Dienstag, 19. April 2022

Der lachende Dritte

Meine lieben Besucher, Danke für das kommen!Da wir von Facebook wie Google gesperrt sind, wegen angeblicher Pornographie, bitten wir Euch uns zu helfen!

Teilt diesen Blog auf euren Wegen, denn das ist gelebte "Demokratie" keine Medien-Diktatur!

Danke! 

My dear visitors, thank you for coming!

Since we are banned from Facebook and Google because of alleged pornography, we ask you to help us!

Share this blog in your ways, because this is lived "democracy" not a media dictatorship!

Thanks!

 


Der lachende Dritte

19. April 2022. Als der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz neulich von einer "Zeitenwende" sprach, meinte er Deutschlands Außen-, Militär- und Energiepolitik. Dabei träfe das Wort auch auf die Sozialpolitik der Ampel-Koalition zu. Sie plant, in dieser Legislaturperiode das Transsexuellen- durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Personenstandsänderungen sollen dann nicht mehr langwierig (und für viel Geld) beim Gericht, sondern beim Standesamt möglich sein. Und zwar ohne sich davor bei zwei psychologischen Gutachter:innen seelisch nackig zu machen. Zuvor hatte bereits das Bundesverfassungsgericht nach und nach die meisten Bestandteile des von 1981 stammenden Transsexuellengesetzes kassiert: die verpflichtende Operation der Geschlechtsmerkmale ebenso wie die Zwangssterilisierung und die Zwangsscheidung.

"Echte" trans Menschen?

Gegen das neue Gesetzesvorhaben regt sich jetzt Widerstand – von Feminist:innen. Viv Smythe hat für sie den Begriff TERF geprägt: Transexclusionary Radical Feminist (also: Feministinnen, die trans Menschen ausschließen). Dazu gehört, höchst prominent, "Harry-Potter"-Autorin Joanne K. Rowling, die seit einigen Jahren mit transphoben Äußerungen auffällt und deshalb Ärger mit etlichen ihrer Fans hat. Dazu gehört die Philosophin Kathleen Stock, die trans Frauen beharrlich als Männer bezeichnet und 2021 nach anhaltenden, teils scharfen Protesten gegen ihre Positionen als Professorin im britischen Sussex zurücktrat.

Dazu gehört in Deutschland seit einiger Zeit auch Alice Schwarzer, die in ihrem zusammen mit Chantal Louis geschriebenen und soeben erschienenen Buch "Transsexualität. Was ist eine Frau? Was ist ein Mann?" Thesen vertritt, die sich grob so zusammenfassen lassen: Die in den vergangenen 30 Jahren deutlich steigende Anzahl von trans Menschen lasse damit erklären, dass es sich in den seltensten Fällen um "echte" trans Menschen handele. Schwarzer zufolge sind die meisten trans Männer Lesben, die unter den Schirm männlicher Privilegien wollen. Trans Frauen hingegen sind – so die Argumentation des Buchs – eigentlich Männer, die unter neuer Maskierung in geschützte Räume wie Frauenhäuser und -gefängnisse einzudringen versuchen. Das neue Gesetz werde es auch erlauben, dass schon Kinder und Jugendliche, kaum dass sie sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen, mit Hormongaben und OP's "verstümmelt" werden.

Um ihre Thesen zu stützen, zitiert sie Expert:innen wie den Münchner Jugendpsychiater Alexander Korte, der behauptet, die "Trans-Ideologie" sei ein "Homosexualitäts-Verhinderungs-Programm" – weil lesbische Mädchen und schwule Jungs über ein neues Geschlecht in der Heterosexualität landen wollen würden. Ihr Fazit: "Trans ist Trend". Und davon profitierten Pharmaindustrie, Mediziner:innen und – Männer. Alice Schwarzer hat sich zweifellos verdient gemacht um den Feminismus: ihr Kampf gegen den Abtreibungs-Paragraphen 218, ihre Ausführungen zu gesellschaftlich konstruierten Geschlechterrollen, ihre Stern-Klage. Was sie hier aber als populärwissenschaftliche Melange mit viel gefühlter Wahrheit präsentiert, ist nichts weniger an eine Kampfansage an den Queerfeminismus: Frauen sollten besser wieder für sich allein einstehen, weil Trans-Rechte am Ende Männern nutzt, ihnen entweder neue Männer zuführt oder ihnen die Türen zu exklusiven Frauenräumen öffnet. 

Nicht nur eine Phase

Schwarzers Argumentationen lassen sich leicht widerlegen. So sind Hormongaben und OP's (so sie denn überhaupt gewünscht sind – kein Transitionsprozess ist wie der andere) auch weiterhin das Ergebnis intensiver ärztlicher Beratungs- und Begleitungsprozesse und werden nicht begonnen, nur weil ein junger Mensch sich unwohl in seiner Haut fühlt. Außerdem gibt es keine Hinweise darauf, dass ein Selbstbestimmungsgesetz dazu führen würde, dass Menschen ständig ihren Geschlechtseintrag ändern – in Ländern, die eine derartige Gesetzgebung bereits haben (Argentinien, Malta, Dänemark, Luxemburg, Belgien, Irland, Portugal, Island, Norwegen, Uruguay und die Schweiz), liegt die Rückänderungsrate bei etwa einem Prozent; mehrmalige Änderungen gehen gegen Null. Jede Leitung eines Frauenhauses entscheidet schon heute autonom, wen sie aufnimmt und wen nicht. Und müssten, wenn Menschen durch eine OP in die Heteronormativität fliehen wollten, die Zahlen von trans Menschen früher nicht ungleich höher gewesen sein, als es noch als Stigma galt, lesbisch oder schwul zu sein? Der Trend, den Schwarzer auszumachen meint, also die zunehmende Sichtbarkeit von trans Menschen, könnte genau damit zusammenhängen: dass es heute angst- und restriktionsfreier als noch vor 30 Jahren möglich ist, so zu leben, wie man fühlt (wiewohl noch immer ordentlich Luft nach oben ist).

Bitter ist die Argumentation Schwarzers auch deshalb, weil sie an alte homophobe Vorurteile erinnert: Kinder und Jugendliche werden nicht trans, nur weil sie davon erfahren, dass es mehr als das Konzept männlich-weiblich gibt, sondern man sich auch als trans, inter oder non-binär empfinden kann. Trans ist in den meisten Fällen auch keine Phase. Dass diese Argumentation, die alte homophobe Reflexe abwandelt, im Fall von Schwarzer (aber auch von Kathleen Stock) von Frauen vertreten wird, die in einer lesbischen Beziehung leben, also Teil des queeren Spektrums sind (oder sein könnten), macht die Sache noch deprimierender.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Das Menschliche

Die Kirchen, schweigen nicht aus Scharmützel über Missbrauch, nein haben Angst um die Glaubwürdigkeit!

Von oben gesehen sind wir alle Zwerge und von unten alle Riesen.... Wir müssen die horizontale Vision, die solidarische Vision zurückgewi...