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Rothenbächer 2012
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Geschlechtsumwandlung
bei Kindern
"Ein ganz normales Mädchen"
Per
Gericht hat ein australisches Mädchen seinen Willen durchgesetzt: Die
13-Jährige will unbedingt ein Junge werden - und das darf sie nun auch. Auch in
Deutschland lässt derzeit ein Teenager sein Geschlecht ändern: Ein 14-Jähriger
wird zum Mädchen.
Hamburg - Alex ist der Stärkste in seiner Klasse. Beim
Armdrücken schlägt er die anderen Jungs und beim Cricket gehört er zu den
Besten. Ein ganz normaler 13-jähriger Junge also. Nur, dass Alex als Mädchen
auf die Welt gekommen ist.
Doch ein Mädchen will Alex nicht sein. Schon mit fünf wollte
sie Jungsspiele spielen, Jungssachen tragen und mit den anderen Jungen zusammen
sein. Alex mag keine Puppen, sie spielt lieber mit Schwertern und Autos.
Man könnte es eine Phase nennen. Oder glauben, dass Alex
eben ein sehr männliches Mädchen ist. Das vielleicht später lieber Motorräder
repariert als Schuhe kaufen zu gehen. Doch die 13-Jährige leidet unter ihrem
Geschlecht und ihrem Körper. Leidet so sehr, dass sie von Selbstmord spricht,
wenn sie kein Junge sein darf. Ein australisches Familiengericht hat Alex
deshalb erlaubt, mit einer Geschlechtsumwandlung zu beginnen. Operieren lassen
darf sie sich erst mit 18, auch das haben die Richter festgelegt. Doch Ärzte
dürfen Alex ab jetzt männliche Sexualhormone geben und ihr Spritzen
verabreichen, die die weibliche Pubertät unterdrücken.
Niemand weiß bislang genau, weshalb sich ein Mensch in
seinem Körper, in seiner Identität nicht zu Hause fühlt. Alex, so berichten
australische Zeitungen, wurde von ihrem Vater von Geburt an wie ein Junge
aufgezogen. Er starb, als das Mädchen sechs Jahre alt war. Der Staat übernahm
die Vormundschaft, ihre Tante zog sie auf - die Mutter wollte mit ihrer Tochter
nichts zu tun haben. Auch die Tante behandelte Alex wie einen Jungen.
Ob Vater und Tante das Mädchen so erzogen haben, weil sie
sich einen Jungen wünschten oder weil Alex stets darauf bestand, gemäß ihrer
gefühlten Identität behandelt zu werden - das berichten die Zeitungen nicht.
Auch in Deutschland wird ein Kind behandelt
In Deutschland, in der Nähe von Hamburg, gibt es einen
Jungen, der von klein auf ganz ähnlich fühlte wie Alex. Bei ihm wurde vor mehr
als einem Jahr mit einer Hormonbehandlung begonnen: J. habe schon mit drei oder
vier Jahren vehement eingefordert, ein Mädchen zu sein, berichtet sein
behandelnder Arzt, Achim Wüsthof. Der Kinderarzt und Hormonspezialist spritzt
dem heute 14-Jährigen seit Januar 2003 weibliche Sexualhormone - mit erstem Erfolg:
"Inzwischen hat sich ein leichter Brustansatz entwickelt - wie bei einem
Mädchen dieses Alters üblich", so Wüsthof. Allerdings seien die
Auswirkungen nicht unwiderruflich: "Würde man die Behandlung absetzen,
käme es nach wenigen Monaten zu einer normalen männlichen Entwicklung."
SPIEGEL TV wird am 30. April in einem Themenabend ausführlich über den Fall
berichten - die Sendung wird um 22.15 Uhr auf Vox ausgestrahlt.
Wie bei dem australischen Mädchen wird die Behandlung in
zwei Richtungen durchgeführt. Östrogene lösen eine weibliche Pubertät aus, die
neben der Brustentwicklung auch eine veränderte Körperfettverteilung bedingen
und damit weiblichere, rundere Formen; eine Gabe spezieller Hormone wiederum
hemmt die Weiterentwicklung von Penis und Hoden.
Märklin-Eisenbahn: Klassisches Spielzeug für Jungs
Drei Jahre sieht der deutsche Gesetzgeber als Probezeit für
eine Geschlechtsumwandlung vor. In dieser Zeit soll sich der Betroffene seiner
Identität bewusst werden. Wenn er oder sie festgestellt hat, dass er "seit
mindestens drei Jahren unter dem Zwang steht, ihren Vorstellungen entsprechend
zu leben", heißt es im Transsexuellengesetz, ist eine Änderung des
Vornamens möglich, die Person wird dann vom Gesetzgeber in ihrem neuen
Geschlecht anerkannt.
Die medizinische Seite ist eine andere. Auch eine Frage der
Kosten: In Deutschland kostet die Umwandlung vom Mann zur Frau zwischen 5000
und 12.000 Euro, der Wandel von der Frau zum Mann ist aufwendiger und damit um
einiges teurer.
Aber auch wenn für J. eine Operation erst mit 18 möglich
sein wird - schon der Einsatz der Hormone ist ein großer Schritt. Man habe es
sich deshalb nicht leicht gemacht, sagt Achim Wüsthof. Schließlich setzt der
Gesetzgeber für einen solch wichtigen Schritt die Einsichtsfähigkeit des
Patienten voraus. Im Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg, wo der
Junge behandelt werden sollte, wurde daher eigens eine Ethik-Kommission
gebildet, die den Fall bewertete. Das Gremium, in dem ein Richter, ein
Geistlicher und verschiedene Ärzte saßen, kam in J.'s Fall zu einem
einstimmigen Urteil: Die Behandlung sollte stattfinden dürfen, die Eltern des
Jungen hatten schon zuvor ihr Einverständnis gegeben.
Heftige Debatte in Australien
In Australien hat die Geschlechtsumwandlung einer Minderjährigen
eine heftige Debatte ausgelöst. Der australische Ethiker Nicholas
Tonti-Fillipini hat die Regierung sogar aufgefordert, das Gerichtsurteil
aufzuheben: "So etwas einem 13 Jahre alten Mädchen anzutun, das sich noch
entwickelt, ist ziemlich unverantwortlich." Alex werde sich nicht normal
entwickeln, ist sich Tonti-Fillipini sicher.
Auch der deutsche Psychologe und Gutachter für
Transidentität, H. Joachim Schindelhauer-Deutscher, zweifelt, ob die Behandlung
eines Kindes wirklich sinnvoll ist. "Man sollte nicht vorschnell urteilen,
nur weil ein Mädchen lieber mit Jungen spielt oder ein Junge gerne Kleider
trägt", so der Psychotherapeut. Erst im Laufe der pubertären Entwicklung
werde sich zeigen, ob sich die Transsexualität festige. Allerdings komme es
auch nur sehr selten vor, dass ein Junge oder ein Mädchen schon im Kindesalter
den festen Wunsch habe, sein Geschlecht zu verändern.
So bleiben Alex und J. Sonderfälle, die sich früh fremd in
ihrem naturgegebenen Körper gefühlt haben. Wie das australische Mädchen, so
lebte auch J. schon vom Beginn seines bewussten Denkens in seinem gewünschten
Geschlecht. Die Eltern zogen ihm auf eigenen Wunsch Mädchenkleidung an, ab dem
zweiten Schuljahr sprachen auch die meisten Lehrer den Jungen mit seinem
weiblichen Wunschnamen an. Viele Klassenkameraden in der weiterführenden Schule
wissen nicht einmal, dass J. kein Mädchen ist.
Achim Wüsthof ist sich deshalb ganz sicher, dass bei dem
Jungen aus Norddeutschland die richtige Entscheidung getroffen wurde.
"Wenn sie den Patienten erleben, haben sie nicht den geringsten Zweifel,
dass es sich um ein ganz normales Mädchen handelt."
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