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Rothenbächer 2013
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Was ist eigentlich
ein Kathoey?
Katoy (korrekter: Kathoey, auch Katoey, Thai: กะเทย, Aussprache: [kaʔ- tʰəːj])
ist die thailändische Bezeichnung für eine Transfrau, also einen Mann-zu-Frau
Transvestit, Transgender oder Transsexuellen; oder auch einen homosexuellen
Mann.
Die englische Bezeichnung lautet oft auch ladyman oder ladyboy.
Homosexuelle als solche werden umgangssprachlich Khon Kaeh (Thai: คนเกย์, [kʰon keː]) genannt,
abgeleitet vom englischen gay.
Was ist eigentlich
ein Kathoey?
Was war los in der Ursuppe? War Gott ein Mann? Oder lacht
Sie heute noch über so eine Vorstellung? Hat die Seele ein Geschlecht? Das sind
letzte oder erste, aber durchaus ernste Fragen, deren religionsspezifische
Antworten Generationen der Völker über Jahrhunderte in ihren
Geschlechterrollen-Verhalten prägten.
Während die Abraham-Religionen recht patriarchalisch
ausgerichtet sind - man bedenke die christliche Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und
der heilige Geist - beziehen sich Mon- (Urvolk in Thailand) und
Lanna-Thai-Mythen über die Entstehung der Menschheit auf eine andere Trinität:
Am Anfang erschuf die große Mutter drei Lebewesen: den
ersten Mann, die erste Frau, und den ersten Kathoey. - Dabei kommt der Kathoey
- ein geschlechtsneutrales Wesen, dem griechischen Hermaphroditen ähnlich - im
weiteren Verlauf der Geschichte nicht immer gut weg. Das ist aber gar nicht so
wichtig oder sonderlich schlimm; Eva machte ja auch keine allzu glänzende Figur
im Paradies. Bedeutend - auch für spätere sexuelle Spielformen der Menschen -
ist, dass es in dieser asiatischen Region im gemeinsamen kulturellen Bewusstsein
von Anfang an mehr gab, als nur die sexuelle Bi-Polarität Mann/Frau.
Seit Anbeginn war die Rolle des Kathoey, über die eher
seltenen Fälle einer biologischen Doppelgeschlechtlichkeit hinaus, integraler
Bestandteil des Spektrums der Verhaltensmuster nordthailändischer
Gesellschaften. Kathoey zu sein war ein Privileg für Jungs. Insbesondere für
die Jungs, die keine Lust auf die gesellschaftlich reglementierte Männerrolle
hatten, war es eine gute Möglichkeit, sich den damit verbundenen (nicht nur
ehelichen) Pflichten zu entziehen. Von der Familie wurde das traditionell ohne
viele Worte akzeptiert, solange der Junge in die gesellschaftlich determinierte
Rolle einer Frau schlüpfte. Fast jedes Dorf hatte seinen Kathoey oder gar
mehrere. Meist hatten sie besondere Berufe. Oft wurden Kathoeys gar
außergewöhnliche spirituelle Fähigkeiten nachgesagt, da sie das konträre
männlich-weibliche Prinzip harmonisch aufheben, im idealistisch höchsten Fall
alle Sexualität transzendieren.
Homosexualität stand bei der Frage, Kathoey zu werden,
keinesfalls im Vordergrund. In der heutigen postmodernen, globalisierten
Einheitswelt ist nun wieder alles anders. Eine westlich orientierte
Schwulenbewegung, mit ihren vielfältigen Schubladen und
Kategorisierungsbestrebungen, trifft in Thailand auf Widersprüche wie
gegenseitiges Missverständnis. Homosexuelle mit dem Anspruch einer eigenen
Identität oder gar "Schwul als selbständige Lebensform" gab es in
Thailand nicht. Das heißt aber nicht, dass nicht dem Spaß an der Homosexualität
ausgiebig gefrönt wurde. Sex fand im privaten, im nicht diskutierbaren Raum,
statt. Denn es gibt im Buddhismus keinen restriktiven Gott, der körperliche
Zärtlichkeiten reglementiert. Schwuler Sex unter Jungen, unter Männern war
Bestandteil eines Spektrums der vielfältigen Möglichkeiten, ohne dass dafür
neue gesellschaftliche Identitäten geschaffen werden mussten.
Das neue "Gay-Bewusstsein", welches sich in
Thailand in den letzten Jahren immer stärker öffentlich artikulierte, steht in
einem gewissen Widerspruch zu dem thailändisch, traditionellen
"Greng-Djai"-Prinzip, welches in Fragen offener gesellschaftlicher
Konfrontation Zurückhaltung fordert. Toleranz ist eben nicht Akzeptanz.
Doch die wahren Brecher mythologisch gefestigter Traditionen
sitzen oft ganz oben in der Regierung. So ist die Idee der "Neuen Sozialen
Ordnung", welche Homosexualität brandmarkt und mit polizeistaatlichen
Methoden verfolgt, eher sehr un-thailändisch einer restriktiven chinesischen
Familientradition entsprungen. Verantwortliche versuchen, ihre eigenen, sehr
eng gefassten, sexuellen Phantasien zum allgemeingültigen, gesellschaftlichen
Kodex durchzusetzen.
Das muss langfristig scheitern in einer Gesellschaft, für
die der Kathoey schon immer das war, was er ist: Die Erinnerung daran, dass es zwischen
Himmel und Erde mehr gibt, als nur Mann und Frau.
Kathoeys verstehen sich meistens als Frauen in Männerkörpern
und streben entsprechend geschlechtsangleichende Maßnahmen an, um den Körper
dem Identitätsgeschlecht anzupassen.
Kathoeys sind häufig im Rotlichtmilieu anzutreffen, auch
weil es meist außerordentlich schwierig ist, eine andere Beschäftigung zu
finden. Ebenso ist die Selbstmordrate unter Kathoeys signifikant höher als die
der Restbevölkerung.
Verglichen mit westlichen Gesellschaften, wo Transgender und
Transsexuelle erst seit relativ kurzer Zeit sichtbar sind und ihre Rechte
einfordern, sind in Thailand die Kathoeys wesentlich sichtbarer und
akzeptierter. Dies wird häufig auf die buddhistische Kultur zurückgeführt, die
großen Wert auf Toleranz legt. Jedoch sind die Familien (insbesondere die
Väter) manchmal enttäuscht, wenn ein Sohn zum Kathoey wird. Ebenso gibt es in
Thailand bisher keine gesetzliche Anerkennung von Kathoeys, also keine
juristische Möglichkeit der Änderung des einmal in den Identitätspapieren
verzeichneten Geschlechts (zur rechtlichen Situation in Deutschland vergleiche
Transsexuellengesetz (TSG)).
Eine der bekanntesten Kathoeys in Thailand ist Parinaya
Charoemphol (früher: Nong Toom), ehemaliger Thai-Box-Meister.
Sie begann den Wechsel der Geschlechtsrolle und die
Hormonbehandlung bereits, als sie noch aktiv im Ring stand, und beendete ihre
Karriere 1999, als sie sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog.
Ihr Leben wurde im
Film Beautiful Boxer von 2003 erzählt.
Ebenfalls filmisch wurde das Thema in Iron Ladies
verarbeitet.
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, als Mitte der
neunziger Jahre eine von Kathoey dominierte Volleyballmannschaft ein wichtiges
thailändisches Turnier gewann.
Thailand verbietet
kosmetische Kastration
Wir hatten
darüber berichtet, dass eine zunehmende Zahl von Jugendlichen die Kastration
als ersten Schritt zur Geschlechtsumwandlung ansieht und durchführen lässt.
Nunmehr hat die Regierung reagiert und Krankenhäuser und Kliniken angewiesen,
keine Kastration an Minderjährigen aus kosmetischen Gründen mehr vorzunehmen.
In Thailand
wird dieser erste Schritt als Billigversion einer kompletten
Geschlechtsumwandlung angesehen. Und dies will nun die Regierung nach einem
internationalen Aufschrei nicht mehr so kommentarlos stehen lassen. In einem
Brief an 16.000 private Krankenanstalten, stellte die Regierung im Falle einer
Kastration von Minderjährigen als ersten Schritt zu einer Geschlechtsumwandlung
eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten in Aussicht. Für eine Geschlechtsumwandlung
schreibt das Gesetz eine umfangreiche pshychologische Betreuung und Beratung
vor. Bisher war Kastration nicht als Geschlechtsumwandlung angesehen worden und
daher ohne diese durchgeführt worden. Mit dem Brief erfolgte eine erforderliche
Klarstellung.
Allerdings
handelt es sich um eine vorübergehende Schnellaktion der Regierung. Tara
Chinakarn vom Gesundheitsministerium stellte fest, dass die Kastration
heutzutage ein so schneller und einfacher Eingriff sei, dass die Überwachung
der Maßnahme kaum möglich ist. „Es ist schwer, solche Kliniken zu erwischen,
dauert die Operation doch nur 15 bis 20 Minuten…“
Thailand hat
weltweit die meisten „Ladyboys“ oder katoey wie sie in Thai genannt werden.
Damit werden Transvestiten bis hin zu Personen mit komplett erfolgter
Geschlechtsumwandlung beschrieben. Die Toleranz gegenüber diesem „Dritten
Geschlecht“ hat das Land zu einem Ziel von Menschen werden lassen, die hier
eine Geschlechtsumwandlung anstreben.
Also liebe
Urlaubermänner, Vorsicht ist angesagt. Oft sind die hübschesten Frauen nicht,
was sie zu sein scheinen. Ach ja, und einmal im Jahr wird der/die/das schönste
Katoey gewählt.
Es gibt
keine genauen Zahlen darüber, wie viele Katoeys im täglichen Leben unerkannt
eine Heimat im neuen Körper gefunden haben. Aber in jeder Seifenoper spielen
Katoeys wichtige Nebenrollen. Sie sind ein selbstverständlicher Bestandteil der
Gesellschaft.
Keine Röcke für
Transsexuelle
Der Rat der
Universitäts Presidenten von Thailand (CUPT) hat am Montag in einer Sitzung
beschlossen, dass es Transsexuellen Abgängern der Abschlußklasse nicht erlaubt
wird in Frauenkleidung bei der Abschlußzeremonie zu erscheinen. Der Vorsitzende
der CUPT, Pirom Kamolratanakul, sagte, dass alle 23 Universitäten der Regelung
zugestimmt haben.
Die
Vereinigung der Transsexuellen hatte darum gebeten das Transsexuelle während
der Zeremonie Frauenkleidung tragen dürfen.
Prof Pirom
sagte, dass die Universitäten keine spezielle Regelung für die Kleidung in den
Vorlesungen ausgegeben haben, aber sie müssen während der Zeremonie respektvoll
gekleidet sein.
"So wie
ich das sehen, haben sie das Recht ihre Meinung zu äußern," sagte er.
"An der
Chulalongkorn Universität sind die Regeln nicht sehr strikt, aber sie müssen
dem Institut gegenüber Respekt zeigen, denn das Institut respektiert auch deren
Rechte."
Das Ladyboy-Phänomen
Wohl in
keinem anderen Land der Welt sind Transsexuelle und weiblich agierende Männer
so sichtbar wie in Thailand. Wie kam es zur vergleichsweise hohen Akzeptanz der
Kathoeys?
1996 trat in
Thailand trat eine Volleyball-Mannschaft aus Ladyboys zur nationalen
Meisterschaft an - geschminkt und mit theatralischen Gesten galten sie zunächst
als lustige Abwechslung. Doch die "eisernen Ladys", wie sie bald
genannt wurden, konnten auch richtig gut spielen - und gewannen die
Meisterschaft.
Wohl in
keinem anderen Land sind Transsexuelle oder weiblich agierende Männer so
sichtbar wie in Thailand. Ob in der Millionenstadt Bangkok oder auch im kleinen
Dorf im der armen Isaan-Provinz - überfeminin agierende, teils wunderschöne
Männer mit leichtem Hang zum Theatralischen und knapp geschnittener Kleidung
shoppen auf dem Markt, arbeiten im Frisörsalon ebenso wie als Security-Guard in
der Bank oder löffeln die Suppe in der Straßenküche. Während ihr Anblick in
Berlin noch fremd oder ihre Anwesenheit in der ostdeutschen Provinz noch
lebensgefährlich wäre, sind sie in der thailändischen Gesellschaft scheinbar
gut integriert. Aber auch hier gibt es ein Stadt-Land-Gefälle: In Bangkok,
Chiang-Mai oder Pattaya scheint es einen regelrechten Wettbewerb zu geben, wer
der zickigste Ladyboy ist - in kleineren Orten verhalten sie sich
zurückhaltender.
Berühmt ist
Thailand auch für seine Ladyboy-Shows. Das "Tiffany", Pattayas
berühmtesten und ältestes Transvestiten-Kabarett, ist weit über die Grenzen des
Landes bekannt. 1974 hat die Tiffanny's-Show erstmals mit ganzen drei Ladys die
Besucher begeistert; inzwischen haben Millionen internationaler Besucher die
Veranstaltungen im "Palast der Dekadenz und Eleganz" besucht. In dem
Kabarett wird auch jährlich der "Miss International Queen"-Contest
ausgetragen.
Im Gegenzug
lockt Thailand jährlich Hunderte Transsexuelle aus aller Welt an, die ihren
Urlaub für eine Geschlechtsanpassung nutzen. Die plastischen Chirurgen des
Landes gelten als ausgewiesene Experten auf diesem Gebiet, zudem kostet eine
Operation in Thailand mit rund 6.000 Euro nur ein Bruchteil dessen, was man in
Europa oder Amerika dafür hinblättern müsste. Preecha Tiewtranon, Thailands
bekanntester Facharzt für plastische Chirurgie, hat selbst bereits über 3.000
Geschlechtsanpassungen vorgenommen. Rund 90 Prozent seiner Patienten kommen aus
dem Ausland.
Die Geschlechtergrenzen in Thailand sind fließend
Die
Geschlechtergrenzen sind im ehemaligen Siam viel fließender als im Westen. Die
Ladyboys oder Kathoeys, wie sie in Thailand auch genannt werden, passen so gar
nicht in das gewohnte Schema von Trans-, Homo-, Bi- und Heterosexualität. Als
Kathoeys bezeichnen sich heute sowohl Mann-zu-Frau-Transsexuelle als auch
weiblich agierende Schwule.
Thailands
Kathoeys kennen kein Coming-out: Auch der Thailand-Tourist kann im
Straßenalltag beobachten, dass sich Jungs bereits lange vor der Pubertät eher
weiblich verhalten - und das dann auch ausleben, während sich deutsche
Transsexuelle eher verstecken und nicht zugeben wollen, dass sie anders
empfinden als der Mainstream.
Leicht ist
der Ladyboy-Alltag in Thailand nicht immer, wie ein Beispiel aus der Provinz
Chiang Mai (600 Kilometer nördlich von Bangkok) zeigt: Nach Problemen sowohl in
den Mädchen- als auch in den Jungstoilette hat eine Techniker-Berufsschule ein
eigenes Kathoey-Klo eingerichtet. Die "rosa Lotosblume" getaufte
Toilette darf nur von den 15 transsexuellen Schülern benutzt werden - für die
anderen 1.500 Schüler ist der Raum tabu. Der Rektor hat die Änderung
veranlasst, nachdem es immer wieder zu Zwischenfällen kam: "Die
Transsexuellen haben zunächst die Damentoilette benutzt, aber die Mädchen waren
genervt und haben Unfug mit ihnen getrieben", so Posaporn Promprakai,
"die Jungs haben sie dann geneckt und verjagt. Dann kamen sie mit Tränen
in den Augen zu mir gerannt." Mit dieser Entscheidung will er die
Transsexuellen allerdings nicht politisch aufwerten: "Wir unterstützen
nicht ihre Entscheidung, so zu sein, wie sie sind. Ich habe nur gesehen, dass
es eine Gruppe gibt, die unglücklich an der Schule ist. Jetzt geht's ihnen aber
viel besser."
Kathoeys schon in Schriftstücken aus dem 13. Jahrhundert
Die Grund
für die relative Akzeptanz von Tunten liegt in der Geschichte Thailands, die
nicht von christlichen Dogmen bestimmt wurde wie hierzulande. Der australische
Universitätsprofessor Peter A. Jackson - wohl der wissenschaftliche Experte in
der Kathoey-Forschung - sieht die kann die historische Entwicklung Jahrhunderte
zurückverfolgen. Er schreibt, dass sogar vor dem Siegeszug des Buddhismus im
13. Jahrhundert Ladyboys existiert haben. Allerdings gibt es nur wenige
Quellen, da nicht viele Schriftstücke aus dieser Zeit erhalten sind. Er geht
davon aus, dass es keine Schwulen nach modernem Verständnis gab. Es existierten
zwar durchaus Männer, die miteinander schliefen - allerdings verhielt sich dann
immer ein Part weiblich, ein anderer männlich.
Dieses
geschlechtsgebundene Konzept der Sexualität wird daraufhin in der
thailändischen Version des Buddhismus fortgeführt. Für Männer gab es nur zwei
Geschlechtskategorien: "Phu-chai", bedeutet schlicht Mann und
bezeichnet jeden "echten Mann", der sich männlich verhält und mit
Frauen schläft. Die andere ist Kathoey - damit ist jeder gemeint, der sich
nicht an diese Konvention hält. Anders als im Christentum kamen diese Männer in
Thailand nicht auf den Scheiterhaufen; es existieren Berichte, in denen selbst
von Mönchen die Rede ist, die die Geschlechtsnormen beugen.
In den
vergangenen Jahrzehnten hat der Einfluss des Westens diese strikte
Unterscheidung aufgelöst. Neue Identitäten kamen hinzu, allen voran der als
"gay" bezeichnete moderne schwule Mann. Zudem hielt das Wort
"bai" Einzug (von bisexuell) - meist werden dort männlich agierende
Schwule ohnehin für bisexuell gehalten, da angenommen wird, dass sie sowohl bei
Frauen als auch bei Männern den aktiven Part übernehmen. Für sie gibt es sogar
einen Namen: Seua-Bai (wörtlich: Bi-Tiger). Auch beim neuen Wort
"Gay" ist die Unterscheidung zwischen aktiv und passiv wichtig: Als
"Gay-Queen" wird der passive schwule Sexpartner bezeichnet, der sich
zudem eher weiblich verhält. Sein Gegenstück ist der "Gay-King".
Ein Ladyboy boxt sich nach oben
Kathoeys
müssen sich in Thailand nicht verstecken. Sie sind zwar nach wie vor oft in
typischen "Tunten-Berufen" anzutreffen - aber sie können auch in
Macho-Domänen vordringen, was in Deutschland derzeit undenkbar ist. Besonders
faszinierend ist die Geschichte des Ladyboy-Boxers Nong Tum, der stets
vorbildlich geschminkt im Ring erschien. Ein Henry Maske oder Dariusz
Michalczewski wären wohl kaum gegen einen transsexuellen Boxer angetreten. In
den neunziger Jahren heimste Nong Tum allerdings einen Preis nach dem anderen
ein. Das Land lag ihm zu Füßen. "Mein Körper ist der eines Kämpfers, aber
in meinem Herzen bin ich eine Frau", sagte er einmal in einem Interview.
"Manchmal, wenn meine Gegner gut aussehen, fällt es mir schwer, sie
niederzuschlagen".
Seine
Geschichte, die auch im preisgekrönten Film "Beautiful Boxer"
nacherzählt wird, ist durchaus typisch für Kathoeys: Schon als Kind in der
thailändischen Provinz experimentiert Nong Tum mit Lippenstift und wünscht sich
nichts sehnlicher als lange Haare zu haben. Während die Mutter noch Verständnis
für die Gefühle ihres Sohnes aufbringt, tobt der konservative Vater und steckt
ihn zur "Heilung" ins Kloster. Doch auch das hilft nichts. Die
zufällige Begegnung mit einem Kick-Box-Trainer weckt in dem verwirrten Jungen
dann verborgene Talente: Er hasst zwar Gewalt, steigt aber dennoch in den Ring
- und siegt und siegt und siegt. Bald trägt er auch im Ring Schminke und
verwirrt so seine Gegner. Das Ergebnis: 18 Knockouts in 22 Kämpfen. Mit dem Preisgeld
unterstützt er seine armen Eltern - und legt sich etwas für eine
Geschlechtsanpassung zur Seite. 1999 dann wird aus dem Boxer eine Frau. Nach
langer Pause steigt sie Anfang 2006 im thailändischen Pattaya wieder in den
Ring - und besiegt einen Japaner.
Neben
erfolgreichen Sportlern sind in den thailändischen Medien Kathoeys nahezu
allgegenwärtig. So gehören sie in Seifenopern oder Filmen stets dazu - mehr
noch als hierzulande der Alibi-Schwule. Allerdings werden sie auch steroptyp
überzeichnet. Kreischend und rastlos huschen sie über den Bildschirm.
Alternativ stellen sie auch den Schurken dar, wie zuletzt im erfolgreichen
Kinostreifen "Tom Yam Goong" ("Die Rache des Kriegers").
Dort herrscht die kalte und herzlose "Madame Rose" über die Unterwelt
von Sydney.
Filme wie
"The Adventures of Iron Pussy" sind die Ausnahme: In dem trashigen
Agenten-Parodie-Musical von Apichatpong Weerasethakul ist die Tunte die
unangefochtene Heldin, der alle Sympathien zu fallen. Im wahren Leben ein
unauffälliger schwuler Kassierer in einem der unzähligen 7-Eleven-Shops in
Bangkok, läuft Iron Pussy als Spitzenagentin im Dienst seiner Majestät zur
Hochform auf. In Stöckeln, mit Perücke, Kleid und Make-Up kämpft sie gegen das
Böse und für Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe. Ihre geschlechtliche Identität
ist im Film kein Thema: Sie wird von allen Männern begehrt und von allen Frauen
beneidet. Und nur eine einzige konservative Dame vom Geheimdienst nimmt es ihr
übel, dass sie früher als Gogo-Boy gearbeitet hat.
Kaum körperliche, aber verbale Gewalt
Die Realität
sieht freilich oft anders aus: Im kastenartigen Sozialgefüge Thailands nehmen
die Kathoeys nach wie vor einen Platz ganz unten ein. Von außen gesehen,
scheinen sie voll integriert zu sein. Übergriffe sind in Thailand weitgehend
unbekannt. Aber es gibt Wege, Kathoeys das Leben zur Hölle zu machen: So wird
über Ladyboys oft getratscht. Oder sie verlieren viel leichter ihren Job als
andere. Besonders schlimm kann es in der eigenen Familie zugehen, die dort oft
nach außen so abgeschirmt ist, dass weder Freunde noch die Polizei den Umfang
der Misshandlungen erfahren - die von Vergewaltigungen bis hin zum Mord reichen
können. Auch kleine Kinder rufen femininen Männern auf der Straße bereits
"Kathoey Kathoey" hinterher.
Unterstützt
wird diese Ablehnung vom Glauben mancher buddhistischer Geistlicher. Sie
argumentieren, dass Kathoeys geboren werden, weil sie in einem vorherigen Leben
eine schlimme Sünde begangen haben, die Schuld an dieser Wiedergeburt im
falschen Körper. Dabei könnte es sich um Prostitution, Ehebruch oder auch
Kindesmissbrauch handeln. Aber auch nach dieser Auslegung ist weder Homo- noch
Transsexualität eine Sünde an sich. Damit wird lediglich eine Art
"karmische Schuld" zurückgezahlt. Darum müssten Kathoeys eher bemitleidet
werden als gehasst. Doch für viele Väter sieht die Sache anders aus, wenn ihr
Sohn plötzlich mit Lippenstift experimentiert: Sie wollen - wie auch im Westen
- lieben einen Sohn, der die Geschlechtergrenzen nicht durchbricht.
Seit den
achtziger Jahren hat die Aids-Problematik das Klima für Katheoys verschärft.
Kommentatoren und konservative Politiker argumentierten, dass homosexueller
Verkehr ein Zeichen von mangelnder Selbstkontrolle ist. Außerdem stieg durch
die wachsende Beliebtheit Thailands auch der Anteil von Ladyboys, die sich
prostituierten - in einem Land, in dem Zurückhaltung als größte Tugend gilt,
ist das aggressive Suchen von Ladyboys nach Freiern ein großes Problem. So
wurde es für Katheoys gleichzeitig schwerer, einen regulären Job zu finden und
einfacher, auf den Strich zu gehen, was in Thailand offiziell illegal ist. Auch
Ladyboy-Gangs, die gezielt Touristen mit Hilfe von K.O.Tropfen ausrauben, haben
am Image der Kathoeys gekratzt. Viele Reiseführer warnen pauschal vor jedem
Kontakt mit dem dritten Geschlecht.
Diskriminierungsverbot aufgrund "anderer sexueller Identitäten" in der Verfassung
Auf der
anderen Seite konnten im Kampf um Gleichberechtigung und Emanzipation einige
Fortschritte erzielt werden. So hat die thailändische Regierung erst 2005 den
Bann von Schwulen und Ladyboys im Militär aufgehoben. Auch Transsexuelle sind
nun zum Wehrdienst in der Royal Thai Army zugelassen. In Thailand gilt eine
allgemeine Wehrpflicht, durch Zufall ausgewählte Männer im Alter von 20 Jahren
müssen für zwei Jahre dienen. Schwule und Kathoeys waren sowohl von der
Pflicht- als auch der Berufsarmee bisher ausgeschlossen - durch Ärzte, die
ihnen eine "Geisteskrankheit" diagnostizierten. Man reagiere mit der
Entscheidung auf gesellschaftliche Entwicklungen, erklärten die Militärs
lapidar. Größter politischer Erfolg ist das Diskriminierungsverbot aufgrund
"anderer sexueller Identitäten" in der neuen thailändischen
Verfassung von 2007.
Auch die
große thailändische Optiker-Kette Top Charoen Optical hatte sich nach
Medienveröffentlichungen und Protestaktionen bei den Ladyboys des Landes für
einen diskriminierenden TV-Werbespot entschuldigen müssen. In dem Fernseh-Spot
wurde eine Tunte zusammengeschlagen, weil sie einen Mann auf einer öffentlichen
Toilette angesprochen hat. Der Ladyboy fragte erst nach der Zeit, bot aber nach
der mürrischen Antwort des Mannes, dass er keine Uhr dabei habe, eine
Armbanduhr zum Kauf an. Aus dem Off ertönte anschließend der Hinweis: "Wer
jetzt eine Brille bei Top Charoen bestellt, bekommt eine Uhr gratis."
Immer mehr junge Thais verstehen sich als "gay"
Es ist
schwer vorauszusehen, wie sich die Thailands Kathoey-Community in den nächsten
Jahren weiter entwickelt wird. Im Westen hat der Einfluss der Travestie
innerhalb der schwulen Community die letzten Jahrzehnte abgenommen. Mit dem
Konzept der Homo-Ehe drängt die ehemals verabscheute Gruppe in die Mitte der
Gesellschaft. Bleibt abzuwarten, ob junge Thailänder sich eher als
"Gay" identifizieren und einen gleichgestellten Partner suchen - oder
doch die Identität als Kathoey bewahren, die den Unterschied der Geschlechter
betont. Bislang sind die Ladyboy-Shows aus Bangkoks Gay-Discos kaum
wegzudenken. Und mit "Kathoey Hua Pook" (Skinhead-Ladyboy) gibt es im
Szene-Slang bereits einen Begriff für Schwule, die sich männlich geben.
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