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Geschrieben
und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2018
Es wird immer
schwerer, Hass und Unwahrheiten wie Diskriminierung zu entgehen. In Zeiten von Fake News, Social
Bots und Hate-Speech glauben wir mehr denn je daran, dass Seiten wie
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diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Hey Du hast es und brauchst es,
deswegen Spende Blut, denn es fehlt in der ganzen Welt!
Ich habe Ihn, Du auch?
Organspenden können andere zum Leben verhelfen, sei stolz auf dich selbst mache
Ihn Dir den Organspende Ausweis!
Hey you have it and need it, so donating blood,
because it is missing in the world!
I
had him, you also? Organ donation can help others to life, be proud of your self
doing Him Get donor card!
Das Recht, ein Zwitter zu sein
Weder Mädchen
noch Junge, etwas von beidem oder irgendwo dazwischen – das nennt man
intersexuell, wenn ein Mensch genetisch und/oder körperlich und hormonell
zwischen beiden Geschlechtern steht. Bei der Geburt ist das häufig ein schwerer
Schock für die Eltern, vielen fällt es schwer, darauf zu warten und zu
vertrauen, dass ihr Kind später einmal selber entscheiden wird, ob es sich
männlich, weiblich oder dazwischen fühlt. Juristisch gibt es ein
„Zwischen-den-Geschlechtern“ in Frankreich nicht. Dort werden auch deshalb
jedes Jahr 2000 intersexuell geborene Kinder chirurgisch „korrigiert“ – zum
Jungen oder Mädchen „beschnitten“ – das ist dann irreversibel, ein Leben lang.
Vincent Guillot ist intersexuell, seine Eltern entschieden, Vincent soll ein
Junge sein. Heute als Erwachsener ist er damit nicht einverstanden, er fühlt
sich seelisch zwischen den Geschlechtern, doch körperlich ist er zum Jungen
operiert worden. Vincent kämpft für die juristische Anerkennung der
Intersexuellen in Frankreich und gegen die Korrektur seiner Natur durch die
Ärzte – er fühlt sich als ein Opfer staatlich verordneter Folter.
Immerhin 106
Jahre lang nahm das „Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten“ von 1794
die Existenz von Menschen ohne eindeutige Geschlechtszuordnung zur Kenntnis: „§
19. Wenn Zwitter geboren werden, so bestimmen die Eltern, zu welchem Geschlecht
sie erzogen werden sollen. § 20. Jedoch steht einem solchen Menschen, nach
zurückgelegtem achtzehntem Jahr, die Wahl frei, zu welchen Geschlecht er sich
halten wolle.“
Dieser historisch
bemerkenswerte Fortschritt in der juristischen Wahrnehmung menschlicher
Vielfalt wurde in Deutschland am 1. Januar 1900 mit dem Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs wieder kassiert. Seitdem musste das Geschlecht des
neugeborenen Kindes im Geburtenregister eindeutig benannt werden: männlich oder
weiblich. Mit den Fortschritten der modernen Medizin entschieden sich vor allem
ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts viele Eltern, ihren Säugling bei zweideutig angelegten Geschlechtsmerkmalen durch
eine Operation eindeutig beschneiden zu zu lassen – und ahnten nicht, welche
schweren seelischen und körperliche Folgen diese Eingriffe für ihre Kinder
haben könnten.
Erst seit
dem 1. November 2013 ist es in Deutschland wieder möglich, dass Eltern bei der
Geburt ihres Kindes die Rubrik „Geschlecht“ ohne Angabe lassen können. Immerhin
nach 113 Jahren ein winziger Fortschritt in Richtung des Preußischen
Landrechts, aber noch immer viel zu wenig für die Interessenvertreter der
Menschen zwischen den Geschlechtern in Deutschland. Sie kämpfen für ihre
juristische und soziale Anerkennung und helfen Eltern, Kindern und Erwachsenen,
die davon betroffen sind. Über 100 Jahre lang haben intersexuelle Menschen im
Verborgenen leben müssen, es ist höchste Zeit, sie in ihrem Anderssein endlich
wieder anzuerkennen.
Intergeschlechtlichkeit: "Es gibt mehr als Mann
und Frau"
Bis zu
1,7 Prozent der Bevölkerung sind intergeschlechtlich. Die Menschen werden noch
immer in die Unsichtbarkeit gedrängt.
Als Erika
Schinegger 1966 Skiweltmeisterin wird, jubelt ihr ganz Österreich zu.
Doch der Jubel verklingt, als zwei Jahre später, bei einem Chromosomentestfestgestellt
wird, dass Schinegger männlich ist. Die kurze Karriere zerbricht, das
Leben des jungen Kärntners ist auf den Kopf gestellt (siehe Filmtipp unten).
Das ist 50
Jahre her. Intergeschlechtliche Menschen, die sich hinsichtlich innerer und
äußerer Geschlechtsorgane, Chromosomen, und/oder hormoneller Struktur nicht in
die Kategorien "männlich" und "weiblich" einordnen lassen,
leiden aber nach wie vor darunter, dass ihre Anliegen tabuisiert werden.
"Viele
wissen nicht, dass es Variationen bei Geschlechtsmerkmalen gibt. Dadurch werden
intergeschlechtliche Menschen in die Unsichtbarkeit gedrängt, obwohl
es genug gibt, die sich dazwischen finden – es gibt mehr als Mann und
Frau", sagt Tinou Ponzer vom Verein
intergeschlechtlicher Menschen Österreich (VIMÖ).
Nicht
eindeutig
Ponzer ist
selbst intergeschlechtlich und trägt bewusst einen Namen, der nicht eindeutig
männlich oder weiblich ist. "Ich habe mich in der Pubertät als Mädchen in
eine Richtung entwickelt, die ich nicht erwartet habe. Es waren vermehrt
männliche Hormone da, die zu starkem Bartwuchs führen." Variationen der
Geschlechtsmerkmale können etwa auch Behaarung, Stimmbruch, Brustentwicklung,
Körperbau und Fettverteilung betreffen.
Je nach
Begriffsdefinition sind bis zu 1,7 Prozent der Bevölkerung auf die eine oder
andere Weise intergeschlechtlich. Obwohl das Thema zunehmend präsenter wird,
erfahren viele erst spät, dass sie einen intergeschlechtlichen Körper haben.
Manche finden es nie heraus. Auch, weil oft bereits im frühen Kindesalter
irreversible hormonelle oder chirurgische Eingriffe zur Anpassung an ein
Geschlecht vorgenommen werden – ohne ihr Einverständnis. Dabei wird etwa die
Harnröhre verlegt, ein "zu kleiner Penis" vergrößert, eine "zu
große Klitoris" verkleinert oder gesunde Organe entfernt, die nicht der
vermeintlichen Norm entsprechen. Die Auswirkungen der Eingriffe erfordern
teilweise Folgeoperationen bis ins Erwachsenenalter sowie die lebenslange
Einnahme von Hormonen, wenn Keimdrüsen entfernt wurden. Manche Eingriffe führen
zu einem Verlust der sexuellen Empfindsamkeit oder der Fortpflanzungsfähigkeit.
"Diese
geschlechtsmodifizierenden Maßnahmen sind medizinisch meist nicht notwendig und
beschränken die zukünftige Entscheidungsfreiheit ganz erheblich. Interpersonen
beschreiben ihre damit einhergehenden Erfahrungen häufig als gewaltvoll und
traumatisierend", sagt Marija Petričević. Die Juristin befasste sich
für ihre Dissertation mit Rechtsfragen der Intergeschlechtlichkeit und
engagiert sich bei der Plattform
Intersex Österreich.
Schwere
Folgen
Zwar sei
eine zunehmende Sensibilisierung von Eltern und Behandelnden zu beobachten,
dennoch zeigen internationale Studien, dass geschlechtsmodifizierende
Operationen bei Kindern und Jugendlichen immer noch stattfinden. Diese können
zu lebenslangen und potenziell schwerwiegenden Folgen für das physische und
psychische Wohlbefinden intergeschlechtlicher Kinder führen, wenn sie ohne ihr
Einverständnis erfolgen, weiß Petričević.
"Darüber
hinaus verletzen sie ihr Recht auf freie Entwicklung der Persönlichkeit, auf
körperliche Unversehrtheit und auf eine offene Zukunft." Bisher ist Malta das
einzige Land weltweit, das fremdbestimmte und medizinisch nicht notwendige
geschlechtsmodifizierende Eingriffe an Kindern explizit gesetzlich untersagt.
In Österreich befasst
sich derzeit der Verfassungsgerichtshof damit, ob künftig im Zentralen
Personenstandsregister ein drittes Geschlecht eingetragen werden kann. Einem
Antrag, diese dritte Option etwa mit "inter", "anders",
"unbestimmt" oder "X" zu bezeichnen, wurde in den
Vorinstanzen nicht stattgegeben. In einzelnen Ländern wie Australien gibt
es sie bereits.
"Nicht
zwei Kasterln"
Für
Betroffene ein wichtiger Schritt. Geschlechtsvielfalt soll aber auch
gesellschaftlich positiv wahrgenommen werden, meint Ponzer. "Es geht nicht
immer um zwei Kasterln, aber wenn nicht aufgeklärt wird, dann merken Menschen
oft nicht, dass sie jemanden ausschließen, wenn sie nur von Mann und Frau
sprechen."
Die Geschichte
1966 wird
die Österreicherin Erika Schinegger Weltmeisterin der Damen-Abfahrt.
Nach einer triumphalen Heimkehr sollen 1968 die Olympischen Spiele in Grenoble,Frankreich,
folgen. Auf- grund von Hormonmissbrauch finden vor den Spielen erstmals Tests zur
Geschlechtsbestimmung der Teilnehmer statt. Für Schineggerbringen sie ein
lebensveränderndes Ergebnis: Er ist männlich. FilmemacherReinhold Bilgeri zeigt
die Geschichte von "Erik & Erika".
Quelltext: https://kurier.at/leben/intergeschlechtlichkeit-es-gibt-mehr-als-mann-und-frau/312.549.076
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