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Rothenbächer 2012
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Transsexualität zum
Teil genetisch bedingt?
Forcher glauben, eine
Genabweichung gefunden zu haben, die für Transsexualität verantwortlich ist.
Sie führt bei Frauen, die sich wie Männer fühlen, zu einem Überschuss an
männlichen Hormonen.
Menschen, die körperlich eindeutig Mann oder Frau sind, sich
aber dem anderen Geschlechts zugehörig fühlen, sind transsexuell. Diese
komplexe Empfindung hat vermutlich mehrere Gründe und beruht zum Teil auf
umfeldbedingten und kulturellen Einflüssen.
Clemens Tempfer und seine Kollegen von der Medizinischen
Universität Wien sagen nun: Transsexualität
hat auch einen genetischen Komponenten.
DNA-Proben von Transsexuellen genommen
Tempfer und sein Team untersuchten die DNA von 49
Frau-zu-Mann-, 102 Mann-zu-Frau- und 1.669 Nicht-Transsexuellen. Die Abweichung
wurde im sogenannten Cytochrom P17-Gen entdeckt. Sie führt zu
überdurchschnittlich vielen männlichen und weiblichen Sexualhormonen. Dieser
Überschuss kann sich auf die Gehirnentwicklung und somit auf die Bildung der
sexuellen Identität auswirken.
Die Genabweichung kam bei Männern häufiger vor als bei
Frauen. Bei ihnen wirkte sich das veränderte Gen aber nicht auf die Sexualität
aus. Bei Frauen gab es Unterschiede: 44 Prozent der Frauen, die gerne einen
männlichen Körper hätten, trugen die Genabweichung in sich, im Gegensatz zu 31
Prozent der Nicht-Transsexuellen Frauen.
Testosteron-Überschuss
Die Untersuchungen zeigen also, dass Frau-zu-Mann
Transsexuelle erhöhte Mengen an männlichen Hormonen ausschütten. Dennoch gibt
es auch nicht-transsexuelle Frauen mit Testosteron-Überschuss und Transsexuelle
ohne.
"Die Gen-Abweichung kann die Wahrscheinlichkeit
erhöhen, dass Menschen transsexuell werden", sagt Tempfer gegenüber
"New Scientist". Er betont aber auch die Wichtigkeit des kulturellen
Umfelds als möglichen Auslöser für Transsexualität.
Bedenken zur Studie
Janett Scott, ehemalige Präsidentin der Beaumont Society,
einer englischen Vereinigung Transsexueller, äußert Bedenken zur Studie. Eine
biologische Ursache könnte die Menschen ermutigen, Transsexualität
"heilen" zu wollen. "Die Natur hat uns zu dem gemacht, was wir
sind. Nur die Erziehung bereitet uns Probleme", sagt sie gegenüber
"New Scientist".
Tempfer streitet dieses Motiv stark ab. "Das steht
vollkommen außer Frage", sagt er. Dennoch, würden andere Genabweichungen
mit einem stärkeren Bezug zu Transsexualität identifiziert, könnte eine
Diagnose in Zukunft erleichtert werden. Geschlechtsumwandlungen und
Hormontherapien könnten dann früher beginnen.
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