Samstag, 7. September 2013

Die Selbstenttarnung der Kristin Beck

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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013


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Outing eines Navy Seal: Die Selbstenttarnung der Kristin Beck

Chris Beck war 20 Jahre bei den Navy Seals, er hat in Afghanistan und im Irak gekämpft, war zweimal verheiratet, ist Vater. Doch all die Jahre spürte der vollbärtige Elitesoldat, dass er im falschen Körper steckte. Nun erzählt Beck, wie aus ihm Kristin wurde.


Hamburg - Als Jugendlicher spielte Christopher Beck Fußball, er fuhr Motorrad, trank Bier, später war er ein Kämpfer, ein Elitesoldat, ein Held - ein ganzer Kerl. Rund 20 Jahre diente er bei den United States Navy Seals, war in 13 Einsätzen: Bosnien, AfghanistanIrak. Er wurde verwundet, sie zeichneten ihn für seine herausragenden Leistungen im Kampfeinsatz aus. Und hatten keine Ahnung von seinem Geheimnis.
Beck, 47, lüftete es Anfang des Jahres auf seiner LinkedIn-Seite. Er löschte das Profilbild, das ihn, Christopher, in Anzug und Krawatte zeigte. Stattdessen war an selber Stelle nun Kristin zu sehen - eine Frau mit brünetten, schulterlangen Haaren, weißer Bluse, Lipgloss und Lidschatten. Dazu schrieb Beck: "Ich gebe nun all meine Tarnung auf und lasse die Welt meine wahre Identität als Frau wissen."

Transgender. So werden Menschen bezeichnet, die das Gefühl haben, mit dem falschen Geschlecht geboren worden zu sein. So wie Beck.
"Ich war einfach müde", sagt sie im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Müde, dass sie sich immer verstellen musste. Dass sie nie jemand richtig kannte. Also ließ sie die Welt wissen: Christopher gibt es nicht mehr.

Beck ist 2011 aus dem Militär ausgeschieden, arbeitet nun für das Verteidigungsministerium - und hat vor rund sechs Monaten mit einer Hormontherapie begonnen. Ob eine Operation folgen wird, weiß sie noch nicht. Schon seit ihrer Kindheit war ihr klar, dass sie eine Frau ist, sagt Beck. Während ihrer aktiven Zeit beim Militär habe sie sich jedoch an die "don't ask, don't tell"-Philosophie gehalten - "Frage nichts, sage nichts".

Angst vor den Reaktionen der Kameraden

Auch, weil sie Angst um ihr Leben hatte. "Mein Leben, das waren die Navy Seals. Hätte ich mich geoutet, hätte ich hundertprozentig meinen Job verloren", sagt sie. Loyalität, Integrität, Vertrauen - darauf bestehen die Navy Seals.

Einige ihrer ehemaligen Kameraden tun sich Beck zufolge schwer damit, ihre Entscheidung zu verstehen. Aber der Kontakt ist geblieben, in zwei Wochen gibt es ein Treffen der Ehemaligen. Beck wird hingehen, sie freut sich auf das Wiedersehen. Sie wird ein hübsches Kleid tragen, sagt sie. "Nichts Ausgeflipptes, was ganz Schlichtes." Jackie O. ist ihr modisches Vorbild.

Auch wenn sie jetzt Kleider trägt, sie fühlt sich immer noch als Teil der Navy Seals. Sie sagt: "Wir sind Beschützer, wir retten Leben, wir sind Maschinen."

Drei Leben in einem

Damit jeder versteht, was genau Kristin durchmacht, hat sie gemeinsam mit der Psychiatrie-Professorin Anne Speckhard ihre Autobiografie geschrieben: "Kriegerprinzessin: Das Coming-Out eines US Navy Seals als Transgender". Auf dem Cover ist Chris mit Zottelbart in Uniform zu sehen, es war die Idee der Werbeleute, sagt sie. "Einen Bärtigen zu sehen und das Wort 'Prinzessin' dazu lesen - das schockt die Leute."

Im Vorwort ihrer Autobiografie schreibt sie, warum ihr das Buch am Herzen liegt: Sie sei todtraurig über die zahlreichen Suizide von Transgendern - es seien fast 50 Prozent. "Das ist der primäre Grund für dieses Buch."

Sie selbst habe versucht, drei Leben zu führen. Sie tauchen auch in der Kapitelbezeichnung ihres Buchs auf: "Erstes Leben: Die Heimatfront 1954 -1991", "Zweites Leben: Die Navy Seals 1991 - 2011", "Drittes Leben: Das Erscheinen der Kriegerprinzessin 2011 - heute". Die Menschen in ihrem Umfeld hätten nur Bruchstücke ihres wahren Ichs gesehen, schreibt Beck. "Im Großen und Ganzen hat mich nie jemand richtig gekannt." Auch nicht die zwei Ehefrauen, die zwei Söhne.

Max und Henry sind im Teenageralter, Beck sieht sie nur etwa dreimal im Jahr. Ihre Jungs hätten kein Problem mit dem Outing, sagt Beck. Sie weiß nicht genau, ob sie das Buch schon gelesen haben. Sie glaubt, es sei sinnvoller, damit noch ein bisschen zu warten. "Es ist vor allem eine Geschichte für Ältere."

"Ich rette Leben"

Beck hatte jahrelang mit den psychischen Folgen ihrer Kriegseinsätze zu kämpfen, noch heute leidet sie unter einer posttraumatischenBelastungsstörung. "Aber heute bin ich viel glücklicher." Dutzende Menschen hätten ihr nach dem Outing gesagt: "Kris, zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich dich tatsächlich lachen."

Ihre neue Rolle als inoffizielle Sprecherin für Transgender will sie mit dem gleichen Kampfgeist angehen, der auch ihre militärische Karriere geprägt hat. "Ich rette Leben", sagt Beck auch über ihre neue Aufgabe. Sie gebe Transgendern Hoffnung. Zeige, dass ein Leben ohne Verstellung, ohne Tarnung möglich ist.

Sie hat Dutzende Mails von Betroffenen bekommen, die sich bedanken, die erleichtert sind. "Dafür lohnt sich meine Arbeit. Dafür lohnen sich meine Opfer", sagt Beck.
"Opfer", weil sie in ihrer Heimatstadt Tampa immer noch mit einem mulmigen Gefühl über die Straße geht. "Es gibt böse Menschen", sagt sie. Und: "Du weiß nie, was passiert." Sie hat keine Angst, das ist ihr wichtig. Aber sie ist immer wachsam.

Sie träumt davon, einmal in einem kleinen Haus in den Bergen zu leben. In Ruhe. Auch über ein zweites Buch denkt sie nach. Es soll von ihrem vierten Leben handeln: "Die Suche nach Balance" könnte eine Überschrift sein, sagt sie.

Früher war sie Conan, der Barbar, sagt Beck. Heute ist sie Barbie. "Was ich in Zukunft sein werde, versuche ich gerade herauszufinden."

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