Donnerstag, 31. Januar 2013

Transgender hinter Gittern



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Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2013

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Transgender hinter Gittern


USA: Recht auf Geschlechtsumwandlung

Die PsychiatricTimes berichtete jüngst von einem “bizarren” Fall einer Geschlechtumwandlung hinter Gittern. Ein Bezirksgericht in Massachusetts hat Robert K., einem verurteilten Mörder, ein Verfassungsrecht auf eine Geschlechtsumwandlung zu Lasten der Staatskasse zugesprochen.Von einem “empörenden Missbrauch von Steuergeldern” bis zu einem großartigen Sieg für die Transg
ender-Bewegung reichen die Bewertungen des Falles von K.
Der Häftling K. verklagte das “Department of Corrections” (DOC) wegen Verstoßes gegen seine verfassungsmäßigen Rechte, weil die Behörde sich verweigerte, ihm die Operation bezahlen. Aber US-Richter Mark Wolf entschied zu Gunsten des K. und erklärte: “Es ist die einzige Möglichkeit zur Behandlung von K. der  eine “serious medical need” erleide. In seinem 128 Seiten umfassenden Urteil vom 4.September 2012 stellte Richter Wolf  fest, dass die DOC-eigenen medizinischen Experten bezeugt hatten, Chirurgie sei die einzige Behandlung, die K. gerecht würde: “The Defendant’s Stated Security Concerns are Pretextual and do not Justify Denying K. Sex Reassignment Surgery”. Sicher eine gute Nachricht für manchen US-Strafgefangenen. Aber was bedeutet “Transgender” eigentlich?

Was ist Transgender?


Das Wort “Transgender” ist einerseits eine Bezeichnung für Menschen, die sich mit der Geschlechterrolle falsch beschrieben sehen, die ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Andererseits, weiß Wikipedia,  ist es auch eine Selbstbezeichnung für Menschen, die sich mit ihren primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen nicht oder nicht vollständig identifizieren können. Manche Transgender lehnen auch jede Form der Geschlechtszuweisung bzw. -kategorisierung grundsätzlich ab – vergleiche auch den wissenschaftlichen Begriff Gender Identity Disorder (Geschlechtsidentitätsstörung). Transgender der Richtung Mann-zu-Frau werden häufig als Transfrau bezeichnet, Transgender der Richtung Frau-zu-Mann als Transmann.

Von den meisten Transgender-Aktivisten wird Transgender als ein Oberbegriff für all diejenigen Menschen verwendet, die sichtbar aus den klassischen Geschlechts-Rollenzuordnungen ausbrechen. Die bekanntesten damit verbundenen Termini sind die beiden für grundsätzlich unterschiedliche Zusammenhänge stehenden Begriffe Transsexualität und Transvestitismus. Doch auch noch einige andere nicht-transsexuelle Menschen, die ständig oder vorwiegend in einer anderen als der ursprünglich zugewiesenen Geschlechterrolle leben oder fühlen, sind Transgender: Dazu zählen auch Cross-Dresser, bewusst androgyne Menschen, Bigender, Drag Kings und Drag Queens, aber nur dann, wenn das Überschreiten der Geschlechterrolle für sie nicht nur als Travestie, einer öffentlich zur Schau gestellten Verkleidungskunst, anzusehen ist. Üblicherweise nicht eingeschlossen (obwohl im Einzelfall die Abgrenzung schwierig sein kann) ist transvestitischer Fetischismus, da der Geschlechterrollenwechsel hier nur zeitweise, und nur zur sexuellen Stimulation vollzogen wird.

Der Fall K.: Transgender hinter Gittern


Der Fall des K. vor dem Bezirksgericht in Massachusetts  hat in den USA einigen Staub aufgewirbelt. Wenig überraschend haben Interessengruppen der Transgender-Betroffenen die Entscheidung begrüßt, dass K. die  Operation bezahlt wurde. Der republikanische Senator, Scott Brown und die demokratische Kandidatin Elizabeth Warren haben auf der anderen Seite die Entscheidung abgelehnt. Senator Brown nannte die Entscheidung “einen unerhörten Missbrauch von Steuergeldern” und Senats-Kandidatin Warren sagte sinngleich, aber gemäßigter ausgedrückt, dass sie nicht glaube, das Urteil wäre “eine gute Nutzung von Steuergeldern.”
Eine offenbar eher konservativ denkende Eileen McNamara vertrat in einem Leitartikel des Boston Globe wohl den Standpunkt der Moral Majority: Im Fall des (oder der) K. sei auch zu berücksichtigen, das er ein Mörder mit lebenslanger Haftstrafe sei. K. verdiene wie jeder Häftling ordnungsgemäße Versorgung, einschließlich Hormonbehandlung und kompetenter Therapie. Wenn er Selbstmord gefährdet sei, sollte er unter ständige Beobachtung gestellt werden. Aber das reiche dann auch -eine teure Geschlechtsumwandlung sei unnötig. Fragen wie die, ob er nun in ein Frauengefängnis kommen solle, wären so auch zu umgehen… Die übliche Sichtweise halt, die auch vor Problemen sexueller Gewalt in der US-Army zu lange die Augen verschlossen hatte.

Transexualität und Transidentität

Bleibt noch ein Wort zum Thema Transgender und Transsexualität zu verlieren:
Transsexuelle begrüßen den Begriff Transgender, weiß Wikipedia, weil er nicht den in der deutschen Sprache problematischen Wortbestandteil sex enthält, da hier, anders als im Englischen mit den beiden Ausdrücken sex für das körperliche und gender für das soziale Geschlecht, nur ein einziger Begriff existiert. Dieser Umstand führt sprachbedingt im Allgemeinen zu dem Missverständnis, dass Transsexualität primär ein sexuelles Problem sei. Aus diesem Grund, und dem Umstand, dass in der deutschen Sprache die Geschlechtszuordnung eben mit dem biologischen Geschlecht gleichgesetzt wird, wird Transsexualität auch durch den Begriff der Transidentität ersetzt. Wenn heute einige als Antwort auf PussyRiot gegen Putin einen PenisRiot gegen Merkel fordern, ist dies sicher auch im Sinne einer offeneren Gender-Debatte zu verstehen.

Richter genehmigt Geschlechtsumwandlung für Häftling

Erstmals hat in den USA ein Richter einem Häftling erlaubt, eine Geschlechtsumwandlung durchführen zu lassen. Der Insasse habe ein Recht auf eine angemessene Behandlung seines medizinischen Bedürfnisses, heißt es in der Urteilsbegründung.

Boston - Im US-Bundesstaat Massachusetts hat ein Gericht die Geschlechtsumwandlung für den Häftling Robert Kosilek genehmigt. Bezirksrichter Mark Wolf entschied am Dienstag, dass der 1990 wegen Mordes an seiner Frau verurteilte Mann sich einer entsprechenden Operation unterziehen dürfe.

Wolf befand, Kosilek habe das Recht "auf angemessene medizinische Behandlung seines ernsten medizinischen Bedürfnisses". Er berief sich dabei auf die US-Verfassung, die grausame und unübliche Bestrafungen verbietet.
Kosilek wurde als Mann geboren, hat sich aber bereits einer Hormontherapie unterzogen und lebt heute als Frau namens Michelle in einer Strafanstalt für Männer. Die Gefängnisverwaltung hatte die Geschlechtsumwandlung abgelehnt und argumentiert, Kosilek könne dadurch für seine Mitgefangenen zum leichten Opfer werden. Das Gericht befand jedoch, es handle sich um ein vorgeschobenes Argument. Es sei Sache der Strafvollzugsbehörden zu entscheiden, ob Kosilek künftig in ein Männer- oder Frauengefängnis komme.

Kritiker wie der republikanische Senator Scott Brown brandmarkten die Entscheidung als "unfassbaren Missbruch von Steuergeldern", Anwälte werteten das Urteil als wichtiges Signal auf dem Weg zur Anerkennung der Geschlechtsidentitätsstörung als medizinische Diagnose.

Brown hatte 2008 eine Gesetzesänderung angestrengt, die es verbieten sollte, Steuergelder für solche Eingriffe bei Häftlingen zu nutzen - vergeblich. "Uns stehen als Nation viele große Herausforderungen bevor - aber dazu gehört nicht, Häftlingen Geschlechtsumwandlungen zu finanzieren", sagte er.

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