Freitag, 20. November 2015

Bilanz eines Jahres: 271 Transpersonen ermordet! // Record of the Year: 271 Trans people killed

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Geschrieben und Bearbeitet von Nikita Noemi Rothenbächer 2015

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Bilanz eines Jahres: 271 Transpersonen ermordet

Zum 17. Mal wird am Freitag an die Opfer von Transphobie gedacht – und gefordert, dass Transpersonen endlich akzeptiert und rechtlich anerkannt werden.

In diesem Jahr erlangten Transgender-Themen eine gewisse Öffentlichkeit, insbesondere in den USA: Dort outete sich etwa Reality-Star Caitlyn Jenner als Transfrau. Die frühere Sportlerin, die 1976 die olympische Goldmedaille im Zehnkampf der Männer gewonnen hatte, war in den USA unter dem Namen Bruce Jenner jahrelang ein Superstar und Vorbild. Auch die mehrfach ausgezeichnete Trans-Schauspielerin Laverne Cox ("Orange ist the New Black") sorgte für Wirbel. Sie soll in Kürze die Rolle des Dr. Frank-N-Furter in der Neuverfilmung der Rocky Horror Picture Show übernehmen (queer.de berichtete).

Trotz der größeren Akzeptanz haben Transpersonen nach wie vor einen schweren Stand. So zählten LGBT-Aktivisten zwischen Oktober 2014 und September 2015 insgesamt 271 Menschen, die wegen ihrer Geschlechtsidentität ermordet worden sind (hier die Liste als PDF). Da die meisten Staaten keine derartige Statistik führen, dürfte die Dunkelziffer noch viel höher liegen.

In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens werden Transpersonen diskriminiert: So stellte das Transgender Network Switzerland (TGNS) in einer Umfrage kürzlich fest, dass jede vierte Transperson, die sich am Arbeitsplatz outet, ihren Job verliert. Die Arbeitslosenquote unter Transpersonen liegt in der Eidgenossenschaft mit 20 Prozent vier Mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ähnlich dürfte es in anderen Ländern aussehen. 

Um auf diese Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, wird bereits seit den späten Neunzigerjahren immer am 20. November der "Transgender Day of Remembrance" begangen. Damit wird öffentlich den Opfern von transphober Gewalt gedacht. Noch immer wissen aber zu wenige Menschen in der Allgemeinbevölkerung, was Transsexualität bedeutet – und dass Tranpersonen einfach Menschen sind, die ihr rechtliches Geschlecht ändern wollen, weil sie wissen, dass sie diesem nicht angehören.

Stattdessen werden Ängste geschürt: So scheiterte etwa im texanischen Houston ein Antidiskriminierungsgesetz in einem Volksentscheid, weil LGBT-Gegner davor gewarnt hatten, dass sich transsexuelle Sexverbrecher dann legal in Damentoiletten aufhalten dürften (queer.de berichtete). Auch in Deutschland wird insbesondere am rechten Rand hemmungslos gegen Transpersonen gehetzt. Aufklärung über Transsexualität wird etwa im Wahlprogramm der AfD als gefährlich eingestuft (queer.de berichtete).

Gedenktag geht auf Mord aus dem Jahr 1998 zurück

Der Gedenktag war von Aktivisten in den USA nach dem Mord an Transfrau Rita Hester im November 1998 ins Leben gerufen worden. Die Frau wurde in ihrer eigenen Wohnung im Bundesstaat Massachusetts erstochen. Anders als beim Mord des Schwulen Mathew Shepard, der sich nur sechs Wochen vorher ereignet hatte, gab es fast keine Berichterstattung über Rita Hester – der Mord ist bis heute noch nicht aufgeklärt. Trans-Aktivisten beklagten, dass die Öffentlichkeit offenbar wenig Interesse am Tod einer Transfrau hatte, die noch dazu schwarz ist. Sie begannen wenige Tage nach dem Verbrechen mit öffentlichen Aktionen, um auf die Gewalt gegen Transpersonen aufmerksam zu machen. Daraus entwickelte sich eine weltweite Bewegung. Auch in Deutschland wird in zahlreichen Städten des Tages gedacht – so wird in Dortmund vor dem Rathaus die Regenbogenflagge gehisst.

In Deutschland fordern Trans-Aktivisten bereits seit Jahren eine Reform des Transsexuellengesetzes, das seit seiner Einführung 1980 kaum verändert wurde, aber bereits ein halbes Dutzend Mal für verfassungswidrig erklärt worden war, zuletzt 2011 (queer.de berichtete). Die Bundesregierung zeigte aber bisher keinerlei Interesse an Änderungen.

Die Opposition hofft aber auf ein Einsehen: "Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit setzt voraus, dass Menschen in ihrer Sexualität und Geschlechtlichkeit akzeptiert werden", erklärte am Freitag Harald Petzold, der queerpolitische Sprecher der Linksfraktion. Er fordert neben Gesetzesänderungen und einen besseren Schutz für Trans-Flüchtlinge. Die Akzeptanz der Transsexualität sei "eine Grundvoraussetzung für die rechtliche Anerkennung. Diese Anerkennung wird Trans-Menschen derzeit noch verwehrt."


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