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Nikita Noemi Rothenbächer 2015
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Weltärztebund:
Transgeschlechtlichkeit ist keine Krankheit
Die Generalversammlung des Weltärztebundes hat auf
Initiative der deutschen Bundesärztekammer am vergangenen Wochenende in Moskau
beschlossen, Transgeschlechtlichkeit nicht länger zu pathologisieren.
Die internationale Vereinigung von über 100 nationalen
Ärzteverbänden verabschiedete das "Statement on Transgender People",
in dem Mediziner aufgefordert werden, für eine diskriminierungsfreie
gesundheitliche Versorgung von Transsexuellen und Transgendern zu sorgen.
In der Internationalen Klassifikation von Krankheiten und
Gesundheitsproblemen (ICD-10) ist Transsexualität derzeit noch in der Liste von
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen aufgeführt. Die
Weltgesundheitsorganisation plant diese Klassifikation in der neuen Liste, die
2017 in Kraft treten soll, zu ändern.
Der Lesben- und Schwulenverband begrüßte am Donnerstag die
Stellungnahme des Weltärztebundes. Gleichzeitig warnte die LGBT-Organisation
aber, die Neubewertung dürfe nicht dazu führen, dass Krankenkassen in Zukunft
die Bezahlung von geschlechtsangleichenden Operationen mit der Begründung
ablehnten, dass keine Krankheit vorliege. "Für die weit überwiegende
Mehrheit der Trans*-Personen sind geschlechtsangleichende medizinische
Maßnahmen zwingende Voraussetzung für ihr Wohlbefinden und ihre mentale
Gesundheit", erklärte LSVD-Sprecherin Uta Schwenke.
Der Weltärztebund hatte vor zwei Jahren eine Stellungnahme
verabschiedet, nach der die "Heilung" von Homosexuellen ein Verstoß
gegen die Menschenrechte darstelle.
Gedenktag für Opfer
transphober Gewalt
Am 28. November 1998 wurde die Transfrau Rita Hester in
ihrer eigenen Wohnung im Bundesstaat Massachusetts erstochen. Anders als beim
Mord des Schwulen Mathew Shepard, der sich nur sechs Wochen vorher ereignete,
gab es fast keine Berichterstattung über Rita Hester – der Mord ist bis heute
noch nicht aufgeklärt. Trans-Aktivisten beklagten, dass die Öffentlichkeit
offenbar wenig Interesse am Tod einer Transfrau haben, die dazu noch schwarz
ist. Sie begannen wenige Tage nach dem Verbrechen mit öffentlichen Aktionen, um
auf die Gewalt gegen Transpersonen aufmerksam zu machen. Seit 1999 wird der
Transgender Day of Remembrance jedes Jahr am 20. November begangen.
Wie wichtig der Tag noch heute ist, zeigt eine kürzlich
veröffentlichte Studie des "Transgender Murder Monitoring Project"
(pdf). Die Gruppe verzeichnete binnen eines Jahres weltweit 238 Morde an
Transgendern, die nachgewiesen werden konnten. Seit 2008 sind es sogar rund
1.400 Fälle. Besonders gefährlich leben Transpersonen demnach in Mexiko und
Brasilien. Auch in Deutschland gibt es viele Opfer transphober Gewalt und
Diskriminierung, wie eine Studie des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) im
vergangenen Jahr bestätigte.
Erhöhtes Diskriminierungsrisiko
"Wer Normvorstellungen von Männlichkeit und
Weiblichkeit in Frage stellt oder sich nicht eindeutig geschlechtlich verorten
lässt, hat ein erhöhtes Diskriminierungsrisiko. Transphobie geht uns folglich
alle an!", erklärte LSVD-Sprecherin Deborah Reinert. Der Verband fordert
daher "Zugang zu verlässlichen Informationen und proaktive Aufklärung und
Sensibilisierung über Transgeschlechtlichkeit, um Diskriminierung in allen
gesellschaftlichen Bereichen wirksam entgegenzutreten". Um Trans-Menschen
und ihren Alltag sichtbar zu machen, veröffentlicht die Deborah-Campbell-Band
in Kooperation mit dem LSVD und der Kampagne "Anders und gleich" des
Landes Nordrhein-Westfalen heute das Musikvideo "She is There".
Die Berliner Integrationssenatorin verweist anlässlich des
Transgender Day of Remembrance auf die Initiativen in der Hauptstadt, um gegen
homo- und transphobe Gewalt vorzugehen: "Opfer von homo- oder transphober
Gewalt dürfen nicht alleine gelassen werden!", so Dilek Kolat (SPD). In
der Hauptstadt gibt es etwa ab 19 Uhr eine von LesMigraS und GLADT organisierte
Veranstaltung, um ermordeten "Freund*innen" zu gedenken.
In Deutschland gibt es allerdings noch kaum öffentliche
Aufmerksamkeit für Transgender. Sie tauchen eher in der sehr leichten
Unterhaltung auf, etwa in Form der transsexuellen Ex-DSDS-Kandidatin Lorielle
London. In den USA gibt es dagegen einige transsexuelle Stars wie Laverne Cox
aus der Serie "Orange is the New Black", die auch als
Trans-Aktivistin in Erscheinung tritt. Cher-Sohn Chaz Bono löste seit seinem
Coming-out als Transsexueller vor vier Jahren immer wieder aufgeregte
öffentliche Debatten aus (queer.de berichtete).
Zuletzt sorgte der gemeinsame transsexuelle Sohn der
Schauspieler Warren Beatty und Annette Benning für Medieninteresse, als er in
einem Kurzvideo für eine bessere Gesundheitsversorgung von Transsexuellen warb.
Auf die Frage, wie er sich selbst beschreibt, antwortete Stephen Ira Beatty
unlängst: "Ich identifiziere mich als Transmann, als verdammte Queen, als
Homosexueller, als Queer, als Nerd, als Kämpfer, als Schriftsteller, als
Künstler und als ein Typ, der mal wieder zum Frisör gehen muss".
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