Sonntag, 21. Mai 2023

Nach den Ankündigungen von De Santis, beginnt die Menschenjagt auf Diverse?

Vor allem in junger Generation: Immer mehr Menschen in den USA nicht heterosexuell Rund sieben Prozent der Menschen in den USA identifizieren sich nicht als heterosexuell. Binnen eines Jahrzehnts hat sich der Anteil verdoppelt. Am 12.04.2022 kam dann In den den Vereinigten Staaten können Bürger*innen von diesem Monat an auf dem Antrag für einen neuen Reisepass die Angabe „X“ für ein drittes Geschlechtsoption  auswählen. Damit habe man einen weiteren Meilenstein dabei erreicht, „allen Bürgern unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität besser zu dienen“, teilte Außenminister Antony Blinken mit. Das Ministerium hatte die neue Regelung bereits im Sommer angekündigt. Zuvor mussten US-Amerikaner*innen ein ärztliches Attest vorlegen, wenn sie in ihrem Pass ein von ihrer Geburtsurkunde abweichendes Geschlecht angeben wollten. Im Oktober war bereits ein erster Pass mit der Option „X" ausgestellt worden. Vielfalt sexueller Orientierungen: Vorbemerkung: Es ist zu unterscheiden zwischen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität. Die gängigen Abkürzungen LGBT (Lesbian, Gay, Bi, Trans) oder LSBTQI (Lesbisch, Schwul, Trans, Queer, Inter) und andere Varianten davon erwecken den Eindruck, als gehe es um eine homogene Gruppe von Menschen. Das ist keineswegs der Fall: Bei der geschlechtlichen Identität geht es darum, ob das zugewiesene Geschlecht mit dem eigenen übereinstimmt oder nicht. Das hängt nicht mit der sexuellen Orientierung eines Menschen zusammen. Menschen, deren bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht nicht mit dem eigenen übereinstimmt, sind transgender oder transgeschlechtlich, oder auch kurz: trans.Bei sexueller Orientierung hingegen geht es darum, zu Menschen welchen Geschlechts oder welcher Geschlechter sich ein Mensch emotional, körperlich und/oder sexuell hingezogen fühlt. Die Vielfalt an sexuellen Orientierungen ist größer, als den meisten bekannt ist: homosexuell, bisexuell, asexuell, heterosexuell, pansexuell etc. Einen Überblick bieten verschiedene Glossare[1]. Wir beziehen uns hier ausschließlich auf das Thema „Sexuelle Orientierung“. Oft wird angenommen, die sexuelle Orientierung eines Menschen habe mit dem Studien- oder Arbeitsleben nichts zu tun. Diese Annahme ist aus verschiedenen Gründen falsch: Die Mitglieder der Universität kommen als Menschen an ihren Studien- oder Arbeitsplatz, und zum Menschsein gehört die sexuelle Orientierung. Sie ist ein wichtiger Teil der Persönlichkeit. Im Arbeits- und Studienkontext spielt auch das Privatleben eine Rolle. Pausengespräche über Erlebnisse und Unternehmungen in der Freizeit, mit der Partnerin oder dem Partner oder mit der Familie haben im Alltag wie selbstverständlich ihren Platz und wirken als sozialer Kitt unter Kolleg*innen. Viel häufiger, als die meisten vermuten, kommt es jedoch vor, dass Menschen sich nicht trauen, von ihrem Privatleben zu erzählen, oder ihre sexuelle Orientierung bewusst verschweigen, weil sie aufgrund früherer Erfahrungen oder Äußerungen negative Konsequenzen befürchten. Außerdem wird oft angenommen, das Thema „sexuelle Orientierung“ betreffe nur homosexuelle Menschen. Auch das ist falsch: Auch Heterosexualität ist eine sexuelle Orientierung, und das Reden über die eigene Familie ist immer in gewisser Weise ein Coming-out – nur ist es für viele so selbstverständlich, dass sie das gar nicht merken, und für andere eine schier unüberwindliche Hürde. Wenn sexuelle Orientierung im Zusammenhang mit Diversity Management zum Thema gemacht wird, geht es deshalb darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der alle Mitglieder der Universität selbstverständlich und ohne Angst über ihr Privatleben sprechen können, wenn sie das möchten. Wer das kann, arbeitet und studiert besser und verwendet weniger Energie darauf, einen Teil der Persönlichkeit zu verstecken. Sexuelle Orientierung wird nicht standardmäßig erhoben. Daher beruhen alle Statistiken, die es gibt, auf Studien und freiwilligen Auskünften. Da bei Befragungen – in persönlichen, telefonischen und Online-Befragungen gleichermaßen – die Antwort auf die Frage nach der sexuellen Orientierung häufig verweigert wird, ist davon auszugehen, dass die Anzahl von lesbischen, schwulen und bisexuellen (LSB) Personen eher unterschätzt wird. Interessant ist daher eine repräsentative Befragung von 2017, in der 84 % der Befragten angaben, dass sie sich selbst ausschließlich als heterosexuell beschreiben (82 % der Frauen und 86 % der Männer). Das bedeutet, dass 16 % der Befragten nach eigener Aussage nicht ausschließlich heterosexuell sind. Jeweils ein Prozent der Befragten bezeichneten sich als ausschließlich homosexuell bzw. als bisexuell. 4 % der Befragten nannten für sich eine andere sexuelle Orientierung, 6 % machten keine Angabe. Legen wir diese Daten einer Schätzung für die Universität Freiburg zugrunde, so sehen wir, dass wahrscheinlich 4990 Mitglieder der Universität sich nicht als heterosexuell bezeichnen (3903 Studierende und 1087 Beschäftigte),312 Mitglieder der Universität sich ausschließlich als homosexuell bezeichnen, 312 Mitglieder der Universität sich ausschließlich als bisexuell bezeichnen.   Es ist zu vermuten, dass die Anzahl der homo- bzw. bisexuellen Menschen an der Universität höher ist, da zum einen 6 % der Befragten (an der Universität wären das 1871 Mitglieder) keine Antwort gaben, zum anderen laut einer Studie zur Lebenssituation von Lesben, Schwulen und bisexuellen Menschen[4] diese im Schnitt eine höhere Bildung als heterosexuelle Menschen haben. Zwar ging es im Jahr 2019 nur bei 4 % der Beratungsanfragen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes um Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung. Dennoch ist in Deutschland und auch in Freiburg eine andere als eine heterosexuelle Orientierung noch lange keine akzeptierte „Normalität“ geworden, die es erlaubt, offen die eigene sexuelle Orientierung zu leben. In der viel beachteten aktuellen Studie von de Vries et al. (2020) gaben 30 % der befragten LGBTQI-Menschen an, dass sie am Arbeitsplatz Diskriminierung erfahren. Um Ungleichbehandlung und Diskriminierung zu vermeiden, sind viele LGBTQI-Menschen am Arbeitsplatz nicht geoutet: 40 % der Befragten haben sich gegenüber Vorgesetzten und 31 % gegenüber Kolleg*innen nicht geoutet. Leider wurde in dieser Studie nicht zwischen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität unterschieden. Eine Studie des IDA Instituts für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung hat diese Unterscheidung vorgenommen. Laut dieser Studie von 2017 haben 74 % der homosexuellen und 95,5 % der bisexuellen  Befragten mindestens eine Form der Diskriminierung erfahren. Da an der Universität Freiburg Diskriminierungsfälle nicht systematisch erfasst werden, wissen wir nicht, wie hoch die Zahlen hier sind. Wir können aber auch nicht davon ausgehen, dass es keine Diskriminierungsfälle gibt, und es ist damit zu rechnen, dass auch an der Universität Freiburg viele Menschen, die nicht heterosexuell sind, nicht geoutet sind. Es ist die gemeinsame Aufgabe von Führungskräften, Lehrpersonen, Kolleg*innen und Studierenden, in ihrem jeweiligen Bereich für eine diskriminierungsfreie und offene Universität einzutreten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Das Menschliche

Die Kirchen, schweigen nicht aus Scharmützel über Missbrauch, nein haben Angst um die Glaubwürdigkeit!

Von oben gesehen sind wir alle Zwerge und von unten alle Riesen.... Wir müssen die horizontale Vision, die solidarische Vision zurückgewi...