Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle
Rechte vorbehalten!
Bearbeitet und Geschrieben von Nikita Noemi
Rothenbächer 2012
Bitte kopiert den Link und gebt
diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Ausblick
in die Vielgeschlechtlichkeit jenseits fester Identitäten
Wir fragen, ob mit
der Dekonstruktion der
'Natur der Zweigeschlechtlichkeit' die
Entmaterialisierung
von Körpern einhergehen
muss? Wir verneint dies: „Die psychischen
und
physischen Narben, die Schmerzen der operierten Körper von
Intersexuellen sind so real, dass es
als Hohn erscheint,
bereits ihre 'ursprünglichen' Körper
für konstruierte zu
halten.“
Intersexualität als
Negation der Zweigeschlechtlichkeit bedeutet nicht, mit Geschlechtern in Form
einer Maskerade
oder Travestie lediglich
zu spielen, es
erfordert eine grundsätzlichere
Veränderung des
polaren Denkens bezüglich
einer pluralen Geschlechterdifferenz jenseits
der Kategorien `Frau´ und
`Mann´. Heldmann fordert nicht einen „selbstmitleidigen Blick“ auf das
„schwache
Geschlecht“, wie es die feministische Bewegung lange Zeit propagiert hat,
sondern auf
die gewaltsame
Eliminierung sog. zwischengeschlechtlicher Menschen.
Wir befinden uns
hier in einer
argumentativen Zwickmühle: einerseits
muss von
Zweigeschlechtlichkeit als Konstruktion und von
konstruierten Körpern ausgegangen werden, die
dieses Modell bedienen, andererseits muss auf der 'Substanz'
von Körpern bestanden werden, um
Intersexuellen nicht erneut den Ort ihrer Präsenz zu nehmen.
Heldmann
plädiert von daher für die Beibehaltung der Kategorien gender und sex.
Die vielfältigen Formen
der Intersexualität und
die Schwierigkeit der
Medizin, diese zu
kategorisieren,
machen deutlich, dass
die körperlichen Merkmale intersexueller Körper
nicht
lediglich als eine
Mischung der definierten
weiblichen und männlichen
Körpermerkmale
anzusehen sind, sondern
jeder Körper für sich
eine eigene körperliche
Geschlechtskategorie
darstellt.
Dadurch wird der
Begriff der Intersexualität obsolet.
In diesem Sinne plädiert Heldmann für andere
Begrifflichkeiten. Sie schlägt 'Vielgeschlechtlichkeit' vor; 'Frau' und 'Mann'
definierten dann lediglich zwei Möglichkeiten der Geschlechterformen unter
vielen.
Was theoretisch so einfach formuliert wird, gestaltet sich
in der Praxis als nicht unbedingt einfach.
Das Wissen um den Körper, das u. a. durch die Biologie und
Medizin geprägt ist, erlaubt es nicht,
Leibeserfahrungen und -wahrnehmungen unpolar zu
erleben.
Die Menschen in unserer Kultur können nur
anhand binär gestalteter
Körperdifferenz die Geschlechter
'Frau' und 'Mann' wahrnehmen.
In Begegnungen mit Intersexuellen fällt auf, wie dominant dieses
binär gestaltete Körperwissen ist.
So werden oft in der
unmittelbaren Konfrontation mit einem intersexuellen 'Leib' an seinem/ihrem
'Körper' Merkmale gesucht, die sich nur an der Kategorien 'Frau' und 'Mann' zu orientieren scheinen.
Durch eigenes
Körperwissen wird versucht,
den Leib in
binäre Geschlechtermerkmale
zu strukturieren.
Da dies unmöglich
gelingen kann, tritt
zunächst Verwirrung auf. Erst
wenn eigenes Körperwissen vergessen wird, besteht die Möglichkeit, dem Menschen
gegenüber gerecht zu werden.
Geht es aber andererseits nicht genau darum, dieses Wissen gerade nicht
zu vergessen? Geht es nicht vielmehr darum, sich des eigenen Verhaftet-Seins in
der binären Ordnung bewusst zu werden?
Erst mit einem Bewusstsein für diese Kategorien ist es möglich, mehr
als nur den in der
Kategorie verhafteten Menschen
zu sehen. Durch
diesen erweiterten Blick kann es gelingen, geschlechtliche Körper in
mehr als zwei Varianten zu erfassen.
Durch die Konfrontation
mit Intersexuellen ergibt
sich aber die
viel grundsätzlichere Herausforderung,
identitätskonstituierende Prozesse immer wieder zu hinterfragen, um vielleicht irgendwann Identität
unabhängig von Geschlecht
denken zu können.
Eine Differenz der Geschlechter jenseits der
Zweigeschlechtlichkeit sehen zu können, bedeutet, sich ein völlig neues Wahrnehmen, Denken
und Wissen anzueignen,
das die Menschen
in ihren vielfältigen Geschlechtern belassen kann.
Resumee
Der Blick in
die Geschichte zeigte
uns, dass der
Wechsel des Geschlechts
erst seit dem 19.Jahrhundert verboten ist, nachdem sich der
biologisch-medizinische Apparat installiert hat. Dabeikristallisierte sich für
uns die Erkenntnis heraus, dass gesellschaftliche Diskurse gewalttätig zum Offenbarungseid zwingen können, ohne dass eine
aktive Person, ein Täter
verantwortlich sein muss.
Zur Frage, weshalb
Intersexuelle operiert werden,
haben wir diverse
medizinische Texte durchgearbeitet.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Sexualmedizin
Intersexualität als schwerwiegende
Störung sieht.
Zweigeschlechtlichkeit und
Heterosexualität wird von den Mediziner-Innen für normal gehalten.
Die Mediziner-Innen behaupten, eine geschlechtsspezifische Erziehung
sei nur möglich, wenn körperlich-morphologisches und nach der Geburt
zugewiesenes bürgerliches
Geschlecht übereinstimmen.
Wenn dies nicht
der Fall ist, sei
eine psychosozial normale
Entwicklung des Kindes nicht gewährleistet. Es hätte dann keine erfüllende
Sexualität.
Auch wenn dieses gegen die Menschen-Rechte verstößt, vorallem in
Deutschland in welchem die Würde des Menschen unantastbar proglamiert wird!
Oberstes Ziel ist
dabei die Kohabitationsfähigkeit: Es
muss eine Koitusfähigkeit des Geschlechtsorgans hergestellt werden.
Menschen mit
einem dritten oder neutralen Geschlecht würden
diskriminiert werden. Deshalb ist oberstes Ziel, ein eindeutiges Geschlecht zu
erzeugen.
Entscheidend sei die
Leid vorbeugende, bald nach der Geburt vorgenommene Korrektur.
Jedoch der Säugling
hat somit das Recht auf Würde verloren, denn Er kann nicht mit Reden!
Hierbei sei es
zweitrangig, ob eine Vermännlichung oder Verweiblichung vorgenommen wird.
Um auch das sozial
gelebte Geschlecht auf den korrigierten operierten Körper zu eichen, wird im
Anschluss eine Psychotherapie empfohlen. Der biologische sex wird also
entsprechend dem herrschenden gender Modell geformt, das soziale Geschlecht
erschafft das biologische.
Es zeigt sich, dass es bei den geschlechtlichen
Normierungen keineswegs um die Interessen der Betroffenen, sondern um die Absicherung
dichotomer Geschlechterverhältnisse geht.
Intersexualität wird mittels der binären Geschlechternorm
zugleich hervorgebracht wie verboten.
Im krassen Gegensatz
zu den ärztlichen
Konzepten stehen die
Erfahrungen der operierten Menschen
.
Sie sehen
die Operationen nicht als Wohltat zur Verhinderung von Leid, sondern als Folter.
Ihr Körper wird mit Gewalt gezwungen, ein anderer zu sein,
sie werden mit Gewalt in ein kulturelles Raster gepresst, in das sie nicht
hineinpassen. Hinzu kommt die sexualisierte Gewalt durch die behandelnden
Ärzte, etwa bei der Bougierung (`Dehnung´) der Scheide.
Da die
medizinische Selbstlegitimation mit diesen Ausführungen also hinfällig ist,
muss es einen anderen Grund dafür geben, das Intersexuelle zwangsoperiert
werden.
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Intersexuelle für die
herrschenden Geschlechterverhältnisse
eine Bedrohung darstellen.
Sie offenbaren die zwangsheterosexuelle
Zweigeschlechtlichkeit nur zu offensichtlich als kulturelles
Artefakt.
Sie
stürzen das System
in eine Identitätskrise.
Demnach schützt der ärztliche
Präventionsgedanke also 'die Gesellschaft' vor Intersexuellen, nicht etwa Intersexuelle
vor 'der Gesellschaft'.
Individuell kann nicht gelöst werden, was nur gesellschaftlich geht.
Von sexueller Gewalt wird in westlichen
Ländern nur gesprochen, wenn es um außereuropäische Kulturen, etwa die
Genitalverstümmelung in Afrika geht. Damit wird in rassistischer Weise davon abgelenkt, dass
auch im aufgeklärten Westen Folter
und Verstümmelung durch
die moderne Medizin an
der Tagesordnung ist.
Diese Fakten passen
aber nicht zum
kolonialen, paternalistischen Blick, den auch manche Feministin auf die
„armen Frauen“ in Afrika fallen lässt.
Diskursive Ein- und Ausschlussregeln
fielen uns auch bei der gesamten Rezeption medizinischer Literatur auf:
Medizinische
Diskurse können es
sich leisten, völlig
ohne Bezugnahme auf feministische Diskurse
zu existieren, die
die Geschlechterkonstruktion kritisch
hinterfragen.
Naturwissenschaftliche Diskurse weisen allerdings
unterschiedliche Durchlässigkeiten auf. In der Biologie ist es beispielsweise
üblicher, Kritik aus der eigenen Disziplin heraus zu leisten (siehe etwa Donna
Haraway etc.) als im
Bereich der Medizin, wo die AutorInnen mancher wichtiger Standardwerke noch
nie etwas von
feministischer
Naturwissenschaftskritik
gehört zu haben scheinen und ihre Theorieproduktion
seit Jahrzehnten unfassbar hermetisch ist.
Als Ausblick steht für uns fest, dass
eine grundsätzlichere Veränderung des polaren Denkens in Richtung einer
pluralen Geschlechterdifferenz, einer Vielgeschlechtlichkeit jenseits der
Kategorien 'Frau' und 'Mann' dringend notwendig ist.
Zum Schluss möchten
wir noch auf die Gefahr hinweisen, dass Operationen an Intersexuellen aufgrund der
zunehmenden öffentlichen Kritik
bald durch unauffälligere vorgeburtliche Elimination abgelöst
werden könnten.
Zur
Frage, ob Intersexuelle
bereits heute durch
ein systematisches
pränatales Screening ausgefiltert werden,
haben wir keine
genauen Angaben gefunden. Es
ist aber zumindest
klar, dass Föten
mit bestimmten, der Intersexualität
zugerechneten Syndromen, nach
§218a bis zum
neunten Monat abgetrieben
werden können, „wenn schwerwiegende Beeinträchtigungen des
körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes der
Schwangeren zu erwarten sind - mit anderen Worten, wenn das künftige Kind als nicht
zumutbar gilt.“
Michel Reiter
schreibt, über Pränataldiagnostik und In-VitroFertilisation werde man
„vermutlich schrittweise eine vollständige Elimination anstreben“
Soviel so weit, wir können nur darauf Aufmerksam machen, das
hier nicht nur Verstöße vorliegen oder Menschen-Rechts Verletzungen, sondern
hier spricht man sogar von legalem Mord, nur um diese Zweigeschlechtlichkeit
aufrecht zu erhalten!
Verbleibe Nikita Noemi
Wenn ich gefragt werde, ob mir
http://trans-weib.blogspot.de/ 10 Euro wert ist, dann sage ich: Ja, klar!
Für mich ist http://trans-weib.blogspot.de/ ganz oft der erste Anlaufpunkt. Ich halte die
Artikel für ausgewogen und oft deutlich besser als Informationen auf anderen
Webseiten. Wenn ich mich über ein Thema informieren will und dabei auf einer
Seite lande, die ich nicht kenne, dann weiß ich erst mal nicht, wie ich sie
einschätzen soll. Ist diese Seite seriös? Soll ich ihr vertrauen? Bei
http://trans-weib.blogspot.de/ habe ich
diesen Vorbehalt nicht.
Ich habe da mittlerweile ein Grundvertrauen entwickelt.
Während der letzten Spendenkampagne habe ich natürlich den
Spendenaufruf des http://trans-weib.blogspot.de/ Nikita Noemi Rothenbächer ein
paar Mal gesehen:
Beim ersten Mal hab ich nicht reagiert. Beim zweiten Mal
überlegte ich: Eigentlich wäre es nur richtig zu spenden. Und beim dritten oder
vierten Mal habe ich mir dann gedacht: Nun spende halt endlich!
Weil mir http://trans-weib.blogspot.de/ viel wert ist,
wollte ich etwas tun - und so ein kleiner Betrag tut mir nicht weh. Spenden ist
eine einfache Art, sich für Freies Wissen zu engagieren.
Bei http://trans-weib.blogspot.de/ gibt es tausende
Freiwillige, die sich ohne finanzielle Gegenleistung sehr viel Arbeit mit dem
Einstellen und Bearbeiten von Artikeln machen. Dazu gibt es Leute, die sich
organisatorisch darum kümmern, dass das Projekt läuft, und schließlich gibt es
eine sehr große Anzahl von Leuten, die http://trans-weib.blogspot.de/ nutzen.
Im Vergleich zu Facebook, Google und Co., die mit Ihren
Webseiten Geld verdienen, ist die Zahl dieser Helfer sehr klein.
http://trans-weib.blogspot.de/ wird als öffentliches Gut angesehen, so wie die
Straße, auf der ich fahre: Ich benutze sie, ohne weiter darüber nachzudenken.
Doch selbst für staatlich finanzierte öffentliche Güter zahle ich Steuern.
Spenden Sie 10 €, 25 €, 100 € oder wie viel Sie aufwenden
können, um http://trans-weib.blogspot.de/ zu unterstützen.
Postbank Konto Nr. 542334469- Blz.44010046
IBAN: DE85440100460542334469
BIC: PBNKDEFF
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen