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und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2016
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Was ist Intersexualität?
Intersexuelle haben angeborene Geschlechtsmerkmale,
die aus Sicht der herrschenden Mehrheit uneindeutig sind
Intersexuelle Menschen haben angeborene
Geschlechtsmerkmale, die von der herrschenden gesellschaftlichen und
medizinischen Norm nicht als eindeutig akzeptiert werden, die also nicht in die
Kategorien männlich oder weiblich passen, sei es genetisch, hormonell und oder
anatomisch. Manche Intersexuelle bezeichnen sich auch als Hermaphroditen oder
Zwitter. Über die Zahl der Intersexuellen gibt es unterschiedliche Schätzungen:
Der Verein Intersexuelle Menschen e.V. berichtet von wissenschaftlichen
Schätzungen für Deutschland von 80 000 bis 120 000 Intersexuellen. In diesem
Kreis gebe es aber 4000 körperliche Varianten. Viele Menschen bemerken ihre
Intersexualität erst in der Pubertät.
Manche Intersexuelle fühlen sich von
Homo- oder Transaktivisten politisch vereinnahmt
Da Intersexuelle genau wie Homosexuelle
oder Transidente von der Norm der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft
abweichen, bieten sich politische Bündnisse an. Nicht alle Intersexuellen
fühlen sich aber von Homo-Aktivisten angemessen repräsentiert: So kritisiert
der Verein Zwischengeschlecht.org, manche Homo- und Transaktivisten würden die
Intersexuellen für ihre Zwecke vereinnahmen, etwa beim politischen Ziel der
Dekonstruktion von Geschlecht.
Bei Intersexuellen geht es aber nicht um
„Lebensformen“ und um „Orientierungen“. Angesichts von erzwungenen Operationen
erleiden sie vielfach körperliche wie seelische Schmerzen. Entsprechend
haben sie auch eigene politische Forderungen.
Vor allem fordern intersexuelle Menschen
ein Verbot von Operationen an Säuglingen und Kindern
Intersexuelle in Deutschland fordern vor
allem ein Verbot von Operationen oder Hormonbehandlungen an Säuglingen oder
Kleinkindern mit uneindeutigen Genitalien. Frühestens wenn eine Person im
Jugendalter angekommen ist und die Tragweite der Eingriffe ermessen kann, soll
sie sich dazu entschließen können.
Denn wenn die Medizin Intersexualität
auch weiter als „Störung“ pathologisiert, haben Intersexuelle meist keine
gesundheitlichen Probleme, die operativ behoben werden müssten. Meistens operieren
die Ärzte bloß, um die Genitalien an die Norm anzupassen. Dabei wird in Kauf
genommen, dass die Zeugungsfähigkeit der Operierten zerstört oder das
Lustempfinden beeinträchtigt werden kann. Viele Intersexuelle fühlen sich
später verstümmelt und von ihrer eigentlichen Geschlechteridentität entfremdet.
Sie leiden ein Leben lang unter den psychischen und physischen Folgen, die
finanziellen Kosten für Therapien müssen oft sie selbst tragen.
Schritt in die richtige Richtung: In
Deutschland wurde das Personenstandsgesetz geändert
Immerhin gibt es in Deutschland
Fortschritte. Seit im Jahr 2013 das Personenstandsgesetz geändert wurde, muss
das Geschlecht intersexuelle Säuglinge nicht mehr in das Geburtenregister
eingetragen werden. Also besteht jedenfalls kein rechtlicher Grund für
Zwangsoperationen an Säuglingen mehr. Aber das neue Gesetz klärt längst nicht
alles. So fragt etwa der Verband Intersexuelle Menschen e.V., ob diese Kinder
sich dann später für eins der bisher gültigen Geschlechter entscheiden müssen
und wann.
Erst
unlängst kritisierte die European Union Agency for Fundamental Rights, dass in vielen europäischen
Ländern die Grundrechte von Intersexuellen verletzt werden. Viele
EU-Staaten verlangen weiter, dass das Geschlecht „männlich“ oder „weiblich“ bei
der Geburt angegeben wird und erzwingen damit Operationen. Als fortschrittlich
gilt allein Malta, das als einziges EU-Land Eingriffe an Intersexuellen ohne
deren Zustimmung für illegal erklärt.
Eltern fühlen sich unter Druck gesetzt
Für die Eltern intersexueller Kinder
bleibt es in jedem Fall eine große Herausforderung, sich dem gesellschaftlichen
Druck zur Anpassung an die Norm nicht zu beugen. Schließlich wollen sie ihr
Kind vor der Ausgrenzung schützen. Hier kann nur kompetente Beratung helfen.
Ein optimistisches Zeichen setzt der
argentische Film „XXY“ (2007, Regie: Lucia Puenzo). Er zeigt, wie der mit
uneindeutigen Genitalien geborene, aber nicht operierte Teenager Alex
seine/ihre Identität findet, indem er/sie sich so akzeptiert wie er/sie ist.
Intersexualität bei Neugeborenen
Erzwungenes
Geschlecht
Dessen
ungeachtet erlangten Mediziner ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
tatsächlich die Expertenstellung, die sie seit Langem gefordert hatten. Dazu
trug nicht zuletzt der steile Anstieg der Krankenhausgeburten bei (1930er Jahre
50 Prozent, 1970 fast 100 Prozent). Ärzte konnten dadurch häufiger
Intergeschlechtlichkeit gleich bei der Geburt feststellen und die
Geschlechtszuweisung vornehmen. Von den 1950/60er Jahren an wurden in den USA,
in der BRD und in der DDR sowie in vielen anderen Ländern systematisch
Genitaloperationen an Kindern durchgeführt, die das Erscheinungsbild an das
männliche respektive weibliche Ideal anpassen sollen, mit dem erklärten Ziel,
eine eindeutige Geschlechtsidentitätsentwicklung zu befördern.
In diesem
Zusammenhang etablierte sich im deutschen Sprachraum der Ausdruck „Störung der
Geschlechtsentwicklung/sexuellen Differenzierung“. Nach der internationalen
Nomenklatur ist inzwischen der englische Begriff „Disorders of Sexual
Development“ (DSD) gebräuchlich. Beide Begriffe beinhalten, dass
intergeschlechtliche Menschen, gemessen an der Norm des männlichen und
weiblichen Körpers, nicht in Ordnung seien und legen eine
Behandlungsbedürftigkeit nahe.
Der
Deutsche Ethikrat spricht weiter von der "Uneindeutigkeit" des
Geschlechts
Ein weiteres
Problem der internationalen Nomenklatur ist die Absonderung von
intergeschlechtlichen Menschen mit „46, XX-DSD“, worunter vor allem Personen
mit XX-Chromosomen und Eierstöcken fallen, bei denen ein erheblicher
Cortisolmangel zu einer verstärkten Ausschüttung von Androgenen führt („Adrenogenitales
Syndrom“, AGS). Bei diesen Personen sei trotz zum Teil ausgeprägter äußerlicher
Vermännlichung das Geschlecht eindeutig weiblich. Die Betroffenen würden sich
weit überwiegend als weiblich identifizieren und könnten schwanger werden,
weshalb feminisierende Genitaloperationen im Kindesalter empfehlenswert seien.
Der Deutsche
Ethikrat, der in seiner Stellungnahme von 2012 diese Sichtweise trotz ihm
vorliegender kritischer Expertisen unterstützte, definierte solche Operationen
bei – aus medizinischer Sicht – „eindeutiger geschlechtlicher Zuordnung“ als
„geschlechtsvereindeutigend“. Diese unterschied der Ethikrat von
„geschlechtszuordnenden“ Eingriffen, die bei gegebener „Uneindeutigkeit“ des
Geschlechts das körperliche Erscheinungsbild als männlich oder weiblich
festlegen. Die Selbstverständlichkeit, mit der der Deutsche Ethikrat von
„Eindeutigkeit“ und „Uneindeutigkeit“ des Geschlechts spricht, offenbart, dass
er von der Basisannahme ausgeht, dass biologisch zwei klar unterschiedene
Geschlechter existieren würden; eine Annahme, für die, wie oben gezeigt, die
Medizin keine belastbare Grundlage liefert.
Die jüngsten
Entwicklungen zeigen erneut, wie stark die medizinischen Definitionen von
Geschlecht von gesellschaftlichen Normen durchdrungen sind. Die Geschichte gibt
wenig Grund darauf zu vertrauen, dass die Medizin einsichtig wird und ihre
Behandlungsleitlinien radikal ändert. Stattdessen fordern
Intersex-Organisationen, dass der Gesetzgeber aktiv wird und ihre Menschenrechte
sicherstellt, indem er nicht selbst eingewilligte kosmetische Eingriffe
untersagt und eine geschlechtliche Selbstbestimmung ermöglicht.
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