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Heute möchte ich noch
mal auf das Wort "Transgender" eingehen, was soll es überhaupt
bedeuten oder bezwecken?
Die Summe der
Geschlechter
Von Nikita Noemi
Rothenbächer 2012
"Bist Du ein Mann oder eine Frau? – Ja!" So könnte
aus der Transgender-Perspektive die Antwort auf die Frage nach dem Geschlecht
aussehen. Nicht immer ist es offensichtlich, wie sich ein Mensch
geschlechtlich sieht und einordnet, bzw. ob er es überhaupt
tut.
Individuell gesehen, ist Transgender der weiße Fleck auf der
Landkarte der Geschlechter, politisch gesehen, ist es eine Strategie, diesen
Raum bunt auszumalen und damit sichtbar zu machen.
Der Weg dorthin kann zur Sesshaftigkeit führen, aber auch
zum Nomadentum.
Es gibt unterschiedliche Kriterien, anhand derer
"Geschlecht" definiert werden kann:
entlang der Gene, der Hormone, der Genitalien, der sexuellen
Orientierung, des Vornamens, des Körperbaus, des Gesichts, der Sozialen Rolle,
der subjektiven Identität.
So willkürlich diese Kriterien in ihrer Aussagekraft auch
sind, haben sie doch vor allem ein Ziel:
die Stabilisierung einer Geschlechterdualität, wobei als
männlich gilt, was nicht weiblich ist und vice versa.
Im Normalfall, so wird unterstellt, bilden das biologische
Geschlecht, die soziale Rolle und das Zugehörigkeitsempfinden eine Trias
geschlechtlicher Identität, die jeder Mensch sein Leben lang behält.
Transgender steht für ein inklusives Verständnis von
Geschlecht, das Menschen einen Raum bietet, deren geschlechtliche
Identifizierung nicht zu ihrem Geburtsgeschlecht passt.
Dieses Erleben kann unterschiedliche Konsequenzen haben:
Es gibt Menschen, die einen Geschlechtswechsel anstreben,
Hormone nehmen, sich operieren lassen und ihren Vornamen und ihren Personenstand
ändern; es gibt Menschen, die Hormone nehmen, aber eine Operation ablehnen; es
gibt Menschen, die ihren Körper so lassen, wie er ist, aber die soziale Rolle
wechseln; es gibt Menschen, die sich als androgyn verstehen; es gibt Menschen,
die für sich den Begriff Geschlecht überhaupt ablehnen.
So vielfältig die Lebensweisen auch sind, eine Erfahrung
teilen alle Transgender:
Geschlecht ist keine naturgegebene und selbstverständliche
Kategorie, sondern beruht auf Vereinbarungen und Konstruktionen.
Im Alltag verwirrt kaum etwas mehr als der Zweifel, ob man
es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hat. Ein möglicher Zwischenraum wird
von vielen Menschen als verunsichernd und bedrohlich erlebt.
Klar abgegrenzte Geschlechterräume reduzieren
gesellschaftliche Komplexität und sind in hohem Masse Handlungsleitend:
Für die Erziehung von Kindern, für die Verteilung
beruflicher Positionen, für die Beweglichkeit im öffentlichen Raum. In einer
Welt, die ein Überschreiten der Grenzen zwischen den Geschlechtern nur in
ritueller Weise zulässt, etwa im Karneval oder bei Drag King- und Travestieshows,
nehmen sich Transgender das Recht der Wahl oder auch der Ablehnung des
Geschlechts. Diese Normverletzung stößt meist auf Unverständnis und in der
Folge auf Aggression.
Pointiert gesagt, spiegeln
Transgender die Ängste vieler Menschen vor geschlechtlicher Anarchie.
Mit dem Unterlaufen des bestehenden Rahmens der
Zweigeschlechtlichkeit wird eine alltägliche Gewissheit in Frage gestellt, ohne
dass eine klare Antwort zur Hand wäre.
Nicht nur geraten so die Grenzen zwischen den Geschlechtern
ins Schwimmen, die geschlechtliche Identität selbst wird nicht notwendig als
eine konstante Größe verstanden, sondern als fließend, amorph und wandelbar.
Manche Transgender wähnen sich nach geglückter Passage am richtigen
Ufer angekommen, andere erleben sich als in der Mitte des Flusses, wieder
andere sehen sich auf dem offenen Meer ohne Land in Sicht.
Aus dieser postmodernen Perspektive erscheint die
Vorstellung eines wahren Geschlechts seltsam antiquiert.
Es wäre vermessen, Transgender abschließend bestimmen zu
wollen.
Jeder Mensch, der sich mit diesem Begriff angemessen
beschrieben sieht, muss für sich herausfinden, wie er leben will und kann. Zwar
können sich Transgender unter den gegebenen Umständen der Zumutung einer
geschlechtlichen Einordnung nicht entziehen, sie haben aber doch die Option,
Geschlecht nicht nur über Abgrenzungen zu interpretieren.
Dem offenen Konzept von Transgender ist die Alternative
"männlich oder weiblich" zutiefst suspekt. Anstelle des
"oder" kann ein "und" treten, ein "weder/noch"
oder ein Wort, das noch gefunden werden muss.
So gesehen, ist
Transgender mehr als die Summe der Geschlechter.
Nun denke in der Zusammenfassung vom Wort
"Transgender" fast alle der alle unterschiedlichen Meinungen
ausgedrückt zu haben?
Das man nicht einfach sagen kann, bin
"Transgender" sollte uns allen klar sein, denn jeder hat seine eigene
subjektive Meinung!
Wie immer euch herzlich Grüßt eure Nikita Noemi
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