Donnerstag, 6. Dezember 2012

Geschlechtsumwandlung für Kinder Medizin ohne Menschlichkeit




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Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2012 

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Geschlechtsumwandlung für Kinder
Medizin ohne Menschlichkeit
Ein amerikanischer Arzt glaubt, dass schon Neunjährige die Entscheidung zu einer Geschlechtsumwandlung treffen können. Er will Kinder bereits in diesem Alter behandeln - mit Pubertätsblockern und Hormonpräparaten.
Norman Spack ist in den Vereinigten Staaten ein angesehener Mann. Als das „Beth Israel Deaconess Medical Center“ am 9. Juni seine Preise für besondere Leistungen im Bereich „Lesbian, Gay, Bisexual and Transgendered“ verlieh - einer ging an ein Projekt, das sich der Prävention von häuslicher Gewalt gegen homosexuelle Männer widmet -, da hielt Dr. Spack den Festvortrag. Tätig ist der Endokrinologe am Bostoner Kinderkrankenhaus. Und dort sollen, wenn es nach Dr. Spack geht, die kommenden Kinderstars der Gender-Revolution gezüchtet werden. Er hat dafür eine eigene Abteilung eingerichtet, die „Gender Management Service Clinic“.
Es gibt Menschen, die sich in ihrem biologischen Geschlecht dauerhaft oder zeitweise nicht zu Hause fühlen. Die Möglichkeiten, das Begehren auszuleben, reichen vom einfachen Kleiderwechsel bis zum komplizierten chirurgischen Eingriff. Davon zu unterscheiden ist das spielerische Experiment in der Pubertät oder kurz davor: Jungen staksen gern einmal in den hochhackigen Schuhen von Mama, wenn sie sich unbeobachtet glauben, und es gibt Mädchen, die ebenso gern mit maskulinen Rollen spielen. Das Problem beginnt da, wo solche Spiele schon als Indikatoren einer definitiven, fixierten Identität als „transgendered“ ausgelegt werden - wenn das Rollenexperiment als Entscheidung gilt und plötzlich unwiderruflich wird.
Pubertäts-Blocker und Hormonpräparate

Der allgemeinen Tendenz der westlichen Kulturindustrie zur Vorverlegung des Sexuellen in ein früheres Lebensalter fügt Norman Spack an seiner Bostoner Klinik eine besondere Note hinzu. Er glaubt ernsthaft, dass schon Kinder im Alter von zehn Jahren überhaupt so etwas empfinden können wie ein dauerhaftes Missbehagen am biologischen Geschlecht, und vor allem: dass sie ein genügend ausgebildetes Urteil haben, um sich in seine Behandlung zu fügen. Stolz erklärt er, unter seinen Patienten auch schon Neunjährige gehabt zu haben.

Die erste Stufe: Pubertäts-Blocker, die die Geschlechtsentwicklung verhindern, will Norman Spack ab dem zehnten Lebensjahr verabreichen. „Dann wirken sie am besten“, sagte er kürzlich dem „Boston Globe“. Die Einnahme selbst sei eine Art Prüfverfahren: Habe etwa ein Mädchen bei den ersten Anzeichen eines Wachstums der Brust mit Selbstverletzungstendenzen zu kämpfen, dann sei das Kind höchstwahrscheinlich „transgendered“. Wenn diese innere Nötigung, sich Schnitte zuzufügen, dann nach Einnahme der Drogen abklinge, sei die Diagnose bestätigt. Sein einziges Anliegen, so Spack, sei es, selbstmordgefährdeten Kindern zu helfen. Er sieht sich als Philanthropen.

Eine zweite medikamentöse Stufe der Geschlechtsveränderung ist die Verabreichung von Hormonpräparaten an Kinder, Östrogen, das weibliche Hormon, an Knaben; Testosteron, das männliche, an Mädchen. Spack will die niederländische Praxis, mindestens bis zum Alter von sechzehn Jahren mit solchen schwerwiegenden Eingriffen in die körperliche Entwicklung zu warten, nicht hinnehmen. Er hofft auf „flexiblere Richtlinien“, ohne sich im Gespräch mit dem „Boston Globe“ schon auf eine Altersgrenze festzulegen. Nur so viel will er mitteilen, dass es für manche mit sechzehn schon zu spät sein kann. „Wir würden Chancen ungenutzt verstreichen lassen.“

Eine Klagewelle in zehn Jahren?

Auf Nachfrage gestand aber auch Spack ein gewisses „ethisches Problem“ der Behandlung zu. Kinder, die seiner Heilkunst ausgesetzt sind, erwartet das sichere Schicksal späterer Zeugungsunfähigkeit oder Unfruchtbarkeit. Man müsse die Kinder darüber aufklären. Aber: „Wenn Sie mit einem zwölfjährigen Kind darüber sprechen, liegt auf einem solchen Gespräch eine schwere Verantwortung. Denkt ein Kind in diesem Alter denn schon an Unfruchtbarkeit?“ Gleich beruhigt er wieder: Setze die Behandlung nicht frühzeitig ein, dann hätten die Betroffenen zeitlebens Anpassungsschwierigkeiten. „Und meine Patienten erinnern mich immer wieder daran, dass ihre Identität für sie das Wichtigste ist.“

Nun ist das Problem tatsächlich eines der medizinischen Ethik, aber auch eine Rechtsfrage. In den Vereinigten Staaten, einem sehr prozessfreudigen Land, kann man erwarten, dass in spätestens zehn Jahren eine Klagewelle auf das Bostoner Kinderkrankenhaus zukommt, wenn die dann erwachsen gewordenen Menschen einmal verstanden haben, was ihnen angetan wurde. Bis dahin aber muss man befürchten, dass die szientistische Neigung der Gegenwart, der Wissenschaftsglaube, noch manche beunruhigten Eltern nach Boston ziehen wird, weil man ihnen dort verspricht, die Schwierigkeiten der Kinder nach modernsten Einsichten zu lösen.

Denn die Medikamentisierung seelischer Entwicklungsprobleme, die Technokratisierung der Kinderheilkunde sind ja in den Vereinigten Staaten in viel höherem Maß akzeptiert, Diagnosen von Hyperaktivität oder „Allgemeiner Aufmerksamkeitsstörung“ werden dort häufiger gestellt als in Europa - und das Mittel Ritalin wird entsprechend häufig an Knaben verabreicht.

Norman Spack gilt seit langem als einer der namhaftesten Aktivisten der „Transgendered“-Lobby. Schon vor zwei Jahrzehnten begann er seine Tätigkeit in Selbsthilfegruppen und will dabei bemerkt haben, dass es den Betroffenen im Leben besser ergangen wäre, wenn schon damals eine frühzeitige Behandlung gegriffen hätte.

Das tiefere Problem: der wissenschaftliche Anstrich des Projekts

Nun mag der Westen über das Jungfräulichkeitsideal anderer Kulturen lächeln und sich den muslimischen Männern haushoch überlegen fühlen. Dabei vergisst er aber, dass er selbst um einen Schutz der Unschuld nicht herumkommt. Pädophilie gilt zu Recht als eine der schlimmsten Verletzungen menschlicher Würde. Die Pläne von Dr. Spack sind aber etwas ganz Ähnliches: eine definitive, unwiderrufliche Sexualisierung von Kindern noch vor der Pubertät.

Das tiefere Problem ist der wissenschaftliche Anstrich des Projekts, wenn man einmal annimmt, dass moderne, ihren sittlichen Traditionen oft entfremdete Menschen dazu neigen, das moralische Urteil an ein vermeintliches Expertenwissen zu überweisen. Das ist eine Schattenseite des amerikanischen Pragmatismus.

Es kommt hinzu, dass die Minderheitenfreundlichkeit, in den modernen Gesellschaften fast die oberste Norm, sich mit der Kinder-Sexualisierung, die vor allem über das Medium von Musikvideos verbreitet wird, zu einem kaum mehr kritisierbaren Amalgam verbindet. Vor zwei Jahren hörte man aus den Vereinigten Staaten von einem Fünfjährigen, dessen Eltern mit Unterstützung von Therapeuten durchsetzten, dass er den Kindergarten in Mädchenkleidung besuchen darf. Aber das erscheint harmlos gegenüber den Bostoner Plänen. Was Dr. Spack vorhat, erinnert an ein Schreckbild der Kinderzeit. Man grimassierte, und die Eltern sagten: Wenn du das um Mitternacht tust, bleibt dein Gesicht für immer so. Ärztlicher Größenwahn diente in der Vergangenheit meist der biopolitischen Repression, heute fördert er die Extremisten der Emanzipation.


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