Montag, 4. Mai 2015

Welche Theorie ist günstiger für Homosexuelle,Transsexuelle etc



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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2015

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Welche Theorie ist günstiger für Homosexuelle,Transsexuelle etc

Eine Säule, auf die sich Queertheorie und Gleicheheitsfeminismus immer wieder gerne stützen, ist, dass sie die “bessere Theorie” von den Folgen her sind. Ich hatte das hier schon einmal gleich am Anfang dieses Blogs in den Kommentaren gehabt.

Butler führt den Gegensatz zwischen einer binären Geschlechterordnung und einer freien Zuordnung in “Die Macht der Geschlechternormen (Undoing Gender)” (S. 62) aus.

 Eine so geartete Gewalt entsteht aus dem tief wurzelnden Wunsch, die binäre Geschlechterordnung als natürliche oder notwendige beizubehalten, aus ihr eine Struktur zu machen, der sich, sei sie nun natürlich oder kulturell oder beides, kein Mensch widersetzen und dabei menschlich bleiben kann. Wenn eine Person den Normen der binären Einteilung der Geschlechter widerspricht, indem sie nicht nur einen kritischen Standpunkt dazu einnimmt, sondern die Normen in kritischer Weise verkörpert, und dieser stilisierte Widerspruch lesbar ist, dann entsteht die Gewalt offenbar genau als das Verlangen, diese Lesbarkeit zu zerstören, ihre Möglichkeit in Frage zu stellen, sie unwirklich und unmöglich zu machen trotz des gegenteiligen Anscheins. Das ist dann keine Verschiedenheit der Standpunkte mehr. Diesem verkörperten Widerspruch mit Gewalt zu begegnen bedeutet praktisch deutlich zu machen, dass diese Körper, diese Herausforderung einer akzeptierten Version der Welt undenkbar ist und sein soll (…) Im Lichte einer solchen Analyse kommt eine ethnische Frage auf: Wie können wir eine Verschiedenheit begegnen, die die Raster unser Intelligibilität in Frage stellt, ohne den Versuch zu machen die Herausforderung auszuschließen, die von der Verschiedenheit ausgeht? (…)  Es bedeutet, dass wir Lernen müssen, mit der Zerschlagung und Neuformulierung des Menschlichen zu leben und dies im Namen einer großzügigeren und letztlich weniger gewalttätigen Welt zu akzeptieren, ohne im Voraus zu wissen, welche Form unser Menschsein annimmt und annehmen wird. Im Namen der Gewaltlosigkeit müssen wir für die Wandlung des Menschen offen sein

Meiner Meinung nach hat diese Ansicht aber drei wesentliche Denkfehler

sie vergleicht sich mit einer Strohmannbiologie
sie unterschlägt das Schadenspotenital der eigenen Auffassung
Sie errichtet einen Kausalzusammenhang wo keiner ist

1. der Vergleich mit der Strohmannbiologie

Nach dem Genderfeminismus und der Queertheorie kann jeder alles sein, weil es keine Regeln gibt. Alles ist gesellschaftliche Konstruktion und damit beliebig.

Nach der Strohmannbiologie gibt es hingegen zwei Geschlechter, Mann und Frau, und keine Zwischenformen. Die Strohmannbiologie entspricht einem Essentialismus, der keine Abweichungen kennt.

Daraus folgt dann in der Strohmannbiologie ein Problem für alle, die nicht klar in diese Kategorie passen. Denn sie werden dann in diese hineingepresst.

Die tatsächliche Meinung in der Biologie hingegen erlaubt aber ebenfalls fliesende Übergänge.

Homosexualität muss nicht in ein Schema der Heterosexualität gepresst werden, weil sie ebenso natürlich ist, wie Heterosexualität. Es sind nichts weiter als anders abgespeicherte Attraktivitätsmerkmale. Transsexualität muss nicht in eine der beiden Richtungen gepresst werden, weil Abweichungen von Gehirngeschlecht und Phänotyp erklärbar sind. Intersexualität ist genauso erklärbar wie sehr männliche Frauen oder sehr weibliche Männer.

Der Unterschied ist insoweit lediglich, dass die Entwicklungsschritte eingeschränkter sind

Nach den biologischen Theorien gibt es Homosexuelle, die eben homosexuelle sind und nicht Leute, die sich gegen Heterosexualität entschieden haben. Sie können sich weder umentscheiden noch um erzogen werden.Allenfalls wenn sie eh in der Mitte stehen, also biologisch bisexuellsind, spielt eine Entscheidung eine Rolle.

2. Schadenspotenital

Das Schadenspotential der jeweiligen Positionen berechnet sich meiner Meinung nach wie folgt:

Bei der Strohmannbiologie besteht die Gefahr, dass Personen in die Schema “männlich” und “weiblich” gepresst werden. Weil das Schema ja auch durchaus bei vielen ausserhalb der Queertheorie und des Gleichheitsfeminismus verbreitet ist, ist dies eine ständige Quelle für Belästigungen, Gefahren und Benachteiligungen für Homosexuelle, Transsexuelle und Intersexuelle.

Bei der tatsächlichen Biologie bestehen wenig postnatale Änderungsmöglichkeiten. Ist das Kind erst einmal geboren, dann ist sein Transsexualität, seine Homosexualität, seine Intersexualität bereits gegeben. Die Orientierung kann nicht mehr geändert werden. Es besteht lediglich die Möglichkeit vorher Einfluss zu nehmen, entweder indem die Übertragung bestimmter genetische Faktoren verhindert wird (beispielsweise indem die befruchteten Eizellen untersucht und nur für den Fall eingepflanzt werden, dass die genetischen Faktoren nicht vorhanden sind bzw. über Hormone eine Steuerung im kritischen Zeitpunkt vorgenommen werden. Die Folgen wären dann eine Verringerung homosexueller, transsexueller und intersexueller Personen. Allerdings bliebe es dabei, dass Personen, die diese Behandlung nicht hatten, nicht veränderbar wären. Es käme des weiteren noch eine Anpassung des Körpers an ein Gehirngeschlecht in Betracht. Allerdings wäre eine Folge der biologischen Theorie, dass dieser Eingriff, da das Gehirngeschlecht bereits fixiert ist, wesentlich riskanter ist, sofern man das Gehirngeschlecht nicht erkennen kann. Der Körper kann nicht beliebig angepasst werden.

Bei der Queertheorie und dem Gleichheitsfeminismus wäre bezüglich ihrer Grundlage, der gesellschaftlichen Entstehung der Unterschiede, hingegen eine Entscheidung für ein bestimmtes Verhalten bzw. eine Umerziehung hin zu einem bestimmten Verhalten möglich.

Alle Frauen sollen gefügsame Sexsklaven der Männer sein? Es stehen keine Gründe entgegen.

Frauen sollen sich ebenfalls Patriarchen werden? Kein Problem mit der richtigen Schulung.

Transsexuelle sollen sich gefälligst nach ihrem Körper verhalten? Ebenfalls unproblematisch

Schwule sollen lieber mit dem anderen Geschlecht schlafen wollen? Ebenfalls nur eine Frage der Erziehung.

Wie kommunistische Umerziehungslager oder christliche “Heterosexualisierungsbemühungen” zeigen kann dieser Ansatz beliebig viel Leid erzeugen.

Dieser Ansatz ermöglicht auch gerade medizinische Operationen. Denn wenn alles lediglich erziehung und Gesellschaft ist, dann kann man frei umoperieren und die Erziehung dann an der Operation ausrichten. Geschlechtsanpassende Operationen sind ja über Money wie man an dem Fall David Reimers sieht, gerade für diese Ideologie der sozialen Konstruktion der Geschlechter entwickelt worden.

Die Abwertung anderer Ausrichtungen als der Normalfall ist hier sogar einfacher, wie letztendlich die Queertheorie und die genderfeministische Theorie gerade bestätigt: Diese gehen ja davon aus, dass gesellschaftliche Normen geschaffen werden, die keine Begründung innerhalb der Realität haben sollen und ein Verstoß gegen diese Normen zu einer Ächtung und Ausgrenzung führt. Da die Kategorien beliebig geschaffen werden können, können auch beliebige Ausgrenzungen erfolgen und ein Anpassungsdruck in jede Richtung geschaffen werden.

3. Kausalzusammenhang

Der behauptet Kausalzusammenhang ist “Weil jeder alles sein kann, kann niemand etwas dagegen haben, wenn jemand etwas ist”. Das ist aber falsch. Denn wie gerade aufgeführt kann man genauso erwidern “wenn jeder alles sein kann, warum passt er sich dann uns nicht an” bzw. “Wenn jeder alles sein kann, warum ist er dann nicht so wie wir?”.

Aus der Möglichkeit Alles sein zu können folgt nicht zwangsläufig Toleranz. Aus ihr kann vielmehr auch eine Anforderung an ein bestimmtes Verhalten entstehen

Hingegen sagen die biologischen Theorien “jeder ist was er ist, du kannst es nicht ändern”. Der Kausalzusammenhang ist damit ein tatsächlicher. Auf ihn kann ebenso Toleranz gestützt werden (“jeder ist, was er ist, du kannst es nicht ändern, also werde damit fertig und akzeptiere jede Person so wie sie ist”).


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