Copyright © 2011-2021 Nikita
Noemi Rothenbächer- Alle Rechte vorbehalten!
Urlaub von der Männlichkeit
Überarbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2012
Stella ist seit drei
Jahrzehnten verheiratet, hat zwei Kinder, ist berufstätig und trägt an sechs
Tagen in der Woche gewöhnliche Männerkleidung. Nur an ihrem freien Mittwoch ist
sie „en femme“ unterwegs, als Transvestit.
„Erwarten Sie bitte nichts Spektakuläres.“ Diese Worte hat
Stella unserem Blind Date in einem Frankfurter Café vorausgeschickt. Vergebens
sucht sie nun der Blick zwischen den überwiegend älteren Herrschaften, die sich
um dampfende Kaffeetassen und üppige Kuchenstücke versammelt haben. Auf die
Nelke im Knopfloch haben wir verzichtet.
Plötzlich steht Stella am Eingang. Blondes Haar, 1,83 Meter
groß, eine Brillanten besetzte Brille, eine weiße Rüschenbluse und ein blaues
Damenkostüm, das sich nahtlos in die modische Ausstattung der übrigen, eher
betagten Cafébesucherinnen einfügt.
„Hallo, mein Name ist Stella“, sagt sie mit
dunkler Stimme. Wir nehmen Platz. Verwunderte Blicke folgen uns, was nicht
sonderlich überrascht, ist Stella doch eine außergewöhnliche Person.
Außergewöhnlich genug jedenfalls, um auf ein Erkennungszeichen verzichten zu
können. „Einen TV erkennt man immer“, hatte sie vorab geschrieben. Stella ist
ein Mann, TV die Abkürzung für Transvestit
.
Ein Halsband verdeckt den Adamsapfel
Stella erzählt, dass sie jeden Mittwochnachmittag in diesem
Café verbringt.
Die anderen Stammgäste kenne sie vom Sehen, so die zwei Herren,
die neben uns sitzen und zu denen sich nach einiger Zeit stets ein Dritter
hinzugeselle. Welches Make-up benutzt sie?
„Art Deco Camouflage“, antwortet
sie, „weil es stärker deckt als herkömmliches Make-up.“ Frauen nähmen es, um
Hautunreinheiten damit zu übertünchen.
Sie aber verwende es, um ihren
Bartansatz zu verbergen. Was noch? Blauer Lidschatten, hortensiafarbener
Lippenstift. Lidstrich und Wimperntusche sind schwarz, die Fingernägel pink
lackiert. Natürlich trägt sie eine Perücke. Davon habe sie mehrere, alle in
blond. Ihren Adamsapfel verdeckt sie mit einem Halsband aus Seide. Das sei bei
Transvestiten so üblich.
„Mit der Kleidung ist es viel schwieriger“, verrät sie,
„schließlich habe ich nicht den Körper einer Frau.“ Deshalb kauft sie ihre
Kostüme in der Regel bei einem Versand. Dort könne man den Rock und das Jackett
separat bestellen, bei einem Größenunterschied von vier Nummern sei das auch
nötig.
In Frankfurt gebe es außerdem die Boutique „Transnormal“, die
verwandlungshungrige Männer mit Damenkleidung und diversen Accessoires
ausstattet.
Ihre Hüften polstert Stella aus, die männliche Brust wird
mit einer Silikoneinlage im BH erweitert – Körbchen Größe B.
Gelegentlich trägt
sie Abendkleider, die sie von einer Schneiderin umarbeiten lässt. „Die brauche
ich für die Oper“, flüstert sie, „ich liebe klassische Musik.“ Natürlich müsse
sie sich vorher rasieren. Behaarte Beine unter einem Kleid, das nur bis zu den
Knien reicht, seien absolut tabu. „Die Körperrasur ist eine heikle
Angelegenheit“, gesteht Stella, „mitunter sogar ein Scheidungsgrund.
“ Nur bis
wenige Zentimeter oberhalb der Knie dürfen die Haare ab, so die eheliche
Vereinbarung.
Arrangement mit der Ehefrau
Stella ist seit über drei Jahrzehnten verheiratet.
Sie hat
zwei Kinder, ist berufstätig und trägt an sechs Tagen in der Woche gewöhnliche
Männerkleidung.
Nur an ihrem freien Mittwoch ist sie „en femme“ unterwegs, eine
Neigung zum „Crossdressing“, die sie schon im Kindesalter entwickelt hat: „Es
fängt damit an, dass man die Kleidung der Mutter oder der Schwester anprobiert,
dass man hin und wieder versucht, sich wie eine Frau zu schminken.“ Später
verleugne man diese Neigung, man halte sich für unnormal.
„Meine Frauenkleider
habe ich früher regelmäßig in den Müll geschmissen“, sagt sie.
Nach ein paar
Wochen habe sie sich dann aber wieder neue gekauft.
Nach der Heirat musste Stella ihre Neigung verbergen: „Ich
musste immer eine passende Gelegenheit abwarten.
Manchmal war es nur für ein
paar Stunden, manchmal ist meine Frau einige Tage verreist.“ Wenn sie ihre
Neigung nicht hin und wieder ausleben könne, werde sie aggressiv, geradezu
unausstehlich, gelegentlich auch depressiv.
Vor sieben Jahren habe sie ihrer
Frau endlich ihr Geheimnis offenbart.
Seitdem habe man sich arrangiert.
Stellas
Kleiderschrank steht im Keller, die Männerkleidung darf im gemeinsamen
Schlafzimmer bleiben. „Damit entfällt auch dieses ständige Versteckspiel“, sagt
sie.
Manche Transvestiten kleiden und schminken sich in ihrem
Auto auf einem Parkplatz, damit die Frau oder die Kinder nichts bemerken.
Sogenannte Kammertransvestiten trauen sich erst gar nicht aus dem Haus und
verbringen den Abend in Damenkleidung allein vor dem Fernseher.
Stella musste
einmal zwei Stunden in ihrem Haus warten, weil sich die Nachbarn auf der Straße
in ein längeres Gespräch vertieft hatten.
Am schlimmsten aber sei das schlechte
Gewissen gegenüber der Gattin, sagt sie.
„Transvestiten sind nicht schwul“
Stella bestellt einen Kirschsaft. Wir kommen auf Klischees
zu sprechen.
Stella klärt auf: „Transvestiten sind nicht schwul.
“ Viele
Travestiekünstler dagegen seien homosexuell, auch viele „Drag Queens“,
Transvestiten, die sich meist übertrieben-glamourös in Szene setzen.
In ihrer
Vereinigung seien solche Leute allerdings unwillkommen.
Stella spricht von der
„Transvestiten Vereinigung Frankfurt“, einer Selbsthilfegruppe für Crossdresser
und solche, die es werden wollen.
Die Gruppe gibt es seit 1985. Sie besteht aus
einem harten Kern von zehn Mitgliedern. Mittwochabends treffen sie sich in
einem Café, gelegentlich stehen Ausflüge auf dem Programm. „Freundinnen und
Ehefrauen sind bei uns sehr willkommen“, sagt Stella.
Um Missverständnisse zu vermeiden, sprechen Transvestiten
auch von „Bio-Frauen“, was nichts mit Ökologie, sondern mit der rein
biologischen Identität der Frau zu tun hat.
Fast alle Mitglieder sind
verheiratet, einige haben Kinder.
Die Metamorphose empfinden viele als
Befreiung von den üblichen Rollenerwartungen, sei es in der Familie, sei es im
Beruf: Travestie oder, wie man ganz korrekt sagen müsste, Transvestitismus als
Urlaub!
.
Wir brechen auf zu einer gemeinsamen Shopping-Tour.
Stella
kauft sich zuerst einen BH, den sie zuvor ohne Probleme in der Damenumkleide
anprobieren durfte.
Anschließend einen Augenbrauenstift und einen
Nagellackentferner für die Gattin.
Die Verkäuferinnen sind sehr diskret. Stella
erhält sogar ein Werbegeschenk.
Später im Café, wo wir Claire, Lorina und
Andrea aus der Gruppe treffen, erzählt Stella: „Wenn ich, en femme‘ unterwegs
bin, möchte ich auch als Frau behandelt werden.
Wehe, die haben mir wieder
einen Herrenduft eingepackt.“ Daraufhin öffnet sie das Werbegeschenk: ein
„Anti-Aging-Make-up für natürliche Ausstrahlung“. Glück gehabt.
Persönlich habe ich viele dieser Gespräche wahrgenommen und mir Enorm viele Gedanken
gemacht!
Es gibt Unzählige Internet Seiten in welchen man solche Geschichten nachlesen vermag, jedoch es ist nie das selbe es persönlich Erlebt zu haben!
Nichts an diesem was hier geschildert wurde, ist Verwerflich noch Unmoralisch es ist Leben und das mit gutem Recht!
Denn jeder hat das Recht auf Persönlichkeit-Entfaltung wenn man aus "Normen" sprich "Normalität" ausbricht, ist es nicht Verwerflich oder Unmoralisch sondern Zeichen von Selbstbewusstsein und einer geformten Persönlichkeit welche Selbstsicher ist!
Mit freundlichen Grüßen
Nikita Noemi Rothenbächer 2012
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen