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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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Bilanz eines Jahres: 271
Transpersonen ermordet
Zum 17. Mal wird am Freitag an die Opfer von Transphobie
gedacht – und gefordert, dass Transpersonen endlich akzeptiert und rechtlich
anerkannt werden.
In diesem Jahr erlangten Transgender-Themen eine gewisse
Öffentlichkeit, insbesondere in den USA: Dort outete sich etwa Reality-Star
Caitlyn Jenner als Transfrau. Die frühere Sportlerin, die 1976 die olympische
Goldmedaille im Zehnkampf der Männer gewonnen hatte, war in den USA unter dem
Namen Bruce Jenner jahrelang ein Superstar und Vorbild. Auch die mehrfach
ausgezeichnete Trans-Schauspielerin Laverne Cox ("Orange ist the New
Black") sorgte für Wirbel. Sie soll in Kürze die Rolle des Dr. Frank-N-Furter
in der Neuverfilmung der Rocky Horror Picture Show übernehmen (queer.de
berichtete).
Trotz der größeren Akzeptanz haben Transpersonen nach wie
vor einen schweren Stand. So zählten LGBT-Aktivisten zwischen Oktober 2014 und
September 2015 insgesamt 271 Menschen, die wegen ihrer Geschlechtsidentität
ermordet worden sind (hier die Liste als PDF). Da die meisten Staaten keine
derartige Statistik führen, dürfte die Dunkelziffer noch viel höher liegen.
In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens werden
Transpersonen diskriminiert: So stellte das Transgender Network Switzerland
(TGNS) in einer Umfrage kürzlich fest, dass jede vierte Transperson, die sich
am Arbeitsplatz outet, ihren Job verliert. Die Arbeitslosenquote unter
Transpersonen liegt in der Eidgenossenschaft mit 20 Prozent vier Mal höher als
in der Allgemeinbevölkerung. Ähnlich dürfte es in anderen Ländern aussehen.
Um auf diese Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, wird
bereits seit den späten Neunzigerjahren immer am 20. November der
"Transgender Day of Remembrance" begangen. Damit wird öffentlich den
Opfern von transphober Gewalt gedacht. Noch immer wissen aber zu wenige
Menschen in der Allgemeinbevölkerung, was Transsexualität bedeutet – und dass
Tranpersonen einfach Menschen sind, die ihr rechtliches Geschlecht ändern
wollen, weil sie wissen, dass sie diesem nicht angehören.
Stattdessen werden Ängste geschürt: So scheiterte etwa im
texanischen Houston ein Antidiskriminierungsgesetz in einem Volksentscheid,
weil LGBT-Gegner davor gewarnt hatten, dass sich transsexuelle Sexverbrecher
dann legal in Damentoiletten aufhalten dürften (queer.de berichtete). Auch in
Deutschland wird insbesondere am rechten Rand hemmungslos gegen Transpersonen
gehetzt. Aufklärung über Transsexualität wird etwa im Wahlprogramm der AfD als
gefährlich eingestuft (queer.de berichtete).
Gedenktag geht auf Mord aus dem Jahr 1998 zurück
Der Gedenktag war von Aktivisten in den USA nach dem Mord an
Transfrau Rita Hester im November 1998 ins Leben gerufen worden. Die Frau wurde
in ihrer eigenen Wohnung im Bundesstaat Massachusetts erstochen. Anders als
beim Mord des Schwulen Mathew Shepard, der sich nur sechs Wochen vorher
ereignet hatte, gab es fast keine Berichterstattung über Rita Hester – der Mord
ist bis heute noch nicht aufgeklärt. Trans-Aktivisten beklagten, dass die
Öffentlichkeit offenbar wenig Interesse am Tod einer Transfrau hatte, die noch
dazu schwarz ist. Sie begannen wenige Tage nach dem Verbrechen mit öffentlichen
Aktionen, um auf die Gewalt gegen Transpersonen aufmerksam zu machen. Daraus
entwickelte sich eine weltweite Bewegung. Auch in Deutschland wird in
zahlreichen Städten des Tages gedacht – so wird in Dortmund vor dem Rathaus die
Regenbogenflagge gehisst.
In Deutschland fordern Trans-Aktivisten bereits seit Jahren
eine Reform des Transsexuellengesetzes, das seit seiner Einführung 1980 kaum
verändert wurde, aber bereits ein halbes Dutzend Mal für verfassungswidrig
erklärt worden war, zuletzt 2011 (queer.de berichtete). Die Bundesregierung
zeigte aber bisher keinerlei Interesse an Änderungen.
Die Opposition hofft aber auf ein Einsehen: "Das Recht
auf freie Entfaltung der Persönlichkeit setzt voraus, dass Menschen in ihrer
Sexualität und Geschlechtlichkeit akzeptiert werden", erklärte am Freitag
Harald Petzold, der queerpolitische Sprecher der Linksfraktion. Er fordert
neben Gesetzesänderungen und einen besseren Schutz für Trans-Flüchtlinge. Die
Akzeptanz der Transsexualität sei "eine Grundvoraussetzung für die
rechtliche Anerkennung. Diese Anerkennung wird Trans-Menschen derzeit noch
verwehrt."
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