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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2017
Bitte kopiert den Link und Gebt
diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
"Die Leute müssen
verstehen, dass es keine Normalität gibt"
Sich als
Frau fühlen und als solche akzeptiert werden: Dafür hat Stella Glitter ihr
Leben lang gekämpft. Die 68-Jährige ist transgender und queer und träumt von
einer freien Gesellschaft, wo auch Menschen, die nicht ins Schema passen, sich
selbst sein können.
Ein Bild an
der Wohnzimmerwand symbolisiert die Verwandlung einer Puppe in einen
Schmetterling. "Dies habe ich auch durchgemacht," meint Stella
Glitterexterner Link und lacht. Auf der Fotocollage ist ein junger Bursche in
Anzug und Krawatte mit einem etwas unbeholfenen Blick zu sehen. Unterdessen hat
er einer nonkonformistischen Frau Platz gemacht. Einer Frau, die sich ihr Leben
lang dafür eingesetzt hat, als solche akzeptiert zu werden. "Dieses
Selbstbildnis ist eine Art Erklärung: Ich bin hier, ich bin eine Frau, ich bin
transgender."
Aus ihrem
Küchenfenster in La Motte, einem Dorf im Kanton Jura nahe der Grenze zu
Frankreich, sieht Stella Glitter den Horizont. "Meine Präsenz ist
verworren. Der weibliche Aspekt, die männliche Stimme…'was für ein Lebewesen
ist das?', fragen sie. Und dann folgt Ablehnung, Feindseligkeit. Die Leute
sollten verstehen, dass es keine Normalität gibt." Ihre Hände greifen nach
einer Zigarette, während ihre Gedanken zurück in die Kindheit schweifen.
Etwa im
Alter von fünf Jahren, wenn die Kinder die Sexualität entdecken, merkte
Glitter, dass sie "anders" war. Ihr Körper kam ihr fremd vor, sie
konnte ihre Gefühle aber nicht in Worte ausdrücken. Mit der Pubertät kamen die
Zweifel, das Gefühl, "daneben zu sein, eine Sünde begangen zu haben. Ich
fühlte mich total unsicher und durcheinander, konnte mich aber nicht
wehren".
Als Tochter
eines Pfarrers und Älteste von sieben Geschwistern musste sie mit dem guten
Beispiel voran. Also versuchte sie mit aller Kraft, in die Haut eines Mannes zu
schlüpfen. In Schöftland, einem kleinen Dorf im Kanton Aargau, trat sie einem
Fussballclub bei, arbeitete auf den Feldern und lernte Trabpferde zu
dressieren, eine Leidenschaft, die sie noch heute begleitet. "Ich füllte
meine Tage aus, um mich nicht mit meinem inneren Aufruhr befassen zu
müssen." Ihre Mutter wusste, was vorging, stellte sich aber taub, war
unfähig, sich mit etwas Unbekanntem auseinanderzusetzen.
Rebellion
auf der Strasse, Schweigen im Innern
Mit 20, nach
der Matura, zog Stella Glitter nach Zürich, um Veterinärmedizin zu studieren.
Das war Anfang der 1970er-Jahre, als die Stadt ihre kleine Revolution erlebte.
Die Jugend debattierte über eine freiere Gesellschaft, auf der Strasse
demonstrierte sie gegen die Repression des Staates. Glitter war von diesem
rebellischen Geist fasziniert und schloss sich der Autonomiebewegung an. Das
Universitätsstudium liess sie sausen, um sich voll dem politischen Kampf zu
widmen. Sie arbeitete in einer Fabrik, aus Solidarität mit der Arbeiterklasse,
und machte den Taxiführerschein, um etwas Geld zu verdienen.
In den
Zürcher Nächten suchte die Jugendliche in den wenigen Bars, wo Transsexuelle
verkehrten, nach Gleichgesinnten. "Damals gab es noch keine LGBT-Szene.
Dank Büchern lernte ich, dass ich nicht allein war." Stella Glitter fand
in David Bowie ein Vorbild, mit dem sie sich identifizierte, und in der Liebe
zu einer Frau einen Freiraum. "An ihrer Seite konnte ich zum ersten Mal
aus meiner männlichen Rolle schlüpfen und mich selbst sein."
Im Umfeld
der linksextremen Szene war das Thema Transsexualität noch ein Tabu, wie
übrigens auch die Homosexualität. Auch wenn ihre Freunde sie nun Stella
nannten, so blieb sie für sie doch immer ein "Kumpel". Und auch bei
den Feministinnen gab es keinen Platz für sie. "Ich glaube, sie sahen in
mir eine Bedrohung und wussten nicht, wo sie mich hintun sollten. Und damals
zählte nur die Revolution. Im Grunde genommen waren die Leute viel angepasster,
als sie dachten." Stella Glitter blieb diskret und suchte in der Kunst ein
Ausdrucksmittel. "Ich lernte Gitarre spielen, hatte eine Punk- und später
eine Rock'n'Roll-Band. Ich machte Theater, tanzte, schrieb…Meine
Transsexualität lebte ich aber weiterhin im Geheimen, mit meiner
Gefährtin."
Übergang zur
"Neugeburt"
Der
Wendepunkt kam mit 31 Jahren. 1980 wurde Stella Glitterexterner Link wegen
eines Banküberfalls zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sie kam in
einen Männerknast, wo sie wohl oder übel ihre wahre Identität kaschieren
musste. "Ich hing nie besonders am Leben, aber in dieser Zeit konnte ich
mich nicht mehr selber im Spiegel anschauen, ohne zu denken, dass ich ein
falsches Leben lebte."
Als sie
freikam, begann die lange Übergangsphase. Ein dreitägiger psychologischer Test
in Brüssel, eine erste Hormonkur, die scheiterte, und dann eine zweite. Mit der
Zeit wurde ihr Körper weicher, der Bartwuchs stoppte, der Busen wuchs. Anderes
war nicht so einfach zu verändern, wie etwa ihre gebrochene und tiefe Stimme,
mit welcher sie Elvis interpretierte. Auf die Freude folgte bald Ernüchterung.
"Jahrelang hatte ich von der Frau geträumt, die ich sein wollte - und war
vom Resultat schlicht und einfach enttäuscht. Die Idee, plastische Chirurgie zu
beanspruchen und meine Stimmbänder zu operieren, lehnte ich ab, es war eine
Grenze, die ich nicht überschreiten wollte."
Mit der Zeit
begann Glitter, ihren neuen Körper zu lieben, merkte aber, dass sie noch
weitere Schritte tun musste, um wirklich "neu geboren" zu werden.
Nämlich die Brücke zu alten Freunden abbrechen, die nicht fähig waren, sie als
Frau anzuerkennen. Und sich zudem einer Geschlechtsumwandlungs-Operation
unterziehen – auch wenn dieser Entscheid sie von ihrer ersten grossen Liebe
distanzierte.
"Ich
hatte immer ein Problem mit meinem Penis gehabt, er fühlte sich wie ein
Fremdkörper an. Deshalb entschied ich mich für eine Operation und hatte das
Glück, auf einen Spezialarzt zu treffen, der mir helfen konnte." Stella
Glitter breitete die Flügel aus und flog los. "Endlich konnte ich in den
Spiegel schauen, ohne Ekel zu empfinden, eine Frau lieben und mich als Frau
geliebt fühlen. Im Vergleich mit anderen Transgender-Personen konnte ich meinen
Weg problemlos weitergehen. Auch deshalb erzähle ich heute hier meine
Geschichte."
Highheels
und Rock in der Schublade
In einer
Gesellschaft, die jenen misstraut, die nicht ins Schema passen, musste sich
Stella Glitter arrangieren und darauf verzichten, ihre Weiblichkeit in vollen
Zügen auszuleben. "Nach der Operation trug ich zwar Stöckelschuhe und
Röcke, aber die Leute hielten mich für eine Transvestitin." "Ich
wollte mit den Regeln und Konventionen brechen, aber man ist nie völlig frei
vom Urteil anderer."
Für Glitter
gibt es dennoch gewisse Fortschritte. Das Thema Transgender ist kein Tabu mehr,
die Medien berichten darüber, und auch auf rechtlicher Ebene ist einiges
passiert: Die Schweiz gibt langsam Praktiken auf, die als unmenschlich gelten,
wie etwa die Sterilisationspflicht für Personen, welche ihr Geschlecht ändern
wollten. Im Alltag aber begegnet sie noch immer Angst und Misstrauen. "Bis
vor zwei Jahren wurde ich jeweils auf der Frauentoilette beschimpft. Heute kann
ich mich mit ein paar Lachern und einem sarkastischen Kommentar begnügen."
Stella
Glitter bezeichnet sich als avantgardistisch, denn in ihrer idealen Welt gibt
es keine Kategorien, sondern viele verschiedene Möglichkeiten, die eigene
Geschlechtsidentität und Sexualität zu leben. Eine Welt, in der man eine
männliche Stimme und feminine Züge haben kann und deshalb nicht als Bedrohung
für die Gesellschaft wahrgenommen wird. "In diesem Sinne bin ich 100%
queer, das heisst Teil dieser Bewegung, welche die Aufteilung in nur zwei
Geschlechter (Binarismus) klar ablehnt."
Freiheit um
jeden Preis
Mit einem
melancholischen Blick zündet sich Glitter eine letzte Zigarette an. Ihr Gesicht
zeugt von Reife, aber ihren rebellischen Geist hat sie keineswegs verloren.
Noch immer suchen ihre Augen am Horizont nach Freiheit. Vor einem knappen Jahr
verliess sie die Hektik der Metropole Zürich und liess sich im ländlichen Jura
nieder – in einer "Künstler-Residenz".
Die
Rentnerin verbringt ihre Tage mit Malen, Musik, Schreiben und langen
Spaziergängen in den Wäldern. "Ich habe immer nach dem Weg der
grösstmöglichen Freiheit gesucht und ihn in der Kunst gefunden." Ab und zu
kehrt sie in ihre Stadt zurück, um Rock'n'Roll zu spielen oder ihre Bilder
auszustellen. "Ich habe eine lange Liste gemacht mit allem, was ich malen
möchte. An der Zeit fehlt es mir sicher nicht."
Angst vor
dem Altern hat sie nicht. Sie ist ruhiger geworden. "Ich habe eine gewisse
Harmonie gefunden. Ich weiss, was ich von den Leuten erwarten kann. Und mit 68
lasse ich mich nicht mehr verletzen und beleidigen. Nehmt mich, wie ich bin,
oder lasst mich in Ruhe."
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