Montag, 5. Februar 2024

Kulturkampf in den USA:LGBTQ-Community: Zielscheibe der Republikaner

Kulturkampf in den USA:LGBTQ-Community: Zielscheibe der Republikaner Im Jahr vor der US-Präsidentschaftswahl fluten Republikaner die Parlamente der Bundesstaaten mit Anti-LGBTQ-Gesetzen. Das Vorgehen befeuert den Hass der extremen Rechten. Es sind schockierende Szenen. Bei einem "Drag Brunch" in Ohio vor einigen Wochen laufen rechte und christliche Gruppierungen auf und versuchen die Teilnehmenden einzuschüchtern. Rechtsextreme grölen Nazi-Parolen, strecken den Arm zum Hitlergruß, schwingen Haken-Kreuz-Flaggen – in Deutschland ist das verboten und würde bestraft werden, in den USA fällt es unter "freie Meinungsäußerung". Rechtsextreme- und Hassgruppen fühlen sich von der politischen Agenda Christlich-Konservativer bestärkt. Der LGBTQ-Community schlägt in vielen Teilen der USA Hass und Bedrohung entgegen. Rekord: Knapp 500 Gesetzesvorlagen gegen die LGBTQ-Community Im Jahr vor der Präsidentschaftswahl treiben Christlich-Konservative den Kulturkampf voran. Republikanische Abgeordnete fluten die Parlamente der Bundesstaaten mit Anti-LGBTQ-Gesetzen.
Die US-Menschenrechtsorganisation ACLU zählt US-weit allein im laufenden Jahr 491 Gesetzesinitiativen, die die Rechte der LGBTQ-Community einschränken. Das ist ein neuer Rekord – mehr als doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2022. Die meisten Anti-LGBT-Gesetzesvorlagen beziehen sich auf den Bereich Schulen und Bildung (228) und das Gesundheitswesen sowie Therapien (130). Anti-Transgender-Gesetze in Texas, Florida, Tennessee Es sind insbesondere die Südstaaten, in denen die Republikaner in den Parlamenten die Mehrheit stellen, die mit rigiden Gesetzen die Freiheiten der LGBTQ-Bevölkerung einschränken. In Texas, dem Bundesstaat mit einer der größten Transgender-Populationen der USA, unterzeichnete der Republikanische Gouverneur Greg Abbott erst Anfang Juni ein Gesetz, das Hormon- und Pubertätsblocker sowie Operationen für Transgender-Minderjährige verbietet.Sein Republikanischer Kollege in Florida, Ron DeSantis, unterzeichnete Mitte Mai ein ähnliches Gesetz, das nicht nur geschlechtsangleichende medizinische Behandlungen für Transgender-Jugendliche verbietet, sondern auch Erwachsenen den Zugang zu Behandlungen erschwert.Und in Tennessee sollen Transgender-Therapien für Minderjährige ab Juli verboten werden. Ein Verbot von öffentlichen Drag Shows war bereits von der Republikanischen Mehrheit verabschiedet worden. Es sollte im April in Kraft treten, wurde aber von einem - von Donald Trump ernannten - Richter gestoppt. Am 2. Juni entschied dieser, dass das staatliche Gesetz verfassungswidrig sei und die Redefreiheit einschränke. Stimmung gegen LGBTQ-Community kippt Die Gesetzgebungen schaffen in vielen Teilen der USA eine Stimmung, die Hassgruppen gegen die LGBTQ-Community aufstehen lässt. Unternehmer Josh Cloud, der in Nashville Bus-Touren mit Drag-Shows anbietet, erzählt: Wir erhalten Droh-Anrufe. Maskierte Leute tauchen hier auf und sagen: Wenn ihr jetzt schon Angst habt, wartet ab. Josh Cloud, Anbieter von Bus-Touren mit Drag-Shows "Da draußen sind Hassgruppen, die nicht wollen, dass es uns gibt", erklärt seine Mitarbeitende, Drag Queen Perplexity, die aus Angst vor Bedrohung öffentlich nur mit Künstlernamen auftritt. Konservativ-religiöses Land gegen liberale Städte Tennessee und seine Hauptstadt Nashville sind Beispiel dafür, wie konservative, religiös-geprägte Ansichten im ländlichen Raum auf die liberaleren Einstellungen in den größeren Städten prallen. Mitten im "Bible Belt", dem religiös-konservativ geprägten, sogenannten "Bibel-Gürtel" der USA, hat Dawn Bennett vor drei Jahren eine LGBTQ-freundliche Kirche gegründet - als erste queere lutherische Pastorin Nashvilles. Auf dem Altar: ein Kreuz in Regenbogenfarben. An der Wand Bilder mit der Aufschrift: "Gott liebt euch alle" und "Du gehörst hierher". Ihre Gemeinde gibt denen ein Zuhause, die anderswo nicht willkommen sind. Dawn selbst ist bisexuell, hat einen transgender Sohn. Eine LGBTQ-freundliche Kirche in Nashville Das Christlich-Konservative im Namen Gottes Gesetze gegen ihre Community verabschieden – nennt sie scheinheilig. Seit die Pastorin öffentlich Kritik übt, bekommt sie Morddrohungen. Je weiter man vom Ideal entfernt ist: weiß, heterosexuell, 'christlich' und patriotisch - was auch immer das bedeuten soll - desto mehr Ärger hat man hier. Dawn Bennett, erste queere lutherische Pastorin Nashvilles Ihre Gottesdienste überträgt sie per Livestream ins ganze Land. Wer in der Kirche sitzt, möchte nicht erkannt werden. Zu einfach könne man Arbeit und Wohnung aufgrund der sexuellen Orientierung verlieren. Die Pastorin ist zur Stimme geworden für die, die sich nicht mehr trauen, laut zu werden. Familien ziehen wegen Anti-Transgender-Gesetzen um Wegen neuer Gesetze gegen Transgender-Therapien wenden sich verzweifelte Eltern immer häufiger an die Pastorin. "Familien, rufen mich flehend an. Was sollen wir nur tun, fragen sie mich", erzählt die dreifache Mutter und Pastorin. Viele kündigen ihren Job, verkaufen ihr Haus und ziehen in einen anderen Bundesstaat. Dawn Bennett, erste queere lutherische Pastorin Nashvilles Wo immer möglich, will sie einen sicheren Ort für ihre Gemeinschaft schaffen. Zweimal im Jahr organisiert die Pastorin einen Abschlussball für Transgender-Jugendliche in Nashville, die sich oftmals nicht so anziehen dürfen, wie sie es wollen. "Hier können sie einen Abend lang so sein, wie sie sind", sagt Bennett. Solange solche Momente noch möglich sind, will sie bleiben. Wie lange das sein wird, weiß sie nicht. Mfg Nikita Noemi Rothenbächer

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