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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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Vielfalt
und Komplexität
Vielfalt und Komplexität der Fragen erlauben es angesichts
der für die Beantwortung zur Verfügung stehenden Zeit nur, in knapper Form zu
einigen Punkten Stellung zu nehmen. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der
Intersexualität steht im deutschen rechtswissenschaftlichen Schrifttum erst am
Anfang. In vielen anderen Ländern hat hingegen schon während der beiden
vergangenen Jahrzehnte ein intensiver und interdisziplinär geführter Diskurs
über rechtliche Fragen der Intersexualität stattgefunden, der sich vor allem
auch der menschenrechtlichen Dimension widmet. Es muss daher darauf hingewiesen
werden, dass es einer wesentlich intensiveren Untersuchung bedürfte, um der
fundamentalen Bedeutung der Fragen für die Betroffenen wie auch für unser von
einer bipolaren Geschlechterordnung geprägtes Rechtssystem gerecht zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Nikita Noemi
Man schaue einfach mal in diesen Link und wird schnell erkennen,
was für viele Normal ist, ist für andere nur Panik“!
Wettkampf der Geschlechter
Auch das kennen wo möglich viele, sich darüber aber Gedanken
machen schon Schwierig, wer kann sich schon einfühlen in diesen Menschen, ja
Menschen das sind Intersexuelle!
Der Fall Caster
Semenya ist das größte Kuriosum der Leichtathletik-WM. Ist die
800-Meter-Gewinnerin wirklich eine Frau? Experten warnen vor vorschnellen
Schlüssen - und Diskriminierung. Gendefekte oder Hormonstörungen könnten die
Ursache für das maskuline Aussehen der Sportlerin sein.
"Mein Golden Girl ist kein Mann", beteuert eine,
die es - eigentlich - wissen müsste. Dorcus Semenya ist die Mutter der
südafrikanischen Sportlerin Caster Semenya, die bei der Leichtathletik-WM in
Berlin die Goldmedaille über 800 Meter gewann - und einen Eklat auslöste.
Ist die 18-Jährige mit dem männlichen Gesicht, den schmalen
Hüften und großen Muskeln, die ihre Konkurrentinnen mit einem
Zwei-Sekunden-Vorsprung im Zieleinlauf deklassierte, tatsächlich eine Frau?
"Ja", beteuerte ihre Mutter auf der Titelseite der
südafrikanischen Zeitung "The Star" - das ganze Land reagierte empört
auf die vom Weltverband IAAF (International Association of Athletics
Federations) eingeleitete Untersuchung des Falles. Eine Chromosomenanalyse soll
klären, ob Semenya männlichen oder weiblichen Geschlechts ist. Frauen tragen in
ihrem Genom normalerweise zwei X-Chromosomen, Männer ein X-, und ein
Y-Chromosom.
Die polnische Sprinterin, Weltrekordlerin und
Olympiasiegerin Ewa Klobukowska, die bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio
beim 4mal-100-Meter-Staffellauf einen Weltrekord hinlegte und ihrer Mannschaft
die Goldmedaille sicherte, hatte einen entscheidenden Vorsprung vor ihren Kontrahentinnen:
Sie trug zusätzlich zu ihren beiden X-Chromosomen noch ein Y-Chromosom. Als das
bekannt wurde, strich der Weltleichtathletikverband Klobukowska aus den
Rekordlisten.
Theoretisch könnte der Fall Semenya genauso liegen. Dann
stellte sich natürlich die Frage: Warum wurde eine solche Abnormalität nie
erkannt - zumal, wenn sie sich optisch relativ deutlich bemerkbar macht?
Chromosomales Geschlecht, empfundene Identität, Aussehen
Intersexualität ist allerdings nicht auf den ersten Blick zu
erkennen. Die Gründe, sagt der Hormonspezialist Jens Jacobeit vom
Endokrinologikum in Hamburg, können vielvältig sein. "Nicht jeder, der 46
Chromosomen und davon ein X- und ein Y-Chromosom besitzt, sieht auch aus wie
ein Mann."
Das Phänomen der Polin Ewa Klobukowska mit ihren 47
Chromosomen und der XXY-Konstellation etwa bezeichnen Ärzte als
Klinefelter-Syndrom. Es entsteht schon in der frühen Embryonalentwicklung und
kommt dadurch zustande, dass sich die Geschlechtschromosomen der Eltern nicht
richtig teilen.
In Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 80.000 Jungen
und Männer mit dem Klinefelter-Syndrom - neun von zehn wissen jedoch vermutlich
nichts von ihrem zusätzlichen X-Chromosom. Durch Chromosomenstörung sehen die
Betroffenen aus wie Männer, haben aber meist sehr kleine Hoden und einen
kleineren Penis. Obwohl das Sexualleben meist nicht beeinträchtigt ist,
produzieren die Männer oft nur wenig funktionstüchtige Spermien.
"Man muss klar unterscheiden zwischen dem chromosomalen
Geschlecht, der empfundenen Identität und dem Aussehen", sagt
Endokrinologe Jacobeit. Denn nicht nur die Gene entscheiden, wie ein Mensch
aussieht, auch die Hormone wirken sich auf das Äußere aus. Das männliche
Geschlechtshormon Testosteron etwa zirkuliert sowohl im Blut von Männern als
auch von Frauen - und ist für die Ausreifung der Geschlechtsorgane essentiell.
Nie an der eigenen Weiblichkeit gezweifelt
Wenn die Hormone allerdings nicht wirken können, entwickelt
sich der Körper nicht nach dem normalen Mann-oder-Frau-Schema. Die spanische
Hürdenläuferin María José Martínez Patiño etwa hätte 1985 in Kobe, Japan, nicht
als Frau an den Start gehen dürfen. Denn die Sportlerin war ein Sportler.
Trotzdem hatte Patiño bis zu dem genetischen Test, den die Veranstalter der
Studenten-WM verlangten, nie an ihrer Weiblichkeit gezweifelt. Doch die
Chromosomenanalyse ergab zweifellos: XY, männlich, disqualifiziert.
"Es gibt üppige Frauen, die extrem weiblich aussehen,
aber einen männlichen Chromosomensatz haben", meint Jacobeit. Die Ursache
liegt dann mitunter in der mangelnden Wirkung von Testosteron. Auch die
24-Jährige Sportlerin Patiño litt vermutlich unter einer sogenannten
Androgenresistenz. Dabei sind die Rezeptoren für Testosteron an den
Geschlechtsorganen defekt, so dass sie gar nicht oder nicht ausreichend für die
Ausreifung der Geschlechtsorgane sorgen können. Die betroffenen Kinder sind
zwar genetisch männlich, sehen aber wie Mädchen aus. Mitunter stellen die Ärzte
die Diagnose schon in der Kindheit, weil sich die Hoden nicht abgesenkt haben,
sondern im Bauch verblieben sind und dort zu Vorwölbungen führen können. Fällt
die Störung nicht auf, bemerken die Betroffenen sie entweder in der Pubertät,
weil die Menstruation ausbleibt oder wenn später ein Kinderwunsch unerfüllt
bleibt.
Auch in der Literatur wurde das Phänomen unlängst
thematisiert: Cal, die hermaphrodite Hauptfigur aus Jeffrey Eugenides' Roman
"Middlesex", wuchs als Mädchen namens "Caliope" auf, mit
einem XY-Chromosomensatz. Das Enzym 5-alpha-Reduktase arbeitete nicht
ausreichend, sodass Testosteron nicht in Dihydrotestosteron umgewandelt werden
konnte. Dieses Hormon ist jedoch essentiell für die Ausreifung der
Geschlechtsorgane. Cal erfuhr kurz vor einer Operation, die aus ihr endgültig
eine Frau machen sollte, dass ihre Gene etwas anderes über sie aussagen - und
entschied sich für ein Leben als Mann.
Tiefe Stimme und große Muskeln durch Anabolika
"Historisch war es ganz häufig so, dass man bei einer
schwierigen Geschlechtszuordnung Patienten zu Unrecht behandelt und sie zu
Frauen umoperiert hat", meint Jacobeit. "Eine neue Vagina
herzustellen ist viel einfacher, als einen Penis zu formen." Heute gehe
man in Deutschland mit diesen Fragen weitaus vorsichtiger um und versuche, die
Betroffenen in den Entscheidungsprozess miteinzubeziehen - oder ihnen ihr
Zwittergeschlecht zu lassen.
Hat auch Caster Semenya statt zwei X-Chromosomen vielleicht
ein X- und ein Y-Chromosom? Leidet sie an einem Hormondefekt? Solange das
Testergebnis, das nächste Woche erwartet wird, noch aussteht, bleibt all das
reine Spekulation.
Eine Sportlerin, die eine optische Vermännlichung durch die
Gabe von Anabolika erfuhr, war die DDR-Spitzenathletin Heidi Krieger.
Systematisches Dopinghatte den Körper der Diskuswerferin und Kugelstoßerin
stark verändert, die Testosteron-Abkömmlinge senken die Stimme, vermehren die
Behaarung und vergrößern die Muskelmasse. Krieger entschied sich nach ihrer
Sportlerlaufbahn zu einer Geschlechtsumwandlung - und lebt heute als Andreas
Krieger.
Diskriminierung intersexueller Sportlerinnen weltweit
>>> Report on Discrimination of Hermaphrodites in
Sports
>>>
Open Letter to IOC Chief Jacques Rogge demanding Justice for Santhi and Caster
Heute noch werden intersexuelle Menschen im Sport
diskriminiert. International und disziplinübergreifend bestehen keine
verbindlichen Richtlinien, die intersexuelle Sportlerinnen davor schützen.
Andererseits gibt es eine Reihe von Beispielen, wie intersexuelle Menschen
schikaniert oder gar willkürlich von Wettkämpfen ausgeschlossen werden. Jüngere
Beispiele sind die anlässlich der XXIX Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking
wieder eingeführten Testverfahren zur Geschlechtsbestimmung, die
Rufmordkampagne gegen das aufstrebende deutsche Tennistalent Sarah Gronert und
die globale Rufmordkampagne gegen die südafrikanische Mittelstreckenläuferin
Caster Semenya.
Das vorletzte Mal wurden Gentests zur Geschlechtsbestimmung
an Olympischen Spielen 1996 in Atlanta an 3600 Athletinnen durchgeführt. Dabei
wurden acht intersexuelle Sportlerinnen disqualifiziert, da sie trotz
weiblichem Erscheinungsbild über einen männlichen Chromosomensatz XY verfügten
(7 mit Diagnose CAIS und eine mit 5-alpha-Reduktase-Mangel). Erst nach
aufreibenden und erniedrigenden Rekursverfahren konnten sie schliesslich alle
doch noch teilnehmen.
Weniger Glück im Unglück hatten zahlreiche intersexuell
geborene Sportlerinnen bei vielen anderen Wettkämpfen:
Wegen eines Gentests wurde 1967 die polnische Sprinterin Ewa
Klobukowska von Wettkämpfen ausgeschlossen.
1985 wurde die spanische Hürdenläuferin María José
Martínez-Patiño ebenfalls nach einem Gentest disqualifiziert, alle ihre
früheren Medaillen wurden ihr aberkannt. Als sie sich nach anfänglichem
Kooperieren weigerte, stillschweigend nicht mehr anzutreten, wurde sie durch
Indiskretionen an die Presse als Betrügerin denunziert. Erst nach 2 1/2 Jahren
Kampf vor Gericht auf eigene Kosten wurde sie wieder zu Wettkämpfen zugelassen,
doch nach der Zwangspause erreichte sie nicht mehr ihre frühere Form. Sie
schrieb darauf eine Doktorarbeit über Frauen im Sport und lehrt heute an der
Universität von Virgo (Spanien). Mehr Informationen auf Englisch:
>>>
María José Martínez-Patiño's Story in her own Words (PDP) (Lancet Vol 366,
2005)
>>>
Maria's Story auf aissg.org
>>> Artikel aus Latino-Perspektive auf Anygüey
Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurde die
intersexuell geborene brasilianische Judokämpferin Edinanci Silva zwar nicht
von den Spielen ausgeschlossen, jedoch von einer unterlegenen Konkurrentin
aufgrund ihres Geschlechts öffentlich diffamiert.
Wegen eines Gentests wurde der indischen 800-Meter-Läuferin
Santhi Soundarajan bei den Asien-Spielen 2006 nach einem erniedrigen
öffentlichen Verfahren nachträglich die Silbermedaille aberkannt. Das Verfahren
war willkürlich und von Rufmordkampganen in den Medien begleitet. Santhi
Soundarajan wurde von den Verantwortlichen im Stich gelassenund unternahm einen
Selbstmordversuch. Wenigstens erhielt sie schliesslich vom Staat Tamil Nadu
einen Geldpreis und eine Anstellung als Trainerin. Santhi Soundarajan solidarisiserte
sich öffentlich mit Caster Semenya: "Sie soll den Kampf nicht
aufgeben." Der indische
Athletikverband AFI beobachtet das Verfahren um Caster Semenya und erwägt je
nach Ausgang eine Beschwerde gegen den Olympic Council of Asia, Santhi
Soundarajan zu rehabilitieren und ihr die Medaille zurückzugeben.
>>> Gerechtigkeit für Santhi Soundarajan!
Mehr Informationen auf Englisch:
>>>
Artikel in der Times of India (16.9.09)
>>>
Älterer Artikel Times of India (9.1.2007)
>>> Artikel auf BBC (14.9.09)
Ein weiterer Fall spielte sich 2008 in Deutschland ab. Die
erfolgreiche Tennisspielerin Sarah Gronert sieht sich aktuell einer
entwürdigenden Rufmordkampagne ausgesetzt, die sie jüngst zu einer öffentlichen
Richtigstellung zu Handen der Presse zwang. Aufgrund der Belastung durch diese
diskriminierenden und ihre Intimsphäre verletzenden Vorwürfe sieht sich die
22-jährige Sarah Gronert zur Zeit ausser Stande, ihre Karriere fortzusetzen und
legt bis auf weiteres eine Pause ein. Erst nach knapp einem Jahr kündete Sarah
Gronert an, ihre Karriere fortzuführen.
>>> Sarah Gronert: Diskriminierung von Zwittern im
Sport
>>> FAZ 25.8.08
Zwischengeschlecht.org solidarisiert sich mit allen
ungerecht behandelten und geschädigten zwischengeschlechtlich geborenen
Sportlerinnen und verurteilt ihre Diskriminierung aufs Schärfste. Sportverbände
sowie Gesetzesgeber sind aufgefordert, diese menschenrechtswidrigen
Diskriminierungen endlich international und disziplinübergreifend konsequent
abzuschaffen.
Daniela Truffer (Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe
Zwischengeschlecht.org, Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfe
intersex.ch, Mitglied XY-Frauen, Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.)
Quelltext: http://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Diskriminierung-intersexueller-Sportlerinnen-weltweit
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