Manchmal ist der Geschlechts-Chromosomensatz weder XY noch XX – sondern X oder YXX (Turner- beziehungsweise Klinefelder"syndrom").
Oder es reagieren die Rezeptoren der Zellen nicht auf das Geschlechtshormon Testosteron.
Dann wächst ein Mensch mit männlichem XY-Chromosomensatz als "Frau" heran.
Der Grund: Die Zellen "erfahren" nichts von dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron (Androgenresistenz-Syndrom).Manchmal sind die Geschlechtsorgane nicht eindeutig ausgebildet und entwickelt.
Intersexualität ist keine Krankheit
Aber egal welche Form der Intersexualität vorliegt: Menschen mit weder eindeutig weiblichem noch eindeutig männlichem Geschlecht möchten nicht, dass andere sie als "krank" wahrnehmen.
Bis heute wird der Begriff "Störung" offiziell benutzt (Disorders of sexuel development). Intersexuelle selber sprechen meist von "biologischen Besonderheiten" und betonen, dass sie in erster Linie Menschen sind. Die meisten sind ja nicht per se behandlungsbedürftig.
Die Hoffnungen sind groß, dass die offizielle Einführung einer weiteren Geschlechtszugehörigkeit – neben weiblich und männlich – für mehr Akzeptanz in der Gesellschaft sorgen wird.
Vielleicht lohnt sich ein kleines Gedankenexperiment: Was wäre, wenn das Geschlecht in unserem Alltag keine Rolle mehr spielen würde? Nicht mehr Jungs, Mädchen, Männer und Frauen – sondern frei nach der Kölner Band Brings: "Mir sin all nur Minsche".
Die Natur kennt mehr als zwei Geschlechter
Sau und Eber, Stute und Hengst, Katze und Kater, Frau und Mann: So auf den ersten Blick eindeutig wie in der Welt der Säugetiere geht es im Tierreich nicht immer zu.
Es gibt Tiere wie die Blumentopfschlangen: Da können die Weibchen Kinder bekommen auch ohne Männchen – das nennt man Jungfernzeugung.Oder Clownfische: Da kann ein Männchen zum Weibchen werden, wenn das Weibchen der Gruppe gestorben ist.Bei den Wimpertierchen sind sieben Geschlechter möglich. Diese Einzeller haben unvollständige Genpaare, die bei der Fortpflanzung zerteilt und zufällig zusammengesetzt werden... babylonische 21 Möglichkeiten der Verpartnerung…
Diese Vielfalt macht deutlich: Die beiden Geschlechter bei den Säugetieren sind nur eine Variante eines großen nahezu unendlichen Spektrums an Möglichkeiten, wie Tiere sich vermehren können. Und auch die Grenzen zwischen den Geschlechtern sind fließend.
Es gibt viele unterschiedliche Formen von Intersexualität – hier einige Beispiele:
Manchmal ist der Geschlechts-Chromosomensatz weder XY noch XX – sondern X oder YXX (Turner- beziehungsweise Klinefelder"syndrom").
Oder es reagieren die Rezeptoren der Zellen nicht auf das Geschlechtshormon Testosteron.
Dann wächst ein Mensch mit männlichem XY-Chromosomensatz als "Frau" heran.
Der Grund: Die Zellen "erfahren" nichts von dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron (Androgenresistenz-Syndrom).Manchmal sind die Geschlechtsorgane nicht eindeutig ausgebildet und entwickelt.
Intersexualität ist keine Krankheit
Aber egal welche Form der Intersexualität vorliegt: Menschen mit weder eindeutig weiblichem noch eindeutig männlichem Geschlecht möchten nicht, dass andere sie als "krank" wahrnehmen.
Bis heute wird der Begriff "Störung" offiziell benutzt (Disorders of sexuel development). Intersexuelle selber sprechen meist von "biologischen Besonderheiten" und betonen, dass sie in erster Linie Menschen sind. Die meisten sind ja nicht per se behandlungsbedürftig.
Die Hoffnungen sind groß, dass die offizielle Einführung einer weiteren Geschlechtszugehörigkeit – neben weiblich und männlich – für mehr Akzeptanz in der Gesellschaft sorgen wird.
Vielleicht lohnt sich ein kleines Gedankenexperiment: Was wäre, wenn das Geschlecht in unserem Alltag keine Rolle mehr spielen würde? Nicht mehr Jungs, Mädchen, Männer und Frauen – sondern frei nach der Kölner Band Brings: "Mir sin all nur Minsche".
Die Natur kennt mehr als zwei Geschlechter
Sau und Eber, Stute und Hengst, Katze und Kater, Frau und Mann: So auf den ersten Blick eindeutig wie in der Welt der Säugetiere geht es im Tierreich nicht immer zu.
Es gibt Tiere wie die Blumentopfschlangen: Da können die Weibchen Kinder bekommen auch ohne Männchen – das nennt man Jungfernzeugung.Oder Clownfische: Da kann ein Männchen zum Weibchen werden, wenn das Weibchen der Gruppe gestorben ist.Bei den Wimpertierchen sind sieben Geschlechter möglich. Diese Einzeller haben unvollständige Genpaare, die bei der Fortpflanzung zerteilt und zufällig zusammengesetzt werden... babylonische 21 Möglichkeiten der Verpartnerung…
Diese Vielfalt macht deutlich: Die beiden Geschlechter bei den Säugetieren sind nur eine Variante eines großen nahezu unendlichen Spektrums an Möglichkeiten, wie Tiere sich vermehren können. Und auch die Grenzen zwischen den Geschlechtern sind fließend.
Biologische und medizinische AspekteUnterschied zu Transgender und Transsexualität
Abzugrenzen ist die Definition von Intersexualität von Transgender und Transsexualität: Transgender sind Menschen, die sich mit ihrem zugewiesenen Geschlecht falsch oder unzureichend beschrieben fühlen oder auch jede Form der Geschlechtszuweisung- bzw. -kategorisierung grundsätzlich ablehnen. Manche, aber keineswegs alle, intersexuellen Menschen sind Transgender. Während in einigen Organisationen und Bündnissen Transgender und intersexuelle Menschen zusammenarbeiten, da viele Gemeinsamkeiten gesehen werden, lehnen andere intersexuelle Menschen jede Zusammenarbeit mit Transgendern ab.
Für die medizinische Diagnose Transsexualität hingegen ist Intersexualität formal ein Ausschlusskriterium.
Die Diagnose Intersexualität kann nur durch Chromosomenanalyse erfolgen.
Dennoch kommt es immer wieder vor, dass intersexuelle Menschen, welche die Geschlechtsrolle wechseln, gar nicht erfahren, dass sie eigentlich intersexuell sind, und daher medizinisch und auch juristisch (Transsexuellengesetz, kurz TSG) wie transsexuelle Menschen behandelt werden.
Viele intersexuelle „Syndrome“ bestehen nicht nur aus einer einzigen nachweisbaren Variation, sondern entstehen im Zusammenspiel mehrerer Faktoren, so zum Beispiel beim Androgen-Rezeptor-Defekt (AIS, Androgenresistenz).
Hier sind vollständiger AIS (CAIS, von complete AIS), partieller AIS (PAIS) und minimaler AIS (MAIS) zu unterscheiden.
Bei vollständigem AIS (CAIS) entwickeln sich zum Beispiel bei einem Fötus mit XY-Chromosomen Hoden, die im Körper verbleiben können. Die Rezeptoren für Testosteron fehlen jedoch, so dass sich ein „weiblich aussehendes“ äußeres Genital (allerdings ohne weibliche innere Organe) entwickelt; das Erziehungsgeschlecht ist dann meist weiblich.
Intersexuelle Menschen mit CAIS werden – anders als bei PAIS – oft erst in der Pubertät auffällig. Bei weniger ausgeprägter Resistenz kommt es laut dem medizinischen Wörterbuch Pschyrembel Wörterbuch Sexualität zu unterschiedlichen Ausbildungen der männlichen Sexualorgane (Hypospadie; Kryptorchismus, Azoospermie) und körperlicher Feminisierung (z. B. Gynäkomastie, siehe Reifensteinsyndrom).
Bei einem XY-chromosomalen Menschen mit Swyer-Syndrom mit Deletion des SRY sind auch Vagina und Uterus ausgebildet, in Gewebeproben findet sich allerdings kein Barrkörperchen, was bei jeder XX-chromosomalen Frau zu finden ist.
Bei einem XY-chromosomalen Swyer-Syndrom ist also von einer männlichen Vagina und einem männlichen Uterus zu sprechen. Auch Menschen mit Swyer-Syndrom werden oft erst in der Pubertät auffällig.
Bei Menschen mit 5α-Reduktase-Mangel entwickelt der Körper erst ab der Pubertät ausreichende Mengen an Dihydrotestosteron, um ein männliches Genital auszubilden und sich zum fortpflanzungsfähigen Mann zu entwickeln.
Zu berücksichtigen ist auch das Vorhandensein einer Prostata bei fast allen XY-chromosomalen Menschen mit intersexuellen Syndromen.
Die Häufigkeit von Intersexualität wird äußerst unterschiedlich geschätzt – von 1:100 bis 1:2000. Um Intersexualität auszuschließen, ist eine ausführliche körperliche Untersuchung einschließlich Chromosomenanalyse notwendig.
Medizinische Geschlechtsfestlegung
Medizinische Geschlechtsfestlegungen umfassen vor allem geschlechtsangleichende Operationen (oder „chirurgische Anpassungen“). Dazu gehören die Anlage einer Neovagina im Kleinkindalter, die Beschneidung des Genitals auf eine eindeutige, meist weibliche Größe (insbesondere Klitorisverkleinerung) oder die Kastration, letztere in der Regel mit anschließender contra-chromosomaler Hormonersatztherapie.
Eingriffe erfordern zum Teil langfristige Nachbehandlungen. Neben der Hormonersatztherapie betrifft das auch die Anlage einer Neovagina im Kleinkindalter, da sie noch mindestens bis zum Abschluss des körperlichen Wachstums gedehnt (bougiert) werden muss.
Abzugrenzen ist die Definition von Intersexualität von Transgender und Transsexualität: Transgender sind Menschen, die sich mit ihrem zugewiesenen Geschlecht falsch oder unzureichend beschrieben fühlen oder auch jede Form der Geschlechtszuweisung- bzw. -kategorisierung grundsätzlich ablehnen. Manche, aber keineswegs alle, intersexuellen Menschen sind Transgender. Während in einigen Organisationen und Bündnissen Transgender und intersexuelle Menschen zusammenarbeiten, da viele Gemeinsamkeiten gesehen werden, lehnen andere intersexuelle Menschen jede Zusammenarbeit mit Transgendern ab.
Für die medizinische Diagnose Transsexualität hingegen ist Intersexualität formal ein Ausschlusskriterium.
Die Diagnose Intersexualität kann nur durch Chromosomenanalyse erfolgen.
Dennoch kommt es immer wieder vor, dass intersexuelle Menschen, welche die Geschlechtsrolle wechseln, gar nicht erfahren, dass sie eigentlich intersexuell sind, und daher medizinisch und auch juristisch (Transsexuellengesetz, kurz TSG) wie transsexuelle Menschen behandelt werden.
Viele intersexuelle „Syndrome“ bestehen nicht nur aus einer einzigen nachweisbaren Variation, sondern entstehen im Zusammenspiel mehrerer Faktoren, so zum Beispiel beim Androgen-Rezeptor-Defekt (AIS, Androgenresistenz).
Hier sind vollständiger AIS (CAIS, von complete AIS), partieller AIS (PAIS) und minimaler AIS (MAIS) zu unterscheiden.
Bei vollständigem AIS (CAIS) entwickeln sich zum Beispiel bei einem Fötus mit XY-Chromosomen Hoden, die im Körper verbleiben können. Die Rezeptoren für Testosteron fehlen jedoch, so dass sich ein „weiblich aussehendes“ äußeres Genital (allerdings ohne weibliche innere Organe) entwickelt; das Erziehungsgeschlecht ist dann meist weiblich.
Intersexuelle Menschen mit CAIS werden – anders als bei PAIS – oft erst in der Pubertät auffällig. Bei weniger ausgeprägter Resistenz kommt es laut dem medizinischen Wörterbuch Pschyrembel Wörterbuch Sexualität zu unterschiedlichen Ausbildungen der männlichen Sexualorgane (Hypospadie; Kryptorchismus, Azoospermie) und körperlicher Feminisierung (z. B. Gynäkomastie, siehe Reifensteinsyndrom).
Bei einem XY-chromosomalen Menschen mit Swyer-Syndrom mit Deletion des SRY sind auch Vagina und Uterus ausgebildet, in Gewebeproben findet sich allerdings kein Barrkörperchen, was bei jeder XX-chromosomalen Frau zu finden ist.
Bei einem XY-chromosomalen Swyer-Syndrom ist also von einer männlichen Vagina und einem männlichen Uterus zu sprechen. Auch Menschen mit Swyer-Syndrom werden oft erst in der Pubertät auffällig.
Bei Menschen mit 5α-Reduktase-Mangel entwickelt der Körper erst ab der Pubertät ausreichende Mengen an Dihydrotestosteron, um ein männliches Genital auszubilden und sich zum fortpflanzungsfähigen Mann zu entwickeln.
Zu berücksichtigen ist auch das Vorhandensein einer Prostata bei fast allen XY-chromosomalen Menschen mit intersexuellen Syndromen.
Die Häufigkeit von Intersexualität wird äußerst unterschiedlich geschätzt – von 1:100 bis 1:2000. Um Intersexualität auszuschließen, ist eine ausführliche körperliche Untersuchung einschließlich Chromosomenanalyse notwendig.
Medizinische Geschlechtsfestlegung
Medizinische Geschlechtsfestlegungen umfassen vor allem geschlechtsangleichende Operationen (oder „chirurgische Anpassungen“). Dazu gehören die Anlage einer Neovagina im Kleinkindalter, die Beschneidung des Genitals auf eine eindeutige, meist weibliche Größe (insbesondere Klitorisverkleinerung) oder die Kastration, letztere in der Regel mit anschließender contra-chromosomaler Hormonersatztherapie.
Eingriffe erfordern zum Teil langfristige Nachbehandlungen. Neben der Hormonersatztherapie betrifft das auch die Anlage einer Neovagina im Kleinkindalter, da sie noch mindestens bis zum Abschluss des körperlichen Wachstums gedehnt (bougiert) werden muss.
Auch werden durch die contra-chromosomale Hormontherapie oft multiple Stoffwechselstörungen hervorgerufen. Erschwerend kommt die bisherige Praxis hinzu, derzufolge die Betroffenen und deren Angehörige nicht über das chromosomale Geschlecht informiert wurden; dadurch werden den Betroffenen vielfach die Unterlagen (Aufbewahrungzeit 30 Jahre) vorenthalten, mit der Folge falscher medizinischer Behandlungen (z. B. weibliche Krankenkassenkarte trotz Kerngeschlecht xy-chromosomal). Zu den psychischen Schäden gehören starke Traumatisierungen durch die Operationen und ihre Folgen. Zudem sind die Reaktionen des auf eine Geschlechtsfestlegung dringenden sozialen Umfeldes und die Tabuisierung für Intersexuelle oft belastend (siehe soziale Aspekte).
Intersexuelle Aktivisten kritisieren aus diesen Gründen die Zwangsfestlegung insbesondere im Kindesalter und fordern, die Genitaloperationen erst dann durchzuführen, wenn der intersexuelle Mensch die Operation aus eigenem Willen möchte und ihr zustimmen kann. Einige Aktivisten setzen chirurgische Anpassungen im Kindesalter mit der (von den Aktivisten abgelehnten) Beschneidung weiblicher Genitalien gleich. Außerdem sei z. B. XY-chromosomalen intersexuellen Menschen eine adäquate Testosteron-Hormonsubstitution auf Wunsch angedeihen zu lassen.
Aufgrund von Protesten haben sich erste Anzeichen gezeigt, dass die Praxis der Geschlechtsfestlegungen sich ändert. Bei manchen Syndromen zeichnet sich eine Abkehr von der Zwangszuweisung und den damit verbundenen medizinischen Eingriffen ab.
Soziale Aspekte in westlichen Kulturen
In den westlichen Kulturen der Neuzeit wurde (und wird teilweise noch heute) der Umgang mit Intersexualität von zwei zentralen Annahmen geprägt: Zum einen wird angenommen, dass es wissenschaftlich möglich sei, das „wirkliche“ Geschlecht eines jeden Menschen zu bestimmen; aufgrund dieser Annahme wurde die überwiegende Zahl der Intersexuellen zu Pseudohermaphroditen („Scheinzwittern“) „hinwegerklärt“. Daneben bestand und besteht die Annahme, dass es im Interesse des intersexuellen Menschen liege, seinen Körper einem „wirklichen“ Geschlecht anzupassen; begründet wird das meist mit der geschlechtlichen Vereindeutigung sowie sonst fehlender sozialer Akzeptanz („Mit so 'was bekommt das Kind doch nie einen Partner ab und kann sich nicht mal in der Sportumkleide umziehen!“). In der Praxis wird eine Geschlechtsfestlegung auch in vielen Alltagssituationen (diverse Formulare für Geschäftsabschlüsse, Mitgliedschaften usw.) oder aus bürokratischen Gründen gefordert ("standesamtliches Geschlecht" auf dem Personalausweis).
Aufgrund der von ihnen befürworteten Geschlechtsfestlegung üben Eltern auf ihre intersexuellen Kinder – im Gegensatz zur Erziehung der meisten nicht-intersexuellen Kinder – in der Regel bewusst besonders starken Druck aus, sich dem zugewiesenen Geschlecht entsprechend zu verhalten.
Die Diagnosen der häufigen medizinischen Untersuchungen werden den Kindern oft routinemäßig verschwiegen, aus Schamgründen zum Teil bis ins Erwachsenenalter hinein.
Viele intersexuelle Menschen, Transgender sowie immer mehr kritische Wissenschaftler argumentieren hingegen, dass die westliche Vorstellung von genau zwei sauber unterscheidbaren Geschlechtern (siehe Heteronormativität) falsch sei. Sie sind der Ansicht, dass die Festlegung auf eines der beiden gegenpoligen Geschlechter oft zweifelhaft sei und zu starken physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen könne. In der Regel handele es sich bei einer Festlegung um einen durch sozialen Druck entstandenen Wunsch des Umfeldes und nicht um ein Bedürfnis der Betroffenen selbst. Die Folgen für die Kindererziehung werden abgelehnt, da sie bei den Kindern zu unmäßigem Druck führten und durch das Verschweigen der Hintergründe die psychische Verwirrung noch verstärkten.
Kritisiert wird auch die Entscheidungsfindung bei der Geschlechtsfestlegung.
Intersexuelle Aktivisten kritisieren aus diesen Gründen die Zwangsfestlegung insbesondere im Kindesalter und fordern, die Genitaloperationen erst dann durchzuführen, wenn der intersexuelle Mensch die Operation aus eigenem Willen möchte und ihr zustimmen kann. Einige Aktivisten setzen chirurgische Anpassungen im Kindesalter mit der (von den Aktivisten abgelehnten) Beschneidung weiblicher Genitalien gleich. Außerdem sei z. B. XY-chromosomalen intersexuellen Menschen eine adäquate Testosteron-Hormonsubstitution auf Wunsch angedeihen zu lassen.
Aufgrund von Protesten haben sich erste Anzeichen gezeigt, dass die Praxis der Geschlechtsfestlegungen sich ändert. Bei manchen Syndromen zeichnet sich eine Abkehr von der Zwangszuweisung und den damit verbundenen medizinischen Eingriffen ab.
Soziale Aspekte in westlichen Kulturen
In den westlichen Kulturen der Neuzeit wurde (und wird teilweise noch heute) der Umgang mit Intersexualität von zwei zentralen Annahmen geprägt: Zum einen wird angenommen, dass es wissenschaftlich möglich sei, das „wirkliche“ Geschlecht eines jeden Menschen zu bestimmen; aufgrund dieser Annahme wurde die überwiegende Zahl der Intersexuellen zu Pseudohermaphroditen („Scheinzwittern“) „hinwegerklärt“. Daneben bestand und besteht die Annahme, dass es im Interesse des intersexuellen Menschen liege, seinen Körper einem „wirklichen“ Geschlecht anzupassen; begründet wird das meist mit der geschlechtlichen Vereindeutigung sowie sonst fehlender sozialer Akzeptanz („Mit so 'was bekommt das Kind doch nie einen Partner ab und kann sich nicht mal in der Sportumkleide umziehen!“). In der Praxis wird eine Geschlechtsfestlegung auch in vielen Alltagssituationen (diverse Formulare für Geschäftsabschlüsse, Mitgliedschaften usw.) oder aus bürokratischen Gründen gefordert ("standesamtliches Geschlecht" auf dem Personalausweis).
Aufgrund der von ihnen befürworteten Geschlechtsfestlegung üben Eltern auf ihre intersexuellen Kinder – im Gegensatz zur Erziehung der meisten nicht-intersexuellen Kinder – in der Regel bewusst besonders starken Druck aus, sich dem zugewiesenen Geschlecht entsprechend zu verhalten.
Die Diagnosen der häufigen medizinischen Untersuchungen werden den Kindern oft routinemäßig verschwiegen, aus Schamgründen zum Teil bis ins Erwachsenenalter hinein.
Viele intersexuelle Menschen, Transgender sowie immer mehr kritische Wissenschaftler argumentieren hingegen, dass die westliche Vorstellung von genau zwei sauber unterscheidbaren Geschlechtern (siehe Heteronormativität) falsch sei. Sie sind der Ansicht, dass die Festlegung auf eines der beiden gegenpoligen Geschlechter oft zweifelhaft sei und zu starken physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen könne. In der Regel handele es sich bei einer Festlegung um einen durch sozialen Druck entstandenen Wunsch des Umfeldes und nicht um ein Bedürfnis der Betroffenen selbst. Die Folgen für die Kindererziehung werden abgelehnt, da sie bei den Kindern zu unmäßigem Druck führten und durch das Verschweigen der Hintergründe die psychische Verwirrung noch verstärkten.
Kritisiert wird auch die Entscheidungsfindung bei der Geschlechtsfestlegung.
Da die entsprechenden medizinischen Eingriffe (siehe oben) oft im Säuglings- und Kleinkindalter vorgenommen würden, werde der für die Betreffenden wichtigste Faktor, nämlich ihr psycho-emotionales „Identitätsgeschlecht“, nicht berücksichtigt. Stattdessen reiche die Entscheidungsfindung, so die Kritiker, oft von subjektiver Willkür (Eltern wünschten oft in selbst unplausibelsten Fällen eine männliche Zuweisung, nur wegen des uneindeutigen Genitals wird allerdings seit fünfzig Jahren meist weiblich zugewiesen) über medizinische Machbarkeit (Gearhardts zynisches: „Es ist einfacher, ein Loch zu machen als einen Pfahl zu bauen“) bis zu Ehrgeiz der Mediziner („Urologen basteln gerne Jungen“). Beleg für den kulturhistorisch bedingten Einfluss bei der Geschlechtsfestlegung sei, dass man von männlichen Zuweisungen in drei Viertel aller Fälle in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert spricht.
Weiterhin ist die Tabuisierung der Intersexualität kritisiert worden. Das Motto „Sage es niemand anderem!“ übt auf die Betroffenen einen starken sozialen Druck aus.
Einige intersexuelle Menschen nutzen in ihren Bemühungen um gesellschaftliche Akzeptanz die Begriffe „Zwitter“ oder „Hermaphrodit“, um sich zu benennen, da der Begriff „Intersexueller Mensch“ gesellschaftlich wenig bekannt sei, und für sie zudem nur eine medizinische Kategorie darstelle, der sie äußerst kritisch gegenüber stünden.
Juristische Aspekte
In Deutschland können intersexuelle Menschen ihren Personenstand (und damit auch den Vornamen) nach dem § 47 Personenstandsgesetz ändern, was in der Praxis häufig mit Verweis auf das Transsexuellengesetz verweigert wird. Im Gegensatz zum TSG, ist es nach dem PStG nicht möglich nur den Vornamen zu ändern und eine evtl. bestehende Ehe aufrechtzuerhalten.
Kulturelle Aspekte
Die Idee, dass eine strikte Aufteilung aller Menschen in zwei Geschlechter den natürlich vorhandenen Gegebenheiten nicht gerecht werde, ist nicht neu. In einigen Kulturen und Religionen werden Intersexuelle (oft zusammen mit Transgender-Personen) als Angehörige eines dritten Geschlechts betrachtet, wie die Two-Spirit vieler nordamerikanischer Indianerstämme, indische Hijras, die Khanith Omans oder thailändischen Katoys.
So nehmen sie in vielen Stämmen der amerikanischen Ureinwohner wie auch bei den Ureinwohnern rund um den nördlichen Polarkreis die Position eines Schamanen ein. Weil sie beide Geschlechter in sich vereinigten, hätten sie eine direktere Verbindung zum geschlechtslosen Göttlichen. Intersexuellen und transgender Menschen wird etwa das Potenzial übernatürlicher Wahrnehmung zugeschrieben, sie sind verantwortlich für Heilungen und Rituale. Die übernatürliche Wahrnehmung dient vielfach der Ausgrenzung aus der „Normal-Gesellschaft“.
Weiterhin ist die Tabuisierung der Intersexualität kritisiert worden. Das Motto „Sage es niemand anderem!“ übt auf die Betroffenen einen starken sozialen Druck aus.
Einige intersexuelle Menschen nutzen in ihren Bemühungen um gesellschaftliche Akzeptanz die Begriffe „Zwitter“ oder „Hermaphrodit“, um sich zu benennen, da der Begriff „Intersexueller Mensch“ gesellschaftlich wenig bekannt sei, und für sie zudem nur eine medizinische Kategorie darstelle, der sie äußerst kritisch gegenüber stünden.
Juristische Aspekte
In Deutschland können intersexuelle Menschen ihren Personenstand (und damit auch den Vornamen) nach dem § 47 Personenstandsgesetz ändern, was in der Praxis häufig mit Verweis auf das Transsexuellengesetz verweigert wird. Im Gegensatz zum TSG, ist es nach dem PStG nicht möglich nur den Vornamen zu ändern und eine evtl. bestehende Ehe aufrechtzuerhalten.
Kulturelle Aspekte
Die Idee, dass eine strikte Aufteilung aller Menschen in zwei Geschlechter den natürlich vorhandenen Gegebenheiten nicht gerecht werde, ist nicht neu. In einigen Kulturen und Religionen werden Intersexuelle (oft zusammen mit Transgender-Personen) als Angehörige eines dritten Geschlechts betrachtet, wie die Two-Spirit vieler nordamerikanischer Indianerstämme, indische Hijras, die Khanith Omans oder thailändischen Katoys.
So nehmen sie in vielen Stämmen der amerikanischen Ureinwohner wie auch bei den Ureinwohnern rund um den nördlichen Polarkreis die Position eines Schamanen ein. Weil sie beide Geschlechter in sich vereinigten, hätten sie eine direktere Verbindung zum geschlechtslosen Göttlichen. Intersexuellen und transgender Menschen wird etwa das Potenzial übernatürlicher Wahrnehmung zugeschrieben, sie sind verantwortlich für Heilungen und Rituale. Die übernatürliche Wahrnehmung dient vielfach der Ausgrenzung aus der „Normal-Gesellschaft“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen