Dienstag, 12. Januar 2016

"I am fighting against the bias of the philistine, of a phenomenon, an abnormality in my searches. As I am now, so I am a very ordinary woman " // Ich kämpfe gegen die Voreingenommenheit des Spießbürgers, der in mir ein Phänomen, eine Abnormität sucht. Wie ich jetzt bin, so bin ich eine ganz gewöhnliche Frau


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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2016

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„Ich kämpfe gegen die Voreingenommenheit des Spießbürgers, der in mir ein Phänomen, eine Abnormität sucht. Wie ich jetzt bin, so bin ich eine ganz gewöhnliche Frau“

Lili Elbe (* 18. Dezember 1882 in Vejle, Dänemark; † 12. September 1931 in Dresden), geboren als Einar Wegener [Andreas Sparre], dänische Malerin, eine der ersten Menschen, die sich geschlechtsangleichenden Operationen, im Institut von Magnus Hirschfeld und der Dresdener Frauenklinik, unterzog.

Lili Elbe zählte damals in ganz Europa zu den aufsehenerregendsten Fällen von Kurt Warnekros [Werner Kreutz], Gynäkologe und Leiter der Frauenklinik in Dresden, sowie von Magnus Hirschfeld [Professor Hardenfeld] an seinem Institut für Sexualwissenschaft [Institut für Seelenkunde] in Berlin.

Nach mehreren Operationen, die zu einer Geschlechtsangleichung führten, wurde auch ein Versuch der Transplantation einer vollständigen Gebärmutter unternommen. Sie verstarb am 12 September 1931 in der Frauenklinik und wurde ebenda am 15. September 1931 beerdigt. Bekannt ist, dass sie an einer Herzlähmung starb und diese als Folge der letzten Operation gesehen werden kann. Genaueres ist jedoch unklar, da die Aufzeichnungen der Frauenklinik im Krieg verloren gegangen sind.

Es war der Sommer im Jahr 1929 als Lili Elbe in Paris auf das Anraten einer Freundin hin Kurt Warnekros in einem Pariser Hotel traf. Zu diesem Zeitpunkt klagte sie regelmäßig über starke Schmerzen im Unterleib und hatte bereits mehrere renommierte Ärzte erfolglos besucht. Es fand eine kurze Anamnese statt, gefolgt von einer palpierenden Untersuchung. Danach stand für Kurt Warnekros eine Diagnose fest, die er aber für sich behielt und Lili Elbe empfahl alsbald nach Berlin aufzubrechen, um dort Magnus Hirschfeld zu treffen und im Anschluss nach Dresden zu reisen.

Im Februar 1930 kam Lili Elbe der Anweisung von Kurt Warnekros nach und begab sich nach Berlin. Am ersten Tag im Institut für Sexualforschung war es vermutlich Felix Abraham [Professor Arns], welcher für Kurt Warnekros eine erste Begutachtung durchführte, sowie ein Blutbild erstellte, da er im Institut als Forensiker tätig gewesen war. Am zweiten Tag im Institut traf Lili Elbe dann auf Magnus Hirschfeld, der ihr zu Beginn einen Fragebogen überreichte. Im Gespräch teilte er dann mit, dass eine Überweisung in die Frauenklinik Dresden nur stattfinden kann, wenn in Berlin bereits eine erste Operation erfolgt wäre. Dabei betont er „Frau“ in Frauenklinik und verweist auf die derzeitige äußerliche Erscheinung. Als sicher anzunehmen ist, dass damit eine Kastration (Orchiektomie) gemeint gewesen war. Offen ist jedoch die Durchführung einer Penisamputation (Penektomie), weil Details der Operation nicht genau thematisiert werden. Am dritten Tag im Institut erfolgten ein weiteres Gespräch und eine erneute Blutabnahme, da die Ergebnisse des ersten Blutbildes eindeutig weiblich ausgefallen waren. Bei wem die Behandlung am dritten Tag stattfand ist jedoch unklar.

Die erste Operation, von der Magnus Hirschfeld sprach, fand in einer Praxis in Berlin statt und er selbst war auch zugegen. Am 4. März 1930 fand sich Lili Elbe dort ein. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Ludwig Levy-Lenz [Professor Gebhard], der seine Praxis am Rosenthaler Platz hatte und einen Schwerpunkt in Gynäkologie, sowie kosmetischer Medizin hatte. Ebenso veröffentlichte Levy-Lenz einige Berichte über ähnliche Operationen [1]. Am 5. März fand die Operation dann in Anwesenheit eines Assistenten von Kurt Warnekros statt, damit dieser ihm direkt berichten konnte.

Die anfänglichen Veränderungen nach der Operation verwunderten auch die Ärzte. So war die Stimme von Lili Elbe viel höher als zuvor und einem Sopran gleich. Die Gesichtszüge wurden weiblicher und von dem Personal wurde sie als Frau wahrgenommen.

Am 14. März 1930 bereitete Lili Elbe ihre Abreise nach Dresden vor und musste noch eine letzte Blutabnahme über sich ergehen lassen. Der Assistenzarzt, der diese in der Praxis von Levy-Lenz durchführte, erkannte sie nicht wieder.

In der Frauenklinik Dresden musste noch einige Zeit des Wartens vergehen, weil die Folgen der ersten Operation noch nicht abgeheilt waren. Am 26. Mai 1930 führte Kurt Warnekros dann die geschlechtsangleichende Operation durch. Sicher ist, dass er weibliche Gonaden (Ovarien) transplantierte. Weitere Details der Operation werden nicht genannt und sind auch nicht mehr zu rekonstruieren.

Im Juli 1930 wurde Lili Elbe gesund aus der Frauenklinik Dresden entlassen und reiste mit ihrer Frau Gerda [Grete] nach Kopenhagen. Dort verbrachte sie ihre Zeit im Kreis von Freunden und Bekannten aus ihrer Zeit in der Kunstszene Kopenhagens, um dann am 14. Juni 1931 für eine letzte Operation in die Frauenklinik zurückzukehren.

Anfangs war Kurt Warnekros wohl nicht überzeugt von der Idee sie noch einmal zu operieren und ließ sich dann nach einer weiteren Untersuchung doch darauf ein. Lili Elbe hatte den Wunsch einmal eine richtige Mutter werden zu können, so dass die Vermutung der Transplantation einer Gebärmutter sehr naheliegend ist [2]. Am 17. Juni 1931 wurde Lili Elbe operiert. Nach der Operation nehmen die Berichte von starken Schmerzen und dem Gefühl von Schwäche, sogar dem Willen zu sterben, nicht ab und vier Monate später, am 12. September, verstarb Lili Elbe im Kreis der Familie.

Anfang September schrieb sie noch einen letzten Brief:

„…Jetzt weiß ich, dass der Tod kommt…ich habe heute Nacht von Mutter geträumt…sie nahm mich in ihre Arme…sie sagte Lili zu mir….und Vater war auch dabei…“

Über die familiären Umstände von Lili Elbe ist nur wenig bekannt. Sie wurde als jüngstes von vier Kindern, drei Söhnen und einer Tochter, eines Kaufmannes in Vejle, Dänemark geboren. Väterlicherseits stammt die Familie von Mallorca und erst die Großeltern zogen nach Jütland. In jungen Jahren wurde Lili oft aufgrund ihrer langen blonden Locken und sehr hellen Haut für ein Mädchen gehalten. Im Alter von 5 Jahren verlieh ihr der Kindergarten für gute Leistungen im Sticken und Stricken eine Auszeichnung im Handarbeiten. Von ihren Brüdern ist sie oftmals wegen ihrer Mädchenstimme gehänselt worden. Die Schulzeit verbrachte Lili sehr unauffällig. Sie besuchte oft die Bibliothek und war als „richtiger Junge“ an Prügeleien beteiligt. Im Schwimmunterricht empfand Sie jedoch immer ein Unbehagen aufgrund ihrer Knabenfigur. Die Jungen waren im Vergleich meist körperlich weiter entwickelt als sie, wie sie berichtete.

Im Anschluss an das Gymnasium folgte im Alter von 19 Jahren ein Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Im Laufe des ersten Jahres lernte sie dort Gerda kennen und beide verliebten sich auf den ersten Blick ineinander. Ein Jahr später heirateten beide und einige Jahre später waren sie in der europäischen Künstlerszene sehr begehrt. Sie reisten viel und verbrachten ihre Zeit in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und hatten Zeit Lebens eine enge Bindung an Kopenhagen. Auf frühen Bildern von Gerda finden sich bereits Motive und Darstellungen von Lili Elbe und sie nahm diesen Vornamen bereits ein paar Jahre vor ihrer ersten Operation an. Der Nachnahme Elbe kam erst später in der Frauenklinik Dresden hinzu und sollte sie an jenen Ort erinnern, der ihr ein neues Leben schenkte. Dort beschloss sie dann auch ein Buch über ihr Leben zu schreiben, welches ein Jahr später von Niels Hoyer herausgegeben wurde und auf Deutsch erschien. Am 5 Juni 1931 beschloss Lili Elbe, sollte sie die letzte Operation nicht überleben, ihr Buch mit den Worten von Hans Jäger ausklingen zu lassen.

Diesem Wunsch komme ich an dieser Stelle zum Abschluss gerne nach:

„Ich wollte, dass, wenn ich selber nicht mehr bin, mein tristes Liebesbuch meine Hinterlassenschaft sein würde, als ein Zeugnis, dass ich einmal gelebt! Ich bilde mir ein, dass dieses Buch gelesen werden würde – gelesen, wie wenige Bücher -, von allen, die unglücklich lieben, denen es in die Hände fallen würde durch Jahre und aber Jahre -, und mir ist, als könnte ich allen von ihnen die Hand drücken. Und danach habe ich ein so unsagbares Verlangen, ja, das ist eigentlich das einzige Verlangen, das ich habe, wenn ich jetzt allem Lebewohl sagen muß – oh, Sie ahnen nicht, was für eine letzte Genugtuung dies für mich sein würde.“

— Hans Jäger in Lili Elbe


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