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Wie
entsteht Transsexualität?
Ob eine Frau tatsächlich wie eine Frau fühlt oder doch wie
ein Mann, entscheidet sich höchstwahrscheinlich schon im Mutterleib. Schon in
den ersten Wochen der Schwangerschaft werden die Weichen für die
Gehirnentwicklung festgelegt. Der kurzfristige Einfluss von männlichen
Sexualhormonen könnte dann das Gehirn eines weiblichen Embryos
"vermännlichen". Ein männliches Gehirn in einem weiblichen Körper
könnte das Phänomen "Frau-zu-Mann-Transsexualität" erklären. Es ist
jedoch heute nur in Ausnahmefällen möglich, mit Sicherheit nachzuweisen,
welchen Konzentrationen von Sexualhormonen ein Mensch im Mutterleib ausgesetzt
war. Das gilt beispielsweise für bestimmte Stoffwechselerkrankungen, die sich
nach der Geburt bestimmen lassen. Selbst wenn solche Mädchen noch als Säuglinge
mit weiblichen Hormonen behandelt werden, verhalten sie sich später wie Jungs.
Sie spielen lieber mit Jungs, kleiden sich wie ein Junge und gehen manchmal
sogar in die Umkleidekabine für Jungs. Genauso verhalten sich fast alle
Frau-zu-Mann-Transsexuellen in ihrer Jugend. Vielleicht haben also tatsächlich
männliche Hormone schon im Mutterleib die Weichen in Richtung Transsexualität
gestellt.
Eine rätselhaftes
Syndrom kommt bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen häufiger vor
Dafür spricht auch die Beobachtung, dass das sogenannte
polyzystische Ovarial-Syndrom bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen überraschend
häufig auftritt. Bei diesem Syndrom sind die Eierstöcke der betroffenen Frauen
von vielen Zysten durchsetzt. Das liegt daran, dass die Eier, sich nicht wie
sonst üblich beim Eisprung lösen. Eine Studie von Kieler Sexualmedizinern
konnte das polyzystische Ovarialsyndrom bei 50 Prozent der untersuchten
Frau-zu-Mann-Transsexuellen nachweisen. Bei anderen Frauen kommt es nur in fünf
Prozent der Fälle vor. Die Entstehung dieses Syndroms führen Experten heute –
genau wie die Frau-zu-Mann-Transsexualität – ebenfalls auf den Einfluss
männlicher Hormone im Mutterleib zurück. Außerdem könnte ein weiteres Symptom
des polyzystischen Ovarialsyndroms die Entstehung von Transsexualität
begünstigen. Die betroffenen Frauen haben nämlich auch im Erwachsenenalter
einen erhöhten Testosteronspiegel. Dieses männliche Sexualhormon könnte dazu
beitragen, dass manche Menschen wie ein Mann fühlen und denken, obwohl sie
einen weiblichen Körper haben.
Frau-zu-Mann-Transsexuelle
haben schon vor der Hormonbehandlung einen "unweiblichen" Körper
Eine erhöhte Konzentration von männlichen Sexualhormonen
könnte auch erklären, warum Frau-zu-Mann-Transsexuelle eher männliche
Körperproportionen aufweisen. In einer Studie haben Kieler Sexualmediziner eine
Reihe von Frau-zu-Mann-Transsexuellen vermessen und dabei festgestellt, dass
ihr Taille nicht so schlank, ihre Schultern breiter und ihre Hüften schmaler
sind als bei anderen Frauen. Die Familiensituation trägt ebenfalls zur
Entstehung von Transsexualität bei
Die Wirkung von männlichen Hormonen kann viele Symptome der
Frau-zu-Mann-Transsexualität erklären. Allerdings müssen höchstwahrscheinlich
noch andere Faktoren hinzukommen, damit eine Frau wie ein Mann fühlt.
Schließlich gibt es etliche Frauen, die ebenfalls einen erhöhten Spiegel
männlicher Sexualhormone aufweisen oder sogar schon im Mutterleib männlichen
Hormonen ausgesetzt waren und trotzdem wie eine ganz normale Frau fühlen. Damit
es tatsächlich zu einer Frau-zu-Mann-Transsexualität kommt, müssen noch andere
Einflüsse hinzukommen. Experten haben nach solchen Faktoren in der
Familiensituation von Transsexuellen gesucht und dabei sind ihnen einige
Besonderheiten aufgefallen. Beispielsweise haben sich die Mütter von
Frau-zu-Mann-Transsexuellen oft einen Jungen gewünscht. Die jungenhaften
Verhaltensweisen ihrer Tochter würde eine solche Mutter eher fördern und
positiv verstärken. Außerdem fehlt in den Familien von
Frau-zu-Mann-Transsexuellen überdurchschnittlich häufig der Vater. Die Töchter
neigen dann dazu, den Vater zu idealisieren und versuchen vielleicht gerade
deswegen, sich typisch männlich zu verhalten.
Das Gehirn von
Frau-zu-Mann-Transsexuellen verhält sich männlich
Es gibt vermutlich noch eine Vielzahl von bis jetzt
unbekannten Faktoren, die die Entstehung von Frau-zu-Mann-Transsexualität
begünstigen. Noch bleiben bei diesem Phänomen viele Rätsel ungelöst. Sicher
wissen Experten im Moment nur eins: Das Gehirn von Transsexuellen verhält sich
entsprechend ihrem gefühlten Geschlecht. In Tests im Kernspintomographen
schneiden Frauen, die wie Männer fühlen, genauso ab wie nicht-transsexuelle
Männer in der Kontrollgruppe. Dabei ist es völlig egal, ob dieser Test das
räumliche Vorstellungsvermögen überprüft oder die sexuelle Erregbarkeit. Wie es
dazu kommt, können Wissenschaftler allerdings immer noch nicht vollständig
erklären. Das liegt aber nicht nur daran, dass es sich um ein schwieriges
wissenschaftliches Problem handelt. Experten, die in diesem Feld arbeiten,
beklagen immer wieder, wie schwierig es ist, Forschungsgelder für Studien zum
Thema Transsexualität zu bekommen. Dabei haben viele Transsexuelle, wie Balian
Buschbaum, ein großes Interesse daran, zu verstehen, was mit ihnen los ist.
Das Gehirn - Das
wichtigste Sexual-Organ
Dick Swaab, geboren 1944, gilt als einer der international
führenden Hirnforscher. Er war Professor für Neurobiologie an der Universität
Amsterdam und dreißig Jahre lang Direktor des Niederländischen Instituts für
Hirnforschung. Für seine Forschung erhielt er zahlreiche Preise.
Die vorliegenden
Ausschnitte entstammen seinem Buch "Wir sind unser
Gehirn"[1a], das in den Niederlanden monatelang an der Spitze der
Bestsellerliste stand.
„Wir kommen mit einem Gehirn zur Welt, das durch eine
Kombination unserer genetischen Anlagen und der Programmierung während unserer
Entwicklung in der Gebärmutter einzigartig geworden ist. In ihm sind unsere
Charaktereigenschaften, unsere Talente und Begrenzungen im Wesentlichen schon
festgelegt. Das betrifft nicht nur den IQ, die Prägung zum Morgen- oder
Abendmenschen, das Maß an Spiritualität, das neurotische, psychotische,
aggressive, antisoziale oder nonkonformistische Verhalten, sondern auch das
Risiko für Hirnkrankheiten [...]. Sind wir erst einmal erwachsen, ist die
Modifizierbarkeit unseres Gehirns sehr eingeschränkt und unsere Eigenschaften
sind, wie sie sind. Die Struktur unseres Gehirns, das auf diese Weise zustande
gekommen ist, bestimmt seine Funktion, wir sind unser Gehirn.
Unsere genetischen Anlagen und die zahlreichen Faktoren, die
unsere frühe Hirnentwicklung nachhaltig beeinflussen, erlegen uns viele
»interne Beschränkungen« auf. Daher sind wir nicht frei, unsere
Geschlechtsidentität, unsere sexuelle Orientierung, unser Aggressionsniveau,
unseren Charakter, unsere religiöse Einstellung oder unsere Muttersprache zu
verändern. Das ist kein neuer Gedanke, ich befinde mich mit ihm in guter
Gesellschaft. […] Zu diesem Schluss kam auch Charles Darwin (1809 -1882) in
seiner Autobiographie. Er schrieb, „dass Erziehung und Umgebung nur eine
geringe Wirkung auf den Geist eines jeden ausüben und dass die meisten unserer
Eigenschaften angeboren sind“.
Diese Auffassung steht jedoch in krassem Gegensatz zum Machbarkeitsglauben
der sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Geschlechtsspezifische Verhaltensunterschiede wurden damals der herrschenden
Männergesellschaft angelastet, und man vertrat die Ansicht, dass das doppelt so
hohe Risiko von Frauen, an einer Depression zu erkranken, auf ihr
beschwerlicheres Leben zurückzuführen wäre. Man dachte: Wenn das soziale Umfeld
diese Probleme verursacht, dann kann man an ihnen auch etwas ändern. Doch der
Fortschrittsglaube und die Beachtung, die man dem sozialen Umfeld zollte,
hatten auch ihre dunklen Seiten. Der Erziehung, und vor allem den Müttern, gab
man die Schuld, wenn es schiefging. Eine dominante Mutter war der Grund für die
Homosexualität ihres Sohnes, das Kind einer emotional distanzierten Mutter
wurde autistisch, und widersprüchliche Botschaften hatten Schizophrenie bei den
Kindern zur Folge, so dass sie „aus den Klauen der schädlichen Familie gerettet
werden mussten“. Transsexuelle waren psychotisch, kriminelles Verhalten ließ
sich auf einen schlechten Freundeskreis zurückfuhren, Magermodels lösten eine
Magersuchtepidemie bei anderen Mädchen aus, und Missbrauch- und
Verlusterfahrungen riefen Borderline-Persönlichkeitsstörungen hervor. Kaum eine
bzw. keine dieser Auffassungen ist heute noch haltbar.“
„Alle Fakten weisen darauf hin, dass […]
[Geschlechtsdifferenzierungen] bereits in der Gebärmutter entstehen. Man hat
kleine Veränderungen der Gene entdeckt, die an der Wirkung der Hormone auf die
Gehirnentwicklung beteiligt sind und auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit von
Transsexualität erhöhen. Auch ein abnormaler Hormonspiegel des Kindes in der
Gebärmutter oder Medikamente, die eine Mutter während der Schwangerschaft
einnimmt und die den Abbau von Geschlechtshormonen hemmen, können die Wahrscheinlichkeit
von Transsexualität erhöhen. Die Differenzierung unserer Geschlechtsorgane
vollzieht sich in der ersten, die sexuelle Differenzierung unseres Gehirns in
der zweiten Schwangerschaftshälfte. Da diese beiden Prozesse in
unterschiedlichen Phasen ablaufen, wird die Theorie vertreten, dass diese
Prozesse bei Transsexualität unterschiedlichen Einflüssen unterliegen.“ [(S.
104)]
„Je nachdem, ob Testosteron produziert wurde oder nicht,
entwickeln sich die Geschlechtsorgane des Kindes zwischen der 6. und 12.
Schwangerschaftswoche zu männlichen oder weiblichen. Später, in der zweiten
Hälfte der Schwangerschaft, differenziert sich das Gehirn in männliche oder
weibliche Richtung. […] In dieser Phase wird unsere Geschlechtsidentität - das
[…] [Wissen], ein Mann oder eine Frau zu sein - unumkehrbar in den
Hirnstrukturen verankert.
Dass unsere Geschlechtsidentität bereits in der Gebärmutter
festgelegt wird, ist noch nicht lange bekannt. Zwischen 1960 und 1980 dachte
man, ein Kind käme als unbeschriebenes Blatt zur Welt, dessen Verhalten von
seinem Umfeld in eine männliche oder weibliche Richtung gelenkt werde. Diese
Vorstellung hatte schwerwiegende Folgen für den Umgang mit Neugeborenen.“ [(S.
87/88)]
„Tatsächlich haben wir 1995 eine solche Umkehrung der
Geschlechterdifferenzierung in einer kleinen Struktur eines Spendergehirns
entdeckt und diesen Fall in der Zeitschrift Nature publiziert. Er betraf den
Bed Nucleus der Stria terminalis (BST), eine kleine Gehirnstruktur, die in
vielfältiger Weise an unserem sexuellen Verhalten beteiligt ist. Der zentrale
Teil dieses Kerns, der BSTc, ist bei [nicht transsexuellen] Männern doppelt so
groß und enthält doppelt so viele Neuronen wie bei [nicht ztranssexuellen]
Frauen. Bei transsexuellen Frauen entdeckten wir einen weiblichen BSTc. Das
einzige Gehirn eines transsexuellen Mannes, das wir untersuchen konnten -
dieses Material ist noch seltener als das Gehirn von transsexuellen Frauen -,
hatte tatsächlich einen männlichen BSTc. Wir konnten ausschließen, dass die
Umkehrung der Geschlechterdifferenzierung des Gehirns bei transsexuellen
Menschen durch einen veränderten Hormonspiegel im Erwachsenenalter verursacht
wurde. Die Umkehrung muss im Laufe der Gehirnentwicklung stattgefunden
haben.“ [(S. 104/105)]
b) Kruijver et al. Transsexuelle Frauen haben weibliche
Neuronenanzahl in einem Kern des limbischen Systems
Eine wichtige Frage, die sich aus der oben genannten
Hirnstudie bei transsexuellen Frauen ergab, war, ob der beschriebene
Unterschied in der Größe des BSTc-Kerns sich nur auf die Größe an sich bezog,
oder ob die Größe auch etwas mit der Anzahl der Neuronen zu tun hat. Wenn die
Größe des Bstc-Kerns transsexueller Frauen der von nicht transsexuellen Frauen
entspricht, haben sie auch die gleiche Neuronenzahl?
Die Forscher bestimmten deshalb bei 42 Probanden die Anzahl
der Somatostatinneurone des BSTc im Verhältnis zum Geschlecht, sexueller
Orientierung, Geschlechtsidentität und früherem oder gegenwärtigem
Hormonstatus. Unabhängig von der sexuellen Orientierung hatten Männer fast
doppelt so viel Somatostatinneurone wie Frauen. Die Anzahl der Neurone in der
BSTc bei transsexuellen Frauen entsprach der der nicht-transsexuellen Frauen.
Im Gegensatz dazu war die Neuronenzahl der transsexuellen Männer im Bereich
derer von nicht-transsexuellen Männern.
Hormontherapie und Hormonspiegelunterschiede bei Erwachsenen
schienen keinen Einfluss auf die BSTc- Neuronenzahl zu haben.
Die gefundenen Ergebnisse hinsichtlich der
Geschlechtsunterschiede der Somatostatinneuronen in der BSTc unterstützen klar
die Vermutung, dass bei Transsexuellen die geschlechtlichen Differenzierungen
von Gehirn und Genitalien in unterschiedliche Richtungen gehen können und
weisen auf eine neurobiologische Ursache der Transsexualität hin.
c) Untersuchungen von G. Stalla
Der Neuroendokrinologe Günter Karl Stalla und seine
Mitarbeiter vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München überprüften die
Hypothese, dass Hormoneinflüsse in der 7. Schwangerschaftswoche (die bei
Männern und Frauen unterschiedlich sind) für Transsexualität mitverantwortlich
sind. Dazu bestimmten sie bei mehr als 100 transsexuellen Menschen das
Verhältnis der Länge von Zeige- zu Ringfinger. Forschungen haben gezeigt: Die
Differenz ist umso größer, je weniger männliche Geschlechtshormone in der 7.
Schwangerschaftswoche auf das Embryo einwirkten.
Bei transsexuellen Frauen fanden die Forscher eine andere
Relation der Fingerlänge als bei Männern. Die Verhältnisse der Fingerlängen
zueinander (Zeigefinger zu Ringfinger) der transsexuellen Frauen entsprach in
etwa der von nicht-transsexuellen Frauen. Dies zeigt, dass die Gehirne
transsexueller Frauen im Mutterleib denselben mengen Androgenen ausgesetzt
waren, wie alle Frauengehirne und nicht der hohen Androgenmenge, wie
Männergehirne.
Der Anteil an Androgenen im Blut bestimmt in der 7.
Schwangerschaftswoche, ob sich u.a. das Gehirn in die weibliche oder in die
männliche Richtung entwickelt. Da bei transsexuellen Frauen der Anteil an
Androgenen dem nicht-transsexueller Frauen entsprach, entwickelten sich die
Gehirne in die weibliche Richtung (siehe oben).
d) Vincent
Harley / Prince Henrys Institut
Es gibt neue Anzeichen dafür, dass das menschliche Gehirn
sich viel früher in eine männliche und weibliche Richtung entwickelt, als
bisher angenommen --- nämlich schon bevor Sexualhormone zum Tragen kommen.
Die Forscher vom Prince Henry's Institute of Medical
Research untersuchten die Gene von 112 transsexuellen Frauen, sowie die von 258
„gewöhnlichen“ Männern. In dieser bisher größten genetischen Studie zum Thema
Transsexualität fanden sie heraus, dass transsexuelle Frauen häufig ein
übermäßig langes Gen für den Androgenrezeptor besitzen (genannt ERbeta) - für
ein Molekül also, das im Körper die Wirkung des männlichen Sexualhormons
Testosteron vermittelt.
Ein langes Gen ist weniger tüchtig als ein kurzes. "Im
Mutterleib könnten die Kinder daher weniger Testosteron ausgesetzt gewesen
sein", vermuten die Forscher um Vincent Harley in der Fachzeitschrift
Biological Psychiatry: Das Gehirn sei deshalb während der Fötal-Entwicklung
feminisiert worden (siehe oben).
Diese Untersuchung
wurde durch eine schwedische Studie
bestätigt.
„Es gibt das soziale Stigma, dass Transsexualität eine Frage
des Lifestyles ist. Unsere Ergebnisse dagegen unterstützen den Ansatz, dass es
eine biologische Grundlage dafür gibt, wie sich eine Geschlechtsidentität
entwickelt“, sagt Vincent Harley, Co-Autor der Studie.
e) Eric Vilain / UCLA Kalifornien
Biologen beginnen jetzt langsam zu verstehen, dass Hormone
nicht als die einzige bestimmende Größe im Zusammenhang mit der
Geschlechtsidentität des Gehirns gesehen werden können. Vielmehr ist es
wahrscheinlich, dass männliche und weibliche Gehirne bereits schon vor dem
größeren Einfluss von Geschlechtshormonen beginnen dürften sich in männlich und
weiblich zu trennen.
"Es gibt zwar viele Anzeichen dafür, dass Hormone für
die Geschlechtsidentität menschlicher Gehirne verantwortlich sind, aber das ist
bei weitem nicht alles", sagt Eric Vilain, Genetiker der University of
California.
Eric Vilain von der University of California in Los Angeles
fand heraus, dass sich das Gehirn von Mäuseembryonen bereits in weiblich oder
männlich differenziert hat, bevor der Körper überhaupt Geschlechtshormone produziert. Vilain
identifizierte 54 Gene, die für die geschlechtsspezifische Entwicklung des
Gehirns verantwortlich sein sollen. Vermutlich sind einige davon bei
Transsexuellen verändert.
Viele
unterschiedliche Gene sind dafür verantwortlich und falls Gen-Abweichungen
dafür zuständig sind, ob sich ein Mensch männlich oder weiblich fühlt.
„UCLA Wissenschaftler haben 54 Gene, die die
unterschiedliche Organisation der männlichen und weiblichen Gehirnen erklären
können, identifiziert
Vilain und seine Kollegen untersuchten, ob genetische
Einflüsse die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen erklären
können. Mit Hilfe von zwei genetischen Testverfahren verglichen sie die
Produktion von Genen in männlichen und weiblichen Gehirnen in Mäuseembryonen - lange bevor die Tiere
Geschlechtsorgane entwickeln.
Zu ihrer Überraschung fanden die Forscher 54 Gene in unterschiedlichen
Mengen in männlichen und weiblichen Gehirnen von Mäusen, vor dem hormonellen
Einfluss produziert. Achtzehn der Gene wurden auf höheren Ebenen in den
männlichen Gehirnen produziert; 36 wurden auf höheren Ebenen in den weiblichen
Gehirnen produziert.
"Unsere Ergebnisse könnten erklären, warum wir männlich
oder weiblich fühlen, unabhängig von unserer tatsächlichen Anatomie",
sagte Vilain. "Diese Entdeckungen erhärtet die Idee, dass Transgender zu
sein --- das Gefühl, dass man im Körper des falschen Geschlechts geboren wurde
- ein Zustand des Geistes ist.
"Aus früheren Studien wissen wir, dass
Transgender-Personen einen normalen Hormonspiegel besitzen", fügte er
hinzu. "Ihre geschlechtliche Identität wird wahrscheinlich durch einige
der Gene, die wir entdeckten, erklärt werden."[6b]
f) Radiologen der Uni Essen [7]
Radiologen der Uni Essen haben festgestellt: Das Gehirn
transsexueller Frauen, reagiert typisch weiblich auf visuelle erotische
Stimuli. In einer Studie mit funktioneller Magnetresonanztomographie zeigt sich
eher ein weibliches Aktivierungsmuster der verschiedenen Gehirnareale.
Untersucht wurden je zwölf nicht-transsexuelle Männer und
Frauen sowie zwölf transsexuelle Frauen. Die Radiologen der Uni Essen haben den
Versuchspersonen während einer Magnetresonanztomographie des Gehirns
Filmsequenzen mit erotischem Inhalt vorgespielt.
Wie Dr. Elke Gizewski beim Röntgenkongress in Berlin
betonte, ist bereits aus Voruntersuchungen anderer Gruppen bekannt, dass sich
bei Männern und Frauen in der Magnetresonanztomographie Unterschiede zeigen,
wenn erotische Stimuli präsentiert werden. So wird bei Männern durch erotische
Stimuli das limbische System stärker aktiviert, als bei Frauen. Was stärker
aktiviert wird, sind vor allem Regionen im Hypothalamus, in den Mandelkernen
und im Inselkortex.
Bei den transsexuellen Frauen gab es diese spezifisch
männliche Aktivierung des limbischen Systems nicht. Die Gehirne der
transsexuellen Frauen reagierten also auf erotische Stimuli, genau wie die
Hirne von nicht-transsexuellen Frauen. Die Radiologen können also das, was die
transsexuellen Frauen angeben - dass sie sich nämlich "wie im falschen
Körper" empfinden - anhand der Aktivierung des Gehirns auf erotische
Stimuli bestätigen. Trotz des männlichen Körpers, trotz männlicher Hormone,
reagieren die Gehirne transsexueller Frauen wie ganz normale Frauengehirne.
g) Schöning, S., u.a.: Mentale Rotation bei transsexuellen
Frauen – eine fMRT-Studie am Universitätsklinikum Münster, Klinik und
Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. [8]
Es ist bekannt, dass Männer Frauen in räumlich-visuellen
Fähigkeiten, vor allem in der mentalen
Rotation dreidimensionaler Objekte, überlegen sind. Diese Arbeit
untersuchte elf transsexuelle Frauen vor einer Hormontherapie (HRT), elf
transsexuelle Frauen nach einer Hormontherapie und elf nicht-transsexuelle
Männer.
Diese Arbeit konnte zeigen, dass schon im Vergleich von
transsexuellen Frauen vor HRT und nicht-transsexuellen Männern Unterschiede in
der Aktivierung der Hirnrinde bestehen. Transsexuelle Frauen ohne
Hormontherapie aktivierten vor allem frontale und occipitotemporale Areale
stärker als nicht-transsexuelle Männer, während sich bei nicht-transsexuellen
Männern im Vergleich zu transsexuellen Frauen vor der Hormontherapie
Mehraktivierungen im Lobus parietalis inferior (innerer
Scheitellappen/Parietallappen) der linken Hemisphäre fanden. Es fielen bei den
Aktivierungsunterschieden deutliche Parallelen zu den bekannten
Aktivierungsunterschieden zwischen (nicht-transsexuellen) Männern und
(nicht-transsexuellen) Frauen auf. Diese Beobachtungen liefern Indizien dafür,
dass vorgeburtliche Hormonschwankungen möglicherweise ein Bestandteil der
multifaktoriell bedingten Prägung geschlechtlicher Unterschiede im Gehirn und der
Entstehung der Transsexualität sein könnten (siehe oben).
h) Zwillingsstudien (zitiert nach Möller (2009)[9])
"Die meisten genetischen (Zwillings-) Studien finden
starke Beiträge zur Varianz in der GID. Die einzige vorausblickende Studie mit
314 Zwillingen im Alter von 4-7 , bzw. 8-12 Jahren mit den klinisch
signifikanten Symptomen einer GID fand eine "signifikante zusätzliche
genetische Komponente mit einem Anteil von 62% der Varianz und eine
Umweltkomponente von 38% der Varianz."[10] [. ..]
Knafo und Mitarbeiter[11] überprüfen zwei Studien, die
signifikantes vererbtes atypisches geschlechtliches Verhalten der Geschlechter
fanden, mit einer genetischen Varianz von 37% und 62%. […]
Iervolino und seine Mitarbeiter[12] fanden in einer großen
Zwillings-Studie (N = 3990) heraus, dass sowohl genetische als auch
Umweltfaktoren gemeinsam zum geschlechts-typischen Verhalten beitragen. Sie
fanden Zwillings-spezifische Umwelteinflüsse, die sich zu rund 22% durch
gemeinsame Umweltfaktoren erklären lassen, dies scheint es für Jungen und
Mädchen ähnlich zu sein, und zusätzlich genetische Einflüsse von 57% bei
Mädchen und 34% bei Jungen.
Van Beijsterveldt und Mitarbeiter[13] konnten in einer 2006
durchgeführten Studie mit nur zwei Elementen des CBCL im Zusammenhang mit
Cross-Gender-Verhalten ("verhält sich wie das andere Geschlecht" und
"Wünsche des anderen Geschlechts zu sein") bei 7-jährigen Zwillinge(N
= 14.000) und 10-Jährigen (N = 8500) zeigen, dass 70% der Varianz des
Cross-Gender-Verhaltens erklärt werden konnte."
Quellennachweise und weitere Studien:
[1] vgl.
hierzu: Zhou, M.A. Hofman, L.J. Gooren and D.F. Swaab: A Sex Difference in the
Human Brain and its Relation to Transsexuality. Eine Untersuchung, die
die Annahmen stützt, dass eine Veränderung des BSTc-Kerns vor der Geburt bis
ins Erwachsenenalter anhält, konnte folgende Untersuchung zeigen: Wilson C J
Chung, Geert J De Vries, Dick F Swaab: Sexual differentiation of the bed
nucleus of the stria terminalis in humans may extend into adulthood.
[1a] Dick Swaab (2011): Wir sind unser Gehirn. Wie wir
denken, leiden und lieben. ISBN:
978-3-426-27568-9. Droemer-Verlag
[2] FRANK
P. M. KRUIJVER, JIANG-NING ZHOU, CHRIS W. POOL, MICHEL A. HOFMAN, LOUIS J. G.
GOOREN, AND DICK F. SWAAB: Male-to-Female Transsexuals Have Female Neuron
Numbers in a Limbic Nucleus
Eine weitere Interessante Untersuchung zum Thema Gehirn mit
Dick Swaab:
Alicia
Garcia-Falgueras and Dick F. Swaab: A sex difference in the hypothalamic
uncinate nucleus: relationship to gender identity
[3]
Schneider HJ, Pickel J, Stalla GK (2006) Typical female 2nd-4th finger length
(2D:4D) ratios in male-to-female transsexuals-possible implications for
prenatal androgen exposure.
Eine weitere Studie zum Zusammenhang Fingerlänge -
Geschlecht wäre z.B.:
Kyle L.
Gobrogge S. Marc Breedlove Kelly L. Klump: Genetic and Environmental Influences
on 2D:4D Finger Length Ratios: A Study of Monozygotic and Dizygotic Male and
Female Twins
[4] Lauren
Hare, Pascal Bernard, Francisco J. Sánchez, Paul N. Baird, Eric Vilain, Trudy
Kennedy, and Vincent R. Harley: Androgen Receptor (AR) Repeat Length
Polymorphism Associated with Male-to-Female Transsexualism
[5] Susanne
Henningssona, Lars Westberga, Staffan Nilssonb, Bengt Lundströmc, Lisa
Ekseliusd, Owe Bodlunde, Eva Lindströmd, Monika Hellstranda, Roland Rosmondf,
Elias Erikssona and Mikael Landén: Sex steroid-related genes and male-tofemale
transsexualism
und eine weitere Studie dazu:
Alicia
Garcia-Falguerasa, Helena Pinosa, Paloma Colladoa, Eduardo Pasarob, Rosa Fernandezb,
Cynthia L. Jordanc, Santiago Segoviaa, Antonio Guillamona: The role of the
androgen receptor in CNS masculinization
[6] Sven
Bocklandta and Eric Vilain: Sex Differences in Brain and Behavior: Hormones
Versus Genes
[6b]
Reuters News Service 10/20/2003.
http://transgenderlondon.com/What%20Causes%20It.htm
[7] Eva
Krause: Geschlechtsspezifische Differenzen der Hirnaktivität in der fMRT bei
Normalprobanden im Vergleich mit transsexuellen Probanden (= Gizewski ER,
Krause E, Schlamann M, Happich F, Ladd ME, Forsting M, Senf W: Specific
Cerebral Activation due to Visual Erotic Stimuli in Male-to-Female Transsexuals
Compared with Male and Female Controls: An fMRI Studie)
Eine andere Studie lieferte ähnliche Ergebnisse:
H.
Berglund, P. Lindstrom, C. Dhejne-Helmy and I. Savic: Male-to-Female
Transsexuals Show Sex-Atypical Hypothalamus Activation When Smelling Odorous
Steroids
[8] Christine Bauer: Mentale Rotation bei
Mann-zu-Frau-Transsexuellen und Männern ohne Geschlechtsidentitätsstörung -
eine fMRT-Studie
[9] Möller,
Birgit, Herbert Schreier, Alice Li and
Georg Romer, MDa (2009): Gender Identity Disorder in Children and Adolescents.
Curr Probl Pediatr Adolesc Health Care 2009;39:117-143
[10]
Coolidge FL, Thede LL, Young SE. The heritability of gender identity disorder
in a child and adolescent twin sample. Behav Genet 2002;32:251-7.
[11] Knafo
A, Iervolino AC, Plomin R. Masculine girls and feminine boys: genetic and
environmental contributions to atypical gender development in early childhood.
J Pers Soc Psychol 2005;88:400-12.
[12]
Iervolino AC, Hines M, Golombok SE, Rust J, Plomin R. Genetic and environmental
influences on sex-typed behavior during the preschool years. Child Dev
2005;76:826-40.
[13] Van
Beijsterveldt CE, Hudziak JJ, Boomsma DI. Genetic and environmental influences
on cross-gender behavior and relation to behavior problems: a study of Dutch
twins at ages 7 and 10 years. Arch Sex Behav 2006;35:647-58.
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