greift dabei in den oben genannten Regelkreis der Hirnanhangsdrüse ein,
indem es die Rezeptoren des LH blockiert.
Man muss sich das so vorstellen, als ob dies ein Schlüssel
ist, dessen Form zwar ins Schloss passt, aber dessen Zacken nicht stimmen.
Daher lässt sich der Schlüssel nicht drehen und bewirkt auch nichts. Noch dazu
lässt sich dieses synthetische Hormon nur schlecht abbauen und blockiert daher
das „Schloss“ viel länger als das natürliche LH. Man kann es sich so
vorstellen, als ob dieser falsche Schlüssel zu allem Überfluss auch noch einen
Widerhaken hat und im Schloss stecken bleibt.
Ohne LH stellen die Hoden die Produktion des Testosteron
ein. Dies kann eine teilweise Einstellung, aber maximal auch eine völlige
Einstellung sein. Dies ist abhängig von der Dosis des Cyproteron.
Wie bereits am Anfang gesagt ist Cyproteron auch ein
synthetisch hergestelltes Hormon. Es wurde eine Cyclopropangruppe angefügt.
Etwas, dass in der Natur so nicht vorkommt. Diese Gruppe ist einerseits der
„falsche“ Zacken im Schlüsselbart und auch der „Widerhaken“. Auch hier wird bei
oraler Aufnahme ein Großteil des Wirkstoffs bereits in der Leber entsorgt.
Deshalb sind auch hier Dosierungen im mg-Bereich nötig um eine Blutkonzentration
von einigen µg zu erreichen.
Damit ist auch klar, dass dieses synthetische Hormon sehr
stark die Leber belastet. Jedoch gibt es meines Wissens nach Cyproteron nur in
Tablettenform. Da der Abbau die Leber stark belastet, kann dieser Wirkstoff
nachgewiesenermaßen zu Leberkrebs führen. Aus diesem Grund wurde Cyproteron in
den USA 1986 die Zulassung als Medikament entzogen. Das sollte einem schon zu
denken geben.
Das größte Problem mit Cyproteron sind jedoch dessen
Nebenwirkungen. Durch das schlagartige Absinken des Testosteronspiegels kommt
es in sehr vielen Fällen zu Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kraftverlust,
Spannungsgefühl in der Brust und Gewichtszunahme. Aber für die schlimmste
Nebenwirkung halte ich die Verstärkung von Depressionen.
Dem Körper fehlt das Testosteron, während es noch nicht
genügend Rezeptoren für Östrogen gibt. Ich habe in vielen Berichten gelesen,
dass jene, die Cyproteron nehmen unter mehr oder minder starken Depressionen
leiden.
Deshalb bin ich der Meinung, dass man, wenn es geht auf
Cyproteron verzichten sollte. Die Feminisierung geht auch so voran, es dauert
nur ein bisschen länger.
Generell ist die Geduld bei der Transition unser
bester Freund.
In manchen Fällen, wie z.B. bei sehr starker Körperbehaarung
und starkem Bartwuchs kann es schon sinnvoll sein eine geringe Dosis von
Cyproteron zu nehmen. Diese sollte sich jedoch im Bereich von 5-10 mg bewegen.
Leider muss ich immer wieder lesen, das Endokrinologen 25, 50 sogar 100 mg
Cyproteron verschreiben. Einer guten Freundin von mir wurde es so erklärt, dass
man versucht den „Mann“ zuerst einmal auszutreiben.
Wenn man das von mir weiter oben Geschriebene mal
verinnerlicht, dann wird schnell klar, dass eine hohe Dosierung von Cyproteron
von Anfang an nicht allzu viel Sinn macht. Der Körper hat noch gar nicht
genügend Rezeptoren für Östrogen. Die Folge sind Depressionen usw.
3. Finasterid ist ein synthetischer Enzymblocker, der
eigentlich verwendet wird, um eine vergrößerte Prostata zu behandeln.
Finasterid verhindert die Umsetzung von Testosteron in Dihydrotestosteron , der
eigentlich wirksamen Form des Testosteron. Dihydrotestosteron ist unter anderem
verantwortlich für den Kopfhaar-Ausfall, aber auch für die Körperbehaarung bei
Männern. Deshalb wird es manchmal eingesetzt, um den Haarausfall zu verhindern.
Gleichzeitig geht dabei auch die Körperbehaarung zurück. Nebenwirkungen sind
Potenzstörungen bis hin zur Impotenz, Brustvergrößerung und Depressionen. Bei
Man-zu-Frau-Transsexuellen wird dieser Wirkstoff jedoch nur selten eingesetzt,
da das Medikament sehr teuer ist.
4.Spironolacton ist ein Medikament, das eigentlich dazu
gedacht ist, eine erhöhte Wasserausscheidung zu bewirken. Mit abnehmendem
Wasseranteil im Blut verringert sich die Blutmenge. Das Herz wird entlastet und
der Blutdruck sinkt. Auch Wasseransammlungen im Gewebe werden dadurch
ausgeschwemmt. Manchmal wird es ebenfalls eingesetzt, um die Wirkung des
Testosteron zu verringern. Aufgrund der Ähnlichkeit von Spironolacton zu
Sexualhormonen kann es bei hohen Dosierungen zu einer Brustvergrößerung führen.
Bei einer Überdosierung und längerer Anwendung erhöht sich das Risiko für
Nierenschäden enorm.
Zusammenfassend kann man sagen, es macht keinen Sinn, mit
mehr als 2 mg Östrogen pro Tag anzufangen. Mehr noch, es kann sogar
kontraproduktiv wirken, da, wie schon weiter oben beschrieben, gar nicht
genügend Rezeptoren für Östrogen zur Verfügung stehen
Der sinnvollste Weg ist, mit einer kleinen Dosierung an
Östrogen (1-2 mg, je nach Körpergewicht) anzufangen und den Körper erst einmal
ganz langsam an das Östrogen zu gewöhnen.
Nach ca. 3-6 Monaten kann dann langsam die Dosierung gesteigert werden,
bzw. der Blocker in kleiner Dosierung dazu genommen werden, sofern dies
wirklich nötig ist.
Unter dem Strich halte ich dies für den gesündesten Weg die
Transition vorzunehmen.
mit freundlichen Grüßen
Nikita Noemi Rothenbächer
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