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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2017
Bitte kopiert den Link und Gebt
diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
Menschen deren Geschlecht unspezifisch ist gehören zur
Normalität dazu auch wenn sie Exoten sind.
Das darf man bei aller "Normalität" eben nicht
vergessen. Gleichwohl bedeutet es für alle Beteiligten immensen Stress, eben
nicht "normal" zu sein. Einfach weil Normalität das Leben
vereinfacht, weil Ausnahmen von der Regel, eben auch Sonderregeln brauchen, die
es nicht immer geben kann, weil sie anders sind. Das überfordert häufig viele
normale Menschen, die kaum mit dem eigenen Leben klar kommen und die
Betroffenen allemal. Wer das Beste für alle will, darf niemals nur die eine
oder andere Seite sehen. Denn sowohl die Betroffenen selbst, wie auch die die
damit nicht umgehen können, sind Opfer der Umstände sein. wir leben
merkwürdigen in Zeiten, in denen diejenigen, die zu Opfern einer Straftat
werden medial weniger Aufmerksamkeit als Tätern gewidmet wird, wenn es um
Ausgrenzung geht, verhält es sich genau umgekehrt. Rational ist weder das eine
noch das Andere.
Aus dir sollte wohl eher ein Junge werden!
Auf dem Papier wurde viel getan für Kinder, die nicht
eindeutig als Mädchen oder Junge zur Welt kommen. In der Praxis und für ihren
Platz in der Gesellschaft bleibt es aber schwierig.
Schon von frühester Kindheit an hat Sandrao gespürt, dass es
ein Es war: kein Junge und auch nicht das Mädchen, zu dem seine Eltern es
machen wollten. Es widersetzte sich, es sagte: „Ich bin kein Mädchen.“ Doch die
Eltern zwangen Sandrao, das damals noch Sandra hieß, Röcke und lange Haare zu
tragen, und verboten ihm, mit Autos zu spielen. Sandrao gehorchte, so wie es
immer gehorcht hatte. Dennoch sagten Verwandte oft zu ihm: „Aus dir sollte wohl
doch eher ein Junge werden.“
Freunde hatte es keine, es war so anders als alle anderen
Kinder, dass es sich nicht für sie interessierte und sie sich nicht für
Sandrao. Heute noch passt es in keine der beiden Geschlechtskategorien, daher
will es ganz bewusst nicht mit den Pronomen „sie“ oder „er“ bezeichnet werden,
sondern mit dem für ein drittes Geschlecht. Und weil es das im Deutschen nicht
gibt, erduldet Sandrao, 37, das „es“ als Pronomen für sich. Eine Erleichterung
ist dieses „es“ trotz allem für Sandrao, weiß es doch überhaupt erst seit
zweieinhalb Jahren, dass es ein zwischengeschlechtlicher Mensch ist. Durch
Zufall kam das heraus, weil eine Gynäkologin seine Operationsnarben im
Genitalbereich entdeckte.
Diese Enthüllung war ein Schock und gleichzeitig auch ein
Glücksgefühl: „Mein ganzes Leben lang habe ich gedacht, ich sei ein Monster,
das sich verstecken müsse. Und dann war da plötzlich die Erkenntnis: Ich bin
ein ganz normaler Mensch, ich bin von der Natur so gemacht worden, wie ich war,
bevor die Ärzte an mir herumgepfuscht haben. Auf einmal hatte ich Worte für
mein Gefühl“, sagt Sandrao.
Sandrao wäre lieber so geblieben, wie es geboren wurde
Herumpfuschen, das ist ein hartes Wort. Ist es
gerechtfertigt? Sandrao sagt: Ja. Als es fünf war, wurde es kastriert, das
heißt, ihm wurden ein Hoden und ein Eierstock entfernt, weil es eben von jedem
eins hatte. Dann wurde das Mittelteil des ebenfalls vorhandenen kleinen Penis
herausgeschnitten. Der Rest wurde umgeformt, so dass er nun einer Klitoris
ähnelt, und dann die Spitze wieder aufgenäht. Warum man das alles gemacht hat –
ob es dafür eine medizinische Notwendigkeit gab, das weiß Sandrao nicht genau,
weil seine Eltern ihm als Kind lediglich gesagt haben, es habe „da unten“ mal
zwei „Hubbel“ gehabt, und die habe man wegmachen müssen. Seitdem konnte es nie
wieder mit ihnen darüber reden, weil sein Vater gestorben ist und seine Mutter
sich weigert und die Klinik, in der das alles passiert ist, Sandraos Unterlagen
nicht alle herausrückt.
Sicher ist nur, dass Sandrao – wie etwa jedes zweitausendste
Kind, das in Deutschland geboren wird – weder Junge noch Mädchen war, als es
auf die Welt kam. So haben die Ärzte entschieden, was Sandrao sein würde: eine
Sandra. Warum? Es sei eben einfacher, ein Loch zu graben, als einen Stab
aufzubauen, so hat das kürzlich mal ein Arzt erklärt, mit dem Sandrao sprach.
Sandrao selbst aber wäre lieber so geblieben, wie es geboren
wurde. Es findet, es sei nicht nur kastriert, sondern auch verstümmelt worden.
Sehr viele Nerven wurden bei den Operationen zerstört. „Jetzt gleicht das da
unten einem toten Stück Fleisch. Es gibt nur eine ganz kleine Stelle, an der
ich ein bisschen was spüre.“ Sexuelle Lust verspürt Sandrao nur unter
Schmerzen.
Noch immer wird viel zu oft zu früh operiert
Olaf Hiort, Professor für Endokrinologie am Hormonzentrum
für Kinder und Jugendliche der Uniklinik Schleswig-Holstein, ist betroffen von
Sandraos Fall. Aber er liege weit in der Vergangenheit. Heutzutage sei man
zumindest an seiner Klinik sehr viel zurückhaltender, wenn es ums Operieren
gehe. Schließlich gibt es seit 2005 entsprechende internationale und seit
kurzem auch deutsche Leitlinien, an deren Fassung Selbsthilfegruppen
mitgearbeitet haben. Darin steht, dass die Ärzte Kinder wie Sandrao nur dann
operieren sollten, wenn es aus medizinischen Gründen absolut notwendig sei.
Für andere Kliniken als die seine mag Hiort allerdings nicht
sprechen, denn auch er kennt Untersuchungen wie die von Ulrike Klöppel,
Mitarbeiterin am Zentrum für interdisziplinäre Geschlechterstudien der Berliner
Humboldt-Universität. Sie hat ausgerechnet, dass es, seit es die neuen
Leitlinien gibt, nicht viel weniger kosmetische Operationen an
intergeschlechtlichen Kindern gibt. „Es ist nicht in allen Kliniken die
entsprechende Kompetenz vorhanden, auch mal von einer Operation abzuraten“,
sagt Hiort.
Auch ein vor wenigen Wochen erschienener Bericht von Amnesty
Internationalbestätigt dies. In Deutschland sei es noch weitverbreitet,
zwischengeschlechtliche Kinder an den Genitalien zu operieren. So sollen sie
schnellstmöglich „normalisiert“ werden, also eindeutig männlich oder weiblich
werden. Oft haben diese Operationen aber gar keinen medizinischen Sinn, sondern
sind reine Kosmetik. „Es werden alltagsweltliche Argumente herangezogen, um die
Notwendigkeit einer Vereindeutigung zu begründen“, so Katja Sabisch,
Professorin für Gender Studies an der Ruhr-Universität Bochum. Ärzte wie Eltern
seien überzeugt, dass ein zwischengeschlechtliches Kind gesellschaftliche
Diskriminierung erfahren werde, und legitimierten so – unter Bezugnahme auf das
„Kindeswohl“ – die Eingriffe. „Statt zu sagen, dieses Kind ist normal und wird
sich gesund entwickeln, sagen sie, dass etwas nicht stimmt und sie es mit einer
Operation richten können“, heißt es in der Studie von Amnesty International.
Selbst wenn dies sicher nicht auf alle Ärzte zutrifft, so
stimmt es doch für weite Teile der restlichen Gesellschaft. Neulich zum
Beispiel war eine Familie aus einer sehr katholischen Gegend bei Endokrinologe
Hiort, und Hiort riet dieser Familie, ihr Kind noch nicht auf eines der beiden
Geschlechter festzulegen. „Aber die Eltern spürten einen wahnsinnigen sozialen
Druck, es doch zu tun: Der Priester weigerte sich, ihr Kind zu taufen. Und der
Standesbeamte weigerte sich, das Geschlecht des Kindes in der Geburtsurkunde
offenzulassen“, sagt der Arzt.
Malta ist weiter als Deutschland
Dabei ist das genau das, was der Gesetzgeber fordert: Seit
2013 soll ein zwischengeschlechtlicher Mensch in amtlichen Dokumenten wie zum
Beispiel dem Pass weder als Mann noch als Frau bezeichnet werden, sondern als
gar nichts, weil im Personenstandsgesetz seitdem steht: „Kann das Kind weder
dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, so ist der
Personenstandsfall ohne eine solche Angabe in das Geburtenregister
einzutragen.“
Da offensichtlich Theorie und Praxis bei diesen Fällen immer
noch weit auseinanderliegen, fordert Amnesty International in seinem Bericht,
dass mehr Druck auf Ärzte ausgeübt wird. Das Gesundheitsministerium solle
endlich dafür sorgen, dass die Ärzte mit diesen kosmetischen Operationen
aufhörten.
Zwischengeschlechtliche Kinder sollten nur noch dann operiert und
mit Hormonen behandelt werden, wenn sie sonst in Lebensgefahr gerieten.
Hormonbehandlungen seien beispielsweise angebracht, wenn ein Mensch
lebensbedrohliche Hormondefizite aufweise. Ansonsten solle man abwarten, bis
diese Kinder selbst entscheiden könnten, was sie wollten.
Dass es hier für das Handeln der Bundesregierung tatsächlich
noch Luft nach oben gibt, kann man am Beispiel Malta sehen: Dort ist es seit
zwei Jahren verboten, zwischengeschlechtliche Babys oder Kinder operativ einem
Geschlecht zuzuordnen. Die Ärzte dort müssen warten, bis diese Menschen so alt
sind, dass sie der Operation zustimmen können.
Die Eltern von Gerda, 12, sind vor einer Operation
zurückgeschreckt. Gerda hat einen XY-Chromosomensatz, aber der Penis ist nur
schwach ausgebildet, man kann genauso gut vergrößerte Klitoris dazu sagen. Die
Hoden befanden sich nach der Geburt im Bauchraum, einer ist nicht vollständig
entwickelt, der zweite nur als Gewebestrang ausgebildet. Das Kind hat zudem
eine Gebärmutter und eine Vagina.
Geschlechtsfestlegung erst in der Pubertät
„Gonadendysgenesie“ heißt diese Abweichung von der Norm, und
die Gefahr, die damit einhergeht, ist, dass sich in den Hoden Tumore bilden. Um
das Risiko zu minimieren, haben die Eltern den Ärzten erlaubt, Gerdas Hoden aus
dem Bauchraum in die Leistengegend zu verlegen, als sie zwei war. Mehr aber
auch nicht, obwohl die Ärzte darauf drangen. Eine kluge Entscheidung war das:
Gerdas Hoden produzieren, seit er in der Pubertät ist, so viele Hormone, als
sei er ein Junge. Von seinen Mitschülern wird er auch eher als Junge
wahrgenommen, von Erwachsenen indes eher als Mädchen. „Unser Kind will momentan
beides sein und bleiben. Bisher ist alles gut gelaufen“, sagt seine Mutter. Und
Gerda gehe ganz natürlich mit seiner Zwischengeschlechtlichkeit um. Vor einiger
Zeit hat er sogar ein Referat zu dem Thema in der Schule gehalten.
Tatsächlich erweist sich erst in der Pubertät, ob sich zwischengeschlechtliche
Menschen einem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen oder, wie Sandrao, sich
eher zwischen ihnen verorten. Fatal, wenn dann durch eine Operation
irreversible Fakten geschaffen wurden, die dem Gefühl des Menschen
zuwiderlaufen, der mit dem ihm aufoktroyierten binären Geschlecht leben muss.
Ganz davon zu schweigen, dass Menschen, denen die Keimdrüsen, also Hoden oder
Eierstöcke, entnommen wurden, ihr Leben lang Hormone schlucken müssen, weil sie
diese nicht mehr selbst bilden können. Doch wie viele und welche? „Sie werden
Ihr Leben lang ein Menschenversuch bleiben“, sagte kürzlich ein Professor zu
Sandrao, als er nicht wusste, welche Hormondosen er Sandrao verschreiben
sollte. Es ist zurzeit aufgrund seines Hormonmangels und der daraus resultierenden
körperlichen Beeinträchtigungen arbeitsunfähig.
Entsprechend bitter fällt seine Bilanz aus: „Mein Leben
wurde zerstört. Mein ganzes Potential wurde mir genommen. Wenn man mir meinen
Körper gelassen hätte, hätte ich vielleicht Kinder zeugen und gebären und ein
erfülltes Sexualleben haben können.“ Das geht aus den etwa hundert Seiten
seiner Krankenakte hervor, die seine damalige Klinik ihm bis jetzt eher
widerwillig überlassen hat. So aber ist an beides nicht einmal zu denken, und
auch eine gut funktionierende Partnerschaft hatte Sandrao noch nie. Hinzu
kommen jahrelange Depressionen, die aus dem Gefühl resultierten, etwas sein zu
müssen, was andere in ihm sehen wollten. „Ich war in einem Gedankengefängnis“,
sagt Sandrao. Erst seit es weiß, dass es alles sein kann – Mann und Frau und
alles dazwischen –, hat Sandrao Zukunftspläne: Sandrao will herausfinden,
welchen Hormoncocktail sein Körper braucht. Es will dafür kämpfen, dass
zwischengeschlechtliche Kinder nicht mehr operiert werden. Und es will einen
Bus kaufen und um die Welt fahren, um einen Ort zu suchen, wo es sich zu Hause
fühlt.
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