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Rothenbächer 2012
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Transsexualität:
Psychologische Sichtweise ohne Scheuklappen
Die Vereinigung ‘Aktion Menschenrecht und Transsexualität’
ATME hat kürzlich den Schweizer Psychiater und Psychotherapeut Dr. phil.
Horst-Jörg Haupt interviewt. Er gehört zu den wenigen Psychologen, die auch
über ihre eigene akademische Grenze hinausschauen und Fakten aus anderen
Fakultäten ernst nehmen. Infolgedessen vertritt Dr. Haupt eine interessante
Denkweise, die im Gegensatz zu vielen anderen Psychologen wissenschaftliche
Fakten höher gewichtet als ein hundert Jahre alter und längst widerlegter
Dogmatismus.
Hier ein paar Zitate aus dem Interview und ein paar
Gedanken dazu………..
Die Sonderbehandlung transsexueller Menschen ist ein Skandal
Für mich ist – ich formuliere das ganz bewusst so – die
„Sonderbehandlung“ transsexueller Menschen durch ein perfides, ausgeklügeltes
und zynisches medizinisch-juristisches System, ein Skandal ersten Ranges.
Es ist in der Tat schockierend, dass transsexuelle Menschen
eine medizinische und juristische Sonderbehandlung unterlaufen müssen, die
Seinesgleichen sucht. Dass medizinische Hilfe ein Jahr lang während eines
sogenannten Alltagstests verweigert wird ist ein Unikum. Dass die Anerkennung
der Identität an eine irreversible Sterilisierung gebunden ist, ist einmalig in
Europa – zumindest seit dem Ende des Hitlerreiches. Nicht umsonst beklagte sich der
EU-Menschenrechtskommissar Thomas Hammarberg kürzlich in einem Bericht mit den
Worten: “It is of great concern that transgender people appear to be the only
group in Europe subject to legally prescribed, state-enforced
sterilisation.”……. staatlich geforderte Sterilisierung? Das müsste uns
wirklich zu denken geben.
“Penis=Mann, kein Penis=Frau” oder wissenschaftliche Fakten?
Der sexologische Mainstream vertritt die einfache Formel:
“Penis=Mann, kein Penis=Frau”. Damit fällt man auf das wissenschaftliche Niveau
der Zeit um 1900 bis 1905 zurück, als Freud seine „Drei Abhandlungen zur
Sexualtheorie“ formulierte. 100 Jahre später – im Zeitalter der
Neurowissenschaft, der Molekulargenetik und einer sozialwissenschaftlich
geprägten Psychologie und Medizin – muten solche Auffassungen reichlich
überholt an.
Dieser Glaube scheint nicht erschütterbar, obwohl die
Neurowissenschaften und die Genetik in den letzten 10 Jahren klare Hinweise
dafür gefunden haben, dass Transsexualität auf einer besonderen, angeborenen,
körperlichen „Ausstattung“ beruht – und zwar des Gehirns. Aus neurowissenschaftlich-genetischer
Sicht ist Transexualität eine – gar nicht so selten vorkommende – körperliche
Normvariante.
Es ist höchst erstaunlich, dass die psychologischen Gilden
im Jahr 2010 mit unerhörter Faktenresistenz alle wissenschaftlichen Forschungsergebnisse
aus der Endokrinologie, Neurologie und Genetik ignorieren und anstelledessen
lieber in ihrem genital-fixierten Denken nach Sigmund Freud sitzen bleiben. Die
Welt hat sich bewegt, in den letzten hundert Jahren, ein Grossteil der
Psychologen scheinen davon nichts mitbekommen zu haben. Mit Verlaub, aber damit
disqualifiziert sich die Psychologie zur okkulten Parawissenschaft, die in
anständigen Universitäten nicht gelehrt werden dürfte.
Der Mensch ist kein Genital sondern ein “Selbst”
Neben dem Spitzer’schen „Sie sind Ihr Gehirn!“ gibt es für
mich deshalb noch ein „Du bist in der Tat!“ bzw. „Du bist, was Du tust!“. Und
für die Verrücktheit/Krankheit des „transsexuellen Tuns“ existieren keine
wissenschaftlich fundierten Belege. Bestimmte „Sexologen“ glauben und
verbreiten dennoch, transsexuelle Menschen seien psychisch gestört.
Manfred Spitzer gilt als einer der anerkanntesten Neurologen
der Neuzeit. Er betont immer wieder, dass das Gehirn allein den Menschen
ausmacht. Es gibt nichts im Menschen, das nicht vom Hirn gesteuert ist. Die
gesamte Persönlichkeit, das Selbst, ist im Gehirn verankert. Wenn also – wie
vielfach erfolgt – der wissenschaftliche Beweis erbracht wurde, dass z.B.
transsexuelle Frauen eine weibliche Hirnanatomie haben, dann ist es einfach
absurd, wenn man das Geschlecht trotzdem an Genitalien oder Chromosomen
festmachen will. Wer würde auf die Frage: “Was bist Du”, antworten: “Ein Penis
mit etwas Mensch dran”? Gerade bei Psychologen ist es mehr als verwunderlich,
dass sie in dieser einen Frage plötzlich nicht das Gehirn ins Zentrum stellen
sondern die Genitalien.
Recht auf Selbstbestimmung
Grundsätzlich: das Recht auf körperliche Selbstbestimmung
ist durchzusetzen. Das bedeutet: Weg mit den Gutachterverfahren, denn
transsexuelle Menschen selbst sind die ExpertInnen. Weg mit Zwangsmassnahmen,
allem voran die Zwangskastration und die Zwangs“psychotherapie“. Keine
obligatorischen entwürdigenden Zwangs-Alltags-Tests mehr!
Sowohl der EU-Ministerrat als auch die Parlamentarische
Versammlung des Europarates haben sich klar und deutlich gegen die gängigen
Behandlungsstandards ausgesprochen und mit der Resolution 1728 ein Ende der
Zwangssterilisierungen und sonstigen medizinischen Zwangsmassnahmen gefordert.
Das Gehirn als Zentrum des Menschen
Es gibt viele Hinweise, dass Transsexualität eine biologisch
fundierte Variation des Gehirns, d.h. gesunde Normvariante ist und dass
genetische, hormonelle und anatomische angeborene Besonderheiten des Gehirns
die Basis von Transsexualität darstellen. Das „Ich bin Mann/Frau“, also die
Geschlechtsidentität, ist primär angeboren und dies ist funktionell-strukturell
im Gehirn fix verankert.
Gemäss dem Satz von Manfred Spitzer „Sie sind Ihr Gehirn“
ist das Gehirn also das entscheidende Geschlechtsorgan. Diese Aussage hat viel
mehr Tiefe, als sie zunächst vermuten lässt. Das Gehirn ist der biologische
Träger des „Selbst“, also jener Tiefenschicht unserer Subjektivität, wo die
ganz persönlichen, „festen“ Vorstellungen „von mir“ angeboren, verwurzelt und
verankert sind, also auch der tiefen inneren Gewissheit, wessen Geschlechts
„ich bin“. Dass Teile des Selbst angeboren sind, wird heute auch von der
Mehrzahl der PsychoanalytikerInnen akzeptiert.
Transsexuelle Menschen gibt es nunmal, was auch immer der
liebe Gott sich dabei überlegt hat, es gab sie immer und wird sie immer geben.
Dass es sich hierbei um keine psychische Störung handelt, weder Perversion noch
Geisteskrankheit ist, wurde mittlerweile mehr als genug nachgewiesen. Ebenfalls
nachgewiesen wurde dank einem Jahrhundert erfolgloser Psychotherapierung, dass
die Geschlechtsidentität eines Menschen nicht verändert werden kann. Wenn ich
also der festen Überzeugung bin, eine Frau zu sein und man eine Wahnvorstellung
ausschliessen kann, dann ist das zu respektieren. Ich bin ein Mensch und kein
Genital, ich bin Mensch, habe ein Selbst und eine Persönlichkeit. Wenn also
nachgewiesen wurde, dass ich nicht gestört bin, dann gibt es keinen medizinischen
und erst Recht keinen ethischen oder moralischen Grund, weshalb man mir meine
Identität absprechen dürfte. Und es gibt erst Recht keinen Grund, mich wider
aller Erkenntnisse zu psychopathologisieren und die dringend benötigte
medizinische Hilfe an Bedingungen zu knüpfen, die gegen internationale
Menschenrechte verstossen. Es ist höchste Zeit, dass Psychologen ihren
fixierten Blick endlich mal von den Genitalien lösen können und die Fakten
anerkennen!
Ärzte – Steht auf und beendet diesen akademischen Irrsinn
endlich
Auf jeden Fall ist es erfreulich und überfällig, dass sich
Fachärzte zu diesem Thema öffentlich äussern, die nebst ihrem Guru Sigmund
Freud auch die Realität ausserhalb ihrer Psychothesen wahrnehmen und
anerkennen. Wer auch immer sich als Expert/in sieht in dieser Thematik, flehe
ich an: Bitte öffnet endlich Eure Münder gegen den psychologischen Mainstream!
Wir sind Menschen, die daran zugrunde gehen oder zumindest ihr Leben in
gehörigem Mass beeinträchtigt wird, durch die von Euren Akademien postulierte
Gestörterklärung. Psychologen haben die Lüge der “gestörten Transsexuellen” in
die Welt gesetzt, Ihr wisst um die Fakten, die diese Psychopathologisierung
widerlegen, Ihr allein könnt das wiedergutmachen, was Eure Vorgänger begangen
haben.
Wir warten auf Euch, auf all diejenigen, die die Fakten
kennen und anerkennen, die immer noch still sind weil es blasphemisch wäre,
sich gegen eine dogmatische Mehrheit aufzulehnen. Wenn Ihr es nicht tut,
bleiben Menschen wie ich auf der Strecke, die eigentlich ganz normale Menschen
mit einer etwas anderen Körperentwicklung sind, die weiterhin als “gestörte
Transen” missachtet werden……. solange bis Ihr endlich aufsteht und Euer Wissen
teilt.
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