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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2016
Bitte kopiert den Link und Gebt
diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es, deswegen Spende Blut, denn
es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch? Organspenden können andere zum Leben
verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you
have it and need it, so donating blood, because it is missing in the world!
I had him,
you also? Organ donation can help others to life, be proud of yourself doing
Him Get donor card!
Nun als selbst Betroffene von Intersexualität kann man
annehmen alles was ich schreibe ist subjektiv, nein meine Damen und Herren,
heute bin ich Aktivistin für die große Minderheit der Transgender im
Allgemeinen!
Aber mit Sicherheit macht es mich total Wütend wenn ich tag
täglich selbst Homophobie wie Diskriminierung erlebe, wenn man nun
Selbstbewusst ist und genau auf diese Menschen zu geht Sie fragt, warum
versuchst Du mich zu Diskriminieren oder zeigst diese Homophobie, ist es im
ersten Moment so, dass die meisten Erstarren und wie in einer Schockschwebe
fest hängen!
Wer hätte Erwartet dass ich offen und ehrlich auch schlicht
einfach nachfrage?
Dann bekommt man wirklich Unglaubliche wie Blöde und
Ungebildete waghalsige Antworten welche alles zeigen, ausser etwas Intelligenz
und natürlich Anstand!
Unsere Gesellschaft ist in diesen Tagen ganz und
insbesondere Aufgewiegelt durch Politik und unsere Landesinneren Problemen!
Man verspürt ganz deutlich Hass und Dummheit, der Spruch nun
habe es Gehört ist Grund genug sich eine Meinung zu erlauben!
80 % der Berichte in diesem Blog sind von anderen Menschen
geschrieben, so dass man mir nicht unterstellen kann ich wäre subjektiv, nein
die Objektivität ist im Blog.
Was hier in Deutschland aber auch vielen anderen Ländern von
Europa mit Intersexuellen gemacht wird, ist zum Schämen das zeit Jahrzehnte.
Selbst wenn man subjektiv erzählen würde, was man in fast 60
Jahren von Leben als Intersexuelles Wesen erfahren und durch leben musste,
würden es die wenigsten Glauben, aber eines ist sicher man wir von Säugling an
jeglicher Ehre –Würde wie auch Stolz enthoben, man muss es Erleben , das
Wünsche ich keinem!
Wie immer mit freundlichen Grüßen
Nikita Noemi Rothenbächer
Das geformte Geschlecht
Lange galt als sicher, dass man intersexuellen Kindern ein Geschlecht
zuteilen könne, viele wurden zu "Mädchen" oder "Jungen"
operiert - und leiden bis heute. Nun scheinen die Ärzte umzudenken.
Ab den 1950er Jahren wurden intersexuelle Kinder praktisch
immer einem Geschlecht zugewiesen und entsprechend operiert. Ärzte glaubten,
sie könnten ein solches Kind zum Mädchen oder Jungen "formen" - meist
zum Mädchen, weil das chirurgisch einfacher war: Eine vergrößerte Klitoris oder
im Bauch verborgene Hoden wurden entfernt. Eltern bekamen den Rat, ihr Kind
konsequent in der entsprechenden Rolle zu erziehen. Oft wurde den Kindern sogar
ihr ursprüngliches Geschlecht verschwiegen. Viele durchliefen eine
jahrzehntelange Leidensgeschichte mit schmerzhaften OPs, Hormontherapien und
dem Gefühl, im falschen Körper zu leben.
Seit den 1980er Jahren wurde die Kritik am Umgang der
Medizin mit Intersexuellen lauter - bis hin zu einem Parallelbericht, den 2008
der Verein
Intersexuelle Menschen dem UN-Anti-Diskriminierungsausschuss vorlegte.
In dem Report werden Operationen und Hormontherapien Intersexueller als
Menschenrechtsverletzungen kritisiert.
Nun wird Aufklärung propagiert
Allmählich scheint sich in der Medizin ein Umdenken
anzubahnen: "Die Meinungen zu Operationen gehen bei Ärzten inzwischen
auseinander", sagt die Hamburger Psychologin Hertha Richter-Appelt, eine
der führenden Expertinnen zum Thema Intersexualität. Wird heute ein
intersexuelles Kind geboren, setzt sich in Kliniken oft ein Team aus
Kinderarzt, Chirurg und Psychologe mit den Eltern zusammen. Statt dem Kind seine
Diagnose zu verheimlichen, propagieren Ärzte heute Aufklärung, einige fordern
auch, Operationen aufzuschieben, bis das Kind selbst entscheiden kann, was es
möchte.
Die deutsche Ärzte-Leitlinie stellt fest:
"Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung sind nicht per se aus rein
kosmetischen Gründen korrekturbedürftig." Auch Rechtswissenschaftler sehen
die Eingriffe kritisch: "Gerade unter jüngeren Juristen und Juristinnen
sind inzwischen viele der Meinung: Wenn es nicht lebensnotwendig ist, darf auch
nicht operiert werden", sagt Konstanze Plett, die sich als Juristin an der
Universität Bremen schon lange mit Intersexualität befasst: "Wenn das Kind
im Übrigen gesund ist, aber die Eltern an dem mehrdeutigen Geschlecht ihres
Kindes leiden, brauchen sie Hilfe und ist nicht das Kind medizinisch zu
behandeln."
Noch wird oft operiert
Operiert wird allerdings immer noch. Konkrete Zahlen dazu
gibt es kaum. Ein Studie mit 439 Kindern und Erwachsenen aus dem
deutschsprachigen Raum belegte vor einigen Jahren, dass auch Kinder und
Jugendliche zu etwa 80 Prozent operiert wurden. Genetische Mädchen mit
Adrenogenitalem Syndrom und vermännlichtem Geschlechtsteil werden oft
chirurgisch ans weibliche Geschlecht angeglichen. Anderen Kindern werden früh
die Geschlechtsdrüsen entfernt, weil die Organe bei manchen Formen von
Intersexualität ein erhöhtes Krebsrisiko bergen können. Diese Praxis ist nicht
unumstritten, weil es auch die Alternative einer engmaschigen
Krebsfrüherkennung gäbe.
"Mein Eindruck ist: Es wird immer noch operiert, aber
deutlich weniger und nicht mehr bei unklarer Diagnose", sagt Hertha
Richter-Appelt. "Es bleibt aber das Problem, dass niemand bei einem Kind
sicher vorhersagen kann, mit welcher Identität es als Erwachsener leben will.
Es kann sein, dass ein solches Kind später fragt: Warum habt ihr mich operiert?
Vielleicht aber auch: Warum habt ihr nichts unternommen?"
Geschlecht eindeutig uneindeutig
Während ihrer Schwangerschaft glaubt Maria Reuter, eine Tochter zu
bekommen. Erst ein Ultraschall nach der Geburt zeigt, dass es mehr als ein
Mädchen ist. Eine aufregende Zeit beginnt.
Maria Reuter hatte erwartet, ein Mädchen zu bekommen.
"Es war eine ganz normale Schwangerschaft. Wir hatten bei der
Frühdiagnostik schon gesagt bekommen: 'Es ist zu 99,9 Prozent ein Mädchen.' Der
Arzt rühmte sich dafür, jemand zu sein, der das schon sehr früh erkennen
kann." Die Geburt verlief dramatisch, das Kind hatte sich kurz vorher,
nach einem Zahnarztbesuch der Mutter, gedreht. Als die Füßchen zuerst kamen,
wurde das Baby in den Mutterleib zurückgeschoben und blitzschnell mit einem
Kaiserschnitt entbunden. Maria Reuter, die eigentlich anders heißt, aber die
Geschichte ihres Kindes zu dessen Schutz unter einem anderen Namen erzählen
möchte, kann sich genau erinnern: "Unsere Hebamme hat es uns dann gezeigt:
'Sehen Sie, da ist was ein bisschen anders, aber das kann schon mal sein durch
den Hormonschub.' Es hat mich noch nicht mal beeindruckt. Das war mehr so wie:
Sehen Sie, hier ist ein größerer Leberfleck. Wir haben uns überhaupt keine
Gedanken gemacht. Für uns war ganz klar, das ist ein Mädchen." Als kurz
darauf Marias Freundin in den Kreißsaal kam, die sie auch bei der Geburt des
ersten Kindes besucht hatte, weinte das Baby. "Sie hat so ein
schluchzendes Weinen gehabt. Da hab ich noch gesagt: Guck mal, so weint ein
Mädchen!", erzählt sie. Aber das stimmte nicht.
Was ist denn jetzt?
Bis zur Geburt ihres Kindes hatte Maria Reuter noch nie von
Intersexualität gehört. Um die frisch operierte Mutter zu schonen, hatte der
Kinderarzt des Provinzkrankenhauses, in dem sie entbunden hat, mit ihrem
Ehemann gesprochen. "Dann kam mein Mann zu mir und sagte, dass das gar
nicht so klar ist, dass es ein Mädchen ist. Der Arzt hatte ihm gesagt: 'Das
Kind ist gesund, nicht behindert, aber da ist irgendwas mit dem Geschlecht
nicht in Ordnung.'" Als mögliche Ursache hatte er von AGS gesprochen, dem
Androgenitalen Syndrom, das als häufigste Ursache für Intersexualität gilt.
Etwa eins von 10.000 Kindern kommt mit dieser Hormonstörung zur Welt.
"Mein Mann hat das noch in der Nacht gegoogelt, darüber kamen wir erst auf
Intersexualität", erzählt Reuter. "Am nächsten Tag marschierten
mindestens sechs Personen in mein Zimmer. Da kam eine Garde in Weiß: Chefarzt,
Facharzt, Oberärztin und das ganze Krankengeschwisterpersonal. Die standen vor
mir und der Chefarzt fragte: 'Wie geht es Ihnen denn?' Ich habe geantwortet:
'Ich würde sagen den Umständen entsprechend gut. Aber ich würde doch gern
wissen, ob mein Kind jetzt männlich oder weiblich ist.' Ich fand das eigentlich
eine ganz gute Gesprächseröffnung. Daraufhin guckte er sich um, die anderen an,
und dann verließen alle wortlos das Zimmer. Der wusste das gar nicht! Man hatte
vergessen, ihn zu informieren!" Die Ärzte waren noch so sehr mit der
schwierigen Geburt beschäftigt, dass die Intersexualität des Kindes hintenan
stand.
Um auf AGS zu untersuchen, das mit Störungen im Salzhaushalt
und Flüssigkeitsverlust einhergeht und schnell behandelt werden muss, wurde das
Kind auf die Intensivstation eines Krankenhauses in der nächsten Großstadt
verlegt, Maria Reuter ging mit. Auch zu diesem Zeitpunkt, sieht sie noch nicht
klar. "Ich hab immer gedacht, die werden jetzt einfach nur feststellen,
dass da irgendwas verwachsen ist und dann wird es schon wieder gut sein."
Der Blick auf die inneren Organe des Kindes zeigt jedoch etwas anderes: "Beim
Ultraschall war dann klar, dass da nicht einfach nur was verwachsen war. Da
wurden auch im Bauchraum ganz klar weibliche und männliche Teile
gefunden", sagt die Mutter. Viele intersexuelle Menschen tragen innerlich
und äußerlich Merkmale von Mann und Frau. So kann es zum Beispiel vorkommen,
dass neben Eierstöcken und Gebärmutter auch Hoden gefunden werden.
Endlich Aufklärung
Am gleichen Tag haben die Eltern das erste Gespräch. Mehr
als zwei Stunden nehmen sich die Chefärztin und der Oberarzt der Endokrinologie
(Hormonforschung) sowie die Chefärztin der Pädiatrie (Kinderheilkunde) Zeit.
AGS wurde ausgeschlossen und ein sogenanntes chromosomales Mosaik vermutet.
Gleich zu Beginn formulierte eine Ärztin, was den Eltern möglicherweise
bevorsteht: "Letzten Endes ist Ihr Kind nicht krank, es handelt sich eher
um ein gesellschaftliches Problem", zitiert Maria Reuter sie. "Und
trotzdem stand stets die Frage im Raum: Müssen wir operieren oder nicht? Also
bei der Erkenntnis, dass es sich eher um ein gesellschaftliches Problem
handelt, ist das doch erstaunlich!" Zwar sprachen die Ärzte auch von einem
erhöhten Krebsrisiko, aber vor allem ging es um die Frage: Kann man einem Kind
zumuten, uneindeutig in dieser Welt zu sein?
Maria Reuter haben die gesellschaftlichen Aspekte zu diesem
Zeitpunkt überfordert: "Wir wussten nichts von Intersexualität bis dahin!
Es war Stunde 48 nach der Geburt, als wir zum ersten Mal davon gehört
hatten." Ganz offen erzählt sie, wie sie bei dem Gespräch versucht hat,
sich ein Bild von ihrem Kind zu machen: "Ich hab da auch viel dummes Zeug
gefragt, mein Mann lacht sich darüber heute noch tot. Ich habe etwa gefragt:
'Ist das dann wie bei Eunuchen?' Mir kam alles in den Sinn, was ich mal an
Besonderheiten gehört hatte."
Die Ärzte haben sich bemüht, den Eltern unterschiedliche
Wege aufzuzeigen. Klärten sie auf über die medizinischen Unterschiede von
biologischem Geschlecht, Geschlechtsidentität, chromosomalem Geschlecht, über
Phänotyp und Genotyp und dass das eine nicht das andere bedingt. Aber wie
sollte es weitergehen? Das Krankenhaus war wie ein Schutzraum, zu dem nur
Freunde und Familie Zutritt hatten. "Eigentlich wollte ich, dass wir schon
auf der Heimfahrt wissen, was wir den Leuten sagen. Denn es konnte ja jeden
Moment sein, dass wir irgendwo jemandem begegnen." Maria Reuter hätte gern
einen Plan gehabt, was sie auf die Frage "Na, was ist es denn?" beim
Blick eines Nachbarn, Bekannten oder Fremden in den Kinderwagen sagen wird.
Was sagen wir den anderen?
Kurz nach der Geburt erfahren die Reuters, dass sie ein
intersexuelles Kind bekommen haben. Erste Fragen an die Ärzte sind kaum
beantwortet, da folgen die Entlassung aus der Klinik und der Alltag.
Wenn Sie zum ersten Mal von der Familie Reuter lesen, also
noch gar nicht wissen, dass die Reuters gar nicht Reuter heißen, dann klicken
Sie hier und sehen, wie alles begann. Wenn Sie aber bereits auf die Fortsetzung
der Geschichte gewartet haben, wie Maria Reuter den Schritt aus dem Schutzraum
Krankenhaus in ihren Alltag geschafft hat, dann lesen Sie einfach weiter.
Es war rund eine Woche nach der dramatischen Entbindung,
Not-Kaiserschnitt wegen Fußlage des Babys, Diagnose uneindeutiges Geschlecht,
als Familie Reuter nach Hause fuhr und sich fragte: Was sagen wir? Engste
Freunde und die Familie waren eingeweiht, dass statt des erwarteten Mädchens
ein Kind mit nicht eindeutigem Geschlecht zur Welt gekommen war. Im Krankenhaus
hatte eine zwar mitfühlende, aber letztlich sehr medizinische Aufklärung
stattgefunden, bei der die Eltern zum ersten Mal mit der Tragweite des Befundes
konfrontiert worden waren. Intersexuell, zwischengeschlechtlich, mehrdeutig:
Das heiß ersehnte Mädchen hatte mehr mit auf die Welt gebracht, als alles,
wovon die Eltern jemals gehört hatten.
Jetzt nichts Falsches sagen
Nun war also die Woche in der Klinik vorbei, die Begegnung
mit dem Alltag stand an. Neben Freunden und Familie würden Fragen von Menschen
kommen, die einfach im Vorbeigehen kurz in den Kinderwagen schauen und ein Baby
angucken wollen. Und garantiert nach dem Geschlecht fragen, wenn die Kleidung
nicht rosa oder hellblau ist. "Ich sehe uns noch hier ankommen und ich
wollte, dass wir wissen, ob wir jetzt Junge oder Mädchen sagen", erzählt
Maria Reuter von der Stunde ihrer Heimkehr. "Es ist uns niemand begegnet,
wir konnten unbemerkt durch das Treppenhaus nach oben gelangen, aber dann war
klar: Das ist jetzt das, was ansteht." Statt stolz das eigene Kind
präsentieren zu können, muss eine Strategie her. "Das war der absolute
Tiefpunkt", weiß Maria Reuter noch genau.
Die ersten Tage nach der Heimkehr aus dem Krankenhaus werden
zur emotionalen Achterbahnfahrt. Das Dilemma mit der geschlechtlichen
Uneindeutigkeit ist überwältigend, die eheliche Kommunikationsfähigkeit steht
auf dem Prüfstand. Und ganz nebenbei sind das Baby und der große Bruder zu
versorgen. Während die Mutter dem Problem aus dem Weg gehen möchte und zunächst
darauf drängt, einfach zu sagen, es sei ein Mädchen, ist ihr Mann strikt
dagegen. Irgendwann wird den Eltern die gesamte Dimension bewusst: "Wir
hatten das Gefühl, was auch immer wir jetzt sagen, könnte falsch ausgelegt
werden. Was machen wir, wenn es dann hinterher doch anders ist?" Die
Eltern erkennen, mit wie viel Stigma ein Geschlechtswechsel behaftet ist:
"Der Gedanke, dass das Geschlecht sich ändern kann, ist in dem Moment
unheimlich erschreckend. Man denkt, da kommt man gleich in einen Topf mit Transvestiten
und Transsexuellen und fragt sich: 'Mit wem werde ich da in eine Schublade
gesteckt?' Das sind Leute, die bisher immer weit weg waren." Bald merken
die beiden, dass dies genau die Art Vorurteil ist, vor dem sie sich selbst
fürchten: "Ach so, die haben sich das auch nicht ausgedacht, um die Welt
zu ärgern! Die wollen einfach nur sie selber sein."
Die Hamburger Psychotherapeutin Hertha Richter-Appelt, eine
der führenden Expertinnen zum Thema Intersexualität, erklärt die Verunsicherung
betroffener Eltern Kinder so: "Eltern haben Fantasien über ihre Kinder,
das geht schon vor der Geburt los. Die Tatsache, dass es ein Kind ist, bei dem
man nicht weiß, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, verunsichert erst mal.
Man fragt sich, ob dieses Kind Partner haben wird, wie es im Beruf zurechtkommt
et cetera. Eine sehr aufgeklärte Familie wird offen damit umgehen können, das
erfordert jedoch starke Persönlichkeiten. Es gibt auch Familien, wo die Eltern
nicht wollen, dass die Geschwister erfahren, was mit diesem Kind los ist. Auch
heute noch."
Kind ohne Namen
Schließlich wird dem Paar klar, dass es so nicht weitergehen
konnte. Das Versteckspiel muss ein Ende haben, sie waren ja auch früher keine
verschlossene Menschen gewesen. Es hilft nur Ehrlichkeit. Für Maria Reuter
kommt es zur ersten Begegnung mit einem Fremden: "Es war ein Nachbar, der
die Straße fegte. Ein älterer Herr, den ich nicht besonders gut kannte, und er
fragte gleich: 'Was ist es denn?' Dann habe ich gesagt: 'Ich kann es Ihnen
leider nicht sagen. Wir wüssten es auch gerne, aber das Kind ist mit
uneindeutigem Geschlecht geboren und es werden noch weitere Tests
gemacht.'" Nachdem es erst einmal raus war, ging die Mutter immer
beherzter vor. "Ich habe sehr früh angefangen, die Leute zu ermutigen, und
gesagt: 'Ich freue mich, dass Sie fragen!'" Und als eine gewisse Routine
eingesetzt hatte, folgte der nächste Schritt und sie sagte: "Ihr könnt
mich auch übermorgen wieder fragen, ob es schon was Neues gibt!" Sie hätte
sonst das Gefühl gehabt, dass weiterhin Unsicherheit im Raum steht. Das
Verrückte war: Kaum jemand fragte nach. "Sobald man das Kind kennt,
verliert die Frage zum Geschlecht offenbar an Relevanz", schließt Maria
Reuter heute daraus.
Natürlich gibt es auch kuriose Erlebnisse wie dieses:
"Wir hatten eine Versicherungskarte, da stand drauf: Ohne Namen und dann
der Nachname, also 'Ohne Namen Reuter', weil das Kind ja noch keinen Vornamen
hatte. Mit dieser Versichertenkarte ging ich damals in die Apotheke bei uns um
die Ecke, um die Augentropfen zu bekommen, die Babys am Anfang kriegen. Die
Apothekerin guckt darauf und lacht sich kaputt. Das ist ja auch total lustig!
Ich fand es schön, dass sie so natürlich reagiert hat. Am nächsten Tag kam ich
zurück, um das Medikament abzuholen, da war ihr das hochnotpeinlich, dass sie
so gelacht hatte! Sie war offenbar inzwischen aufgeklärt worden, was Sache ist.
Ich glaube, das ganze Viertel wusste längst Bescheid, als wir noch darüber
nachgedacht haben, 'Wem sagen wir was?'."
Auswahl an geschlechtsneutralen Namen wächst
Die Reuters beschließen, ihrem Kind einen weiblichen
Vornamen sowie einen geschlechtsneutralen Mittelnamen zu geben. Letzteres wäre
heute nicht mehr notwendig: "Das würde ich heute anders machen, denn der
Rufname ist der Rufname, das ist das, was das Kind gewohnt ist und den wechselt
man nicht einfach so. An seinem Namen hängt man ja, das bin ich, das ist ein
Stück meiner Identität. Heute würde ich dem Kind sofort einen androgynen Namen
geben." Sascha, Robin, Luca, Mika - die Auswahl an geschlechtsneutralen
Namen nimmt zu. Ein Vorname muss heute nicht mehr geschlechtsspezifisch sein,
spätestens seit 2010 auch nicht mehr durch einen eindeutigen zweiten Vornamen
ergänzt werden, wie die Juristin Konstanze Plett von der Universität Bremen,
die sich schon lange mit Intersexualität beschäftigt, im Gespräch mit stern.de
erklärt.
Das Kind der Reuters geht inzwischen zur Schule und findet
seinen Namen zum Glück prima. Nach der großen Anteilnahme in unseren
Facebook-Kommentaren wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, was Maria Reuter
ihrem Kind antwortete, als es zum ersten Mal gefragt hat: "Was bin ich
denn jetzt?".
Quelltext: . http://www.stern.de/familie/kinder/diagnose-intersexualitaet--teil-2-was-sagen-wir-den-anderen--3304774.html
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