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GESCHLECHTSUMWANDLUNG
Überarbeitet auf Anfrage von Nikita Noemi Rothenbächer 2012
Das Experiment!
1930 führte der
Dresdner Gynäkologe Kurt Warnekros eine der weltweit ersten
Geschlechtsumwandlungen durch. Nun ist dies der Stoff für einen Spielfilm – mit
Nicole Kidman
Er war nicht nur ein
Frauenarzt, er war wohl auch so etwas wie ein Frauenheld. Ein Mann mit Aura,
eine Erscheinung. Vor mehr als 60 Jahren hat Elga Kramer-Warnekros ihren Onkel
zum letzten Mal gesehen. Nahezu ein ganzes Leben ist seither vergangen; aber
ihr Bild von ihm ist klar, als hätte sie ihn gestern noch getroffen; es hat
sich eingebrannt in ihre Erinnerung: »Oh ja«, sagt die Dame, »dass Kurt ein
attraktiver Mann war, können Sie glauben.« Sie ist 84 Jahre alt, aber nun
kichert sie wie ein junges Mädchen. »Nach dem«, sagt sie, »haben sich viele
umgedreht. In meiner Familie gab es den Spruch, dass eine Frau allein für Kurt
wohl niemals genug gewesen wäre.
Und tatsächlich –
die Fotos in den Frauenmagazinen der 1930er Jahre zeigen Kurt Warnekros als gut
aussehend; ein großer, schlanker Mann mit markantem Gesicht. Ein Typ wie Clark
Gable, der Hauptdarsteller in Vom Winde verweht. Einer für die
Leinwand.
Jetzt, Jahrzehnte
nach seinem Tod, könnte Kurt Warnekros tatsächlich zu einem Leinwandhelden
werden, in einer Verfilmung zu spätem Ruhm gelangen. Denn der Gynäkologe sah
nicht nur sagenhaft aus – er schrieb auch Geschichte. Mit einer der ersten
Geschlechtsumwandlungen der Welt. Von einer »Großtat allerersten Ranges«, einem
Fall »ohne Entsprechung in den Annalen der Medizin« berichteten in- und
ausländische Zeitungen Anfang 1931. Dem Direktor der Staatlichen Frauenklinik
und Hebammen-Lehranstalt Dresden sei etwas Einzigartiges gelungen: »die
vollkommene geistige und körperliche Umwandlung eines Menschen«.
Warnekros hatte in
seinem Operationssaal aus dem dänischen Maler Einar Wegener eine Frau gemacht:
Lili, die sich als Dank an die Stadt Dresden den Nachnamen Elbe gab.
Heute
mögen geschlechtsangleichende Operationen Routine sein; damals wagten sich
außer dem Dresdner Arzt nur wenige andere wie der Berliner Sexualforscher Magnus
Hirschfeld an den Eingriff. Doch so spektakulär die Geschichte der
Lili Elbe war, so schnell geriet sie in Vergessenheit. Auch in der Stadt, in
der ihre entscheidenden Szenen spielten.
Nun wird die ganze
Welt von Warnekros und Lili Elbe erfahren, große Hollywoodstars werden dafür
sorgen. The Danish Girl soll der Film heißen, für den die
Berliner Produktionsfirma Senator Stars wie Nicole Kidman und Rachel Weisz
verpflichtet hat. Im Frühjahr sollen die Dreharbeiten beginnen, auch in
Dresden. Wer den Gynäkologen Warnekros darstellen wird, ist indes noch nicht
entschieden.
Der Operateur selbst
wird in dem Film ohnehin nur eine Randfigur sein. In Lili Elbes Leben jedoch
spielte dieser Ludwig Julius Ernst Kurt Warnekros eine Hauptrolle. Elbe hatte
das Dasein als Einar Wegener, als Frau gefangen zu sein in einem männlichem
Körper, wie eine »Schicksalstragödie« empfunden. Den Mann, der sie daraus befreite,
verehrte sie als Lebensretter.
Glaubt man Lili Elbes "Lebensbeichte" hat
Warnekros wahre Wunder vollbracht
Auch Warnekros
selbst schien nach der Operation zunächst ganz berauscht zu sein von seinem
Werk: Im Interview mit der dänischen Zeitung Ekstra Bladet betonte
er noch Anfang 1931, französische Top-Ärzte hätten Lili Elbe nicht helfen
können. Er aber habe erkannt, »dass es mit einem operativen Eingriff möglich
sein müsste, die arme Frau von ihren jahrelangen Leiden zu befreien und sie dem
Leben als neuen Menschen zurückzugeben«. Das »Experiment« ohne Präzedenzfall
sei »über alle Erwartungen geglückt.
Glaubt man Lili
Elbes »Lebensbeichte«, die ein Journalist für sie aufschrieb, hat Warnekros
wahre Wunder vollbracht und ihr, nachdem die männlichen Geschlechtsteile
entfernt waren, nicht nur eine Vagina geformt, sondern auch Eierstöcke
eingepflanzt. Sogar ihren größten Wunsch, ein Kind zur Welt bringen zu können,
habe ihr der Professor erfüllen wollen – es sei die Implantation einer
Gebärmutter geplant gewesen.
Das allerdings hält
im Rückblick die Krefelder Urologin Susanne Krege, heute eine der wichtigsten
deutschen Expertinnen für geschlechtsangleichende Operationen, für unmöglich:
Das Einsetzen weiblicher Organe sei etwas, »das zu keinem Zeitpunkt ging und
geht«. Wenn Lili Elbe dies für möglich gehalten habe, sei sie »einer Illusion«
erlegen, sagt Krege.
Auch Marina Lienert,
Mitarbeiterin am Institut
für Medizingeschichte der TU Dresden, glaubt nicht an Elbes Schilderungen:
»Es ist kaum vorstellbar, dass Warnekros sich an eine solche Operation gewagt
hätte.« Falls er es doch getan habe, sei es vermutlich zu Abstoßungsreaktionen
und vielleicht Infektionen gekommen, mit tödlichem Ausgang. »Vielleicht hat er
Lili Elbe aber in ihren letzten Tagen auch einfach nicht mehr aufregen wollen
und ihr gesagt, was sie hören wollte.« Lienert hat vor zehn Jahren Warnekros’
Nichte ausfindig gemacht und von ihr dessen Nachlass erhalten: Den wertete sie
akribisch aus, fand aber nicht auf alle Fragen eine Antwort.
Sicher ist, dass
Lili Elbe im September 1931, knapp anderthalb Jahre nach der ersten Operation
durch Warnekros, in der Dresdner Klinik nach einem chirurgischen Eingriff
starb. Was zuvor mit ihr geschehen ist, weiß niemand. OP-Unterlagen gibt es
nicht mehr; die Dokumente sind im Februar 1945 verbrannt.
Warnekros selbst, der
in den Interviews noch so euphorisch über die Umwandlung jubilierte, hat nach
dem Tod Elbes wissenschaftlich nie zu dem Fall publiziert. Ein Echo der
Fachwelt auf den Eingriff fehlt deshalb.
Der heutige Leiter
der Dresdner
Frauenklinik, Wolfgang Distler, bemerkt jedenfalls etwas süffisant,
Warnekros sei zwar ein recht guter Operateur gewesen, habe vor allem aber
allzeit danach gestrebt, »seinen guten Ruf überall zu verbreiten« – und das,
wie im Falle der Elbe-OP, auch auf »Boulevard-Niveau«.
In seiner
wissenschaftlichen Karriere gebe es im Grunde »nichts, das die Welt beeindruckt
hätte.
Der Gynäkologe war zeitlebens ein Fan der Frauen
Doch da urteilt der
Kollege vielleicht zu hart: Denn Warnekros’ fachliche Hinterlassenschaft geht
über den Fall Lili Elbe weit hinaus. So forschte der 1882 in Neustrelitz
geborene Arzt vor allem in der Anfangszeit seiner Karriere auf dem Gebiet der
Röntgenstrahlung. Sein Röntgenatlas zeigte 1918 erstmals eine Zusammenstellung
spektakulärer Aufnahmen von »Schwangerschaft und Geburt im Röntgenbilde«. Die
Aufnahmen seien immens wichtig für die Geburtshilfe geworden, sagt Marina
Lienert, »auch wenn Warnekros dafür Frauen und Kinder Risiken aussetzte, die
aus heutiger Sicht völlig inakzeptabel sind«.
Und die er
vermutlich heute selbst bedauern würde: Der Gynäkologe war zeitlebens ein Fan
der Frauen, der Schaden von ihnen abwenden wollte. Seinen Patientinnen gab er
das Gefühl, bei ihm in den besten Händen zu sein – und Fachleute teilten diesen
Eindruck. So erinnerte sich einer seiner Kollegen in einem Interview daran, wie
Warnekros »aus der Oper kommend, im Frack im Kreißsaal erschien« und eine
»verzweifelte geburtshilfliche Situation« überaus »elegant beendete«. Zwar, so
der ehemalige Oberarzt von Warnekros’ Klinik, habe es der Chef geliebt, »sich
in der dritten Person anreden zu lassen« und sich gegenüber Mitarbeitern
»betont despotisch« gegeben. Bei seinen Patientinnen habe er jedoch keinerlei
Standesdünkel gekannt: »Da konnte der sonst so vornehme Mann sich auf eine
kleine Fußbank setzen und sich mit der Patientin unterhalten. Er schickte
diesen Frauen auch Sekt aus seinem Bestand.
Warnekros glaubte
daran, dass jeder Mensch »ein Anrecht auf Behandlung« habe. Von den
Nationalsozialisten wollte er sich keine Vorschriften machen lassen. Für seine
Karriere war das eine gefährliche Überzeugung: Im Oktober 1936 wurde gegen ihn
als »Judengünstling« ermittelt; wegen seiner deutlichen »Schwäche für das
weibliche Geschlecht, verbunden vielleicht mit einer perversen Neigung zum
jüdisch-vorderasiatischen«. Als Warnekros die Frau des sächsischen NSDAP-Gauleiters
Martin Mutschmann behandelte, wurde das Verfahren eingestellt. Der Arzt aber
blieb bei seiner Haltung und missachtete die Anordnung, »nicht reichsdeutsche«
Patientinnen strikt getrennt vom Klinikbetrieb in Baracken unterzubringen. 1944
half er Eva Olbricht, deren Mann am Stauffenberg-Attentat auf Hitler beteiligt
gewesen war, bei der Flucht aus Dresden. Nach Kriegsende verließ Warnekros
selbst die Stadt. Er folgte einer langjährigen Freundin, der Baronin von
Goldschmidt-Rothschild, nach Paris, wo er 1949 starb.
Der Ruf, den der
Professor unter den Dresdnerinnen genoss, hallte lange nach – und wäre heute
wohl geeignet, den Chef einer Frauenklinik in größte Schwierigkeiten zu
bringen. »Warnekros war ein charmanter Mann mit großer Wirkung auf seine
Patientinnen«, sagt Marina Lienert. »Damals kursierte der Scherz, manche Frau
würde nur schwanger werden, um bei ihm entbinden zu können.
Lienert hat dafür
gesorgt, dass Teile von Warnekros’ Nachlass in der Ausstellung des
Medizinhistorischen Instituts zu sehen sind. Sein imposanter Arztkoffer aber
müsse unbeachtet im Archiv bleiben, weil er zu groß sei für die Vitrine,
bedauert sie. Für das Filmposter aber wird sich ganz sicher ein Platz finden.
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