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Rothenbächer 2012
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Erste
Geschlechtsumwandlung von Mann zu Frau
Naturereignisse und Medizin
Die Entstehung der Trans-Begriffe begann mit der Erforschung
und Rechtfertigung der Mitte des 19. Jahrhunderts gesetzlich verbotenen
Homosexualität. Den Anfang machte dabei der Jurist Karl Heinrich Ulrichs, der
"erste Schwule der Weltgeschichte" (Sigusch). Selbst homosexuell,
setzte er sich 1864 öffentlich mit seiner These des "dritten
Geschlechts" (Mann mit weiblicher Seele), das in Mischformen
(Zwischenstufen) gleichgeschlechtliche Liebe als angeborene Eigenschaft hat,
für die Straffreiheit von Homosexualität, von ihm "Uranimus" genannt,
ein.
Der Begriff "Homosexualität" wurde erstmals 1869
von Karl Maria Benkert (österreichisch- ungarischer Schriftsteller) unter dem
Pseudonym Karl Maria Kertbeny in einem offenem Brief an die preußische Justiz
verwendet. Auch er setzte sich für eine Straffreiheit ein. Benkert gilt in dem
Maße als betroffen, als ein homosexueller Freund bei einer Erpressung
Selbstmord beging und er in Kontakt mit Karl Heinrich Ulrichs stand. Das Wort
homosexuell setzt sich aus dem griechischen "homos" und dem
lateinischen "sexues" zusammen und bedeutet
"gleichgeschlechtlich". Aus ihm wurde später das Wort heterosexuell
abgeleitet, also "andersgeschlechtlich".
Verbreitung fand der Begriff Homosexualität aber erst durch
den österreichischen Nervenarzt Richard von Krafft-Ebbing, der als Begründer
der Sexualpathologie (Lehre von den krankhaften Störungen und Abarten des
Geschlechtslebens), 1886 mit seinem Werk "Psychopathia Sexualis" und
der Erfindung der Begriffe "Sadismus", "Masochismus" und
"Fetischismus" wissenschaftliche Anerkennung erlang. In diesem Werk
definiert er die Homosexualität als angeborene Nervenkrankheit, weshalb er sich
für eine vollkommene Straffreiheit für dieses "Vergehen" aussprach.
Zu dieser Zeit befanden sich die Sexualwissenschaft
(Begriffsprägung durch den Berliner Dermatologen Iwan Bloch 1906) und die
Psychoanalyse (erstmaliger Begriffsgebrauch durch den österreichischen
Neuropathologen Sigmund Freud 1886) noch in ihren Kinderschuhen. Gleiches gilt
für die empirischen Untersuchungsmethoden (z.B. Beobachtungen und Interviews),
die von Krafft-Ebbing erstmals angewandt wurden.
In dieser Art verfuhr auch Magnus Hirschfeld, ein Berliner
Arzt, der, selbst homosexuell, 1897 das Wissenschaftlich- humanitäre Komitee
(WhK), als erste homosexuelle, politische Interessenvertretung gründete. Wie
Ulrichs war auch Hirschfeld davon überzeugt, dass nur über die
wissenschaftliche Argumentation die gesellschaftliche und juristische
Beurteilung der gleichgeschlechtlichen Sexualität geändert werden könne.
Hirschfeld griff die Theorie von Ulrichs auf und verfeinerte sie zur
"Theorie der Zwischenstufen". Zur Bestimmung eines Individualtyps
setzt er vier Eigenschaftsbereiche voraus:
1. die Geschlechtsorgane (primäre Geschlechtsmerkmale)
2. die sonstigen körperlichen Eigenschaften (sekundäre
Geschlechtsmerkmale)
3. der Geschlechtstrieb (Ausrichtung des Sexualverhaltens)
4. die sonstigen seelischen Eigenschaften (geschlechtliche
Geistes- und Sinnesart)
Nach seiner Theorie sind diese Eigenschaften bei jedem
Individuum unterschiedliche, zwischen männlich, weiblich und verschiedenen
Zwischenstufen, ausgeprägt. Durch seine Untersuchungen stellte Hirschfeld fest,
dass gegengeschlecht-liches Verhalten und Verkleidungstrieb keine Form der
Homosexualität sind und schuf den Begriff Transvestismus (lateinisch: trans =
entgegengesetzt und vestitus = gekleidet) als wichtigste Zwischenstufe der
sonstigen seelischen Eigenschaften. Dieser Begriff wurde 1910 durch sein Werk
"Die Transvestiten" bekannt.
1919 gründete Hirschfeld das "Institut für
Sozialwissenschaft" als Beratungsstelle für Homosexuelle, Transvestiten
und andere Zwischenstufen. Hier setzte er den Gedanken seiner Adaptionstherapie
um, eine Therapie und Möglichkeit für Betroffene, entsprechend ihrer Natur zu
leben (Ansätze einer Selbsthilfegruppe).
Mit dem Beginn der Machtübernahme durch das Nazi-Regime
brach die Sexualforschung in Deutschland zusammen, wurde aber im
englischsprachigen Raum weitergeführt. Gleiches galt auch für die
Weiterentwicklung der bereits in Deutschland Ende der 20er Jahre durchgeführten
medizinischen Behandlung von Transvestiten (Hormonbehandlungen und
Genitaloperationen).
1953, einer Zeit, in der Sexualität nur ein Thema für das
eigene, abgedunkelte Schlafzimmer war, berichtete die New York Daily News mit
großen Schlagzeilen in einer Serie über die "Geschlechtsumwandlung"
der Amerikanerin Christine Jorgensen (urspr. George) , die/der sich im Jahre
1952 in Kopenhagen operieren ließ und danach bis zum Jahr 1989 als Frau lebte.
Als der ehemalige G.I. George Jorgensen in den frühen 50er
Jahren nach Kopenhagen fuhr, um sich von Experten über Sexualabweichungen
beraten zu lassen, sorgte er sich, dass man ihn als Schwuchtel abstempeln
würde. Umfangreiche psychologische Prüfungen, sowie Hormonuntersuchungen
zeigten, dass er sich zwar zu Männern hingezogen fühlte, jedoch kein homophiler
Mensch im üblichen Sinne war. Er war ein weibliches Wesen, eine Frau.
Er verbarg sein Geheimnis vor seiner Familie und unterzog
sich einer Reihe von bahn brechenden Operationen. Diese verhalfen Jorgensen
dazu, sich schließlich als zarte junge Frau zeigen zu können.
"Ich wollte lediglich einen Fehler der Natur
korrigieren", schrieb die 1989 Verstorbene. Niemand kann an dem Erfolg
Jorgensens Umwandlung zweifeln, oder sich darüber wundern, dass sie zu New York
City's Frau des Jahres gekürt wurde. In ihrer Heimat erweckte sie großes
Interesse und eine Zeitung bezahlte ihr für ihre Geschichte $ 20.000. Bald
danach folgte eine Karriere auf der Bühne und beim Film.
Sie wurde die erste gefeierte „Medien-Transsexuelle“, wirkte
in Hollywood-Filmen mit, verkaufte ihre Lebensgeschichte und machte das Thema
„Transsexualität“ populär. Christine sagte, sie habe „sich immer als Frau
gefühlt“ und hatte durch einen Irrtum der Natur einen Körper, der nicht zu
ihrer Psyche passte.
Das Schlagwort von der „im falschen Körper gefangenen Seele“
machte die Runde.
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