Samstag, 28. Juli 2012

Heute möchte ich noch mal auf das Wort "Transgender" eingehen, was soll es überhaupt bedeuten oder bezwecken?


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Heute möchte ich noch mal auf das Wort "Transgender" eingehen, was soll es überhaupt bedeuten oder bezwecken?

Die Summe der Geschlechter
Von Nikita Noemi Rothenbächer 2012

"Bist Du ein Mann oder eine Frau? – Ja!" So könnte aus der Transgender-Perspektive die Antwort auf die Frage nach dem Geschlecht aussehen. Nicht immer ist es offensichtlich, wie sich ein Mensch
geschlechtlich sieht und einordnet, bzw. ob er es überhaupt tut.
Individuell gesehen, ist Transgender der weiße Fleck auf der Landkarte der Geschlechter, politisch gesehen, ist es eine Strategie, diesen Raum bunt auszumalen und damit sichtbar zu machen.
Der Weg dorthin kann zur Sesshaftigkeit führen, aber auch zum Nomadentum.

Es gibt unterschiedliche Kriterien, anhand derer "Geschlecht" definiert werden kann:
entlang der Gene, der Hormone, der Genitalien, der sexuellen Orientierung, des Vornamens, des Körperbaus, des Gesichts, der Sozialen Rolle, der subjektiven Identität.
So willkürlich diese Kriterien in ihrer Aussagekraft auch sind, haben sie doch vor allem ein Ziel:
die Stabilisierung einer Geschlechterdualität, wobei als männlich gilt, was nicht weiblich ist und vice versa.
Im Normalfall, so wird unterstellt, bilden das biologische Geschlecht, die soziale Rolle und das Zugehörigkeitsempfinden eine Trias geschlechtlicher Identität, die jeder Mensch sein Leben lang behält.

Transgender steht für ein inklusives Verständnis von Geschlecht, das Menschen einen Raum bietet, deren geschlechtliche Identifizierung nicht zu ihrem Geburtsgeschlecht passt.
Dieses Erleben kann unterschiedliche Konsequenzen haben:

Es gibt Menschen, die einen Geschlechtswechsel anstreben, Hormone nehmen, sich operieren lassen und ihren Vornamen und ihren Personenstand ändern; es gibt Menschen, die Hormone nehmen, aber eine Operation ablehnen; es gibt Menschen, die ihren Körper so lassen, wie er ist, aber die soziale Rolle wechseln; es gibt Menschen, die sich als androgyn verstehen; es gibt Menschen, die für sich den Begriff Geschlecht überhaupt ablehnen.

So vielfältig die Lebensweisen auch sind, eine Erfahrung teilen alle Transgender:
Geschlecht ist keine naturgegebene und selbstverständliche Kategorie, sondern beruht auf Vereinbarungen und Konstruktionen.

Im Alltag verwirrt kaum etwas mehr als der Zweifel, ob man es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hat. Ein möglicher Zwischenraum wird von vielen Menschen als verunsichernd und bedrohlich erlebt.
Klar abgegrenzte Geschlechterräume reduzieren gesellschaftliche Komplexität und sind in hohem Masse Handlungsleitend:

Für die Erziehung von Kindern, für die Verteilung beruflicher Positionen, für die Beweglichkeit im öffentlichen Raum. In einer Welt, die ein Überschreiten der Grenzen zwischen den Geschlechtern nur in ritueller Weise zulässt, etwa im Karneval oder bei Drag King- und Travestieshows, nehmen sich Transgender das Recht der Wahl oder auch der Ablehnung des Geschlechts. Diese Normverletzung stößt meist auf Unverständnis und in der Folge auf Aggression.

 Pointiert gesagt, spiegeln Transgender die Ängste vieler Menschen vor geschlechtlicher Anarchie.
Mit dem Unterlaufen des bestehenden Rahmens der Zweigeschlechtlichkeit wird eine alltägliche Gewissheit in Frage gestellt, ohne dass eine klare Antwort zur Hand wäre.
Nicht nur geraten so die Grenzen zwischen den Geschlechtern ins Schwimmen, die geschlechtliche Identität selbst wird nicht notwendig als eine konstante Größe verstanden, sondern als fließend, amorph und wandelbar.

Manche Transgender wähnen sich nach geglückter Passage am richtigen Ufer angekommen, andere erleben sich als in der Mitte des Flusses, wieder andere sehen sich auf dem offenen Meer ohne Land in Sicht.
Aus dieser postmodernen Perspektive erscheint die Vorstellung eines wahren Geschlechts seltsam antiquiert.
Es wäre vermessen, Transgender abschließend bestimmen zu wollen.

Jeder Mensch, der sich mit diesem Begriff angemessen beschrieben sieht, muss für sich herausfinden, wie er leben will und kann. Zwar können sich Transgender unter den gegebenen Umständen der Zumutung einer geschlechtlichen Einordnung nicht entziehen, sie haben aber doch die Option, Geschlecht nicht nur über Abgrenzungen zu interpretieren.

Dem offenen Konzept von Transgender ist die Alternative "männlich oder weiblich" zutiefst suspekt. Anstelle des "oder" kann ein "und" treten, ein "weder/noch" oder ein Wort, das noch gefunden werden muss.
 So gesehen, ist Transgender mehr als die Summe der Geschlechter.

Nun denke in der Zusammenfassung vom Wort "Transgender" fast alle der alle unterschiedlichen Meinungen ausgedrückt zu haben?

Das man nicht einfach sagen kann, bin "Transgender" sollte uns allen klar sein, denn jeder hat seine eigene subjektive Meinung!

Wie immer euch herzlich Grüßt eure Nikita Noemi

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