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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi
Rothenbächer 2013
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diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt
vor, einer Minderheit anzugehören!
Meine lieben Leser und
Leserinnen dieses Blog, es gibt immer und immer wieder Anfragen, ist es den
Real was Sie Publizieren?
Vieles was wir in diesem Blog
finden sind zu 100% überprüfte Berichte und basieren auf Tatsachen! Tatsachen
welche dem einen oder anderen durch hören und sagen geläufig erscheinen.
Doch hören und sagen, heißt
nicht gleich Verstehen, kann man denn diese Ereignisse verstehen?
Die Erweiterung des
Menschlichen Horizontes was Gender betrifft, liegt an uns selbst, dieses was
uns Erziehung wie auch Prägung vermittelte, es liegt auf der Hand, ist
Veränderbar!
Wenn ein Mensch sich als
Geschlechtlich sieht, kommt nur die Prägung dieses Geschlechts zur Geltung ob
nun Mann oder bzw. Frau!
Die Zeit hat uns gelehrt das
alles anders erscheinen kann, als dieses was wir gelernt haben.
Im Vordergrund steht das
Wohlergehen des Menschen oder bzw. der Menschen!
Schauen wir nicht nur auf
Geschlecht sondern erkennen wir den Menschen und dessen Menschlichkeit!
Ein Mann nimmt Abschied
James ist ein glücklich
verheirateter Familienvater, als er beschließt, eine Frau zu werden. Er beginnt
vorsichtig, sein Aussehen zu verändern - lässt sich die Haare wachsen, trägt
durchsichtigen Nagellack. Dann fliegt er zur Operation nach Bangkok.
Der
Abschiedsbrief des Vaters hat vier Seiten. Ein Word-Dokument, schwarz auf weiß,
ohne Tippfehler, auf den 7. März 2005 datiert. So offiziell der Brief wirkt, so
persönlich ist er. So eindeutig die Botschaft ist, so schwer ist sie dem
Adressaten beizubringen.
Lieber Steve, ich habe
Dir nie einen Brief geschrieben, um das alles zu erklären. Ich bin mir bewusst,
dass Du nie verstehen kannst, was ich durchmache, außer, Du würdest in meine
Lage geraten. Ich bete, dass das niemals geschieht! Bitte glaub mir, dass es
mir sehr Leid tut.
Sein Vatersein will er
nicht aufgeben
James war
damals 45, er betrieb mit seiner Frau Linda einen Computerladen, hatte neben
dem 17 Jahre alten Steve noch eine 14 Jahre alte Tochter und einen erwachsenen
Adoptivsohn. Mit dem Brief hat James sich als Mann verabschiedet, ohne sein
Vatersein aufgeben zu wollen. Dreieinhalb Jahre später ist aus James Jakkie
geworden. Sie sitzt im Wartezimmer der MTF-Klinik in Bangkok. Vor zwei Wochen
hat sie sich einer operativen Geschlechtsumwandlung unterzogen, zweimal am Tag
muss sie nun zur Nachbehandlung. Sie ist groß und breit, blaue Augen, kräftiger
Händedruck. Sie wirkt schüchtern, hat den Kopf leicht nach vorne gebeugt, ihre
langen braunen Haare fallen über die muskulösen Schultern. Die Operation hat
sechs Stunden gedauert, lächerlich wenig, vergleicht man sie mit den fast 50
Jahren, die Jakkie darauf gewartet hat, die längste Zeit unbewusst.
Jakkie trägt
Lidschatten, an jeder Hand drei Ringe, lila Fingernägel, eine Damen Uhr, und
erzählt von ihrem früheren Leben im falschen Körper. In der Ecke hinter ihr
steht eine Bronzefigur: eine schlanke Frau, deren rechter Arm in eine Schwinge
übergeht. Die Frau versucht abzuheben, aber links hat sie nur einen Arm statt
eines Flügels. Im Kindergarten wollte der kleine James Schmuck tragen, erzählt
Jakkie. „No, no, Jimmy“, hieß es dann. „Ich habe in einem Drehbuch gelebt und
meine Rolle ganz gut gespielt. Aber ich war eine Fehlbesetzung.“ Sport,
Biertrinken, Sex mit Mädchen: Auf alles, was die Pubertät seine Mitschüler tun
ließ, hatte er keine Lust. Wenn er es ausprobierte, machte es ihm keinen Spaß.
Für die wenigsten seiner Schulkameraden war die Pubertät leicht. „Für mich war
es die Hölle.“
„Ich bin Gender
Dysphoric“
Jetzt zu den
Fakten. Mein Zustand nennt sich „Gender Dysphoria“ und beschreibt ein Unbehagen
mit dem eigenen Geschlecht, unter dem etwa einer von 12.000 Männern und eine
von 37.000 Frauen in Nordamerika leiden. Das sind die Zahlen der belegten
Fälle, es wird vermutet, dass es tatsächlich doppelt so viele sind. Der Zustand
ist so etwas wie ein Geburtsfehler, und über seine Ursache gibt es noch keine
gesicherten Theorien. In derber Alltagssprache wird die Störung Transsexualität
genannt. Ich bin Gender Dysphoric (GD). Wegen der perversen Bilder, die man
damit verbindet, hasse ich das Wort „transsexuell“. Ich sehe es ein wenig
anders als die Medizinwelt. Ich fühle mich, als sei ich als Frau geboren, mit
einer verkorksten Anatomie.
Nach der
Schule machte James eine Lehre als Mechaniker und heiratete überstürzt eine
Jugendliebe. Auf der Arbeit lernte er die Freundin eines Kollegen kennen. Sie
ließ ihn ihr Auto reparieren, er verliebte sich in sie. Linda war drei Jahre
älter als er. Sein „unmännliches, sensibles Gemüt“, wie es Jakkie nennt, machte
ihr nichts aus, im Gegenteil. Sie hatte schon mehrere gescheiterte Beziehungen
hinter sich, aus einer hatte sie einen kleinen Sohn. Vier Monate nach seiner
Scheidung, 1985, heirateten die beiden, bekamen erst einen Jungen, Steve, dann
ein Mädchen, Jessica, und führten eine harmonische Ehe. Der Sex aber blieb
leidenschaftslos. Irgendwann, nach ein paar Jahren, gaben sie ihn einfach auf.
Fetischist?
Transvestit? Homosexueller?
Wenn im Dorf
gefeiert wurde, feierten Männer und Frauen getrennt. James begriff diese Feste
als anstrengendes Beweisen von Männlichkeit. Dieses Gebaren war ihm schon als
Jugendlicher ein Graus. Rockmusik oder Autos waren die einzigen Themen, bei
denen er mitreden wollte. Nur in der Garage fühlte er sich sowohl wie zu Hause
bei den Kindern oder im Computerladen. Linda und er verbrachten fast jeden Tag,
fast jede Nacht zusammen. Die ersten Jahre arbeiteten sie gemeinsam von zu
Hause aus, später im eigenen Laden. Er kümmerte sich um die Technik, sie um die
Buchhaltung. Mit Linda konnte er über alles sprechen – nur nicht über seine
Eigenart, die er selbst nicht einzuordnen wusste. Fetischist? Transvestit?
Homosexueller? An einem normalen Arbeitstag im Januar 2000 saß James in seinem
Geschäft und surfte im Internet. Er suchte nach einer Software, die ein Kunde
auf den Computer installiert haben wollte.
Ich
stolperte über den Artikel einer Frau, Melanie Phillips, einer
Schriftstellerin, Filmproduzentin und Journalistin, die beschrieb, wie sie als
Junge aufwuchs und noch als Erwachsene ein Mann war. Es hätte mein Leben sein
können.
Eine gelbe Bluse mit
großen Rosen
Durch die
Fenster der Klinik sieht man die Autos und die Tuk-Tuks durch die Pfützen
fahren, aber hier drinnen ist alles ruhig und sauber. In Bangkok herrschen 30
Grad. Jakkie trägt eine gelbe Bluse mit großen Rosen darauf, eine kurze Hose
und Ledersandalen. Sie hat oft von ihrem „unehrlichen Leben“ erzählen müssen.
Immer war es ein Lagebericht, nie, wie jetzt, eine Rückschau. Jakkie zittert
vor Aufregung. Ihre Stimme ist zu hell für einen Mann, zu dunkel für eine Frau.
Der plötzlichen Erleichterung, „endlich die Antwort auf eine Frage zu bekommen,
die ich nie zu stellen vermochte“, folgte damals die Angst: „Was bedeutete das
alles für uns?“ Einen Monat nach seiner Entdeckung sprach er mit Linda. Sie war
schockiert, fühlte sich betrogen, wollte sich scheiden lassen. Ihre beiden
größten Sorgen waren die Kinder. „Sie und ich waren Wracks“, sagt Jakkie. Aber
Linda akzeptierte es schließlich. Lieber wollte sie mit Jakkie leben, als ohne
den Menschen, den sie liebte.
Ich habe Mom
viele meiner Gefühle geschildert: von der Angst, alles zu verlieren, von der
Scham, davon, dass ich anders war, dass irgendetwas nicht passte. Im April 2003
machte ich einen großen Schritt, um mein Problem zu lösen. Mit Ausnahme der
Liebe und des Trosts deiner Mutter, meines besten Freunds, gehe ich diesen Weg
alleine. Vor etwa eineinhalb Jahren habe ich eine hormonelle Therapie zur
Geschlechtsumwandlung begonnen. Das heißt, ich nehme rezeptpflichtige
Medikamente, welche die männlichen Hormone (Androgene) auf einen für Frauen
normalen Wert reduzieren und welche die weiblichen Hormone (Östrogene) in einen
Bereich steigen lassen, der leicht über dem weiblichen Normalwert liegt. Die
veränderten Hormone werden mein Körperfett umverteilen (meine „Kanten“ zu
„Kurven“ machen), ich werde Brüste bekommen, meine Haut wird weicher und so
weiter. Ich werde auch meinen Namen ändern und Jakkie Lynn heißen, Du kannst mich
nennen, wie Du möchtest. („Dad“ ist meine erste Wahl, weil ich das bin und
immer sein werde.)
Gedemütigt, verleugnet,
verstoßen
Linda sprach
mit James’ Eltern. Er war als vier Jahre alter Junge adoptiert worden und
behütet in einer strenggläubigen griechisch-orthodoxen Familie aufgewachsen.
Wenn er als Frau glücklich werde, solle er machen, was immer nötig sei, sagten
sie. Wie viel Glück sie doch habe, sagt Jakkie, verwischt die Tränen mit der
Schminke und erzählt von den Gesprächen mit ihren Mitpatienten, deren Familien
sie demütigten, verleugneten und verstießen.
Die drohende
Einsamkeit war auch James’ größte Furcht. Doch die Freunde blieben, bis auf
einen, James’ Trauzeugen. „Das hier ist falsch“, sagte er nur. In der Familie
war Lindas Sohn, den James adoptiert hatte, der Einzige, der sich distanzierte.
Er sprach nicht mehr mit James, auch einen Brief seines Vaters wollte er nicht
lesen. „Er denkt, ich bin ein Psycho“, sagt Jakkie. Weil sein Adoptivsohn eine
gute Freundin namens Jamie hatte, wählte James einen anderen neuen Namen. Er
nannte sich Jakkie.
Sie will etwas
Besonderes sein
Jakkie,
nicht Jackie, etwas Besonderes sollte es sein. Jakkie wohnt in New York. Nicht
in der weltoffenen Metropole, sondern in einem kleinen Dorf in Upstate New
York. Der Ort hat etwa 1500 Einwohner, Jahr für Jahr werden es weniger. Acht
Kirchen stehen im Dorf. Einmal stürmte eine Frau in den Laden und zitierte die
Heilige Schrift. Was James mache, verstoße gegen Gottes Wort, rief sie.
Wie Du
weißt, begleiten mich viele Ängste auf diesem Weg, etwa, dass wir unser
Einkommen verlieren und dass ich meine Familie nicht mehr versorgen könnte,
weil die Kunden den Laden meiden könnten. Aber das Geschäft läuft besser als je
zuvor. Die Psychologin riet mir wegzuziehen, aber ich weigere mich.
Im Kleid auf die Straße
Jakkie
wollte nicht flüchten. Stattdessen begann sie vorsichtig, ihr Aussehen zu
verändern, ließ sich die Haare wachsen und trug durchsichtigen Nagellack.
Einmal zog sie sich ein Kleid an und ging auf die Straße. Nach ein paar Minuten
lief sie wieder zurück. Linda konnte ihren James anfangs nicht in
Frauenkleidern sehen, doch sie gewöhnte sich daran. Und Jakkie wurde mutiger.
Sie ging mit den Kleidern unter die Leute. Bald war ihr Auftreten in aller
Munde. Und bald stellte sie sich auch Fremden als Jakkie vor. Sie korrigierte
die Kunden, die sie mit „Sir“ ansprachen, anfangs zaghaft, später
entschlossener.
Jakkie
suchte im Internet nach Erfahrungsberichten operierter GDs und fand immer
wieder Verweise auf Thailand. Das Land ist bekannt für seine Toleranz und
berüchtigt für seine Billigoperationen. Jakkies Behandlung hätte in Amerika
etwa 42.000 Dollar gekostet, in Bangkok nur etwa 15.000. Für die meisten
Gesundheitstouristen lohnt sich die Reise, für manche wird sie zum Albtraum.
Die schrecklichen Fotos, die neben den Klagen der falsch behandelten Patienten
im Internet stehen, haben Jakkie nicht von ihrem Entschluss abbringen können.
Sie hatte keine Wahl.
In Thailand ist alles
ganz einfach
Die
Voraussetzungen für eine operative Geschlechtsumwandlung in Thailand sind
leicht zu erfüllen. Ein Jahr lang müssen die Patienten Hormone genommen haben
(die sie vor der Operation absetzen). Sie müssen körperlich fit sein für den
Eingriff und ein Empfehlungsschreiben eines Arztes oder Psychologen vorzeigen.
Ich bin wieder
zu meiner Psychologin gegangen (nachdem ich drei Jahre nicht bei ihr gewesen
war), und sie hat entschieden, dass ich meine neue Geschlechterrolle angenommen
habe und bereit bin für weitere Schritte.
„Meine Familie hatte
genug gelitten“
Doch woher
sollte Jakkie das Geld nehmen? Aus der College-Kasse der Kinder? Das Haus mit
Hypotheken belasten? Jobs annehmen, die sie vom Arbeiten im eigenen Laden
abhalten würden? „Meine Familie hatte genug gelitten.“ So kaufte sie Autos,
reparierte sie nach Feierabend und verkaufte sie wieder. Es dauerte Jahre, bis
Jakkie das Geld zusammengespart hatte. Das letzte Gutachten schrieb die
Psychologin am 13. Mai 2008: „Ich glaube, dass sie die Verantwortung für die
physischen, emotionalen und sozialen Veränderungen und für die
Kontraindikationen, die mit einer operativen Geschlechtsumwandlung einhergehen,
versteht und akzeptiert.“ Mit dem Gutachten in der Tasche flog Jakkie nach
Bangkok und ging zum ersten Mal in ihrem Leben in ein Krankenhaus.
Die
operative Geschlechtsumwandlung wird meine männlichen Genitalien zu weiblichen
machen. Nach dieser Operation werde ich für den Rest meines Lebens eine Frau
sein. Meine Werte und meine Einstellungen werden sich nicht ändern.
Billigt Gott, was ich
tue?
Im
Wartezimmer der Praxis von Dr. Kamol Pansritum sitzen fast nur Ausländer: junge
Mädchen, die zur Nachbehandlung kommen; stämmige Männer in Frauenkleidern und
mit Bartansatz. An der Wand hängt das Poster einer früheren Patientin,
Gewinnerin einer Miss-Tiffany-Wahl, des thailändischen Schönheitswettbewerbs
für GDs. 15 Millionen Fernsehzuschauer bewunderten damals die Siegerin.
Ich weiß,
dass Du nicht an Gott glaubst, aber ich tue es, also muss ich fragen. Billigt
Gott, was ich tue? Ändere ich nicht etwas, was Gott falsch gemacht hat? Alles,
was ich dazu sagen kann: Würdest Du einem Kind, das mit einem heilbaren
Geburtsfehler auf die Welt kommt, die Heilung versagen?
Aus dem Hodensack die
Schamlippen
Jakkie ist
zur Nachbehandlung in der Klinik, aber Dr. Kamol ist an diesem Tag unsichtbar.
Er operiert und darf nicht gestört werden. Alle schwärmen von dem Phantom. Er
sei ein Künstler, ein Verwandler. Pro Jahr kommen mehr als 100 Patienten zu
ihm. Dr. Kamol feilt ihnen Adamsäpfel ab, spritzt Pobacken auf, richtet
Wangenknochen, kastriert, befreit die Frauen von ihrem falschen Körper. Die
Operation an Jakkie war ein Routineeingriff. Dr. Kamol löste einen Teil von
Jakkies Eichel mitsamt den Blutgefäßen und den Nerven aus dem Penis. Er
entfernte Hoden und Schwellkörper, löste die Harnröhre und verkürzte sie. Dann
setzte er die Blutgefäße und die Nerven der Eichel wieder ein, formte sie zu
einer Klitoris, stülpte die Penishaut um und machte den Hohlraum zu einer
Vagina. Die Prostata blieb erhalten, sie befeuchtet die Vagina. Schließlich formte
er aus dem Hodensack die Schamlippen.
Auch formte
er eine neue Nase und operierte Jakkies Oberlippe. Auf Silikonbrüste verzichtet
Jakkie, durch die Hormone ist ihr Busen auf Körbchen Größe C gewachsen. Für Dr.
Kamol stand die Funktion im Vordergrund, nicht die Ästhetik. Jakkie war damit
nicht einverstanden. Sie wollte einen Frauenkörper, selbst wenn sie ihn nicht
spüren könnte. Die Nerven ihrer Klitoris funktionieren prächtig. „Ich würde nun
vielleicht mit einem Mann schlafen“, sagt Jakkie, „wenn ich damit nicht Linda
betrügen würde.“
Linda hatte bereits die
Laken gewechselt
Was werde
ich unseren Enkeln erzählen? Ich weiß es nicht; die Wahrheit, denke ich.
Wahrscheinlich wird es ihnen egal sein, weil sie mich nicht anders
kennengelernt haben. Wenn sie mich vorher mochten, werden sie mich (so hoffe
ich) auch danach mögen, so wie alle anderen auch.
Drei Wochen
nach der Operation verlässt Jakkie Thailand. Sie hat Angst, vor allem vor dem
Wiedersehen mit ihrer Frau. Linda erwartet sie am Flughafen in Syracuse. Zwei
Stunden dauert die Heimfahrt, die beiden sprechen kaum miteinander. „Zu Hause
sagte mir Linda, dass wir von nun an in unterschiedlichen Zimmern schlafen“,
schreibt Jakkie in einer E-Mail. Linda hatte bereits die Laken gewechselt und
die Matratze umgedreht.
War James damals zu
naiv, als er diese Zeilen schrieb?
Jakkie weint
die ganze Nacht, bevor sie am Morgen den Laden auf Vordermann bringt. Das
Geschäft läuft bestens. Ihr gehe es körperlich blendend, schreibt sie. Die
Zeiten, in denen sie in der Dusche die Augen nicht zu öffnen wagte, seien
vorbei. Gerade versucht sie, das „M“ für „Männlich“ in ihrer Geburtsurkunde
streichen zu lassen. Wie diese Änderung den offiziellen Status ihrer Ehe mit
Linda berühren könnte, weiß Jakkie nicht, das sei eine rechtliche Grauzone.
Größere Sorgen bereitet ihr Lindas Distanziertheit: die Ehe droht zu
zerbrechen, unabhängig von den Dokumenten.
Du wirst
mich vielleicht glücklicher, netter und emotionaler erleben. Sicher werde ich
ein ehrlicheres Leben führen, wenn das Innere und das Äußere endlich
zusammenpassen.
War James
damals zu naiv, als er diese Zeilen schrieb? Jakkies Leben ist nicht weniger
von Widersprüchen bestimmt als das von James. Seit ihrer Ankunft nimmt sie
wieder Hormone, sie spürt nun die Nebenwirkungen. Sowohl sie sich in ihrem
Körper auch fühlt, sie ist deprimiert, ratlos, wegen Linda. Was ein Anfang
werden sollte, droht ein Ende zu werden.
Eines Tages
aber, es ist bitter kalt, sind die beiden auf dem Weg in ihre Betten, als Linda
fragt, ob sie nicht doch in Jakkies Zimmer übernachten könne, dort sei es
wärmer. Seit dieser Nacht schlafen die beiden wieder im selben Bett. Alles ist
wieder wie früher. Und nichts ist, wie es einmal war.
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