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Die meisten Transmenschen
werden in Brasilien getötet.
Rio de Janeiro. Brasilien hält den obersten Platz in der Statistik, welches Land die meisten Morde an transsexuellen Menschen und Transvestiten ausweist.
Der gerade veröffentlichte Bericht der Nationalen Vereinigung von Transvestiten und Transsexuellen in Brasilien (Antra) nennt 124 Morde im Jahr 2019. Gegenüber 2018, mit 163 Toten, ist die Zahl leicht gesunken. "Obwohl es etwas weniger Morde gegeben hat, ist die Zahl sehr hoch. Sie bedeutet, dass fast alle 48 Stunden ein transsexueller Mensch oder ein Transvestit in Brasilien ermordet wird. Das ist eine alarmierende Quote", sagte dazu Efe Leila Simpson von Antra, die die Studie in Auftrag gegeben hat.
Im vergangenen Jahr ist Brasilien auf der Liste der sichersten Länder für LGBT von Platz 55 (2018) auf Platz 68 von insgesamt 74 Ländern gefallen. Elf aggressive Angriffe gegen LGBT wurden 2019 im Land täglich gezählt.
Simpson erläuterte, dass viele dieser Verbrechen in Brasilien aus "Hass" geschehen, begünstigt von der "gewalttätigen religiösen Sprache" und der gestiegenen Homophobie, seit der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro im Oktober 2018 gewählt worden ist. Im Übrigen sei nur in acht Prozent der Mordfälle überhaupt ein Verdächtiger identifiziert worden.
Brasilien zum 13. Mal in Folge das Land mit den meisten Morden an Trans-Personen.
Brasilien ist in absoluten Zahlen weiterhin das tödlichste Land für Transgender-Personen. Laut einem Bericht der Organisation Transgender Europe (TGEU), welche Daten von Trans- und LGBTIQ+-Institutionen weltweit beobachtet, wurden 70 Prozent der Morde in Süd-und Mittelamerika begangen, davon 33 Prozent in Brasilien. Insgesamt wurden zwischen Oktober 2020 und September 2021 weltweit 375 Morde an Trans-Personen erfasst, wovon in Brasilien 125 begangen wurden.
Weltweit sind 96 Prozent der Opfer Trans-Frauen. 58 Prozent der ermordeten Trans-Personen waren Sexarbeiter:innen; das Durchschnittsalter der ermordeten Personen betrug 30 Jahre und 36 Prozent der Morde wurden auf der Straße begangen, während 24 Prozent im eigenen zu Hause getötet wurden. Diese Zahlen repräsentieren jedoch lediglich die bekannten und unter dem offiziellen Tatmotiv Transfeindlichkeit aufgeführten Fälle.
Obwohl Transphobie in Brasilien seit 2019 als Verbrechen gilt, hat sich in der Realität kaum etwas geändert. Die staatlichen Sicherheitsbehörden sowie das Justizsystem weigern sich größtenteils, das Gesetz durchzusetzen. Eine Studie über Hindernisse in der institutionellen Anerkennung des Straftatbestands führt 34 Barrieren auf, die dieser im Wege stehen. Unter anderem fehlt eine Standardisierung der staatlichen Systeme zur Registrierung von Vorfällen in den verschiedenen Bundesstaaten. Außerdem wird oft der gewählte Name der Trans-Personen nicht anerkannt, wenn sie Straftaten anzeigen, was die Diskriminierung gegen sie nur fortführt.
Das Jornal Hoje des Globo-Netzwerks führte außerdem eine Recherche zu registrierten Fällen von Homo- und Transphobie in den landesweiten Polizeiwachen durch, indem es die Zahlen bei den öffentlichen Sicherheitsbehörden aller Bundesstaaten anfragte. Von 26 Staaten konnten lediglich 15 sowie der Bundesdistrikt Brasília die angefragten Statistiken bereitstellen. Zehn gaben an, dass ihre Systeme nicht in der Lage sind, diese Statistiken zu erfassen, Santa Catarina gab eine uneindeutige Antwort. Insgesamt wurden den Reporter:innen 135 Verbrechen von Homo-und Transfeindlichkeit im Zeitraum von Juni 2020 bis Juni 2021 mitgeteilt. Allerdings sind die Zahlen der Nationalen Organisation der Transvestiten und Transsexuellen (Antra), die nur die Morde an Trans-Personen erhebt, höher als alle offiziell registrierten Fälle von Homophobie in ganz Brasilien.
Das Fehlen von Daten über die Trans-Bevölkerung stellt ein großes Problem für die Gesetzgebung dar. In Brasilien sind es nicht die öffentlichen Behörden, die solche Daten erfassen, sondern zivilgesellschaftliche Organisationen wie das Brasilianische Trans-Institut für Bildung (IBTE).
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