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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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"Es sind noch
viele Fragen ungeklärt, es ist noch weitere Forschung nötig" ist einer der
Sätze, die weltweit dazu verwendet werden, Menschen ihr Recht auf ihr eigenes
Geschlecht zu verwehren. Man könnte den Satz auch als "Solange noch Fragen
offen sind, behandeln wir dich wie bisher"
übersetzen, denn in der Realität bedeutet diese Aussage bei
Menschen mit geschlechtlichen Variationen, die nicht in gesellschaftliche
Klischeevorstellungen passen, dass weiterhin von Außen zwangs- und
fehlzugeordnet wird - frei nach dem Motto: Solange wir im Dunkeln tappen, hast
Du kein Selbstbestimmungsrecht.
Den Satz gibt es übrigens schon länger, spätestens seit dem John
Money den Begriff "gender identity"
("Geschlechtsidentität") erfand. Eine "gender identity"
aber gibt es nicht.
Natalie Shainess war Psychoanalytikerin in New York und
schreib 1967 einen Artikel, den sie "The Evolution of Gender
Identity" nannte.
"Gender
Identity" beschreibt sie in diesem Text als Produkt äußerer Einflüsse und
meint zugleich, dass Transsexualität durch falsche Erziehung entstünde, ein
transsexueller Mensch sei eine ziemlich verwirrte Person, ein psychotischer
Mensch, der seine Realität mit Phantasien über sich selbst verwechselt.
Im weiteren Verlauf des Artikels geht es um die Entwicklung
einer "Gender Identity" von homosexuellen Menschen und welchen
Einfluss die Kindheit auf Homosexualität hat.
John Money und Anke Ehrhardt (die bevor sie John Money in
Baltimore traf und seine Assistentin wurde, u.a. auch an der Universität
Hamburg ihr Diplom erhielt) meinten mit dem Begriff "Gender Identity"
"sameness, unity, and persistence of one’s individuality as male, female,
or ambivalent...the private experience of gender role." (Money J. Ehrhardt A. Man & woman, boy
& girl. Baltimore (MD): John Hopkins University Press; 1972.). "Gender
Identity" beinhaltete von Anfang an also den Bezug zur Gesellschaft, zu
einer geschlechtlichen "Rolle". "Gender" so sagten sie, sei
das Produkt von Lernen und Erfahrung. Ehrhardt war übrigens Präsidentin der
International Academy of Sex Research, die Volkmar Sigusch und John Money 1973
gründeten, und deren offizielle Publikationsreihe "Archives of Sexual
Behavior" zur Zeit von Kenneth Zucker herausgegeben wird (Zucker ist
Vorsitzender der DSM-Group der APA, die versucht u.a. Intersexualität als
"gender identity" disorder anzusehen und auch Transsexualität für
eine psychische Störung hält). Anke Ehrhardt wurde von der "National
Lesbian and Gay Health Foundation" von Nordamerika 1994 ein Preis
verliehen. John Money wurde 2002 von der Deutschen Gesellschaft für
Sozialwissenschaftliche Sexualforschung noch vor seinem Tod mit der Magnus-Hirschfeld-Medaille
ausgezeichnet. Interessant, wenn man weiss, dass Genitalverstümmelungen von
intersexuellen Kindern häufig noch mit Money und Ehrhard legitimiert werden.
Interessant ist nun auch, dass die Geschichte der
sogenannten "gender identity" auch von Anfang an, immer in
Zusammenhang mit Intersexualität auftaucht. Anke Ehrhardt selbst hatte in ihrer
Laufbahn selbst mit intersexuellen Kindern zu tun. In einer Publikation von
1991 unter dem Titel "Interim Report of the DSM-IV Subcommittee on Gender
Identity Disorders" finden sich dann u.a. auch Kenneth Zucker wieder, aber
auch Heino Meyer-Bahlburg, zu dessen Spezialgebieten sowohl
"Intersexualität" gehört, als auch "Gender Identity
Disordes".
Mit "Gender Identity" liess sich also bislang eine
ganze Menge legitimieren. Einerseits half der Begriff zwar homosexuellen
Menschen scheinbar, den Makel der psychischen Störung abzustreifen (offiziell
gilt seit 1973 Homosexualität nicht mehr als psychische Störung), dennoch gab
es seit dieser Zeit eine neue Grundlage dafür Menschen ihre geschlechtliche
Integrität abzusprechen, ob sie nun homosexuell, intersexuell oder transsexuell
waren.
1. homosexuelle Menschen
Seit der Idee einer "Gender Identity" gilt
Homosexualität als sexuelle Identität, die sich erst entwickelt hat und ihre
Ursache in der Kindheit hat. Der Begriff "Gender Identity Disorders in
Childhood" bezieht sich vorwiegend auf angebliche "prä-homosexuelle
Kinder" (Begriff aus der Psychoanalyse). Reparative Therapien und Umpolungstherapien
an Kindern basieren auf dieser Vorstellung, dass die Mehrheit der Kinder mit
GID später homosexuelle Erwachsene würden (siehe: Green 1985, 1987; Zucker and
Bradley, 1995). Homosexuelle Männer seien Männer, die sich "wie
Frauen" benehmen, lesbische Frauen seien Frauen, die sich "wie
Männer" verhielten. Dass ein "wie Frauen" und ein "wie
Männer" lediglich auf Klischeevorstellungen basiert, nur am Rande.
2. intersexuelle Menschen
Die Verstümmelung von Menschen, die mit uneindeutigen
Genitalien bzw. "uneindeutigen" geschlechtlichen Merkmalen geboren
wurden, legitimierte man nun mit dem gesellschaftlichen Druck, den die Kinder
abbekommen würden, würde man sie nicht operieren. Da eine "gender
identity" ja Produkt der Erfahrungen in der Kindheit sei, so wird seitdem behauptet,
könne diese "gender identity" gestört werden. Argumentiert wird hier
u.a. mit Hänseleien durch andere Kinder. Würde man nun ein Kind geschlechtlich
"vereindeutigen", so können man dem Kind eine normale, ungestörte
"gender identity" ermöglichen. Im psychoanalytischen Fachsprech
heisst so etwas dann ungestörte "psychosexuelle Entwicklung". Warum
Genitalien an gesellschaftliche Vorstellungen angepasst werden müssen wurde
also mit einer gesunden "gender identity" des Kindes beantwortet.
3. transsexuelle Menschen
Dass das biologische Geschlecht mehr als Genitalien,
Hormone, usw. bedeutet und auch Abweichungen vorkommen, weiss man schon längst.
Seit dem es "gender identity" gibt, kann man aber einem
transsexuellen Menschen z.B. die Selbstaussage "ich bin eine Frau"
zur psychischen Störung, Phanatsie, und Illusion erklären. Man tut so, als gäbe
es ein eindeutiges biologisches Geschlecht (verschweigt dazu, dass man einige
intersexuelle Menschen mit Messer und Schere dazu erst "vereindeutigen"
musste) und sagt, dass transsexuelle Menschen von diesem eindeutigen
"biologischen Geschlecht" psychisch abweichen. Ihre "Gender
Identity" sei eben gestört.
Nimmt man alles zusammen, dann kann mit der Behauptung,
transsexuelle Menschen seien "gender identity disordered" wunderbar
die Verstümmelungen intersexueller Menschen rechtfertigen, schliesslich zeige
sich ja, dass es Menschen gäbe, die eine krankhafte "psychosexuelle
Entwicklung" durchliefen. Die "Vereindeutigung" intersexueller
Menschen und die Verheimlichung ihrer Existenz kann gleichzeitig ganz prima
dafür genutzt werden, ein heteronormatives Geschlechterbild (ein
eindimensionales, das eine einzinge Linie zwischen Mann und Frau zieht)
aufrecht zu erhalten, dass es so nicht gibt. Dies hilft einer inter- trans- und
homophoben Gesellschaft, homosexuelle Menschen als "andersherum"
anzusehen, was wiederum die Vorstellung unterstreicht, dass es Menschen gäbe,
deren psychosexuelle Entwicklung dazu führe, sich
"gegengeschlechtlich" zu verhalten, oder sogar "Geschlechtsumwandlungen"
anzustreben. Ein Zirkelschluss, bei dem sich mensch fragen kann: wozu das
Alles?
"Gender Identity" ist ein gescheitertes Konzept
einer hetereonormativen Welt, die meint, es gäbe so etwas wie eine männliche
oder weibliche Geschelchtsrollenidentität. Ohne klischeehafte Definitionen über
"männliche" oder "weibliche" Rollen kann es keine
"gender identity" geben - denn wenn es keine eindeutig
"männlichen" oder "weiblichen" Geschlechtsrollen gibt, ist
eine "gender identity" ziemlicher Unsinn. Oder umgekehrt: das Konzept
der "gender identity" muss zwangsläugig das Konzept stereotyper
Geschlechtsrollen mitschleppen, um sich selbst für seine Existenz rechtfertigen
zu können.
Gleichzeitig ist das Konzept "gender identity" ein
Machtinstrument, um geschlechtliche Zuweisungen vornehmen zu können. Gerade in
Gesellschaften, in denen starre Geschlechterstereotype gepredigt werden, sind
solche geschlechtlichen Zuweisungen häufig. Es ist höchste Zeit, die Ideen der
John-Money-Ära kritisch zu hinterfragen.
Quelltext: http://www.mut23.de/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=2&Itemid=8
Geschlechtsidentität aus der Geschichte von 1800 bis heute!
Der Berliner Chirurg Richard Mühsam, dem in der Diskussion
eine Schlüsselposition zukommt, operierte 1912 einen ersten von ihm so
bezeichneten weiblichen Transvestiten, die sich, 35-jährig, Brüste und
Gebärmutter entfernen ließ, "da sie diese Organe als nicht zu ihr gehörig
empfand. Sie hielt sich für einen verkappten Mann und wollte auch äußerlich wie
ein Mann aussehen. (...) (Sie) war (...) eine nicht unbegabte Malerin, trug
Männerkleider und klagte über (...) das Gefühl, Fremdkörper im Leibe zu haben.
Als diese (...) sah sie die Eierstöcke an, um deren Entfernung sie dringend
bat." Nachdem er ihr auch die Ovarien entfernt hatte, schreibt Mühsam
"fühlte sie sich (...) freier und betrieb die Umschreibung ihres
Personalstandes".
Geschlechtsidentität aus der Geschichte von 1800 bis heute!
Geschlechtswechsel in der Sexualpathologie
Cross-Dressing geriet erst auf dem Höhepunkt der
humanwissenschaftlichen Geschlechterdebatte innerhalb der psychiatrischen
Sexualpathologie des späten 19. Jahrhunderts in den medizinischen Blick. Dabei wurde auf tradierte Konzepte der Mischgeschlechtlichkeit zurückgegriffen,
wobei man Verbindungen und Übergänge zwischen den verschiedenen Formen annahm,
deren wichtigste der Hermaphroditismus war. Konkret geht das medizinische
Interesse am Cross-Dressing auf die moderne Diskussion um das gleichgeschlechtliche
sexuelle Begehren der Männer zurück, für das sich im 20. Jahrhundert der
Begriff "Homosexualität" durch setzte. Maßgeblich waren hierbei die
Texte von Karl Heinrich Ulrichs, dem ersten bekennenden "Urning", wie
er Männer begehrende Männer in Anlehnung an den Planeten Uranus nannte. Seine
ab 1864 erscheinenden emanzipatorischen Streitschriften richteten sich gegen
die drohende Fortschreibung der nach preußischem Recht geltenden Strafbarkeit
sexueller Handlungen zwischen Männern im geplanten neuen Strafgesetzbuch für
das Deutsche Reich.
Ulrichs' Schriften regten um 1870 zunächst den Berliner
Ordinarius und Charité-Psychiater Carl Westphal und zehn Jahre später dessen
Grazer Kollegen Richard von Krafft-Ebing zur Begründung der modernen
Sexualpathologie an. Ulrichs stellte die These von der weiblichen Seele im
männlichen Körper auf und unterschied zwischen virilen und femininen Urningen,
wobei er traditionell weibliche Beschäftigungen und das Tragen von
Frauenkleidern als Kennzeichen der sogenannten Weiblinge verstand.
Als Beispiel nannte Ulrichs den berühmt gewordenen
Gardinenaufstecker Blank, der um 1850 "ganz als Dame gekleidet auf den
Wallpromenaden von Torgau" spazieren ging, sich zeitweise als Frau ausgab
und von der Polizei verhaftet wurde. "Jener Blank war sogar so kühn, bei
der Obrigkeit förmlich um die Erlaubnis einzukommen, sich weiblich nennen und
kleiden zu dürfen. Die Bitte ward abgeschlagen." Jener Fall fand in dem
1870 veröffentlichten Schlüsseltext "Die conträre Sexualempfindung" von Carl Westphal ausführliche Erwähnung. Die Fallgeschichten betreffen eine
Frau, die "gern ein Mann sein" wollte, "eine männliche
Beschäftigung" suchte und von sich sagte: "Ich fühle mich überhaupt
als Mann und möchte gern ein Mann sein."
Ein anderer Fall ist ein
"auf einem hiesigen (Berliner, R.H.) Bahnhofe unter verdächtigen
Umständen" verhafteter "Mann in Frauenkleidern". Dieser klagte:
"Das weibische Wesen ist eine wahre Qual für mich gewesen, das Verlangen,
Frauenkleider anzuziehen, steigt öfter (...) in mir auf."
Er gab dem
zweifelnden Westphal aber gleichzeitig zu verstehen, dass er sich sexuell nur
zu Frauen hingezogen fühle. Westphal kam nun zu dem Schluss, dass es "bei
der geschilderten Neigung zum Anlegen von Frauenkleidern wirklich um ein Symptom
eines pathologischen Zustandes"gehe, eine Stufe der angeborenen
conträren Sexualempfindung: "Hier handelt es sich wohl eben nur um
Gradunterschiede."
In der sexualpathologischen Denkrichtung des
letzten Drittels des 19. Jahrhunderts fand eine Koppelung von Cross-Dressing
mit gleichgeschlechtlichem Begehren zu einem Gesamtphänomen statt, eben jener
"conträren Sexualempfindung". Diese neue Diagnose umgreift als
Sammelbezeichnung ausnahmslos alle von den Geschlechternormen abweichenden
Gefühls- und Verhaltensweisen. Als nur graduell verschiedene Phänomene wurden
gleichgeschlechtliches sexuelles Begehren, Cross-Dressing und der Wechsel der
sozialen Geschlechterrollen bei Männern und Frauen zusammengefasst. Um den
Wandel der Bewertung des Cross-Dressing von der Täuschung zum Symptom der
conträren Sexualempfindung zu illustrieren, sei auf zeitgenössische Abbildungen
verwiesen.
Krafft-Ebing entwickelte in seiner wirkungsmächtigen
"Psychopathia Sexualis" 1886 Westphals Idee der
"Gradunterschiede" zu einer hierarchisch-ontologischen Ordnung, in
deren aufsteigender Folge die Zeichen der Geschlechtermischung immer deutlicher
hervortreten. Und entsprechend dem Ansatz Griesingers, nachdem
Geisteskrankheiten Hirnkrankheiten seien, präzisierte Krafft-Ebing Ulrichs'
These von der weiblichen Seele im männlichen Körper in das weibliche Gehirn
respektive "Sexualcentrum" im Männerkörper.
Sein diagnostischer Blick
weitete sich auf die Trias sexuelle Objektwahl, körperliches und soziales
Geschlecht aus. Weil Krafft-Ebing bei der conträren Sexualempfindung zwischen
"erworbener Perversität" und "angeborener Perversion"
unterschied, schlug er zwei analoge Reihen dieser Abstufungen vor. Erstere
steige bis zur "Metamorphosis sexualis paranoica (dem Wahn der
Geschlechtsumwandlung)"an, letztere über die "Effemination"
der Männer und die "Viraginität" der Frauen bis zur
"schwerste(n) Stufe degenerativer Homosexualität",der
"Androgynie" respektive "Gynandrie".
Für das Stadium der
Viraginität der Frauen sei der große "Drang" charakteristisch,
"auch Haar und Zuschnitt der Kleidung männlich zu tragen, unter günstigen
Umständen sogar in der Kleidung des Mannes aufzutreten und als solcher zu
imponieren. Nicht selten sind die Fälle, wo Weiber in Männerkleidern
aufgegriffen wurden."
Und über die "Effemination der Männer"
schreibt er: "Vielfach zeigen sich auch Bestrebungen, in Gang, Haltung und
Zuschnitt der Kleider sich der weiblichen Erscheinung zu nähern."
Ulrichs lehnte in seinem emanzipatorisch angelegten Konzept eines
mischgeschlechtlichen Uranismus jede Krankheitszuschreibung ab, erst in der
Rezeption seiner Schriften erfolgte dessen sexualpathologische Ausdeutung:
Cross-Dressing wurde Symptom und Diagnose zugleich.
Im Kontext der um die Jahrhundertwende zunehmenden
Verwissenschaftlichung, Popularisierung und Politisierung der Homosexualität
begann auch der Selbstdiskurs der Cross-Dresser und Geschlechtswechsler.
Mit
der Etablierung einer Homosexuellenbewegung in Gestalt des
Wissenschaftlich-humanitären Komitees (1897) wurde der Homosexuelle in der
Öffentlichkeit ein geläufiger Sozialcharakter. Infolge seiner Funktion als
Mitbegründer und Sprachrohr der Vereinigung avancierte Magnus Hirschfeld zur
Schlüsselfigur dieser Emanzipationsbewegung und für deren Klientel zum
wichtigsten Ansprechpartner in wissenschaftlichen, rechtlichen, aber auch ganz
alltäglichen sozialen Fragen.
Ausgehend von seinen Forschungen über sexuelle
Zwischenstufen entwickelte er im Rückgriff auf Ulrichs die Auffassung, dass
jeder Mensch eine Mischung aus männlichen und weiblichen, körperlichen und
seelischen Eigenschaften sei. Ab 1903 setzte sich für diesen Ansatz der Begriff
"Zwischenstufentheorie" durch, wobei Homosexuelle und Hermaphroditen die
prominentesten Vertreter darstellten.
Cross-Dresser bildeten bei Hirschfeld zunächst keine
eigenständige Kategorie, auch er begriff ihre Passion als Anzeichen von
Homosexualität. Dies lässt sich in vielen Texten sowie anhand der ersten und
einzigen Abbildung eines "Homosexuellen" aus seinem programmatischen
Aufsatz im Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen von 1899 erkennen.
Das Jahrbuch war darauf angelegt, über die ganze Fülle
mischgeschlechtlicher Formen zu berichten. Dort erschienen wichtige Arbeiten
zum Hermaphroditismus wie auch die erste zum Cross-Dressing überhaupt. Diese
stammt nicht von einem ärztlichen Experten, sondern aus der Feder eines
Cross-Dressers. Dieser beschreibt sich
zunächst in Anlehnung an Vordiskussionen als Urning, "welcher zu der
Gruppe der ausgeprägtesten Effeminierten gehört".
Obwohl seine Passion
auf die Neigung, Frauenkleider zu tragen, begrenzt war und er von einer
"Liebesbeziehung" zu einer Frau berichtet, schreibt er weiter:
"Es kann nicht mehr festgestellt werden, ob sich in frühester Jugend schon
Erscheinungen von Homosexualität bemerkbar machten." Als Hirschfeld
diesen Mann knapp zehn Jahre später in der Kasuistik seiner Monografie
"Die Transvestiten" beschrieb, kommentierte er dessen damalige
Selbsteinordnung mit der Bemerkung: "Er bezeichnet sich dort
irrtümlicherweise als Urning, während er selbst ausdrücklich angibt, sein
Geschlechtstrieb sei stets auf das Weib gerichtet gewesen." 1910 gibt
jener Cross-Dresser nun auch an: "Homosexuell bin ich nicht, im Gegenteil,
ich kann sagen, ich bin ein echter Don Juan gewesen."
Der Wandel in
dieser Selbst- und Fremdzuordnung setzte erst ein, als ein alternatives,
passenderes Konzept vorlag, das die Differenz zwischen sexuellem Begehren und
Kleidervorliebe betonte. Während sich einige Cross-Dresser an der
sexualpathologisch hergestellten "Verwandtschaft" mit den
Homosexuellen nicht störten, fühlten sich andere missverstanden und versuchten,
sich dezidiert abzugrenzen.
Auch in der allgemeinen Öffentlichkeit war die Zuordnung der
Cross-Dresser zu den Urningen verbreitet. Ein vom Sexualwissenschaftler Iwan
Bloch beschriebener Mann berichtete, dass er vergeblich versuchte, bei seiner
Frau Verständnis für seine Neigung zu wecken. Sie forschte nach, indem sie
andere Frauen befragte: "Diese wußten ihr über Männer, die so veranlagt
wären wie ich, nur Schlechtes und Gemeines zu berichten, ich sollte unbedingt
ein Urning sein (...)."
Das Image des Urnings oder Homosexuellen war
negativ besetzt, sodass die Bezeichnungen auch als Schimpfwort gebraucht
wurden. Dies gab Anlass zur Distanzierung. So beschreibt ein von Hirschfeld als
Transvestit porträtierter Mann sich wie folgt: "Von sonstiger
Homosexualität aber ist keine Spur vorhanden. Urninge und effeminierte Männer
verachte ich tief."
Die ablehnende Haltung der Cross-Dresser
gegenüber den Homosexuellen veranlasste sie dazu, Hirschfeld anzuregen, sich
ihrer anzunehmen: "Ich kann es nicht begreifen, dass sich die Wissenschaft
nicht mit den Effeminierten abgibt, wo es doch etwas Alltägliches und
Natürliches ist; und leider werden wir fälschlich auch noch oft für Päderasten
gehalten."
Damit initiierten die Cross-Dresser einen Dialog, im Zuge
dessen Hirschfelds Entwurf des Transvestitismus entstand.
Andererseits gab es auch bei homosexuellen Männern das
Bedürfnis, sich von der sichtbaren Effeminierung der Cross-Dresser zu
distanzieren; ihnen war der Abstand mindestens ebenso wichtig wie umgekehrt.
Die in Hirschfelds "Zwischenstufentheorie" vorgenommene Verknüpfung
von männlicher Homosexualität mit Weiblichkeit provozierte beim viril
orientierten Flügel der Homosexuellenbewegung Protest, wie ihm durchaus bewusst
war: "Der großen Mehrzahl der Homosexuellen, nicht nur der virileren, ist
die Verkleidung direkt unsympathisch."
Die als Zerrbild wahrgenommene Darstellung Hirschfelds
führte 1907 innerhalb des Wissenschaftlich-humanitären Komitees zur Sezession.
Nach Auffassung der tendenziell misogynen Sezessionisten machte Hirschfeld die
Homosexuellen zu "Halbweibern" und "einer Art psychischer
Mißgeburt", wie ihr Wortführer Benedikt Friedländer es nannte. Das Ziel
der Homosexuellenbewegung, die Abschaffung des Paragrafen 175
Reichsstrafgesetzbuchs (RStGB), erforderte aber gerade eine Bündelung der
Kräfte, was ein konsensfähiges Bild vom Homosexuellen voraussetzte. Die
Herstellung eines Konsenses zwischen den Lagern dürfte daher ein weiteres Motiv
für die Trennung der Effeminierten von den Homosexuellen gewesen sein; die
Einführung der neuen Kategorie "Transvestiten" kann somit als
Konzession an Hirschfelds Opponenten in der Homosexuellenbewegung gelesen
werden.
Schwierigkeiten der Transvestiten ergaben sich jedoch nicht
nur aus den stigmatisierenden Fremdzuschreibungen ihrer Eigenart, sondern vor
allem aus juristischen Konsequenzen. Obwohl das deutsche Strafrecht der Kaiser-
wie der Weimarer Zeit das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts nicht
ausdrücklich sanktionierte, waren Personen, die polizeilich als Transvestiten
erkannt wurden, wegen der "Erregung öffentlichen Ärgernisses" und
somit "Störung der öffentlichen Ordnung" mit empfindlichen Strafen
bedroht. Bei vielen Transvestiten beiderlei Geschlechts blieben aufgrund ihres
Körperbaus, Haarwuchses, Gesichtsschnittes, ihrer Bewegungen oder der Stimmlage
trotz noch so perfekter Aufmachung Spuren des Herkunftsgeschlechts wahrnehmbar.
Abbildung 6 soll die Irritationen in der öffentlichen Geschlechter-Performanz
illustrieren. Einige Transvestiten wurden deshalb von der Polizei festgenommen
und mussten als "Wiederholungstäter" Haftstrafen verbüßen.
Für diesen Personenkreis handelte Hirschfeld gemeinsam mit
seinem Kollegen Iwan Bloch um 1910 mit der Polizeibehörde eine Übereinkunft aus,
nach der von einer Festnahme abgesehen wurde, wenn die Betreffenden eine
polizeilich bestätigte Bescheinigung vorlegen konnten, die sie als ärztlich
beglaubigte Transvestiten auswies. Der "Transvestitenschein" wurde in
der Folge häufig ausgestellt.
Zu dieser
Zeit hatte sich besonders in Berlin eine vielfältige Transvestitenkultur mit
eigenen Lokalen, Treffpunkten, Organisationen und Zeitschriften entfaltet.
Dank einer mündlichen Übereinkunft mit dem Preußischen Justizminister
war es ab 1921 in einem gutachterlichen Verfahren möglich, eindeutig auf das
Geschlecht verweisende Vornamen durch einen neutralen, etwa Alex oder Toni, zu
ersetzen; in einem Fall gelang sogar die Umschreibung des Personenstandes.
Vornamensänderungen gaben die Behörden in Verwaltungszeitungen bekannt, was
einem amtlichen Outing gleichkam: Die Anzeigen enthielten die Klarnamen,
persönlichen Daten und Wohnadressen der Betreffenden. Beide Praxen bedeuteten
ein doppeltes Abhängigkeitsverhältnis der Transvestiten, nämlich vom Wohlwollen
der Gutachter und der Überzeugungskraft ihrer ärztlichen Expertise -
schließlich war die Anerkennung von Hirschfelds durchaus nicht unumstrittenem
Transvestitismus-Konzept die Voraussetzung. Abhängig waren sie aber auch vom
Verständnis der Polizei und Justiz, auf deren Genehmigung sie angewiesen und
deren Kontrollwillkür sie ausgeliefert waren. Insofern hatten die Transvestiten
trotz dieser Liberalisierungen also auch weiterhin einen prekären Status inne.
Zur (Be)Deutung des Geschlechtskörpers
Zu den Transvestiten zählten auch Frauen und Männer, die
nicht nur die Kleidung des anderen Geschlechts bevorzugten, sondern sich diesem
ganz zugehörig fühlten. In den wenigen frühen Mitteilungen dieser
Personengruppe finden sich allerdings keine Hinweise auf Operationswünsche.
Punktueller, passagerer oder permanenter Wechsel des sozialen Geschlechts war
in ihrem Selbstkonzept offenbar nicht notwendig mit einem - wie es heute heißt
- "Unbehagen im falschen Körper" und dem Wunsch nach dessen
Umgestaltung verbunden. Hirschfeld berichtet allerdings von einigen Männern,
die über kürzere oder längere Zeit als Frau gelebt hatten, und fasst ihre
Körperwünsche und -wahrnehmungen wie folgt zusammen: "Vielfach bilden sich
zwar die Transvestiten vor dem Spiegel stehend ein, ihre Formen seien weicher
und weiblicher, wie die gewöhnlicher Männer; aber ihre meist rauhe Haut, die
behaarte Brust, der starke Bartwuchs, der schlanke, oft sehnige Körperbau, die
straffen Linien und Züge, die tiefe Stimme zeigen, dass es sich um eine
angenehme Selbsttäuschung handelt, die übrigens keine tiefgehende ist, auch
nicht den Charakter einer Wahnidee trägt; sie wissen ganz genau, dass ein
Widerspruch zwischen ihrem Körper und ihrer Seele klafft."
Mit dem Ausdruck
vom "klaffenden Widerspruch" weist Hirschfeld auf die empfundene
Diskrepanz von Physis und Psyche hin. Damit deutete sich zwar ein Handlungsfeld
an, aber noch fehlten sowohl der artikulierte Wunsch als auch die geeigneten
Techniken zu dessen Umsetzung.
Selbstgestaltung des Geschlechtskörpers
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfuhr der Körper sowohl in
der (Sexual-)Wissenschaft als auch in den alle Bevölkerungsschichten und
Bereiche des alltäglichen Lebens durchziehenden Lebensreformbewegungen eine
Rehabilitierung, Neudefinition und Aufwertung. Diese Bedeutungsaufladung des
Geschlechtskörpers für die Konstruktion des Selbst bildete die Voraussetzung
dafür, jene Personen, die sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlten, zur
physischen Umgestaltung zu motivieren. Die dazu nötigen Techniken wurden in der
um 1900 aufkommenden kosmetischen Medizin entwickelt, sei es die
Gesichtschirurgie, die Röntgenepilation oder die Paraffinbrustplastik. Diese
Kontextualisierungs- und Plausibilisierungsversuche können den Wunsch nach
operativer Geschlechtsumwandlung allerdings lediglich einordnen. Sie vermitteln
jedoch keinen Eindruck von der Tiefe individuellen psychischen Leids, das
Einzelne Anfang des 20. Jahrhunderts dazu trieb, irreversible Umgestaltungen
durch invasive Eingriffe - wie sie Kastration und Amputation darstellen -
durchzusetzen oder an sich selbst vorzunehmen.
Die nach 1910 datierten ersten Versuche körperlicher
Manipulation sogenannter Transvestiten zielten allerdings noch nicht auf
operative Umgestaltung, sondern zunächst "nur" darauf, die Zeichen
des Herkunftsgeschlechts zu tilgen. Diese Schlussfolgerung legen zumindest die
Quellen nahe. So berichten die Ärzte Tange und Trotsenburg 1911 über einen
niederländischen Transvestiten, der mittels verschiedener Manipulationen
versuchte, seinen Körper zu verweiblichen.
Der Vater von vier Kindern hatte
sich bereits 1905 einseitig kastriert, später entfernte er mit Hilfe seiner
Frau auch den zweiten Hoden und versuchte durch Lufteinblasungen Brüste zu
bekommen, weshalb er mehrfach ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Von nun an
mehren sich derartige Mitteilungen in der Fachpresse. Dieses Selbstgestalten
des Geschlechtskörpers findet zunächst vor und außerhalb der medizinischen
Diskursivierung der Umwandlung statt.
Eine erste vorläufige Differenzierung zwischen den
"normalen" Transvestiten und jenem Personenkreis, der sich dem
anderen Geschlecht zugehörig fühlte, beginnt in diesem Zeitabschnitt. Sie geht
auf den englischen Sexualwissenschaftler Havelock Ellis zurück, der das
Phänomen des Cross-Dressing in Anlehnung an den Chevalier D'Eon
"Eonism" nannte.
Anlässlich der Präsentation entsprechender Fälle
unterschied Ellis zwei Typen: Neben der Mehrzahl, bei der "die Inversion
hauptsächlich auf die Kleidung beschränkt" sei, gebe es eine
vollständigere Inversion, bei der "die Aenderung der Bekleidung als etwas
verhältnismäßig Gleichgültiges betrachtet wird". Ein Individuum dieser
Prägung identifiziere sich jedoch "mit seinen physischen und psychischen
Zügen, die an das entgegengesetzte Geschlecht erinnern, (...) dass es sich
wirklich diesem Geschlecht zugehörig fühlt, obwohl es über seine anatomische
Bildung keine Wahnvorstellungen hat".
Erste Versuche operativer Geschlechtsumwandlung
Außer diesen kolportierten Operationswünschen führt
Mühsam keine Argumente zur Begründung der Eingriffe an, obgleich sie nach den
medizinethischen Standards schon damals als problematisch galten, weil es keine
Indikation dafür gab. Und obwohl die Eingriffe aus heutiger Sicht als erste
ärztlich ausgeführte Geschlechtsumwandlung von Frau-zu-Mann gelten dürfen,
wurden sie damals nicht als solche betrachtet. Auch Hirschfeld erwähnte 1918
zahlreich geäußerte Bedürfnisse und Versuche körperlicher Umgestaltung. Nachdem er 1919 sein Institut für Sexualwissenschaft eröffnet hatte, teilte der
dort als Psychotherapeut tätige Arthur Kronfeld mit, dass allein im ersten Jahr
zwölf Männer um eine Kastration baten; zehn von ihnen konnte er davon
abbringen.
Ausschlaggebend für die ersten mitgeteilten Wünsche nach
Operationen ist folgender Kontext: Im Zuge der nach 1900 einsetzenden Forschung
zur Wirkung von Geschlechtshormonen wurden experimentelle
Geschlechtsumwandlungen an Haus- und Labortieren vorgenommen. Über die vom
Wiener Physiologen Eugen Steinach realisierten berichtete die deutschsprachige
Fach- und Tagespresse als wissenschaftliche Sensation. Wie solche Berichte bei
einigen Transvestiten Wünsche nach analogen Eingriffen wachriefen, lässt sich
am Beispiel eines 1916 vom Sexualwissenschaftler Max Marcuse beschriebenen
Mannes illustrieren: "Die im Mai v.J. durch die Presse gegangene Notiz
(...) veranlasste Herrn A., mich darüber zu konsultieren, ob eine derartige
Operation nicht auch am Menschen mit Erfolg ausgeführt und er auf diese Weise
zu einem Weibe gemacht werden könnte."
Ihn bringe das "Vorhandensein
des Gliedes und der Hoden oft zur Verzweiflung", er sei völlig beherrscht
von der "Idee der Verweiblichung und ihrer Herbeiführung auf operativem
Wege". Deutlich zeigt sich hier, auf welch direkte Weise die
Medialisierung der Geschlechtsumwandlung auf diesen Personenkreis wirkte.
Die erste komplett dokumentierte
Mann-zu-Frau-Geschlechtsumwandlung erfolgte 1920/1921 bei einem Patienten des
Hirschfeld-Instituts. Bei diesem Medizinstudenten, der mit der Pistole in der
Hand mit Suizid drohte, wurde von Arthur Kronfeld eine "schwere
Sexualneurose" diagnostiziert. Sie diente als medizinische Indikation für
die Eingriffe, während die Suiziddrohung eine sogenannte Notoperation
rechtfertigte, wie ein weiterer Hirschfeld-Mitarbeiter später ausführlich darlegte.
Die von Mühsam ausgeführten Operationen umfassten zunächst die Kastration, die
Vernähung des Penis im Damm und die Ausformung einer Neovagina; später wurde
auch ein Eierstock implantiert. All diese Behandlungsschritte waren in anderen
medizinischen Kontexten entwickelt worden und wurden nun zur Lösung einer
bislang unbekannten Problematik zusammengeführt. Man könnte das Vorgehen als
Experiment mit ungewissem Ausgang charakterisieren, das der individuellen
Notlage eines Patienten und medizinischen Omnipotenzphantasien entsprang, das
"natürliche" Geschlecht medizinisch ändern zu können.
Mit Unterstützung des Instituts für Sexualwissenschaft
erfolgten bis 1931 eine ganze Reihe weiterer Umwandlungen. Über die Routine der
Operationen berichtet Felix Abraham in einer ersten medizinischen
Veröffentlichung im selben Jahr. Die bekannteste dieser frühen
Geschlechtsumwandlungen ist die des dänischen Malers Einar Wegener, der sich
aufgrund des Operationsortes Dresden "Lili Elbe" nannte.
Obgleich es nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten
1933 keine einheitliche Strategie im Umgang mit Transvestiten gab, standen
diese unter dem Generalverdacht der Homosexualität. Zur Verfolgung der
Homosexuellen wurde 1935 der entsprechende Paragraf 175 RStGB verschärft und
die Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und der Abtreibung
eingerichtet. Transvestiten standen unter der Beweislast ihrer
Heterosexualität; für einige, denen dies gelang, wurden Transvestitenscheine
aus der Weimarer Zeit verlängert oder sogar neue ausgestellt. Und obgleich der
Berliner Charité-Psychiater Karl Bonhoeffer 1941 berichtete, dass ihm Wünsche
nach Geschlechtsumwandlung - wie aus der Weimarer Zeit - nicht mehr begegnet
seien, lässt sich zumindest eine ausgeführte Operation bei einem Mann-zu-Frau
Transsexuellen für die NS-Zeit nachweisen. Über das Schicksal der vor 1933
Operierten liegen keine systematischen Forschungen vor.
Erst in den 1950er Jahren setzte in den USA erneut eine
medizinische Diskussion über die Geschlechtsumwandlung ein, allerdings nicht
mit direkten Bezug auf die deutsche Vorläuferschaft, ohne die sie freilich
nicht zu denken ist. Harry Benjamin nahm für sich in Anspruch, den Begriff
transsexuality eingeführt zu haben. Ähnlich wie Hirschfeld den Wunsch nach
Geschlechtsumwandlung bei "extremen Transvestiten" als "stärkste
Form des totalen Transvestitismus" bezeichnete, beschrieb Benjamin
"den Transsexualismus als höchsten Grad des Transvestismus" (sic)
oder die "Transvestiten als die mildeste Form unter den
Transsexuellen".
In Deutschland bezeichnete man Personen mit dem Wunsch nach
Geschlechtsumwandlung noch bis in die 1950er Jahre als Transvestiten. Erst mit
der Rezeption von Benjamins Arbeiten in den 1960er Jahren wurde, ohne Bezug zur
hier beschriebenen Vorläuferdiskussion um Hirschfeld, in beiden deutschen
Staaten von "Transsexualismus", später von
"Transsexualität" gesprochen.
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