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Brief an meine Kinder
Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2012
Meine liebsten Kinder,
In etwa einem Monat, um genau zu sein im Januar 1977, werden Eure Mutter und ich 15 Jahre verheiratet sein. In der Vergangenheit war dies immer ein glücklicher Tag, ein Tag zum Erinnern und um all die schönen Zeiten zu gedenken, welche Eure Mutter und ich zusammen verbracht haben. Ein Tag an welchem wir dachten wie glücklich wir sind einander zu haben und wie stolz dass wir Euch haben konnten, drei schöne Kinder.
Diese Woche informierte mich Eure Mutter offiziell, dass sie nicht mehr beabsichtigt unsere Ehe und Familie weiterzuführen. Was Eure Mutter wünscht ist eine Ehescheidung. Ihr seid nun groß genug zu wissen was das bedeutet. Viele von Euren Freunden sind Kinder von geschiedenen Eltern. Es Ist eine Trennung. Ein Vater und eine Mutter trennen sich und gehen ihren eigenen Weg. Für Euch will das bedeuten, dass mit wenigen Ausnahmen und Gelegenheiten Ihr getrennt sein werdet von Euerm Daddy für den Rest Eurer Kindheit. Es bedeutet das Ende unseres Lebens als Familie und für Euren Daddy ein Ende der unzähligen glücklichen Stunden, die er mit Euch und mit Eurer Mami verbracht hat.
Niemand weiß wie es Euer künftiges Leben beeinflussen wird, außer dass es ein unendlich schwierigeres Leben sein wird; ein Leben in welchem Euere Liebe und Anhänglichkeiten plötzlich zerrissen, in Frage gestellt und geteilt sein werden.
Ich schreibe Euch diesen Brief weil ich möchte dass Ihr wisst, dass Euer Daddy niemals wünschte dass dies so geschehen würde, weder jetzt noch in der Zukunft. Euer Vater wünscht keine Ehescheidung.
Ich schreibe Euch diesen Brief damit Ihr, wenn nicht jetzt, so doch wenigstens zu einem späteren Zeitpunkt völlig versteht wie Euer Vater empfindet zu einem Zeit- Punkt zu welchem alle seine Träume, Hoffnungen und alles für was er gearbeitet hat, herunterstürzen und zerstört werden durch eine Frau die er in all diesen Jahren geliebt hat.
Wenn die Zeit kommt, wenn Ihr Fragen stellen wollt, wenn Ihr fragt: "Warum ist dies passiert? Warum haben sich Mami und Daddy getrennt, warum sind wir die Kinder eines gebrochenen Heimes?". Zu dieser Zeit wünsche ich dass Ihr diesen Brief wieder leset, in der Hoffnung, dass Ihr besser versteht was passierte und wie Euer Vater weinte, litt und verletzt wurde als all dieses passierte.
Vor allen Dingen möchte ich Euch sagen, dass ich Euch mit meinem ganzen Herzen und Seele liebe. Heute seid Ihr die wichtigste Sache in meinem Leben, mein Sonnen- schein und meine größte Freude. Für mich seid ihr die allerschönsten Kinder auf der Welt. Ihr seid alles wofür ich je gearbeitet, was ich erhofft und erträumt habe, und nichts, absolut nichts wird dies je ändern können, jetzt noch in der Zukunft. Ich hoffe, dass was auch immer sein oder geschehen wird Ihr Euch immer daran erinnern werdet, dass ich euch liebe und dass ich meine Liebe für euch niemals verlieren werde oder euch vergessen würde.
Ich will euch nicht vergessen, noch die vergangenen Jahre, noch die vielen Augenblicke, welche erfüllt waren mit Glückseligkeit, Freude und den Hoffnungen für eine schöne Zukunft für uns alle. Nicht alles war stets Glück. Es gab auch viele Augenblicke von Qual, Pein und Verzweiflung. Zum Beispiel als Mami und ich uns sagen ließen, wir könnten niemals eigene Kinder haben. Genau wie heute schien es, die Welt habe aufgehört, Träume seien zerstört worden, und ich weinte in Schmerz für viele Stunden. Und doch, wie ein Wunder, 11 Monate später gebar Mami dich, Steven. Wir hatten eine Geburt zuhause und alle unsere Freunde kamen um unseren erstgeborenen Sohn zu feiern. Dann folgtest du, Tina. Wir waren begeistert eine Tochter zu haben und überglücklich dass du, Michael, als unser zweiter Sohn geboren wurdest. Ich habe euch beobachtet wie Ihr aus kleinen Säuglingen herangewachsen seid zu dem was Ihr heute seid. Ihr seid sehr glückliche Kinder gewesen und ich bin stets ein glücklicher und stolzer Vater gewesen.
Während den Jahren habe ich versucht für euch ein guter Vater und für Eure Mutter ein guter Ehemann zu sein. Ich hatte ein einziges Ziel, Euer Leben zu einem glücklichen Leben zu machen. Ich wünschte Euer Heim sei ein glückliches Heim und Euere Zukunft eine glückliche und sichere Zukunft.
Ich habe für viele Jahre sehr hart gearbeitet. Der Versuch es zu etwas zu bringen war nicht leicht. Meistens hatte ich zu kämpfen und zumeist war es ein Kampf um das Überleben. Doch habe ich keine Klagen. Es war eine Arbeit der Liebe. Ich wollte uns allen ein besseres Leben verschaffen. Ich wollte, dass Ihr und Mami das Beste von allem haben solltet. Ihr wart eine ständige Eingebung und ein Grund zu arbeiten. Ich liebte meine Arbeit, aber nichts war wichtiger als Ihr, unsere Familie und die Zukunft unserer Familie.
Der Versuch ein guter Vater zu sein und ein guter Ehemann war nicht immer leicht. Ich weiß, dass ich wahrscheinlich es hätte besser machen können und ich weiß auch, dass ich bei manchen Gelegenheiten versagt haben dürfte. Doch trotzdem habe ich stets versucht die bestmögliche Leistung zu erbringen.
Heute hat Euere Mami erklärt damit aufzuhören. Euere Mami hat entschieden, dass sie Euren Daddy nicht mehr liebt und dass daher unser Leben als eine Familie ein Ende finden müsse. Über ein Jahr hat Euer Daddy nun versucht, euer Mami zu Überzeugen mit Worten und Taten, dies doch nicht zu tun. Euere Mami hat anders entschieden und egal was Euer Daddy oder sonst jemand sagte oder tat, einschließlich die schönen Worte im Briefe den Steven mir in die Schweiz geschickt hat und welchen Mami gelesen hat, ist Eure Mutter nicht umzustimmen. Früher oder später wird Euer Daddy dieses Heim für immer verlassen müssen.
Euere Mutter glaubt, dass Kinder von geschiedenen Eltern genau gleich glücklich seien wie Ihr jetzt. Sie glaubt, dass es besser sei für euch, wenn Euer Daddy dieses Haus für immer verlässt, dass Ihr glücklicher und bequemer sein werdet.
Euer Daddy denkt nicht so, und lasst euch von niemandem sagen, dass Kinder von geschiedenen Eltern glücklicher seien als Ihr gerade jetzt seid. Alle Kinder benötigen einen Daddy, doch vor allen Dingen benötigen sie einen Daddy der mit ihnen im gleichen Hause während 24 Stunden am Tag lebt. Es spielt keine Rolle wie häufig ein geschiedener Daddy seine Kinder besucht und sie ausführt um lustige Sachen zu tun, er kann niemals den wirklichen Daddy ersetzen der die Zeit mit ihnen im gleichen Hause während der ganzen Zeit verbringt. Auch wenn zeitweise seine Arbeit ihn für Tage oder Wochen oder gar Monate weg- führt, ein wirklicher Dad wird stets zurückkehren, um die glücklichen Zeiten der Vergangenheit wieder aufzunehmen. Die meisten geschiedenen Dad's kehren lediglich für Wochenende und dann nur für wenige flüchtige Stunden zurück.
Eure Mami hat gesagt, dass sie jetzt an sich selber und an ihr Glück denken müsse. Sie sagt, sie sei völlig bewusst der Konsequenzen welche dies mit sich bringen werde und wie dies Euer Leben ändern wird. Sie sagte, sie übernehme die Verantwortung für Euer Leben als Kinder eines gebrochenen Heimes.
Alles was Euer Daddy wissen möchte ist wie Ihr Euch Euerer Verantwortung entledigt wenn die Dinge nicht so herauskommen wie Ihr dachtet dass sie sollten oder müssten. Ist es wie die Verantwortung einer Versicherung Gesellschaft welche für künftige Schäden zahlt, welche für geistige Qualen zahlt? Wie viel bezahlst du für eine verwüstete Kindheit, wie viel für eine Kindheit mit nur einem Elternteil, wie viel für eine Kindheit in welcher Ihr lernen müsst mit einem Stiefvater zu leben?
Heute empfinde ich Schmerz in einer Art, welche ich niemals gedacht hätte ein menschliches Wesen könne so fühlen. Der Schmerz ist wirklicher und empfindlicher als ich je solche früher empfunden hatte. Gelegentlich denke ich, mein ganzer Körper würde sich von innen nach außen kehren. Ich kann nicht denken, ich kann nichts tun, ich fühle mich starr und völlig immobilisiert. Aber mein heftigster Schmerz kommt wenn ich an Euch denke. Ich liebe Euch so sehr dass ich die Tatsache nicht akzeptieren kann dass vielleicht einmal eine Zeit sein wird wenn wir nicht mehr Tag für Tag zusammen sein können. Ich kann nicht glauben dass es eine Person gibt welche all das zerstören möchte, dass es eine Person gibt welche so wenig Verständnis und so wenig Empfindung hat, so wenig Liebe für die andern, eine Person welche nur an sich selber denkt, an ihre Rache und daran, gleichzuziehen für Schmerz welchen sie einmal erduldet hat.
Während ich unglücklicherweise realisiere wie wichtig Eure Mutter und ich uns gegenseitig waren, begann ich auch zu realisieren dass der ständige Schmerz, die neuen Verletzungen welche ich fast täglich während dem vergangenen Monat erdulden musste, die ständigen Anschuldigungen und Rechtfertigungen, warum kann keine Liebe vorherrschen, warum kann keine Hinnahme sein, warum kann und wird keine Vergebung sein oder ein Neubeginn, haben mich starr gelassen und ausgetrocknet von allen physischen und emotionellen Kräften welche Ich einige Monate früher hatte. Ich begann zu erkennen dass Liebe, ungeachtet wie Groß und voll, zerstört werden kann, Schritt um Schritt, wenig um wenig bis schließlich nichts mehr vorhanden ist. Alles was zurückgeblieben ist, ist Zorn, Verletzung und Enttäuschung. Unglücklicherweise führt Zorn zu Zorn, und Verletzung führt zu neuer Verletzung.
Ist das was Eure Mutter wirklich wünschte dass es geschehen würde? Um ehrlich mit Euch zu sein so glaube ich das nicht. Ich glaube dass sie auf eine Art dachte, dass genau das Gegenteil geschehen würde. Vielleicht dachte sie auf ihre Art, ihre Drohungen, Anklagen und die nachfolgenden Rechtshandlungen würden unsere Familie wieder enger zusammenbringen und dass dies zu einer helleren und besseren Zukunft führen würde. Nur ist es nicht so herausgekommen. Gewissermaßen konnte sie nicht erkennen dass nur Liebe zu Liebe und Verständnis führt und dass Drohungen zu Drohungen und zu Zerstörung führen.
Ich nehme an, dass Eure Mutter früher oder später Euch erzählen wird über die Dinge die ich getan habe sie zu verletzen und über einige jener Dinge welche sie glaubt dass damit ihr Vorgehen und die Ehescheidung gerechtfertigt werden. Ich habe zweifelsohne Fehler gemacht. Ich weiß dass Eure Mutter ebenfalls Verwundungen und Schmerzen erlitten hat. Euer Vater ist kein Engel, noch ist er ein "Supermann". Während ich immer versuchte das Beste zu tun und ich immer das Interesse der Familie im Herzen hatte, tat ich dennoch Sachen welche falsch waren und Sachen welche nicht hätten vorkommen sollen. Einiges ergab sich aus den Umständen außerhalb meiner Kontrolle, anderes durch Nachlässigkeit und wieder anderes weil ich im Momente nur an mich selber gedacht habe. Das Meiste geschah vor langer Zeit und über ein Jahr habe ich nun Eure Mutter gebeten, mir zu verzeihen. Ich entschuldigte mich für Fehler und hoffte, dass damit ein Neubeginn für uns alle möglich sei. Stattdessen hat Eure Mutter eine Ehescheidungsklage eingeleitet.
Es gab einmal eine Zeit da hatte ich großes Vertrauen in die Fähigkeit Eurer Mutter, gedanklichen Kontakt zu pflegen, Gedanken und Gefühle zu teilen. Ich empfand sie als warme und verständnisvolle Frau, tolerant und voll von Mitgefühlen. Es geschah eines abends als ich über Verletzungen sprach und darüber wie wir versuchen sollten eine bessere Zukunft zu gestalten. Ich sprach über mich selber über Schmerzen welche ich empfunden hatte, über Sachen über welche ich zuvor nie gesprochen hatte und welche ich für mich behalten hatte während Jahren. Alles was ich sagte war von sehr persönlicher Natur, wie man sie nur mit einer Person teilen kann in welche man völliges Vertrauen hat. (Kommentar: Der Moment als ich Ihr über meine TV Gefühle erzählte)
Ich bin sehr traurig sagen zu müssen das Eure Mutter dieses Vertrauen gebraucht und missbraucht hat, noch schlimmer: sie brauchte es gegen mich und gegen unsere Ehe. Sie hat ein heiliges Gelübde gebrochen, dass wenn zwei Leute ihre innersten Gefühle und Gedanken mitgeteilt haben, diese besondere Besprechung nicht mit anderen Leuten diskutiert werden sollte oder gar gegen die Person mit welcher das Vertrauen geteilt wird gebraucht werden sollte.
Nachdem ich stets von Eurer Mutter gedacht hatte sie sei eine nette und warme Person, dachte ich sie würde sagen: Ja ich bin deine Ehefrau, dein Problem ist unser Problem. Ich wünsche zu helfen, ich wünsche dich zu verstehen, ich wünsche mit dir zu sein". Stattdessen hat sie mir den Rücken zugekehrt. Sie sagte: "Es ist dein Problem. Ich will mit dir nichts zu tun haben. Sie wünscht dass ich mich ändere ohne sich selber zu ändern. Sie wünscht dass ich ihre Gefühle verstehe ohne dass sie versucht die meinen zu verstehen. Sie wünscht dass ich mich ihrem Standard und Ihren Erwartungen anpasse. Sie wünscht dass ich eine Person sei welche ich nicht bin. Sie wünscht, dass ich sie akzeptiere, ohne dass sie mich akzeptiert. Sie wünscht alles und jedes nur in einer Weise: in ihrer Weise. Sie fühlt, sie sei im Recht und ich sei im Unrecht, und nichts würde dies ändern.
Ich habe versucht Eure Mutter glücklich zu machen. Ich wollte sie lächelnd und zufrieden sehen. Ich habe ver- sucht, ihren Standard und Erwartungen zu entsprechen, doch was auch immer ich versuche und was auch immer ich tue, nichts ist genug, nichts ist gut. Ich habe versucht nett zu sein, ich habe versucht verständnisvoll zu sein, doch hatte ich keinen Erfolg. Es spielt keine Rolle was ich sage, alles scheint unrichtig zu sein. Meine Entschuldigungen werden zurückgewiesen als Ausreden, und meine Schmerzen und Gefühle werden lächerlich gemacht.
Bis vor wenigen Wochen habe ich Eure Mutter noch sehr geliebt. Jetzt weiß ich es nicht mehr. Ihre dauernde und nicht nachlassende Bemühung, unsere Familie zu zerstören und die Intensität mit welcher sie versucht mich von Euch meinen Kindern zu trennen, hat bei mir tiefe Wunden hinterlassen, welche Monate und Jahre zum Heilen benötigen werden. Ich habe keinen Wunsch ein Gefangener ihrer Wünsche zu werden oder meine Gefühle ihren unrealistischen Erwartungen unterzuordnen. Trotzdem habe ich vielfach erklärt dass Ich zu einem Vergleiche bereit sei. Dass ich willens sei zu versuchen ohne irgendwelche Vorbedingungen und Wünsche der einen oder andern Seite. Ich glaube dass Ihr und die letzten Jahre unserer Ehe es wert sind, wenigstens einen Versuch zu einer Versöhnung zu unternehmen, zu versuchen die Vergangenheit hinter uns zu lassen und aufzuhören uns gegenseitig zu verwunden. Ich habe keine Illusionen über die Schwierigkeiten einer solchen Aufgabe und über die zahlreichen Probleme welchen wir begegnen im Versuche, unsere Differenzen zu bereinigen. Aber nicht zu versuchen wäre schlimmer. Wir werden alle Verlierer sein, vor allen Dingen Ihr. Vielleicht wenn Eure Mutter mehr über Euch denkt und was eine Ehescheidung Euerm künftigen Leben antun könnte, wie auch ihrem eigenen, so hoffe ich sie wird auf ihren Entschluss zurückkommen. Ich hoffe und bete dass sie den Mut hat dies zu tun, bevor es zu spät ist und alles geschehen ist. Wenn nicht, so hoffe ich, sie werde Euch alle Liebe geben welche Ihr benötigt während Ihr von Kindern zu Jugendlichen heranwachst. Ich hoffe dass sie fähig sein wird Euch das verständige Mitgefühl, Annahme und Verständnis zu geben welche sie mir verweigert. Ich hoffe dass sie in ihrem Herzen Friede finden wird um das Haus in welchem Ihr Leben werdet zu einem Haus von Liebe zu machen, von Freundlichkeit und Wärme, so dass Ihr zu Jugendlichen heranwachst, mit Liebe und mit der Fähigkeit Liebe und Verständnis zu geben zu allen, welche Euch nahe sind und welche Euch benötigen.
Was mich selber anbelangt, so werde ich niemals aufhören Euch zu lieben, ungeachtet dessen was geschieht, ich will Euch stets lieben und pflegen mit meinem ganzen Herzen und meiner ganzen Seele.
Mit grosser Liebe Euer
signiert: Daddy
Dieser Brief wurde begonnen im Dezember und abgeschlossen im Februa
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