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Die heterosexuellen Männer, die Sex mit Transfrauen haben
The heterosexual men who have
sex with transgendered women
von Diana Tourjee
Matt wusste nicht, dass Mädchen auch einen Schwanz haben
können, bis er in seinem Nacktmagazin auf das Model mit ihren 18 Zentimetern
stieß. Seine Handbewegungen wurden schneller. Doch bei dieser verschwitzten
Masturbation in seinem Schlafzimmer in Brooklyn kam ihm ein beunruhigender
Gedanke: Hieß das nun, dass er schwul war?
Dreißig Jahre nach jenem schicksalhaften Tag in seinem
Jugendzimmer traf ich mich mit Matt in seinem Zuhause. (Sein Name wurde
geändert.) Wir saßen an entgegengesetzten Enden des Sofas aus Wildlederimitat,
er in Basketballshorts und einem weißen T-Shirt. Matt ist inzwischen Ende 40
und stämmig, mit Armen und Beinen, die nach Jahrzehnten der körperlichen Arbeit
einen stolzen Umfang aufweisen. Heute ist er frei von den Seelenqualen, die ihn
jahrelang heimgesucht haben. „Es hat mich geistig krank gemacht", sagte
Matt.
In den 1980ern war es besonders einschüchternd für einen
trans-amourösen Mann, sich seiner sexuellen Identität zu stellen. „Das Stigma,
das in meiner Jugend der Homosexualität anhaftete, war schrecklich", sagte
Matt. „Man konnte nirgends hin, es gab kein LGBT-Zentrum. Die meisten Leute
hatten in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, nicht mal einen Kabelanschluss."
Er hatte viel zu verlieren, so fand er—nicht zuletzt seine Identität als
heterosexueller Mann.
In einer anderen Gesellschaft glaube ich nicht, dass ich ein
Problem damit hätte, mit einer Transfrau zusammen zu sein.
Es gibt viele Männer, die diese Angst teilen. Auf Reddit,
einer Seite, die vielleicht den besten kulturellen Querschnitt unserer Zeit
bietet, machte ein trans-amouröser Mann vor Kurzem seinem inneren Aufruhr Luft.
Er schrieb von seiner Beziehung mit einer Transfrau und der Ablehnung, die
seine Familie und seine Freunde ihr zuteil werden ließen. Er schrieb, sie
würden ihn verspotten, ihn fragen, ob sie einen Schwanz habe, und ihn schwul
nennen. „Sie ist pre-op, aber ich sehe sie trotzdem als Mädchen", schrieb
er. Auf anderen Foren fragen Nutzer Hetero-Männer, ob es für sie in Frage
kommen würde, eine Transfrau zu daten. Manche antworten mit einem direkten
Nein, andere scheinen kein Problem damit zu haben, so lange sie gut als Frau
durchgeht und heiß ist. Doch es gibt noch eine weitere häufige Antwort, die die
Problematik dieses Themas perfekt zusammenfasst. Nutzer kelevra206 schrieb: „In
einer anderen Gesellschaft glaube ich nicht, dass ich ein Problem damit hätte,
mit einer Transfrau zusammen zu sein, aber ... so wie die Dinge stehen, könnte
ich das einfach nicht."
Matt hatte seine erste transsexuelle Erfahrung 1987, mit
einer Transfrau, die er am West Side Highway mitnahm. Dieser New Yorker
Straßenabschnitt verläuft parallel zum Hudson, von den südlichen Häfen
Manhattans bis hoch zur Upper West Side, und war einmal ein berüchtigter
Straßenstrich für Transgender. Obwohl Matt der Sex an sich gefiel, dauerte es
nach seinem Orgasmus nicht lange, bis sich ihm vor Angst die Kehle zuschnürte.
„Ich fuhr sie zurück und war dabei so nervös—‚Was, wenn mich jemand sieht?'.
Ich hatte solche Angst—‚Habe ich mir jetzt HIV geholt?'. Ich hatte solche
Angst, es jemandem sagen zu müssen."
Das war auf der Höhe der AIDS-Epidemie. Eine Krankheit, die
sich jeder Mensch zuziehen könnte, war zu einem Symbol des kulturellen Stigmas
gegen Homosexualität geworden. „Es gab keine Heilung", sagte Matt und
schüttelte den Kopf. „Tot, aus, vorbei. Wir haben Kondome verwendet, aber ich
hatte mehr Angst vor diesem Konflikt." Der interne Konflikt, den Matt in
Bezug auf seine Identität als heterosexueller Mann spürte, erschreckte ihn mehr
als die Vorstellung, sich mit HIV zu infizieren: Die Krankheit hätte seinem
Leben zwar ein tragisches und frühzeitiges Ende setzen können, doch sie hätte
ihn auch als Schwuchtel gebrandmarkt.
Matt sagte, er sei in seinem Leben bei unzähligen
Transgender-Prostituierten gewesen. Er war 30 Jahre lang Freier. Doch trotz
seiner Unsicherheiten habe er sich immer mehr von diesen Beziehungen gewünscht.
Er versuchte, um sie zu werben, doch er wurde jedes Mal abgelehnt.
[Sex mit Transfrauen] hat über meine Identität als
heterosexueller Mann überhaupt nichts zu sagen.
„Die Frauen, die in der Prostitution arbeiten, haben eine
Schutzmauer", erklärte er. „Ich schätze, die haben sie wegen der Männer.
Ich weiß nicht, ob das alle Männer bedeutet, aber definitiv die Freier. Die
meisten Männer sind nicht bereit, ihnen das zu geben, was sie einer
Cisgender-Frau geben würden." Selbst Männer, die kein Problem mit ihrer
Sexualität zu haben scheinen, zögern offenbar, Transfrauen ernst zu nehmen.
Während meiner Recherche für diesen Artikel durchsuchte ich Craigslist nach
anderen trans-amourösen Männern. Nur ein Mann, Alex, antwortete auf meine
Interviewanfrage. Er war sehr direkt: „Ich habe mir überhaupt keine Sorgen
gemacht, dass ich deswegen schwul sein könnte", sagte er. „[Sex mit
Transfrauen] hat über meine Identität als heterosexueller Mann überhaupt nichts
zu sagen." Wie auch Matt entdeckte Alex sein Interesse an Transfrauen
durch Pornografie. Er war damals 22, heute ist er Ende 30. Zwar behauptet er,
nie ein Problem mit Schamgefühlen gehabt zu haben, doch er bestätigt das Tabu
seiner Vorliebe: „Ich hätte es definitiv nicht meinen Freunden erzählt",
sagte er.
Auf meine Frage, wie wichtig ihm das Passing bei
Transgender-Frauen sei, antwortete Alex: „Ich fühle mich zu Feminität
hingezogen, nicht zu Maskulinität. So einfach ist das." Natürlich lässt
sich über Geschmack nicht streiten, aber man fragt sich doch, inwieweit diese
Liebe zu maskulinen oder femininen Idealbildern daher rührt, dass wir in der
Popkultur mit einer Flut extrem geschlechtsspezifischer Bilder konfrontiert werden.
Ganz zu schweigen davon, dass es unrealistisch ist, Transfrauen nach
Cisgender-Kriterien zu beurteilen: Die meisten Transmädchen werden wohl niemals
perfekt als Frauen durchgehen. Offensichtlich ist Geilheit auf heiße Mädchen
mit Schwänzen noch lange nicht dasselbe wie ein Kampf gegen das Stigma um
Liebesbeziehungen mit Transfrauen.
Der inzwischen ältere Matt versuchte, Transgender-Frauen
mehr zu geben—er bemühte sich, das Stigma zu überwinden, indem er emotional
zugänglich war und echte Beziehungen mit Transfrauen einging. Vor etwa 10
Jahren, als er Ende 30 war, lernte er eine prostituierte Transfrau namens
Alicia kennen. Sie war in den 80ern aus Brasilien nach New York gezogen—etwa zu
der Zeit, als er auf dem Highway-Strich unterwegs war. „Sie war die erste
Transfrau, die ich in der Öffentlichkeit geküsst habe", sagte Matt. „Wir
liefen um ihren Block, und ich war nervös: Wird jemand mich sehen? Ich weiß
noch, dass sie sagte: ‚Ich laufe mit dir die Straße entlang, aber wenn ich dir
peinlich bin, dann bist du mir peinlich.'" Dann habe er sie geküsst. Matt
schüttelte lächelnd den Kopf bei dem Gedanken an den verunsicherten Mann, der
er einmal war.
Cristina
Herrera leitet das Gender Identity Project (GIP) des LGBT Community Center in
New York. Das GIP betreibt verschiedene Programme für die
Trans-Community, darunter Selbsthilfegruppen. Es gibt auch eine Gruppe für die
Partnerinnen und Partner von Transgendern. Dort können alle Trans-Amourösen
sich mit Gleichgesinnten unterhalten. „Es gibt sehr wenig Unterstützung für
Menschen, die mit Transpersonen Beziehungen eingehen", sagte Herrera mir
gegenüber. „Die Gesellschaft fährt mit Männern, die Transpersonen daten, härter
ins Gericht. Es ist sehr stigmatisiert, ihre Sexualität wird in Frage
gestellt."
Die Gesellschaft fährt mit Männern, die Transpersonen daten,
hart ins Gericht. Es ist sehr stigmatisiert.
„Ich kannte ein Transmädchen, das mir erzählt hat, dass es
unter all den Männern, mit denen sie schon Sex hatte, keine Heteros gegeben
hat", sagte Matt. „Ich frage mich manchmal, wenn ich die hasserfüllten
Kommentare höre, wie viele von diesen Typen eigentlich schon mal etwas mit
Transfrauen hatten."
Fast alle Männer, die ich gedatet habe, sahen sich selbst
als heterosexuell. Eine Handvoll war bi, doch keiner von ihnen war schwul. Als
ich meine Transition gerade erst angefangen hatte, stellte ich noch häufig
Kontaktanzeigen online. Es gab einen Mann, der mir ein paar Mal die Woche
E-Mails schickte. Er war ein typisches Raubein aus Brooklyn: groß, tätowiert,
mit Undercut. Er sah gut aus, doch ich traf mich nie mit ihm, denn er war nur
an Sex interessiert. Ich sah ihn manchmal in meinem Viertel. Er hatte immer
seine Freundin dabei. Mal schlürften sie das Thai-Nudelgericht am Imbiss an der
Ecke, mal legten sie Kombucha in den Einkaufswagen, und ein andermal waren sie
in meinem Lieblingscafé und rührten sich Sahne in den Kaffee. Sie hielten am
Tisch Händchen. Ich hatte seine schwanzversessenen Nachrichten griffbereit in
meinem Handy, auf dem Grund meiner Handtasche. Ich fragte mich, ob sie wusste,
dass er auf der Suche nach Sex mit anderen Menschen war. Wusste sie, dass er
auf Transfrauen stand? Wenn sie es herausfand, würde sie ihn dann fragen, ob er
schwul sei?
Ich frage mich manchmal, wenn ich die hasserfüllten
Kommentare höre, wie viele von diesen Typen eigentlich schon mal etwas mit
Transfrauen hatten.
Als er Mitte 30 war, hatte Matt es satt, sich das Leben
vorzuenthalten, von dem er schon immer geträumt hatte. „Ich fing an, öfter zu
Mädchen zu gehen und es einfach zu genießen. Ich ließ von der ganzen Scham und
dem Schuldgefühl ab und sagte mir: ‚Weißt du was? Du machst das hier doch
sowieso schon seit ewigen Zeiten. Das mache ich jetzt für mich.'"
Er wollte, dass Alicia mehr als nur jemand war, den er für
Sex bezahlte, doch es gab mehrere Faktoren, die dem im Weg standen. Wie viele
Transfrauen, die in Armut leben, war Alicia drogenabhängig. Sie rief Matt ein
paar Mal an, als sie verzweifelt Geld brauchte. „Ich brachte ihr ein paar
Hundert Dollar, und die waren nicht für Sex. Sie sah furchtbar aus; sie wog 15,
20 Kilo weniger, als zu der Zeit unseres Kennenlernens. Es brach mir das
Herz." Er wollte helfen, konnte aber nicht. Es war zu schmerzhaft, Alicia
dabei zuzusehen, wie sie in der Sucht versank, also hörte Matt damit auf, zu
ihr zu gehen, und lebte wieder ein geheimes Leben. Sechs oder sieben Jahre nach
ihrem letzten Treffen versuchte er vergebens, sie wiederzufinden. Sie war fort,
all ihre Internetanzeigen gelöscht.
Letztes Jahr, nachdem er jahrzehntelang ein Doppelleben
geführt hatte, war Matt endlich bereit für eine Partnerin. Er bemühte sich
ernsthaft, die richtige Transfrau zu finden, mit der er den Rest seines Lebens
verbringen wollte. Doch wo sollte er suchen? Es gibt seit Jahren eine aktive
Transgender-Kontaktbörse auf Craisglist. Unter der Kategorie „M4T" finden
sich unzählige Posts von trans-amourösen Männern. Wer sich eine Weile mit der
Craigslist-Kontaktbörse vertraut macht, bemerkt schnell, dass die Kategorie für
Gelegenheitssex am beliebtesten ist. Wer dort cruist, muss sich auf einiges
gefasst machen, denn die Männer geben jegliche Manieren an der Garderobe ab.
Doch in der Kategorie für Beziehungen finden sich immer und immer wieder Posts
von Männern, die von der Gelegenheitskategorie die Nase voll haben. Sie wollen
mehr. Das Forum hat etwas Zärtliches: Dieselben Nutzer posten eifrig Woche um
Woche auf der Suche nach ihren Transgender-Seelenverwandten. Oft zieren
Internetbilder von Rosen ihre Anzeigen.
Mit dem Aufkommen von Diensten wie OKCupid werden Craigslist
und andere derartige Seiten nicht mehr so dringend benötigt wie früher. In den
letzten Jahren hat OKCupid eine Kategorie für Transgender eingerichtet. Matt
richtete sich ein Wegwerf-Profil auf OKCupid ein, um zu sehen, was es so gab.
„Ich setzte bei ‚Trans' ein Häkchen, und die erste Frau, die auf meinem Schirm
erschien, war [Alicia]", sagte er. „Ich dachte, sie sei gestorben. Sie
hatte mir sogar gesagt, dass sie nicht länger leben würde als zehn Jahre."
Alicia sah gesund aus. Laut ihrem Profil hatte sie einen Job
und war auf der Suche nach einer Beziehung. Das Lächeln auf ihren Fotos wirkte,
als sei sie glücklich. In den inzwischen vergangenen Jahren hatte sie mit den
Drogen aufgehört und angefangen, sich als Aktivistin für die
Transgender-Community zu betätigen. Sie erinnerte sich an ihn und stimmte einem
Treffen zu, doch die Schutzmauer blieb intakt. „Ich war für sie einfach immer
noch nichts weiter als ein Freier", sagte Matt und klang enttäuscht. „Ich
wusste, dass ich mehr war als das. Ich will mehr und ich kann mehr geben."
Ich hielt ihre Hand und wir liefen die Straße entlang. Das
war das erste Mal, dass ich keine Angst hatte.
Es war schwierig, Alicia zu überzeugen, die Mauer abzubauen,
doch Matt verstand, weshalb sie existierte. „Die Leute sind manchmal wirklich
scheiße zu Transfrauen. Das kommt ständig vor. Die Blicke, das Starren,
manchmal sagen sie Sachen. Ich erinnere mich noch an das erste Date, bei dem
wir zusammen waren und es nicht um Geld und Sex ging. Es war ein Date. Wir
liefen ins Zentrum von Brooklyn, um auf den Steinen unter der Brooklyn Bridge
zu sitzen." Sie hielt dieselbe Ansprache, die sie zehn Jahre zuvor
gehalten hatte, vor ihrem ersten Kuss. „Sie sagte: ‚Wenn du mich peinlich
findest, dann können wir auch einfach zurück in meine Wohnung gehen und du
kannst mich bezahlen.' Ich war so stolz auf mich. Ich hielt ihre Hand und wir
liefen die Straße entlang und wir saßen auf den Steinen und wir hatten einen
wirklich romantischen Abend. Das war das erste Mal, dass ich keine Angst
hatte."
Eine Tür am anderen Ende des Zimmers öffnete sich plötzlich.
Alicia kam mit einem Teller voll frischer Empanadas aus der Küche. Matt grinste
wie ein kleiner Junge. Er versuchte, sie aufs Sofa zu ziehen, doch sie weigerte
sich. Sie lachte, schob seine Hände weg und steckte ihr langes Haar hoch. Sie
war barfuß und trug ein bodenlanges gestreiftes Sommerkleid. Schließlich gab
sie nach und setzte sich neben ihn.
Matt und Alicia teilen sich ein „normales" leben. Sie
sind beide in ihren Vierzigern, arbeiten beide in Vollzeit und kümmern sich um
ihre Gesundheit. Er liebt ihre ambitionierte Art und ihren Sinn für Humor.
Alicia sagte mir, dies beruhe auf Gegenseitigkeit. „Ich denke, jeder
Transpartner ist so besonders wie die Transfrau, mit der er zusammen ist",
sagte sie.
„Es scheint da draußen nicht viele Typen zu geben, die das
hier machen", sagte Matt. „Wir sind in eine Bar gegangen; es war eine
Transgender-Veranstaltung. Eine von Alicias Freundinnen sagte mir: ‚Du bist der
einzige. Der einzige Kerl hier.' Es ist selten, es gibt sehr wenige von uns.
Ich würde gerne mehr sehen." Matt kannte kurz einen Mann, der eine
Freundin von Alicia datete. „Er war jünger als ich und er ging mit diesem
Mädchen aus. Sie war hauptsächlich ein Bottom. Doch dann toppte sie ihn einmal,
und das ist schon mit Stigma behaftet. Er fragte mich: ‚Macht mich das jetzt
schwul?' Ich sagte: ‚Weißt du was? Wenn es sich gut angefühlt hat und du deinen
Partner glücklich machst, dann tu es einfach. Scheiß drauf. Hab Spaß, lass
los.' Ich glaube, es hat etwas bei ihm bewirkt, dass ich das gesagt habe."
Alicia schüttelte lachend ihren Kopf. „Bin ich jetzt
schwul?" Diese Frage wurde ihr während ihrer Zeit in der Sex-Industrie
unzählige Mal gestellt. „Wenn sie gut waren, dann verneinte ich das Ganze. Wenn
sie schlecht waren, dann meinte ich immer: ‚Eigentlich schon.'"
Jeder Transpartner ist so besonders wie die Transfrau, mit
der er zusammen ist.
Matt hat sich Alicias Vertrauen schrittweise erarbeitet.
„Unsere gemeinsame Wohnung zu beziehen, war extrem wichtig", meinte er und
umarmte sie dabei. Ein gemeinsames Zuhause war für beide ein großer Schritt und
für Matt war das Ganze ausschlaggebend beim Zeigen seiner Ehrlichkeit.
„Um ganz ehrlich zu sein, es ist mir schon irgendwie
peinlich, hier zu sitzen und nur mit dir darüber zu reden. Ich sollte sie
eigentlich ganz stolz in jede Situation meines Lebens mit einbeziehen",
meinte er und bezog sich dabei auf seine Arbeit und seine Familie—zwei
Bereiche, in denen er sein Geheimnis erst noch lüften muss. Dabei ist das Ganze
vielleicht gar nicht mal so sicher, denn Matts Kollegen haben schon viele
hasserfüllte Dinge über Transgender-Frauen vom Stapel gelassen. „‚Das sind
keine Menschen' oder ‚Die sollte man umbringen', also richtig erschreckendes
Zeug. Alicia wies mich eigentlich an, bei der Arbeit nicht Kopf und Kragen zu
riskieren, aber ich habe jetzt schon ein paar Mal gesagt: ‚Weißt du was, eine
Person, die schon ihr ganzes Leben lang einen Konflikt ausgetragen und wohl
schwer gelitten hat, ist jetzt endlich frei.'" Matt glaubt, dass es
tragische Konsequenzen haben könnte, wenn sie je die Wahrheit erfahren würden.
„Dann könntest du über mich wahrscheinlich etwas in der Zeitung lesen."
Cristina Herreras Meinung nach haben Männer wie Matt
ziemlich schlechte Karten. Das kulturelle Stigma gegenüber der Beziehung mit
einer Transgender-Frau ist in unserer Gesellschaft so fest verwurzelt, dass es
schon fast allgegenwärtig ist. „Da wird man schnell zur Zielscheibe",
erklärte Herrera. „Öffentliche Personen, deren sexuelle Beziehungen mit
Trans-Frauen ans Licht kommen, müssen dafür einen hohen Preis zahlen."
Herrera meinte, dass dieses öffentliche Anprangern der ganzen Entwicklung
schaden würde, weil dadurch andere Männer viel unruhiger werden. Ihnen ist dann
bewusst, dass ihnen so etwas ebenfalls passieren könnte und dass ihre Freunde
oder Kollegen sie genauso behandeln würden, wenn sie von der Sache Wind
bekommen.
i-D: „Tangerine" ist der Überraschungserfolg mit und
über Transgender-Prostituierte, der mit dem iPhone gedreht wurde
Wir sind immer sehr bemüht, die richtige Wortwahl zu
treffen, aber selbst die Leute, die sich am ehesten mit dem Ausdruck
„heterosexuell" identifizieren, erfüllen nicht alle Kriterien. Eines der
Kernprobleme der Identitätsfindung und der verschiedenen LGBT-Ausdrücke ist die
Vorstellung, dass die Leute, deren Sexualität oder Geschlecht vom
heteronormativen Standard abweicht, grundsätzlich als anders angesehen werden,
während das bei den Leuten, deren Sexualität und Geschlecht damit
übereinstimmen, eben nicht so ist. Anstatt homosexuelle Menschen zu
normalisieren, könnten wir auch einfach anerkennen, dass niemand normal ist.
Heterosexuelle Cisgender sind ebenfalls anders. Darauf hat Alicia auch schon
angespielt, als sie meinte, dass jeder Partner eines Transgenders genau so
besonders sei wie eben der Transgender, mit dem er oder sie zusammen ist.
Ich fragte Matt noch, was seiner Meinung nach nötig sei, um
die Gesellschaft zu ändern und um ihn und seine transgender-liebenden Brüder im
Geiste an die Öffentlichkeit treten zu lassen. „Es müssen mehr Männer offen
sein, die Straße entlanglaufen und dabei die Hand einer Transgender-Frau
halten", antwortete er. „Das wird andere Männer dazu ermutigen, zu sagen:
‚Hey, da stehe ich auch drauf und ich werde nicht weiter ein Geheimnis daraus
machen.'"
Quelltext: http://www.vice.com/de/read/die-heterosexuellen-maenner-die-sex-mit-transfrauen-haben-302
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