Mittwoch, 9. Januar 2013

“Intersex-Genitalverstümmelungen – Geschichte und Gegenwart”


Copyright © 2011-2021 Nikita Noemi Rothenbächer- Alle Rechte vorbehalten!

Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013

Bitte kopiert den Link und gebt diesen euren Verwandten, Freunde, Bekannten und Familie denn Information beugt vor, einer Minderheit anzugehören!

Intersex-Genitalverstümmelungen – Geschichte und Gegenwart” 

Daniela Truffer eine Aktivistin mit Herzblut für diese Minderheit von Intersex Wesen welche es in der ganzen Welt gibt!

Jedoch wie könnte es sein, das wir keinen Platz für eine solche Aktivistin in unserem Blog hätten!
Ihr weiterhin das Beste der Welt in der Hoffnung das diesen Kampf welchen Sie führt auch Früchte tragen möchte, bravo Daniela Truffer!

«Zur Frau umgebastelt»


Daniela Truffer wurde als Zwitter geboren und zum Mädchen umoperiert. Heute kämpft sie für das Recht zwischengeschlechtlicher Menschen auf Selbstbestimmung.
Gestern hat Daniela Truffer mit einem Grüppchen Gleichgesinnter vor dem Berner Inselspital protestiert. Es ist der Ort, wo ihr Leben kaputt gemacht wurde, wie sie sagt. Dort habe man sie «zurechtgestutzt» und «zur Frau umgebastelt». Gegen solche Zwangsoperationen richtet sich die Aktion der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org. Sie will die Öffentlichkeit über die Langzeitfolgen solcher Eingriffe aufklären: dass solche Operationen lebenslängliche, die Gesundheit schädigende Hormonersatz-Therapien notwendig machen. Dass sie das sexuelle Empfinden der Betroffenen vermindern oder gänzlich zerstören. Und dass sie nach Meinung namhafter Experten ethische Grundsätze verletzen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Daniela Truffer ist ein Zwitter, ein Hermaphrodit, eine Intersexuelle. Zwitter ist der Ausdruck, den sie bevorzugt. Weil er direkt und ehrlich ist. Nach Jahrzehnten von Schmerz und Scham hat sie sich dazu durchgerungen, «die elende Last der Lüge» nicht länger auf sich zu nehmen, sondern die Dinge beim Namen zu nennen. So hat Truffer die Selbsthilfeorganisation Zwischengeschlecht.org mitbegründet.

«Kastriert hat man mich»

Und sie erzählt ihre Geschichte: Wie sie 1965 ohne «eindeutige Geschlechtsmerkmale» geboren wird – mit einem männlichen Chromosomensatz, einem Mikropenis und einem wenig ausgebildeten Hodensack, der Schamlippen ähnlich sieht. Wie andere Zwitterkinder wird sie so früh wie möglich einem bestimmten Geschlecht zugewiesen – für ihr Wohl, damit sie in Familie und Gesellschaft ihren Platz finden kann. Meist entscheiden sich die Ärzte in solchen Fällen für das weibliche Geschlecht, weil diese Operation einfacher ist. Daniela entfernt man mit nur zweieinhalb Monaten die gesunden Hoden. «Kastriert hat man mich», sagt sie. Als Daniela 7 ist, wird der Mikropenis zur Klitoris verkürzt, mit 18 bekommt sie eine künstliche Scheide. Es sind schmerzhafte Eingriffe, die nie mehr rückgängig zu machen sind.

Die Eltern wissen, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt. Sie schämen sich und geben diese wortlose Scham an Daniela weiter. Diese sieht selbst, wie verschieden sie von ihrer Schwester ist und verinnerlicht, dass über all das, was immer es ist, nicht gesprochen werden darf. Zu Hause nicht und erst recht nicht vor Aussenstehenden.

Die Ärzte speisen die Familie mit Halbwahrheiten ab. Die erste Operation wird mit «verkümmerten Eierstöcken» erklärt, die entfernt werden mussten. Mit den fehlenden Eierstöcken wird später begründet, dass das Mädchen ab 12 Jahren Hormone schlucken muss. Als Daniela im Auftrag der Mutter es einmal wagt, den Hausarzt zu fragen, ob die Entfernung der Eierstöcke wirklich nötig gewesen sei, schleudert der ihr an den Kopf, es seien ihr ja die Hoden wegoperiert worden, und stürmt aus dem Raum. In der Krankenakte, die er liegen lässt, sieht Daniela erstmals schwarz auf weiss bestätigt, was sie längst vermutet hat: «Pseudohermaphroditismus masculinus» steht da. Abartig ist sie also. Abnormal. Wertlos.

Im Internet entdeckt Truffer, dass sie mit ihrem Leid nicht allein ist. Dass einer von rund 2000 Menschen intersexuell geboren wird – in der Schweiz sind es pro Jahr um die 40. Dass ein Drittel der Betroffenen Selbstmord begeht. Dass es Zwitter-Selbsthilfegruppen gibt. Sie fängt eine Psychoanalyse an und findet aus ihrer selbstzerstörerischen Scham heraus. Sie verliebt sich, lernt, «aussen hübsch und unauffällig, nur innen ruiniert», einen Mann kennen, der sie als Frau sieht, aber auch als Zwitter akzeptiert.

Vielleicht wäre sie Vater geworden

Nie wird sie wissen, wie es gewesen wäre, mit dem Körper zu leben, der ihr genommen wurde. Wie sie wäre, wäre sie nicht als Mädchen sozialisiert worden und hätte nicht jahrelang weibliche Hormone schlucken müssen. Grösser wahrscheinlich, muskulöser, kantiger, männlicher. Vielleicht wäre die Spermaproduktion genügend gross gewesen, damit das Zwitterwesen, das sie einst war, Vater geworden wäre. Es sind Möglichkeiten, die man ihr vorbehalten hat. Und die Wut darüber gibt ihr die Kraft, dafür zu kämpfen, dass in Zukunft kein Zwitter ohne seine Einwilligung operiert wird. Es ist kein vergeblicher und kein einsamer Kampf: In Deutschland hat eine Intersexuelle letzte Woche in dritter Instanz den Prozess gegen den Arzt gewonnen, der ihr die Fortpflanzungsorgane wegoperiert hatte. Andere Prozesse sind in Vorbereitung.

Viele Spitäler betonen, heute werde niemand mehr zwangsoperiert. Truffer bestreitet dies. Es werde immer noch unnötig eingegriffen. Natürlich gebe es Fälle, wo Operationen nötig sind, um das Leben eines Kindes zu erhalten, sagt Tuffer. Wenn beispielsweise die Harnröhre verkümmert und der Harnabfluss verhindert ist. Doch in den meisten andern Fällen könne mit einem «geschlechtszuordnenden Eingriff» zugewartet werden, bis die Betroffenen im Stande sind, sich selber zu entscheiden.: «Nur das», sagt Truffer, «wäre Liebe und Respekt vor dem Leben.»

Etwa jedes 1000. Kind wird mit „atypischen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren (Zwitter, Hermaphroditen, Intersexe). Bis heute werden 90% aller Betroffenen als Kinder ohne medizinische Notwendigkeit oft mehrfach kosmetisch genitaloperiert, mehr als die Hälfte davon in den ersten 3 Lebensjahren. Bis in die 1980er Jahre wurde eine „zu große“ Klitoris kurzerhand amputiert, laut den Medizinern angeblich ohne Auswirkungen auf das sexuelle Empfinden. Auch nach mittlerweile 60 Jahren gibt es immer noch keine Evidenz dafür, dass diese massiven Eingriffe für die Betroffenen selbst irgendwelche Vorteile hätten, oder nur schon seriöse Langzeitstudien, die beweisen würden, dass die Behandlungen halten, was die Mediziner den Eltern versprechen.

Seit 20 Jahren klagen Betroffene die massiven physischen und psychischen Folgen dieser Operationen an, die sie als Genitalverstümmelungen und Folter empfinden, und fordern ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Mittlerweile anerkennen auch Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes, Amnesty International und das UN-Komitee gegen Folter das Unrecht der „Genitalkorrekturen“. Trotzdem wird weiteroperiert. Jeden Tag landet allein in Deutschland ein wehrloses Kind in einer Kinderklinik auf dem OP-Tisch – auch in Frankfurt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, bestehend aus Betroffenen und solidarischen Nicht-Zwittern, kämpft seit 5 Jahren gegen kosmetische Genitaloperationen in Kinderkliniken.
Bub oder Mädchen? In seltenen Fällen haben weder Eltern noch Ärzte darauf eine Antwort, weil das Neugeborene weder eindeutig männlich noch weiblich ist. Was die Medizin "Disorders of Sex Development" nennt, heisst politisch korrekt Intersexualität. Umgangssprachlich spricht man von Zwittern oder Hermaphroditen.

Weil Eindeutigkeit her müsse, richte sich die Medizin auch heute noch nach den Grundsätzen des US-Sexualforschers John Money, sagt die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org. Money stellte in den 50er-Jahren den Grundsatz auf, Ärzte und Eltern sollten einem intersexuellen Kind ein Erziehungsgeschlecht zuweisen und operativ Tatsachen schaffen. Dies, möglichst ohne dem Kind davon zu erzählen. "Unter den psychischen und physischen Folgen leiden die Betroffenen lebenslang", sagt Daniela Truffer, Gründungsmitglied der Menschenrechtsgruppe.

Als Säugling kastriert


Gegen solche "Zwangsoperationen" protestierte die Menschenrechtsgruppe gestern nachmittag vor dem Inselspital. Und dafür, dass die Politik das dritte Geschlecht in amtlichen Dokumenten anerkennt. Auch Daniela Truffer ist betroffen. Sie kam 1965 zur Welt - mit einem schweren Herzfehler und uneindeutigem Geschlecht. Nach der Geburt wurde sie drei Monate lang im Inselspital untersucht. Erst Jahrzehnte später, nach langen Kämpfen um die Herausgabe ihrer Krankenakte, erfuhr Truffer, was damals mit ihr geschah. "In meinem Bauch fanden die Ärzte gesunde Hoden. Zudem stellten sie fest, dass ich über einen männlichen Chromosomensatz verfügte." Truffer hatte auch einen kleinen Penis. Oder, worauf sich die Ärzte einigten, eine vergrösserte Klitoris. Sie beschlossen, aus dem Kind ein Mädchen zu machen. "Trotz meines lebensbedrohenden Herzfehlers wurde ich im Alter von zweieinhalb Monaten kastriert", sagt Truffer.

Das Schweigen der Ärzte


Erst verschwiegen die Ärzte den Eltern die Operation. Aus Truffers Krankenakte: "Entgegen dem früheren Entschluss, den Eltern nichts über die genitale Situation zu sagen, kamen wir nach reiflicher Überlegung überein, den wahren Sachverhalt trotzdem mit den Eltern zu besprechen, (…)." Zudem wiesen sie die Eltern an, wie sie ihr Kind zu erziehen hätten. "Das Kind ist ein Mädchen (…), die ganze Erziehung hat sich danach zu richten. Mit niemandem ausser den Eltern und dem Arzt (…) soll über die Geschlechtsfrage weiter diskutiert werden." Die verantwortlichen Ärzte sind inzwischen verstorben.

Blick zwischen die Beine


Durch die Kastration produzierte Daniela Truffers Körper keine lebenswichtigen Hormone. Seit sie 12 Jahre alt ist, schluckt sie deshalb künstliche Hormone. Mit sieben Jahren operierten die Ärzte das Kind endgültig zum Mädchen. Glück im Unglück: Bei der Operation wurde Daniela Truffers Penisschaft, nicht aber die Eichel entfernt, sexuelle Gefühle sind möglich. Sie leidet jedoch an der inneren Zerrissenheit und an den gesundheitlichen Folgen der Hormonpräparate.

Daniela Truffers Jugend war vom Blick zwischen ihre Beine geprägt. Ständig wurde sie untersucht, "begrapscht" und nach den Operationen im Genitalbereich von Schmerzen geplagt. "Ich wusste, dass mit mir etwas nicht stimmt. Darüber gesprochen hat niemand." Die Folgen vergleicht Truffer mit jenen eines sexuellen Missbrauchs. "Sexualität, mein weibliches Geschlecht, das wurde für mich zu etwas Dunklem. Ich habe mich vor mir selber geekelt."

Heute lebt die 44-Jährige in einer Beziehung mit einem Mann, der ihre Öffentlichkeitsarbeit im Kampf um Wiedergutmachung und Anerkennung für Intersexuelle unterstützt.

Nach neun Jahren Psychotherapie kann Daniela Truffer nun auch mit sich selber leben. Das Verhältnis zu den Eltern ist wieder inniger. Auf die Frage, ob sie sich als Frau oder als Mann fühlt, findet sie nur schwer eine Antwort. "In meiner Fantasie habe ich mich immer als Vater gesehen", sagt sie, die weder Kinder zeugen noch empfangen kann. Den Raum, sich zu fragen, wer sie ist, hatte sie nie. "Ich bin zwangsoperiert", sagt Daniela Truffer. "Meine Genitalien, etwas vom Intimsten überhaupt, wurden mir genommen und verwaltet."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Das Menschliche

Und Sie wissen nicht, mit was Sie es zutun haben! Doch diese bekommen euch, ein Fakt!

Heute in den TV- Medien, die Massen - Vergewaltigung einer 15 jährigen Schülerin, angeblich "Gastarbeiter bzw. FLÜCHTLINGE auch Poliz...