Mittwoch, 31. Mai 2023

Transmenschen, das Ende der natürlichen Ordnung? Trans People, The End of the Natural Order?

Transmenschen, Das Ende der „natürlichen“ Ordnung?  Trans People, The End of the “Natural” Order? Sind wir doch mal ehrlich, die Aufmerksamkeit für Transmenschen und geschlechtliche Vielfalt ist gewachsen. Doch betrifft das nicht nur sehr wenige? Es gehe nicht um Prozentzahlen, sondern der Zustand von Demokratien zeige sich im Umgang mit Minderheiten. Seit wann kann man den Begriff transgender in journalistischen Beiträgen verwenden und erwarten, dass er verstanden wird? trans ist. Die Berichterstattung über den Schauspieler Elliot Page im Dezember 2020 zeigte nun: Trans sein ist weniger erklärungsbedürftig als noch vor einigen Jahren, aber über Beschreibungen und Bezeichnungen gibt es noch keinen Konsens. Die einen informierten darüber, dass Elliot Page trans ist, die anderen betonten die Veränderung und erwähnten auch den alten abgelegten Vornamen. Zutreffend wurde beschrieben, dass sich Transpersonen nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen aufgrund äußerlicher Merkmale bei der Geburt zugewiesen wurde. Manche verwendeten dafür auch den Begriff transsexuell. ‚Sexuell‘ lässt aber eher an sexuelle Orientierung denken als an Geschlechtsidentität. Geschlecht: Eine unbestreitbare, rigide Natur? Dass es mittlerweile eine größere Aufmerksamkeit für geschlechtliche Vielfalt gibt, ruft auch Irritationen hervor: Sind das nicht Probleme einer – wirklich kleinen – Minderheit? Für die gesellschaftspolitische Bedeutung von Themen sind aber nicht in erster Linie Prozentzahlen entscheidend. Es ist umgekehrt ein Gradmesser für die Geltung demokratischer Werte, wie eine Gesellschaft mit Minderheiten umgeht. Transpersonen sind besonders gefährdet und sie erleben spezifische Diskriminierungen. Das wird durch Debatten mit erzeugt, in denen die Existenz dieser Personengruppe in Frage gestellt wird. Wenn konservative bis rechte Akteur:innen Transpersonen angreifen, sie dämonisieren oder lächerlich machen, richtet sich das gegen Diversität, Pluralität und Geschlechtergerechtigkeit. Die Skandalisierung von Transidentität lässt sich als ein Rückzugsgefecht deuten: Gerade weil sich Geschlechterrollen erweitert haben, beschwören konservative Kräfte um so mehr eine vermeintlich unbestreitbare, rigide Natur. Wer sagt, dass es zwei und nur zwei Geschlechter gebe, behauptet damit auch, dass eine solche Zuordnung bei der Geburt korrekt sei und ein Leben lang gelten müsse. Geschlechtsidentitäten sind aber vielfältiger als dieses binäre Schema, das sich auf bestimmte körperliche Merkmale stützt. Zu behaupten, dass es Menschen überhaupt nur als zwei Geschlechter gäbe, widerspricht seit Langem dem Wissen in Medizin und Biologie. Kompliziert ist die öffentliche Auseinandersetzung um trans aber nicht nur, weil das Thema stellvertretend für antifeministische Zwecke benutzt wird. Transfeindliche Tendenzen begegnen auch im Streit zwischen Frauen, die sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Aber Menschen werden aufgrund gruppenspezifischer Zuschreibungen diskriminiert. Wer es ernst meint mit dem Kampf gegen Diskriminierungen, muss das immer möglichst konkret tun. Bündnisse, in denen Menschen nicht über ihre Geburtsurkunde definiert werden, sind ein guter und produktiver Ansatz. Nur so werden wir aus dem Konsens in unserer Gesellschaft, dass Gleichberechtigung eine wichtige Zielsetzung ist, auch tatsächlich eine gleichberechtigte Gesellschaft formen können. "Transidentität ist Schicksal“ „Das kann sich kein Mensch aussuchen. Das müssen auch Eltern verstehen, dass das keine beliebige Entscheidung ist, so wie man sich für eine Parteizugehörigkeit, eine Religion oder einen Beruf entscheiden kann, was ja auch Teil unserer persönlichen Identität ist.“ Deutlich mehr. Das hat sich in den vergangenen zehn Jahren von den Anfragen betroffener Kinder und Jugendlicher und ihrer Familien verzehnfacht oder verzwanzigfacht. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass es zunehmend qualifizierte Beratungs- und Behandlungsangebote für diesen Personenkreis gibt, auch in dieser Altersgruppe. Als wir vor zwanzig Jahren damit angefangen haben, waren wir – ich damals in Hamburg – mit einer universitären Spezialsprechstunde in Frankfurt die Einzigen, die fachliche Unterstützung angeboten haben. Das Feld hat sich entwickelt. Damit wird das Bewusstsein in der Gesellschaft für dieses Thema zunehmend sensibilisiert. Das führt verständlicherweise dazu, dass auch immer früher diese Kinder und Jugendliche professionelle Hilfe suchen. Dabei ist wirklich zu beachten : Nicht die Transidentität, die Verhältnisse machen krank! Selbstverständlich. Es geht Hand in Hand, das Bewusstsein in der Gesellschaft, dass es überhaupt dieses Problem gibt. In den vergangenen Jahrzehnten haben betroffene Menschen ihren Weg in einer vereinsamten Nische für sich finden müssen und wussten vielleicht gar nicht, dass es so etwas wie Transidentität überhaupt gibt und dass es eine Erscheinungsform der menschlichen Natur ist, die für sich gesehen überhaupt gar keinen Störungs- und Krankheitswert hat. Man kann da ein bisschen die historische Parallele zur Homosexualität ziehen. Die Homosexualität galt bis in die 70er-Jahre hinein als psychiatrische Störung. Das macht man sich heute oft gar nicht mehr bewusst. Erst Ende der 70er-Jahre wurde sie als eine normale Variante menschlicher Sexualität anerkannt und aus dem Katalog psychiatrischer Störungen gestrichen. Gleichwohl gab es viele Homosexuelle, die psychische Probleme hatten. Das lag aber an der gesellschaftlichen Stigmatisierung und an der damit verbundenen Angst und psychischen Belastung, sich überhaupt mit dieser sexuellen Orientierung im sozialen Raum zu zeigen und dazu zu stehen. Und mit der Transidentität ist es im Grunde sehr ähnlich, auch in der Entwicklung ähnlich gelaufen. Transsexuelle Menschen hatten über Jahrzehnte, von Psychiatern sogar treffend beschrieben, deutlich gehäuft Probleme mit ihrer psychischen Gesundheit, deutlich gehäuft Depressionen, Angststörungen, Suchtstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Selbstverletzung, Suizidalität. Das hat zu einem jahrzehntelangen Missverständnis geführt, dass es sich dabei um eine psychiatrische Störung per se handele. Und dann gab es einen Donnerschlag in der Fachwelt, ausgelöst durch den Mut der Fachkollegen in den Niederlanden, die vor etwa 25 Jahren in Utrecht und in Amsterdam damit begonnen haben, Jugendlichen erstmalig weltweit im Laufe ihrer noch offenen pubertären Reifeentwicklung Zugang zu qualifizierter Hormonbehandlung zu ermöglichen. Wenn die Jugendlichen diese Transidentität als Entwicklung in sehr deutlichen Fällen zeigten. Am Anfang mussten fünf Experten in einem Genderteam im Einzelfall der diagnostischen Einschätzung zustimmen. Und dann hat man diese Jugendlichen weiterverfolgt. Und es stellte sich heraus, wenn man diese jungen Menschen mit 25 nachuntersucht, dass sie psychische Auffälligkeiten in einer Häufigkeit haben oder nicht haben exakt im Bereich der Durchschnittsbevölkerung. Das heißt, sie gehen einen ganz normalen Weg mit psychischer Gesundheit. Und die jahrzehntelang vorher beschriebenen gehäuften psychischen Probleme sind die sekundäre, man könnte auch sagen traumatische Folgeerscheinung des unerträglichen Gefühls, in einem als falsch empfundenen Körper, der nicht zur selbst empfundenen Identität passt, zurechtkommen zu müssen und auch insbesondere in der Jugend die Pubertät durchleiden zu müssen. Seit wir das wissen, bieten wir das an. Und seither hat auch die Weltgesundheitsorganisation die Transidentität als psychiatrische Diagnose abgeschafft. Damit steigt das Bewusstsein in der Gesellschaft, dass das etwas ist, womit man Hilfe suchen kann und darf. Dass wir gemeinsam im Gespräch mit den jungen Menschen diese Einsicht entwickeln. Die Zeiten, in denen wir uns quasi als TÜV-Gutachter, als Nadelöhr verstanden hätten, um zu entscheiden, „du bist trans und du bist nicht trans“, diese Zeiten sind vorbei. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Sondern es geht ums Zuhören, auch ums Dazulernen. Und wenn jemand beispielsweise eine solche Selbstwahrnehmung sehr rasch entwickelt, vorher jahrelang problemlos in seinem Geburtsgeschlecht zurechtzukommen schien, dann gibt es natürlich berechtigte Zweifel, meist zunächst vorgebracht von den Eltern: „Wie kann das denn sein?“ Das schließt im Einzelfall überhaupt nicht aus, dass sich auch hier eine Transidentität entwickelt. Manchmal gibt es solche Verläufe, dass das relativ spät zum Vorschein kommt. Aber wenn es berechtigte Zweifel gibt, nimmt man sich die Zeit und muss sich die Mühe machen, als geschulter Psychotherapeut einen jungen Menschen auch für diese Zweifel in eigener Sache im Gespräch zu gewinnen. Das gelingt auch meist sehr gut, denn es geht um ernsthafte Fragen. Ob es wirklich Sinn macht, ein Leben lang Hormone zu nehmen beispielsweise, ein Leben lang später unfruchtbar zu sein. Junge Menschen haben es überhaupt nicht verdient, dass ihnen generell unterstellt wird, dass sie damit leichtfertig umgehen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen, die zu uns kommen, machen sich diese Fragen überhaupt nicht leicht. Und es gelingt sehr gut, sich die Zeit von mehreren Monaten zu lassen, bis wir diese Indikation entwickeln. Es gibt Fälle, wo das relativ rasch super-eindeutig daherkommt, wo schon im Kindergarten eine solche Transidentität sich deutlich gezeigt hat und kein Mensch mehr im Umfeld überrascht ist. Und es gibt Fälle, wo es einfach mehr Zeit braucht, um eine Klarheit über den Weg der Identitätsentwicklung miteinander zu gewinnen. Auf die Eltern kommt es an! In diesem Sinne euch das beste mfg Nikita Noemi Rothenbächer

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