Donnerstag, 17. Januar 2013

Der Gebrauch der Genitalien als Element der Geschlechterunterscheidung (Transsexualität vs. Homosexualität)



Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle Rechte vorbehalten!

Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013

Bitte kopiert den Link und gebt diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt vor, einer Minderheit anzugehören!

Der Gebrauch der Genitalien als Element der Geschlechterunterscheidung (Transsexualität vs. Homosexualität)

In Ihrer Sorge um die Regulierung der Institution ›Ehe‹ behandelten die kirchlichen und und juristischen Codizes alle Formen der sexuellen Praktiken, die nicht der Fortführung der Ehetradition im Sinne einer Zeugung von Christen-Kindern diente, mit Unsicherheit, Indifferenz oder Abscheu.
Als einziger Weg der Beschäftigung mit der nicht-christlichen-nicht-reproduktiven Sexualität wurden Strafen angesehen, nicht aber beispielsweise die Auseinandersetzung aus einem wissenschaftlich-analytischen Interesse heraus. So wurde denn auch lange Zeit alles unter dem Begriff der ›Sodomie‹ zusammengefasst, was nicht der Fortpflanzung zwischen Christen diente und als ›unnatürlicher Gebrauch der Zeugungsglieder‹ angesehen.
Darunter wurden die Selbstbefriedigung, der Verkehr mit dem gleichen Geschlecht, aber auch mit dem anderen Geschlecht in unnatürlicher Weise, mit Tieren und in der fleischlichen Vermischung mit Ungläubigen, Leichen und dem Teufel verstanden .

Als eine der schlimmsten Formen der Sodomie galt die sodomitische Praxis zwischen Männern, da mit ihr die Frage der Geschlechterunterscheidung berührt wurde. Seit dem 12. Jh. hatten männliche Sodomiten sexuelle Beziehungen zu Frauen und männlichen Jugendlichen gehabt, ohne ihren Status als Männer einzubüßen nur eine kleine Gruppe erwachsener Männer, die die gleichgeschlechtliche anale Penetration nicht (nur) durchführten, sondern auch zuließen, büßten vereinzelt ihre geschlechtliche Eindeutigkeit ein und wurden fälschlicherweise als Hermaphroditen bezeichnet.

Dies änderte sich allerdings ab dem 18. Jh., als die Alters- und ›aktiv/passiv‹-Unterscheidung an Bedeutung verlor. Jeder gleichgeschlechtliche Akt war auffällig und machte beide Beteiligten zu Angehörigen einer dritten Geschlechtskategorie.

Nachdem die polizeiliche Überwachung und Verfolgung des sog. ›Verbrechens gegen die Natur‹ durch den relativ liberalen Code Napoleon ein Ende fand, nahmen sich die Psychiater des Themas an und erstritten sich ihre Zuständigkeit durch die Pathologisierung der gleichgeschlechtlichen Sexualität.

Die neue Krankheit wurde zunächst mit Pinels psychiatrischem Konzept des ›moralischen Wahnsinns‹ begriffen , bevor sich ab Mitte des 19. Jh. das weniger moralisierende, biologische Konzept einer angeborenen Konstitutionsanomalie durchsetzte. 1869 verfasste der Schriftsteller Kerthbeny unter dem Pseydonym ›Benkert‹ zwei Broschüren, in denen erstmalig der Begriff ›Homosexualität‹ auftaucht.

Darin wandte er sich an den preußischen Justizminister, um Straffreiheit für ›Homosexuelle‹ zu fordern. Zur gleichen Zeit prägte der Amtsassessor Ulrichs den Begriff des sog. ›Urnings‹ als Bezeichnung für homosexuelle Männer und Frauen. Für ihn waren ›Urninge‹ (homosexuelle Männer) zwitterähnliche Männer mit weiblichem Liebestrieb und ›Urninginnen‹ (homosexuelle Frauen) Frauen mit umgekehrter Veranlagung. Ulrichs prägte damals für die Urninge die Formel, die keine hundert Jahre später eine entscheidende Bedeutung für eine Gruppe von Menschen bekommen sollte, die man dann als ›Transsexuelle‹ bezeichnete: »Eine weibliche Seele in einem männlichen Körper gefangen«.

Der Mediziner Westphal zitiert Ulrichs in einer 1870 erschienenen Abhandlung als einen der Fälle von Männern, »die sich als Weiber fühlten, deren sexuelle Neigung sich auf das eigene [d.h. das männliche] Geschlecht richtete. Westphal fügt hinzu, und hebt besonders eine Patientin hervor, die ihm durch ihre »Whut, Frauen zu lieben und mit ihnen ausser Scherzen und Küssen Onanie zu treiben« besonders auffiel.

Die »Natur« ihrer sexuellen Neigung ist für Westphal die ›conträre Sexualempfindung‹, eine »Verkehrung der Geschlechtsempfindung, das Gefühl, ein männliches Wesen darzustellen«.

Diesem Gedanken der ›conträren Sexualempfindung‹ folgten zahlreiche weitere Kollegen von Westphal, darunter auch Krafft-Ebing, und so meinte der Medizier Gley, dass die ›Konträr-sexuellen‹ ein weibliches Gehirn hätten .
 Chevalier, Charcot und Magnan sprachen von ›Inversion‹ und Laurent von ›psychischem Hermaphroditismus‹. Carpenter konzipierte 1895 ein ›intermediate sex‹, und Ellis sprach 1913 von ›sexual inversion‹. Als Höhepunkt dieser Entwicklung entwickelte Hirschfeld seine Lehre von den ›sexuellen Zwischenstufen‹, die den Homosexuellen als Intersex konzipierte, in dessen Körperbau, Gebiss und Hoden seine Besonderheit messbar dokumentiert ist .

 Foucault charakterisiert die beschriebene Entwicklung mit folgender Aussage:

Der Homosexuelle des 19. Jahrhunderts ist zu einer Persönlichkeit geworden, die über eine Vergangenheit und eine Kindheit verfügt, einen Charakter, eine Lebensform, und schließlich eine Morphologie mit indiskreter Anatomie und möglicherweise rätselhafter Physiologie besitzt. Nichts von alledem, was er ist, entrinnt seiner Sexualität… Der Sodomit war ein Gestrauchelter, der Homosexuelle ist eine Spezies.

Hirschfeld unterschied vier Gruppen von Geschlechtsmerkmalen:

Die Genitalien, andere körperliche Merkmale (wie Behaarung, Stimme, Brustgewebe, Gang, Teint, Knochenbau), den Sexualtrieb und sonstige seelische Eigenschaften.
 In jeder Gruppe ergaben sich zahlreiche Zwischenstufen:
 Neben verschiedenen Formen des Hermaphroditismus z.B: Phänomene der ›Gynäkomastie‹, ›Androglottie‹, ›Gynosphysie‹, ›feminae barbatae‹ sowie der ›Succumbieren‹ von Männern »nach Frauenart«, des ›Metarophismus‹, der Bi- und der Homosexualität.
Über die systematische Differenzierung weiterer Geschlechtsmerkmale kommt Hirschfeld zu einer achtstelligen (!) Zahl von Geschlechtsvarianten und meinte, es sei leicht, eine Vielfalt zu konzipieren, die die Zahl der Erdbewohner übersteigen würde .

Während Thon noch versucht hatte, die schwer bis unentscheidbaren Grenzfälle genitaler Geschlechtlichkeit den Kategorien der Männer und Frauen zuzuordnen, wertete Hirschfeld in seiner Zwischenstufentheorie die unterschiedlichsten und kleinsten Abweichungen zu eigenständigen Geschlechtern auf. Eine von vielen ›seelischen Zwischenstufen‹ stellte für Hirschfeld eine Gruppe dar, für die er die Bezeichnung ›Transvestiten‹ prägte. Ihre nosologische Selbständigkeit liege darin, dass die Effiminierung bei Homosexuellen nur eine Begleiterscheinung, den Transvestiten jedoch wesentlich sei.

In der Nachfolge Hirschfelds begannen auch andere Wissenschaftler mit einer stärkeren Differenzierung der Erscheinungen, die vorher unter dem Begriff der Homosexualität zusammengefasst worden waren. So Charakterisiert Ellis 1913 die schon von Hirschfeld als ›Transvestiten‹ bezeichnete Gruppe von Menschen mit den Bezeichnungen ›sexo-aesthetic inversion‹ oder ›Eonism.

(Die Bezeichnung ›Eonismus‹ leitet sich vom Chevalier d’Éon de Dequemont ab, einem französischen Diplomaten, der im 18. und 19. Jahrhundert lebte und im französischsprachigen Kulturraum einer der berühmtesten Geschlechtswechsler war. Der Chevalie d’Eon hat von den 82 Jahren seines Lebens 49 Jahre als Mann und 33 Jahre als Frau verbracht. Seine Berühmtheit liegt beispielsweise darin begründet, dass er als künstlerische Vorlage des Cherubin aus »Figaros Hochzeit« gedient hat.) Ihm und anderen geht es hauptsächlich darum, die (männlichen) Homosexuellen vom ›Makel‹ der Weiblichkeit zu befreien.
Chevalier d’Eon hat zwar unbestritten den größten Teil seines Lebens Frauenkleider getragen. Er hatte jedoch wichtige französische Staatspapiere in seinen Besitz gebracht und war nach England geflohen.
Einige Historiker vermuten deshalb, dass er mit seinem Leben in der Rolle einer Frau lediglich seiner Auslieferung entgehen wollte. Er konnte irgendwann nach Frankreich zurückkehren, allerdings unter der Auflage, weiterhin Frauenkleider zu tragen. Als er dieser Auflage nicht nachkam, wurde er verhaftet. Er wurde freigelassen nachdem er einwilligte, wieder Frauenkleider zu tragen.

Nach der französischen Revolution emigrierte er erneut nach England, verarmte und bestritt seinen Lebensunterhalt durch Fechtauftritte in Frauenkleidern. Das meinte ich mit "fremdbestimmt", denn es ist fraglich, ob das Tragen gegengeschlechtlicher Kleidung wirklich seine freie Entscheidung war.
Anders verhält es sich bei dem römischen Kaiser Elagabalus oder dem französischen König Heinrich III. Hier kann man die historischen Quellen m.E. tatsächlich so deuten, dass es sich um Fälle von Transidentität handelte.

Im Jahr 1918 beschreibt Hirschfeld noch ein weiteres Phänomen: Den ›androgynen Drang‹ nach einer körperlichen Vermännlichung bzw. Verweiblichung, der mittels verschiedener (auch operativer) Manipulationen an Bart, Brust und Genitalien Geschlechtsmerkmale einer intersexuellen Psyche entsprechend zu »korrigieren« trachte .

Wenn Hirschfeld auch 1923 schon von ›seelischem Transsexualismus‹ spricht (ein Begriff, den er allerdings synonym für Transvestitismus versteht) und Ellis deskriptiv eine große Gruppe von Eonisten, die nur die Kleider des anderen Geschlechts anziehen, von einer kleineren, aber »vollständigeren« Gruppe unterschied, die sich ganz dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, wird der Begriff der ›psychopathia transsexualis‹ erst 1949 von Cauldwell geprägt. Damit war der Grundstein für die Charakterisierung eines Phänomens gelegt, das vier Jahre später als neues Konzept in die Wissenschaft einziehen sollte: Die Transsexualität.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Das Menschliche

Und Sie wissen nicht, mit was Sie es zutun haben! Doch diese bekommen euch, ein Fakt!

Heute in den TV- Medien, die Massen - Vergewaltigung einer 15 jährigen Schülerin, angeblich "Gastarbeiter bzw. FLÜCHTLINGE auch Poliz...