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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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Diskriminierung ist an der Tagesordnung
Stell dir vor du hast ein Ziel vor Augen. Nicht irgendein
Ziel, sondern das Ziel endlich du selbst sein zu dürfen. Dass du dich endlich
der Welt so zeigst wie du bist. Für viele Menschen ist das augenscheinlich kein
Problem, gerade hier in einem so gut entwickelten und aufgeschlossenen Land wie
Deutschland bzw. in der ganzen EU, oder?
Wenn wir Amnesty International glauben können, ist das eben
nicht der Fall. Gerade Transsexuelle bzw. transidente Menschen haben es schwer.
Nur wenige Länder, wie Norwegen, Dänemark sowie Malta und seit kurzem auch
Irland, haben die behördlichen Hürden gesenkt. In anderen Ländern ist die
Diskriminierung dieser Menschen trauriger Alltag.
Zwangsscheidung zum Beispiel ist auch in Deutschland ein
Muss. Sprich wenn in einer Ehe ein Partner transident ist und seine
geschlechtliche Zugehörigkeit offiziell, also amtlich, ändert, dann muss die
bestehende Ehe zwangsgeschieden werden. Warum? Nun ganz einfach, weil in
Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern der Welt, die
gleichgeschlechtliche Ehe nicht gestattet ist.
Ein anderer Kritikpunkt ist der sogenannte „Alltagstest“.
Das bedeutet, dass eine Person 7 bis 12 Monate lang beweisen muss, dass sie im
anderen Geschlecht leben kann bzw. will. Sprich eine Transfrau (geboren im
männlichen Körper) muss sich komplett als Frau geben, kleiden, vorstellen usw.
Das kann natürlich am Arbeitsplatz Probleme hervorrufen, denn rein rechtlich
ist man noch ein Mann. Der Arbeitgeber
darf einen geschlechtsspezifischen Dresscode vorgeben und gerade wenn es um
Jobs mit direktem Kundenkontakt geht, kann dies für die transidente Person
spürbare Folgen haben.
Ich muss ehrlich sagen, das Ganze hat eher den Charakter
eines Spießrutenlaufes als einem wirklichen Alltagstest. Wir haben da eine
Transfrau oder einen Transmann. Bedingt durch die Geschlechtshormone, die man
bisher produzierte und noch immer produziert, hat sich ein Körper entwickelt,
der nicht zum empfundenen Geschlecht passt. Und nun soll man sich total locker
und selbstsicher im anderen Geschlecht geben, so als wäre es nie anders
gewesen. Mal simpel gesprochen ein Mann zieht sich ein Kleid an, eine Frau
einen Anzug, statt Jens sagt man Jasmin, statt Sandra Sandro und – Schwuppes – weiß man wie es mal sein kann?
So wird dann also der Alltag sein? NEIN!
Das Ganze ist extrem diskriminierend. Wenn jemand weiß, dass
das empfundene Geschlecht ein anderes ist als das angeborene, dann weiß diese Person das
einfach. Der „Alltagstest“ ist, so finde ich, eine enorme Hürde auf dem Weg zur
Selbstverwirklichung. Und es ist ja nicht die einzige. Ich habe noch kein Wort
über diverse Gutachten verloren, die man sich von mehreren Psychologen bzw.
Psychiatern erkämpfen muss oder die Kosten, die man selbst tragen muss, da die
Krankenkasse keine Kosten übernimmt, die mit der Änderung von Personendaten zu
tun haben wie bspw. Ändern des Namens, Anpassen von Urkunden etc.
Es wird einem, auch in Deutschland also, ein riesiger Stein
in den Weg gelegt. Na wobei, es sind schon mehrere. Als Transsexuelle/r muss
man sich also auf Diskriminierung einstellen, hohe Kosten und ein langes
Procedere. In dem angesprochenen Bericht von Amnesty International, der den
bezeichnenden Namen „THE STATE DECIDES WHO I AM“ trägt, wurden Transidente und
Transsexuelle in Deutschland befragt, ob sie sich im Alltag diskriminiert
fühlen. 54% antworteten mit „Ja“. Wer möchte, kann sich den Report Amnesty
International hier in verschiedenen Sprachen herunterladen, leider nicht auf
Deutsch.
Immerhin kann sich Deutschland beim Thema
Zwangssterilisation leicht auf die Schulter klopfen. Es ist nicht zwingend
gefordert, dass man sich sterilisieren lässt wenn man sein Geschlecht amtlich
ändert. In anderen Ländern, bspw. Polen, Finnland oder auch Belgien, ist dies
aber eine gesetzliche Anforderung!
Hier gibt es einen „schönen“ Film, der einen spüren lässt
welchen Blicken und Torturen man sich als transidenter Mensch auszusetzen hat,
um endlich das Ziel zu erreichen.
Ich denke, dass nach Irland, Norwegen, Malta und Dänemark
auch noch mehr Länder nachziehen werden, was die Selbstbestimmung angeht. Ich
hoffe Deutschland wird mit dabei sein und es so einer großen Gruppe Menschen
ermöglichen endlich frei und ohne große Auflagen leben zu können. Leider wird
es auch einige Länder geben, die nicht
so weit sind. Und seien wir ehrlich, nur weil wir ein Gesetz machen, dass es
verbietet Menschen wegen ihrer
Sexualität oder ihrer Identität zu diskriminieren, heißt das nicht, dass wir
damit allen Menschen den Kopf waschen und eine Einsicht einkehrt.
Aber nun komme ich vom Hundertsten ins Tausendste. Es gibt
noch viel zu tun bis in Deutschland endlich alle Menschen gleich sind und so
leben können, wie sie es möchten.
Gleichberechtigung passiert im Kopf, nicht auf Papier
Alle reden davon, jeder versteht um was es geht, aber leben
wir danach? Hast du dich schon mal dabei ertappt, wie du dir dachtest „Ach,
typisch …! War ja klar.“, oder lebst du die Werte der Gleichberechtigung schon?
Vor etwa 100 Jahren begannen tausende Frauen für Ihre Rechte
zu kämpfen und dafür auf die Straße zu gehen. Das Bild, das über dem Beitrag steht, zeigt eine
Parade von 1917 auf der die Frauen in den USA das Wahlrecht fordern. Auf jedem
der weißen Banner stehen tausende Unterschriften vieler Frauen aus dem ganzen
Land. 1920, also 3 Jahre später, wurde das bisherige Gesetz als Diskriminierung
abgegolten und den Frauen das volle Wahlrecht auf sämtlichen Ebenen
zugestanden. Zum Wahlrecht kamen natürlich im Laufe der Zeit viele weitere
Forderungen, denen mehr oder weniger nachgegeben wurde. Rein gesetzlich sind
Frauen in allen westlichen Ländern, rein vom Gesetz, den Männern
gleichgestellt.
Aber fühlt es sich wirklich so an? Ich sage nein! Und ich
habe Beweise! Im Jahre 1967 veröffentlichte MB-Spiele das Brettspiel Schiffe versenken. Auf dem Cover
sah man Vater und Sohn, wie sie sich in einer Partie duellieren. Unscheinbar im
Hintergrund die Mutter und Tochter, wie sie scheinbar freudig den Abwasch
machen während sich die Herren im Haus amüsieren.
Natürlich stellt das Bild nur eine Art Momentaufnahme dar.
Ich glaube auch nicht, dass MB-Spiele das Frauenbild zurück in graue Vorzeit
werfen wollte noch ein solches Bild verherrlichen mochte. Dennoch bildet es die
Realität dieser Zeit ab. Obwohl also seit 1920 Frauen de facto dieselben Rechte
wie Männer hatten, gab es ein großes Umdenken in den Haushalten noch lange
nicht.
Es ist ein langer Prozess, der wachsen muss, und zwar in der
Gesellschaft selbst. Es ist natürlich schön, dass die Politik ein Fundament
legen kann, doch solange keiner umdenkt, passiert auch nichts.
Wie ist die Situation heute? Nicht nur in den USA, sondern
an sich in der westlichen Welt? Noch immer sind Unterschiede spürbar. Ich
möchte da auch gar nicht so sehr in die Gehaltsdiskussion rutschen als viel
mehr darüber reden, was Frauen sich bspw. in Männerdomänen anhören dürfen.
Branchen wie der Maschinenbau oder auch die IT sind nach wie vor durch Männer
geprägt. Einige Frauen wagen den Sprung in das Becken und aus eigener Erfahrung
weiß ich, wie manche Männer über ihre
weiblichen Kollegen sprechen.
Ich arbeite selbst in der IT und musste da schon Zeuge der
dämlichsten Sprüche werden. Würden Kollegen genau so abwertend über die Person
sprechen, wenn es ein Mann wäre? Ich glaube nein. Denn oft kommt neben der
harschen Kritik noch dieser böse Beisatz „typisch Frau“ hinterher, oder
schlimmer, „die hat wohl ihre Tage“. So etwas erschreckt mich, denn es zeigt,
dass auch noch 100 Jahre nach dessen Beginn, der Kampf der Frauen noch nicht
beendet ist.
Und was ist mit Homosexuellen? Transsexuellen? Gruppen, die
ja schon politisch nicht gleichgestellt sind. Keine Ehe für
gleichgeschlechtliche Paare. Zwangsscheidungen für Partner eines Transmannes
bzw. einer Transfrau. Kein gemeinsames Adoptionsrecht für homsexuelle Paare.
Während junge Generation in der Frage Mann/Frau schon lange
keine Unterschiede mehr machen und sich die Vorurteile in den Köpfen langsam
verwaschen, so wird es in der LGBT Szene noch lange dauern. Erst wenn die
Politik eine Basis bietet, auf der wirklich alle Menschen gleich sind, erst
dann kann so ein Gedanke in den Köpfen keimen und wachsen.
Male ich die Welt grad wieder etwas schwarz? Ich denke
nicht. Ich möchte einfach nur zeigen, dass wir keine Quantensprünge erwarten
sollten von den Bemühungen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Es dauert eben bis
manche Ideen Früchte tragen. Und auch wenn wir selbst noch immer hart für
unsere Rechte und Anerkennung kämpfen müssen, so ist das der richtige Weg um
künftigen Generationen ein schöneres Leben zu ermöglichen.
Ach übrigens, 1971, also 4 Jahre nach dem sexistischen Cover
von MB, wurde eine neue Auflage herausgegeben. Das neue Cover zeigte ein
Mädchen und einen Jungen, die gemeinsam das Spiel spielen und diesmal muss
keiner Abwaschen :)
Quelltext: http://www.geschlechtsreich.de/2015/06/07/gleichberechtigung-passiert-im-kopf-nicht-auf-papier/
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