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Transgender hinter Gittern
USA: Recht auf Geschlechtsumwandlung
Die PsychiatricTimes berichtete jüngst von einem “bizarren”
Fall einer Geschlechtumwandlung hinter Gittern. Ein Bezirksgericht in
Massachusetts hat Robert K., einem verurteilten Mörder, ein Verfassungsrecht
auf eine Geschlechtsumwandlung zu Lasten der Staatskasse zugesprochen.Von einem
“empörenden Missbrauch von Steuergeldern” bis zu einem großartigen Sieg für die
Transg
ender-Bewegung reichen die Bewertungen des Falles von K.
ender-Bewegung reichen die Bewertungen des Falles von K.
Der Häftling K. verklagte das “Department of Corrections”
(DOC) wegen Verstoßes gegen seine verfassungsmäßigen Rechte, weil die Behörde
sich verweigerte, ihm die Operation bezahlen. Aber US-Richter Mark Wolf
entschied zu Gunsten des K. und erklärte: “Es ist die einzige Möglichkeit zur
Behandlung von K. der eine “serious
medical need” erleide. In seinem 128 Seiten umfassenden Urteil vom 4.September
2012 stellte Richter Wolf fest, dass die
DOC-eigenen medizinischen Experten bezeugt hatten, Chirurgie sei die einzige
Behandlung, die K. gerecht würde: “The Defendant’s Stated Security Concerns are
Pretextual and do not Justify Denying K. Sex Reassignment Surgery”. Sicher eine
gute Nachricht für manchen US-Strafgefangenen. Aber was bedeutet “Transgender”
eigentlich?
Was ist Transgender?
Das Wort “Transgender” ist einerseits eine Bezeichnung für
Menschen, die sich mit der Geschlechterrolle falsch beschrieben sehen, die
ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Andererseits, weiß Wikipedia, ist es auch eine Selbstbezeichnung für Menschen,
die sich mit ihren primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen nicht oder
nicht vollständig identifizieren können. Manche Transgender lehnen auch jede
Form der Geschlechtszuweisung bzw. -kategorisierung grundsätzlich ab –
vergleiche auch den wissenschaftlichen Begriff Gender Identity Disorder
(Geschlechtsidentitätsstörung). Transgender der Richtung Mann-zu-Frau werden
häufig als Transfrau bezeichnet, Transgender der Richtung Frau-zu-Mann als
Transmann.
Von den meisten Transgender-Aktivisten wird Transgender als
ein Oberbegriff für all diejenigen Menschen verwendet, die sichtbar aus den
klassischen Geschlechts-Rollenzuordnungen ausbrechen. Die bekanntesten damit
verbundenen Termini sind die beiden für grundsätzlich unterschiedliche
Zusammenhänge stehenden Begriffe Transsexualität und Transvestitismus. Doch
auch noch einige andere nicht-transsexuelle Menschen, die ständig oder
vorwiegend in einer anderen als der ursprünglich zugewiesenen Geschlechterrolle
leben oder fühlen, sind Transgender: Dazu zählen auch Cross-Dresser, bewusst
androgyne Menschen, Bigender, Drag Kings und Drag Queens, aber nur dann, wenn
das Überschreiten der Geschlechterrolle für sie nicht nur als Travestie, einer
öffentlich zur Schau gestellten Verkleidungskunst, anzusehen ist. Üblicherweise
nicht eingeschlossen (obwohl im Einzelfall die Abgrenzung schwierig sein kann)
ist transvestitischer Fetischismus, da der Geschlechterrollenwechsel hier nur
zeitweise, und nur zur sexuellen Stimulation vollzogen wird.
Der Fall K.: Transgender hinter Gittern
Der Fall des K. vor dem Bezirksgericht in Massachusetts hat in den USA einigen Staub aufgewirbelt.
Wenig überraschend haben Interessengruppen der Transgender-Betroffenen die
Entscheidung begrüßt, dass K. die
Operation bezahlt wurde. Der republikanische Senator, Scott Brown und
die demokratische Kandidatin Elizabeth Warren haben auf der anderen Seite die
Entscheidung abgelehnt. Senator Brown nannte die Entscheidung “einen unerhörten
Missbrauch von Steuergeldern” und Senats-Kandidatin Warren sagte sinngleich,
aber gemäßigter ausgedrückt, dass sie nicht glaube, das Urteil wäre “eine gute
Nutzung von Steuergeldern.”
Eine offenbar eher konservativ denkende Eileen McNamara
vertrat in einem Leitartikel des Boston Globe wohl den Standpunkt der Moral Majority:
Im Fall des (oder der) K. sei auch zu berücksichtigen, das er ein Mörder mit
lebenslanger Haftstrafe sei. K. verdiene wie jeder Häftling ordnungsgemäße
Versorgung, einschließlich Hormonbehandlung und kompetenter Therapie. Wenn er
Selbstmord gefährdet sei, sollte er unter ständige Beobachtung gestellt werden.
Aber das reiche dann auch -eine teure Geschlechtsumwandlung sei unnötig. Fragen
wie die, ob er nun in ein Frauengefängnis kommen solle, wären so auch zu
umgehen… Die übliche Sichtweise halt, die auch vor Problemen sexueller Gewalt
in der US-Army zu lange die Augen verschlossen hatte.
Transexualität und Transidentität
Bleibt noch ein Wort zum Thema Transgender und
Transsexualität zu verlieren:
Transsexuelle begrüßen den Begriff Transgender, weiß Wikipedia,
weil er nicht den in der deutschen Sprache problematischen Wortbestandteil sex
enthält, da hier, anders als im Englischen mit den beiden Ausdrücken sex für
das körperliche und gender für das soziale Geschlecht, nur ein einziger Begriff
existiert. Dieser Umstand führt sprachbedingt im Allgemeinen zu dem
Missverständnis, dass Transsexualität primär ein sexuelles Problem sei. Aus
diesem Grund, und dem Umstand, dass in der deutschen Sprache die
Geschlechtszuordnung eben mit dem biologischen Geschlecht gleichgesetzt wird,
wird Transsexualität auch durch den Begriff der Transidentität ersetzt. Wenn
heute einige als Antwort auf PussyRiot gegen Putin einen PenisRiot gegen Merkel
fordern, ist dies sicher auch im Sinne einer offeneren Gender-Debatte zu verstehen.
Richter genehmigt
Geschlechtsumwandlung für Häftling
Erstmals hat in den USA ein Richter einem Häftling erlaubt,
eine Geschlechtsumwandlung durchführen zu lassen. Der Insasse habe ein Recht
auf eine angemessene Behandlung seines medizinischen Bedürfnisses, heißt es in
der Urteilsbegründung.
Boston - Im US-Bundesstaat Massachusetts hat ein Gericht die
Geschlechtsumwandlung für den Häftling Robert Kosilek genehmigt. Bezirksrichter
Mark Wolf entschied am Dienstag, dass der 1990 wegen Mordes an seiner Frau
verurteilte Mann sich einer entsprechenden Operation unterziehen dürfe.
Wolf befand, Kosilek habe das Recht "auf angemessene
medizinische Behandlung seines ernsten medizinischen Bedürfnisses". Er
berief sich dabei auf die US-Verfassung, die grausame und unübliche
Bestrafungen verbietet.
Kosilek wurde als Mann geboren, hat sich aber bereits einer
Hormontherapie unterzogen und lebt heute als Frau namens Michelle in einer
Strafanstalt für Männer. Die Gefängnisverwaltung hatte die
Geschlechtsumwandlung abgelehnt und argumentiert, Kosilek könne dadurch für
seine Mitgefangenen zum leichten Opfer werden. Das Gericht befand jedoch, es
handle sich um ein vorgeschobenes Argument. Es sei Sache der
Strafvollzugsbehörden zu entscheiden, ob Kosilek künftig in ein Männer- oder
Frauengefängnis komme.
Kritiker wie der republikanische Senator Scott Brown
brandmarkten die Entscheidung als "unfassbaren Missbruch von
Steuergeldern", Anwälte werteten das Urteil als wichtiges Signal auf dem
Weg zur Anerkennung der Geschlechtsidentitätsstörung als medizinische Diagnose.
Brown hatte 2008 eine Gesetzesänderung angestrengt, die es
verbieten sollte, Steuergelder für solche Eingriffe bei Häftlingen zu nutzen -
vergeblich. "Uns stehen als Nation viele große Herausforderungen bevor -
aber dazu gehört nicht, Häftlingen Geschlechtsumwandlungen zu
finanzieren", sagte er.
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