Dienstag, 17. Juli 2012

Unfassbares jedoch etwas Alltägliches in der Transgender Welt!


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Unfassbares jedoch etwas Alltägliches in der Transgender Welt!

Überarbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2012

Rund 3000 Fälle von Transsexualität pro Jahr

München. Jedes Jahr erfahren rund 3000 Menschen, dass sie im falschen Körper geboren worden sind. Die Zahl der diagnostizierten Fälle von Transsexualität in Deutschland steigt an, sagen Experten. Der Grund: Betroffene Jugendliche haben inzwischen mehr Mut, sich an einen Arzt zu wenden.

Rund 3000 Fälle von Transsexualismus werden nach Angaben des Münchner Chirurgen Jürgen Schaff derzeit pro Jahr in Deutschland diagnostiziert. Die Zahl habe zugenommen, da es inzwischen im Internet mehr Informationen zu dieser Krankheit gebe, sagte Schaff am Donnerstag in München anlässlich eines Fachkongresses zur Plastischen Chirurgie bei Geschlechtsumwandlungen. Jugendliche, die vermuten im falschen Körper geboren worden zu sein, seien inzwischen eher geneigt, einen Arzt aufzusuchen und sich eine Diagnose stellen zu lassen.

Die Wahrnehmung von Transsexualität in der Gesellschaft sei inzwischen auch eine andere, sagte Schaff, der am Münchner Rotkreuzklinikum tätig ist. «Etwa die Hälfte aller Männer, die an Transsexualität erkranken, lassen sich umoperieren. Bei den Frauen sind es nur ein Drittel, die eine chirurgische Umwandlung durchführen lassen», sagte der Chirurg. Obwohl es vor allem bei der Umwandlung einer Frau zu einem Mann noch an Standards und Leitlinien fehle, seien die Eingriffe im Rotkreuzklinikum zur Routine geworden. Pro Jahr gebe es hier rund 300 entsprechende Operationen.

Transsexualität - Im falschen Körper geboren

Waltrop. Jean-Patrick Wilker-Nohl aus Waltrop wurde als Frau geboren. Als Achtjährige merkte sie zum ersten Mal, dass sie wie ein Mann empfindet und denkt. Wie es sich anfühlt, in den falschen Körper hineingeboren worden zu sein.
Transsexualität ist für viele Menschen ein Fremdwort. Für die Betroffenen bedeutet es aber ein Wechselbad der Gefühle, das leicht zur Hölle auf Erden werden kann. Wie es sich anfühlt, in den falschen Körper hineingeboren zu sein, erzählt Jean-Patrick Wilker-Nohl aus Waltrop.
 „Ich werde eine rote Rose als Erkennungszeichen tragen”, sagt die 35-Jährige am Telefon, als wir die Details für unser Treffen besprechen.

In einem schwarzen Nadelstreifen-Anzug, das kurze, blonde Haar nach hinten gekämmt, steht sie wie vereinbart am Recklinghäuser Hauptbahnhof. Die Verzweiflung und innere Zerrissenheit, die schon am Telefon in ihrer Stimme mitklang, steht ihr ins Gesicht geschrieben. Schnell wird klar: Hier steht ein Mensch, der mit sich selbst nicht im Reinen ist.

Es dauert einige Augenblicke, bis die Waltroperin ihre Verlegenheit abschüttelt und zu erzählen beginnt: „Ich bin als Frau geboren, habe aber schon im Alter von acht Jahren gemerkt, dass ich wie ein Mann fühle und denke. Seitdem habe ich Hassgefühle auf meinen eigenen Körper. Ich bin ständig depressiv und hege Selbstmordgedanken”.

Unvorhersehbare Gewaltausbrüche

„...die einzige Möglichkeit, als Frau zu gehen, gab's in Hamburg. Hamburg und Berlin, das sind die einzigen Städte für uns...”

Für die gelernte Altenpflegehelferin ist es die schlimmste Zeit des Lebens. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer geborenen Identität als Frau und der gefühlten als Mann. 1993 heiratet die Transsexuelle einen biologischen Mann und versucht, die Rolle als Frau zu akzeptieren. Anfangs läuft alles gut, doch bereits nach zwei Jahren verschlechtert sich die Situation dramatisch.

Die selbst aufgezwungene Rolle resultiert in vollkommen unvorhersehbaren Gewaltausbrüchen. 2001 geht die Ehe dann in die Brüche. „Ich bin bei jeder Kleinigkeit aggressiv geworden. Es tut mir im Nachhinein auch sehr leid für meinen Mann, der unter meinen Ausbrüchen extrem gelitten hat”, erzählt die 35-Jährige mit trauriger Miene.

Als die Lage für Wilker-Nohl immer verzweifelter wird, sucht sie professionelle Hilfe auf. In Doktor Michael Szukaj aus Münster findet sie einen vertrauenswürdiger Psychiater. 1999 fasst die Waltroperin dann den Entschluss, eine medizinische Umwandlung zum Mann per Operation, durchzuführen: „Die OP ist für mich überlebenswichtig. Ich bin fast nur noch depressiv. Den ersten OP-Termin im Juli 2009 kann ich kaum noch abwarten.” Nach der Umwandlung, so hofft sie, sitzt ihre Seele dann im richtigen Körper, ihre „echte” Identität ist endlich wieder hergestellt.

Arbeitslos seit 2003

„...die ganze Scheiße fängt schon morgens an, wenn ich beim Pinkeln was in die Hand nehmen muss, das ich gar nicht haben will. Und abends, wenn ich in den Spiegel gucke, sehe ich die Bartstoppeln durchs Make-up kommen...”

Zu all den Problemen kommt noch der Umstand, dass sie seit 2003 arbeitslos ist. Doch die Vestische Arbeit im Kreis Recklinghausen kann sie in keine dauerhafte Umschulungs- oder Beschäftigungsmaßnahme stecken. Der Grund: „Das Risiko, dass während oder nach der Umwandlungsoperation gesundheitliche Komplikationen auftreten, ist groß. Die Maßnahme müsste unterbrochen werden und das Bildungsziel wird somit nicht erreicht”, so Ulrich Kupke, Sprecher der Vestischen Arbeit.

Jean-Patrick wollte nicht, dass die Zeit des Wartens zu einer Zeit der Tatenlosigkeit wurde. Sie beginnt in 2007 mit einemm Fernstudium zur Heilpraktikerin, ihrem zweiten Lebenstraum. „Ich werde das Studium in jedem Fall durchziehen, egal was passiert. Für mich gibt es auch hierbei keine Alternative”, sagt sie mit vollster Überzeugung.

Als Frau gelebt, als Mann gefühlt

Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum beendet ihre Karriere mit dem Geständnis, transsexuell zu sein.Sie lehnt es ab, ihre Laufbahn als Mann fortzusetzen und 2012 vielleicht bei Olympia in London zu starten
Stuttgart. Mit einem ungewöhnlichen und mutigen Bekenntnis zu ihrer Transsexualität hat Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum ihre sportliche Karriere beendet. "Seit vielen Jahren befinde ich mich gefühlsmäßig im falschen Körper", erklärte die 27- Jährige vom TuS 1897 Saulheim am Mittwoch. "Im Wesentlichen erfolgt meine Entscheidung aufgrund meines seelischen Ungleichgewichts." 

Auf ihrer Homepage kündigte die Europameisterschafts-Dritte von 1998 und 2002 an, sich einer Hormonbehandlung zu unterziehen. Auch ihren Vornamen will Buschbaum ändern, als Mann jedoch keine zweite Leichtathletik-Karriere starten.

"Wer mich kennt, erkennt einen klaren Makel. Ich fühle mich als Mann und muss mein Leben im Körper einer Frau leben", beschrieb die mehrfache deutsche Meisterin, deren Bestleistung bei 4,70 Metern steht, ihr seit vielen Jahren andauerndes Dilemma.

Sie führt sogar ihre zahlreichen Verletzungen darauf zurück. Nach insgesamt vier Operationen an beiden Füßen war Buschbaum nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. "Die Jahre der Diskrepanz zwischen Schein und Sein haben ihre Spannungen hinterlassen und körperlich Ausdruck gefunden in Form meiner verletzten Achillessehnen. Eine chronische Verletzung ist immer die logische Konsequenz, dass es der Seele nicht gut geht."

Sie möchte nun nicht länger verkannt werden, erklärte die in Ulm geborene Buschbaum, die beim VfB Stuttgart ihre Karriere startete und später für den ABC Ludwigshafen sprang. "Ich appelliere an das Verständnis und Einfühlvermögen eines gesunden, reinen und charakterstarken Menschenverstandes, meinen Schritt zu respektieren und keine falschen Schlüsse daraus zu ziehen. Ich gehe diesen öffentlichen Weg bewusst. Ich bin mir der Tatsache bewusst, das Transsexualität ein Randthema ist. Ich möchte nicht für einen weiteren Rand verantwortlich verantwortlich sein, geschweige denn, ein Versteckspiel zu spielen."

Ausdrücklich verwies Yvonne Buschbaum darauf, dass ihre Erfolge aus biologischer Sicht ihre natürliche Berechtigung haben: "Ich dope nicht". Sie wolle ihren Fall auch nicht verglichen haben mit dem der früheren Kugelstoß-Europameisterin Heidi Krieger. Die hatte sich nach hohen Zugaben von männlichen Hormonen im Zuge des DDR-Dopings operieren lassen und lebt heute als Andreas Krieger. Auch ist der Fall Buschbaum nur bedingt mit dem von Erika Schinegger zu vergleichen, der österreichischen Ski-Weltmeisterin von 1966. Denn Buschbaum wurde als Mädchen geboren, Schinegger war von Geburt an intersexuell, was sich allerdings erst 1967 herausstellte. Daraufhin führte das Internationale Olympische Komitee Geschlechtertests ein.

Bereits 1968 startete der Österreicher bei den Herren und schaffte als Erik Schinegger den Sprung in die Nationalmannschaft. Theoretisch könnte Yvonne Buschbaum gleichfalls als Mann einen Neubeginn starten und 2012 an den Olympischen Spielen in London als Mann teilnehmen. "Diese Frage stellt sich mir nicht", betonte die Sport-soldatin, die eine Reihe beachtlicher Erfolge feierte. Denn außer zwei EM-Bronzemedaillen im Freien gewann sie 2002 Silber unter dem Hallendach. Sie war Olympia-Sechste 2000 in Sydney und Weltmeisterschafts-Sechste 2003 in Paris.
 Doch nun ist Schluss mit Leistungssport, wie sie definitiv sagt: "Die Welt des Sports ist klein. Umso dankbarer bin ich dafür, dass mich Größeres erwartet."

„Ich konnte mich im Spiegel nicht mehr angucken“

Dass sie anders als die anderen ist, wusste sie schon immer. Anfangs waren es nur die Selbstzweifel und die irritierenden Gedanken, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Doch mit der Zeit wurde es immer deutlicher: Obwohl Steffi (Name geändert) mit einem Penis auf die Welt kam, ist sie eine Frau. Ein langer Weg auf der Suche nach der eigenen Identität – und der Erkenntnis, dass Geschlecht mehr ist als nur ein äußerliches Merkmal.

Steffi, Sie sind eine Frau – aber als Mann auf die Welt gekommen?

Nein, ich war noch nie ein Mann.

Aber Sie wurden mit einem männlichen Geschlecht geboren?

Ich hatte einen Penis und leider auch funktionierende Hoden. Transsexuelle Frauen sind Frauen, deren Körper zu viel Testosteron produziert und das bereits in der 7. Schwangerschaftswoche. Dadurch werden fälschlicherweise Hoden statt Eierstöcke gebildet, die dann noch mehr Testosteron ausschütten und den Körper „vermännlichen“ lassen. Aber für mich sind das nur unbedeutende äußerliche Merkmale, die nicht direkt auf das Geschlecht schließen. Man kann sein ganzes Ich auf seinen Penis reduzieren, aber für mich gehört viel mehr dazu. Die Deutschen scheinen zu vergessen, dass Menschen nicht nur aus Genitalien bestehen, sondern auch ein Gehirn haben.

Haben Sie schon als kleines Kind gemerkt, dass Sie eine Frau in einem eher männlichen Körper sind?

Meine Kindheit war eigentlich relativ normal. Bei mir war es nicht so, dass ich mich als Mädchen gesehen habe und mich gefragt habe, wieso mich alle als Jungen behandeln. Ich habe einfach Sachen gemacht, die auch Mädchen gerne tun. Und darauf haben die Leute komisch reagiert.

Was zum Beispiel?

Ich habe gerne Mädchenbücher wie zum Beispiel Hanni und Nanni gelesen. Die fand ich damals wahnsinnig spannend! Aber meine Klassenkameraden haben mich komisch angeguckt, als ich davon erzählt habe. Das hat mich irritiert.

Sie haben gemerkt, dass Sie irgendwie anders sind. Wie sind Sie damit umgegangen?

Erst einmal habe ich keinem mehr davon erzählt. Ich habe versucht, meine Gefühle zu verstecken oder zu unterdrücken. Es gab auch Phasen, in denen ich mich betont männlich gegeben habe. Später habe ich zum Beispiel jahrelang einen Vollbart getragen. Ein typisches Zeichen für Männlichkeit. Auf der anderen Seite war das auch eine Möglichkeit, mich zu verstecken. Jeder hat nur noch das bärtige Gesicht gesehen und andere Dinge sind in den Hintergrund gerückt.

War Ihnen schnell bewusst, dass Sie transsexuell sind?

Nein, das hat eine ganze Weile gedauert. Das Problem ist, dass es so gut wie keine Aufklärung für transsexuelle Menschen gibt. Überall –  egal ob im Fernsehen, in Zeitungen oder im Internet – werden Lügen über transsexuelle Menschen verbreitet. Vor allem das Fernsehen zeigt nur menschenverachtende Propaganda. In Deutschland werden transsexuelle Menschen mehr verachtet als irgendwo anders. Wo sonst gibt es ein Gesetz, das transsexuelle Menschen zu Geisteskranken erklärt?

Gibt es keine Beratungsstellen oder andere Möglichkeiten der Aufklärung?

So gut wie nicht. Außer ein paar Selbsthilfegruppen gibt es keinen Ort, wo man hingehen und sich informieren kann, was mit einem los ist. Man bleibt alleine mit den offenen Fragen und seinen Gedanken. Das muss man sich mal vorstellen: Man merkt, dass man kein Mann ist. Dann schaut man aber in den Spiegel und sieht, dass man nicht wie eine typische Frau aussieht. Dann steht man da und fragt sich: Was bin ich denn jetzt? Ich konnte mich im Spiegel nicht mehr angucken. Es hat mich innerlich zerrissen. Irgendwann kam dann ein Punkt, an dem ich nur noch zwei Möglichkeiten sah: entweder Selbstmord oder anderen gegenüber meine Gefühle offenbaren.

Dieser Zeitpunkt war bei Ihnen vor etwa 5 Jahren.

Mir ging es damals seelisch sehr schlecht. Ich wusste immer noch nicht, ob ich jetzt transsexuell bin oder einfach einen Knacks habe. Aber ich wusste, dass ich es herausfinden muss. Schlussendlich bin ich ein paar Wochen weggefahren, dahin, wo mich niemand kennt.

Was ist dort geschehen?

Ich bin zum ersten Mal auch öffentlich als Frau aufgetreten. Und – ich sag’s ihnen – ich habe mich nie besser gefühlt. Endlich konnte ich das sein, was ich eh schon war. Zu dem Zeitpunkt wollte ich unter keinen Umständen zurück in mein altes Leben und wieder als Mann auftreten.

Sie sind dann aber doch zurückgekehrt und haben eine Selbsthilfegruppe aufgesucht.

Ich konnte ja nicht ewig wegrennen. Aber mir war klar, dass ich nicht so weitermachen konnte wie bisher. Also bin ich in eine Selbsthilfegruppe gegangen und habe mich dort mit dem Namen Steffi vorgestellt. Im Nachhinein war das der schönste Tag meines Lebens. Eine absolute Befreiung. Endlich hatte ich Leute gefunden, bei denen ich ganz ich, ganz Frau sein konnte und niemand irgendetwas anderes in mir gesehen hat.

Kurz danach haben Sie sich bei Ihrer Familie und Ihren Freunden geoutet. Wie haben diese auf Ihre Äußerungen reagiert?

Die meisten waren natürlich sehr erstaunt. Das größte Problem waren meine Eltern. Ich weiß noch, dass meine Mutter angefangen hat zu weinen. Für sie war das so, als ob ich mich umgebracht hätte. Die hat doch wirklich geglaubt, dass ich jetzt mit Stöckelschuhen und Netzstrumpfhose nachts durch die Stadt laufe
.
Wann kam das Outing im Job?

Erst sehr viel später. Ich wollte erst auch äußerlich etwas verändern. Wenn man von einem auf den anderen Tag eine scheinbare Wandlung vollzieht, irritiert das viele Leute. Wenn man eh schon feminin aussieht, dann fällt das Outing leichter. Durch die Hormonbehandlung habe ich auch im Gesicht weichere, als eher weiblich wahrgenommene Züge bekommen. Die Haut wurde feiner und der Bartwuchs durch die Epilationsbehandlung weniger.

Und haben Sie es dann Ihren Kollegen erzählt?

Schön wär’s. Bei mir lief es leider nicht so ab, wie ich es mir erhofft hatte. Ich wurde mehr oder weniger zwangsgeoutet, weil mich jemand direkt darauf angesprochen hat. Ich war total überrumpelt und gezwungen, meinen Kollegen davon zu erzählen, obwohl ich eigentlich noch nicht bereit dazu war. Meinen Job habe ich zwar immer noch, aber einige Arbeitskollegen meiden mich seitdem.

Nach den Outings kamen die Probleme mit den Behörden.

Das, was einem transsexuellen Menschen nach seinem Outing auf den Ämtern bevorsteht, ist die Hölle. Eine Vornamensänderung kann man nur durchführen, wenn man zwei psychiatrische Gutachten vorweisen kann. Auf gut deutsch gesagt, man muss sich vom Arzt bescheinigen lassen, dass man eine schwere Geschlechtsidentitätsstörung hat. Man muss quasi als geisteskranker Mann anerkannt werden, damit man als Frau anerkannt wird. Paradoxer geht es doch kaum. Entweder bin ich ein geisteskranker Mann oder eine Frau – beides geht doch nicht! Zudem behandeln diese Gutachter einen wie der letzte Dreck. Es ist nicht selten der Fall, dass sich transsexuelle Menschen im Anschluss daran das Leben nehmen wollen.

Haben Sie mittlerweile eine genitalverändernde Operation machen lassen?

Nein. Man ist zwei Monate lang nicht arbeitsfähig, da muss man sich den Zeitpunkt gut aussuchen. Normalerweise werden transsexuelle Frauen spätestens nach dieser OP und der damit verbundenen Krankheitstage ihren Job los. Aber generell ist es auch ein Mythos der Medien, dass diese OP für einen transsexuellen Menschen zwingend ist. Viel wichtiger sind die äußerlichen Merkmale, wie zum Beispiel der Bart. Erst wenn man den los wird, wird man von der Umwelt wirklich ernst genommen. Ob ich einen Penis in der Hose habe, das sieht niemand. Den sehe nur ich, wenn ich nackt vor dem Spiegel stehe.

Wenn Sie jetzt noch einmal zurückblicken – inwiefern leben Sie heute ein anderes Leben?

Ich lebe jetzt einfach offener, weil ich mich nicht mehr verstecken muss. Das macht das Leben einfacher. Selbst Diskriminierungen sind besser, als alles, was davor war –  als ich etwas darstellen musste, das ich nie war.


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