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Sexuelle Störungen: Störungen der Geschlechtsidentität und Paraphilien!
Vorweg: All dieses hier Aufgeführte ist Medizinisch-Belegt und neu Überarbeitet !
Der alte Irrglaube:
Masturbieren sei unmoralisch und schwäche den Verstand
DSM-IV bzw. ICD-10:
A. Stö. der Geschlechtsidentität
B. Paraphilien bzw. Stö. der Sexualpräferenz (Fetischismus, Transvestitischer Fetischismus, Pädophilie, Exhibitionismus, Voyeurismus, Sexueller Masochismus, Sexueller Sadismus, Frotteurismus, nicht näher bez. Paraphilien, z.B. Nekrophilie)
C. Sexuelle Dysfunktionen bzw. Sexuelle Funktionsstö. (s. Kap. 13)
Penis-Plethysmograph:
· Gerät zur Untersuchung der sexuellen Erregung des Mannes
· gemessen wird der Penisumfang (also Blutfluss zu den Genitalien)
1.1. Transsexualismus
Transsexueller
= ein Erwachsener, der Unbehagen bei seiner Geschlechtsrolle empfindet und sich stark mit dem entgegengesetzten Geschlecht identifiziert (z.B. Mann in Frauenkleidern, Wunsch nach Geschlechtsumwandlung)
Ausschluss:
· Schizos, die die angeben, das andere Geschlecht zu sein (ist aber selten)
· Hermaphroditen, die über männliche wie auch weibliche Geschlechtsorgane verfügen
Merkmale:
· leiden i.A. an Angst und Depression
· sexuelles Interesse am gleichen Geschlecht (fühlt sich aber heterosexuell)
· in manchen US-Staaten ist es Männern verboten, Frauenkleider zu tragen (Betroffene, die sich auf eine Operation vorbereiten, bekommen aber ärztliche Bescheinigung!)
Prävalenz:
· 1:30000 bei Männern
· 1:100000 bei Frauen
Rolle von Geschlechtshormonen:
· es wurde meist der normale Hormonspiegel vorgefunden
· Langzeitwirkungen von Hormonbehandlungen sind noch unbekannt
1.2. Störung der Geschlechtidentität im Kindesalter
meist haben Transsexuelle bereits als Kind das Verhalten dem anderen Geschlecht angepasst
z.B. ein Junge:
· meidet rauhe Spiele
· zieht kleine Mädls als Spielgefährten vor
· verkleidet sich als Mädchen
· meint er wird ein Mädchen, wenn wenn er groß wird
· evtl. findet er seinen Penis ekelhaft
Beginn der Stö.:
· vor dem 6. Lj.
Suche nach der Ursache:
· Kinder von Müttern, die pränatal Hormone bekamen, verhalten sich oft wie das andere Geschlecht
· diese Kinder weisen oft anatomische Abnormitäten auf, z.B. männlich-hafte Genitalien
· Das „Verkleiden“ wird oft sogar gern gesehen und unterstützt („Mei, ist der Bub schnugglig!! Da probiern wir doch gleich noch einen Lippenstift aus!“)
® das trägt zum Konflikt zwischen anatomischer und erworbener Geschlechtsidentität bei
Greens‘ (1985) Längsschnittstudie mit jungenhaften Mädchen:
· ziehen den Vater vor, er hat Vorbildwirkung
· deren Mütter waren selbst maskuliner
· positive Verstärkung von männlichen Spielgefährten
Ausbildung der Geschlechtsidentität:
· mit 3 Jahren (später kaum noch zu ändern)
· Erziehung hat großen Einfluss (z.B. Name, Kleidung, zum Fussball mitnehmen)
· die meisten Kinder mit gestörter Geschlechtsidentität werden nicht transsexuell (aber oft homosexuell)
Gesellschaftliche Toleranz:
· feminine Jungen haben‘s richtig schwer
· maskuline Mädchen werden gut akzeptiert
· von vielen Seiten wird gefordert, nicht an solch unkonventionellem Verhalten zu zweifeln
1.3. Therapien von Störungen der Geschlechtsidentität
Zwei Therapiegruppen:
· Versuch, den Körper zu verändern, damit er zur Psyche passt (Operation)
· Versuch, die Psyche zu verändern, damit sie zum Körper passt (Identität verändern)
1.3.1. Operative Geschlechtsumwandlung
Besteht aus 3 Teilen: Operation, Hormone, Lebensführung
Chirurgischer Eingriff:
· Genitalien werden entfernt und ein Substitut konstruiert
· z.B. ein Teil der männlichen Genitalien bleibt, woraus künstliche Vagina geformt wird
· biologisch ist die Person jetzt noch vom urspr. Geschlecht!
Hormonbehandlung:
· weibliche bzw. männliche Hormone werden 1 Jahr lang vor der Operation gegeben
· z.B. damit sich die Brüste bilden und sich die Körperform ändert
· Hormone müssen auch nach der Operation unbegrenzt weiter genommen werden
· Achtung: hat keinen Einfluss auf Haarwuchs (Bart- und Körperhaare) und Stimmlage!
· evtl. zusätzlich plastische Operation, um Kinn und Adamsapfel zu formen
Soziokulturelles Klima:
· Operation wird erst nach 1-2-jährigem „Probeleben“ vollzogen
· z.B. weibliches Leben in der Gesellschaft
Bei Frauen:
· hier ist das Ergebnis problematischer
· nur kleiner Penis formbar, der nicht normal erigiert (also sind Hilfen beim Sex nötig)
· durch Hormonbehandlung sprießen die Haare
Zahlenverhältnis männliche:weibliche Transsexuelle:
· von 8:1 bis 1:1
· Zahl der Frauen nimmt zu
Nutzen einer Operation:
· es wurde viel diskutiert, z.B.
· „Kein Vorteil für die soziale Reha“ (Meyer-Reter-Studie, 1979)
· „Allgemeine Verbesserung der sozialen Anpassung, v.a. für Umwandlung von Frau zu Mann“ (Abramovitz, 1986)
· „97% bis 87% zufriedenstellende Ergebnisse“ (Green & Fleming, 1990 – am besten kontrollierte Studie)
Þ Fazit: schwierig zu überprüfen, aber wohl eher vorteilhaft
1.3.2. Änderung der Geschlechtsidentität
hierzu erfolgreiche verhaltenstherapeutische Verfahren
Rekers & Lovaas (1974):
· behandelten 5-jährigen Jungen, der sich feminin verhielt
· lobten und verstärkten ihn für männliches Verhalten, missbilligten feminines Verhalten
Þ nach 6 Monaten war der Junge typisch maskulin
Barlow et al. (1973) [unglaubliche Therapie!]:
· 17-Jährigem wurde zunächst aufgezeigt, wie effeminin er ging, saß und sprach
· er lernte über Videofeedback und Shaping, sich den Männlichkeitsstandards anzupassen
· soziale Fertigkeiten wurden geschult (Blickkontakt, Gespräche anfangen...)
· Phantasieleben wurde verändert (er sollte sich vorstellen, mit attraktiver Frau Sex zu haben statt mit Männern)
· Geschlechtspräferenz wurde auf Frauen konditioniert (Aversionstraining mit Männerbildern)
Þ Patient war dann viel zufriedener, hielt sich nicht mehr für eine Frau, masturbierte sogar bei der Vorstellung „Sex mit Frau“ und hatte bald eine feste Freundin
Allgemein gilt für solche Therapien:
· erfolgreich in den berichteten Einzelfällen
· oft bleiben die Behandelten homosexuell
· eine gegengeschlechtliche Identität ist also möglicherweise therapeutisch veränderbar
· Transsexuelle müssen mit der Behandlung einverstanden sein (und das sind die wenigsten)
2. Paraphilien
DSM-IV:
= Gruppe von Stö., bei denen die sexuelle Attraktivität von ungewöhnlichen Objekten ausgeht und die
sexuellen Aktivitäten selbst ungewöhnlich sind
· para-: Abweichung im Objekt...
· -philie: ...von dem der Betroffene angezogen wird
Diagnose und weiteres:
· Attraktivität muss sehr intensiv sein und mind. 6 Monate vorliegen
· Betroffener muss darunter leiden
· treten häufig mehrfach auf, auch als Teil einer anderen psychischen Stö. (z.B. Schizo)
· fast immer Männer
· oft sind nicht-einverstandene Partner beteiligt (also strafrechtliche Konsequenzen)
1.4. Fetischismus
= für die sexuelle Erregung wird ein unbelebtes Objekt herangezogen
Objekte:
z.B. Schuhe, Strümpfe, Handschuhe, Unterwäsche, aber auch Niesen anderer Menschen
Handlungen, meist beim Sex:
z.B. das Objekt küssen, riechen, betrachten, sammeln, Partner soll den Fetisch anziehen
Mögliche Entwicklungsbedingungen:
· als Abwehr gegen die Kastrationsangst [na, aus welcher Schule??]
· klassische Konditionierung, z.B. erste Masturbation beim Bild einer schwarz-Leder-Frau
· wird verglichen mit Entwicklung einer Phobie für best. Objekte (als Bereitschaft, auf best. Objekte sexuell stimuliert zu werden)
· Problem: warum dann nicht auch auf Sofakissen??
1.5. Transvestitischer Fetischismus
= wenn ein Mann durch das Tragen von Frauenkleidern sexuell erregt wird, sich aber dem eigenen Geschlecht angehörig fühlt (synonym: Transvestitismus)
Gesammeltes:
· in einigen Ländern verboten
· immer männlich
· verkleiden sich nur zeitweise und privat
· beginnt teilweise in Kindheit
· nur selten fühlen sie sich weiblich
Mögliche Entwicklungsbedingungen:
· Konditioniert durch Masturbieren in Frauenkleidern
· Flucht eines überforderten Mannes aus der Verantwortung (also nicht nur sexuelle Erregung als Zweck)
1.6. Inzest
Adaptive Bedeutung des Tabus:
· Wahrsch. eines rezessiven Genpaars reduzieren (die können schwere Geburtsfehler bedingen)
· daneben: breiter gestreute soziale Bindungen und größere soziale Harmonie
· Inzesttabu gilt in allen Gesellschaften (Ausnahme: ägyptische Pharaonenfamilien, hier sollte das königliche Blut vor Verunreinigungen geschützt werden)
Inzest im DSM-IV:
· als Subtypus der Pädophilie aufgeführt
Art der Beziehungen (Korrelationen):
· zumeist zwischen Bruder-Schwester oder Vater-Tochter
· Familienstruktur: meist patriarchalisch, traditionell
· Wertvorstellungen: fromm, moralistisch, religiös (d.h. Masturbieren ist verboten)
· Emotionalität: emot. Distanz der Eltern zu ihren Kindern
· Elternverhalten: Vernachlässigung der Kinder
· Elternbeziehung: Mangel an zufriedenstellender emot. Beziehung zur Frau
Prävalenz:
· zwischen 20 und 30% der (bekannten) sexuellen Übergriffe waren inzestuöser Natur
· (Studie zeigte, dass ca. 20% der Frauen und 10% der Männer als Kind missbraucht wurden)
Vielfältigste Erklärungen:
· sexuelle Deprivation
· Verlangen nach solchen Beziehungen ist Teil der menschl. Natur (natürlich von Freud)
· „Das Opfer ist schuld“
· diese Kinder seien „ungewöhnlich anziehende und charmante Persönlichkeiten“
Þ möglicherweise alles Quatsch
1.7. Pädophilie
= meist Männer, die durch körperlichen, auch sexuellen Kontakt mit unverwandten Kindern sexuelle Befriedigung erlangen
Alter:
· Laut DSM-IV muss ein Pädophiler über 16 Jahre sein und mind. 5 Jahre älter als das Kind
· Je nach Staat unterschiedliche gesetzliche Zahlen, wie als das Kind sein darf/muss
Was passiert?
· meist keine Gewalt (außer evtl. Drohung, damit das Kind nichts weiter erzählt)
· z.B. Haare streicheln,
· Genitalien manipulieren (des Kindes oder das Kind soll dies bei ihm tun) oder
· Geschlechtsverkehr
Unterschied zu Inzest:
· Inzest eben zwischen Angehörigen derselben Familie
· Inzestopfer sind meist älter als Opfer Pädophiler (Pädophile reizt eben die Unreife, Vater ist eher durch eintretende körperliche Reife angezogen)
Klinische Beschreibungen Pädophiler:
· häufig streng religiös und moralistisch
· zwanghafte Anziehungskraft des Kindes
· meist sind die Täter der Familie des Kindes bekannt (wird daher oft verschwiegen!)
· sozial unreif
· niedriges Selbstwertgefühl
· schlechte Impulskontrolle
Þ in Unters. bestätigt
Erklärungsversuche:
· psychoanalytisch: Bedürfnis nach Beherrschung, Angst vor Beziehung zu Erwachsenen (Achtung: hier also KEINE sexuelle Impulse!!)
· Pädophile wurden als Kind selbst missbraucht (lässt sich empirisch nicht zeigen)
Exkurs: Auswirkungen und Intervention bei sexuellem Missbrauch von Kindern
Zum Sexuellen Missbrauch gehören:
· Pädophilie
· Inzest
· Exhibitionismus
· Kinderpornographie
Auswirkungen bei Opfern:
· Probleme bei sozialer Anpassung (z.B. bei Verabredungen mit Männern)
· ...bei der sexuellen Zufriedenheit
· ...beim Selbstwertgefühl
· Angststö., Depression, Multiple PS
· Prostitution, sexuelle Promiskuität (häufig wechselnde Geschlechtspartner), Drogenmissbr.
· die Erwartung einer Opferrolle in zukünftigen Situationen
Was passiert?
· meist keine Gewalt (außer evtl. Drohung, damit das Kind nichts weiter erzählt)
· z.B. Haare streicheln,
· Genitalien manipulieren (des Kindes oder das Kind soll dies bei ihm tun) oder
· Geschlechtsverkehr
Unterschied zu Inzest:
· Inzest eben zwischen Angehörigen derselben Familie
· Inzestopfer sind meist älter als Opfer Pädophiler (Pädophile reizt eben die Unreife, Vater ist eher durch eintretende körperliche Reife angezogen)
Klinische Beschreibungen Pädophiler:
· häufig streng religiös und moralistisch
· zwanghafte Anziehungskraft des Kindes
· meist sind die Täter der Familie des Kindes bekannt (wird daher oft verschwiegen!)
· sozial unreif
· niedriges Selbstwertgefühl
· schlechte Impulskontrolle
Þ in Unters. bestätigt
Erklärungsversuche:
· psychoanalytisch: Bedürfnis nach Beherrschung, Angst vor Beziehung zu Erwachsenen (Achtung: hier also KEINE sexuelle Impulse!!)
· Pädophile wurden als Kind selbst missbraucht (lässt sich empirisch nicht zeigen)
Exkurs: Auswirkungen und Intervention bei sexuellem Missbrauch von Kindern
Zum Sexuellen Missbrauch gehören:
· Pädophilie
· Inzest
· Exhibitionismus
· Kinderpornographie
Auswirkungen bei Opfern:
· Probleme bei sozialer Anpassung (z.B. bei Verabredungen mit Männern)
· ...bei der sexuellen Zufriedenheit
· ...beim Selbstwertgefühl
· Angststö., Depression, Multiple PS
· Prostitution, sexuelle Promiskuität (häufig wechselnde Geschlechtspartner), Drogenmissbr.
· die Erwartung einer Opferrolle in zukünftigen Situationen
· meist keine Gewalt (außer evtl. Drohung, damit das Kind nichts weiter erzählt)
· z.B. Haare streicheln,
· Genitalien manipulieren (des Kindes oder das Kind soll dies bei ihm tun) oder
· Geschlechtsverkehr
Unterschied zu Inzest:
· Inzest eben zwischen Angehörigen derselben Familie
· Inzestopfer sind meist älter als Opfer Pädophiler (Pädophile reizt eben die Unreife, Vater ist eher durch eintretende körperliche Reife angezogen)
Klinische Beschreibungen Pädophiler:
· häufig streng religiös und moralistisch
· zwanghafte Anziehungskraft des Kindes
· meist sind die Täter der Familie des Kindes bekannt (wird daher oft verschwiegen!)
· sozial unreif
· niedriges Selbstwertgefühl
· schlechte Impulskontrolle
Þ in Unters. bestätigt
Erklärungsversuche:
· psychoanalytisch: Bedürfnis nach Beherrschung, Angst vor Beziehung zu Erwachsenen (Achtung: hier also KEINE sexuelle Impulse!!)
· Pädophile wurden als Kind selbst missbraucht (lässt sich empirisch nicht zeigen)
Exkurs: Auswirkungen und Intervention bei sexuellem Missbrauch von Kindern
Zum Sexuellen Missbrauch gehören:
· Pädophilie
· Inzest
· Exhibitionismus
· Kinderpornographie
Auswirkungen bei Opfern:
· Probleme bei sozialer Anpassung (z.B. bei Verabredungen mit Männern)
· ...bei der sexuellen Zufriedenheit
· ...beim Selbstwertgefühl
· Angststö., Depression, Multiple PS
· Prostitution, sexuelle Promiskuität (häufig wechselnde Geschlechtspartner), Drogenmissbr.
· die Erwartung einer Opferrolle in zukünftigen Situationen
1.8. Exhibitionismus
= wiederholte Entblößung der Genitalien vor unbefangenen Fremden, um sexuelle Erregung zu erreichen.
Der Exhibitionist:
· meist ist kein sexueller Kontakt gewünscht
· werden v.a. durch Frauen in nicht-sexuellen Situationen erregt, die sie aber sexuell interpretieren
· Erregung kommt aus dem „Zur-Schau-stellen“, oft auch aus dem Wunsch, zu schockieren
· ist ein überwältigender, unkontrollierbarer Drang (juristische Folgen werden vergessen)
· viele suchen anschließend voller Scham das Weite
· sozial unreifes Verhalten
· keine körperlichen Übergriffe oder Gewalt
Erklärungsversuche:
· verdrängte Kastrationsangst und Bedürfnis, sich des Mannseins zu versichern
· Masturbation habe verstärkende Wirkung (z.B. von Frau beim Urinieren überrascht)
Þ beide Hypothesen total ungestützt
1.9. Sexueller Sadismus und Sexueller Masochismus
Sex. Sadismus:
= sexueller Befriedigung wird v.a. durch Zufügen von Schmerzen oder psychischem Leid (z.B. Erniedrigung) erreicht
Sex. Masochismus:
= ... v.a. durch Erleiden von Schmerzen oder Demütigungen erreicht
Drum&Rum:
· meist in heterosexuelle Beziehungen
· hier auch Frauen (vs. andere Paraphilien, wo‘s nur Männer sind)
· meist besteht die Beziehung zwischen Sadist und Masochist
· führen ein sonst konventionelles Leben (Æ bei Schulbildung, Einkommen etc.)
· ex gibt mehr Masochisten als Sadisten
Formen des Sex. Masochismus (entspr. ausgeführt durch Sadist):
· Fesseln, Augenbinde
· Verprügeln, Auspeitschen, Elektroschocks, Schnitte (vgl. Sexualstraftäter)
· Demütigungen (Urinieren, Defäzieren auf den Körper, Beschimpfungen, Zwang zu „bellen“ o.ä.)
· Infantilismus (Wunsch, so wie ein hilfloses kleines Kind behandelt zu werden und Windeln zu tragen)
· Hypoxyphilie (sex. Eregung durch O2-Deprivation, z.B. durch Schlinge oder Plastiktüte)
Diagnose im DSM-IV:
· Person muss solche Fantasien auch ausführen
· sonst: sadistische und/oder masochistische Phantasien (keine Diagnose)
· Betroffener muss darunter leiden
Rolle der Inszenierung:
· man findet eine Art „Drehbuch“ vor, nämlich Schmerz, Erniedrigung und Dominanz als Teil einer Geschichte
· z.B. Masochist ist der Sklave, der an den mächtigen Sultan verkauft wird
· so entsteht eine fiktive Bedeutung für beide, aus der sie sexuelle Erregung ziehen
Erklärungsversuche:
· Schmerz bereitet sexuelle Lust (psychoanalytisch – erklärt aber nichts)
· klass. Kondit. ist möglich, aber noch nicht belegt (Schmerz und sex. Erregung haben ähnliche physiologische Prozesse, so dass Schmerz später auch für sex. erregend gehalten wird)
1.10. Nicht näher bezeichnete Paraphilien
Restgruppe mit unkonventionellen sex. Aktivitäten:
(wenig darüber bekannt)
Koprophilie:
sex. Befriedigung durch Hantieren mit Fäzes
Frotteurismus:
...durch Reiben oder Berühren einer Person, die dies nicht vermutet und dem auch nicht zustimmt (kein Sex angestrebt)
Klismaphilie:
...durch ein Klistier, das eine andere Person verabreicht
Nekrophilie:
sex. Umgang mit einer Leiche
Telefon-Skatologie:
...durch obszöne Telefonanrufe
Zoophilie (Sodomie):
sex. Umgang mit Tieren
1.11. Therapie der Paraphilien
Verbreitete Auffassung:
Paraphilien sind nur schwer oder auch gar nicht heilbar, da Persönl.stö. vorliegt
VT:
Aversionstherapie:
· um Vorlieben abzubauen (E-Schock bei Blick auf Kind):
· bewährt bei Pädophilie, Transvestitismus, Exhibitionismus und Fetischismus (ermöglicht zumindest bessere Kontrolle)
„Orgasmische Reorientierung“:
· als Stärkung konventioneller Sexpraktiken
· Veränderung der Reize, auf die die Patienten sexuell erregt werden
· z.B. während der (sadistisch erzeugten) Errektion auf das Bild einer nackten Frau sehen
Psychiatrische Behandlung:
· Erfolgsraten von 30-90%
· abhängig davon, ob die Patienten Ersttäter oder schwierigste Gefängnisinsassen sind und welche Therapie gewählt wird
Medizinische Intervention:
· Psychochirurgie: Läsion von Teilen des Hypothalamus (Nebenwirkungen, Tod möglich)
· Kastration: oft vor 60ern angewendet (führte zur Verminderung der Inzidenzzahlen; Ethik?)
· Medikamente: Medroxyprogesteronazetat (MPA, senkt Testosteronspiegel; Wirkung erlischt bei Absetzen; widersprüchlichste Ergebnisse)
Wichtig ist störungsspezifische Intervention:
· Training sozialer Fertigkeiten und Sexualerziehung bei Paraphilien
· Familiensystemischer Ansatz bei Inzest, z.B. Child Sexual Abuse Treatment Program (Kalifornien) mit nur 1% Rückfallquote der Väter
Kognitiv-verhaltenstheoretisch:
· zufriedenstellende sexuelle Beziehungen sollen aufgebaut werden (etwa Masters & Johnson, 1970)
· auch erfolgreich
Vergewaltigung:
= der Versuch, mittels Zwang und Gewalt von einem nicht einverstandenen Partner sexuelle Befriedigung zu erlangen
® Die Götter sind hier Calhoun & Atkeson (seit 80ern)
Weitere Kategorie:
Vergewaltigung Minderjähriger (in USA strafbar, auch wenn die Minderjährige einverstanden ist)
1.12. Das Verbrechen
Häufigkeit:
· Jeder Akt sexuellen Zwangs ist Vergewaltigung (sagen Calhoun & Atkeson, 1991)
· mind. 25% der US-Frauen erleiden im Lauf ihres Lebens eine Vergewaltigung
· 80% der Vergewaltigungen (geschätzt) werden nicht erfasst
1.13. Das Opfer, der Angriff und die Folgen
Das Opfer:
· muss nicht jung & attraktiv sein
· oft körperlich und seelisch traumatisiert: auch Wochen nach der Vergewaltigung noch extreme Spannung und tiefe Demütigung
Mögliche Folgen:
· Schuldgefühle, weil sie sich nicht stärker gewehrt haben
· Rachegedanken
· Albträume oder Phobien (z.B. vor Dunkelheit, allein sein)
· verändern Wohnung oder Telefonnummer Þ soziale Kontakte ¯ Þ soziale Unterstützung ¯
· problematische sex. Beziehung zum Partner
· erhöhtes Suizidrisiko und Substanzmissbrauch
· viele somatische Probleme
· Entwicklung einer Posttraumat. Belastungsstö. ist möglich!
· ohne Behandlung können Symptome jahrelang bestehen
Prädiktoren für Entwicklung:
· Reaktion des Partners
· soziale Unterstützung
· frühere psychische Gesundheit
· Erfahrung bei der Zeugenaussage vor Gericht
Fazit von Calhoun & Atkeson (1991):
entscheidend für die emotionalen Folgen ist die Beurteilung der Ereignisse durch die Person, und weniger die Umstände selbst
1.14. Der Vergewaltiger
Die Person und die Tat:
· hat Vergew. meistens geplant (behauptet wird jedoch oft, dass er „außer Kontrolle“ geriet)
· sex. Dysfunktionen sind bei einer Vergew. häufig (kann auf Alkoholkonsum zurückgehen)
· meist zwischen 15 und 25 Jahre alt
· Unterschicht und ohne Schul-/Berufsabschluss
Mögliche Motive:
· allen Vergewaltigern sozus. gemeinsam: starke Feindseligkeit gegenüber Frauen, da sie sich betrogen, verraten oder getäuscht fühlen
· sehen die Vergew. oft von den Frauen „herausgefordert“ (über Kleidung, Handlungen)
· muss nicht immer sexuell motiviert sein: auch Herrschsucht, Ärger, Opportunismus, Rache, Enthemmung durch Alkohol, Einsamkeit... ist möglich
Frauenbewegung:
· setzt sich dafür ein, dass Vergewaltigung nicht mehr als Sexualdelikt bezeichnet wird, sondern dass mehr die Gewalt und Brutalität (vgl. Überfall) im Vordergrund steht
· Frau (Opfer!) muss nämlich oft ihre Unschuld beweisen
Vergewaltigung durch Bekannte:
· = Rendevous-Vergewaltigung
· = Vergew., an der 2 Menschen beteiligt sind, die sich kennen bzw. sogar verabreden
· sogar viel öfter als durch Fremde!
· Anzeige erfolgt hier sehr selten (wegen Frage nach Mittäterschaft)
· möglicherweise missgedeutete Aussagen (Umarmung wird als „Intimfahrschein“ gewertet)
1.15. Therapie von Vergewaltigungsopfern und Vergewaltigern
Besonderheit im Vgl. zu anderen Stö.:
· hier müssen Opfer und Täter therapiert werden (und zwar total unterschiedlich)
Therapie für die Täter:
Gruppentherapeutisches Konfrontationsverfahren in Gefängnissen:
· Täter sollen somit Verantwortung übernehmen
· andere Umgangsmöglichkeiten erarbeiten
Körperliche Eingriffe:
· Kastration oder Testosteron-Reduzierung bringen nichts, weil Erektion gar nicht notwendig ist
· ändert nichts am gewalttätigen Verhalten
Therapie für die Opfer:
· in USA gibt‘s Krisenzentren und Nottelefone für vergewaltigte Frauen (in D: z.B. Wildwasser, Frauenhaus...)
· Angestellte und Freiwillige (auch ehem. Opfer) bieten Beratung an
· Ziel: Normalisierung der emotionalen Reaktionen
· ermutigen Anzeige bei Polizei
· ermutigen zur Kontaktaufnahme zur Familie, Freunden etc. (Rückzug ist nämlich häufig)
· helfen Schuldgefühle abbauen
Angstreduzierung (vgl. Posttraumat. Belastungsstö.):
· Opfer wird den angstauslösenden Umständen des Überfalls ausgesetzt
· so soll die gelernte Angst gelöscht werden
Gründe für das Zögern bei der Anzeige:
· Vergew. wird als Privantangelegenheit angesehen
· Angst vor Vergeltung durch den Täter oder seiner Angehörigen
· Annahme, dass Polizei wirkungslos oder unsensibel sei
Psychophysiologische Aspekte der Vergewaltigung:
· v.a. von Abel et al. (1977) untersucht
· Vorgehen: man spielt den Vergewaltigern Tonbandaufnahmen vor (z.B. Vergewaltigung, nur Gewaltanwendung ohne Vergewalt., liebevolle Sexszene) und misst ihre sexuelle Erregung mit dem Penisplethysmographen
· Ergebnis: verworren, aber im Trend so:
- Sadistische Vergewaltiger sind erregter bei Gewaltanwendung, wenig bei „Liebesszene“
- nur bei Weigerung Vergewaltigende sind erregter bei „Liebesszene“
Þ gut repliziert – kritisierbar ist aber die Validität des Plethysmographen (als Vergrößerung des Penis)
Labor beantwortet aber nicht das „Warum“ der Tat:
· das können nur Soziologen, Politologen und Historiker (so auch Nikita Noemi Rothenbächer)
Anmerkungen zur Homosexualität:
Wie wurde Homos. im DSM behandelt?
· im DSM-IV und ICD-10 nicht mehr als Stö.kategorie
· DSM-II: Homosexualität in der Kategorie „sexuelle Abweichungen“
· DSM-III: Diagnose „Ich-dystone Homosexualität“ für eine homosexuelle Person, die dies aber als Belastung erlebt und hetero werden möchte
· D&H halten die Darstellung für erforderlich, da noch viele Vorbehalte bei Laien und auch Mitarbeitern im Gesundheitswesen bestehen
Zentral für Entwicklung seit ca. 30 Jahren:
· Homosex. wurde immer weniger als psychische Stö. angesehen
· bald war nur noch die empfundene Belastung der sex. Orientierung ausschlaggebend
1.16. Ich-dystone Homosexualität im DSM-III
· = wenn durch den gesellsch. Druck eine Belastung entsteht und die Person [deswegen?] hetero werden möchte
· hier wird Homosex. selbst also nicht als abnorm dargestellt!
1.17. DSM-III-R, DSM-IV und Homosexualität
· kein Hinweis mehr auf Homosexualität im DSM-III-R und im DSM-IV
· nach 1980 wurde „Ich-dystone Homosex.“ nur noch selten diagnostiziert
· Gründe: kein Belastungserleben mehr? Bessere Toleranz? Vieles ist möglich...
· DSM-III-R und DSM-IV: in die Kategorie „Sexuelle Stö., die nicht andernorts beschrieben sind“ fällt, wer die eigene sex. Orientierung als Belastung erlebt (hier also auch Belastung bei Heterosexualität möglich!)
Kritik an Untersuchungen von Homosexualität:
in US-Studien werden fast nur Patienten von Psychoanalytikern herangezogen
1.18. Zukünftige Forschung
Forderung von D&N:
· Forschung sollte sich auf den Umgang Homosexueller mit ihrer Orientierung konzentrieren und wie die Gemeindepsychologie helfen kann, die sozialen Vorurteile zu reduzieren
· „Homophobie“ (Abneigung gegenüber der Homoerotik) abbauen
· jede Spur von Homosexualität muss aus der Liste der psychischen Stö. verschwinden
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