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Bearbeitet von Nikita Noemi
Rothenbächer 2012
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vor, einer Minderheit anzugehören!
Das
"andere" Geschlecht: Wenn der Mann zur Frau wird
Das Leben ist kein Ponyhof, wo wir uns wünschen können, wie
alles ideal aus zu sehen hat. Deshalb ist es vollkommen normal, dass es
Ereignisse in unserem Leben gibt, die sich nicht wunschgemäß einstellen.
Jetzt kann man natürlich lamentieren, wie schön doch alles
sein könnte, oder wie übel einem das Leben doch mitspielt.
So hat mir vor kurzer Zeit einmal ein Leser/ Leserin
geschrieben, dass in ihrem Leben nichts mehr positiv ist. Da nun die Gewissheit
für sich besteht, ich bin Transidentin. Zudem hat sie noch gesundheitliche
Probleme usw.
Wenn die Ereignisse in so einer geballten Form zuschlagen,
dann kann das natürlich auf die Stimmung drücken und für eine gewisse Zeit den
Lebensmut sinken lassen. Ich denke, das ist normal und steht auch jedem zu.
Jedoch was hilft es, sich jetzt in die Opferrolle zu
begeben, und zu resignieren?
Die Situation ist wie sie ist. Jetzt hilft es nur, nach
vorne zu schauen, und das Ruder herumzureißen.
Wer es schafft, in negativen Lebenssituationen, die Zügel
wieder in die eigenen Hände zu nehmen, der wird auch wieder Erfolge haben und
seine Lebensqualität, auf das gewünschte Niveau steigern.
Das einzige was hilft, ist die aktuelle Situation zu
akzeptieren, wieder die Initiative zu übernehmen, und ins Handeln zu kommen.
Dadurch, dass man selbst wieder die Führung in seinem und für sein Leben
übernimmt, steigert sich sukzessive die Lebensqualität automatisch. Schritt für
Schritt, und wenn diese noch so klein sind, kommt man wieder seinen, selbst
gesteckten, Zielen näher.
Zum Glück kommt es bei den meisten Menschen aber nicht so
geballt, wie bei der zitierten Leserin. Meist ist es so, dass man nicht mit dem
zufrieden ist, was man hat, weil man immer mehr möchte. Oder man will etwas
verändern, was einem gegen den Strich läuft. Man stöhnt, trotz Lebensqualität,
auf hohem Niveau.
Dadurch entsteht eine Unausgeglichenheit, die es unmöglich
macht, sich an dem zu erfreuen, was man hat und was ist. Dabei geht es den
meisten Zeitgenossen in Mitteleuropa besser, als der Mehrheit der Menschen auf
diesem Globus.
Denn, was viele nicht bedenken, ist, je mehr jemand
gedanklich am Unerwünschten festhält (z .B. durch Ärger oder immer wieder daran
denken), umso mehr zieht er es in sein Leben.
Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, dorthin fließt
unsere Lebensenergie. Investieren und lenken Sie daher Ihre Energie in
Gedanken, auf das was ist und akzeptieren Sie es.
Unsere Lebensqualität wird gesteigert, wenn wir akzeptieren
und anerkennen können, was gerade ist. Ohne Wenn und Aber.
Und wenn Sie es verändern wollen, kommen Sie ins Handeln.
Das
"andere" Geschlecht: Wenn der Mann zur Frau wird
Sie sorgen nicht mehr für Skandale, aber leicht ist ihr
Leben nicht. Transidente Menschen kämpfen viel: mit sich selbst und um Akzeptanz.
Nein, selbst in den schlimmsten Stunden habe es sich nie so
angefühlt, als wäre sie im „falschen Körper“ geboren worden. Eher so, als wäre
ihr Leben ein seltsamer Traum, eine Art Trancezustand, durch den sie mit
schlafwandlerischer Sicherheit wandert. „Ich bin damals oft ohne links oder
rechts zu schauen über die Straße gegangen“, erzählt Iris Hajicsek, 44. Denn
wer ein Leben führe, das gar nicht real ist, den könne auch ein Auto nicht
verletzen.
Iris Hajicsek sitzt in einem Café am Wiener Gürtel. Groß ist
sie, mit dicken dunklen Haaren, durch die sich bereits graue Strähnen ziehen,
unverkennbar eine Frau, wäre da nicht diese tiefe Stimme, die an eine Zeit
erinnert, als Iris Hajicsek noch ein Mann war.
Die 44-Jährige ist damit einer der wenigen transidenten oder
Transgender-Menschen in Österreich. Wie viele es von ihnen im Land gibt, weiß
niemand so genau; Schätzungen des Selbsthilfevereins TransX beziffern ihre
Anzahl mit rund 2000. Alle haben sie gemeinsam, dass sie in einem Körper
geboren wurden, dessen Rollenzuschreibung sie nicht annehmen konnten. Mann
möchte Frau sein, Frau möchte Mann sein.
Eklat bei „Miss Universe“. Zuletzt sorgte dies bei der Wahl
der „Miss Universe“ Ende März für Aufsehen. Die Kanadierin Jenna Talackova
wurde kurzfristig von der Jury disqualifiziert, weil sie „nicht als Frau“
geboren worden war. Denn obwohl Transgender schon längst jedem ein Begriff sein
müsste, ist es noch lange nicht gesellschaftlich akzeptiert. Sehr zum Leidwesen
der Betroffenen, die sich nicht nur mit der eigenen Identität, sondern auch mit
den Vorurteilen ihres Umfelds herumschlagen müssen.
Bei Iris Hajicsek, die damals noch einen männlichen Vornamen
trug, kamen die ersten quälenden Gedanken in der Pubertät. „Ich wollte einfach
kein Mann sein“, erzählt sie. Es schien ihr die falsche Rolle zu sein. Schon
damals hätte sie starke Frauen wie Blondie-Sängerin Debbie Harry als Vorbilder
gehabt. Es folgten Jahre, in denen sie sich unwohl in ihrem eigenen Körper
fühlte, den Bartwuchs seltsam fand, Frauenkleider probierte, sich
Selbsthilfe-Ratgeber in den Wiener Büchereien suchte und nicht wusste, wo sie
überhaupt hingehört. „Man versucht das ja auch zu unterdrücken. Fragt sich, ob
es nicht doch einfacher geht.“
Der 45-jährige Jo Schedlbauer vom Wiener Verein TransX berät
genau solche Menschen. „Es sind immer die gleichen Fragen, mit denen die Leute
zu uns kommen: Kann das stimmen, bin ich wirklich so, und wie werde ich mir
selbst sicher“, erzählt die zierliche Frau mit den Brillen. „Wenn du es so
empfindest, wird es wohl so sein“, sagt Schedlbauer dann im Normalfall.
Mehr Mann als Frau. Sie selbst hat relativ spät begonnen,
ihre Geschlechtsrolle zu überdenken – mit 35. Schon davor hatte sie sich mehr
als Mann denn als Frau gefühlt, ist immer wieder mit ihrer burschikosen Art
aufgefallen. „Ich bin dann zufällig über Transgender gestolpert.“ Heute will
sie sich nicht auf ein bestimmtes Geschlecht festlegen lassen, wenngleich sie
sich eher als männlich sieht. Mittlerweile, erzählt sie, würden immer jüngere
zu Beratungsgesprächen kommen. „Die Anfragen von Jugendlichen steigen stark“,
sagt Schedlbauer, die sich diese Entwicklung mit der zunehmenden
Liberalisierung der Gesellschaft erklärt. Sogar Volksschulkinder hätte sie
schon beraten.
Auch Iris Hajicsek hätte wohl, im Nachhinein betrachtet,
früher dran sein können. Erst mit 34 war sie bereit, sich zu outen. Nach einer
zehnjährigen Beziehung mit einer Frau. Die habe nichts geahnt. Oder doch? „Ich
wollte es ihr früher sagen, aber sie hat abgeblockt.“ Irgendwann war der Druck
so groß, dass Hajicsek nicht mehr damit leben konnte. Dann ging alles schnell.
Innerhalb von zwei Jahren machte sie alle Schritte für eine Operation zur Frau:
Psychologen, Ärzte, Gutachter. „Weil ich so spät dran war, habe ich gewusst,
was ich wollte. Ich hatte ja 20 Jahre Zeit, darüber nachzudenken.“
Operationen sind heute nur mehr der letzte Schritt. Denn
seit 2009 ist es nicht mehr notwendig, sich für eine amtliche Namens- und
Identitätsänderung die „Geschlechtsteile anpassen zu lassen“, wie Schedlbauer
es nennt. Das erleichtert wohl das Coming-out für viele. Die Zahl der Anträge
auf Änderung des Personenstandes ist von 48 im Jahr 2008 auf 165 im Jahr 2011
gestiegen.
Geht es nach Schedlbauer und dem TransX-Verein, ist
Geschlecht sowieso nur eine Sache der Definition. Etwas, das man für sich
selbst bestimmen oder komplett auflösen kann. Schedlbauer ist selbst das beste
Beispiel dafür. Mit ihren langen braunen Haaren sieht sie (im Moment) aus wie
eine Frau. Ihre Freunde sagen aber „Herr Schedlbauer“ zu ihr. Auch „Es“ ist
erlaubt. Das Nehmen von Hormonen stelle derzeit keine Option für sie dar, eine
Operation komme nicht in Frage. „Mein Körper ist ja ein Teil von mir.“
Schedlbauer kennt nämlich auch andere Fälle. Menschen, die
sich operieren haben lassen und danach unglücklich waren. Denn auch wenn die
neuen Geschlechtsteile funktionieren, risikofrei sind solche Operationen nicht.
Viele leiden an Komplikationen. Laut einer TransX-Umfrage sagen zwar 80 Prozent
aller Transfrauen, dass ihre neue Vagina einwandfrei funktioniere, ganz glauben
kann Schedlbauer das aber nicht: „Da wird viel verdrängt.“ Die Operation von
Frau zu Mann sei noch komplizierter. Im Moment kenne sie nicht mal einen Arzt
in Österreich, der einen Penoidaufbau durchführt.
Sprung ins kalte Wasser. Auch Hajicsek hatte im letzten
Moment Zweifel. „Du kannst ja nicht mehr zurück. Ein Sprung ins kalte Wasser.“
Sie hat es dann aber doch gemacht. Und ist glücklich, obwohl sie zwei Jahre
gebraucht hat, um mit ihrem neuen Geschlechtsteil zurechtzukommen. Doch mit den
anfänglichen Schmerzen kam auch der Neuanfang. Sie singt in einer Band,
engagiert sich bei den Grünen und geht wie gewohnt ihrer Arbeit an der
Universität Wien nach. Nur in der Öffentlichkeit werde sie noch immer
angestarrt. „Eine unangenehme Neugierde“, wie sie sagt. Es ist halt doch zu bemerken.
Aber Hajicsek akzeptiert es. Und hat Menschen lieber, die sie offen anreden –
und nicht hinter ihrem Rücken flüstern. Sie jedenfalls hat nicht mehr das
Gefühl, dass sie schweigen muss. Sie ist in ihrer Realität angekommen.
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