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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013
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Geschlecht - eine Frage der Gesellschaft
In
der Gesellschaft erwartet man von Männern und Frauen ein spezifisches
Verhalten. Was als typisch männlich oder weiblich gilt, ist also oft Ausdruck
der gesellschaftlichen Rollenverteilung.
Unter der Geschlechterrolle versteht man Verhaltensweisen,
die in der jeweiligen Gesellschaft oder Kultur als charakteristisch für das
männliche oder weibliche Geschlecht gelten. Außerdem benutzt man die
biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau zur Zuweisung von
unterschiedlichen Rollen. Dabei begnügt sich die Gesellschaft jedoch nicht mit
den natürlichen Geschlechtsunterschieden, sondern nimmt auch soziale und
kulturelle Unterschiede vor. Für Frauen bedeutet dies beispielsweise, dass sie
sich auch feminin verhalten müssen, während Männer möglichst maskulin wirken
sollen.
Zahlreiche Soziologen und Psychologen vertreten die Ansicht,
dass die Verhaltensweisen, die als typisch männlich oder weiblich gelten, nicht
durchweg naturgegeben sind, sondern vielmehr auf der Kultur und den Traditionen
der jeweiligen Gesellschaft beruhen. So üben Männer und Frauen bereits so lange
eine bestimmte Rollenverteilung aus, dass sie diese mittlerweile als
wesensgemäß ansehen. Die Rollenverteilung der Geschlechter kann jedoch durchaus
unterschiedlich sein. So gibt es Kulturen, in denen Frauen das vorherrschende
Geschlecht sind und sogar körperlich schwere Aufgaben übernehmen, während die
Männer sich um gefühlvolle Dinge kümmern.
In der Geschichte der Menschheit hat sich vor allem die
patriarchalische Gesellschaftsnorm bei der Verteilung der Geschlechterrollen
durchgesetzt. Im westlichen Kulturkreis wird diese Norm jedoch immer mehr in
Frage gestellt, wodurch es bereits zu verschiedenen Veränderungen kam. Zu den
Kritikpunkten an der traditionellen Rollenverteilung der Geschlechter gehört
vor allem die Behauptung, dass die strikte Trennung der Geschlechterrollen
naturgegeben sei. So gilt der Mann in einer patriarchalischen Gesellschaft als
Ernährer und Oberhaupt der Familie, der stets rational, stark und sexuell aktiv
zu sein hat. Dagegen sieht man die Frau als emotional, schwach, sexuell passiv
und abhängig vom Mann an. Darüber hinaus ist sie für den familiären Teil der
Familie zuständig.
Durch die politischen und sozialen Umwälzungen des 20.
Jahrhunderts kam es jedoch zu starken Veränderungen bei der Rollenverteilung
der Geschlechter. Vor allem bei Frauen führte dies zu einer liberaleren
Auslegung der Geschlechtsrolle. Frauen, die heutzutage ein
naturwissenschaftliches Studium anstreben, erhalten dafür meist Akzeptanz und
Verständnis. Probleme gibt es jedoch nach wie vor für Männer, die im Gegenzug
die Rolle des Hausmanns ausüben, während ihre Frau den Part der Ernährerin
übernimmt. So stoßen diese nicht nur bei vielen Männern, sondern auch bei
zahlreichen Frauen auf Ablehnung.
Das Leben als Transgender
Junges Mädchen liegt traurig mit verweinten Augen auf dem
Boden
Transgender-Personen verspüren das Bedürfnis ein Geschlecht
anzunehmen, dass eigentlich nicht ihrem Körper entspricht. Man unterscheidet
zwischen Transfrauen und Transmännern. Während Transfrauen Männer sind, die das
weibliche Geschlecht annehmen, handelt es sich bei Transmännern um Frauen, die
zum männlichen Geschlecht wechseln. Manche Transgender-Personen ziehen es
jedoch vor, keiner Kategorie zugeordnet zu werden und bestehen auf die
allgemeine Bezeichnung Transgender. Nicht zu den Transgendern gerechnet werden
normalerweise Intersexuelle, die sowohl männliche als auch weibliche
Geschlechtsmerkmale aufweisen.
Für viele Transgender beginnt ihre sexuelle Identität erst
mit dem Prozess der Selbsterkenntnis. So ahnen manche bereits recht früh, dass
sie lieber im anderen Geschlecht leben würden. In den meisten Fällen verspüren
die Transgender-Personen jedoch erst ab der Pubertät den Wunsch, ein anderes
Geschlecht zu haben. Manchmal dauert der Selbstfindungsprozess auch bis ins
höhere Erwachsenenalter. Das innere Coming-Out als Transgender ist für viele
Betroffene nicht leicht. Oft versuchen sie ihre Gefühle zu ignorieren oder
kämpfen dagegen an, indem sie möglichst „normal“ wirken wollen, um nicht
aufzufallen. Manche der Betroffenen hoffen durch Heirat und die Gründung einer
Familie dem passenden Rollenbild zu entsprechen. In vielen Fällen führt dies
mit der Zeit jedoch zu erheblichen inneren Konflikten. Kommt es schließlich zu
dem befreienden Eingeständnis, dass man eine Transgender-Person ist, hat dies
oft große Probleme mit dem Partner, der Familie oder den Freunden zur Folge.
Die meisten Transgender benötigen viel Zeit, bis sie sich darüber klar werden,
was sie sind. Während einige als Crossdresser leben, schlagen andere den
transsexuellen Weg ein.
Oftmals wird angenommen, dass vor allem sexuelle Motive
ausschlaggebend für ein Leben als Transgender sind. Dies ist jedoch nicht immer
der Fall. Zwar gibt es durchaus Transgender-Personen, die im anderen Geschlecht
ihre sexuellen Phantasien verwirklichen, genauso gibt es aber auch Transgender,
für die Sexualität nur von untergeordneter Bedeutung ist und die sogar
Jahrelang ohne sexuelle Kontakte leben. Für viele Transgender-Personen ist es
zudem schwierig, einen Partner zu finden, der keine Vorurteile oder Berührungsängste
hat. Dabei wünschen sich Transgender für ihr Leben dasselbe wie die meisten
anderen Menschen auch: Partnerschaft, Liebe, Freundschaft, eine Familie, einen
Arbeitsplatz sowie eine faire Behandlung.
Gefühl und
GeschlechtGen für Transsexualität
Neben sozialen Faktoren spielt auch das Erbgut eine Rolle,
wenn Männer sich als Frauen fühlen, berichten australische Forscher.
Mitunter denken Eltern, sie könnten es ihren Söhnen
ausreden, wenn diese sich sehnlich wünschen, ein Mädchen zu sein.
Doch Sexualwissenschaftler vermuten längst, dass neben
sozialen auch biologische Faktoren eine Rolle spielen, wenn kleine Jungen gerne
die Unterwäsche ihrer Mutter anziehen, wenn sie in der Pubertät mit Neid auf
die wachsenden Brüste der Mädchen blicken und wenn sie sich schließlich - oft
nach einem langen Leidensweg - als Erwachsene für eine Umoperation zur Frau
entscheiden.
Nun präsentieren Wissenschaftler aus Australien erstmals
handfeste genetische Ursachen für Mann-zu-Frau-Transsexualität.
Die Forscher vom Prince Henry's Institute of Medical
Research untersuchten die Gene von 112 weiblichen Transsexuellen, die als Mann
geboren worden waren, sowie die von 258 gewöhnlichen Männern. In dieser bisher
größten genetischen Studie zum Thema fanden sie heraus, dass die Transsexuellen
häufig ein übermäßig langes Gen für den Androgenrezeptor besitzen - für ein
Molekül also, das im Körper die Wirkung des männlichen Sexualhormons
Testosteron vermittelt.
Ein langes Gen ist weniger tüchtig als ein kurzes. "Im
Mutterleib könnten die Kinder daher weniger Testosteron ausgesetzt gewesen
sein", vermuten die Forscher um Vincent Harley in der Fachzeitschrift
Biological Psychiatry: Das Gehirn sei deshalb während der Fötal-Entwicklung
feminisiert worden.
Dieser Interpretation stimmt auch Bernd Meyenburg von der
Universität Frankfurt zu. Sie decke sich mit bisherigen Vermutungen. Der
Experte für Transsexualität warnt allerdings davor, gleich zu Hormonkur und
Skalpell zu greifen, sobald der Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung auftritt.
Hintergrund seien auch nicht immer die Gene.
Wenn Jungen sich mit Mädchen identifizieren, liege das oft
daran, dass ihre Mutter "emotional abwesend" sei - weil sie an
Depressionen leidet zum Beispiel. "Die Transsexualität ist dann ein
Ausdruck des Wunsches, die Nähe zur Mutter wiederherzustellen", sagt
Meyenburg.
Quelltext: http://www.sueddeutsche.de/wissen/gefuehl-und-geschlecht-gen-fuer-transsexualitaet-1.520647
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